#1

"Küssen verboten"

in Fanfictions 19.10.2008 21:30
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Küssen verboten[/size]


Versuch einer Erklärung:
Das ist mein erster Anlauf zu einer Story, in der Bill und Tom von mir in ein „Alternatives Universum“, auch kurz „AU“ genannt, gesteckt werden. Ich wollte das schon lange mal ausprobieren und habe in einer illustren Stunde angefangen, ganz wagemutig drauflos zu schreiben. Bill und Tom sind in der Geschichte nicht verwandt, sie sind nicht einmal gleich alt und Tokio Hotel gibt es auch nicht, deshalb „AU“. Ich habe mir nur ihr Aussehen und ihre (Vor)Namen geborgt.

Die Story wird auch nicht sehr lang werden (wie immer^^), dazu fehlt mir einfach die Geduld. Aber ich wollte es einfach mal tun…..inspiriert hat mich übrigens eine Bildergeschichte die mir mal untergekommen ist. Letztlich ist dann doch was ganz anderes draus geworden, aber das war sozusagen der ‚Zündfunke’ oder auch ‚virtuelle Arschtritt’, den ich ab und zu brauche, damit die lahmen Hirnzellen wieder in die Gänge kommen *hüstel*.

Rating:
P-18 Slash (as usual^^), aber diesmal kein Twincest, da “AU”

Hauptpersonen:
Bill (19), Tom (22), Sebastian (20), Georg (22), Robert (39) + diverse Nebenrollen

Warnungen und Entwarnungen:
Ach, eigentlich gibt es keine Warnungen…höchstens die Warnung vor dem üblichen Kram: Zuckerschock, übertriebene Romantik, rosaroter Kitsch, tränenfeuchte Gefühlsduselei, etc., etc.
Aber, ich habe doch noch was! Für alle, die zwar ab und an ganz gerne lesen, was ich so zusammenschreibe, aber den guten Bushido nicht leiden können, über den ich mich so liebend gerne auslasse, denen kann ich Entwarnung geben. Bushido spielt diesmal nämlich überhaupt nicht mit, hab ich beschlossen…jawoll! (auch nicht unter falschem Namen oder mit falschem Bart^^). Der ist zu Hause geblieben und schneidet inzwischen im Garten die Hecke. Er trägt dazu knielange Jogginghosen und ein weißes Unterhemd. Auf seine Sonnenbrille wollte er auch nicht verzichten, weil er unerkannt bleiben wollte. Er sagt, wenn er mit der Hecke fertig ist, lässt er sich einen Ligusterzweig in den Nacken tätowieren.

Kurzbeschreibung der Story:
Bill ist finanziell am Ende. Seinen Job ist er wieder mal los und auch sein Traum vom Modeln will und will nicht in Erfüllung gehen. Als er völlig mittellos und am Boden zerstört ist, bekommt er ein unmoralisches aber finanziell verlockendes Angebot, was er in seiner Verzweiflung annimmt. Die Geldsorgen haben von heute auf morgen ein Ende, doch kann er bei diesem „Job“ noch er selbst bleiben? Und was wird mit der großen Liebe passieren?



[size=150]1. Kein Abend wie jeder andere


Wenn man ihn danach fragte, wie er sein Leben finanziert, dann sagte Bill stets mit einem sittsam braven Lächeln, er sei ein Model. Und jeder, der dies mit diesem bestrickenden Lächeln gesagt bekam, nickte daraufhin wohlwollend und hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass dies der Wahrheit entsprach. Denn er hatte das, was man das gewisse „Etwas“ nannte. Man konnte nicht umhin, sich auf der Straße nach ihm umzudrehen und ihm offenen Mundes hinterher zu starren.

Das passierte auch, wenn er sich nicht mit seinen illustren Outfits, die er sich je nach Tagesform zusammenstellte, ganz besonders herausgeputzt hatte, sondern auch so, wenn er in einfacher Jogginghose und Kapuzenpulli um die Ecke zum Einkaufen ging. Die große, bleistiftdünne Gestalt mit den schwarz gefärbten, langen Haaren fiel auf, wo auch immer sie auftauchte. Denn Mutter Natur hatte es beim Verteilen von detailverliebter Schönheit, mit ihm ganz besonders gut gemeint. Zu seinem Leidwesen oftmals zu gut, denn das er seinen Lebensstil mit diversen Fotoaufnahmen unterhalten konnte, dass stimmte nicht so ganz.

Die Agenturen lehnten ihn meist ab, sie suchten echte Männer, welche mit Dreitagebart und Waschbrettbauch, keine Männer, dessen Schultern zu weich und zu schmal, die Haare zu lang und das Gesicht wenngleich selten schöne, aber zuviel unmännliche Züge aufwies. Er entsprach einfach nicht den gängigen Klischees und deshalb war sein Auftragsbuch meist eher leer und er hielt sich mit diversen Nebenjobs über Wasser, um seine Wohnung und seinen Lebensstil unterhalten zu können.

Wie fast jede Woche war er an diesem Freitag mit seinem besten und auch einzigen Freund Sebastian unterwegs, um im „Underground“ ein paar Drinks zu nehmen, zu quatschen und sich bis weit nach Mitternacht die Seele aus dem Leib zu tanzen. Heute, dachte er, brauche er das besonders, denn er war frustriert. Er war finanziell am Ende, die Bar, in der er noch bis letzte Woche gearbeitet hatte, hatte wegen Betrügereien hinter dem Rücken des Finanzamtes dichtmachen müssen und ihn um seinen letzten Lohn geprellt und seinem eigentlichen Traumjob, dem Modeln, war er auch kein Stück näher gekommen, im Gegenteil.

Es war immer dasselbe, Agnes, die Chefin seiner Agentur hatte ihm heute zur Krönung mit ihrer rauen Zigarettenstimme vorgeschlagen, sich doch endlich paar Titten zuzulegen, dann hätte sie wesentlich mehr Aufträge für ihn. Er hatte ihr wütend klargemacht, dass er keinesfalls transsexuell veranlagt sei, sie sich ihre Titten in den Allerwertesten schieben könne und sich dann auf dem Absatz umgedreht und die Tür hinter sich zugeschlagen. Alles musste er sich auch nicht bieten lassen, sein Glückstag würde schon noch irgendwann kommen, er glaubte fest daran, genau, wie er immer noch fest an die große Liebe glaubte, die er ganz bestimmt eines Tages treffen würde. Nur dass er nach seinem furiosen Abgang noch einmal einen Auftrag von seiner bisherigen Agentur erhalten würde, daran glaubte er nicht mehr.

Das Leben war hart und ungerecht, denn ausgerechnet an diesem Tag flatterte auch noch ein Schreiben seines Vermieters zu ihm in den Briefkasten, in der er zur Nachzahlung von 876,50 € Nebenkosten für das letzte Jahr aufgefordert wurde. Woher er das Geld nehmen sollte, war ihm ein Rätsel, wie die hohen Nebenkosten zustande gekommen waren, hingegen weniger. Langes und ausgiebiges Duschen war eine Marotte von ihm, auf die er einfach nicht verzichten konnte, auch wenn das Wasser und der Strom immer teurer wurden. Sparen war nicht sein Ding, das verdiente Geld wanderte meist am selben Tag schon wieder über den Ladentisch, um es gegen Klamotten, Accessoires, Schuhe und sonstigen Kram einzutauschen. Shoppen gehen war seine zweite Marotte, er liebte es, mit einem Arm voller neuer Sachen in der Umkleidekabine zu verschwinden und auszuprobieren, wie er darin aussehen würde. Und da ihm das Meiste mehr als gut stand, musste das auch gekauft und in den heimischen Kleiderschrank transportiert werden. Aber mit Shoppen war vorerst Schluss, denn er war so pleite, wie noch niemals zuvor und mindestens genauso deprimiert, als er mit Sebastian an der Bar saß und ihm bei einem Drink von seinem Elend berichtete.

