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Ein kleiner Billshido-Oneshot....
Heilsame Hände
Es war ein bisschen stickig und dazu völlig still im Zimmer. Die einzigen Geräusche, die man vernehmen konnte, waren die aneinander scheuernder Haut. Genau wissend, was sie tun, strichen glänzend eingeölte, kräftige Hände langsam und stetig über einen schmalen, nackten Rücken. Sie stoppten ihr Tun erst kurz vor dem weißen Frotteehandtuch, das locker über dem kleinen Gesäßhügel lag, um nach oben hin bis weit über Schultern und Oberarme hinaus zu agieren.
Der auf dem Bauch liegende junge Mann hatte die Augen selig geschlossen und döste vor sich hin. Er hatte sich die Massage nach dem anstrengenden Konzert redlich verdient und kostete jede Minute dieser Wohltat reichlich aus.
„Viktor, mach noch mal im Nacken so wie vorhin“, murmelte er halb in das Kissen, „da war so ne Stelle, die hat mir heute irgendwie besonders weh getan.“
„Hier die?“, fragte der rotblonde Masseur und ließ seine geübten Hände über die Schulterblätter in Halsnähe gleiten.
Der unten Liegende stöhnte verhalten. „Jaaa, genau…“
„Du warst vorhin richtig verspannt als ich anfing, aber jetzt hab ich dich wieder ganz gut hingekriegt. Bei der nächsten Tour solltest du dir vielleicht mal paar leichtere Kostüme heraussuchen“, sinnierte der stämmige Mann mit den vielen Sommersprossen im Gesicht, während er den fragilen Nacken seines Patienten bearbeitete.
„Quatsch, so schwer sind die gar nicht, die sehen nur so aus“, nuschelte der Angesprochene in seine weiche Unterlage und brummte zufrieden unter der wohltuenden Massage.
„Und warum jammerst du dann immer über Schmerzen im Genick?“
„Keine Ahnung, ich bin halt immer ein bisschen angespannt und nervös vor den Auftritten. Vielleicht ist es deswegen.“ Bill hatte keine Lust, sich seine außergewöhnlichen Kostüme mies reden zu lassen. Sie waren, neben dem futuristischen Bühnenbild, sein ganzer Stolz. Eigens für ihn von Top-Designern entworfen und maßgeschneidert. Und sie passten ihm perfekt, nebenbei bemerkt. Die Ursache seiner Verspannung lag ganz woanders, aber das hatte den eifrigen Masseur, nach Bills Ansicht, nicht die Bohne zu interessieren.
Viktor erwiderte nichts darauf, er kannte Bills Sturheit und wusste, dass es keinen Zweck hatte, ihn zu irgendetwas zu überreden. Er tat lieber sein Bestes, um ihn wieder so hinzubekommen, dass er sich wohl fühlte und fit war für den nächsten Auftritt. Alles andere lag nicht in seiner Macht..
„Okay…dann dreh mal bitte deinen Kopf auf die andere Seite“, gebot er ihm stattdessen und träufelte noch ein paar Tropfen Massageöl auf die milchweiße Haut mit den verstreut anzutreffenden Leberfleckchen.
Bill tat wie ihm geheißen und hörte dabei ein surrendes und damit störendes Geräusch unweit seines Ohres, worauf eine Flasche hastig zugeschraubt wurde und Stoff raschelte.
„Ja? Was gibt’s denn?“ Viktor war an sein Handy gegangen, das auf Vibrationsalarm gestellt war.
„Was? Wieso denn das? Ich kann jetzt aber nicht!“ Es trat eine kurze Pause ein. „Meinetwegen, warte, ich komm gleich.“
Das Gespräch wurde beendet und der Masseur atmete einmal laut aus und ein.
„Entschuldige mich bitte für eine Minute, ich muss kurz weg. Ich bin aber gleich wieder für dich da.“
Noch ehe Bill nachfragen konnte, was es denn so Wichtiges gäbe, klackte schon die Tür und er sah sich allein.
„Geh ruhig, ich warte hier gerne sinnlos herum und langweile mich…“, brummte er ein wenig verstimmt, blinzelte aber nicht einmal dabei, sondern döste in seinem durchgewalkten Zustand weiter vor sich hin. Es war schon weit nach Mitternacht und sogar er wurde jetzt langsam müde.
