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RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 16.03.2008 10:48von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
Hier hab ich auch vergessen zu posten *schämen geh*
4.
„Was hast du denn?“ fragte Zoe alarmiert. Sie war unweigerlich auch stehen geblieben, weil sie immer noch an Toms Arm hing.
„Oh mein Gott“, entfuhr es Tom, er beachtete sie gar nicht weiter, seine Aufmerksamkeit war auf etwas ganz anderes gelenkt. Zoe zog jetzt heftig an seinem Arm und wiederholte immer wieder seinen Namen, aber das registrierte er nur am Rande. Das konnte doch einfach nicht wahr sein... Ausgerechnet hier, heute, wo er am wenigstens damit gerechnet hatte...
„Tom, was ist denn da?“ Zoes Stimme hatte inzwischen einen leicht hysterischen Klang angenommen und ihr Blick folgte der Richtung, in die Tom so gebannt starrte. Und endlich konnte er reagieren, etwas in ihrer Tonlage rüttelte ihn wach. Sie hatte Angst. Und sein Verhalten war der Auslöser dafür.
„Weißt du, was das ist, Zoe?“ fand Tom endlich seine Sprache wieder, streckte den Finger aus und sah Zoe verständnislos den Kopf schütteln.
„Ein Auto?“ hörte er ihre Stimme, sie klang nicht mehr hysterisch, dafür jetzt in etwa so, als ob sie an seinem Verstand zweifeln würde. Vermutlich tat sie das auch.
„Das ist kein einfaches Auto, Zoe, das ist ein 69-er Mustang, ich kanns nicht fassen, und dann auch noch in schwarz“, schwärmte Tom hingerissen und merkte kaum, dass Zoe langsam seinen Arm losließ und sich vor ihm aufbaute.
„Wegen Bills blödem Auto jagst du mir so einen Schrecken ein? Spinnst du?“ fuhr sie ihn ungehalten an und Tom konnte für einen Moment nicht einschätzen, ob sie jetzt sauer oder noch immer ängstlich war. Vielleicht eine Mischung aus beidem.
Der Name Bill jedenfalls hatte ihn wieder ein Stück weit herunterkühlen lassen. Es war ja so was von klar gewesen, dass ausgerechnet ihm dieser Traum in Schwarz gehören musste.
Es war ein Kindheitstraum von Tom, so einen Wagen einmal live und in Farbe sehen zu dürfen, dass er für einen kurzen Augenblick den Überblick verloren hatte. Von einer Sekunde auf die andere hatten sich Enthusiasmus und Euphorie in ihm breit gemacht, er hatte gar nichts dagegen tun können.
Aber allein schon, dass dieses Auto dort vorne Bill gehörte, ließ seine Freude in sich zusammensacken wie ein Kartenhaus und er hatte auf einmal gar keine Lust mehr, näher heran zu gehen. Wenigstens hatte Bill nicht auch noch seinen peinlichen Freudenausbruch mitbekommen.
„Tut mir leid, aber das ist mein Traumauto“, entschuldigte Tom sich kleinlaut, er wollte Zoe keinen Schrecken einjagen und hatte auch irgendwo Verständnis, wenn sie jetzt wütend war.
„Schon gut. Ich wär dir trotzdem dankbar, wenn wir jetzt gehen könnten“, sagte Zoe und sah sich wieder hektisch nach allen Seiten um.
„Warum bist du eigentlich so nervös? Wenn du dich hier nicht wohl fühlst, warum bist du dann hier?“ konnte Tom sich nicht verkneifen zu fragen, während er sich mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf das Auto in Bewegung setzte.
„Ich bin müde, nicht nervös. Und ich bin hier, weil du hier bist“, erklärte Zoe, ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, doch Tom hatte trotzdem das Gefühl, dass sie ihm etwas verschwieg und so lächelte er nicht zurück. Aber er hakte auch nicht weiter nach und je länger sie gingen, desto ruhiger wurde Zoe.
„Ist alles okay?“ fragte er dennoch vorsichtig, als sie schließlich vor Zoes Haustür standen. In seinem Umfeld liefen neurdings einige Dinger verdammt merkwürdig ab und Tom brannten immer noch eine Menge Fragen auf der Seele, aber er konnte nicht einordnen, ob er hier und jetzt wirklich eine ehrliche Antwort bekommen würde. Diese kleine Frage war nur ein winziger Vorstoß gewesen und er wartete jetzt gespannt auf Zoes Reaktion.
„Klar“, erwiderte sie leichthin, und setzte dann noch ein „wirklich Tom, alles in Ordnung“, hintendran, als sie Toms skeptischen Blick bemerkte. Tom glaubte ihr nicht. Nicht so richtig jedenfalls. Er wollte nicht behaupten, dass sie log, aber sie verschwieg ihm etwas. Er kannte Zoe einfach nicht gut genug, um sie einschätzen zu können. Und außerdem war er gleichzeitig müde und aufgewühlt.
„Ich geh jetzt rein, Tom. Danke, dass du mich noch nach Hause gebracht hast“, riss ihn Zoe aus seinen Gedanken und machte damit klar, dass sie nicht bereit war, ihm weitere Auskünfte zu geben. Tom nickte geschlagen. Dann musste das eben bis morgen warten.
„Gern geschehen“, sagte Tom betont locker und dann war Zoe auch schon im Hausflur verschwunden, ohne dass er es bewusst wahrgenommen hatte.
Den ganzen restlichen Weg nach Hause grübelte Tom über diesen seltsamen Abend nach – und immer wieder kehrten seine Gedanken zu Bill zurück. Ganz schön unverschämt, dieser Typ, aber auch auf verstörende Art und Weise... anziehend, mysteriös und irgendwie beeindruckend.
