#1

From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 25.02.2008 19:14
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Kategorie: Slash, Mystery, Drama, ich hab mich noch nicht endgültig entschieden *lach

Kommentar: Ich stecke bei Hold me fest, und die Idee zu dieser FF hatte ich irgendwann letzte Woche und dann hab ich einfach drauf losgeschrieben... und jetzt belästige ich euch damit^^



1.

Grelle Lichter durchzuckten den kleinen verräucherten Club, der in einer eher unscheinbar wirkenden Seitenstraße inmitten der schillernden Metropole Londons lag. Es war ein Insider-Tip gewesen, und eigentlich wunderte er sich darüber, dass man ausgerechnet ihm dieses „Geheimnis“ anvertraut hatte, denn er passte so gar nicht hierher.
Und doch zog es ihn seit zwei Wochen fast jeden Abend aufs Neue an diesen Ort, diese Umgebung faszinierte ihn auf merkwürdige Weise, und er konnte sich dieser Faszination nicht entziehen. So weit weg von zu Hause war er wohl einfach offener für Neues, anders konnte er es sich nicht erklären. Aber er war ja auch niemandem Rechenschaft schuldig.

Er wollte ursprünglich gar nicht in diese Stadt – doch seine Eltern hatten ihn schon seit längerem gedrängt, ein Auslandssemester einzulegen und als sich dann auch noch von heute auf morgen seine Freundin von ihm getrennt hatte, mussten nicht mehr viele Überredungskünste angewendet werden. Und nun war er hier, hatte sich einigermaßen eingelebt und genoss jetzt seinen Feierabend – auf seine Art.
Wie automatisch wanderten seine Augen wieder zur Theke, er hatte sich extra strategisch günstig auf eine nicht all zu weit entfernte Couch fallen lassen, damit er diesen Typen ungeniert beobachten konnte. Er wusste selber nicht, warum. Tom stand nicht auf Kerle. Aber dieser hier hatte etwas an sich, das Tom magisch anzog.

„Hey Tom, wartest du schon lange?“ wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Eine schlanke, dunkel gekleidete Gestalt ließ sich neben ihn auf das Sofa plumpsen.
„Jared, hi, nein, ich bin auch grad erst gekommen“, grüßte Tom zurück und riss seinen Blick von der Bar los. Im gleichen Moment fragte er sich wieder einmal, was er hier eigentlich machte.
Jared passte hierher, und er selbst fiel auf wie ein bunter Hund. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die vorherrschende Farbe war schwarz – wohin man blickte. Und trotz seiner weiten und hellen Klamotten, die er heute trug, wurde er nicht schief angesehen. Musste an Jared liegen.

„Warum hast du mich noch mal hierher geschleppt?“ fragte Tom nun laut. Das alles war irgendwie verwirrend und er hatte diese Frage in dieser Woche schon mehrmals gestellt, aber immer die gleiche Antwort erhalten.
„Weil du nett bist“, erwiderte Jared auch heute wieder prompt, doch Tom wollte sich ausnahmsweise nicht damit zufrieden geben.
„Aber du kanntest mich doch gar nicht, außer von der Uni... und sei doch mal ehrlich, kein Mensch hier rennt so rum wie ich“, warf er ein und zeigte an seinen übergoßen Klamotten herunter, während er nebenbei an seinem Bier nippte.

„Na und? Die brauchen hier auch mal frischen Wind – und es scheint dir ja zu gefallen, sonst wärst du nicht hier.“ Jared sah ihn freundlich an und Tom nickte – denn es stimmte ja. Auf irgendeine verquere Art gefielen ihm die Leute hier, und er fühlte sich komischerweise auch nicht wie ein Störfaktor.

„Ich geh mir mal was zu trinken holen“, sagte Jared und stand auf. Tom sah ihm hinterher, wie er direkt die Bar ansteuerte, hinter der noch immer dieser mysteriöse Typ bediente. Jared und er schienen sich zumindest flüchtig zu kennen, das hatte Tom schon gemerkt, aber er war zu stolz, um ihn darauf anzusprechen. Das war doch alles Unfug, die Zeit und die Mühe nicht wert, außerdem hatte Tom Prinzipien, die er nicht einfach so über den Haufen warf.

Und trotzdem erwischte er sich jetzt dabei, wie er jede Bewegung der beiden in sich aufsog, genauestens beobachtete, wie Jared sich mit einer Hand durch die kurzen schwarzen Haare fuhr und dann traf ihn plötzlich ein Blick aus tiefbraunen Augen. Der Fremde blickte ihn direkt und ohne mit der Wimper zu zucken an, aber der Blick war unmöglich zu deuten und schließlich sah Tom zur Seite. Irgendetwas verursachte ihm ein flaues Gefühl in der Magengrube.

Es war ja nicht das erste Mal gewesen, dass sie sich angesehen hatten, immerhin hatte Tom sich hier die letzen zwei Wochen öfter etwas zu trinken bestellt, und dabei waren sie sich wesentlich näher gewesen.
Aber SO war er noch nie in seinem Leben angesehen worden, es war fast ein bisschen gruselig. Tom schüttelte sich unbewusst und erschrak dann sogar, als Jared sich seufzend wieder neben ihn fallen ließ.
„Was bist du denn so schreckhaft heute?“ amüsierte er sich, als er Toms Gesicht sah.
„Ich bin nicht schreckhaft“, rümpfte Tom die Nase. Wie stand er denn jetzt da?

„Dafür bist du aufgefallen“, redete Jared unbeirrt weiter. Tom verstand den Sinn dieser Aussage nicht und entsprechend reagierte er auch. „Hä?“ war der einzige geistreiche Kommentar, den er über die Lippen brachte, was Jared laut loslachen ließ.