„Ich würd’s dir ja borgen, aber soviel hab ich selber nicht“, sprach der Dunkelblonde bedauernd zu seinem Freund und fingerte eine Zigarette aus der Schachtel, um sie sich zwischen die Lippen zu stecken und anzuzünden. Er tat fast alles für seinen besten Kumpel, doch als Student hatte er nicht viel mehr in der Tasche, als Bill selbst und auch er musste irgendwie über die Runden kommen. „Und was willst du jetzt machen?“ Er pustete den Rauch nach oben weg und schielte auf den Schwarzhaarigen, der gedankenverloren an seinem Strohhalm drehte.

Ratloses Achselzucken. „Was weiß ich? Ich geh morgen wieder auf Jobsuche. Ich glaub, ich nehm alles, was ich kriegen kann“, erwiderte dieser niedergeschlagen und sog einen winzigen Schluck durch den Strohhalm ein. Mehr als diesen einen Drink konnte er sich heute nicht mehr leisten, er musste sparsam damit umgehen.

Sebastian schüttelte verständnislos seinen Kopf. „Das hast du nicht verdient. Ich bin mir sicher, irgendwann wirst du doch noch entdeckt werden und dann kommst du ganz groß raus. Die müssen doch alle Tomaten auf den Augen haben!“ Er regte sich über die Ignoranz seiner Mitmenschen auf, die immer noch nicht erkannten, was Bill für ein außergewöhnlich fotogener Mensch war, der so offensichtlich für die Kamera geschaffen war, dass es selbst ein Blinder sehen müsse. So sah er es jedenfalls und er konnte keinen verstehen, der nicht dieser Meinung war.

„Ach lass doch…ich hab dir doch erzählt, dass die andere Typen suchen, ich pass da nicht rein“, winkte er resigniert ab und nahm seinem Freund die Zigarette weg, um selbst einen tiefen Zug zu nehmen. Normalerweise rauchte er nicht, weil das schlecht für seinen zartblassen Teint war, aber heute genehmigte er sich eine Ausnahme. War doch eh alles egal, sein Leben war an einem neuen, noch nie dagewesenem Tiefpunkt angelangt, da kam es auf ein wenig Nikotin auch nicht mehr an. Zur ‚Feier’ des Tages war er heute auch ganz in schwarz gekleidet. So schwarz, wie der glänzende Stein am Ring an seinem Mittelfinger, so schwarz wie seine lackierten Fingernägel und so schwarz, wie der Lidstrich und die Wimperntusche, die seine sorgfältig geschminkten Augen, mit den faszinierend langen Wimpern zierten.

Als tragisch-schön, so könnte man sein heutiges Erscheinungsbild bezeichnen, den der schwermütige Blick aus den samtbraunen, ausdrucksstarken Augen noch unterstrich. Eine verloren wirkende Gestalt inmitten des bunten, quirligen Lebens in diesem Nightclub.

„Lass uns tanzen gehen!“, forderte Sebastian den geknickten Bill auf und drückte seine Zigarette aus. „Vergiss den Scheiß für ne Weile!“ Er wollte ihn am Arm mit auf die Tanzfläche ziehen, doch Bill wehrte sich dagegen und schüttelte ihn ab.

„Geh du…ich hab keinen Bock!“

„Komm schon! Vom Rumsitzen geht’s dir auch nicht besser!“, versuchte er seinen Freund zu überzeugen, doch der blieb stur.

„Ich will aber nicht!“, murrte Bill und schob Sebastian zur Seite.

Dieser seufzte hörbar, verdreht die Augen und wandte sich schließlich ab, um sich Richtung Tanzfläche abzusetzen. Bill umzustimmen, wenn er etwas partout nicht wollte, war eine langwierige Sache und nur mit hohem Aufwand machbar. Die Energie besaß er im Moment nicht, bzw. wollte er sie lieber beim Tanzen einsetzen. Und so ließ er Bill allein an der Bar zurück, um sich mit geschlossenen Augen den hämmernden Beats auf dem dicht belagerten Dancefloor hinzugeben.

Bill saß derweil, einen Ellenbogen auf dem Tresen gestützt und rührte lustlos in seinem Glas herum, in dem sich außer dem Wasser halbgeschmolzener Eiswürfel, kaum noch Flüssigkeit befand. Gerne würde er seine Sorgen für eine Weile vergessen, doch so leicht, wie Sebastian sich das vorstellte, ging das nicht, denn Bill war alles andere als oberflächlich. Wahrscheinlich hatte er deshalb auch nur einen einzigen richtigen Freund, dem er alles anvertraute und mit dem er sein Freud und Leid teilte. Sein Kummer saß zu tief, als dass er ihn mit lauter Musik hinwegfegen konnte, diesmal war er echt am Arsch und leider war ihm das nur zu gut bewusst.

Wenn er aus seiner Wohnung flog, dann blieb ihm nur die Option, reumütig zu seinen Eltern zurückzukehren, denen er vor zwei Jahren im Streit den Rücken gekehrt hatte. Sie hatten darauf bestanden, dass er etwas Vernünftiges studieren sollte, statt sich solchen Hirngespinsten, wie dem Modeln, hinzugeben. Er hatte abgelehnt. Voller Elan und waghalsigen Zukunftsplänen war er damals nach Berlin gezogen, um sein Glück zu finden. Herausgefunden hatte er bis dato lediglich, dass das Leben nicht so einfach war, wie er es sich damals vorgestellt hatte. Aber DAS seinen starrhälsigen Eltern zuzugeben, so weit war er auch wieder nicht. Außerdem wollte er nicht mehr aufs Land zurück, das Großstadtleben gefiel ihm ausnehmend gut und er war nicht mehr bereit, auf diese Annehmlichkeiten zu verzichten.

Am Boden des Glases hatte sich durch das Schmelzen des Eises wieder etwas trübe Flüssigkeit gebildet, dass Bill durstig durch den Strohhalm sog. Es war so erniedrigend, nicht mal das Geld für einen weiteren Drink zu besitzen, er kam sich so armselig und schäbig vor, als Sam, der Barkeeper, ihn fragte, ob er noch etwas wolle und er kopfschüttelnd verneinen musste. „Mal wieder pleite, was?“, grinste dieser ihn wenig mitfühlend an und polierte weiter an seinen Gläsern. Bill sparte sich eine Antwort darauf, dieser schmierige Typ konnte ihn mal kreuzweise.

Wäre er heute bloß nicht mitgegangen, entgegen seiner Vorstellung, taten ihm die vergnügt tanzenden und feiernden Menschen heute gar nicht gut. Weder lenkten sie ihn von seinen Problemen ab, noch konnten sie ihm da heraushelfen. Neidvoll blickte er auf junge Männer, die das Geld aus den Taschen und Portemonnaies zogen und eine Runde Drinks nach der anderen bestellten. Was machte er bloß falsch? Warum war er so anders, als die anderen? Warum hatte er damals nicht auf seine Eltern gehört? Frustriert schob er das endgültig leere Glas von sich. Wenn er Sebastian erblicken würde, würde er ihm signalisieren, dass er nach Hause gehen wolle. Er hatte hier nichts mehr verloren, er war ein mittelloses Geschöpf, das keiner wollte. Er war zu weich für einen Kerl und zu eindeutig zu herb für eine Frau. Eine besondere Spezies, für die es keine Verwendung gab, er fühlte sich gerade total verloren und keinen Cent wert.