Tom wollte keinen Gedanken daran verschwenden, aber er konnte nicht viel dagegen ausrichten. Am liebsten hätte er jetzt, obwohl es mitten in der Nacht war, Jared angerufen und ihn über Bill ausgequetscht. Aber das war wohl keine besonders geistreiche Idee, musste Tom sich eingestehen. Er würde einfach morgen noch mal in Ruhe mit Zoe reden. Sie konnte ihm weiterhelfen, da war er sich ziemlich sicher, begründen konnte er seine Vermutung nicht, aber in solchen Dingen vertraute er auf sein Bauchgefühl.
Tom bog gerade in seine Straße ein, als er durch ein ungewöhnlich lautes Motorengeräusch neben sich in seinen wirren Gedankengängen unterbrochen wurde. Erschrocken sah er auf und wünschte im selben Moment, er hätte es nicht getan.
„Ist das nicht ein bisschen gefährlich, so ganz allein mitten in der Nacht durch die Straßen zu laufen? London ist ein gefährliches Pflaster, weißt du...“ , ertönte die Stimme von Bill, und Tom blickte schnell zur Seite, damit er das Grinsen in dessen Gesicht nicht länger mit ansehen musste. Und vor allem nicht dieses wundervolle Auto.
„Es gibt sicherlich gefährlichere Städte“, stellte Tom fest, den Blick stur auf den Gehweg vor ihm gerichtet. Trotzdem sah er aus den Augenwinkeln, dass Bill lässig den Ellenbogen aus dem geöffneten Seitenfenster gelehnt hatte und im Schritttempo neben ihm herfuhr. Jetzt hörte er ihn leise lachen.
„Glaub mir, gefährlicher als Pusemuckel oder wo immer du her kommst, wird’s schon sein“, gab er amüsiert zurück. Tom beschloss, sich gar nicht erst provozieren zu lassen, und am besten auch nicht mehr zu antworten.
Doch so leicht ließ sich Bill nicht abwimmeln. „Warum bist du denn vorhin einfach abgehauen? Haben sie dir in Deutschland keine Manieren beigebracht, Kleiner?“ redete er ungeniert weiter und Tom riss langsam der Geduldsfaden. Das sagte ja der Richtige...
„Mein Name ist Tom“, giftete er los, sah Bill aber immer noch nicht an. Nur noch ein paar Meter, dann war er zu Hause. Gerade war das ein sehr beruhigendes Gefühl. Dann musste er diesen Kerl nicht mehr um sich rum haben, dieses Auto nicht mehr ansehen, obwohl es ihn in den Fingern juckte, nur einmal den glänzenden Lack zu berühren.
„Gut zu wissen“, hörte er Bill sagen. Tom verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Bill wusste wahrscheinlich sowieso schon, wie er hieß, und jetzt tat er so unschuldig.
Tom konnte schon seine Haustür sehen, warum also Energie verschwenden, an jemanden, der es mit Sicherheit nicht wert war?
„Du darfst dir mein Auto ruhig genauer ansehen, Tom“, holte ihn Bills schmeichelnde Stimme in die Wirklichkeit zurück. Jetzt blieb Tom ruckartig stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Hatte er das gerade richtig verstanden?
„Was?“ hakte er nach, nur um sicher zu gehen.
„Na, mein Wagen gefällt dir doch“, erklärte Bill ihm ungerührt und trat auf die Bremse. Woher wusste er das? Es hatte keine Anzeichen dafür gegeben, dass er dem Mustang eben einen längeren Blick als nötig geschenkt hatte. Konnte dieser Typ Gedanken lesen?
„Ich hab dich gesehen“, erhielt Tom als Antwort, sein Gesichtsausdruck musste wohl Bände sprechen, denn Bill sprach einfach weiter, während er den Motor ausstellte und in aller Seelenruhe aus dem Auto stieg.
„Ich war auch da, allerdings auf meiner Rückbank, das hast du bestimmt nicht registriert, hab ich Recht? Deine Augen haben ja gestrahlt wie die eines Kindes, das zu Weihnachten einen Berg Geschenke bekommt, aber tröste dich, Tom – ich kann dich verstehen. Einen Mustang sieht man ja auch nicht alle Tage, ich musste ihn extra importieren lassen. Ich erzähl dir alles, was du wissen willst... aber entschuldige, wir haben uns noch nicht mal wirklich vorgestellt oder? Also ich bin Bill, Bill Beaumont.“ Bill hatte in den netten Plauderton-Modus gewechselt, und Tom mit der Fülle an Informationen dermaßen überfahren, dass er jetzt tatsächlich die angebotene zierliche Hand ergriff. Sie war ungewöhnlich kalt.
„Tom Kaulitz“, nannte er wie automatisch seinen Namen, dann ließ er Bills Hand schnell wieder los.
„Das kann ja keiner aussprechen“, kommentierte Bill und bevor Tom auch nur den Hauch eines Einspruchs erheben konnte, hatte er schon die nächste Frage auf ihn losgelassen.
„Soll ich dich nach Hause bringen? Du wolltest doch schon immer mal in so einem Auto sitzen...“ schnurrte Bill verführerisch und in diesem Moment erwachte Tom aus seiner Trance. Was machte er hier eigentlich? War er von allen guten Geistern verlassen?
„Lass mal. Ich wohn gleich um die Ecke, und außerdem bin ich tierisch müde“, wehrte er entschieden ab und wunderte sich selbst, woher seine Stimme auf einmal wieder diesen festen Klang hatte.
„Okay, dann beim nächsten Mal... schönen Abend noch“, gab Bill zu Toms Verwunderung ohne zu zögern nach, drehte sich um und ging die zwei Schritte zurück zu seinem Auto. Tom sagte nichts, dafür atmete er erleichtert auf.
