#1

AUTO-PHILIE

in Fanfictions 18.03.2009 09:54
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Jo...der kleine OS musste mal wieder sein nach den Ereignissen von vergangener Woche.^^
Wie ihr euch sicher denken könnt, wird Bushido auch drin vorkommen.


AUTO-PHILIE


„Und wenn ich es dir sage, dass du den Unterschied merkst, wie Tag und Nacht! Du verkaufst deinen Q7 sofort wieder, wenn du einmal mit meinem CL-AMG gefahren bist!“

„Ach Quatsch! Auto ist Auto und ist zum Fahren da, ich brauch da nicht so viel Schnickschnack! Das kannst du mir nicht erzählen, dass es sich in deinem besser fährt!“

Bill lehnte an der Wand und schwenkte sein Cocktailglas gleichmäßig im Kreis, so dass sich die Flüssigkeit darin fleißig mitdrehte. Er hatte ein Bein lässig eingeknickt und wirkte deswegen in etwa gleich groß mit dem vor ihm stehenden 30-jährigen, südländisch aussehenden Mann, der in Wirklichkeit einige Zentimeter kleiner war, als er. Doch Bill war so rücksichtvoll, diesen körperlichen Vorteil nicht über Gebühr zu strapazieren, denn er wusste, wie sehr es den Halbtunesier wurmte, dass er normalerweise zu ihm aufschauen musste.

Unterschiedlicher könnten die beiden Männer nicht sein, die hier schon seit einer gefühlten Ewigkeit über ihre neuesten Fahrzeuge philosophierten. Der eine schien gerade zu Hause, nach einem faulen Fernsehnachmittag, vom Sofa gekrochen zu sein, mit seiner schwarzen Nike-Trainingshose und dem roten T-Shirt mit der bedeutungsschwangeren Aufschrift „Just do it“ und der andere war gestylt bis hin zu den manikürten Fingerspitzen, als würde er sich nicht auf der ASP von Oli Pochers Comedyshow befinden, sondern Ehrengast auf der Fashion week sein.

Der gut gebaute Trainigshosenfetischist trug einen kratzigen 3-Tage-Bart um das Kinn herum, der seine testosteronüberladene Männlichkeit noch mehr herauskehrte, als es seine markanten Züge sowieso schon taten und der andere hatte ein Gesicht, als hätte es Michelangelo persönlich, nach himmlischen Vorlagen, aus kostbarem Marmor gemeißelt und ihm danach in einer hochkomplizierten Prozedur feinätherisches Leben eingehaucht. Der Zarte und der Harte, der Feinfühlige und der Ungehobelte, der Schöne und das Biest, so der erste Eindruck, der sich aufdrängte, wenn man die beiden beobachtete. Die äußere Schale war mit Bedacht gewählt - von beiden.

So grundverschieden sie auch waren, so dass sie eigentlich auf keinen gemeinsamen Nenner kommen dürften und doch schafften sie es nicht, sich aus dem Weg zu gehen. Schon seit Stunden nicht. Tom hatte schon mehrmals versucht, sich in das Gespräch einzumischen, mit der Absicht, es zu beenden und seinen Zwillingsbruder wieder mit sich zu nehmen, doch wurde er immer wieder mit den unterschiedlichsten Ausreden von Bill weggeschickt und auch Bushido duldete es in keinster Weise, dass sich einer seiner Homies zu ihnen gesellte, um sich unter ihre traute Zweisamkeit zu mischen.

„Dann komm mit, wenn du mir nicht glaubst! Es steht draußen vor der Tür!“

„Zu dir ins Auto?“
Bill grinste mit hochgezogenen Brauen so breit, dass auf seiner jugendlich straffen Gesichtshaut hell schimmernd die Lichter des Raumes reflektierten. „Das ist aber ein billiger Trick, Anis!“ Er drohte spielerisch mit dem Zeigefinger.

