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Oh Gott, diese braunen Augen schienen absolut in mich hinein zu schauen, direkt auf den tiefsten Grund meiner kaputten Seele. Immer wieder trafen sich unsere Blicke und ich konnte irgendwie gar nichts dagegen tun...aber ich wollte es auch gar nicht. Es war nicht unangenehm und ich hatte das Gefühl, dass diese Augen mich fast besser kannten, als ich mich selbst.
Aber mein Gegenüber kannte mich fast gar nicht, wir waren uns vor ein paar Tagen das erste Mal begegnet, trotzdem sprach sein Blick eine so deutlich spürbare Zärtlichkeit aus…es klang für mich selbst mehr als doof, doch ich fühlte mich von seinen Augen geliebt.
Schon vom ersten Moment an, an dem wir uns sahen…vom Fenster aus, durch die geschlossene Scheibe. Er, der dunkelhaarige elfenhafte junge Mann, ging ins Haus und ich stand hinter dem Glas, als sich unsere Augen das erste Mal trafen…schon vor den ersten Worten spürte ich etwas, was ich nicht zu erklären vermochte und jetzt…hier…diese voller Sanftheit schauenden Augen…ich suchte seinen Blick gar nicht und doch versanken unsere Augen immer wieder ineinander, scheinbar ohne unser zutun.
Zumindest tat ich nichts dazu, dachte gar nicht daran…stellte immer erst dieses Wunder fest, wenn sich die Strahlen unserer Augen trafen und miteinander zu verschmelzen schienen.
„Möchtest du etwas trinken?“ fragte ich nach einer Weile. Bis heute waren wir uns nur flüchtig im Hausflur begegnet, hatten nur ein paar wenige Worte gewechselt, denn mehr Zeit blieb im Gewusel des Umzugs nicht. Ständig stand jemand mit einem Karton vor ihm oder wollte sonst etwas wissen. Heute hatten wir zum erstem Mal Zeit, um uns vielleicht ein wenig näher kennen zulernen, denn Bill war hergekommen, um sich mir, seinem neuen Nachbarn vorzustellen.
„Ja gern“ hörte ich seine sanfte Stimme, die mich fast genauso faszinierte, wie seine wundervollen Augen. Und ich war froh, als wir uns auf einen Tee einigten, ich brauchte unbedingt einen Moment um mich zu sammeln, denn mein eigenes Verhalten verstehen, konnte ich grade nicht. Ich war so schrecklich nervös, dass meine Hände zitterten und es mir Mühe machte Luft in die Lungen zu ziehen. Wie eine Blockade schien etwas meine Atemwege zu stören und es gelang mir nur stoßweise Atemluft in meinen Körper zu bekommen. Oh Himmel, lass ihn bloß nichts gemerkt haben dachte ich, während ich mit unsicheren Griffen den Tee in den Filter füllte. Ich hätte nicht einmal sagen können, warum es mir so unangenehm war…doch da ich nicht zuordnen konnte warum ich vor Aufregung absolut unruhig war, hätte ich es ja auch nicht erklären können.
Die paar Minuten der Teebereitung halfen mir allerdings sehr gut, als ich wieder zu Bill ins Wohnzimmer kam, hatte sich mein Zittern längst gelegt und auch die innere Unruhe verschwand nach ein paar Minuten der Unterhaltung. Er hatte eine so beruhigende Art an sich, dass ich meine Nervosität so plötzlich vergaß, wie sie gekommen war.
Ich glaub ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so schnell mit jemandem verstanden und auch noch nie so extrem mit jemandem auf einer Wellenlinie gelegen, wie an diesem Abend mit Bill. Es war schon fast beängstigend wie gut wir uns verstanden und wie oft wir das Selbe dachten. Ich hätte gar nicht zählen können, wie oft er meine Sätze beendete oder ich seine. Wir schienen einfach gleich zu denken und auch gleich zu fühlen.