„Bill hat mich grade auf dich angesprochen“, klärte Jared ihn immer noch schmunzelnd auf. Toll. Wer war Bill und wem bitte sollte er hier nicht aufgefallen sein? Und was interessierte ihn das überhaupt?
„Und wer ist dieser ominöse Bill?“ hakte er schließlich ungeduldig nach, als von Jared keine weitere Erklärung mehr folgte.
„Ihm gehört der Schuppen hier“, grinste Jared und machte dabei eine weitschweifige Geste in der Luft, „... und er steht heute hinter der Bar“, fügte er noch hinzu und jetzt erst wurde Tom hellhörig. Meinte er etwa...?

Wieder fiel sein Blick auf die Bar, aber der Typ hinter der Theke bediente seine Gäste mit dem arroganten Gesichtsausdruck, den Tom nicht zum ersten Mal sah, und beachtete ihn gar nicht.
Vielleicht hatte er sich doch getäuscht.

„Meinst du den mit den...“, begann er nachzufragen, wurde aber abrupt unterbrochen. „Ja, Tom, genau den mein ich.“ Jared schien genau zu wissen, was Tom sagen wollte.
„Hm. Na ja, ist ja auch nicht verwunderlich, ich bin ja hier der Paradiesvogel schlechthin“, versuchte er dann, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen, er wusste nicht, wie er sonst damit umgehen sollte. Das flaue Gefühl von vorhin machte sich wieder bemerkbar, diesmal noch stärker als zuvor. Ein paar Momente herrschte Stille, von der ohrenbetäubenden Musik einmal abgesehen.

„Tom, bist du schwul?“ wollte Jared aus heiterem Himmel wissen und Tom sah ihn entsetzt an. Was sollte das denn werden? Er verstand nur noch Bahnhof. Vielleicht war dieser Ort doch nicht das Richtige für ihn, die Leute schienen im auf einmal alle suspekt zu sein.
„Nein! Wie kommst du denn auf die Idee?“ entrüstete er sich. Er kannte Jared noch nicht lange und bisher hatten sie über so was nie gesprochen. Es gab auch keinen Anlass dazu und Tom war damit ganz zufrieden gewesen. Er dachte nicht gern an seine Exfreundin zurück und genoss lieber die Ablenkung, die diese Stadt ihm bieten konnte.

„Das ist gut“, stellte Jared fest und irgendwie platzte Tom in diesem Augenblick der Kragen.
„Kannst du vielleicht mal aufhören in Rätseln mit mir zu sprechen? Warum fragst du mich, ob ich schwul bin? Und warum ist es gut, dass ich es nicht bin?“ fuhr er aus der Haut und wunderte sich selber über die Schärfe, die seine Stimme plötzlich an den Tag gelegt hatte.

„Okay, pass auf Tom. Tut mir leid, ich wollte dich nicht verwirren. Aber du bist erst so kurze Zeit hier und du kennst dich noch nicht wirklich aus. Bill hat sich nach dir erkundigt. Und ich kann dir nur sagen, lass die Finger von ihm, ich spreche da aus Erfahrung. Aber da du eh nicht auf Kerle stehst, können wir uns die Debatte ja auch sparen oder?“ Jared hatte ruhig gesprochen und Tom wiederum brauchte etliche Sekunden, um das Gesagte zu verarbeiten und hatte dabei Mühe, sich nicht an seinem Bier zu verschlucken.

„Aber ihr geht doch ganz nett miteinander um“, sagte er verwundert nach einer gefühlten Ewigkeit. Irgendwie irritierte ihn diese Tatsache. Jared begann wieder zu lachen, aber leiser als vorhin.
„Warum auch nicht? Wir mögen uns ja immer noch – und inzwischen kann ich darüber hinwegsehen, dass Bill ein Arschloch ist, ich bin ja nicht mehr betroffen“, zuckte Jared mit den Achseln.
Tom war sprachlos. Nicht nur, dass er hier neben einem Schwulen saß und der nächste von dieser Sorte offensichtlich gleich ein paar Meter weiter stand, denn das alleine überforderte ihn schon. Zu allem Überfluss aber schien es Jared nichts auszumachen, so offen über das alles zu sprechen – das kannte Tom nicht von zu Hause.

„Hat`s dir jetzt die Sprache verschlagen du Landei?“ erkundigte sich Jared grinsend, als Tom noch immer nicht reagierte.
„Nein... nein, alles okay“, brachte er mit Mühe heraus. Er hatte nichts gegen Schwule – er kannte nur ganz schlicht und ergreifend keine und sich auch noch nie näher mit dem Thema beschäftigt. Aber das hatte sich ja soeben geändert.

Und wie von allein wanderten seine Augen wieder zurück zu dem Wesen, das jetzt einen Namen hatte. Und wie durch einen dummen Zufall standen keine Leute vor der Bar, die irgendwie die Sicht behindern konnten.
Tom erstarrte. Da stand Bill und sah ihn an, sah ihm direkt in die Augen, wie zu Beginn des Abends. Aber jetzt hatte sich etwas verändert. Sein Blick schien Gedanken lesen zu können. Das allein verursachte schon eine Gänsehaut auf Toms Körper.

Doch viel schlimmer war – er lächelte ihn an.

* * *


Fortsetzung folgt bei Bedarf^^

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#2

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 25.02.2008 23:25
von Trumania

Bedaaaarf ... Bedaaaarf xD!!!

Ich finde den Anfang schon total klasse! Du schreibst einfach total fantastisch!
Bill ein Arschloch? Jaaaa ... xD!

Ach bitte, belästige mich bald weiter, ja?

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#3

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 26.02.2008 11:02
von Erna

jupp, belästige mich man...von dir mag ich das doch gern

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#4

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 28.02.2008 18:28
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Mein Lap spinnt, deshalb muss ich mich kurz fassen, aber DANKE!

2.