Doch er hatte sich zu früh gefreut. Mit einem „ach, bevor ich’s vergesse...“, kehrte Bill zu ihm zurück und setzte eine Miene auf, als hätte er eine weltbewegende Neuigkeit zu verkünden. Seine Augen blitzten, aber Tom hielt dem intensiven Blick trotzdem stand. „... du bist echt niedlich, wenn du dich so freust“, beendete Bill seinen Satz und erst jetzt fiel Tom siedend heiß ein, dass Bill ja sehr wohl seinen Ausbruch vorhin mitbekommen hatte. Plötzlich wurde er wütend, das Gefühl kam einfach und wollte sich nicht bändigen lassen.
„Ich bin nicht niedlich, klar? Und übrigens kann ja nicht jeder so ein selbstgefälliges Arschloch sein wie du“, regte Tom sich lautstark auf, was Bill aber nicht im Geringsten zu beeindrucken schien.
„Danke für das Kompliment“, erwiderte er nur ruhig. Das war der Moment, in dem Tom endgültig der Kragen platzte. Wie konnte dieser Typ so gelassen und unbeeindruckt bleiben?
„Du glaubst wohl auch, nur weil du jeden Morgen in die Steckdose fasst, bist du Mr. Obercool oder was? Ich wäre damit vorsichtig, das geht bestimmt aufs Gehirn!“ fuhr er aus der Haut und betrachtete mit Widerwillen Bills Sturmfrisur – wobei sie vorhin noch nicht so zerstrubbelt gewesen war. Leider war Tom dafür mit seinem Geschrei lauter geworden, als er geplant hatte. Zum Glück war die Straße menschenleer, Zuschauer konnte er jetzt nicht auch noch gebrauchen. Zeitgleich versetzte ihm der Anblick der verlassenen Gehwege ein flaues Gefühl im Magen.
„Tom, du bist wirklich lustig... ich mag Leute mit Temperament“, grinste Bill jetzt und zog damit Toms umherhuschenden Blick wieder auf sich.
„Ich mag dich aber nicht!“ zischte er zurück, was Bill nun wirklich zum Lachen brachte. Tom verstand nicht, was daran witzig sein sollte.
„Du sollst mich ja gar nicht mögen, Tom... kommst du morgen Abend vorbei? Dann können wir uns in Ruhe über das Auto unterhalten... Getränke gehen selbstverständlich aufs Haus“, wechselte Bill ohne Vorwarnung das Thema und Tom zog es vor, nicht mehr zu reagieren. Er hatte sich jetzt gerade so weit unter Kontrolle, dass er die paar Meter nach Hause laufen und sich entweder im Klo ertränken oder aus dem Fenster stürzen würde. Aber er würde sich nicht auf offener Straße provozieren lassen. Hatte er sich das nicht schon vorhin geschworen?
Toms Gedanken rasten chaotisch und verwirrend durcheinander und er bemerkte nur am Rande, wie Bill fröhlich winkend in seinem Auto verschwand und dann mit ohrenbetäubendem Lärm den Motor startete. Tom bekam Gänsehaut, allein die Geräuschkulisse dieses Wagens war der absolute Hammer. Aber er wollte jetzt nicht mehr darüber nachdenken. Dieses Auto war tabu.
Stumm hörte er zu, wie Bill mit quietschenden Reifen davon fuhr, anscheinend war er der Meinung, Toms nicht vorhandene Reaktion hieß so viel wie „Ja, ich komme morgen gerne in den Club, danke für die Einladung“.
Tom schüttelte den Kopf. Er konnte jetzt definitiv nicht schlafen. Und er konnte auch nicht bis morgen warten, um jemandem von dem Ganzen zu erzählen. Zoe fiel aus. Jared erst recht.
Er würde Georg anrufen.
* * *
Ach, und bevor ichs vergesse (ich hör mich schon an wie Bill^^)
ich hab mal ein Foto rausgesucht, wie ich mir das Auto vorstelle, falls es jemanden interessiert... ihr habt bestimmt eh was spannenderes erwartet als ein Auto gell *lach
http://www.worth1000.com/web/media/142152/mustang.jpg

waaaaaaaaas ? Hier hast du auch vergessen zu posten ??? Das gibt jetzt die
übrigens ... das Bild mit dem Mustang kann ich nicht sehen ... da kommt kein Bild, wenn ich auf den Link klicke
Ich mag Bill in seiner Rolle haaaaaaach
und Tom fällt herrlich drauf rein ... nochmal haaaach
Ich fand die Auflösung, dass Tom wegen dem Mustang so abrupt stehen bleibt sehr geil
*gern sofort weiterlesen würd*

Ich hab den Link mal eingebaut, so dass er jetzt die Seite nicht in die Breite zieht.
Die Peitsche hast du auch so verdient übrigens xD ... hihi ... einfach so^^
Du brauchst auch gar keinen Bock aufs Konzert haben, schäfchenschatz ... spätestens an dem Tag, wenn wir in Dortmund sind, wirst du schon von uns angesteckt xD ... ausser von Erna natürlich^^ ... die hat ja auch nie Bock xD
*dich *
*edit* ... was ich ja völlig vergessen hab zu schreiben... ich finde, das wäre der ideale Wagen für Bill... darin sähe er bestimmt sehr passend aus

RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 17.03.2008 06:30von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
hihi, auf euch freu ich mich ja auch, sonst hätt ich die Karte schon längst verkauft *seufz
5.
Tom stürzte nach Hause, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Er atmete erst auf, als er die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, aber er war immer noch irgendwie nervös und hatte das unheimliche Gefühl, verfolgt zu werden. Mit schnellen hektischen Bewegungen fischte er sein Handy aus seinen Hosentaschen und tippte blind Georgs Nummer ein, während er sich gleichzeitig umständlich aus seiner Jacke schälte, bis sie schließlich auf dem Fußboden lag. Er kümmerte sich nicht weiter darum, sondern lief mit dem Telefon in der Hand zu seinem Bett und ließ sich darauf fallen. Angespannt horchte er auf den immer wiederkehrenden Piepton. Warum ging der Idiot denn nicht ans Telefon?