Er drehte sich mit dem Rücken zum Tresen und versuchte, seinen Freund beim Tanzen ausfindig zu machen. Er wollte ihm wenigstens Bescheid geben und nicht einfach so verschwinden. Von schlechten Manieren hielt er nichts, dazu war er zu gut erzogen. Es ging ihm alles andere als gut, doch er bewahrte äußerlich die Haltung. Instinktiv drückte er sein Kreuz durch und straffte sich. Mit einer Hand lenkte er ein paar schwarz glänzende Haarsträhnen hinter sein Ohr und mit der anderen hielt er sich am Tresen fest. Sie zitterten leicht, denn er kämpfte mit seiner Beherrschung. Warum nur traf es immer ihn? Was hatte er getan, damit das Leben so scheiße zu ihm war?

Sebastian war einfach nicht zu erblicken, stattdessen klopfte ihm Sam von hinten auf die Schulter, so dass er sich zu ihm umdrehte. „Hast Glück, Kleiner! Kriegst heute was spendiert!“ Er beugte sich dabei dicht zu Bill hinüber, damit dieser die Worte bei der lauten Musik auch verstand und deutete mit den Augen auf eine Person, die nicht weit entfernt an einer Säule stand. Bill schaute verwundert hinüber und erblickte einen nicht mehr ganz jungen Mann, mit kurzen braunen Haaren und einem anthrazitfarbenen, teuer aussehenden Anzug. Außerdem trug er ein weißes Hemd und Krawatte. Nicht gerade ein Outfit für einen Nachtclub, befand Bill. Er sah nicht schlecht aus, doch er war eindeutig nicht in seiner Altersklasse.

Noch ehe Bill etwas dazu sagen konnte, drückte Sam ihm ein Glas in die Hand, welches bis zum Rand mit einem exotisch aussehenden Cocktail gefüllt war. Bills Hand zitterte immer noch etwas, als der Fremde ihm zuprostete und selbst einen Schluck von seinem Getränk nahm. Bill fühlte sich für einen Augeblick überfordert, weil ihm das noch nie passiert war, dass ihm eine unbekannte Person einen Drink ausgab und er zog durstig an dem Strohhalm, der steil aus der orangeroten Flüssigkeit herausragte. Ein klares Zeichen, dass er das Geschenk angenommen hatte, nur fiel ihm das zu spät ein.

Der Fremde lächelte zu Bill herüber und zwinkerte dabei. Bill war nicht ganz wohl bei der Sache, er hätte den Drink nicht annehmen dürfen, doch das war jetzt bereits zu spät, auch wenn er das Glas hastig wieder auf den Tresen stellte und sich die feuchten Hände an den Oberschenkeln rieb. Wo blieb nur Sebastian? Er fühlte sich hilflos und allein gelassen. Gerade ließ er seinen Blick wieder Richtung Tanzfläche schweifen, als der Herbeigesehnte auch schon auf ihn zukam. Erleichtert über den Beistand rückte Bill zur Seite, um seinem Freund Platz zu machen. Dieser hatte glühend rote Wangen und einzelne, verschwitzte Haarsträhnen klebten ihm an der Stirn.

„Mmmm…was hast’n da Feines? Krieg ich nen Schluck?“

Noch ehe Bill reagieren konnte, hatte sich Sebastian das Cocktailglas geschnappt und zog heftig an dem Strohhalm, so dass augenblicklich das halbe Glas geleert war.

„Nicht übel? Aber seit wann trinkst du denn so was Teures?“, wunderte er sich, als er abgesetzt hatte und das Glas bestaunte.

Bill drehte seinen Rücken zu dem Fremden und wisperte zu seinem Freund: „Das ist von dem da hinten an der Säule!“

„Aber guck jetzt nicht so auffällig dahin!“, ermahnte er ihn noch, als Sebastian seinen Hals reckte, um hinter Bills schmalem Rücken hervorzuschauen.

„Hey…seit wann hast du hier einen Verehrer?“, witzelte sein Kumpel grinsend und knuffte Bill in die Seite.

„Hab ich gar nicht! Ich wollte den Drink auch überhaupt nicht, aber jetzt ist es zu spät!“, zischte Bill verärgert und wünschte sich gerade, er könne sich in Luft auflösen.

„Der winkt aber zu dir, du sollst mal zu ihm hinkommen“, freute sich Sebastian über die spannenden Neuigkeiten und schaute Bill erwartungsvoll an.

„Der ist mir zu alt, ich geh da nicht hin. Geh du doch, du hast mehr davon getrunken, als ich!“, machte Bill seinem Freund unwirsch klar und versuchte krampfhaft, sich unauffällig zu benehmen.

„Sei doch nicht so! Der sieht aus, wie ein wohlhabender Geschäftsmann. Und unsympathisch sieht er auch nicht aus, vielleicht hat er ja einen Job für dich“, entgegnete Sebastian gutgelaunt und stieß Bill mit dem Ellenbogen an.

„Nein, ich will das nicht!“, wehrte sich Bill gegen die Überredungsversuche seines Freundes und blickte stur in die andere Richtung.

„Zu spät….er kommt schon her!“, murmelte Sebastian so leise es ging, um gerade noch von Bill gehört zu werden. „Ich verzieh mich mal…..bis später!“

„Spinnst du! Bleib hier!“ Bill packte den Dunkelblonden am Arm und wollte ihn bei sich festnageln, doch mit einem geschickten Dreher, wand sich dieser aus Bills Griff und trollte sich wieder zur Tanzfläche. In einem Anflug von Panik wollte Bill hinterher, doch da stand ihm bereits der Fremde im Weg und lächelte ihn freundlich an.

„Hallo, kann ich mich ein bisschen mit dir unterhalten? Ich bin Robert und wie heißt du?“, überrumpelte er ihn mit der Vorstellung seiner Person und hielt ihm eine gepflegte Hand zum Gruß hin.

Bill war wie erstarrt und wich ein paar Zentimeter zurück. Der Fremde war noch etwas größer, wie er selbst, wirkte gut gebaut, doch er war keineswegs unsympathisch, wie Sebastian schon bemerkt hatte. Das kurze braune Haar war mittels Gel auf dem Oberkopf kunstvoll durcheinander gewirbelt, sein Gesicht war leicht gebräunt und hatte einen freundlichen Ausdruck. Trotzdem blieb Bill misstrauisch, reichte nur zögerlich seine Hand und sprach leise dabei seinen Namen.

„Bill? Das klingt sehr schön und passt gut zu dir“, lächelte der Fremde weiter und stellte sein Glas neben das von Bill auf den Tresen. Zwischen seinen Lippen blitzte eine weiße Zahnreihe hervor und beim Lächeln machten sich kleine Fältchen an den Augen bemerkbar. Er sah wirklich nicht schlecht aus, doch Bill schätzte, dass er mindestens doppelt so alt war, wie er. Was sollte er mit diesem Mann anfangen? Bill wirkte verunsichert und gleichzeitig verlegen. Um sich abzulenken, klammerte er sich an seinen Drink, den Sebastian schon so gestraft hatte und lächelte zaghaft.

„War das dein Freund, der eben bei dir war?“, erkundigte sich der Fremde und deutete auf die Tanzfläche.