Wir sprachen über Gott und die Welt, kamen von einem Thema in das nächste und am Ende des Abends wunderte ich mich wie viel ich über mich und mein Leben Preis gegeben hatte. Es war gar nicht meine Art mich so schnell zu öffnen, doch die Wärme, die er und ganz speziell seine Augen mir schenkten, gaben mir einfach ein wahnsinniges Vertrauensgefühl.
Bill war schwul, stand ausschließlich auf das männliche Geschlecht…ein Anhaltspunkt für mich, mit ihm über meine Bisexualität zu sprechen…ein Tabuthema für mich persönlich, denn was meine männlichen Liebhaber betraf, die es im laufe der Zeit gegeben hatte…so war das noch ein größeres Chaos, als alle Frauen, denen ich meine Liebe geschenkt hatte.
Ich erzählte ihm offen von meinen gescheiterten Beziehungen, Bill hingegen hielt sich geschlossen was das betraf…zumindest an diesem Abend.
Die Zeit verflog so wahnsinnig schnell und als Bill sich zum Gehen erhob hätte ich ihn am Liebsten gebeten noch zu bleiben, doch die Müdigkeit hatte auch mich gepackt und ich wusste es war besser, wenn wir nach einem anstrengenden Tag beide jetzt lieber im Bett verschwanden.
„Schlaf schön Tom…es war ein toller Abend. Ich hoffe wir wiederholen dies noch oft.“ Sagte Bill mir sanft, als er an der Tür stand und umarmte mich fest, voller Gefühl. Seine haltenden Arme fühlten sich an, wie die Sanftheit seiner Augen und ich fühlte mich für die paar Sekunden endlos geborgen, ein Gefühl, dass für mich schon fast in Vergessenheit geraten war. Doch der Moment war zu kurz um ihn richtig zu genießen…einen Augenblick lang wünschte ich mir, dass er mich doch niemals wieder hätte loslassen sollen. Ein unklarer kurzer Moment, der schon wieder vergessen war, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Als ich weit nach Mitternacht in meinem Bett lag fragte ich mich, ob ich mir gerade mein eigenes Grab geschaufelt hatte und durch mein schnelles Vertrauen, wie so oft in meinem Leben eine Enttäuschung erleben würde. Schon oft hatte ich mich in Menschen getäuscht, denen ich erst nach langer Zeit vertraute, die ich viel länger und eindringlicher kannte. Warum gab mir dieser Mensch so wahnsinnig das Gefühl, dass alles richtig war, genauso wie es heute Abend passiert war?
Woher sollte ich wissen, dass seine Augen nicht logen?
Ich spürte so sehr in seinem Blick, dass er mich mochte und zwar so wie ich war. Das konnte ich mir doch nur einbilden.
Oder konnte ich nur einfach nicht lernen? War es einfach nur mein Wunsch? Meine Sehnsucht danach endlich mal einen Menschen zu finden der war wie ich, der mich verstand und meine Gefühle teilte? Der nicht irgendwann daran verzweifelte, dass ich mich nicht verbiegen ließ und mein Leben lebte wie es mir gefiel und nicht den Menschen, die der Meinung waren nur ihr Weg wäre der richtige. Nur der Weg den alle gingen, niemals hinauslehnen, niemals auflehnen.
Ich konnte mir diese Vertrautheit die ich spürte einfach nicht erklären, sosehr ich auch darüber nachdachte. Doch irgendwie war es auch egal, selbst wenn ich mir all das nur einbildete…ich wusste ich konnte mich auch nicht selber verbiegen, ich war wie ich war und ich fühlte was ich fühlte. Sollte ich auf den Bauch fallen und wieder einmal einen Irrweg gehen…Bill war es wert…das sagte mir mein Herz bereits laut und deutlich.
Es war nur der eine Abend, der mich über die wundersamen Dinge zweifeln ließ…im laufe der Wochen nahm ich es einfach an. Die Zeit mit Bill war einfach zu schön. Wir unternahmen viel gemeinsam, gingen raus in die Welt, oder trafen uns nur einfach in unseren Wohnungen. Ich hatte einen wundervollen Freund gefunden…zwar war es noch immer nicht normal was für eine Bindung zwischen uns herrschte, doch es war ganz einfach so und ich genoss es. Liebte es sogar, wenn diese außergewöhnliche Vertrautheit zwischen uns im Höchstmaße auftrat und liebte jeden Satz, denn er für mich sprach. So oft bedurfte es keinerlei Worte zwischen uns und es herrschte überirdische Harmonie.