„Hmmpf“, hörte Tom nach Ewigkeiten Georgs verschlafene Stimme, und jetzt kannte er kein Halten mehr.
„Georg, mann, noch langsamer gings nicht oder? Hör zu, ich muss dir was erzählen... heute Abend hab ich einen Mustang gesehen, live, echt, in Farbe, ich kanns immer noch nicht fassen, du glaubst nicht, wie geil sich der Motor anhört... einfach unglaublich, ich hab immer noch Gänsehaut! Einen 69er... Und er war sogar schwarz, und dieser Bill scheint mich zu verfolgen, und er hat irgendwas mit Jared, und Zoe hat sich total eigenartig verhalten heute Abend und ich bin immer noch völlig durch den Wind, ich hab den wirklich gesehen, hörst du? Aber irgendwas ist hier faul, das ist alles so abstrus und merkwürdig und ich...“, redete Tom wirr durcheinander, aber er hörte Georg jetzt schon zum dritten Mal seinen Namen dazwischen rufen und unterbrach sich kurz selbst. Außerdem musste er dringend Luft holen. Er hatte noch längst nicht alles gesagt, was es zu erzählen gab.
„Tom, langsam, ich komm nicht mit“, stöhnte Georg am anderen Ende der Leitung. Er war müde und verschlafen und verstand nur Bahnhof.
„Was gibt es denn da nicht zu verstehen? Mann Georg, hast du nicht zugehört oder was?“, plärrte Tom ungehalten in sein Handy und rollte mit den Augen.
„Natürlich hab ich zugehört. Das bringt nur leider nicht viel. Erst mal danke, dass du mich geweckt hast“, beschwerte sich Georg und Tom konnte ihn herzhaft gähnen hören. Aber er hatte jetzt nicht die Geduld, um auf die Eigenarten seines Freundes Rücksicht zu nehmen. Er hatte etwas auf dem Herzen und musste es auch umgehend loswerden. Und da hatte Georg gefälligst parat zu stehen, so einfach war das. Immerhin war er sein bester Freund. Und beste Freunde waren auch mitten in der Nacht ansprechbar.
„Tut mir leid, ich hab nicht auf die Uhr geguckt“, entschuldigte Tom sich erst mal halbherzig, bevor Georg noch den Hörer auflegte. Dann wäre er ganz allein mit seinen verwirrten Gedanken und würde noch auf dumme Ideen kommen.
„Das hab ich gemerkt“, entgegnete Georg trocken, „zu deiner Information, Tom: Es ist kurz nach drei. Nachts wohlgemerkt und ich muss in vier Stunden wieder aufstehen.“
„Dann kannst du ja gleich durchmachen“, sagte Tom frech, Georg schnaufte einmal laut, bevor er antwortete: „Du kannst mich mal gernhaben. Wenn du so weitermachst, leg ich auf.“
„Nein, bitte nicht“, beeilte sich Tom in seinem besten Bettelton zu widersprechen.
„Ist ja schon gut. Du hast also einen Mustang gesehen. Das freut mich, muss ja irre gewesen sein. Gehört der etwa Zoe?“ versuchte Georg nun langsam Licht ins Dunkel zu bringen.
„Natürlich nicht“, schnaufte Tom genervt. „Er gehört Bill.“
„Womit wir gleich beim nächsten Thema wären. Der scheint es dir ja irgendwie angetan zu haben“, zog Georg ihn auf und Tom konnte sein blödes Grinsen förmlich vor sich sehen.
„Der Mustang? Ja, allerdings“, stellte er sich absichtlich dumm, doch Georgs folgendes böses Knurren hörte sich jetzt nicht mehr spaßig an. „Bill hat es mir nicht angetan“, verbesserte Tom sich schnell. So wirklich glauben konnte er aber selbst nicht, was er da von sich gegeben hatte.
„Ach nein?“ fragte Georg und Tom hörte ganz genau die Zweifel aus seiner Stimme heraus.
„Nein. Außerdem ist er ein absolutes Arschloch. Das sagt sogar Jared. Bill ist arrogant, selbstgefällig und unverschämt. Ich kann ihn nicht ausstehen. Und außerdem ist er schwul“, meinte Tom, als sei das Erklärung genug.
„Oh, das macht ihn natürlich zu einem Schwerverbrecher. Wie kann er es nur wagen, schwul zu sein...“, höhnte Georg und dann begann er leise zu lachen.
„Du weißt genau, wie ich das meine“, ereiferte sich Tom und klang dabei eingeschnappter als er wollte.
„Okay, Tom. Du hast mich einfach aus dem Bett geklingelt und jetzt will ich ne ehrliche und vernünftige Geschichte hören. Kannst du bitte noch mal ganz von vorne anfangen und der Reihe nach erzählen, damit ich kapiere, was du überhaupt von mir willst?“ forderte Georg schließlich und Tom riss sich zusammen.
Dann begann er sein Hirn zu durchforsten und der Reihe nach zu erzählen. Er fing an bei Jared, wie sie zusammen im Club gewesen waren und dass dieser Bill kannte. Er ließ auch nicht aus, dass Bill sich nach ihm erkundigt hatte und Tom diese Tatsache weitestgehend zu ignorieren versuchte. Dann schwenkte er zurück zum heutigen Abend, Zoes merkwürdige Nervosität, Bills plötzliches Auftauchen und seine Unverschämtheiten, die im Verschwinden mit Jared gegipfelt hatten. Anschließend hatte Zoe ihn förmlich gedrängt, sie nach Hause zu bringen und an dieser Stelle fiel Tom prompt der Mustang wieder ein. Er bemühte sich, nicht wieder in minutenlange Schwärmereien abzudriften, was ihm auch einigermaßen gelang. Schließlich endete er mit der seltsamen Begegnung mit Bill vorhin auf dem Nachhauseweg.
