#1

~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 14.02.2010 01:22
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Da Erna anscheinend irgendwie nie Lust zum Schreiben hat, wenn ich sie habe, musste ich halt was anderes Schreiben - und außerdem kann ich nicht schlafen - und außerdem hab ich Wein getrunken, verzeiht


1.

„Bist du verrückt geworden?“, quietsche ich in einer ungesunden Mischung aus Amüsement und Frustration. Bill, so unerwartet aus seinem begeisterten Redeschwall gerissen, sieht mich erst für einen Moment verblüfft an, dann setzt er seinen Unschuldsblick auf, der aber schon nach ein paar Sekunden unglaubwürdig wirkt. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis sein Tonfall etwas herausforderndes bekommt.

„Warum?“

Sag ich doch. Das genervte Schnaufen übernimmt Tom noch für mich, aber fürs Reden bin ich jetzt wohl mal wieder allein zuständig. Als hätten wir Diskussionen dieser Art in den vergangenen drei Monaten nicht schon oft genug geführt.

„Bill, wofür brauchen wir denn das alles?“, frage ich zum wiederholten Mal, weil ich die Erklärung auch jetzt noch nicht begriffen hab. Und Tom schwebt mal wieder zwischen den Stühlen, will es allen Recht machen und macht es im Grunde nur noch schlimmer damit. Also beachte ich ihn jetzt erst mal gar nicht.
„Oh Gott, Shirin. Warum müssen wir das denn immer wieder von vorne durchkauen? Ich finde, du solltest es dir wenigstens erst mal ansehen, bevor du alles in der Luft zerreißt. Heute haben wir jedenfalls den ersten Termin mit dem Makler“, schockt mich Bill gleich aufs Neue.

„Was?“, rufen Tom und ich wie aus einem Mund. Dass sich der Satz von Bill `Ich kümmer mich drum` so schnell in die Tat umsetzen lässt, damit haben wir anscheinend beide nicht gerechnet.
Memo an mich selbst: Nie wieder Bill unterschätzen.

„Ich hab doch gesagt, dass ich mich darum kümmere. Und wir gucken uns heute die erste Wohnung an“, bestimmt Bill und klingt so unbekümmert dabei, dass ich ihn umgehend dafür schlagen möchte. Natürlich hat er Recht in dem Punkt, dass es hier in dieser Wohnung mit uns Dreien nicht mehr funktioniert, das hab ich ja selbst schon gleich nach dem Urlaub eingesehen. Aber Bills Vorstellungen von einer Wohnung passen irgendwie nicht wirklich zu meinen. Dass er jetzt überhaupt nur von einer Wohnung und nicht mehr von einem ganzen Haus redet, hab ich Tom zu verdanken, der sich zum Glück dahingehend auf meine Seite geschlagen hat. Wir sind eben so viel Platz nicht gewöhnt. Und klein und schnuckelig hat ja auch was... das muss ich nur erst Bill noch verklickern, der das natürlich völlig anders sieht.

„Heute hab ich keine Zeit“, verkünde ich mit Grabesstimme, aber mein Einwand wird gar nicht beachtet. Bill weiß ganz genau, dass ich lüge, und so verliert er sich schon wieder in grenzenlosen Schwärmereien darüber, wie er die neue Wohnung – die wir wohlbemerkt noch nicht mal gefunden haben – denn einzurichten gedenkt. Dass er die Rechnung dabei ohne mich gemacht hat, werde ich ihm jetzt garantiert nicht unter die Nase reiben, nachher kriegen wir uns noch ernsthaft in die Haare. Alles zu seiner Zeit.

„Bill“, unterbricht Tom seinen Zwilling, „brauchen wir denn wirklich so viele Zimmer?“ Die Frage aller Fragen. Die Kernfrage sozusagen, die auch ich mir immer wieder stelle. Bill ist der Meinung, dass jeder von uns ein eigenes Zimmer braucht, für „Rückzugsmöglichkeiten“. In jedem dieser Zimmer soll ein King-Size-Bett stehen, damit wir uns mit der „Wer schläft bei wem“ -Frage abwechseln können, wir brauchen natürlich eine große Küche, die sich bitteschön möglichst offen an den Wohnzimmerbereich anschließt, und natürlich zwei Bäder, weil nicht nur er stundenlang vorm Spiegel hängt, sondern ich laut seiner Aussage mindestens genau so schlimm bin, wir brauchen definitiv eine Terrasse oder mindestens einen Balkon, am besten beides, und wenn möglich ein Stück Garten. Ich frage mich, was ausgerechnet er mit einem Garten will. Kartoffeln pflanzen? Und nicht zu vergessen benötigt Bill ein Arbeitszimmer, weil er ja nicht ständig zu Gustav fahren kann – was er sowieso machen wird, ob er nun ein Arbeitszimmer hat oder nicht.

„Ja, wir brauchen so viele Zimmer. Und jetzt hört auf zu meckern, wir fahren da heut Nachmittag hin und fertig. Ich hab mir extra frei genommen“, meint Bill, als sei das Erklärung genug und würde seine Maßlosigkeit irgendwie rechtfertigen. Seit er sich ernsthaft mit der Idee oder besser gesagt dem Projekt „Zusammenziehen der drei Verrückten“ angefreundet hat, ist er auch Feuer und Flamme für das Vorhaben und lässt sich von nichts und niemandem von seinen Plänen abbringen.

Ich seufze resigniert, aber in meinem Kopf reift bereits ein neuer Plan und ich kann mein heimtückisches Grinsen kaum unterdrücken.

* * *

"Shirin!" Zum dritten Mal in Folge bekomme ich jetzt unsanft Bills Ellenbogen in die Seite geboxt, was mich jetzt kurz schmerzhaft keuchen lässt, aber ich kann genau so hartnäckig sein wie er und bisher läuft es doch ganz gut...
"Was denn? Ich hab doch wohl nicht ganz Unrecht, das muss ein Witz sein, dieses... dieses... Winzzimmer als Wohnzimmer auszugeben", echauffiere ich mich von Neuem, und der Makler, ein gelackter Affe, den ich auf den ersten Blick nicht ausstehen konnte, zuckt zum wiederholten Mal empfindlich zusammen. Vielleicht kann er mich auch nicht ausstehen. Ganz bestimmt kann er mich nicht ausstehen, schließlich mache ich seit geraumer Zeit alles gnadenlos zunichte was er anzupreisen hat.