„Mönsch…jetzt hab dich nicht so, du kennst mich doch mittlerweile!“

Bushido breitete verständnislos die Arme aus, musste dann aber ebenfalls grinsen. Die holperigen Anfänge ihrer Bekanntschaft ließen sich nicht so einfach verleugnen, sie kamen immer wieder durch und zündeten kleine Feuerchen an, die mit ihren züngelnden Flämmchen die Spannung am Köcheln hielten. Sie verstanden sich mittlerweile wirklich gut, doch bisher waren sie auch noch nie ganz allein gewesen. Immer waren genügend Leute um sie herum, die sie argwöhnisch belauerten und anscheinend nur darauf warteten, dass irgendetwas passierte, dass ein Eingreifen notwendig machte. Besonders die Bodyguards der Twins standen mit ausgefahrenen Antennen und so nervös wie junge Rennpferde in den Startlöchern, wenn sich ihr zartes Schutzobjekt allzu nah im Umkreis des unberechenbaren Rappers bewegte. Bill wusste das nur zu genau und schien sich einen Spaß daraus zu machen, ihre Angst mit seinem ungebührlichen Verhalten auf die Spitze zu treiben.

„Eben!“

Bills schlanker Zeigefinger drohte nicht mehr, sondern umkreiste jetzt elegant den Rand seines Glases, während er immer noch vielsagend vor sich hin grinste. Dann steckte er sich die Fingerspitze in den Mund und lutschte genüsslich, unter scharfer Beobachtung zweier tiefschwarzer Augen, den süßen Geschmack der alkoholischen Flüssigkeit davon ab. Die ganze Zeit hatten sie es mehr oder weniger geschafft, anzügliche Worte oder Gesten zu vermeiden, doch nun schien diese stumme Abmachung urplötzlich nicht mehr zu existieren, woran Bill nicht ganz unschuldig war. Müsste er nicht ganz genau wissen, welche Assoziationen so ein hübscher, hellhäutiger Finger hervorrief, der eng umschlossen zwischen verführerisch aufgeworfenen Lippen steckte und von der warmen Feuchtigkeit kosten durfte, die sich dahinter verbarg? Mit 19 Jahren wusste man so etwas ganz sicher, selbst wenn man nicht den klaren und spritzigen Geist besaß, wie dieser anmutige Knabe mit den straff zurückgebundenen Haaren.

Und so schaute der kurzgeschorene Rapper auch erst etwas fragend drein, ehe er mit rauer Stimme Bill noch einmal aufforderte, sich doch einfach selbst von den Vorzügen seines aufgemotzten AMG Mercedes zu überzeugen. „Komm schon, steht doch gleich hinter der Tür, wir sind auch bald wieder da.“

„Wenn du das verantworten kannst…“, meinte Bill mit undeutbarem Lächeln und stieß sich elegant von der Wand ab, um Bushido zu seinem Wagen zu folgen. Dieser drehte sich noch einmal um, um ihm genauso undeutbar in die Augen zu blicken.

„Kannst ja deinem Bruder Bescheid geben, wo wir sind, ich warte draußen.“

„Worauf du Gift nehmen kannst…“ Bill schwenkte kurz zu Tom ab, um ihm ein paar Sätze ins Ohr zu flüstern. Der wirkte nicht ganz glücklich, als er von dem Vorhaben Bills erfuhr und blickte misstrauisch dem roten T-Shirt nach, dass sich immer weiter entfernte, nickte dann aber nachgebend, als Bill nicht aufhörte, auf ihn einzureden und ließ den Jüngeren mit finsterer Miene ziehen. Bill eilte mit langen Schritten davon und folgte Bushido mit einigem Abstand aus dem Hinterausgang des Gebäudes, wo die Fahrzeuge der anwesenden Prominenz abgestellt waren.

~ * ~

Bill erkannte den getunten Mercedes sofort, obwohl er etwas abseits geparkt war. Es war das schwärzeste, am tiefliegenste, breiteste und glänzenste Auto der gesamten Flotte, die hier sittsam in Reih und Glied stand. Über Bills Gesicht huschte ein amüsiertes Schmunzeln, als er das sah und kopfschüttelnd ging er darauf zu. Das signalfarbenrote T-Shirt konnte er genau auf dem Fahrersitz ausmachen. Noch ehe er die Tür selbst öffnen konnte, wurde sie ihm von innen aufgemacht und er schlängelte sich katzengleich auf den Beifahrersitz.

„Mann, ist das eng hier! Schon mal ein Pluspunkt für mein Auto!“, motzte Bill sofort los und versuchte vergeblich, seine langen Beine im Fußraum bequem unterzubekommen. Gerade sitzen ging nicht, entweder er saß sittsam keusch, mit zusammengekniffenen Knien ganz schräg da oder er musste die Knie extrem weit auseinanderdrücken, um Platz zu haben. Beides erschien ihm unpassend in seiner Situation.