Einige Augenblicke herrschte Stille in der Leitung und Tom bekam schon Angst, dass Georg einfach aufgelegt hatte, weil er zu ausschweifend geworden war und ihn vielleicht überfordert hatte. Doch dann hörte er, wie Georg sich räusperte. „Und was willst du jetzt von mir hören, Tom?“
„Ich möchte nur wissen, was du denkst“, sagte Tom zurückhaltend.
„Ich denke, du solltest dich jetzt schlafen legen. Und morgen noch mal mit Zoe sprechen. Und wenn du wirklich so auf dieses Auto stehst, solltest du Bills Angebot vielleicht demnächst nicht ausschlagen, sondern annehmen. Lass dich doch von ihm nach Hause bringen, ist doch nichts dabei“, schlug Georg vor.
„Heilige Scheiße Georg, bist du komplett bescheuert? Ich lass mich doch nicht von dem nach Hause bringen. Erstens kann ich gut auf mich alleine aufpassen und zweitens kann ich Bill nicht leiden“, fluchte Tom und schloss die Augen. Wollte Georg ihn nicht verstehen oder konnte er es nicht?
„Dafür redest du ganz schön viel über ihn, findest du nicht?“ fragte Georg spitz und Tom war kurz davor, das Gespräch einfach zu unterbrechen, damit er sich das nicht mehr länger mit anhören musste.
„Ich rede nicht viel über ihn, er ist mir scheißegal“, widersprach er dennoch, irgendwie ließ es sein Ego nicht zu, dass Georg dachte, er könnte an einem Mann interessiert sein. In welcher Form auch immer. Völliger Blödsinn.
„Schon klar, er ist dir egal, deshalb regst du dich auch so künstlich auf. Hör zu Tom, ich würde an deiner Stelle sehen, ob ich Zoe mal in einer ruhigen Minute auf den Zahn fühlen kann. Und ansonsten... lass es doch einfach auf dich zukommen.“ Georg klang jetzt wirklich müde und er schien das Problem auch nicht zu erkennen.
„Okay. Dann will ich dich mal nicht länger aufhalten. Schlaf gut“, gab sich Tom geschlagen. Er versprach Georg, sich bei ihm zu melden, wenn es etwas Neues gab und dann war er wieder allein mit sich und seinen Gedanken. Und er hatte das Gefühl, keinen Schritt weitergekommen zu sein. Schlafen konnte er nicht, dafür war er immer noch zu aufgedreht. Also setzte er sich vor den Fernseher und ließ sich von irgendwelchem Quatsch berieseln.
Nach und nach wurde er ruhiger und am Ende merkte er gar nicht, wie er langsam wegdämmerte.
* * *
Als Tom erwachte, brauchte er etliche Minuten, um sich zu orientieren. Die Sonne strahlte hell ins Wohnzimmer, er lag noch immer auf der Couch und der Fernseher dudelte leise vor sich hin.
„Scheiße“, fluchte Tom nach einem schnellen Blick auf die große Wanduhr. Er hatte verschlafen und das nicht zu knapp. Einen Moment rang er mit sich, ob er jetzt in Hektik ausbrechen und völlig unüberlegt in diesen Tag starten sollte, dann ließ er sich wieder rückwärts aufs Sofa sinken. Nein. Er würde es sowieso gerade noch mit Mühe und Not in die letzte Vorlesung schaffen, da konnte er auch gleich schwänzen.
Missmutig schaltete Tom den Fernseher aus und trottete in aller Seelenruhe ins Bad. Jetzt verpasste er schon die Uni, nur weil dieser Typ ihn so durcheinander brachte, dass er mitten in der Nacht stundenlang mit Georg telefonieren musste. So war das ganz und gar nicht geplant gewesen.
Unter der Dusche wanderten seine Gedanken unwillkürlich wieder zum gestrigen Abend zurück. Er würde einfach noch mal versuchen, mit Zoe zu reden. Irgendetwas lief hier nicht ganz normal ab und Tom fühlte sich unwohl, so lange er nicht wusste, was genau es war.
Trotzdem musste er sich vorher noch mit der Frage beschäftigen, ob er heute Abend ins Number 6 gehen sollte oder nicht. Allein der Gedanke an Bill und seine Unverschämtheiten verursachte Widerwillen in ihm. Andererseits war da dieses Auto... nur einmal über den schwarzen Lack streicheln, nur eine klitzekleine Runde fahren... das war wahrscheinlich sogar besser als Sex.
`Lass dich doch von ihm nach Hause bringen, ist doch nichts dabei` hatte Georg gesagt.
Nein. Er war Tom. Tom Kaulitz. Und ein Tom Kaulitz ließ sich nicht von einem Kerl nach Hause bringen. Schon gar nicht von so einem ominösen. Auch wenn er zugegebenermaßen das geilste Auto besaß, das Tom sich nur vorstellen konnte. Aber nachher würde er noch entführt werden oder schlimmeres.
Worte wie „Menschenhandel“, „verschleppt“, und „Verbrechen“, geisterten Tom durch den Kopf und er musste sich schütteln.
„Alter, ich werd noch paranoid, wenn das so weitergeht“, schimpfte er schließlich laut mit sich selbst und stellte die Dusche ab.
Er würde sich doch nicht einschüchtern lassen von so einer halben Portion wie es Bill war. Der konnte ihm doch gar nichts. Er würde heute Abend einfach in Bills Club gehen und ihm sagen, was er von ihm und seinem Auftreten hielt. Auge in Auge.