Harmonie zwischen uns…wir waren wie Geschwister…und harmonische Stimmung in der Luft. Sobald wir zusammen waren, hatten wir Spaß und vergaßen, all die Menschen, die für uns beide das Leben manchmal unlebenswert machten und all die Probleme, die uns im täglichen Leben das Herz erschwerten. Zwar redeten wir oft über Dinge, die uns auf der Seele lagen, doch in unserer Gemeinsamkeit erschien all das, was uns bewegte wenn wir allein waren, nur noch halb so schrecklich. Es war, als wenn alles Unangenehme verpuffte sobald wir zusammen waren…waren die Sorgen des Lebens auch noch so groß, wir fanden immer wieder zum Lachen zurück und gaben uns ohne Worte einen Halt.
Ein fröhlicher Abend unter Alkoholeinfluss sollte für mich eine ganze Menge verändern.

Zitat von schäfchen
Okay. Also erstens, ich freu mich grad, von dir zu lesen<3
dann muss ich sagen, dass du mich am Anfang verwirrt hast tihihi
aber ich bin ja allgemein schnell verwirrt gell, also von daher
jedenfalls wusste ich nicht wirklich, um wen oder was es sich dreht, aber das hat sich dann ja schnell aufgeklärt.
Also wird das jetzt was längeres!?
Fröhlicher Abend unter Alkoholeinfluss... öhm ja. Ich kann nur für mich sprechen, wenn du mir ne Flasche Medinet-Wein hinstellst, dann kann das übel enden tihihi
ich hoffe mal, der Tom ist da etwas resistenter^^
hach ich freu mich jetzt schon drauf, wie`s weitergeht PDT_Love_01

Zitat von BILLowy
ähm... was soll ich sagen?
Der erste Teil hier liest sich für mich wie viele Worte ohne viele Infos^^
Immerhin wurde es gleich klar, dass es um Tom und Bill geht... ein Pairing, was mir nach wie vor ausgesprochen gut gefällt [smilie=sm_09.gif]
und jetzt bin ich einfach mal gespannt drauf, wie du die Zwei an dem Abend unter Alkoholeinfluss miteinander machen lässt xD

hm, ob das was längeres wird weiß ich noch nicht...kommt auf mich an^^
und äh...ich hab zwar geschrieben fröhlicher abend, aber ich warn euch mal gleich vor, dass der nur am anfang fröhlich is
viel worte ohne infos, das trifft es gut^^ so isses, es werden glaub ich auch nie viel infos werden und immer viel worte um wenig ding^^ und ich glaube auch etwas ganz anderes als ihr von mir kennt^^
*schon ein wenig angst hab*^^
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Wir trafen uns zum Essen bei mir, kochten gemeinsam und verbrachten den Abend bei ein paar Flaschen Bier vor dem Fernseher, wie wir es schon oft getan hatten, wenn wir keine Lust darauf hatten irgendwo hin zu gehen.
Zuerst bekamen wir vom TV Programm überhaupt nichts mit…wie auch, wir tobten ausgelassen wie zwei kleine Kinder über die Einrichtung. Herrlich, ich liebte es mich mit Bill zu kappeln, auch wenn ich jedes Mal mindestens zwei dicke blaue Flecken davontrug.
Ich hatte keine Ahnung, wie viel Kissen durch die Gegend, oder an unsere Köpfe geflogen waren, bis wir irgendwann erschöpft dicht nebeneinander auf dem Sofa saßen und uns tatsächlich einmal auf den laufenden Film konzentrierten.