"Shirin!", zischt es wieder neben mir, aber diesmal ist es Tom, der wohl auch meint, dass ich inzwischen zu weit gehe. Ich glaube, er hat mich noch nicht durchschaut, im Gegensatz zu seinem Zwilling, dem ich ganz genau ansehe, dass er mir am liebsten gerade den Hals umdrehen würde. Aber das wäre zu offensichtlich. Und er würde sich damit irgendwie geschlagen geben. Oder so.

"Wir könnten uns ja auch einfach noch die zweite Wohnung ansehen, das wäre kein Problem", beeilt sich der Makler einzuwerfen, bevor wir uns alle gegenseitig ermorden, denn die Stimmung hat sich in den letzten Minuten erheblich aufgeheizt, und das ist selbst diesem hirnlosen Idioten anscheinend aufgefallen. Ich hasse ihn in diesem Augenblick noch mehr, und das Gefühl verstärkt sich noch, als ich Bill ins Gesicht sehe, dass sich merklich aufhellt und als er jetzt auch noch mit leiser Stimme eine Zustimmung murmelt, muss ich meine Hände zu Fäusten ballen, um nicht laut zu werden. Er hat mich heute hierher geschleppt, obwohl ich nicht wollte, jetzt muss er den Scheiß auch ausbaden. Denke ich. Tom denkt im Augenblick wohl gar nicht, er schaut blicklos aus dem Küchenfenster. Oder das, was mal die Küche werden soll. Denn das hier, die Pomp-Wohnung schlechthin, ist noch nicht mal annährend fertig, was mir ja eigentlich ganz Recht käme, aber ich darf ja nicht aus meiner Rolle fallen. Gott, bin ich bescheuert.

Dabei wird die Wohnung bestimmt mal geil wenn sie fertig ist - mit riesigen Fensterfronten, einem Riesenbalkon, der sogar ums Eck geht, und noch mehr Zimmern, als wir brauchen. Moment. Als Bill braucht. Ist ja auch egal. Aber ich kann das nicht sagen, nicht mal in Gedanken und schon gar nicht laut. So einfach kann er mich nicht überfahren und dann auch noch Zustimmung erhalten. Also von mir aus die zweite Wohnung. Da werde ich genau die gleiche Show abziehen und hab wahrscheinlich schneller meine Ruhe, als mir lieb sein kann.
Der Makler, ganz offensichtlich mega genervt von meiner gigantischen Motzerei der letzten Stunde, eilt schnellen Schrittes aus der Tür, verfolgt von einem immer aufgeregter wirkenden Bill, was mich schon wieder stutzig werden lässt. Was hat er denn? "Damit hatte ich gar nicht gerechnet", höre ich ihn noch sagen, ehe er auch schon durch den Flur verschwunden ist.

"Was meint er damit?", frage ich Tom, der neben mir steht und ein bisschen ratlos aussieht. "Bill hat mir nur erzählt, dass es zwei Objekte gibt, die er sich zur Besichtigung ausgesucht hat - zumindest vorerst - aber dass wir nur eine Wohnung besichtigen können, weil in der anderen... weiß ich auch nicht mehr", gibt er mir bereitwillig Auskunft. Schlauer bin ich deswegen aber auch nicht.
"Na komm, auf in den Kampf", meine ich, als ich mir langsam ein bisschen verloren vor komme, und Tom nimmt mich in den Arm, um mich anschließend einfach mitzuschleifen. Ich bin gerade sehr froh, dass ich ihn hab. Mein Fels in der Brandung. In solchen Momenten wie jetzt zum Beispiel.

"Was gefällt dir denn hier nicht? Ich fand es bisher gut", redet er weiter auf mich ein. "Das ist aber nicht das, was ich mir vorstelle. Viel zu... luxuriös", beharre ich auf meinem Standpunkt. Ich weiß nicht mal, wie man das Wort luxuriös buchstabiert, da kann ich unmöglich in so einer Wohnung leben. Auch das erkläre ich Tom, und er seufzt nur leise. Er hat anscheinend auch nicht so viel Spaß wie ich dachte. Könnte eventuell an mir liegen. Ich weiß ja selbst nicht, was in mich gefahren ist, und plötzlich erscheint mir mein Plan gar nicht mehr so toll.

Von mir selber genervt steige ich in Bills Wagen und verziehe mich freiwillig auf die Rückbank. Während die Zwillinge sich leise unterhalten, schweige ich mich aus. Und wundere mich immer mehr, warum Bill nicht auf mich einhackt. Irgendwie hatte ich jetzt eine Szene erwartet, die sich gewaschen hat, über mein unmögliches Benehmen, aber alles was ich von ihm ernte, sind merkwürdige Blicke, die er ab und an dezent in den Rückspiegel wirft.

"Hier wohnt ja Gustav", fällt mir auf einmal auf. Wir fahren an seinem Haus vorbei, und jetzt sehe ich, wie Bill wissend grinst. Unruhig rutsche ich auf dem kühlen Leder seiner Rücksitze herum, als wir tatsächlich nur zwei Straßen weiter vor einem mittelhohen Haus parken, das recht unscheinbar wirkt. Ich atme erst mal auf. Hier wird es nicht schwierig werden, an allem herum zu mäkeln, und wenn es zehnmal in der Nähe zu Bills heißgeliebten Gustav ist.

Etwas weniger nervös steige ich aus dem Wagen, und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, gelinkt zu werden. Auch Tom erscheint mir auf einmal ganz merkwürdig. Wer weiß, was die beiden ausgeheckt haben. Wann auch immer, denn eigentlich hatten sie gar keine Zeit dafür, Bill hat uns ja vorhin beide überfallen.
Der Makler wartet schon ungeduldig an der unscheinbaren Haustür auf uns und malt imaginäre Kreise mit seinen Fußspitzen auf den dreckigen Bürgersteig. Wir sind hier fast in der Fußgängerzone, wenn man die Straße weiterläuft, steht man irgendwann mitten in der Stadt. Strategisch gar nicht so ungünstig, das muss ich ja zugeben. Auch wenn ich das nur vor mir selbst zugeben werde.

Hier unten im Haus scheinen Bauarbeiten stattzufinden, was schon mal der erste Grund ist, nicht hier einzuziehen. Wer will schon morgens um 8 von einem Presslufthammer geweckt werden? Ich jedenfalls nicht. Erster Minuspunkt.