In seinem Dämmerzustand bemerkte er gerade noch so, dass die Tür gleich darauf erneut klackte. Das war ja wirklich nur eine Minute, das kann ich ihm gerade noch durchgehen lassen, dachte Bill und lächelte gnädig, ohne dabei die Augen zu öffnen. Das Bett senkte sich am Rand unter dem Gewicht der sich setzenden Person und er hörte erneut das Geräusch einer sich öffnenden Flasche. Schon wieder Öl? Wunderte er sich ein bisschen, weil ihm das alte noch warm die Seiten auf die Unterlage herabtropfte und eigentlich für die noch folgende Prozedur genügt hätte. Viktor wird auch langsam senil, waren seine ketzerischen Gedanken.
Doch das neue Öl wurde, dem Geräusch nach zu urteilen, sorgfältig zwischen zwei Händen verrieben, die sich danach wie eine große warme Glocke auf seinen Rücken legten und ihn vorsichtig anfingen kreisförmig zu streicheln. Massage konnte man das jedenfalls nicht unbedingt nennen, dazu fühlte es sich zu vorsichtig, eine Spur zu zärtlich an. In Bill kam ein warmes, wohliges Gefühl der Geborgenheit auf, dass er vorhin noch nicht verspürt hatte, seine Mundwinkel kräuselten sich zu einem verträumten Lächeln und aus seiner Kehle entwich ein leises Schnurren. So war es gut.
Doch als ihn auch noch ein paar weiche Lippen zwischen seinen Schulterblättern küssten, die sich gefährlich vertraut anfühlten, schrillten bei Bill sämtliche Alarmglocken – so hatte Viktor ihn noch nie angefasst, geschweige denn, würde er es wagen, ihn zu küssen. Was für ein Frevel! Trotz seiner Trägheit, die die einlullende Massage bei ihm verursacht hatte, schnellte sein Kopf blitzartig herum und in sein eingeschränktes Blickfeld gerieten ein paar kräftige Männerbeine in hellgrauen, ausgebeulten Trainingshosen, die er nur allzu gut kannte.
„Sag mal, hast du sie noch alle? Wo kommst du denn jetzt her? Spinnst du?“ Bills Stimme klang schrill und gehetzt, während er mit einer Hand versuchte, sein schützendes Handtuch zu erfassen und genau dort zu halten, wo es gerade war. Das er nicht überschnappte vor Aufregung, hatte er einzig und allein der vorangegangenen Massage zu verdanken, die seine Muskeln und wahrscheinlich auch wichtige Teile seines Hirns, zu weichem Brei deformiert hatten.
Der so überschwänglich Begrüßte konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, bei dem eine blendend weiße Zahnreihe in dem braunen, unrasierten Gesicht aufblitzte.
„Reg dich nicht so auf, sonst verspannst du wieder total und alles war umsonst. Leg dich wieder hin und lass mich das mal machen, ich kann das viel besser, als dein Viktor, du wirst sehen.“ Seine Stimme war genauso ruhig und besonnen, wie seine Handbewegungen auf dem Rücken des halbnackt Daliegenden.
„Ich reg mich überhaupt nicht auf, mein liebster Anis!“, widersprach Bill sich selbst und funkelte den Eindringling mit seinen dunklen Augen wild an. „Aber wieso haben die dich überhaupt hier reingelassen? Da draußen stehen zwei Bodyguards mit klaren Anweisungen, wenn ich mich nicht täusche!“
Anis Mohammed Yussuf Ferchichi, besser bekannt unter dem Namen Bushido, blinzelte vergnügt. „Du täuschst dich nicht, da draußen stehen tatsächlich zwei bullige Lackaffen herum, aber angangiere demnächst besser keine Leute mehr, die in Tempelhof aufgewachsen sind, wenn du ernsthaft deine Ruhe vor mir haben willst.“
Bill riss entsetzt die Augen auf. „Ach du Scheiße, das darf nicht wahr sein! Du und deine beknackten Connections! Die beiden werden morgen gefeuert, darauf kannst du Gift nehmen!“, schimpfte er wie ein aufgeregter Rohrspatz.