„Du musst den Sitz weiter hinter fahren.“

„Und wie geht das?“

„Rechts an der Seite sind so’n paar Knöpfe.“

„Was? Wo denn?“
Bill tastete an der falschen Stelle und fand nichts. Er hasste es, mit frisch lackierten Fingernägeln in dunkle Ritzen greifen zu müssen und zog seine Hand schnell wieder zurück.

„Warte mal, ich mach’s dir.“ Bushido fackelte nicht lange, beugte sich seitlich über Bills Schoß und nestelte an der Sitzeinstellung herum. Sein Unterarm lag dabei hart auf Bills Oberschenkel und vermittelte ihm einen Eindruck seiner Stärke. Bill hielt ganz still, während Bushido halb über ihm hing und er samt seinem Sitz nach hinten verfrachtet wurde, um Raum für seine Beine zu schaffen.

„Warst du deswegen so scharf drauf, dass ich zu dir ins Auto komme?“ Bills Stimme war sanft und engelsgleich als er auf den gebräunten Nacken des Rappers hinunterblickte. „Du willst es mir machen?“

Der Nacken unter ihm versteifte sich und Bill sah die Muskeln spielen. Er selbst war völlig entspannt, jetzt, wo er seine Beine wieder bewegen konnte. Ohne Bill anzusehen, antwortete Bushido: „Ich bin brav geworden in letzter Zeit und außerdem hab ich jetzt ne Freundin.“

„O-ho!“ Bill lachte leise und verteilte dabei warme Atemluft an der bronzenen Haut des angespannten Nackens, wo sich sofort eine Gänsehaut breitmachte. „Aber sicher bist du brav und deine Freundin würdest du natürlich auch nie hintergehen.“ Die Ironie in diesen Worten war auch für ein ungeübtes Ohr nicht zu überhören.

Bushido richtete sich schnell wieder auf und schaute Bill von der Seite an. „Sollte ich das denn?“

„Die Gelegenheit wäre doch günstig.“

„Günstig? Wozu?“


„Tu doch nicht so bescheiden…du gibst doch keine Ruhe, bis du mir endlich einmal gezeigt hast, wo deiner Meinung nach der Hammer hängt, hab ich Recht? Oder warum sitze ich jetzt bei dir im Auto? Glaubst du wirklich, mich interessiert auch nur im Entferntesten, wie schnell deine Karre fährt?“ Bill lächelte in seiner freundlich zuvorkommenden Art, so wie man ihn auch von Interviews kannte, wenn der Fragesteller ihm sympathisch war und keine gequirlte Scheiße von sich gab.

„Das Baby hat einen V8-Motor mit 6,3 Litern Hubraum und 525 PS, hast du eine Ahnung, wie der abgeht!?“

Bill lachte glockenhell auf. „Damit kannst du bei deiner Freundin angeben, das zieht bei mir nicht.“

„Warum bist du dann hier, wenn es dich angeblich gar nicht interessiert?“
Bushido steckte scheinbar schwer beschäftigt den Zündschlüssel ins Schloss und wollte den Motor anlassen.

„Vielleicht interessierst du mich ja…“ Bill stützte seinen Ellenbogen auf die Mittelkonsole und lehnte sich seitlich an die Sitzlehne. In seinen funkelnden Augen flackerte das spärliche Licht der Innenhofbeleuchtung und man konnte aus ihnen nicht im Mindesten erkennen, ob dieser Satz ernst gemeint war oder ob er sich damit einen Scherz erlaubte.

Bushido stoppte deswegen sein Vorhaben und schaute ihn erst lange und eindringlich an, ehe er antwortete. „Und du glaubst, dass ich mich auch für dich interessieren könnte, weil ich dich hierher geschleppt habe?“

Bill atmete langezogen ein und aus, als würde er jemandem etwas bereits zum 5. Mal erklären und derjenige hätte es immer noch nicht verstanden. „Weißt du, was ich glaube…“, er lege seinen Kopf seitlich entspannt an die Kopfstütze, während seine kühlen Fingerspitzen hauchzart über Bushidos tätowierten Unterarm glitten, „ …das dir deine Freundin scheißegal sein würde, wenn ich dich nur einmal ranlassen würde.“

Bushido zog ruppig seinen Arm weg und ließ endgültig den Zündschlüssel los. Zusätzliche PS waren jetzt nicht mehr notwendig.