Wir laufen durch ein helles gepflegtes Treppenhaus. Ein Treppenhaus, in dem sich mindestens 6 Wohnungen befinden. Ein weiterer Minuspunkt, obwohl ich jetzt praktisch in einem Hochhaus wohne. Aber Bill will ja protzen, nicht ich. Wir laufen Treppenabsatz um Treppenabsatz, Stufe um Stufe, bis ich völlig aus der Puste bin. Will Bill mich ermorden? Wenn ich jeden Tag so viel rennen muss, werde ich früh sterben. Ganz bestimmt.
"Es gibt einen Fahrstuhl, Schatz, aber ich wollte es auskosten", wird mir da ins Ohr geflüstert, und ich bewerfe Bill mit einem vernichtenden Blick, weil er offenbar schon wieder einmal in meinem Kopf wohnt. Dieser Mistkerl. Aber ich werde nichts sagen. Ich ärgere mich lieber im Stillen über mich selbst, weil ich den dösigen Fahrstuhl nicht selber bemerkt hab.

Ganz oben gibt es nur eine Wohnung, zumindest existiert hier nur eine Tür. Das gefällt mir. Der Makler sülzt vor sich hin, aber ich höre nicht richtig zu. Mein Blick liegt auf Tom, der mit großen staunenden Augen die Wohnung betritt. Und mir bleibt fast das Herz stehen. Schon der Flur ist beeindruckend, und der Rest wird mich umhauen, ich weiß es jetzt schon.

* * *

"Komm, gib schon zu, spätestens bei der Steindusche hatte ich dich", sonnt sich Bill in seinem Sieg, und ich kann nur ein verächtliches Geräusch von mir geben. Natürlich hat er gewonnen. Er hat mich eiskalt reingelegt. Tom war schon nach ein paar Sekunden hin und weg, und das hat Bill gewusst. Und Bill hat auch gewusst, mit welchem Stil er meinen Nerv treffen kann. Die Wohnung ist ein Traum, der großzügige Balkon schon fast eine Dachterrasse und spätestens als Tom und ich die eben erwähnte Dusche entdeckt hatten und Tom sofort diverse Phantasien zum Besten geben musste, natürlich in gemäßigter Lautstärke, der arme Makler hätte sonst sicherlich die Flucht ergriffen - spätestens da war es um mich geschehen. Eigentlich müsste ich sauer auf Bill sein. Aber es ist zu schön, um die Nummer bis zum bitteren Ende durchzuziehen.

"Ja, ja. Und jetzt klär das schnell mit diesem Schnösel da, bevor uns jemand zuvor kommt", sage ich grob, und kann doch die Freude in meiner Stimme nicht verbergen. Bill nickt wissend und eilt dann auf den Makler zu, der uns ein paar Minuten allein gelassen hat. Sehr diskret.

Tom fällt mir spontan um den Hals, als wir allein sind, und er schafft es mit wenigen lieben Worten, mich wieder gnädig zu stimmen und noch ein paar Worte später gebe ich ihm einen Kuss. Und noch einen. Und noch einen. Als jemand wie eine männliche Hexe neben uns lacht, fahren wir erschrocken auseinander.
"Wo ist der Typ hin?", will ich etwas aufgebracht von Bill wissen, der mir ein wenig zu selbstgefällig für meinen Geschmack erzählt, dass "der Typ" uns noch ein paar Minütchen hier gibt und wir anschließend nur die Tür hinter uns zuziehen müssen. Er scheint Bill wirklich zu mögen. An mir kann es jedenfalls nicht liegen. Das Alleinsein hier könnte man glatt ausnutzen...

"Und ich fahre nachher hin und regel den Papierkram - vorausgesetzt, ihr wollt das hier überhaupt?" Es ist ja nett, dass Bill doch noch mal so anstandshalber fragt, wo es doch im Grunde nichts mehr zu fragen gibt. Ich will ihn gerade einfach mundtot machen, als er ein "Moment" dazwischen wirft.

"Das Beste weißt du ja noch gar nicht", schnurrt Bill mir dann unerwartet so verheißungsvoll entgegen, dass ich nicht wirklich an eine Überraschung glaube. Jedenfalls nicht an eine schöne. Will er sich etwa jetzt schon über die Einrichtung streiten?


* * *

Ein kleiner Anfang... und es werden nicht viele Kapitel werden, aber mir sind noch ein paar Sachen im Kopf rumgeschwirrt und die muss ich einfach noch aufschreiben. Deshalb auch ein Extra Thread, von mir aus auch nur für Kim (ich hoffe du betest mich an tihihihi, der Wein lässt grüßen)...

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#2

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 14.02.2010 01:25
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich hab nur "Shirin" gelesen bisher... hach *strahl*
Da komme ich doch mal genau im richtigen Moment mitten in der Nacht hier rein

*lesen geh*

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#3

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 14.02.2010 01:46
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von schäfchen
Deshalb auch ein Extra Thread, von mir aus auch nur für Kim (ich hoffe du betest mich an tihihihi



und ob ich dich anbete

HAAAACH Das ist zu geil
Ich glaube, du würdest das Grinsen mögen, das gerade auf meinem Gesicht ist

Zu schön... einfach zu schön

Danke schön, du liebes, anbetungswürdiges^^ lämmlein

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#4

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 14.02.2010 12:38
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Du kannst das Grinsen ja bis zum 24. in deinem Gesicht behalten

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#5

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 14.02.2010 14:59
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

och... wenn ich dich sehe, wirds schon automatisch wieder auftauchen xD

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#6

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 14.02.2010 17:12
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
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#7

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 23.03.2010 19:35
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

2.

„Oh Gott“, stöhne ich komplett geschafft und lasse mich ächzend einfach rückwärts auf die „großzügige Couchlandschaft“, wie sie so außerordentlich nett im Möbelgeschäft angepriesen wurde, fallen.
Ich bin im Arsch. Total im Arsch. Aber glücklich. Den ganzen Tag schon bekomme ich das dümmliche Grinsen nicht aus dem Gesicht und auch jetzt, wo ich befürchten muss, morgen keinen einzigen Muskel mehr bewegen zu können, zaubert es dennoch meine Mundwinkel nach oben.

„Du musstest ja auch unbedingt alles allein machen“, bemerkt Tom zum millionsten Mal, diesmal noch mit zusätzlichem verständnislosen Kopfschütteln untermalt, aber ich seufze nur zufrieden. Er kann mir das jetzt nicht madig machen.
Natürlich wollte ich alles selbst hinkriegen. Niemand kann das genau so realisieren, wie ich es haben will, und ich hab so lange lamentiert und genörgelt, bis meine zwei Liebsten kapituliert haben. Dafür haben die beiden dann natürlich lamentiert und genörgelt, weil ich ununterbrochen ihre Hilfe brauchte, aber das hab ich gerne in Kauf genommen, ich hatte ja schließlich meinen Willen. Wie eigentlich fast immer.