Anis schmunzelte amüsiert. „Jetzt chill dich doch endlich mal. Wahrscheinlich wirst du ihnen morgen eher ne fette Gehaltserhöhung anbieten und noch dazu die Füße küssen, dass sie mich zu dir gelassen haben.“
Bill lachte verächtlich. „Immer noch das gleiche arrogante Arschloch.“ Seine Finger am Handtuch und deren wichtige Festhalteaufgabe, waren zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten, so dass sich der Stoff selbstständig gemacht hatte und mehr preisgab, als er eigentlich sollte. Er bemerkte es mit Schrecken, als es schon zu spät war. Anis’ wohlwollender Blick glitt zielgenau den schmalen Rücken hinunter über die sanften Wölbungen des kleinen, festen Hinterns und verlor sich im schattigen Spalt zwischen den schlanken Schenkeln.
„Ich weiß zufällig, dass du auf Arschlöcher stehst.“ Seine große, dunkle Hand hatte sich schneller auf die porzellanweiße Hinterbacke gelegt, als Bill das Handtuch wieder zu Raison bringen konnte. Er formte genüsslich das griffige Gesäß. „Und ich tu es auch, wie du weißt…“
„Nimm deine dreckigen Pfoten da weg!“, befahl ihm Bill hitzig und schlug ungeschickt nach der braunen Hand, die sich aber dadurch nicht beirren ließ. Das konnte er ihm nicht durchgehen lassen, der Stachel der Verletztheit saß noch zu tief, als dass er jetzt tatenlos an sich herumtatschen ließ. Doch die Hand hatte ihn fest im Griff. Bill suchte fieberhaft nach einer neuen, erfolgreicheren Strategie, der Situation wieder Herr zu werden, doch Anis’ erfahrene Hände, seine dunkle, vertraute Stimme und überhaupt seine ganze verdammte Anwesenheit, machten es ihm schwerer als gedacht.
„Jetzt gifte nicht so sinnlos herum und entspann dich endlich mal!“, empfahl ihn der Ältere seelenruhig und drückte ihn mit der freien Hand sanft am Nacken nach unten. „Ich dachte, du freust dich, wenn ich dich hier besuche und dir ein bisschen was Gutes tue, denn nur das hab ich heute vor.“
Missgelaunt ließ Bill es sich gefallen, nicht ohne noch ein bisschen Kontra zu geben. „Worüber sollte ich mich denn freuen? Unsere letzte Begegnung war ja wohl alles andere als erfreulich“, bemerkte Bill mit neu aufflammendem Groll und bettete sein Haupt widerwillig auf das weiße Kissen. Körperlichen Widerstand leisten, war, bei seiner Statur, die falsche Strategie, darüber war er sich allerdings im Klaren.
„Ach Bill, mein trotziger, kleiner Engel, was lässt du dir auch deine wunderschönen langen Haare abschneiden…du sahst so mörderisch geil damit aus“, im Tonfall des Älteren schwang immer noch eine satte Portion Bedauern über diesen Umstand mit.
Bill schnaubte verächtlich. „Ich habe immer mal ne andere Frisur, wie man sich da so drüber aufregen kann!?“ Sein beleidigter Gesichtsausdruck machte seinem Kosenamen alle Ehre.
„Ich hatte damals doch nur gesagt, dass mir die langen Haare besser gefallen haben. Du warst derjenige, der sich darüber so aufgeregt hat und …“, stellte Anis richtig, kam aber nicht dazu, auszureden.
„Ich will nicht mehr darüber sprechen, klar?!“, schnitt ihm Bill harsch das Wort ab, weil es ihm mittlerweile selber peinlich war, wie kindisch er sich damals aufgeführt hatte. Er wusste, dass sein Teint, durch die Hitzewelle, die ihm vom Bauch aus ins Gesicht loderte, gefährlich zum Rötlichen tendierte und so vermied er direkten Blickkontakt.
„Soll mir nur recht sein, Kratzbürstchen“, lenkte Anis schmunzelnd ein und massierte mit Daumen und Zeigefinger zärtlich das Genick des vor ihm Liegenden von den schmalen Schulterblättern bis hinauf zum kräftigen schwarzen Haaransatz am schlanken Hals. Er hatte das schon so oft getan, doch das letzte Mal war schon lange her…viel zu lange.
Bill versuchte einen wohligen Laut zu unterdrücken, den er gerne ins Kissen gestöhnt hätte. Doch dieses Zugeständnis an sein körperliches Wohlgefallen verkniff er sich immer noch mit höchster Willensanstrengung, schließlich war er schwer beleidigt. Trotzdem atmete er schwerer, als ihm lieb war, zumal die andere Hand den Weg zwischen seine Beine gefunden hatte und dort mit dem zarten Flaum spielte, der zwischen seinen Beinen sproß.