„Ja, das war mein Freund…ähm….mein Kumpel, meine ich“, verbesserte Bill mit verkniffenem Lächeln und nickte eifrig. Wieso musste er das jetzt so verdeutlichen, dass er mit Sebastian nur auf platonischer Ebene liiert war und nichts Sexuelles mit ihm hatte? Er ärgerte sich über sich selbst, dass er auf diese vermeintlich einfache Frage so stümperhaft antwortete. Das ließ ihn noch unsicherer wirken, als er so schon war. Nervös nahm er einen großen Schluck aus seinem Glas. Der Fremde lächelte immer noch freundlich und schaute Bill wohlwollend beim Trinken zu.

„Schmeckt dir das? Du kannst noch mehr davon haben, wenn du möchtest“, bot er großzügig an und deutete auf den Drink in Bills Hand.

Das Zeug schmeckte wirklich lecker und Bill merkte, wie sich der Alkohol langsam und beruhigend auf seine Sinne legte. Die Nervosität wurde etwas weniger und seine Hände wurden ruhiger. Es war sowieso egal, ob er nun einen oder zwei Drinks von dem Fremden bekam, darauf kam es letztlich auch nicht mehr an und so nahm er das Angebot dankend an.

Sam stellte ein weiteres Glas vor Bill auf den Tresen und grinste ihn dabei anzüglich an. „Hey Kleiner, pass auf! Wenn du zuviel davon trinkst, dann tanzt du heut noch nackt auf der Bar!“

Bill guckte erschrocken das Glas an und fragte dann: „Wieso? Was ist denn da alles drin?“ Er vertrug im Allgemeinen nicht sehr viel bei seinem geringen Körpergewicht und zwei Drinks hatte er bereits. Er hatte nicht vor, die Kontrolle über sich und die Situation zu verlieren.

„Zum größten Teil Fruchtsaft und Grenadine“, beruhigte ihn der Fremde und schüttelte missbilligend den Kopf über die Aussage des Barkeepers. „Lass dich nicht verrückt machen, es schmeckt dir und gut ist.“

„Wobei ich gegen einen heißen Tanz auf der Bar auch nichts hätte“, murmelte er noch hinterdrein, was Bill aber wegen der lauten Musik nicht richtig verstehen konnte.

Ehe Bill noch weitere Fragen stellen konnte, prostete er Bill zu und ermunterte ihn zum Trinken des bunten Getränkes, indem er selbst aus seinem Glas trank. Er beobachtete danach den jungen Mann, wie er vorsichtig an dem Strohhalm zog, wobei die schönen, vollen Lippen das dünne Trinkröhrchen auf so ungewollt sinnliche Weise umschlossen, dass er sich ermahnen musste, nicht zu auffällig zu starren. Er durfte nichts übereilen, eine so selten appetitliche Beute musste man ganz vorsichtig umkreisen, damit man sie nicht verschreckt.


~ Ende Teil 1 ~

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#2

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 19.10.2008 21:52
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich ahne Unmoralisches^^

... und ich bin der Meinung von Sebastian, den ich übrigens direkt sympathisch finde, was der über Bills Modelqualitäten denkt... was für ein Wunder^^

... und ich bin jetzt schon gespannt auf den Auftritt von Tom xD ... vielleicht kommt er ja irgendwann als rettender Engel

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#3

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 26.11.2008 10:17
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Entschuldigt bitte, dass das hier so lange gedauert hat mit der Fortsetzung, aber ich hatte ständig andere Sachen im Kopf und konnte mich einfach nicht gebührend auf die Story einstimmen. Außerdem ist das für mich Neuland, dass ich eine Geschichte schreibe die nichts mit TH zu tun hat (bis auf Bill und Tom^^)…das ist für mich schwerer, als gedacht, weil ich nicht auf die üblichen Charaktere oder Begebenheiten zurückgreifen kann, die mir sonst immer die Denkanstöße gegeben haben. Daran muss ich mich erst gewöhnen.

Aber genug der Ausreden und Entschuldigungen…es geht weiter:




2. Ein unmoralisches Angebot

Und Bill tanzte doch. Zwar nicht auf der Bar und auch nicht nackt, so wie es Sam geweissagt hatte, aber deswegen war er trotzdem ein absoluter Hingucker. Die Ursache seiner plötzlichen Tanzlaune war aber größtenteils auf den Konsum von zuviel dieses klebrigsüßen Mixgetränkes zurückzuführen, das sich einstmals in dem hohen Glas befand, welches jetzt aber zu dreiviertel geleert auf dem Tresen stand.
Wenn er ehrlich zu sich war, dann war er auch geflüchtet vor diesem aufdringlichen Menschen, der ihm seltsame Fragen stellte und der ihn ständig ansah, als wäre er etwas Essbares.

Sebastian war nicht mehr aufgetaucht, seit dieser Robert sich zu Bill gesellt hatte und Bill vermutete, dass dieser sich bereits eine unterhaltsamere Ablenkung gesucht hatte, als Bill es heute Abend darstellte. Doch selbst das störte ihn nicht, er konnte auch prima alleine tanzen, dann konnte er sich noch besser nur auf sich und die Musik konzentrieren und musste nicht noch auf den Tanzpartner achten.

Seine Hüften zuckten ekstatisch im Takt der Beats, während ein bunter Lichterwirbel über die Tanzfläche irrte, der sein Gesicht und auch die Gesichter der anderen Tanzenden, abwechselnd in dunkelgrün und lila tauchte. Die enthemmende Wirkung des Alkohols wirkte sich auch auf seinen Tanzstil aus, seine Hände glitten immer wieder verheißungsvoll über seinen Körper und verirrten sich auch ab und zu zwischen seine Beine. Seine Augen waren nur einen Spalt breit geöffnet, denn würde er sie ganz zumachen, würde ihm schwindelig werden und er würde das Gleichgewicht verlieren, soviel hatte er schon getrunken. Doch indem seine Pupillen einen statischen Punkt im Raum fixierten, hielten sie ihn aufrecht und verhinderten ungewollten Körperkontakt zu anderen Tänzern oder zu den Säulen, die die Tanzfläche in moderaten Abständen begrenzten. Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein Tanz auf Messers Schneide.

In dem tranceartigen Zustand, in dem sich sein Körper beim Tanzen befand, sah er nicht die gierigen Augen, die permanent auf ihm hafteten, seit er sich zur Musik bewegte. Und sie würden ihn auch nur verwirrt haben, denn er ahnte nicht im Geringsten, wie verflucht anziehend er sein konnte, wenn er seinen verschwitzt glänzenden Hals zur Seite warf und ihm dabei die schwarzen, langen Haare wild ums Gesicht flogen. Das dünne T-Shirt klebte ihm wie eine zweite Haut am Oberkörper und offenbarte dem Zuschauer die unglaublich schmale Zartheit seines jugendlichen Körpers.

Er war berauscht vom Alkohol und der Musik und tatsächlich dachte er im Moment mit keiner Silbe an seine noch immer ungelösten Probleme. Und so hätte es, wenn es nach ihm gegangen wäre, auch noch stundenlang weitergehen können, doch Tanzen macht durstig und sein Körper verlangte eindringlich nach einem Flüssigkeitsnachschub. Er quetschte sich zwischen den Tanzenden hindurch und steuerte auf die Bar zu, auf der er immer noch sein Getränk zu finden hoffte.

Das Glas war tatsächlich noch da und viel voller, als er es in Erinnerung hatte und dieser Robert war leider auch noch da und bewachte es. Ein wenig außer Atem ließ er sich wieder neben dem Menschen nieder, der es ihm ermöglicht hatte, überhaupt noch etwas zu Trinken zu bekommen und langte gierig nach seinem Glas. Allein dafür war er ihm schon ein bisschen dankbar. Mit einem einzigen Schluck stürzte er den süßen, alkoholhaltigen Saft hinunter und leckte sich auch noch die letzten kleinen Flüssigkeitsreste aus den Mundwinkeln, so ausgedörrt hatte er sich gefühlt.