„Shirin, willst du unten auch wirklich alles selbst renovieren?“ Bill erscheint im Türrahmen, und er sieht noch fertiger aus, als ich mich fühle. Aber verschwitzte Haare, die ihm verwegen in die Stirn hängen, stehen ihm ausgesprochen gut, stelle ich mal wieder fest.
„Klar“, sage ich leichthin, und die Zwillinge stöhnen synchron. „Ich dachte, du bist jetzt endlich geheilt“, meint Tom, aber ich lache nur leise. Hat er das wirklich geglaubt? Nun, dann muss ich seine Hoffnungen gleich wieder im Keim ersticken.

„Ich werd doch keine fremden Hände an mein Baby lassen... das hättest du dir überlegen sollen, bevor du mir so einen Vorschlag machst, liebster Bill.“ Ich kann mir ein Schmunzeln kaum verkneifen bei seinem folgenden Gesichtsausdruck. Aber ist doch wahr... ich liebe ihn dafür, dass er mir damals zugehört hat, als er mich mal in einer stillen Minute über Wünsche und Träume ausgequetscht hat... trotzdem kenne ich keine Gnade bei der Umsetzung meiner Traumvorstellungen.

„Weißt du, wie lange das dann noch alles dauert? Ich muss irgendwann auch mal wieder arbeiten, Shirin“, erklärt Bill, aber diese Ausrede werde ich niemals gelten lassen, schon gar nicht, wenn sie dermaßen lahm klingt. Er könnte mir jeden Tag 24 Stunden helfen, wenn er denn wollen würde. Will er ja auch. Er weiß es nur noch nicht.

„Tze“, mache ich also abfällig, und anscheinend ist das Aussage genug, denn Bill seufzt nur leise, verteidigt sich aber nicht weiter, sondern verschwindet wieder im Bad. Das Bad wollte er ganz alleine machen, wahrscheinlich, damit er sich den ganzen Tag im Spiegel anhimmeln kann, aber mir soll`s recht sein.

* * *

„Das ist toll“, staunt Tom neben mir und ich wachse noch ein paar Zentimeter mehr. Es ist Balsam für mein Ego, was er da sagt. Wobei er sehr wahrscheinlich uns alle damit lobt, aber ich fühle mich grade ganz allein gebauchpinselt. Hach... es ist nur anderthalb Wochen später, und wir haben das Ganze hier in Rekordzeit gemanagt. Na ja, gemanagt habe ich alles allein...
„In der Tat“, pflichtet Bill seinem Bruder bei, und ich grinse noch breiter.

„Das hab ich super hingekriegt“, setzte ich noch als I-Tüpfelchen oben drauf, und schon werde ich von zwei Seiten mit bösen Blicken beschossen. So einträchtig wir gerade noch hier standen, so allein fühle ich mich von einer Sekunde auf die andere. Beide sind einen Schritt von mir gewichen, wahrscheinlich, damit ihre Blicke besser wirken.

„DU?“

Wenn ich nicht wüsste, dass sie Zwillinge sind, würde ich die beiden jetzt mit offenem Mund anstarren, aber ich weiß es ja, und so lässt mich ihr absolut synchroner Ausruf mit genau dem identischen Blick gepaart nicht mal mit der Wimper zucken.
„Ja, ich“, bekräftige ich nochmals, und werde sofort mit Nichtbeachtung gestraft. Was haben sie denn? Es war meine Idee, das alles allein zu machen, und jetzt ist es fertig, und es ist so toll geworden, und überhaupt... Ich will jetzt feiern und mich selber loben, und...

Es ist verdächtig still um mich geworden, und als ich jetzt einen verwunderten Blick in die Runde werfe, sehe ich meine böse Ahnung bestätigt – Bill flüstert Tom hingebungsvoll etwas ins Ohr. Gar nicht gut.

„Hey ihr beiden, ihr habt ja auch die ganze Zeit geholfen, ich meinte das eben...“ Weiter komme ich nicht. Also ich könnte schon weiter reden, aber es würde mir keiner mehr zuhören. Ob das meine gerechte Strafe ist für wochenlanges Umherscheuchen und Gekeife und Gezeter? Ich weiß es nicht, ich finde es irgendwie ungerecht. Für wen genau, kann ich auch nicht so richtig sagen.

„Wir sollten es richtig einweihen“, schlägt Tom flüsternd vor, aber ich habe ihn trotzdem verstanden. Im Grunde war der Satz ja auch für meine Ohren bestimmt. Ich schnaube laut, ich weiß ganz genau, dass Bill drauf anspringen wird. Das ist so unendlich kindisch...

„Du hast vollkommen Recht. Was meinst du, Tom... der Tisch? Oder gleich ganz dekadent auf dem Tresen?“ Sag ich doch. Ich bring die beiden um, vor allem für den Tonfall. Tom grinst nur verschlagen als Antwort, was mich die Hände zu Fäusten ballen lässt.

„In meinem Café wird nicht gevögelt“, verweise ich auf die Regeln des Hauses, natürlich von mir aufgestellt – und werde ignoriert.

„Wir haben ja Zeit... wir schaffen beides, denk ich... vorausgesetzt, du hast genug Durchhaltevermögen“, stachelt Tom seinen Zwilling weiter an. Bill lacht leise, bevor er etwas nuschelt, das verdächtig nach „Das werd ich dir gleich zeigen“, klingt. Oh nein... das kann ich jetzt nicht ertragen. Aber zwei gewisse Menschen scheinen diese Tatsache allerdings ganz anders zu sehen, wie mir ein kleiner vorsichtiger Seitenblick bestätigt. Müssen die jetzt wirklich allen Ernstes hier rumknutschen?

„Leute...“, versuche ich wieder, irgendwie ins Geschehen einzugreifen, aber alles was ich erreiche ist, dass Bill seine Bemühungen noch verstärkt und Tom ein unterdrücktes Keuchen entlockt. Irgendwann werde ich noch in den Wahnsinn getrieben mit diesen Verrückten, ich weiß es ganz genau.
So viele Möglichkeiten habe ich jetzt nicht – ich könnte natürlich wie ein Kleinkind mit dem Fuß aufstampfen und lautstark über die Ungerechtigkeit der Welt und die Ungerechtigkeit meiner beiden Mitbewohner schimpfen, was nicht viel bringen wird. Ich könnte die beiden auch so lange nerven, bis sie von allein aufgeben, aber das wird Konsequenzen nach sich ziehen, die ich in meinem Zustand wahrscheinlich nicht vertragen kann... oder ich könnte mitmachen. Aber dann würde ich mir selbst untreu werden und meine eben noch so bockig aufgestellte Regel wäre dann auch schon wieder für den Mülleimer.