Das nervtötende Weckerklingeln riss Tom am nächsten Morgen unsanft aus dem sowieso schon unruhigen Schlaf. Müde rieb er sich die Augen. Er hatte absolut keine Lust aufzustehen, aber er musste in die Uni. Seine Eltern hatten zwar mehr als genug Geld, aber sie würden ihm trotzdem ordentlich Feuer unterm Hintern machen, wenn er hier nur faulenzte.
Tom seufzte einmal laut und fragte sich dann unweigerlich, warum er so schlecht geschlafen und jetzt so ein komisches Gefühl im Magen hatte – es fühlte sich so ähnlich an wie eine herannahende Grippe. Und dann saß er plötzlich senkrecht im Bett. Der gestrige Abend mit all seinen Details fiel ihm wieder ein, er wusste noch, dass er Bills stechendem Blick ausgewichen und dann regelrecht mit einer fadenscheinigen Ausrede nach Hause geflohen war, ohne den Barmann noch eines Blickes zu würdigen.

Tom begann sich über sich selbst zu ärgern, während er sich mühselig aus dem Bett schälte. Er hatte sich gestern Abend verhalten wie ein kleiner dummer Schuljunge. Noch nie hatte ihn etwas so schnell aus der Fassung gebracht und es war schon mal überhaupt nicht seine Art, derart hektisch das Feld zu räumen. Bei sich zu Hause war er cool gewesen, die Ruhe in Person, ein bisschen machohaft vielleicht, aber die Frauen flogen auf ihn. Was wollte denn da so ein Möchtegern-„Bösewicht“? Der war es doch gar nicht wert, dass man sich mit ihm beschäftigte. Er würde einfach nicht mehr daran denken.

Aber das Ganze ließ sich doch nicht so einfach ausblenden, wie Tom sich das vorgestellt hatte. Die Gedanken daran verfolgten ihn unter die Dusche und bis in die Küche, und er merkte erst, dass er gar keinen Hunger hatte, als er sich schon eine Schale Müsli auf den Tisch gestellt hatte.
„Moah“, stöhnte Tom und schob das auf einmal eklig wirkende Zeug angewidert von sich weg. Er würde ganz einfach keinen Fuß mehr in dieses „Etablissement“ setzen, und dann musste er auch nie wieder einen Gedanken an diesen merkwürdigen Typen verschwenden. Und der Hunger kehrte dann sicherlich auch zurück.

Als Tom sich endlich halbwegs wach auf dem kurzen Fußmarsch zur Uni befand, hatte er schon die dritte Zigarette in der Hand – ebenfalls untypisch für ihn und ebenfalls wurde es ihm erst jetzt bewusst.
Ja, er rauchte schon lange, aber nicht eine nach der anderen und normalerweise nicht auf nüchternen Magen. Angeekelt warf er die halb abgebrannte Kippe auf den Bürgersteig und drückte sie unwirsch mit dem Fuß aus.
Was war das nur heute für ein sonderbarer Tag... aber wenn es schon so anfing, konnte es ja eigentlich nur noch besser werden. Tom war der geborene Optimist...

* * *

In seinen Kursen hatte Tom heute Mühe, dem Gesagten zu folgen und sich zu konzentrieren. Er sehnte das Ende herbei und fand sich dann doch schneller als gedacht draußen auf dem parkähnlichen Gelände wieder, um sich in der Mittagspause auf den Rasen zu setzen. Untypischerweise strahlte die Sonne vom Himmel – das musste er ausnutzen.

„Tom“, wurde er angesprochen, kaum dass er saß. Innerlich verdrehte er die Augen, obwohl Jared ja nun gar nichts dafür konnte. Aber immerhin war er derjenige gewesen, der ihn in diesen Club geschleift hatte...
„Hey“, grüßte Tom und gab sich nicht mal die Mühe, seine Genervtheit zu verstecken. Jared allerdings ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken, setzte sich zu ihm ins Gras und schwieg einen Moment.

„Warum warst du eben nicht beim Essen? Wir haben dich vermisst“, fragte er dann neugierig. „Ich hatte keinen Hunger. Und außerdem ist so schönes Wetter“, erwiderte Tom und fragte sich im gleichen Augenblick, ob er gerade nicht nur Jared einen brauchbaren Vorwand lieferte, sondern auch sich selbst. Immerhin hätte er auch Glück haben können und niemand wäre ihn suchen gegangen, dass musste er sich missmutig eingestehen. Der wolkenlose Himmel war nun auch nicht so sensationell, dass er sich unbedingt hier draußen herumtreiben musste. Eigentlich hatte ihn das Wetter noch nie sonderlich interessiert...

„Stimmt, wir haben hier selten so schöne Tage“, holte Jared ihn in die Wirklichkeit zurück. Tom nickte bloß und stellte sich schon mal mental darauf ein, dass sich das Gespräch gleich wahrscheinlich gleich Themen zuwendete, um die er sich am liebsten drücken würde.

„Und warum bist du gestern Abend so schnell abgehauen?“ bohrte Jared auch schon nach. Tom seufzte, er hatte es ja gewusst.

„Ich war müde“, log er schnell und nicht gerade glaubwürdig. Skeptisch zog Jared eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts dazu. Na toll. Jetzt hatte Tom es sich mit dem einzigen Menschen verscherzt, den er hier wirklich richtig gern mochte, soweit man das nach so kurzer Zeit schon behaupten konnte.
„Ich war... etwas überfordert“, gab Tom zögerlich zu und hoffte gleichzeitig, seine unnötige Lüge damit wieder ein bisschen gerade biegen zu können.

„Das tut mir leid. Muss ich denn jetzt Angst haben, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst?“ wollte Jared wissen, aber Tom konnte an seinem Gesichtsausdruck nicht festmachen, ob die Frage ernst gemeint war, oder ob er ihn nur auf den Arm nehmen wollte.
„Warum fragst du mich das? Das ist doch Quatsch“, wehrte Tom sich, verdrehte dabei die Augen zum Himmel und wusste nicht, ob er sich damit nicht noch lächerlicher machte.

„Na ja... ich erzähl dir gestern, dass ich schwul bin und keine fünf Minuten später ziehst du Leine“, erklärte Jared. Da hatten sie sich wohl völlig missverstanden...
„Aber... darum geht’s doch gar nicht, Jared. Also, ich war schon... ähm, überrascht, okay, aber deswegen bin ich doch nicht gegangen“, begann Tom sich zu rechtfertigen.