Betreten schaute er auf das leere Glas. Die paar Schlucke hatten nicht einmal im Ansatz seinen Durst gelöscht. Na ganz prima, jetzt blieb ihm höchstens noch der Wasserhahn im Männerklo, was aber nicht gerade die appetitlichste Lösung war. Verstohlen blickte er auf seinen Gönner und lächelte verschämt, als er merkte, dass der ihn ziemlich intensiv musterte.

„Du kannst gut tanzen, hast du das irgendwo gelernt?“, bemerkte dieser schließlich und lächelte ihn ebenfalls an. Bill schüttelte seinen Kopf. „Damit hast du dir noch einen Drink verdient, würde ich mal sagen.“ Und ehe Bill darauf etwas erwidern konnte, hatte er dem Barkeeper bereits Bescheid gegeben und ein neues Getränk war für ihn unterwegs.

Bill stürzte sich darauf, ohne seine Zeit mit Nachdenken zu vertrödeln. Er brauchte das jetzt dringend, egal von wem es auch kam und außerdem schmeckte es wirklich gut. So etwas konnte er sich bald nicht mehr leisten, das musste er ausnutzen.

„Sag mal…bist du eigentlich öfters hier?“, kam die Frage seines neuen Bekannten, kaum hatte Bill sein Glas in einem Zug geleert.

Bill nickte. „Eigentlich schon, aber damit is wohl bald Schluss.“

„Schluss? Warum? Machen die den Laden dicht?“

„Nee.“ Bill schüttelte müde lächelnd den Kopf. „Ich bin nur totaaal pleite. Ich werd mir einfach einen billigeren Schuppen zum Tanzen suchen müssen. Ich kann mir den hier nisch mehr leisten.“ Er fühlte sich jetzt angenehm ermattet und er merkte, wie der Alkohol langsam aber sicher seine Zunge lähmte aber leider gleichzeitig auch löste. Und vielleicht hatte Sebastian ja doch Recht und dieser Mensch hatte zufällig einen Tipp für ihn, wo er einen neuen Job herbekam.

„Oh! Das kann ich gar nicht glauben, dass so ein hübscher Junge wie du keine Möglichkeit zum Geld verdienen weiß.“ Robert sah ehrlich erstaunt aus. „Dir müssten doch die Angebote nur so zufliegen. Mein Gott, bei deinem Aussehen!“

Bill grinste verschämt und auch ein bisschen stolz. Dieser Mensch war vielleicht gar nicht so übel, scheinbar hatte er den Durchblick. „Nee, die Angebote sinn leider nisch so dolle. Isch hatte mir das auch ma einfacher vorgeschdellt in so einer groooßen Stadt.“ Er seufzte.

Robert schüttelte seinen Kopf und stellte sein Glas ab. „Das glaub ich jetzt wirklich nicht.“ Seine Augen funkelten im bunten Discolichtmix und auch jemand, der ihn besser kennen würde als Bill, konnte bei der Beleuchtung nicht erkennen, wie angestrengt es hinter der hohen Stirn bereits arbeitete. Vielleicht standen die Chancen, trotz des ziemlich hohen Altersunterschiedes doch nicht so schlecht mit dieser schwarzhaarigen Schönheit noch viel näher bekannt zu werden, die anscheinend nicht die geringste Ahnung hatte, was für Wünsche und Begierden sie heraufbeschwor.

Bills Kopf schwankte leicht hin und her, ein Zeichen, dass er viel zuviel getrunken hatte und langsam die Kontrolle über seine Körperbeherrschung verlor. Er stützte ihn in beide Hände, damit er endlich still stand und stöhnte leicht, weil sich alles um ihn drehte.

„Doch, kannste schon glauben, die woll’n misch alle nisch…“, nuschelte er mit schwerer Zunge und meinte damit natürlich die Modelagentur, was sein Gesprächspartner freilich nicht wissen konnte.

Sein spendabler Begleiter rückte unwillkürlich etwas näher an Bill, als er ihn so mutlos reden und dasitzen sah und legte ihm vorsichtig eine Hand auf den Rücken. Bill beachtete es kaum, da er mehr damit beschäftigt war, das Gleichgewicht zu halten und nicht vom Stuhl zu kippen. Der Alkohol machte sich doppelt bemerkbar, seit er das letzte Glas so hastig hinuntergestürzt hatte. Warum musste er nur immer so unvernünftig sein? Aber es war zu spät, er war nicht mehr Herr seiner Sinne und auch nicht seines Körpers.

Auch seinem edlen Spender entging Bills desolater Zustand nicht und er nutzte diese Gelegenheit, seine Finger ein wenig wandern zu lassen. Dieser junge, verschwitzte Körper interessierte ihn so sehr, wie schon lange keiner mehr. Seine Finger krochen immer höher, bis sie unter Bills dicken schwarzglänzenden Strähnen verschwunden waren und die nackte, warme Haut an seinem Nacken berührten. Dabei lenkte er Bill mit leise dahin gemurmelten Worten ab.

„Wer will dich nicht? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wie kann man dich nicht wollen?“

Bill zuckte nur ratlos mit den Schultern. „Weiß isch auch nisch…die sinn alle doof!“

Der Ältere musste grinsen über Bills kindischen Ausbruch und zog mit dem Mittelfinger kleine Kreise auf dem glatten Hals mit den feinen Härchen. Das fühlte sich nach mehr an. Bill wirkte unglaublich süß, wenn er diesen hilflosen Blick draufhatte. Beschützenswürdig aber auch einfach zum Anbeißen.

„Ich würde dich auf jeden Fall wollen.“

„Hm?“ Bill horchte auf. Obwohl er total benebelt war, so hatte er doch immer noch die Idee im Hinterkopf, dass dieser neue Bekannte vielleicht einen Job für ihn hätte, so wie es Sebastian geweissagt hatte.

„Du hast schon richtig gehört. Ich würde dich wollen.“

Bill zog die Augenbrauen in die Höhe, um möglichst nüchtern zu wirken und drehte sich zu seinem Gönner um. „Hä? Wie meinsu das?“

Der Angesprochene lächelte möglichst unbefangen und strich mit dem anderen Zeigefinger sanft über Bills schmales Handgelenk, dann nahm er seine Hand und spielte mit den schlanken Fingern. „Du bist richtig hübsch, weißt du das? Und sogar noch, wenn du zuviel getrunken hast. Und du bist jung und kannst dich total sexy bewegen. Ich hab dich beobachtet…die ganze Zeit….das hat mir sehr gut gefallen.“

Bill starrte ihn mit halboffenem Mund an und versuchte den Sinn dieser Ausführungen zu ergründen, was bei seinem Zustand nicht ganz einfach war, zumal es munter weiterging.

„Fakt ist, ich kenn da einige Leute, die würden viel Geld dafür zahlen, wenn du sie…naja, sagen wir mal…ein wenig beglücken würdest. Die mögen solche Jungs, wie dich, haben aber keine Zeit, selber auszugehen und welche kennen zu lernen und deswegen bezahlen sie dafür, wenn du zu ihnen kommen und dich ein bisschen um sie… kümmern würdest.“

Bill zwinkerte mehrmals auffällig mit den Lidern, weil er nicht begriff, worauf Robert hinauswollte. Er war zwar nicht dumm oder naiv, aber auch sein Vorstellungsvermögen hatte irgendwo seine Grenzen.