Tom hatte sich kaum zu dieser Entscheidung durchgerungen und in bequeme Klamotten geworfen, da klingelte sein Telefon. Argwöhnisch verzog Tom das Gesicht. Viele Leute kamen als Anrufer nicht in Frage. Mit Georg hatte er gerade erst telefoniert, und auf seine Mutter hatte er null Bock. Doch die Rufnummer war unterdrückt und er würde nur herausfinden, wer ihn sprechen wollte, wenn er ranging. Sekundenlang kämpften Neugier und Sturheit in ihm, bevor die Neugier die Überhand gewann.
„Ja?“, blaffte Tom entsprechend genervt von sich selbst in den Hörer.
„Wo warst du heute? Bist du krank?“ schallte ihm Jareds Stimme entgegen. Die forsche, neugierige Art und das Fordernde in seiner Stimme machten Tom augenblicklich aggressiv. Er fühlte sich auf einmal seltsam unter Druck gesetzt und irgendwie kontrolliert.
„Bist du mein Ehemann oder warum bin ich dir neuerdings Rechenschaft schuldig?“ fuhr er Jared böse an und biss sich anschließend auf die Zunge. Er machte sich nur angreifbar mit seinem Verhalten.
„Hui, was bist du denn so gereizt? Hattest du gestern keinen Spaß mehr mit Bill?“ kam es lachend zurück und Tom wurde noch wütender.
„Die Frage ist wohl eher, ob DU gestern Spaß mit Bill hattest“, konnte er sich eine Anspielung nicht verkneifen. Wieder hörte er Jared am anderen Ende der Leitung lachen. Langsam wurde Tom ungeduldig. Sonst war er immer gut mit Jared klar gekommen und sie hatten sich bisher wirklich gemocht. Jetzt im Moment allerdings würde er ihn am liebsten auf den Mond schießen. Ohne Rückfahrkarte.
„Kommst du heute Abend?“ fragte Jared unvermittelt, Toms vorherige Frage gekonnt ignorierend.
„Warum sollte ich?“ nölte Tom und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, das Telefon einfach in die nächste Ecke zu pfeffern.
„Weil Bill dich eingeladen hat. So eine Einladung schlägt man nicht aus“, wies Jared ihn zurecht und Tom glaubte einen lauernden und irgendwie drohenden Unterton aus seiner Stimme herauszuhören.
„Pfffft... warte mal Jared... bist DU es nicht gewesen, der gesagt hat, Bill sei ein Arschloch? Und ich könnte froh sein, dass ich nicht schwul bin? Irgendwie hab ich das so im Hinterkopf, aber mach dir nicht die Mühe, mir diesen Widerspruch zu erklären. Ich komme heute Abend“, sagte Tom betont ruhig, obwohl er inzwischen schäumte. Er wartete keine Erwiderung mehr ab, sondern legte einfach auf.
Denen würde er heute Abend schon zeigen, wo der Hammer hing. Er würde es allen beiden zeigen. Jared, und vor allem – Bill.
* * *


lol... ich glaube, zum Weiterschreiben braucht man schäfchen gar nicht bringen xD ... das tut sie schon automatisch
... nur ob sie das Posten dann auch schafft, ist neuerdings eine andere Frage^^ ... hihi
Schön zu lesen, dass du lachen musstest, schäfchen *Gosu für die Leistung anerkennend auf die Schulter klopf*
und der Knutscher von dir, schäfchen ... hach ... herrlich ... *zurückknutsch* *und Gosu gleich mitknutsch*

RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 26.03.2008 17:49von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
Tze Erna, glaubst du wirklich, Tom weiß, wo der Hammer hängt? tihihi
6.
Tom stand unschlüssig vor dem Number 6 und haderte mit sich selbst und seinem Schicksal. Sollte er reingehen oder einfach wieder umkehren? Die große Klappe, die er vorhin noch gegenüber Jared am Telefon zum Besten gegeben hatte, war auf wundersame Weise verschwunden. Er war immer noch sauer, aber hatte gleichzeitig das unbestimmte Gefühl, einen Fehler zu begehen, wenn er jetzt so blauäugig war und sich einfach unüberlegt von seinen Emotionen mitreißen ließ. Denn das konnte ja nur böse enden. Bisher war jedenfalls immer alles schief gegangen, was Tom ohne genauer darüber nachzudenken angepackt hatte.
Zögernd wanderte sein Blick zu Bills Auto. Es stand keine zehn Meter entfernt und glänzte im Schein einer nahen Straßenlaterne. Tom spürte schon wieder Verlangen in sich aufsteigen, aber er verbot sich vehement, auch nur einen Schritt näher zu gehen. Dieser Wagen war tabu. Absolut tabu. Er würde ihn weder berühren und schon mal gar nicht dort einsteigen. Niemals.
Gleichzeitig bedeutete der Anblick des Mustangs, dass Bill definitiv anwesend war. Aber was hatte er auch anderes erwartet? Es war Bills Club, er hatte ihn „eingeladen“... natürlich war er da.
Tom scharrte noch einige Sekunden unbewusst mit den Füßen auf dem staubigen Boden herum, dann straffte er seine Schultern und schritt in gemächlichem Tempo dem Eingang entgegen. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, es eventuell eilig zu haben. Hatte er ja auch nicht. Er hatte die ganze Nacht Zeit um... ja, um was genau zu tun?
Zu allererst musste er diese verrückten Gedanken aus seinem Kopf bekommen, notfalls mit Gewalt. Er würde sich auf gar keinen Fall von diesem Bill einwickeln lassen, so viel stand jedenfalls fest. Tom ahnte, dass Bill neben unverschämt sein auch ganz sicherlich ziemlich charmant sein konnte. Aber das würde ihm nicht zum Verhängnis werden. Allein für diese Gedanken müsste er im Grunde genommen ja schon wieder bestraft werden. Tom schüttelte den Kopf über sein ungewöhnliches Verhalten, dann folgte er der kleinen Treppe nach unten in den Club.