„Weswegen denn dann?“ Jared ließ nicht locker und Tom fühlte sich mit jeder Sekunde, die verstrich, unwohler in seiner Haut. Er wusste es ja selbst nicht richtig, warum er auf einmal die Flucht ergriffen hatte. Die Abende davor hatte er sich amüsiert und von jetzt auf gleich war das anders gewesen. Es kam ihm ja selber inzwischen komisch vor.
„Keine Ahnung, dieser Bill hat mich...irgendwie... verwirrt“, sagte Tom und biss sich auf die Lippe. Hatte er das jetzt wirklich laut gesagt? Er hörte Jared leise neben sich lachen. Oh Mist, er redete sich hier grade vor einem fast Fremden um Kopf und Kragen.

Es war wahrhaftig ein merkwürdiger Tag.

„Du bist nicht der erste, den Bill verwirrt... aber du stehst doch auf Frauen, wenn ich das richtig verstanden hab – wie kann Bill dann so eine Wirkung auf dich haben?“ Jared war sehr direkt, und einerseits gefiel Tom diese Tatsache. Er konnte es nicht leiden, wenn Leute hinter dem Rücken anderer über sie herzogen und auch wenn die Wahrheit manchmal schmerzte, hatte er es bisher doch immer vorgezogen, ehrlich zu sein und den Leuten ins Gesicht zu sagen, was er dachte. Weitestgehend zumindest. Doch in diesem Moment belastete ihn diese direkte Art ein Stück weit, er fühlte sich in die Ecke gedrängt und irgendwie schutzlos.
„Hat er doch gar nicht... er hat mir nur irgendwie Angst gemacht mit seinem merkwürdigen Blick“, fasste Tom sich schließlich ein Herz und versuchte, seine Gedanken in brauchbare Worte zu verpacken.

„Ja, das kann er gut – Menschen manipulieren, sie nach seiner Pfeife tanzen lassen... aber ich hätte nicht gedacht, dass er selbst auf dich so wirkt“, kommentierte Jared und schloss einen Augenblick die Augen. Tom saß da und überlegte fieberhaft, was er darauf antworten sollte. Er wusste nur, dass dieser Bill sich irgendwie in seinem Kopf eingenistet hatte wie ein lästiges Anhängsel und einfach nicht verschwinden wollte, so sehr er sich auch darum bemühte.

„Wahrscheinlich brauch ich einfach nur mal wieder ein vernünftiges Date...“, erwiderte Tom endlich, wurde sich dann seiner Worte bewusst und schob schnell ein „... mit einer Frau“, hinterher.
Immerhin war er jetzt schon eine Weile allein und in dieser fremden Stadt hatte er sich erst einmal zurechtfinden müssen. Bisher war keine großartige Zeit gewesen, sich mit der Frauenwelt zu beschäftigen.
„Wahrscheinlich“, seufzte Jared und sah ihn wieder an. Irgendwie klang seine Stimme eine Spur wehmütig und seine grünen Augen bekamen für eine Sekunde einen traurigen Glanz.
„Hast du denn zur Zeit einen Freund?“ traute Tom sich zu fragen, er wollte nicht neugierig sein, aber auch keine „Scheiß egal-Einstellung“ vermitteln.

„Nein, ich bin fürs erste geheilt denk ich“, schnaufte Jared und ließ diese Aussage in der Luft schweben. Sicherlich hatte das wieder etwas mit dem Mysterium namens Bill zu tun – aber Tom hatte keine Lust, über dieses Thema zu sprechen.
„Hm, das geht mir ähnlich“, brummte er verhalten, er wollte dem Gespräch gern eine Wendung geben, war sich aber unschlüssig, wie er das am besten anstellen sollte.

„Ich muss jetzt so langsam wieder rein – Zoe wartet schon auf mich“, meinte Jared nach einer Weile, in der sie geschwiegen hatten und erhob sich schwerfällig. Tom musste unweigerlich grinsen. Zoe war Jareds beste Freundin – und sie war niedlich mit ihren engelsgleichen blonden Locken und der zierlichen Statur. Ziemlich nett war sie obendrein und Tom fragte sich zum wiederholten Mal, warum sie nicht öfter bei ihren abendlichen Ausflügen dabei war. Bislang hatte er lediglich zweimal das Vergnügen gehabt, aber da waren sie vorher etwas Trinken gewesen, und erst später im Club gelandet – ohne Zoe. Zum ersten Mal wunderte sich Tom, warum das so war, bisher hatte er es einfach so hingenommen.

„Okay“, nickte er reichlich verspätet und stand ebenfalls auf. Er musste sich auch langsam beeilen, sonst kam er zu spät zu seinem nächsten Kurs, der sich sicherlich wieder wie Kaugummi in die Länge ziehen würde.
„Kommst du heut Abend mit?“ fragte Jared im Gehen und sah Tom von der Seite an. Irgendwie lag plötzlich ein listiger Ausdruck in seinen Augen und Tom sah schnell in eine andere Richtung. Das hatte er sich bestimmt nur eingebildet.

„Wohin denn?“ stellte er sich dumm, obwohl er die Antwort bereits kannte.
„Ins Stadttheater“, scherzte Jared und brachte Tom damit kurz aus der Fassung. Er konnte ihn nur ungläubig anstarren. „Mensch Tom, wohin wohl? Heute wird Bill nicht da sein, also brauchst du auch keine Angst zu haben“, redete Jared dann aber weiter, als er Toms Gesichtsausdruck sah.
„Ich hab keine Angst“, protestierte Tom, verkniff sich aber die Frage, wo Bill denn sonst war, wenn nicht in seinem eigenen kleinen Reich. Jared sagte nichts, schmunzelte nur in sich hinein.