„Gefällt dir das?“
Bill wusste nicht genau, welche von beiden Tätigkeiten Anis meinte und hatte nicht vor, ihm den Ball zuzuspielen, es lief sowieso schon wieder total aus dem Ruder. „Was willst du überhaupt hier?“, begann er vom Thema abzulenken und versuchte dabei, möglichst streng zu klingen. „Gibt es in Berlin niemanden mehr, der sich von dir ficken lässt?“
Bill merkte an den kurzen Erschütterungen der Matratze, dass Anis lautlos lachte. „Wieso denkst du immer, dass ich nur ficken will? Das stimmt doch gar nicht!“
„Weil ich dich kenne“, war die lapidare Antwort von Bill, doch sie klang weder vorwurfsvoll noch anklagend. Es war lediglich eine Feststellung. „Du fährst doch keine 300 Kilometer, um mir den Rücken zu massieren. Soviel Selbstlosigkeit trau ich dir dann auch wieder nicht zu.“
„Erstens waren es fast 450 Kilometer und zweitens: Wieso denn nicht? Das gefällt dir doch, oder? Sag schon ja, ich kenn dich doch genauso. Wieso traust du mir nicht zu, dass ich heute einfach mal irgendetwas für dich tun möchte? Etwas, was dir gut tut…ganz ohne Gegenleistung. Ganz ehrlich jetzt!
Seine Fingerspitzen tänzelten über die weiche Haut zwischen Bills Schenkeln und glitten wie zufällig in den dunklen Spalt, um nach weiteren Stellen zu fahnden, die Bill zu spontanen Lustäußerungen annimierten. Er kannte sie alle und wusste, dass Bills vorgetäuschter Widerstand schneller in sich zusammenfallen würde, wie ein windschiefes Kartenhaus, wenn er sich noch ein bisschen mehr Mühe geben würde. Doch noch hielt er sich zurück. Es war für den Augenblick genug, diesen schönen jungen Menschen wieder an seiner Seite zu wissen, ihn dort zu berühren, wo nur er und Bill selbst es durften und mit dem Wissen behaftet zu sein, wie heißblütig dieser lieben konnte, wenn man sein Blut einmal in Wallung gebracht hatte. Das reichte völlig aus, damit sein Schwanz hart und steif von innen gegen den Hosenstoff drückte.
Die Situation glich der Ruhe vor dem Sturm.
„Du bist ein mieser Lügner.“ Bills Kopf drehte sich etwas mehr zur Seite, um seinen ‚Wohltäter’ besser im Blick zu haben und blinzelte kampflustig unter den schwarzen, großzügig geschwungenen Wimpern hervor. Sein Ärger war längst verpufft, es wäre eine dreiste Lüge zu behaupten, der Besuch käme ihm noch ungelegen. Längst hatten er und seine Libido sich den neuesten Gegebenheiten angepasst. Ein paar glänzende Haarsträhnen fielen ihm wie zufällig in die Schläfen, seine Wangen glühten in einer gesunden, rosigen Farbe und seine vollen, halb geöffneten Lippen glänzten mit seiner eingeölten Haut um die Wette, weil er sie vorsätzlich mit seiner Zunge befeuchtet hatte. Eine Überdosis Sinnlichkeit, verstörend schön in dieser eindeutigen Pose. Die Signale, die den Älteren trafen, konnten unmissverständlicher nicht sein.
„Und du hast einen saugeilen Arsch“, war die Antwort des raubärtigen Mannes, dessen hungrige Augen jeden Quadratzentimeter dieses einzigartigen Individuums abscannten.
„Ich weiß…“ Bill bog sein Rückrat noch mehr durch und streckte seinen kleinen Po in die Höhe, während er seinen Blick nicht von den lodernden schwarzen Augen abwandte, die ihn unablässig fixierten.
.„Warum kommst du ausgerechnet heute hier her? Ich dachte, wir wären endgültig fertig miteinander.“ Er konnte es trotz allem nicht lassen, jetzt diese Frage zu stellen, obwohl ihm die mögliche Antwort missfallen könnte.