„Aber was soll isch denn da machen? Tanzen?“

Robert schüttelte milde lächelnd mit dem Kopf. „Nicht nur…ich könnte es dir zeigen…ich würde dir alles beibringen, was du wissen musst und ich würde auch nicht viel dafür verlangen. Doch ich garantiere dir, dass du damit richtig viel Kohle machen kannst, so wie du aussiehst. Glaube mir, sie werden sich um dich reißen. Und du wirst reich dabei.“

„Reisch?“ Bill wollte nicht reich werden, er wollte nur keine Schulden mehr haben und sich nicht täglich Sorgen machen müssen, dass er aus seiner kleinen Wohnung fliegt. Das klang alles zu verlockend, um wahr zu sein und außerdem wusste er immer noch nicht, was er genau tun sollte, wenngleich ihm schwante, dass er kein Geld fürs Händchenhalten bekam.

„Ja reich! Wenn du sie erst einmal um den Finger gewickelt hast, dann wollen sie dich immer wieder und wieder, sie können gar nicht anders. Und sie werden dir geben, was du verlangst. Glaub mir, ich kenn das Geschäft. Du könntest darin ein ganz Großer werden. Und ich habe Kontakte, die dir sehr nützlich sein könnten…“

In Bills Kopf drehte sich alles. Er hörte ständig etwas von viel Geld und einem lukrativen Job, wo er gute Chancen hätte. Doch war das Ganze auch sehr undurchsichtig.

„Unn wenn isch das nisch machen will?“, versuchte er berechtigte Zweifel zu säen und schaute sein Gegenüber mit entwaffnend treuherzigem Blick an.

„Dann kann ich dir auch nicht mehr helfen, denn leichter wirst du nirgendwo dein Geld verdienen! Ich dachte, du brauchst die Knete dringend“, machte der ihm klar und lächelte sein gewinnenstes Lächeln, was er draufhatte.

Bill nickte und überlegte. Zumindest tat er so etwas Ähnliches. Vielleicht könnte er es einmal versuchen und wenn er genügend Geld hatte für seine Schulden, dann könnte er ja sofort wieder damit aufhören.

„Aber wenn isch das nisch kann oder doch nisch will?“

„Du kannst das, glaube mir. Denk einfach immer an das Geld und dann geht das ganz einfach….und bald wirst du dich daran gewöhnt haben und du wirst merken, dass das gar nicht so schlimm ist. Und so, wie ich dich einschätze, werden deine Klienten nach deiner Pfeife tanzen und nicht umgekehrt. Ich seh dir das an der Nasenspitze an…ich habe da ein Gespür dafür….du kannst mir vertrauen.“ Roberts Zeigefinger zeichnete das makellose Profil von Bills Nase nach, während dieser erfolglos versuchte, dem Finger mit seinen Blicken zu folgen.

„Natürlich darfst du davor nicht soviel trinken…nicht wie heute…denn in deinem jetzigen Zustand kommt du mir eher ein wenig hilflos vor“, scherzte er, als ihn Bills Silberblick traf. Und als ob er es geahnt hatte, rutschte Bills Schuh von der Querstange des Barhockers ab, auf dem er saß und er verlor so ungeschickt das Gleichgewicht, dass er direkt nach vorn in die Arme des älteren Mannes fiel, der ihn die ganze Zeit versuchte, zu etwas zu überreden, worüber er sich immer noch nicht im Klaren war, ob er das wirklich machen sollte.

„Hey…nicht gleich so stürmisch!“, freute sich Robert, der Bill fest in den Armen hielt und ihn vorsichtig wieder zurück auf den Barhocker setzte.

„Tschuldigung, isch bin weggerutscht…“, nuschelte Bill schnell und krallte sich aber weiter in die Anzugjacke seines Retters, um wieder Halt zu finden.

„Du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen…mir macht das wirklich nichts aus, dass wir uns etwas näher kommen. Und außerdem bist du ja leicht, wie eine Feder…du kannst dich ruhig bei mir festhalten…ich spür dich ja kaum.“

Bill war es egal, wer es war, bei dem er sich festhalten konnte, Fakt war, er brauchte gerade jemanden dazu und da kam ihm das Angebot gerade recht. Er lehnte sich seitlich gegen ihn und seinen Kopf gegen die starke Schulter seines Gönners. Wenn er doch nicht das ganze Zeug getrunken hätte…in seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander und kamen doch zu keinem Ergebnis. Er ahnte instinktiv, dass es besser wäre, jetzt zu gehen und zu Hause ins Bett zu fallen, aber für den Moment war es hier einfach bequemer und dann war da noch die Sache mit dem Geld…

Und dann waren außerdem noch sehr beruhigende Hände, die ihn am Rücken streichelten und ab und zu seinen Hals kraulten. Auch wenn ihm nichts an dem Kerl lag, so fühlte es sich doch nicht schlecht an. Der kümmerte sich wenigstens um ihn und nicht wie Sebastian, der seit Stunden verschollen war. Das Anlehnen an einen anderen warmen Körper machte Bill schläfrig und er merkte, wie ihm die Lider schwer wurden.

„Du bist müde…“, flüsterte ihm sein lebendes Kopfkissen nach einer Weile ins Ohr, „…und du willst schlafen. Das viele Tanzen macht müde, du musst dich jetzt ausruhen. Mach es dir ruhig bequem, ich werde mich schon um dich kümmern…keine Angst.“

Die Stimme klang vertrauenswürdig und wiegte Bill in trügerischer Sicherheit. Ihm war es mittlerweile egal, dass ihn der fremde Mann wie ein Baby im Arm hielt und seine Nase immer wieder genüsslich in sein Haar steckte, daran roch oder ihm kleine Küsschen verabreichte. Er murrte nur zustimmend und schmiegte sich noch enger an den männlichen Körper neben sich. Warum er ihm vertraute, war ihm im eigentlichen Sinne nicht klar und er kannte das auch nicht von sich, aber sein Hirn war derart manipuliert worden, dass es jegliche Zweifel an seinem Tun ausgeschalten hatte.

Und nach ein paar Minuten merkte er auch nicht mehr, wie er hochgehoben und vorsichtig davongetragen wurde. Die Cocktails waren zu gut gemixt gewesen, viel zu gut für einen so gewichtslosen Jungen, wie Bill es war. Dass nicht nur reiner Alkohol im Spiel war, ahnte er nicht, er hatte sein Glas nicht ständig im Auge gehabt. Es hatte ihn ausgeknockt, er merkte weder, wie er in den Fonds eines großen, teuren Fahrzeugs gelegt wurde, noch, wie das Auto startete und mit quietschenden Reifen in die Nacht davonfuhr.

~ Ende Teil 2 ~

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#4

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 26.11.2008 10:46
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Roberts Zeigefinger zeichnete das makellose Profil von Bills Nase nach, während dieser erfolglos versuchte, dem Finger mit seinen Blicken zu folgen.
hihi... das sieht in meiner Vorstellung total niedlich aus

oh oh... das klingt aber langsam nicht nur nach unmoralischem Angebot... K.O. Tropfen? oh oh
*Angst um Bill krieg*

Ich bin echt gespannt, was du da jetzt draus machst *nervös mit meinen Fingern spiel*

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#5

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 26.11.2008 22:52
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

na ob bill da wieder unbeschadet rauskommt. .
liest sich eher nicht so. .
auch dieses angebot läst mich eher stutzig sein. .
obwohl. .
bill so als kleine lolita die ihre männer um den finger wickelt. .
bin ja mal gepspannt wie sich dieser robert macht der hat was angsteinflösendes. .
was wenn klein billi keine lust hat da mitzumachen??
also du siehst spinn mir schon wieder nen ganzen film in hirn zurecht . .
erlöss mich und schreib schnell weiter

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#6

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 27.11.2008 10:34
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Zitat von BILLowy

Ich bin echt gespannt, was du da jetzt draus machst *nervös mit meinen Fingern spiel*



Ich auch!