„Wir brauchen jetzt Entschädigung für die viele Plackerei, Shirin“, lässt Bill sich schließlich doch noch erweichen, mir wenigstens noch ein kurzes Statement zukommen zu lassen. Soll mich das jetzt etwa beruhigen oder was will er damit aussagen?
„Ich hab mich auch abgerackert...“, jammere ich los, ich sag ja, die Welt ist ungerecht. Und das Leben ist kein Ponyhof. Die haben schon immer alle Recht mit ihren schlauen Sprüchen, über die ich mich sonst höchstens amüsiere.

„Du hast nur Kommandos gegeben und dann noch gemeckert, wenn`s nicht nach deinem Kopf ging“, erklärt mir Bill jetzt noch mit Grabesstimme. Ja, so bin ich halt, fällt ihm das erst jetzt auf? Das hätte er sich früher überlegen müssen, aber ich werde mich jetzt hüten, den Satz laut zu sagen. Nachher gibt’s hier noch Verletzte oder so. Immerhin hab ich schon mal erreicht, dass die beiden sich wieder mit mir beschäftigen anstatt mit sich selbst. Ich sollte nicht zu viel auf einmal erwarten.

* * *

„Shirin!“

Ich seufze genervt, halte aber für einen kurzen Moment in meiner Hin- und Hertigerei inne.
„Ich werde die ganze Nacht kein Auge zukriegen“, betone ich erneut, und ich weiß, dass ich gerade echt anstrengend bin, aber ich kann es grad nicht ändern irgendwie, ich bin dermaßen aufgeregt...
Die Zwillinge reagieren auch gar nicht mehr auf mich, statt dessen meint Tom etwas in der Art wie „Wir hätten heute Abend wohl lieber was allein machen sollen“, zu Bill.

„Schönen Dank, Tom!“, motze ich ungehalten.
„Also ehrlich mal Shirin, du übertreibst ein klitzekleines Bisschen“, schlägt Bill sich natürlich auf Toms Seite, auch wenn er dabei möglichst diplomatisch bleibt. War ja klar. Und damit will er mich jetzt besänftigen oder was soll das werden?

„Ich übertreibe gar nicht. Ich möchte dich mal sehen, wenn du morgen dein erstes Café eröffnen müsstest“, rechtfertige ich mein Verhalten, und endlich sehe ich für einen Augenblick so etwas wie Verständnis über sein Gesicht huschen.
„Bist du wirklich so aufgeregt?“, fragt er mich weitaus versöhnlicher als eben noch, als ich es endlich übers Herz gebracht habe, mich seiner mehrmaligen Bitte zu beugen und mich neben ihn auf die Couch zu setzen. Und prompt springe ich bei seiner Frage schon wieder auf die Füße.

„Mensch, Bill! Ich hab das doch noch nie gemacht! Ich hab noch nie ernsthaft gearbeitet... und ich will alles richtig machen!“, starte ich einen Versuch, meine Gefühlslage deutlich zu machen, aber Bill kichert bei meiner Erklärung plötzlich und völlig unerwartet in sich hinein.

„Was ist so lustig?“, will ich gereizt wissen. Ich kann jetzt keine Späße gebrauchen. Bill beißt sich angestrengt auf die Lippe, und es scheint auch zu klappen, aber ein knapper Blickwechsel mit Tom reicht aus, damit er erneut losprustet.

„Bill!“

Schlagartig kehrt Ruhe ein, aber in Bills Augen blitzt es immer noch gefährlich. Irgendwie bringt mich das gerade in Rage, zumal ich nicht verstehe, was hier abgeht.

„Was?“, kann ich es nicht lassen, irgendwie will ich ja aber doch wissen, was er daran so witzig findet.
„Ich hab nur daran gedacht... meinst du, du schaffst es, deine Finger bei dir zu behalten?“, rückt er jetzt doch noch mit der Sprache raus, und ich bin schon mal sofort empört über seine absurden Ideen, obwohl ich erst mit ein paar Sekunden Verspätung begreife, was er WIRKLICH damit meint. Beleidigt drehe ich mich um, und will schon aus dem Zimmer flüchten, damit ich diese beiden Idioten nicht mehr länger sehen muss, aber ich werde schon nach zwei Schritten am Arm festgehalten.

„Lass mich los“, gifte ich ungehalten, aber Bill ist unerbittlich und hält mich dafür jetzt auch noch an meinem anderen Arm fest, während er sich genau vor mich stellt, so dass ich keine Chance habe, ihm irgendwie auszuweichen oder zu entkommen. Er steht mir genau im Weg.
„Komm schon, Shirin, du reagierst nur so barsch, weil du extremes Muffensausen hast“, macht er es nur noch schlimmer, und ich bin für eine Millisekunde verzückt, ihm einfach mit aller Kraft vors Schienbein zu treten. Verdient hätte er es allemal, aber die Rache würde fürchterlich sein, und wahrscheinlich würde ich daraufhin vor lauter Aufregung in Ohnmacht fallen, und das wollen wir ja alle nicht. Oder so. Jedenfalls mache ich den Fehler und sehe ihm ins Gesicht, wo mich das belustigte Funkeln in seinen Augen schon wieder aufregt.

„Ich habs doch nicht böse gemeint. Aber die Vorstellung, dass du deine Gäste... hihi... beklaust...“ „Hör auf jetzt!“, fahre ich ihm wütend über den Mund. Er wirft einen hilfesuchenden Blick auf Tom, der es sich mit verschränkten Armen auf dem Sofa gemütlich gemacht hat und mit sichtlichem Interesse und Amüsement unser kleines Schauspiel betrachtet. Jetzt werde ich schon wieder wütend. Aber auf jemand anderen...

„Hat er es verdient, da wie der letzte Chauvi zu sitzen?“, flüstert Bill mir auf einmal ins Ohr, und ich merke, wie sich ein hinterlistiges Grinsen auf mein Gesicht schleicht. Nein, hat er nicht...