Ohrenbetäubender Lärm schlug ihm entgegen, stickige Luft und viele verschiedene Gerüche. Aus irgendeinem Grund zog Tom diese Mischung magisch an, er konnte es sich selbst nicht genau erklären. Wie von allein suchten seine Hände in seiner überdimensionalen Hose nach seinen Zigaretten, um selbst einen Teil zu diesem Mix beizutragen. Zu Hause war es ihm nie so ergangen. Natürlich ging er abends gerne aus, alle taten das, aber die verräucherte Luft in Kneipen und Discos, wummernde Bässe, die bis in die Fußsohlen dröhnten, das waren Dinge, die ihn eigentlich eher nervten. Und hier gefiel es ihm plötzlich.
Toms Füße fanden ganz von allein den Weg zur Bar, an der Bill für gewöhnlich zu finden war. Doch statt dem Schwarzhaarigen stand dort ein blonder Kerl Marke Sunnyboy, den Tom noch nie zuvor gesehen hatte. Und Jared saß davor auf einem Barhocker und himmelte ihn an. Tom wusste die Situation nicht richtig einzuschätzen, setzte sich aber langsam in Bewegung, steuerte auf die beiden zu und ließ sich schließlich auf dem Stuhl neben Jared nieder.
„Na Tom? Warst du gestern so sauer, dass du einfach auflegen musstest?“, begrüßte Jared ihn nach einem erstaunten Seitenblick, während der blonde Junge sich wieder um seine zahlreichen anderen Gäste zu kümmern begann.
„Ich bin immer noch sauer. Und übrigens bist du fast so unverschämt wie Bill“, knurrte Tom böse. Als er Jareds amüsiertes Schmunzeln sah, biss er sich auf die Unterlippe. Er sollte sich nicht immer sofort anmerken lassen, wenn ihn etwas aufregte. Schon gar nicht, wenn er sich über Bill aufregte.
„Warum bist du dann hier?“, fragte Jared spitz. Tom verdrehte die Augen, nahm sich aber dann zusammen. Vielleicht konnte er ja heute noch ein paar interessante Dinge herausfinden. Und dafür gab es kaum einen besseren Ort als diesen hier.
„Ich hatte eh nichts besseres zu tun“, gab Tom betont gelangweilt zurück. Jared lachte laut auf und es dauerte eine Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte. Tom ärgerte sich maßlos darüber, offenbar die Lachnummer des Abends zu sein, aber er vermied eine offene Konfrontation mit Jared. Das war mit Sicherheit genau das, was dieser bezweckte und Tom hatte keine Lust, sich provozieren zu lassen. Er verstand ohnehin nicht, warum Jared sich auf einmal so anders verhielt.
Äußerlich gelangweilt ließ Tom seinen Blick über die Leute schweifen, blieb hier und da kurz hängen und fragte sich insgeheim, wo Bill eigentlich blieb. Er hatte ihn doch eingeladen oder nicht? Aber Tom konnte sich auch selbst verköstigen, er war nicht darauf angewiesen, sich von jemandem aushalten zu lassen. Und er würde einen Teufel tun und sich nach ihm erkundigen.
„Kommst du morgen wieder in die Uni, Tom?“, störte Jared ihn unvermittelt in seinen Überlegungen. Irritiert über den plötzlichen Themenwechsel brauchte Tom einen Moment zu lange, um sein geplantes Desinteresse noch länger glaubhaft vortäuschen zu können.
„Selbstverständlich komm ich. Dafür bin ich ja in dieser Stadt“, sagte er im Brustton der Überzeugung. Jared hob grinsend eine Augenbraue. Und wechselte dann prompt wieder das Thema.
„Was willst du trinken?“, fragte Jared, wartete aber keine Erwiderung mehr ab, sondern wandte sich mit einem lauten „Nick!“ an den Blonden hinter der Bar. Ein ominöses Handzeichen von Jared folgte, und schneller als Tom es wirklich registrieren konnte, standen zwei Bierflaschen vor ihnen auf dem Tresen.
„Auf einen schönen Abend“, stieß Jared mit ihm an und Tom erwiderte die Geste überrumpelt.
* * *
Als Tom das nächste Mal auf die Uhr sah, stellte er mit leichtem Entsetzen fest, dass bereits zwei Stunden vergangen waren. Inzwischen nuckelte Tom an seinem vierten Bier und mit steigendem Alkoholkonsum wunderte er sich auch nicht mehr darüber, dass Jared wieder ganz der Alte zu sein schien. Die Zeit war vergangen wie im Flug und sie hatten sich ganz normal und lustig unterhalten, und auch Tom fand relativ problemlos zu seiner alten Form zurück. Trotzdem hatte er sich immer mal wieder zwischendurch gefragt, warum Bill ihm gesagt hatte, er solle heute hierher kommen, aber dann selbst nicht anwesend war, obwohl doch sein Auto vor der Tür stand. Aber er hatte Jared nicht nach ihm gefragt und er wollte sich auch keine Gedanken mehr darum machen.
„Sag mal Tom, was hältst du denn von Nick? Ich brauch deine unvoreingenommene Meinung“, holte Jared ihn ins Hier und Jetzt zurück. Tom zuckte kurz zusammen und überlegte dann einige Sekunden, wen Jared mit „Nick“ meinte, bis ihm wieder einfiel, von wem er da redete. Unverhohlen musterte er den Blonden, dessen knappes Shirt einen gut definierten Oberkörper erahnen ließ. Die blonden Haare waren kurz geschnitten, aber ein paar Haarsträhnen fielen ihm lässig in die Stirn und betonten seine babyblauen Augen. Sein Gesicht war auch nicht hässlich.