@ elodia: Ich bemüh mich....so lange wird es jedenfalls nicht wieder dauern.^^

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#7

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 29.11.2008 09:31
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

3. Der Blick zurück ist schwarz


Bill erwachte mit einem mörderischen Brummschädel und machte die Augen gleich wieder zu, nachdem er versucht hatte, sie ein wenig zu öffnen. Zum einen, weil ihn das Tageslicht blendete und zum anderen, weil er gar nicht sehen wollte, wo er sich befand. Er fühlte, dass er nicht zu Haus war. Er roch es, noch bevor er etwas sah. Er stöhnte mit verzerrtem Gesicht und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Was war denn das für ein Albtraum? Er befand sich definitiv nicht in seinem eigenen Zimmer, denn er hatte auch keine weißgestrichenen Wände, sondern seine hatte er bunt angemalt, damit es nicht so langweilig aussah. Und so große helle Fenster hatte er auch nicht.

Er wälzte sich auf die Seite und zog sich die Decke über den Kopf, als wolle er das Unausweichliche noch ein wenig hinausschieben, indem er sich davor versteckte. Doch etwas piekte ihn lästig am Oberschenkel und er fasste blind danach, um die Ursache zu erforschen. Er ertastete einen kleinen Glassplitter, den er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und böse anblinzelte, ehe er ihn wegschnipste. Dann riss er seine Augen weit auf und setzte sich abrupt auf.

Die Erkenntnis, dass sein Bein sich erschreckend nackt angefühlt hatte, stürzte etwas verspätet, aber dafür umso heftiger auf ihn ein. Er riss sich mit Schwung die mit schwarzem Glanzsatin bezogene Bettdecke vom Körper und sah entsetzt an sich hinunter. Er konnte sich nicht erinnern, sich selbst ausgezogen zu haben und trotzdem war er splitternackt. Überhaupt konnte er sich an kaum etwas erinnern, was am vergangnen Abend vorgefallen war.

Doch! Da war dieser Fremde gewesen, der ihm einen Drink spendiert hatte und ständig auf ihn eingeredet hatte! Panisch sah er sich um, doch er war allein. Das Bett war zwar groß und es hätten bestimmt auch 2 Menschen bequem darin Platz gehabt, doch er lag genau in der Mitte und es gab nur ein Kopfkissen mit nur einer runden Vertiefung darin, in der ganz genau sein Kopf hineinpasste. Er pustete erleichtert die Luft aus seinen Lungen, scheinbar hatte man seinen Zustand nicht ausgenutzt, aber wer zum Teufel hatte ihn ausgezogen? Ihm war mehr als unwohl bei dem Gedanken und er biss sich verzweifelt auf die Unterlippe.

Er überlegte, was er jetzt tun sollte, doch es fiel ihm immer noch schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre ein D-Zug darüber gerollt und seine Zunge klebte ihm ausgedörrt am Gaumen. Er würde sonst etwas für eine Aspirin und ein großes Glas Wasser hergeben. Er kniff gepeinigt die Augen zusammen und legte sich vorsichtig wieder hin. Vielleicht geschah ein Wunder, wenn er die Augen noch einmal zu und dann wieder aufmachte und er war wieder zu Hause.

Aber mit dem Trick klappe es auch nicht, er lag immer noch in einem fremden Raum in einem fremden Bett und war dazu auch noch nackt. Nicht zu vergessen, ging es ihm beschissen, weil er einen furchtbaren Kater hatte. Im Liegen sah er sich um und suchte nach seinen Kleidungsstücken. Er fand sie fein säuberlich über einen Sessel gelegt, davor standen auch seine Stiefel. Es sah nicht so aus, als hätte man sie ihm in wilder Ekstase vom Leib gerissen und davon geschleudert, um sich dann an ihm zu vergehen.

Ein wenig beruhigte er sich wieder. Es konnte ja auch sein, dass ein ehrlicher und hilfsbereiter Mensch ihn mit zu sich genommen hatte, weil er nicht mehr in der Lage war, allein zu seiner Wohnung zu gelangen. Die Chance war nicht besonders groß, doch man durfte sie nicht außer Acht lassen. Seinen Schmuck trug er noch, alles war vollzählig, wie er nach einem kurzen Blick feststellte und körperlich gesehen fühlte er sich auch ganz normal – abgesehen von seinen abartigen Kopfschmerzen. Gewalt schien jedenfalls nicht im Spiel gewesen zu sein. Er machte sich wahrscheinlich ganz umsonst Sorgen.

Doch warum hatte man ihn ganz entkleidet? Hätte man ihm nicht wenigstens die Shorts anbehalten können? Das war der Punkt, den Bill trotz allem unruhig und misstrauisch bleiben ließ. Ehrliche und hilfsbereite Menschen machten so etwas nicht. Er verwünschte dieses Gesöff, was ihn gestern so zugesetzt hatte, dass dies alles passieren konnte und seufzte auf. Riss denn diese Pechsträhne nicht endlich einmal ab?

Er beschloss, sich ein wenig im Zimmer umzusehen, ob er noch irgendwelche Indizien finden konnte, die ihm zur Aufklärung dienen konnten, was gestern vorgefallen war. Ächzend schwang er sich aus dem Bett und griff nach seiner Unterhose, die er sich umständlich anzog. Die einfachsten Bewegungen bereiteten ihm Höllenqualen und er schwor sich, nie wieder auch nur einen Tropfen Alkohol anzurühren. Er vertrug einfach nichts, hatte er das nicht schon oft genug festgestellt? Selbst schuld, wenn man so unbelehrbar war.

Mit Schwung stellte er sich auf und taumelte gleich darauf einen Schritt vorwärts, so dass er sich gerade noch an der Sessellehne hatte abfangen können, sonst wäre er gefallen. Seine Kniegelenke waren wie aus Gummi und seine Muskeln gehorchten ihm nicht. So schlecht hatte er sich noch nie gefühlt, wenn er feiern war. Hatte er denn wirklich soviel getrunken? Er wartete in gebeugter Haltung ab, bis es wieder einigermaßen ging, dann hangelte er sich am Möbel weiter vorwärts.

Vielleicht grenzte an das Zimmer ein Bad, wo er ein paar Schluck Wasser trinken konnte. Voller Hoffnung steuerte er eine von zwei Türen an, die von dem Raum abgingen. Dabei musste er an einem gläsernen Couchtisch vorbei, der ziemlich teuer aussah. Ein Designerstück, vermutete er. Etwas Gelbes lenkte seinen Blick auf sich. Es sah aus, wie ein ganz flacher Fächer. Bill blinzelte und rieb sich über die Augen, die ebenfalls schmerzten und besah sich das Gebilde näher.

Als er es erkannte, klappte ihm vor Erstaunen der Mund auf und er erschrak auch ein bisschen. Es waren exakt fünf Zweihundert Euro Scheine, die ihn unschuldig anlächelten und wie griffbereit für ihn dalagen. Er stutzte. Lagen sie für ihn hier? Es war kaum anzunehmen, dass man sie aus Versehen hier liegengelassen hat, dazu sah das Ganze zu arrangiert aus. Aber warum und was noch wichtiger war: wofür? Wenn er sich doch deutlicher an den gestrigen Abend erinnern könnte! Mein Gott, was hatte er nur getan, das man ihm Eintausend Euro herlegte? Das war soviel Geld, wie er nicht in zwei Monaten verdiente und jetzt sollte er es für ein paar Stunden bekommen?