„Du bist ganz schön eingebildet.“

Bill lachte verächtlich auf.

„Und du bist ein unverbesserliches Arschloch.“

Bushidos Blick verfinsterte sich von einer Sekunde auf die andere, die buschigen Brauen runzelten sich streng und die Stirn zog sich kraus. Er starrte geradeaus durch die Frontscheibe. Eine Zeit verstrich, in der eine unheimliche und gespannte Stille herrschte. Wer ihn Arschloch nennen durfte, musste schon einen triftigen Grund dazu haben, sonst konnte die Sache schnell ungemütlich werden. Bills Grund erschien ihm nach einer Zeit des Nachdenkens triftig genug, um die wenig schmeichelhafte Anrede stumm zu akzeptieren.

„Würdest du mich denn ranlassen?“ Er schaute zu anderen Seite hinaus, vermied es, Bill anzusehen. Die kaum vorhandene Distanz zu ihm reichte völlig aus, um das schon ewig schwelende Begehren wieder brandaktuell werden zu lassen. Er hätte einfach drin bleiben sollen und mit Kay quatschen oder mit irgendwem, nur nicht mit Bill. Immer der gleiche, wiederkehrende Fehler.

Bill seufzte theatralisch und schüttelte dann den Kopf. „Nein, daraus wird leider nichts.“

„Wieso nicht?“ Bushidos Kopf schnellte zu Bill herum, der schräg in seinem Sitz lümmelte. Er hatte eine andere Antwort erwartet nach diesem ganzen komplizierten Vorspiel.

Bill kicherte leise und nahm seine Hand vor den Mund, als würde er sich vor der Antwort genieren. „Oh Gott, Tom würde mich umbringen.“

„Tom? Was hat denn der damit zu tun?“

„Er würde es sofort merken.“


„Na und? Kann er mich dann nicht mehr leiden, oder was?“ Bushido lachte freudlos auf und zuckte wenig verständnisvoll mit den Schultern.

„Ach, das ist doch egal und darum geht es auch gar nicht.“ Bill winkte ab, als würde er ein lästiges Insekt verscheuchen.

„Und worum geht es dann?“

Bill rutschte unruhig in seinem Sitz hin und her und kratzte sich mit spitzem Finger an seinem Hinterkopf, wo die sorgfältig verfilzte Mähne zu einem dicken Zopf gebändigt war, als müsse er ganz genau überlegen, wie er seine Gedanken am geschicktesten in Worte formulieren könnte. Er zog seine Unterlippe zwischen die Schneidezähne und entließ sie wieder frisch befeuchtet.

„Also…du musst eins wissen…“ Er lächelte sehnsüchtig, als würden sich diese Gedanken um etwas ganz Wundervolles drehen und beugte sich ganz dicht zu Bushidos Ohr, bis seine Nase Kontakt zu den kurzgeschorenen Haarstoppeln hatte und seine Lippen fast die Ohrmuschel berührten. Seine Hand legte sich dabei wie zufällig auf den kräftigen Oberschenkel, der von der schwarzen Trainingshose verhüllt wurde, „…Tom würde durchdrehen, wenn ich mich von dir ficken lasse ... richtig durchdrehen. Und weißt du auch warum?“ Bill machte eine bedeutungsvolle Pause, in der er geräuschvoll gegen das fremde Ohr atmete, dass ihm uneingeschränkte Aufmerksamkeit zollte. Seine Stimme war nur noch ein warmer Lufthauch, kaum noch zu hören und doch mehr als deutlich.

„Weil er mich abgöttisch liebt … und ich ihn genauso abgöttisch liebe, dass ich das niemals zulassen würde, dass er sich so aufregt.“

Die geflüsterten Worte verhallten in der glasklaren Stille, die schlagartig eingetreten war. Das einzige Geräusch war das leise Knietschen des Ledersitzes, als Bill sich wieder etwas zurücklehnte. Bushido dagegen schien in seinem Schalensitz festgefroren zu sein, auch wenn das Bein, unter Bills sich aufstützender Hand, unheimlich viel Wärme abzugeben schien.