„Joah, der ist ganz niedlich. Aber ich weiß nicht, ob ich das so gut beurteilen kann. Vielleicht solltest du lieber jemanden fragen, der schwul ist“, gab Tom schließlich sein Statement ab, nippte an seinem Bier und begegnete dann Jareds Blick.
„Mein Gott Tom, ich will ihn ja nicht heiraten, ich wollte nur deine Meinung hören“, prustete der auf einmal los.
„Ihr flirtet doch eh schon den ganzen Abend, wozu brauchst du dann noch meine Meinung?“, sagte Tom trocken. Das war immerhin eine Tatsache. Die kleinen verstohlenen Blicke, ein Lächeln hier und da – es war ihm nicht verborgen geblieben, dass Jareds Schwärmerei auf Gegenseitigkeit beruhte.
„Ich kann gar nicht flirten“, protestierte Jared lachend und Tom wusste nicht, was er davon halten sollte.
„Du ziehst ihn ja förmlich mit den Augen aus“, widersprach er erst einmal nachdrücklich, doch Jared winkte nur ab. Einige Minuten vergingen, in denen keiner ein Wort sagte. Tom widmete sich seinem Bier und Jared schmachtete jetzt so offensichtlich, dass Tom sich am Ende fragte, ob er lieber gehen und die beiden ihrem Vergnügen überlassen sollte.
Gerade hatte er sich zu einer Entscheidung durchgerungen und wollte schon von seinem Stuhl rutschen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn somit am Aufstehen hinderte. Erschrocken drehte Tom sich um und sah sich mit Bills grinsendem Gesicht konfrontiert.
„Du wolltest doch nicht etwa schon gehen?“, hörte er ihn belustigt fragen, aber es war im Grunde eine Feststellung und keine Frage.
„Ich...“, setzte Tom an, aber Bills Äußeres brachte ihn heute noch mehr aus dem Konzept als sonst. Fasziniert arbeitete sich sein Blick von den verführerisch glänzenden Lippen über die tiefschwarz geschminkten Augen nach oben und blieb letztendlich an Bills Haaren kleben. Zumindest an dem, was man noch von seinen Haaren sehen konnte. Statt der normalerweise üblichen wild toupierten Mähne schlängelten sich seine rabenschwarzen Haare heute glatt über die schmalen Schultern. Auf Bills Kopf thronte eine schwarze Wollmütze, die er sich tief in die Stirn gezogen hatte. Der Anblick war absolut neu für Tom. Ob Bill sich wegen ihm heute solch eine Mühe gemacht hatte? Immerhin hatte er beim letzten Mal nicht gerade nett über Bills „Steckdosenfrisur“ gesprochen.
„Bild dir bloß nichts drauf ein, ich hatte keine Zeit zum stylen“, deutete Bill immer noch grinsend Toms Blick, dann quetschte er sich neben Tom an die Bar und drehte ihm den Rücken zu.
„Hey Jared, halt Nick nicht von der Arbeit ab. Ich bezahl ihn nicht für eure ekelhafte Flirterei!“ platzte Bill in die angeregte Unterhaltung zwischen Jared und Nick, und obwohl es anscheinend amüsiert klingen sollte, zog zumindest Nick es vor, sich nach einem erschrockenen Blick schleunigst wieder an die Arbeit zu machen.
Jared dagegen drehte sich empört zu Bill um, und während des folgenden Wortgefechts hatte Tom Zeit, sich so seine eigenen Gedanken zu machen. Der kleine Streit der beiden interessierte ihn nicht wirklich.
Nachdenklich musterte er Bills Haare. Keine Zeit zum stylen also... für Tom sah es eher so aus, als hätte Bill stundenlang mit einem Glätteeisen vor dem Spiegel gestanden. Ein kleines Lächeln schlich sich um Toms Mundwinkel. Was auch immer Bill ihm hier weismachen wollte, DIESE Aussage stimmte schon mal nicht.
Tom wurde unsanft aus seinen Träumereien gerissen, als Jared sich mit einer letzten bösen Bemerkung in Bills Richtung dem Ausgang entgegen drängte und Tom dabei fast umrannte.
„Jared ist heute wieder ein bisschen impulsiv“, stellte Bill kopfschüttelnd fest, aber immer noch zierte ein Grinsen sein Gesicht.
„Aha“, machte Tom bloß und wollte sich ebenfalls in Bewegung setzen. Irgendwie fühlte er sich gerade etwas überfordert, Jared hatte ihn einfach ohne eine Verabschiedung stehen lassen und es war Tom immer noch ein bisschen unheimlich, mit Bill alleine zu sein, obwohl sie hier ja alles andere als allein waren. Aber jetzt war Jared weg und...
„Wo willst du denn hin? Wir haben ja noch nicht mal miteinander... angestoßen“, hielt Bill ihn auf. Bei dem Wort „angestoßen“ hatte es kurz gefährlich in seinen Augen aufgeblitzt und in Tom erwachte intuitiv das Verlangen nach Flucht.
Andererseits war das ja lächerlich. Wenn nötig, konnte er sich gegen diesen Hänfling, und sei er auch einen Kopf größer als er, allemal durchsetzen und wehren. Tom war zwar auch nicht gerade das, was man als Bodybuilder bezeichnen würde, aber er ein paar mehr Muskeln hatte er bestimmt. Erneut musste Tom wider Willen grinsen und ignorierte gekonnt die schrillende Alarmglocke in seinem Kopf.
„Stimmt. Du wolltest mich ja einladen, hast du das nicht so großspurig rausgehauen?“, erinnerte Tom Bill an sein Versprechen. Dieser grinste bloß und zog ihn mit sich fort.
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