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie es dazu kam, ob das Thema des Films uns in die Richtung lenkte, oder der immer stärker fließende Alkohol einfach nur seine Zunge löste. Jedenfalls begann Bill mir aus seinem Leben zu erzählen. Das war nichts ungewöhnliches, doch die Offenbarungen dieses Abends sollten mich aufs Äußerste schocken und mein Herz für die Ewigkeit erschweren.
„Schwulsein ist noch immer ein Thema, was man wohl besser nicht an die große Glocke hängt, zumindest nicht an einer Schule.“ Begann er das Thema und ich fragte mich kurz, wem er das erzählte, schließlich hatte auch ich meine negativen Erfahrungen damit gemacht, auch wenn ich nicht gänzlich auf das männliche Geschlecht stand.
„Ich hätte mich wohl niemals geoutet“ fuhr er fort „wenn ich nicht einen wunderbaren Freund gehabt hätte. Wir liebten uns, wie zwei Menschen sich nur lieben können und irgendwann hatten wir einfach keine Lust mehr auf ein Versteckspiel. Sollte es doch jeder wissen, dass wir zusammen gehörten, wir pfiffen auf die Meinungen und Sprüche der anderen. Wir hatten ja uns. Wir gaben uns gegenseitig den nötigen Halt und wenn es mal wieder ganz schlimm war, dann half es uns schon darüber zu sprechen…alles war okay, solange wir zusammen waren.“
Bill trank von seinem Bier und kuschelte sich danach mit dem Rücken an meine Brust, das hatte er zwar schon oft getan, aber irgendetwas sagte mir, dass es diesmal so war, weil er mich nicht anschauen wollte.
„Alles war gut, bis er weit weg zog. Ich war allein, niemand war mehr da, der mich hielt, der mir die Kraft gab die Sprüche der anderen zu ertragen. Es begann ganz langsam, die fiesen Aussagen der anderen, speziell von drei bestimmten Jungen zermürbten mich nach und nach…mein Selbstbewusstsein schrumpfte stark und ich hatte mit der Ablehnung zu kämpfen. Wäre es bei den Sprüchen geblieben, hätte ich mich vielleicht irgendwann daran gewöhnen können, doch immer öfter begannen sie mich zu schlagen…zu treten, schubsten mich gegen irgendwelche Wände oder Einrichtungstücke. Sogar die Lehrer ließen mich spüren, dass ich als schwul nicht akzeptiert wurde, immer öfter bekam ich auch von ihnen irgendwelche dummen Sprüche reingewürgt. Wahrscheinlich war es, als Marcas noch bei mir war nicht anders, ich kann mich auch aus der Zeit an ein paar Bemerkungen der Lehrer erinnern, aber da fiel es mir nicht so auf…jetzt, wo ich sowieso mit dem Alleinsein zu kämpfen hatte, traf es mich tief in der Seele.
Es war mir nicht mehr egal, denn ich war allein, so schrecklich allein. Klar hatten wir noch Kontakt Marcas und ich, doch es war einfach nicht das Selbe und selbst dieser Kontakt brach irgendwann ab, denn er hatte jemanden anders kennen gelernt und interessierte sich nicht mehr wirklich für mich und meine Sorgen.“
Bill erzählte mir davon, wie die drei Jungen ihn das erste Mal mehr als nur geschlagen hatten, sie lauerten ihm in der Dusche nach dem Sport auf, missbrauchten ihn…immer wieder, alle drei. Er schilderte es mir genau und mit jedem Satz zog sich eine Faust immer fester um mein Herz. Er redete immer weiter und es schien, als realisierte er gar nicht mehr, dass ich hier war. Obwohl ich die Arme fest um ihn geschlungen hatte. Meine Hände lagen vor seinem Bauch ineinander und meine Nägel bohrten sich mit jedem seiner Worte fester in mein eigenes Fleisch. Doch diesen Schmerz bemerkte ich gar nicht, spürte nur wie mein innerstes sich zusammenzog, mein Bauch, meine Eingeweide, alles schien durcheinander zu sein in mir und nur noch aus Knoten zu bestehen.