„Ich hab dich im Fernsehen gesehen. Da war so ein kurzes Interview mit euch bei“ taff“ oder „Explosiv“ oder wie der Rotz heisst. Du sahst aus, als könntest du ein wenig…hmm, sagen wir mal…ähm… Zuwendung gebrauchen.“
„Ach ja? Sah ich wirklich so Scheiße aus?“, provozierte Bill mit Wort und Tat, in dem er sich der kundigen Hand zwischen seinen Beinen entgegendrängte. Ein eingeölter Finger glitt ohne großen Widerstand in ihn und gleich wieder heraus. Er schnappte erregt nach Luft. Es war eigentlich völlig egal, warum er ausgerechnet jetzt da war. Er war da, was er an seinem schnellen Herzschlag und der versengenden Hitze in seinem Brustkorb deutlich spüren konnte. Und er hatte, verdammt noch mal, völlig Recht. Genau DAS brauchte er jetzt auch.
„Du siehst nie Scheiße aus, das weißt du ganz genau.“ Die raue Stimme kam dem erhitzten Gesicht ganz nah, so nah, dass Bill der heiße Atem des Sprechenden auf den Wangen brannte. Er atmete aufgeregt und holperig. Die explosive Mischung aus Vorfreude und Geilheit, die in seinem Inneren brodelte, drohte unkontrollierbar zu werden.
Showdown.
Eine klobige Nase bohrte sich ins dichte schwarze Haar des Liegenden und mit einem sehnsüchtig brummenden Laut schnappten die Lippen des Besitzers dieser Nase nach dem freiliegenden Ohr, um es zwischen seine Zähne zu ziehen und sanft darauf herumzubeißen. Bill riss Augen und Mund auf, um gleich danach die Zähne fest wieder aufeinander zupressen, wie hatte er solche intimen Berührungen vermisst. Wie hatte er es nur so lange ohne diesen Mistkerl ausgehalten? Manchmal verstand er selbst nicht, warum er sich selbst so quälte, indem er so bockig war.
„Zieh endlich deine beschissene Trainingshose aus, du weißt, wie ich diese Dinger hasse“, zischte er ungeduldig.
„Mach du es…“
Bill wälzte sich wortlos herum und grabschte mit beiden Händen nach dem Bund der grauen Hose, zu kleinen Machtspielchen blieb auch später noch genügend Zeit. Doch bevor er den Stoff nach unten zerren konnte, wurden seine Handgelenke von zwei kräftigen Männerhänden gefangen genommen und grob festgehalten. Die schwarzen Augen unter den buschigen Brauen fixierten ihn finster. Bill keuchte und lehnte sich instinktiv dagegen auf.
„Was soll das jetzt?! Lass mich los!“
„Erst, wenn du mir verrätst, wieviele du inzwischen rangelassen hast seit unserem Streit.“ Anis’ Stimme sollte ruhig und gelassen klingen, als wäre das lediglich eine Standardfrage, die er Bill stellte, doch klang in seiner Frage eine bange Besorgnis mit, die einem ihm vertrauten Menschen nicht verborgen bleiben konnte. Bill horchte auf und zog eine Augenbraue verwundert nach oben.
„Was?“
„Sag schon, wieviele!“ Der Druck an Bills Handgelenk wurde stärker, der Blick finsterer. Das südländische Temperament ließ sich nicht mehr verleugnen. Bill ruckte und zerrte ohne die kleinste Chance.
„Das geht dich einen feuchten Dreck an!“, fauchte er ungehalten und ärgerlich über sich selber, dass er gerade in diesem entscheidenden Augenblick nicht besonders schlagfertig war und keine passenden Namen parat hatte, die er seinem (Ex)Liebhaber um die Ohren werfen konnte. Stattdessen funkelte er nur wild zurück und schaute schließlich schwer atmend zur Seite. Blickkontakt kam jetzt einem emotionalen Selbstmord gleich. Der Griff um sein Handgelenk lockerte sich sofort. Die Situation schien sich zu entspannen. Bill fühlte Anis’ befreites Lächeln auf ihm liegen und damit hellte sich seine eigene Miene ebenfalls auf. Er konnte diesem Kerl einfach nicht lange böse sein, es war ein Jammer.
„Wahnsinn, es ist also tatsächlich wahr. Keiner durfte deinen kostbaren Arsch anfassen, du warst mir wirklich so lange treu…so treu wie Gold. Das ist Liebe, Kleiner…ist dir das eigentlich klar?“ Anis fasste die für Bill bittere Wahrheit kopfschüttelnd in Worte und ließ die schmalen Hangelenke endgültig los, um sich dem zauberhaften Gesicht zu widmen, das ihn von der Seite bittersüß anschmollte, weil es so einfach zu durchschauen gewesen war.