Mit einem fast schon liebevollen Lächeln lehnte sich Bill erneut zu dem Rapper hinüber, um ihm die nächste Ungeheuerlichkeit ins Ohr zu säuseln. „Und was das Wichtigste ist: Tom gibt mir wirklich alles, was ich brauche, ich habe überhaupt keinen Grund mich auf wage Experimente einzulassen, über die ich mich vielleicht irgendwann ärgern muss. Du siehst also…es geht einfach nicht…auch wenn es mich schon ein bisschen reizen würde, wie ich zugeben muss…“ Er biss zart in das fleischige Ohrläppchen und zog ein Stück daran, was den Älteren dazu bewegte, einen scharfen Zischlaut auszustoßen.

„Aber ich bin auch froh, dass wir das heute endlich einmal klären können, denn sonst werden wir ewig ein Problem miteinander haben.“

Bushido schien Bills letzte Worte überhaupt nicht wahrgenommen zu haben. Wie weggetreten nickte er immer wieder mit dem Kopf und legte dabei seine Hände zeitlupenartig auf das Lenkrad.

„Ach du Scheiße…ich glaub’s nicht…du und…“

ill lächelte verträumt. „Tom ist der beste Liebhaber, den ich mir vorstellen kann.“

Bushido drehte seinen Kopf langsam zu Bill. Sein Gesicht hatte zunächst einen undefinierbaren Ausdruck. Er schien etwas sagen zu wollen, doch er ließ es bleiben, als er Bills glückliches Gesicht sah. Gerade heute war er ihm schöner denn je erschienen, strahlend und selbstsicher, mit einem überirdischen Glanz in den Augen und einer tiefen Zufriedenheit im Ausdruck, die er bis dato nicht deuten konnte. Vom Verstehen war er weit entfernt, doch ahnte er jetzt gewisse Zusammenhänge, die sich aus Bills Worten ergaben.

„Ich würde kaputtgehen, wenn ich Tom nicht mehr hätte. Kein anderer Mensch kann mir das ersetzen, was er mir gibt. Deswegen kann ich ihn nicht enttäuschen, verstehst du das?“ Bill schlug die Augen nieder. Die getuschten Wimpern warfen einen langen, gefiederten Schatten auf die rosigen Wangen. „Und das würde ihn maßlos enttäuschen, wenn ich so sorglos mit seiner Liebe umgehen würde, nur um einmal auszutesten, ob mir dein Schwanz tatsächlich gefällt.“

Bushido schüttelte langsam den Kopf. „Du hast es noch nie mit jemand anderem probiert, hab ich Recht? Wieso weißt du so genau, dass du nur Tom brauchst? Mit mir ist es vielleicht noch viel besser und du weißt es nur nicht.“

Bill lächelte nachsichtig. „Du verstehst es nicht, ich wusste es.“

„Was gibt’s es da zu verstehen? Du vögelst mit deinem Bruder! Das hab ich schon kapiert!“ Bushido wirkte eher enttäuscht, als entsetzt, so als hätte ihm jemand am Buffet das letzte superleckere Sahnestückchen vor der Nase weggeschnappt.

„Er ist mein Zwilling, nicht nur mein Bruder. Wenn ich immer sage, er ist ich und ich bin er, dann hat das seinen Grund und ist nicht nur leeres Gerede.“ Bill verringerte den Abstand zu dem roten T-Shirt, bis auf ein kaum erträgliches Maß. Seine glühende Wange streifte das unrasierte Kinn Bushidos, der nicht zurückweichen konnte und überwältigt von der Nähe des jungen Mannes die Augen schloss.

„Hast du eigentlich eine blasse Vorstellung davon, wie unsagbar geil das ist, wenn du von jemandem genommen wirst, der ganz genau weiß, wie du tickst? Der deine Gedanken erkennen kann?“ Seine Hand rutschte ab und platzierte sich zwischen den trainingshosenverhüllten Oberschenkeln auf der Sitzfläche, während er die sündigen Worte an den kratzigen Hals des Älteren raunte. Seine Stimme klang dabei so rauchig und dunkel, dass man sie dem schmalen Jungen, mit den sinnlich geschwungenen Lippen und langwimprigen Rehaugen auf den ersten Blick niemals zugetraut hätte. „Der genau weiß, wie du es im Augenblick gerade brauchst: ganz langsam und unheimlich zärtlich, dass du förmlich dahinschmilzt vor Liebe…oder animalisch, hart und erbarmungslos, dass du vor Schmerz und Lust so laut stöhnst, dass es durch die Wände dringt. Stell dir vor, du hättest die Möglichkeit, dich selber zu ficken…so ähnlich musst du dir das vorstellen, wenn ich mit Tom schlafe. Er hat das drauf, wie kein anderer, glaube mir…ich brauch ihn so sehr...mehr als alles andere auf der Welt.“

Schwere Atemgeräusche waren für eine Weile die einzigen Laute im Inneren des Fahrzeuges.