„Nee, ich hab heut Abend keine Lust. Und außerdem hab ich schon was anderes vor“, murmelte Tom gedankenverloren. Hatte er sich nicht erst heute Morgen geschworen, nicht mehr dorthin zu gehen? Ob Bill nun da war oder nicht, spielte doch nur eine untergeordnete Rolle. Jetzt hatte er zwar schon wieder eine kleine Notlüge gebraucht, aber er konnte einfach nicht anders reagieren.
„Was hast du denn so spannendes zu tun?“ Jared klang belustigt und es war offensichtlich, dass er Tom diese Ausrede nicht abkaufte.

„DVD schauen“, sagte Tom spontan und knapp. Wie bescheuert. Etwas noch belangloseres war ihm auch nicht eingefallen. Und wie erwartet lachte Jared laut los.
„Ach komm. Die ganze Zeit warst du gerne mit mir und den anderen unterwegs. Liegt es etwa doch an mir oder was ist der wahre Grund?“ prustete er erstickt. Tom beeilte sich, mit dem Kopf zu schütteln. Es lag nicht an Jared, nicht an Zoe und nicht an den anderen.

„Okay, Tom. Wenn du nicht willst, dann bleib halt zu Hause. Ich bin ja schon echt gespannt, wie lange du durchhältst“, ergriff Jared schließlich wieder das Wort, nachdem Tom beharrlich schwieg.
„Tut mir leid. Vielleicht unternehmen wir ja mal was anderes zusammen und gehen ausnahmsweise nicht in den Club“, entschuldigte Tom sich, wobei er sich fragte, wofür er sich eigentlich entschuldigte. Jared war alles andere als sein Vater, und er wusste nicht, warum er sich rechtfertigte.

„Ich denke, du wirst von ganz allein wieder mitgehen wollen“, prophezeite Jared und irgendwie machte es Tom wütend. Er war selber gespannt, wie lange er sein Vorhaben durchziehen würde, aber es fühlte sich unfair an, nicht ernst genommen zu werden, und der spöttische Unterton in Jareds Stimme gefiel ihm ganz und gar nicht.
„Wir werden sehen. Und jetzt muss ich los“, nuschelte Tom, ließ sich seine Wut aber nicht anmerken und stapfte los, ohne noch einen Blick auf Jared zu werfen, der nicht mal den Ansatz eines Versuchs machte, ihn aufzuhalten.

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#5

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 01.03.2008 01:10
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

From dusk till dawn also^^ ... hihi... dann kann Bill ja nur ein Vampir sein xD *ihn schon blutrünstig vor mir sehe*^^

bin gespannt, wohin deine Story läuft, schäfchen ... der Anfang liest sich schön

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#6

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 01.03.2008 01:35
von Trumania

Ich bin auch total gespannt, wie´s weitergeht!

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#7

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 07:00
von Erna

joah da kann ich nur zustimmen

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#8

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 15:07
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Ich bin auch sehr interessiert! Der Anfang gefällt mir ausgesprochen gut...die Story kann nur super werden! Ich freue mich auf weitere Kapitel

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#9

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 18:30
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Danke ihr Lieben, im Moment geht mir das wirklich runter wie Öl, ich gebs zu. Und mir war heute langweilig auf Arbeit, mein Chef ist nicht da *pssst
und bei Killing gehts nur stockend voran... deshalb erst mal das hier.
Nur mit Kim muss ich schimpfen, kennst du etwa den Film? Moah
Wobei, ich hab ja gesagt, ich hab mich noch nicht entschieden, also weißt du auch nicht, ob deine Vermutung stimmt tihihihi *mir sämtliche Hintertüren offen halt*



3.

Genau drei Tage hielt Tom durch. Drei Tage, in denen er sich immer wieder seinen Vorsatz ins Gedächtnis rief, sobald er auf Jared traf, der natürlich nicht mit Erzählungen der allabendlichen Unternehmungen sparte. Es schien im Spaß zu machen, Tom zu triezen, wo immer er nur konnte und wiederholt hatte Tom das Gefühl, vielleicht doch etwas zu verpassen, wenn er nicht mitging.
Die Abende verbrachte er vor dem Fernseher oder telefonierte mit seinen Freunden zu Hause, doch glücklich machte es ihn nicht. Er empfand eine Art von Heimweh, wenn er so viel Zeit allein verbrachte, und die Gedanken an etwas ganz anderes ließen sich erst recht nicht so einfach verscheuchen.

Den Ausschlag gab dann aber Zoe. Ausgerechnet die kleine niedliche Zoe sprach ihn völlig unvorbereitet darauf an. Tom war gerade dabei, das Uni-Gelände zu verlassen, als sie sich ihm in den Weg stellte. Er hatte sie mindestens zwei Tage nicht gesehen und der Anblick ihrer riesigen blauen Augen zauberte ihm fast sofort ein Lächeln ins Gesicht.
„Hey Zoe“, begrüßte Tom sie freundlich.
„Tom, schön dich zu sehen... hast du einen Moment Zeit für mich?“ Zoes Stimme klang nicht flehend, aber eindringlich und für eine Sekunde fragte sich Tom, warum das so war. Dann schob er den Gedanken schnell beiseite.
„Sicher, was gibt’s denn?“ nickte er und ließ seinen schweren Rucksack von der Schulter rutschen, um ihn auf den Bordstein zu stellen. Irgendetwas sagte ihm, dass das hier vielleicht länger dauern könnte, als er bis eben angenommen hatte.

„Ich will dir nicht zu nahe treten, Tom... aber... darf ich dich was fragen?“ Für einen Moment versank Tom in dem Babyblau ihrer Augen, dann straffte er sich.
„Natürlich“, erwiderte er möglichst lässig und unbekümmert. Warum machte sie es denn so spannend? Wirklich viel unterhalten hatten sie sich bisher noch nie und das machte das Ganze noch merkwürdiger.
„Warum kommst du nicht mehr mit?“ fragte Zoe nun geradeheraus und sah Tom dabei fest an.