Es tat mir so weh was ihm passiert war und auch wenn ich es nicht glauben wollte, ich wusste, dass er die Wahrheit sprach. Für mich zerbrach eine Welt. Meine, gegen seine doch so heile Welt, zerbrach vor mir in tausend kleine Stücke und ich konnte nichts dagegen tun. Am liebsten hätte ich ihn angeschrieen, ihn gezwungen zu reden aufzuhören…schon viel zu wenig konnte mein Kopf verarbeiten was er sagte, meine Vorstellungskraft versagte längst und als er mir sagte, dass alles noch schlimmer wurde im laufe der Zeit…sie ihn immer mehr demütigten…ihn immer brutaler behandelten und einmal sogar ein Lehrer davon Wind bekam, aber nichts dagegen unternahm, fühlte es sich an, als würde mein Herz bluten.
Ich konnte nicht greifen, nicht verstehen.
Denken konnte ich nicht mehr…wollte es auch nicht…mich selbst schützen, doch es war zu spät, auch wenn mein Kopf die Dinge nicht hören wollten, meine Seele hatten sie längst erreicht und mich und mein Herz völlig überfordert. Noch nie war ich so direkt mit so etwas in Berührung gekommen…hatte davon gehört klar, es bewegte mich auch, aber an mich heran gelassen hatte ich solche Geschichten nie wirklich. In meinem Denken war kein Platz für so schreckliche Dinge…zumindest nicht so, dass ich irgendetwas verstehen konnte.
Mitleid? Nein Mitleid konnte ich gar nicht fühlen, denn mitleiden kann man nicht, was man selbst nicht erlebt hat. Schmerz, purer Schmerz war das was ich fühlte.
Die ganze Zeit, hatte ich kein Wort gesagt, hatte schon Mühe ihm nur zuzuhören…doch ich denke er wollte auch gar keinen Ton von mir hören.
Ich erschrak, als er sich plötzlich zu mir drehte, mich mit einem Augenpaar ansah, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte. Leer und kalt war sein Blick und seine Worte klangen nicht anders.
„Ich ficke…mich fickt nur mein Leben…und…ich liebe nicht…niemals wieder!“ Eiskalt durchfuhren mich die Worte und auch als er sich längst wieder umgedreht hatte und nun schweigend an meinem Bauch lehnte, fühlte ich mich wie in einem Meer aus Eis. Kalt, hier war alles kalt…und am wenigsten Wärme war in meinem Herzen. Wenn die Faust jetzt nicht aufhören würde zuzudrücken…dann wusste ich, dass es für immer zerbrechen würde.
Erst, als ein nasser Tropfen auf meinen Handrücken fiel, begann ich wieder zu fühlen. Ich fühlte Bill, seine Nähe und ganz langsam wurde es wärmer…und mit jedem Hauch Leben, das in mich zurückkam, kam ein Stück Erschöpfung dazu. Auch Bill schien fertig zu sein, denn ich fühlte seinen Körper immer schwerer werden. Nichts und Niemand hätte mich in diesem Moment von ihm trennen können und mit einem letzten aufbringen meiner Kräfte, zog ich einen Decke über seinen Körper und somit auch ein Stück über meinen, bevor ich hinein glitt in die für kurze Zeit vergessen lassende Welt der Träume.
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Ich erwachte mit einem merkwürdigen Schmerz in meinem Bauch und wollte mich verwirrt erheben, als ich spürte, dass etwas Schweres mich daran hinderte. „Oh Gott“ entfuhr es mir, zum Glück leise, als ich realisierte, dass Bill noch immer auf mir lag.
Der Abend kam zurück in meinen Kopf und mit ihm die Faust an meinem Herzen, doch nicht mehr so sehr wie noch am Vortag, der Schlaf, auch wenn er nicht erholsam gewesen war, hatte sie etwas gelockert. Trotzdem fragte ich mich, wie ich nun mit meinem Freund, der mir doch so sehr wichtig war umgehen sollte. Sollte sein Schicksal unser Verhältnis zueinander beeinflussen? War unser Umgang nun getrübt? Konnte ich noch normal mit ihm umgehen? Oder würde ich diese schrecklichen Worte von gestern jetzt immer in meinem Kopf haben, würde jetzt vielleicht dadurch nicht mehr so locker mit ihm umgehen können? Fragen über Fragen tauchten auf und ich fürchtete mich vor ihren Antworten. Doch nur die Zeit konnte sie mir geben, hier und jetzt würde niemand wissen können, was kam.