„Bilde dir nur nichts darauf ein!“, versuchte Bill zu retten, was noch zu retten war, doch der Punkt ging eindeutig nicht an ihn. Er verfluchte sich, dass er nicht wie Tom sein konnte. Tom verstrickte sich erst gar nicht in solch gefühlsduseligen Beziehungskram und wenn doch, dann hatte er wenigstens auf unerwartet intime Fragen eine unerwartet schamlose Antwort parat, bei der sich der Fragesteller hinterher selbst verfluchte, ihm jemals diese Frage gestellt zu haben. Aber er war ja nur Bill…der unverbesserliche Romantiker, bei dem es immer gleich um die ganz großen Gefühle gehen musste, unter dem ging es nicht.
„Mach ich aber“, war die befürchtete Antwort, die Bill nur verächtlich den Mundwinkel verziehen ließ. Der Triumph über ihn wurde auch noch maximal ausgekostet - was für eine erbärmliche Schlappe. Er ließ es willenlos geschehen, dass Anis ihn ehrfürchtig zwischen die Brauen küsste, neben die aufgeregt bebenden Nasenflügel, auf die kleinen Grübchen der Mundwinkel und die anrasierten Schläfen, bevor er sich mit noch größerer Beachtung dem hochempfindlichen Hals widmete. Bill fielen vor Wonne die Augen zu. Das war Versöhnung ganz nach seinem Geschmack.
„Dich frag ich lieber gar nicht erst, wen du alles nach mir gevögelt hast“, seufzte er zwischen zwei besonders zärtlichen Küssen und reckte dem alles wieder gut machenden Mund seinen schlanken Hals entgegen.
„Wieso nicht? Frag ruhig, ich hatte auch keinen anderen Kerl nach dir.“ Die vertraute Stimme streifte Bills Haut wie schwerer Samt und der kurze Atemstoß an sein Ohrläppchen verriet ihm, dass Anis zumindest einmal kurz auflachen musste.
„Sehr witzig…als ob du es ... jemals mit einem…anderen Kerl…als mir treiben würdest“, murmelte Bill abgehackt, während er die überschwenglichen Zärtlichkeiten des Älteren mit allen Sinnen genoß. Sein Schwanz war inzwischen bretthart und sein gesamter Körper sehnte sich nach dieser körperlichen Vereinigung, die er so lange vermisst hatte.
„Bilde dir nur nichts darauf ein“, nuschelte Anis dicht an Bills Schulter, während er ihn langsam mit seinem gesamten Körper ins Laken drückte, um ihn leidenschaftlich auf jeden freien Fleck Haut zu küssen, den er erreichen konnte.
Bill lächelte nur siegessicher und rutschte nachgiebig in eine bequeme Genießerposition. So würde er es eine lange Zeit aushalten können. Wenn eines sicher war, dann das: Konkurrenz aus den eigenen Reihen hatte er wahrlich nicht zu fürchten, es war wahrscheinlicher, dass es eine Herde rosa Elefanten regnete, als das Anis seinen Schwanz in ein anderes männliches Wesen als in ihn stecken würde und Frauen waren irgendwie sowieso außer Konkurrenz, die zählten nicht….nicht hier und jetzt jedenfalls.
„Was ist jetzt? Willst du endlich ficken, oder bist du wirklich nur zum Quatschen gekommen?“, lästerte Bill mit der euphorischen Gewissheit, gerade den Ausgleich erzielt zu haben und griff dem ungewohnt verschmusten Älteren provokant zwischen die Beine. Was er dort zu fassen bekam, ließ ihn breit grinsen.
Eine gesprochene Antwort gab es auf Bills Frage nicht. Anis richtete sich auf, um den Rest an Klamotten loszuwerden, den er noch trug und es flog kurz darauf ein graues Stoffbündel samt einem zerknüllten T-Shirt in Windeseile in irgendeine Ecke. Der wohltrainierte Körper beugte sich danach wortlos wieder nach vorn und nahm den angestammten Platz zwischen den verheißungsvollen Schenkeln seines wartenden Geliebten wieder ein, um sein Versprechen, ihm heute alles Gutes dieser Welt zu tun, endlich einzulösen.
ENDE

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