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#8

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 23.03.2010 21:41
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

[marquee]haaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaach[/marquee]

Du bringst mich zum Hachen, lämmlein... hach

Ich mag Kmtte^^

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#9

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 23.03.2010 22:23
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

ich hab jetzt ewig überlegt, was du mir mit dieser komischen Abkürzung sagen willst

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#10

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 23.03.2010 23:54
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich musste auch selbst schon voll grinsen, als ich die Abkürzung geschrieben hab... geile Abkürzung

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#11

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 17.01.2011 18:41
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Ich hatte Lust auf die Drei... die lassen mich irgendwie nicht los *schmunzel*


3.

„Bereit?“, werde ich gefragt und erwache aus meinem Tagtraum. Für einen Moment verwirrt starre ich Ava an, dann weiß ich wieder, wo ich bin und was ich hier mache.
„Klar“, sage ich leichthin und reiße die Autotür auf, um auszusteigen. Shoppen ist doch was Tolles – und shoppen mit Ava ist noch viel toller habe ich in der Vergangenheit festgestellt. So einen genügsamen Menschen hab ich glaub ich noch nie kennen gelernt. Sie übersteht jeden meiner Maul-, Schwärm-, oder auch Wutanfälle mit einer Engelsgeduld, und allein dafür müsste ich ihr jeden Tag die Füße küssen. Die Zwillinge gehen schon lange nicht mehr mit mir shoppen – jedenfalls nicht beide zusammen. Bill ist mindestens genau so anstrengend wie ich, wenn nicht noch schlimmer, und Tom ist dann mit so viel geballter Anstrengung meistens ein wenig überfordert.

Einige Stunden später sitzen wir etwas geschafft in einem Café, um uns herum die Tüten mit unseren diversen Schätzen verteilt, und unterhalten uns so gut wie schon lange nicht mehr. Meine Füße schmerzen, aber meine Laune ist bestens, was wohl nicht zuletzt an der reichen Ausbeute liegt, die ich heute ergattert habe. Das schwarze Kleid ist der Hammer, und ich weiß auch schon ganz genau, wann ich es zum ersten Mal anziehen werde... morgen...

„Shirin?“, reißt Ava mich aus meinen Gedanken, und ich lächle entschuldigend, weil ich offensichtlich mal wieder nicht richtig zugehört habe.
„Ich find`s immer noch doof, dass du morgen arbeiten musst“, wiederholt Ava ihren Satz, aber ich zucke nur mit den Achseln. Morgen hat ein Kollege von Gustav und Bill Geburtstag, und Gustav hatte die Idee, dass man das Ganze in meinem Café feiern könnte. Wobei sich mein Café in den letzten Monaten ganz schön gemausert hat, und ich es mittlerweile eigentlich in „Bar“ umtaufen müsste... aber ich bin mehr als zufrieden damit und ich hab eine ganze Menge gelernt und mich richtig reingekniet. Und ich habe inzwischen Hilfe hinter dem Tresen, Dorian ist mein neuer Barkeeper-Schatz, und er ist wirklich Gold wert. Also bin ich auch nicht allein. Auch morgen nicht.

„Ich bin ja trotzdem dabei“, grinse ich, denn mich stört es nicht im Geringsten, dass ich wohl nicht mit am Tisch sitzen, sondern die Gäste bedienen werde.
„Ja, aber du kannst gar nicht mitfeiern“, wendet Ava ein, der das alles von Anfang an nicht wirklich gefallen hat. Sie hat sich sogar ernsthaft mit Gustav gestritten deswegen.
„Natürlich kann ich das. Geschlossene Gesellschaft, Schatz, schon vergessen? Und hinterher muss ich nur ein paar Treppen hoch fallen, das ist doch alles easy“, lasse ich mir nicht die Laune verderben. Ich bin zur Zeit richtig glücklich, auch wenn ich bei der vielen Arbeit nicht so viel von meinen beiden Liebsten hab. Irgendwo muss man halt immer Abstriche machen, und ich hab mich dran gewöhnt. Wir nerven uns eh nur, wenn wir ständig aufeinander glucken.

* * *

Als ich später nach Hause komme, finde ich nur gähnende Leere in unserer Wohnung vor. Das kommt mir sehr gelegen, denn dann kann ich meine Einkäufe verstauen und noch schnell das schwarze Kleid waschen, ohne dass Bill es mitbekommt. Einkaufstüten sind für ihn wie ein Magnet, und er muss seine neugierige Nase überall reinstecken, wobei wir uns regelmäßig in die Haare kriegen. Das könnte ich grad gar nicht gebrauchen, ich will eine Überraschung daraus machen.

* * *

Ha. Ich hab alles geschafft, und das erfüllt mich mit Zufriedenheit. Beim Gedanken daran, was mir jetzt noch bevorsteht, verpufft diese Zufriedenheit allerdings innerhalb von Sekundenbruchteilen. Seufzend suche ich meine Unterlagen zusammen und verschwinde damit in Bills Arbeitszimmer. Ich hab mich den ganzen Tag davor gedrückt und morgen werde ich keine Zeit haben... ach Scheiße. Warum muss eigentlich immer alles einen Haken haben? Buchhaltung ist doch nun wirklich was für Spießer, warum muss ich mich mit so einem Mist beschäftigen? Ich könnte mir doch einfach einen Steuerberater oder so was suchen, wer auch immer dafür zuständig ist, aber Bill, der ja nun zugegebenermaßen mehr Ahnung von solchen Dingen hat, als ich, besteht darauf, dass ich meine eigenen Erfahrungen in der Hinsicht sammle. Und ganz tief drinnen weiß ich ja auch, dass das gut so ist. Nur jetzt gerade will ich das so gar nicht einsehen. Dennoch vertiefe ich mich notgedrungen in meine Arbeit.

Nur kurze Zeit später klappt die Wohnungstür, aber da ich keine Stimmen höre, ist wohl einer der beiden immer noch unterwegs.

"Shirin?", schallt es durch die Stille, und ich lotse Tom mit einem "Hier", auf den richtigen Weg. Er braucht nur Sekunden, bis er von hinten seine Arme um mich schlingt. Ich lehne mich zufrieden seufzend gegen ihn und schließe die Augen. Eine kurze Pause kann ich echt vertragen.
"Wie lange brauchst du noch?", will er wissen, und ich stöhne nur als Antwort. Jede Minute die ich hier noch brauche, ist verschwendet.