Würde ich jetzt vor jeder Berührung zurückschrecken, die ich doch bislang immer so genossen hatte…seine liebevollen Gesten, die mir soviel Geborgenheit schenkten…würde ich sie jetzt nicht mehr ohne Sorge erwidern können? Durfte ich ihn überhaupt einfach so anfassen? Und sei es nur ein leichtes Streicheln über seinen Arm, konnte es nicht in einer kurzen Phase der Erinnerung unerträglich für ihn sein? Obwohl ich mich selbst zu zwingen versuchte nicht so viel in Frage zu stellen, kamen die Zweifel ganz von allein zu mir.
War es aber nicht andersherum meine Pflicht weiter ungezwungen und normal mit ihm zu sein? Es war doch Blödsinn zu denken, wie ich grade dachte. Als wenn das Wissen der Begebenheiten den Menschen auf mir anders sein ließ, als er vorher für mich war.
Blödsinnig und auch völlig Sinnlos, schallte ich mich selbst in Gedanken…ich musste abwarten, was passierte. Mit dem festen Vorsatz dazu, krabbelte ich vorsichtig unter dem zarten Körper heraus. Natürlich gelang es mir nicht, so behutsam ich auch war, ohne Bill zu wecken.
„Ups“ grinste er entschuldigend, als er mein Gesicht sah, dass einen komischen Ausdruck haben musste, als er gänzlich von meinem Körper hochkam. Ich fühlte eine Mischung aus Erleichterung und neu aufflackerndem Schmerz, gekoppelt mit einer unerklärbaren Leere. Hätte mir nicht alles weh getan, hätte ich wohl in dem Moment den Wunsch gehabt, dass er sich wieder an genau die Stelle legen sollte, mir wurde plötzlich unnatürlich kalt, als ich seinen Körper nicht mehr an meinem spürte.
„Tut mir leid…oh Gott, das muss ja fürchterlich unbequem für dich gewesen sein.“ Sagte Bill und gab mir mit seiner Art sofort das Gefühl, dass all meine Gedanken völlig unbegründet waren. Sanft strich er über meinen Bauch. „Oh man, tut mir echt leid, warum hast du mich nicht einfach von dir runter geschubst?“
„Naja, ich bin ja auch einfach eingeschlafen“ erwiderte ich und konnte mich nicht dazu entschließen ihm mein Gefühl dazu mitzuteilen. Es lag mir auf der Zunge zu sagen, dass ich ganz einfach in dem Moment gestern seine Nähe genossen hatte und irgendwie auch gebraucht hatte. Wenn ich mir jetzt vorstellte, er wäre gestern noch gegangen…das passte gar nicht, ich hätte das nicht gewollt. Allein sein hätte ich nicht wollen und wollte es auch jetzt noch nicht, doch ich wollte ihn auch nicht unbedingt an das Gespräch erinnern, vielleicht dachte er ja durch den Alkohol gar nicht mehr daran und ich wollte es nicht erneut zum Thema werden lassen, fürs erste hatte ich wahrlich genug zu verdauen.
„Gehen wir was frühstücken?“ fragte ich schnell hinterher, weil ich ganz einfach noch nicht aus seiner Nähe wollte, allein sein kam noch früh genug und wenn ich ehrlich war, hatte ich ein wenig Angst vor meinen eigenen Gedanken. Ich wollte nicht noch einmal zweifeln und brauchte ganz einfach erstmal die genaue Bestätigung, dass ich keine Probleme damit hatte ihn normal zu behandeln. Frühstücken gehen war da grade genau das richtige, ich hatte eh nix hier und so wie ich Bill kannte, sah es bei ihm drüben nicht besser aus.