„Es gibt keinen besonderen Grund – ich dachte nur, ich sollte mich vielleicht mehr aufs Studium konzentrieren, dafür bin ich schließlich in England“, sagte Tom nach kurzem Zögern. „Außerdem bist du doch selber meistens nicht dabei“, überlegte er dann laut weiter. Wenn Jared ihn löcherte, war das ja noch verständlich, aber Zoe? Noch nicht ein einziges Mal war sie mit den Jungs im Club gewesen. Und jetzt fragte ausgerechnet sie, warum er sich selbst ausgeschlossen hatte... es kam Tom immer skurriler vor, je länger er darüber nachdachte.

„Und wenn ich nun heute Abend mitkäme? Würdest du dann auch kommen? Du bist doch kein Stubenhocker“, holte Zoe ihn in die Wirklichkeit zurück. Tom fixierte ihre blonden Locken und versuchte dann, einen Hinweis in ihren Augen zu finden, der ihre Worte Lügen strafte. Aber sie leuchteten so unschuldig wie immer.
„Willst du ein Date?“ grinste Tom plötzlich und genoss es zu sehen, wie Zoe kurz zusammenzuckte. Da hatte er wohl ins Schwarze getroffen.

„Musst du so direkt sein?“ schimpfte sie los, was Tom noch breiter grinsen ließ. Was sprach dagegen, einen schönen Abend mit ihr zu verbringen? Sie war nett, sie war hübsch – und sie würde eine willkommene Ablenkung sein. Innerlich hatte Tom sich schon längst entschieden.
„Ooch, weißt du Zoe, eigentlich mögen die Leute meine direkte Art“, zog er sie auf und registrierte erfreut das verschmitzte Grinsen, was über ihr Gesicht huschte. Ganz so unschuldig wie sie immer tat, war sie wohl doch nicht.

„Okay Tom... war das jetzt ein ja?“ hakte sie nach einer kurzen Weile des Schweigens nach. Tom nickte.
„Das war ein ja. Treffen wir uns dort?“ ging er in die Vollen. Er wusste selber nicht, warum er so schnell nachgegeben hatte. Aber auf Dauer einsam und allein in seiner Miniwohnung sitzen, war eben auch nicht das Wahre. Er war ja kein Greis.

Tom redete noch kurz mit Zoe, fand heraus, dass Jared heute Abend auch wie immer da sein würde und stapfte dann zufrieden nach Hause. Morgen hatte er erst am späten Vormittag Vorlesung, also würde es heute Abend auch entsprechend später werden können – ein beruhigendes Gefühl.


* * *

Gerade wollte Tom nach einer ausgiebigen Dusche und sorgsam ausgewählten Klamotten für heute Abend das Haus verlassen, da klingelte sein Handy. Es dauerte eine Weile, bis er es aus den Tiefen seiner Hosentasche zutage gefördert hatte.
„Ja?“ meldete er sich dann kurz und knapp nach einem kurzen Blick aufs Display. Georg würde seine Genervtheit schon verstehen.

„Du hattest auch schon mal bessere Laune“, schallte es ihm auch gleich aus dem kleinen Hörer entgegen. Wider Willen musste Tom grinsen.
„Ich hab phantastische Laune. Aber ich komm zu spät zu meinem Date, wenn du mich noch länger aufhältst“, kommentierte er und griff nebenbei seine Jacke vom Haken. Es war abends empfindlich kalt, das unterschied sich hier wirklich kaum von Deutschland.

„Du hast ein Date?“ quietschte Georg offenbar entzückt. Tom verdrehte die Augen, antwortete aber nichts.
„Wer ist es denn? Ist sie hübsch? Hast du Chancen, sie flachzulegen?“ faselte Georg munter weiter. Tom hörte, wie er vor Aufregung schneller zu atmen begann.
„Komm mal wieder runter. Es ist Zoe, ich weiß nicht, ob ich schon mal was von ihr erzählt hab. Ich kenne sie aus der Uni und sie ist die beste Freundin von Jared. Und um dich zu beruhigen: Er wird auch dabei sein“, redete Tom ohne Punkt und Komma, und es war ihm egal, ob Georg bei seinem Tempo überhaupt mitkam. Er hatte es schließlich eilig, da konnte er nicht auch noch auf Georgs manchmal etwas lahme Reaktionen Rücksicht nehmen.

„Dann ist das ja gar richtiges kein Date, das gilt nicht“, beschwerte der sich prompt, wahrscheinlich hatte er gehofft, morgen eine Berichterstattung mit allen Einzelheiten zu erhalten.
„Hör auf, mich zu nerven, Georg. Ich muss jetzt los. Und ich meld mich dann morgen okay?“ nuschelte Tom ins Telefon und sah langsam ein, dass Jacke anziehen und Telefonieren sich nur schwer miteinander kombinieren ließen. Entnervt warf er die Jacke vorerst auf den Fußboden.

„Okay“, maulte Georg, er hatte verstanden. Tom legte aufatmend das Handy aus der Hand, zog mit schnellen Griffen seine Jacke über und fegte dann die Treppen nach unten. Unten angekommen musste er noch einmal umkehren, weil er sein Geld vergessen hatte.
„Meine Laune bessert sich von Sekunde zu Sekunde“, motzte er vor sich hin, aber gleichzeitig fühlte er so etwas wie Nervosität in sich aufsteigen. Dieses Gefühl legte sich auch auf dem Weg zur U-Bahn nicht und als er schließlich vor dem „Number 6“ stand, musste er einmal tief durchatmen. Warum war er denn nur so aufgeregt? Wenn dieser Bill wieder da war, dann würde er ihn einfach ignorieren. Und fertig.

Der Parkplatz war wie immer gerammelt voll und es dauerte eine Weile, bis Tom sich in das wieder völlig verräucherte Innere durchgekämpft hatte. Endlich sah er Zoe und Jared zusammen auf der gleichen Couch wie beim letzten Mal, als er hier gewesen war, sitzen. Er bahnte sich einen Weg durch die Menge und wie automatisch schweifte sein Blick in Richtung Bar ab.
Tom erkannte, dass seine Bedenken unbegründet gewesen waren, denn hinter der Theke stand eine brünette junge Frau, die er hier noch nie gesehen hatte. Aber statt erleichtert zu sein, machte sich fast ein bisschen Enttäuschung in ihm breit. Erschrocken wischte Tom diese Tatsache beiseite und ließ sich ein wenig außer Atem zwischen Zoe und Jared auf das Sofa fallen.