„Hast du Hunger? Dann mach ich uns schnell was zu Essen“, fragt er und küsst mich liebevoll in den Nacken. Ich seufze entzückt und nicke dann enthusiastisch, bevor ich mich halb zu ihm umdrehe.
„Du bist ein Schatz. Wo hast du denn Bill gelassen?“, will ich neugierig wissen.
„Der kommt ein bisschen später. Hat wieder irgendwelche mördermäßig wichtigen Besprechungen mit Gustav“, erwidert Tom, und klingt dabei ein bisschen sarkastisch. Ich boxe ihm den Ellenbogen in die Seite, weil diese Ironie des Öfteren durchklingt, obwohl ich weiß, dass er es nicht so meint. Tom flüchtet vor sich hin grummelnd in die Küche und ich wende mich grinsend wieder meiner Arbeit zu.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr blicke, bin ich fast ein wenig erschrocken, wie wenig Zeit tatsächlich erst vergangen ist, obwohl es mir wie Stunden vorkommt, die ich schon hier verbringe. Jetzt reicht es aber trotzdem, ich kann mich eh nicht mehr konzentrieren und lasse den Papierkram jetzt Papierkram sein. Ich strecke mich genüsslich und versuche, meinen verspannten Nacken zu ignorieren, was mir erst gelingt, als ich realisiere, wie gut es aus der Küche riecht.

„Hmmm...“, stehe ich nur wenige Atemzüge später in der Küchentür, wo ich Tom eifrig rührend am Herd vorfinde. Ein Bild für die Götter, wie ich finde, und muss schmunzeln, als er sich ein wenig zu mir umdreht. Mit wenigen Schritten stehe ich hinter ihm und linse ihm über die Schulter.
„Nicht Shirin, du lenkst mich ab“, wehrt sich Tom, und ich muss lachen. Ist ja auch ne hoch anspruchsvolle Aufgabe, die er da zu bewältigen hat. Töpfe mit Nudeln, Reis und Gemüse bewachen.

„Falsch. Jetzt lenk ich dich ab“, bemerke ich, und knutsche mich hingebungsvoll an seinem Hals entlang, was er halb genießerisch, halb genervt über sich ergehen lässt.
„Shirin, hör auf jetzt, das brennt doch alles an“, schiebt er mich schließlich von sich und ich muss unweigerlich an Bill und die Bratpfanne im Urlaub denken. Hach...

„Wieso kochst du eigentlich so wild durcheinander?“, will ich wissen, und fixiere ihn aufmerksam. Irgendwie ist er heute komisch. Vielleicht bin ich auch heute komisch, ich weiß auch nicht, was gerade in mir vorgeht. Aber ich bin in diesem Moment gern mit Tom allein, das hatten wir die letzten Tage nicht oft.
„Ich wusste ja nicht, worauf du Hunger hast – und Bill kommt gleich auch noch, vielleicht will der auch was essen“, erklärt mir Tom, und ich finde ihn so niedlich in seiner leicht hilflosen Erklärung, dass ich mir ein „süß“ mühsam unterdrücken muss. Er hasst das Wort, und ich will die Stimmung nicht kaputt machen.

„Ich liebe dich“, sage ich statt dessen, und versinke in dem intensiven Blick, mit dem er mich daraufhin mustert. Wir sehen uns nur stumm an, bis die Spannung fast mit Händen greifbar wird, bis Tom sogar sein Essen egal zu sein scheint, und als ich mich gerade frage, ob jemand schlagartig die Heizung auf volle Pulle gestellt hat, werden wir ziemlich unsanft unterbrochen.

„Was soll das denn werden? Der neue Wettbewerb im Anstarren?“, höre ich auf einmal Bills Stimme hinter mir und ich zucke erschrocken zusammen, als er nicht gerade leise seine Tasche auf den Tisch knallt und sofort weiter wettert. „Seid ihr bekloppt? Das brennt doch alles an!“, stürzt er, die selben Worte wie sein Zwilling eben noch benutzend, zum Herd und ich habe gerade wieder ein Déjà-vu, nur passt die Besetzung diesmal nicht so ganz. Und ich bin auch ziemlich enttäuscht über die grausame Störung.

„Hör auf zu schmollen, Shirin. Ich hab schlechte Laune“, unterbricht Bill sein Rumgerühre in sämtlichen Töpfen schneller als ich erwartet hatte und spießt mich dafür mit bösen Blicken auf.
„Ich hab auch gleich schlechte Laune“, warne ich ihn, ich steh ja grundsätzlich echt auf seine Ausbrüche sämtlicher Art, aber das war jetzt eben sehr unpassendes Timing. Außerdem kann ich auch nichts für seine schlechte Laune. Eben so wenig wie Tom, den ich kurz von der Seite ansehe. Oha... gar nicht gut.

„Lass ihn“, flüstere ich Tom ins Ohr, nachdem ich mich unauffällig neben ihn gestellt habe.
„Wir können doch auch nichts dafür. Und wir wurden nicht mal begrüßt“, flüstert er zurück, und er hat ja Recht, also nicke ich noch dazu. Trotzdem sollte man Bill jetzt nicht provozieren, das sehe ich ihm an. Und ich hab jetzt keine Lust auf einen Streit, der dann eskaliert, für nichts und wieder nichts. Obwohl manchmal macht das ja wirklich Spaß, sich mit den beiden zu Kabbeln.

„Gustav regt mich einfach nur auf“, grummelt Bill weiter, ohne uns wirklich zu beachten, und ich ziehe erstaunt eine Augenbraue nach oben. Was sind das denn für neue Töne? So was hab ich ja noch nie gehört aus seinem Mund.

„Was hat er denn gemacht?“, fragt Tom interessiert.
„Nichts“, muffelt Bill. Okay. Er will nicht drüber reden. Vielleicht sollte man das akzeptieren, denke ich.
„Nun sag schon“, drängt ihn dagegen Tom. Und ich verfolge die sich nun bietende Zwillingsszene mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination. Am Ende hab ich immer noch nicht rausgefunden, worum es jetzt eigentlich ging, und was Gustav nun so schlimmes verbrochen hat, weiß ich auch immer noch nicht. Aber wir sitzen mittlerweile einträchtig nebeneinander auf dem Küchentresen, weil der Tisch heute irgendwie uncool ist, und essen. Und ich könnte mir gerade nichts Schöneres vorstellen.