„Das klingt… logisch…“ Bushido war seltsam heiser, als hätte er sich soeben eine böse Erkältung eingefangen.

Bill lächelte zufrieden. „Du beginnst zu verstehen, Anis.“ Er zog das „i“ im Namen so lang, dass es wie eine Liebkosung klang. Seine vollen Lippen glitten dabei über den stacheligen Kiefer. Seine Hand befand sich immer noch zwischen Bushidos Beinen und stieß mit dem Handgelenk an eine harte Beule. Der Stoff der Hose war weich und anschmiegsam, völlig ungeeignet, männliche Körperreaktionen auf sexuelle Erregung zu verbergen. Aber das war wahrscheinlich auch nicht ihre Aufgabe.

Bushido räusperte sich. „Scheiße, wir hätten wirklich drin bleiben sollen.“

„Dafür ist es jetzt zu spät, du musst es richtig verstehen, sonst geht das das nächste Mal wieder von vorn los, wenn wir uns sehen.“

„Ich lass dich in Zukunft in Ruhe…wir gehen uns einfach aus dem Weg...ich sprech dich nie wieder an.“
Er klang planlos, fast schon verzweifelt.

Bill lachte leise. „Als ob du das schaffen würdest…du kannst mir doch gar nicht widerstehen. Ich wette, du würdest sonst was dafür geben, wenn ich mich jetzt auf deinen steifen Schwanz setzen würde und du mich so richtig nach deinen Regeln durchvögeln könntest...hab ich Recht?“ Er umfasste die längliche Ausbuchtung in den schwarzen Trainingshosen, die mehr als deutlich spürbar war und drückte sie leicht.

„Spinnst du?! Hör auf damit!“ Bushido packte die schmale Hand und umklammerte die mit seiner eigenen. Seine Augen blitzten gefährlich auf, sein Atem ging schwer, seine Beherrschung war eigentlich bereits seit geraumer Zeit überstrapaziert.

„Ich hör erst auf, wenn du aufhörst.“ Bill erwiderte den glutäugigen Blick in gleicher Manier, ihre Nasenspitzen stießen dabei fast aneinander. Die Luft zwischen ihnen flirrte vor Spannung. Ihnen war klar, wer zuerst wegschauen würde, würde nachgeben und nachgeben hieß verlieren. Keiner von beiden war es gewohnt zu verlieren.

„Du lebst gefährlich, Kleiner…“

Bill schüttelte den Kopf, als hätte er soeben etwas völlig Absurdes gehört. „Nein, da täuschst du dich, ich habe jemanden, der ist immer da, wenn ich ihn brauche.“ Er deutete mit einem Kopfnicken zum Seitenfenster hinaus. Unweit von ihnen stand tatsächlich eine große, schlanke Gestalt an der Hauswand gelehnt und rauchte. Die leuchtend weiße Strickmütze identifizierte ihn eindeutig als Tom. Bill lächelte sanft, sein Gesichtsausdruck wurde wieder weich und nachgiebig, als er ihn erblickte.

„Er lässt die nie allein, oder?“ Bushido musste auch lächeln, es ging gar nicht anders, auch wenn er es eigentlich gar nicht wollte und ihm auch gar nicht danach war. Die Spannung hatte sich urplötzlich in Luft aufgelöst. Er ließ Bills Hand los, sie verschwand augenblicklich aus dem fremden Refugium und hinterließ eine pochend heiße, unbefriedigte Narbe.

„Nein, nie. Und ich ihn auch nicht. Nie im Leben.“ Es klang nicht wie ein Versprechen, sondern wie eine unverrückbare Tatsache.

Bushido verzog anerkennend die Lippen und nickte. „Langsam fange ich an, euch zu beneiden.“

Bills Lächeln wurde breiter. „Ich glaube, du hast nun langsam verstanden…deshalb werde ich dich jetzt allein lassen und verschwinden.“

Bushido zuckte mit den Schultern, es war gleichzusetzen mit einer Kapitulation. Er hatte nichts mehr dagegenzusetzen. Wie hatte er auch nur einen Bruchteil einer Sekunde mit dem Gedanken spielen können, dass Bill so leichtfertig wäre, sich auch nur einmal auf ihn einzulassen? Er sah tatenlos zu, wie Bill seine Tür aufhebelte. Doch bevor er endgültig ausstieg, zögerte er und dreht sich noch einmal zu ihm um.