„Ich dachte schon, du kommst nicht mehr“, lächelte Zoe ihn von der Seite an. Tom wollte antworten, doch irgendetwas an Zoes Gesicht schien sich verändert zu haben und er brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was es war – das Lächeln wirkte unecht und erreichte ihre Augen nicht.
„Sorry, ich bin am Telefon aufgehalten worden“, entschuldigte ersich schließlich und wunderte sich weiterhin über Zoe. Sie machte eine hektische Handbewegung, die wohl so viel bedeuten sollte, wie dass es nicht so schlimm sei, und nippte dann wieder eilig an ihrem Getränk. Sie wirkte fast ein bisschen gehetzt.
„Ist alles in Ordnung?“ fragte Tom, aber wieder erhielt er nur die gleiche Handbewegung als Antwort, diesmal noch eine Spur unwirscher als eben. Kopfschüttelnd wandte er sich Jared zu.

„Was ist mit Zoe passiert?“
„Sie hat sich Sorgen gemacht, dass du nicht mehr kommst“, gab Jared grinsend zurück, aber sein Gesichtsausdruck passte nicht so recht zu seinen Worten. Bevor Tom ansetzen konnte, um etwas zu sagen, redete Jared schon weiter. „Da hast du ja tatsächlich nicht lange durchgehalten mit deiner Enthaltsamkeit. Schade, dass wir nicht gewettet haben.“
„Ja, wirklich schade“, brummte Tom sarkastisch und irgendwie machte sich gerade das Gefühl in ihm breit, einen Fehler begangen zu haben.

„Ich geh mir mal was zu trinken holen“, verkündete Tom keine Sekunde später. Zoe und Jared nickten unisono und Tom verschwand Richtung Bar. Vielleicht würde es ihm mit etwas Alkohol im Blut leichter fallen, nicht jede Regung und jeden Tonfall auf die Goldwaage zu legen. Wahrscheinlich übertrieb er einfach nur. Außerdem war er viel zu angespannt, das musste sich dringend ändern.

***

Etliche Drinks später war es Tom gelungen, Zoes immer noch zu hektische Bewegungen und ihre immer wieder abschweifenden Blicke weitestgehend zu ignorieren. Wenn sie mit ihm sprach, hatte er ihre volle Aufmerksamkeit, aber sobald für kurze Zeit Schweigen eintrat, blickte sie sich immer wieder nach allen Seiten um. Tom fragte sich zum wiederholten Mal, was oder wen sie wohl suchte, aber er vermied es, seine Frage laut zu stellen. Er wusste selbst nicht, warum.
Jared war schon seit einigen Minuten verschwunden, aber das störte Tom nicht weiter. Er hatte eh den ganzen Abend nichts besseres zu tun gehabt, als Tom immer wieder aufzuziehen, und irgendwann begann es ihn gehörig zu nerven.

„Du siehst heute toll aus“, schwärmte Zoe gerade und deutete auf seine helle Baggy-Jeans und das weiße T-Shirt. Tom grinste vergnügt in sich hinein. Auch bei ihr schien der Alkohol inzwischen anzuschlagen und sie wirkte lange nicht mehr so schüchtern wie sonst. Vielleicht ging da ja doch noch was?
„Und du siehst heute zum Anbeißen aus“, schmeichelte Tom und fragte sich im gleichen Atemzug, ob er damit nicht zu weit gegangen war, und wie er wohl reagieren würde, wenn ihn jemand so voll schleimen würde. Eigentlich war das gar nicht seine Art. Aber es stimmte ja – Zoe sah heute wirklich atemberaubend aus – das schlichte schwarze Kleid betonte ihre blonden Locken und ihre Füße steckten in schwarzen Stiefeln, die bis zum Knie reichten. Ganz anders als in Jeans und Pullover, wie er sie bislang kennen gelernt hatte. Und ganz nach Toms Geschmack.

Tom war gespannt, ob sie ihm nun eine Ohrfeige verpassen oder sich über das vielleicht etwas ungeschickt vorgetragene Kompliment freuen würde. Doch noch bevor Zoe in irgendeiner Weise reagieren konnte, spürte Tom, wie die Couch neben ihm unter einem weiteren Gewicht ein wenig nachgab. Gleichzeitig versteinerte sich Zoes Gesicht, sie sah plötzlich an Tom vorbei und ihr Lächeln fror ein. Tom wagte nicht, sich umzudrehen.

„Na, was haben wir denn da? Das Küken baggert die herzallerliebste süße Zoe an...“, schlich sich eine seidenweiche Stimme in Toms Gehörgänge. Empört drehte er sich jetzt doch um, und stockte dann mitten in der Bewegung. Neben ihm saß Bill, hoch aufgerichtet und eine Augenbraue nach oben gezogen. Es verschlug Tom schlicht und ergreifend die Sprache. Noch nie war er ihm so nah gewesen und er sah einfach unglaublich aus – für einen Mann.
Tom kam sich vor wie ein Kleinkind, dass zum ersten Mal in ein Flugzeug einsteigen durfte und alles bestaunte, und nahm erst jetzt so richtig wahr, wie ebenmäßig Bills Gesichtszüge waren, wie gerade seine Nase...
„Soll ich den Notarzt rufen?“ unterbrach Bill sichtlich amüsiert Toms abstruse Gedanken. Tom versuchte eisern, sich zusammenzureißen und möglichst wütend zu wirken. Immerhin war das Ganze hier eine Unverschämtheit.

„Seh ich so aus, als bräuchte ich einen Notarzt?“ giftete er los. Bill lächelte leicht und entblößte dabei eine Reihe strahlendweißer Zähne.
„Um ehrlich zu sein – ja“, erwiderte er dann trocken. Tom schnappte nach Luft. Das war nicht mehr nur unverschämt, das war... ihm fiel auf die Schnelle kein passendes Wort ein.