* * *

"Leute, ich geh schon mal runter, Dorian müsste jeden Moment da sein", informiere ich Tom und Bill keine 24 Stunden später und schnappe mir schon meinen Schlüssel und die Zigaretten, als ich Bill ein "Warte mal, Shirin", aus dem Bad rufen höre. Ich laufe die paar Meter zurück, und sehe Bill mit seinem Kajalstift in der Hand die angelehnte Tür aufreißen. Dampfschwaden kommen mir entgegen, weil Tom noch duscht. Wie gut, dass ich mein eigenes Badezimmer hab, denke ich, und erst dann registriere ich, dass Bill gar nicht weiterredet, sondern mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. "Was?", frage ich verunsichert. Hab ich doch zu dick aufgetragen? Vielleicht ist die durchlöcherte Strumpfhose doch too much, oder die Mütze, auf die ich neuerdings so sehr stehe, oder die Stiefel, oder zu viel Make up... oder am Ende doch das neue Kleid? Oh nein...

"Willst du mich foltern?", bringt er endlich einen ganzen Satz zustande, der mich nur noch mehr verwirrt. "Foltern?", quietsche ich, und finde mich überraschend in einer stürmischen Umarmung wieder, von der ich etwas überrumpelt bin.

"Wo hast du das Kleid denn her?", werde ich mit so rauer Stimme gefragt, dass mir umgehend ein wohliger Schauer den Rücken herunter läuft. Daher weht also der Wind...
"Ich war shoppen gestern - schon vergessen?", kehrt meine Selbstsicherheit zurück, und ich schiebe Bill ein Stück von mir fort, damit ich ihm ungehindert ins Gesicht sehen kann. Sein Blick geht mir durch und durch und ich beginne schon zu überlegen, ob ich nicht zehn Minuten später unten erscheinen kann...

"Hm... ich hab so viel Stress grade, ich habs wirklich vergessen... und jetzt kann ich den ganzen Abend an nichts anderes denken, als dich zu ficken", raunt er mir zu und ich unterdrücke mit aller Macht das Zittern, das Besitz von meinem Körper ergreifen will, als die Worte bei mir ankommen.
"Das will ich doch hoffen", sage ich locker, meine Stimme hat das Zittern wenigstens noch nicht im Griff. Und dieses Gefühl will ich auf einmal den ganzen Abend haben, will mich in seinen Blicken sonnen und mich begehrt fühlen... Vorfreude ist doch manchmal die schönste Freude.

"Musst du wirklich schon runter?" Bill hat den Angeschossenes-Bambi-Blick echt drauf, das muss ich ihm ja lassen. Aber ich werde jetzt nicht weich, ich muss mich zwar zügeln, aber darauf stehe ich gerade.
"Ja. Wir müssen noch so viel vorbereiten, weißt du?", frage ich unschuldig und winde mich geschickt aus seinen Armen. Was er nun eigentlich ursprünglich von mir wollte, hat er mir immer noch nicht verraten, aber was solls.

"Warte erst, bis Tom dich sieht", schmunzelt er plötzlich, und jetzt muss ich auch grinsen. "Bis gleich", hauche ich Bill einen kurzen Kuss auf die Lippen, bei dem ich ihm erst gar nicht die Chance lasse, das Ganze auszuweiten, und dann verschwinde ich kichernd im Treppenhaus.

* * *

Ironischerweise ist ausgerechnet Tom heute äußerst immun, was meine Aufmachung betrifft, er ist schon seit Stunden in ein höchst angeregtes Gespräch mit einem Freund von Gustav vertieft, den ich nur flüchtig kenne. Aber es stört mich nicht, sein Zwilling macht alles wieder wett, und lässt mich den ganzen Abend nicht aus den Augen. Und ich liebe, liebe, liebe es, mit ihm zu flirten, ich bin jetzt schon gespannt, wie lange wir dieses Spielchen noch ausreizen werden.

"Willst du dich nicht ein bisschen zu den anderen setzen? Ich schaff das hier auch locker allein", unterbricht mich Dorian in diesem Moment in meinen Überlegungen und ich brauche ein bisschen länger als sonst, um dem Gesagten folgen zu können. Scheiße, bin ich abgelenkt, das ist ja schon mehr als auffällig.

"Nee, lass mal", wehre ich ab, wende mich wieder meinen Gläsern zu, die dringend mal wieder eine Politur benötigen und schaffe es tatsächlich drei ganze Atemzüge lang, nicht zu Bill zu schielen. Dann allerdings trifft mich sein Blick um so intensiver. Wenn er so weitermacht, springe ich ihm hier vor allen Leuten auf den Schoß, das ist mir ganz egal. Wer foltert hier eigentlich wen frage ich mich, während ich faziniert beobachte, wie Bill betont langsam aufsteht und sich mit geschmeidigen Bewegungen auf mich zu bewegt, bis er sich schließlich direkt vor mir aufbaut. Zum Glück ist noch die Theke zwischen uns, sonst könnte ich für gar nichts mehr garantieren.

"Na schöner Mann? Was kann ich denn für dich tun?", begrüße ich ihn, und meine Stimme kippt beinahe.
"Mir würden da schon ein paar nette Dinge einfallen", erwidert Bill so leise, dass ich mich zu ihm vorbeugen muss, um ihn zu verstehen. Die Hitze seines Körpers strahlt bis zu mir rüber, und es kostet mich alle Beherrschung, jetzt cool zu bleiben.

"Was denn genau?", fordere ich Details, und sehe erleichtert aus dem Augenwinkel, dass Dorian zum Tisch verschwindet, um Getränke abzuliefern.
"Komm mit hoch, dann zeig ich`s dir", sagt Bill und sein Gesicht ist jetzt so nah, dass ich ihn mühelos küssen könnte.
"Noch nicht... ich muss arbeiten", antworte ich bedauernd, und genieße dennoch mein aufgeregtes Magenkribbeln. Gott. Ich bin gespannt, wie hoch ich das Ganze noch treiben kann...

* * *

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#12

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 18.01.2011 11:33
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat
"Was denn genau?", fordere ich Details



Ich fordere auch Details!

Zitat
Ich hatte Lust auf die Drei... die lassen mich irgendwie nicht los



Hach... das ist schön. Mich lassen sie auch nicht los und Lust hab ich auf die Drei immer. Du hast da eine geile Truppe entworfen *sie lieeebe*
... und du schreibst einfach toll, schäfchenschatz!

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#13

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 28.02.2012 13:10
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Was ist denn das Schönes? *gerade erste entdeckt hab*

Liest sich wie immer, wie in Butter geschwenkt...

Geht's hier irgendwann weiter, Schäflein?

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#14

RE: ~ Killing me to the end^^ ~

in Fanfictions 28.02.2012 17:45
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

bestimmt
wie in Butter gschwenkt hört sich ja aber auch gut an

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