„Auf Wiedersehen, Anis.“

Noch ehe er gebührend darauf reagieren konnte, waren die samtig weichen Lippen schon wieder verschwunden, die für den Hauch eines Augenblickes seine eigenen berührt hatten und an dieser Stelle einen sehnsüchtigen Abdruck hinterließen.

Bill würde ihm nie gehören, für keine Nacht, für keinen Abend und für keine Sekunde, er wusste es jetzt genau und er würde damit auch nie erfahren, wie es sein würde, das anmutige Antlitz unter seinem zu wissen, mit vor Lust verzerrten Zügen und dabei den Duft inhalieren zu dürfen, den er beim Sex verströmte. Nie würde er an der zarten Haut lecken dürfen und nie die verborgenen, warmen Stellen küssen dürfen, die er sich mit den Lippen in einem heißen Kampf erobern würde. Er würde nie wissen, ob es wirklich so aufregend und einzigartig sein würde, wie er es sich schon so oft vorgestellt hatte.

Er seufzte resigniert. Aber war das nicht auch gerade der Reiz an der Sache? Der Antrieb, niemals aufzugeben? Seine schwarzen Augen durchdrangen die Finsternis wie ein Luchs und sahen einen wegfliegenden glühenden Punkt, der einmal Toms Zigarette gewesen sein musste, bevor zwei hochgewachsene, schmale Gestalten im diffusen Licht zu einer einzigen verschmolzen, scheinbar untrennbar miteinander verbunden.

Er zog den Zündschlüssel wieder ab und hielt ihn reglos in der Hand, als wäre es ein nutzloses Ding. Bill hatte Recht: wen interessierte es schon, wie schnell so eine verdammte Karre fuhr?



~ Ende ~

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#2

RE: AUTO-PHILIE

in Fanfictions 18.03.2009 10:23
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich sitz hier mit einem zufriedenen Lächeln

hach



Das war jetzt einfach nur schön deine kleine Geschichte zu lesen. Du hast mal wieder jedes Wort an die richtige Stelle platziert und wieder so zauberhafte Vergleiche gefunden

Danke

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#3

RE: AUTO-PHILIE

in Fanfictions 18.03.2009 10:44
von Valentina • Besucher | 1.900 Beiträge

ich bin tot und im Himmel .... anders kann das gar nicht sein



Gosu .... du hast wirklich einen anbetungswürdigen Schreibstil

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#4

RE: AUTO-PHILIE

in Fanfictions 18.03.2009 10:50
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von Valentina

Gosu .... du hast wirklich einen anbetungswürdigen Schreibstil



genau das wollte ich sagen ... aber du hattest die Worte dafür, Valentina xD

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#5

RE: AUTO-PHILIE

in Fanfictions 18.03.2009 10:56
von Valentina • Besucher | 1.900 Beiträge

Zitat von Lowy

Zitat von Valentina

Gosu .... du hast wirklich einen anbetungswürdigen Schreibstil



genau das wollte ich sagen ... aber du hattest die Worte dafür, Valentina xD





lol ... kommt ja nicht oft vor das ich die richtigen Worte für irgendwas finde

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#6

RE: AUTO-PHILIE

in Fanfictions 20.03.2009 16:13
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

zwischenkommi

Bills schlanker Zeigefinger drohte nicht mehr, sondern umkreiste jetzt elegant den Rand seines Glases, während er immer noch vielsagend vor sich hin grinste. Dann steckte er sich die Fingerspitze in den Mund und lutschte genüsslich, unter scharfer Beobachtung zweier tiefschwarzer Augen, den süßen Geschmack der alkoholischen Flüssigkeit davon ab.

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#7

RE: AUTO-PHILIE

in Fanfictions 20.03.2009 16:40
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

also fands ja wieder mal wuhahahahha. .grrrrrrr . .uff

obwohl ich ja zum schluss hin ein wenig weing weing entäuscht war. .
aber nur weil ich ja so auf nee kleine nummer im auto spekuliert hatte oder so nen dreier im hotelzimmer. .ach beachtete mich einfach ned ich und meine fantasie sind wieder mal mit mir durchgegangen

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