„Okay, klingt gut. Ich geh mich schnell duschen.“ Sagte er und war schon aufgestanden, bevor zu ende gesprochen hatte. Ich erhob mich jetzt auch und versuchte dabei kein Schmerz verzogenes Gesicht zu machen.
Etwa eine Stunde später saßen wir in dem kleinen Bistro an der Straßenecke. Ich liebte diese gemütliche kleine Gaststätte. Schon oft hatten wir hier gemeinsam gesessen, immer am Fenster, wo wir das Geschehen auf der Strasse beobachten konnten.
Niemals konnte ich mir vorstellen von hier fort zu gehen, in diese Stadt hatte es mich schon als kleines Kind gezogen und ich war so froh jetzt hier leben zu können.
„Ich will niemals hier weg.“ Sprach ich meine Gedanken sentimental werdend aus und sah verträumt auf das bunte Treiben. Viele Andere hätten die Menschen auf dem Gehweg als hektisch bezeichnet, es als unruhig empfunden. Ich fand es einfach toll und für mich hatte es etwas ganz spezielles.
„Du willst hier versauern?“ fragte Bill mich irritiert schauend und scheinbar konnte er das ganz und gar nicht glauben, was ich von mir gegeben hatte.
„Wieso versauern?…Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als immer in Hamburg zu bleiben.“ Zugegeben, ich hatte noch nicht viel gesehen von der großen weiten Welt…aber hier war ich zu Hause…hier in Hamburg, wo ich immer hin wollte.
„Ich wollte schon immer weg hier…eigentlich sollte diese Wohnung schon nicht mehr in Hamburg sein, doch leider konnte ich es arbeitstechnisch noch nicht machen…vielleicht klappts beim nächsten Mal.“ Diesmal war Bill es, der verträumt aus dem Fenster sah, nur schien sein Blick weit weg zu gehen.
„Dann hätte ich dich nie kennen gelernt.“ Flüsterte ich und nahm über den Tisch hinweg seine Hand, streichelte seine Finger, als könnte ich damit die Traurigkeit aus seinem Blick vertreiben.
„Dann würdest du auch nichts vermissen.“ Sagte Bill daraufhin in einem für mich nicht deutbarem Tonfall. Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie er seinen Satz wohl meinte, kam die Kellnerin und brachte unser Frühstück.
Als sie wieder ging, waren wir längst bei einem anderen Thema und ich hatte seinen Satz längst vergessen. Im Gegenzug zu gestern Abend, verlief unser Vormittag absolut lustig, wie fast immer, gesellten sich irgendwann etliche Leute zu uns und wir gaben eine laute Gesprächsrunde ab.
Erst am frühen Nachmittag verließen wir das Lokal und begaben uns in unsere jeweilige Wohnung, um noch ein wenig Schlaf nachzuholen.
Mittlerweile war ich so erledigt, dass es gar nicht schlimm war allein zu sein, zum Nachdenken kam ich überhaupt nicht, denn als ich soweit war mich in mein Bett zu kuscheln, war ich auch schon eingeschlafen.
In den nächsten Tagen allerdings kam mir das Gespräch, beziehungsweise Bills Schicksal immer wieder in den Kopf…ich stellte mir die unmöglichsten Fragen…Fragen, die mir niemand beantworten konnte. Doch eine Frage stellte ich mir nicht mehr, ob ich damit umgehen konnte!
Wie könnte ich mir auch diese Frage stellen? Musste er nicht mit viel mehr umgehen? Wie konnte ich mir Sorgen darüber machen, dass ich vielleicht derjenige war, der mit irgendetwas nicht klar kam…ich schämte mich für meine Gedanken, die an dem Abend in meinem Kopf waren…wie selbstsüchtig sie doch gewesen waren. Zumindest wenn ich sie jetzt betrachtete.
Außerdem wurde mir immer klarer, dass Bill viel stärker war als ich…er würde es niemals zulassen, dass ich irgendetwas tat, was ihm unangenehm war. Ich vertraute ihm blind und ich war mir ziemlich sicher, dass auch er ein gewisses Vertrauen zu mir hatte.


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