„Was soll das überhaupt? Wer bist du eigentlich, dass du dich hier so breit machst?“ platzte Tom jetzt der Kragen. Es war ihm egal, dass er sich mit dieser Aussage weit aus dem Fenster lehnte, vielleicht zu weit, denn Bill machte sich weder breit, das war bei seiner Statur gar nicht möglich, noch hatte Tom hier etwas zu melden – immerhin saß er gerade neben dem Besitzer dieses Schuppens.

Aber Bill machte nicht den Anschein, als wolle er sich über Tom aufregen. Statt dessen beugte er sich noch ein Stückchen mehr in dessen Richtung, bis er fast sein Ohr erreichte.
„Du solltest lieber aufpassen, was du so von dir gibst, Kleiner. Und du weißt sehr genau, wer ich bin...“, flüsterte er hinein und über Toms Arme begann sich eine Gänsehaut zu ziehen.

"Eigentlich..." setzte er an, wurde aber sofort von Bill unterbrochen.
"Eigentlich ist ein Füllwort, hat dir das noch keiner gesagt?" grinste er überheblich und erneut schnappte Tom laut nach Luft.

"Bill, lass die beiden in Ruhe", mischte sich jetzt eine andere Stimme ein, und Toms Kopf ruckte herum. Jared stand da, die Arme in die Hüften gestemmt, und sah nicht wirklich erfreut aus.
"Jared, auf dich hab ich gewartet", rief Bill fröhlich, als wäre nichts gewesen, und sprang auf. Tom konnte einfach nur dasitzen und ihn anstarren, er fühlte immer noch den warmen Atem an seinem Ohr, und zog unbewusst den unvergleichlichen Duft eines gut gewählten Parfums tief in seine Nase.
"Kommst du kurz mit raus? Ich muss was mit dir besprechen", sagte Bill und Tom fragte sich unweigerlich, wie er es schaffte, seiner Stimme einen so liebenswürdigen Klang zu geben, der trotzdem keinerlei Widerspruch duldete.

"Klar", versuchte Jared unbeteiligt zu tun, aber es war ihm anzusehen, dass er gemerkt hatte, dass es keine Frage, sondern ein Befehl gewesen war. Immer noch starr wie eine Statue verfolgte Tom, wie die beiden abrauschten. Bill hatte ihn keines Blickes mehr gewürdigt.
Und dann fiel ihm Zoe wieder ein. Sie saß mindestens so steif wie er selbst sich fühlte neben ihm und war sichtlich blasser geworden. Tom hatte tausende von Fragen, aber er kam nicht mehr dazu, auch nur eine einzige zu stellen.

"Ich muss hier raus. Tom, bringst du mich nach Hause?" Bittend sah Zoe ihn an und Tom nickte einfach nur, es war ein Reflex. Er war viel zu verwirrt von dieser Begegnung.
"Willst du nicht auf Jared warten?" schaffte er trotzdem ein paar Worte aus seinem Mund zu pressen, doch Zoe winkte ab, wie sie es schon vorhin getan hatte.
"Das kann Stunden dauern, bis er wiederkommt und er weiß, dass ich nicht auf ihn warten werde", erklärte sie nüchtern und Tom gab sich zumindest im Moment damit zufrieden, auch wenn er es nicht verstand.

Schneller als gedacht standen sie draußen auf dem Parkplatz und Tom wusste immer noch nicht, was er von dem ganzen Auftritt halten sollte. Er war doch sonst nicht auf den Mund gefallen, und es dauerte normalerweile Ewigkeiten, bis ihn etwas aus der Fassung brachte. Dieser Bill allerdings hatte es innerhalb weniger Sekunden geschafft.

"Komm", sagte er an Zoe gewandt, die zu frieren schien. Ihr ganzer Körper zitterte unkontrolliert und sie hakte sich erleichtert seufzend bei ihm ein. Sie waren noch keine drei Meter weit gegangen, als Tom plötzlich wie eingefroren stehen blieb.



* * *

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#10

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 20:45
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

schäfchen... selber moah xD ... wenn du nicht willst, dass man etwas erraten könnte, dann solltest du vielleicht bei der Titelauswahl besser aufpassen^^
Klar kenn ich den Film #bäh ... hach... der Smiley ist so geil xD

Was hat Tom denn gerade? *grad gern einfach weiterlesen würde*

Es liest sich schon wieder so butterweich

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#11

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 21:34
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Hey schäfchen...ich kenn den Film natürlich auch...Quentin Tarantino gehört doch fast zum Pflichtprogramm, noch dazu, wenn der gute George Clooney mitspielt. Ich habe den Film bestimmt schon 3x gesehen und den Soundtrack dazu hab ich auch, das ist doch voll kultig.^^
Mir gefiel am besten die Szene, wie dieser Mexikaner vor den Türen dieser Kneipe Werbung für die diversen Pussys macht

Übrigens war dein Kapitel sehr geil....du weisst ja, dass ich deinen arroganten Bill liebe, der andere mühelos aus dem Konzept bringt mit seiner Erscheinung. Ich hab auch schon mal versucht, in meinen Geschichten Bill etwas mehr Arroganz einfließen zu lassen, aber irgendwie krieg ich das nicht hin, Bill ist eben bei jedem anders.^^

Schreib schön weiter! *dir die Schultern massier*

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#12

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 21:40
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Kim: pffft

GoSu: Du hast Recht, ich liebe Tarantino sowieso<3
hach

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#13

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 03.03.2008 23:51
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

pffft deine Leser mal ruhig an xD ... so bleiben sie dir erhalten

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#14

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 04.03.2008 06:20
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Davon geh ich aus tihihi
wegen dir muss ich jetzt grinsen um diese ätzende Uhrzeit<3 dafür hast du was gut

und GoSu, Schultern massieren ist toll, das kannst du den ganzen Tag machen, hach

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#15

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 04.03.2008 18:56
von Erna

*auch gelesen hab*
aber grad nix zu sagen weiß

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