Was war soviel wert, dass man ihm soviel bezahlen wollte? Ratlos und aufgewühlt ließ er sich rücklings in den großen, weißen Sessel plumpsen und starrte das Geld an, als wäre es vergiftet. Er hatte es nicht angerührt und das würde er auch nicht eher tun, als bis er erfahren würde, wofür es war. Auch wenn die Verlockung sehr groß war – er wäre seine Geldsorgen von einer Sekunde auf die andere los. Wollte er das nicht immer? Endlich ruhig schlafen zu können und sich nicht täglich aufs Neue das Hirn zermartern, wie er seinen Lebensunterhalt finanzieren sollte? Es wäre so einfach, jetzt zuzugreifen…

Ein Geräusch unterbrach seine Gedanken und ließ ihn seinen Kopf zu der anderen Tür drehen, die er als nächstes untersuchen wollte. Erschrocken sog er sie Luft ein, denn sie ging auf und es kam ein Mann herein. Ein Mann, den er kannte. Wenn man von „kennen“ sprechen konnte, wenn man sich einen Abend lang gesehen und miteinander gesprochen hatte. Instinktiv hielt er sich schützend seine Arme vor die Brust und zog die Beine an.

„Oh, du bist schon wach!“, vernahm er die Stimme des Mannes, dem er seinen Zustand zu verdanken hatte und schaute ihn misstrauisch an.

Ohne eine Antwort abzuwarten, kam dieser Mensch, der einen seidenen Morgenmantel trug, auf ihn zu und beugte sich zu ihm hinunter, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn zu geben. Bill zucke zurück und wischte sich schnell über die Stelle, an der er mit den Lippen berührt worden war.

„Wo bin ich?“, krächzte Bill mit verkaterter Stimme und versuchte seinem Blick etwas Drohendes beizumischen, was infolge Unwohlseins leider misslang. Er verzog schmerzverzerrt seinen Mund, seine eigene Stimme hörte sich furchtbar an und verursachte ihm noch mehr Kopfweh, als er so schon hatte.

„Es scheint, dir geht es nicht besonders“, umging der Angesprochene geschickt Bills Frage und sah ihn besorgt an.

Bill brummte unwirsch vor sich hin und stützte sein Kinn auf die Knie. Wenn man es ihm schon ansah, dann ging es ihm wirklich dreckig.

„Ich hol dir etwas, warte hier“, bekam er daraufhin zu hören und wurde wieder alleingelassen. Bill rührte sich nicht, was hätte er auch tun sollen? Nach zwei Minuten bekam er ein Glas in die Hand gedrückt in der sich eine halb aufgelöste Tablette befand, die sich sprudelnd darin herumdrehte und kleine Blässchen zur Oberfläche schickte. Ungeduldig starrte er darauf, bis sie sich endlich ganz aufgelöst hatte und stürzte dann die Flüssigkeit hinunter, als würde sein Leben davon abhängen.

„Bist du eigentlich immer so gierig?“, wollte der Mann neben ihm schmunzelnd wissen, der ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ und jede von Bills Bewegungen genau beobachtete.

Bill blickte auf. „Wieso?“, fragte er und in seine Augen schlich sich ein unsicherer Ausdruck. Es machte ihn wahnsinnig, nichts mehr vom gestrigen Abend zu wissen, doch er wollte sich das nicht anmerken lassen. Wenn er nur wüsste, was dieser Kerl mit ihm angestellt hatte.

„Ich frag nur, weil du gestern auch so schnell getrunken hast.“

Bill atmete erleichtert aus. „Ach so. Ich hatte halt Durst.“

„Du solltest in Zukunft vorsichtiger damit sein, wie viel du trinkst, damit du nicht eines Tages in einem falschen Bett aufwachst.“

„Das bin ich ja schon“, lächelte Bill gequält und sah sich im Zimmer um.

„Hm, das würde ich nicht sagen, aber es gibt auch Menschen, die es nicht so gut mit dir meinen wie ich“, gab Robert zu bedenken und kniete sich vor den Sessel, um auf Augenhöhe mit Bill zu sein. Seine Hände berührten dabei wie unabsichtlich Bills Unterschenkel, was Bill zusammenzucken ließ.

„Und dann gibt es auch welche, die es so gut meinen, dass sie denken, sie müssten mich ganz ausziehen!“, warf Bill scharf ein. Es rutschte ihm einfach heraus, so hatte er es gar nicht geplant gehabt, doch die merkwürdigen Umstände, wieso er nackt in einem fremde Bett aufwachte, beunruhigten ihn immer noch gewaltig und wirkten sich auch auf seinen Ton aus.

Robert sah ihn erstaunt an, dann verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen. „Wie kommst du denn darauf, dass ich das war? Soweit ich das noch in Erinnerung habe, warst du das selbst und noch dazu vollkommen freiwillig.“

Bill errötete schlagartig und ihm wurde heiß. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als seinem Gegenüber Glauben zu schenken, denn ihm fehlten ein paar entscheidende Stunden des gestrigen Tages, er hatte keine Chance, das jemals aufzuklären, was wirklich passiert war…außer dieser Robert erzählte ihm tatsächlich die Wahrheit.

„Oh! Wirklich?“

Robert grinste immer noch und freute sich scheinbar diebisch über den verblüfften Gesichtsausdruck, den Bill ihm zeigte. „Du bist wahnsinnig süß, wenn du so verwirrt guckst, weißt du das? Da kann man ja fast nicht widerstehen.“

Bill schnappte nach Luft und sank mutlos in sich zusammen. Was, zum Teufel, hatte er nur getan?

„Stimmt das? Hab ich mich wirklich…allein ausgezogen?“, stammelte er und schaute betreten nach unten. „Und hab ich noch was anderes gemacht? Ich meine…wir? Haben wir…?“ Er getraute sich nicht zu fragen, ob er mit diesem Mann geschlafen hatte, weil das einfach nicht in seinen Kopf hineinwollte, dass er so betrunken gewesen war, sich einem völlig fremden Menschen hinzugeben, der noch dazu doppelt so alt war wie er selbst. Das war nicht seine Art, so war er doch nie gewesen.

„Hey Bill…weißt du denn wirklich gar nichts mehr?“ Robert umfasste Bills Kinn mit einer Hand und bog seinen Kopf nach oben, damit er ihm in die Augen schauen musste. Bill schüttelte kaum merklich den Kopf. Sein Erinnerungsvermögen war ab einem unbestimmten Zeitpunkt wie abgeschnitten. Er sah sich an der Bar sitzen und Trübsal blasen, dann war alles dunkel.

„Dann weißt du auch nicht mehr, was wir vereinbart hatten?“ Roberts Daumen liebkost die zarte Haut an diesem wohlgeformten Unterkiefer, doch Bill ließ es diesmal geschehen, er hatte andere Sorgen.

Hinter Bills Stirn arbeitete es angestrengt, doch ihm fiel nichts ein, was einer Vereinbarung gleichkäme. Wieder schüttelte er schwach seinen Kopf. Im gleichen Moment fiel ihm das Geld ein, das auf dem Tisch lag. Es hatte etwas mit Geld zu tun….viel Geld. Eine undeutliche Ahnung überkam ihn und er musste schlucken. Hatte er sich etwa verkauft? Der Gedanke bereitete ihm Übelkeit. War er wirklich schon so am Ende?

„Was hat das Geld zu bedeuten?“ Bill zeigte hinter Robert auf den Tisch, wo die Scheine lagen. Er wollte es jetzt wissen und zwar die ganze Wahrheit. Diese Ungewissheit zerfleischte ihn innerlich.

Robert drehte sich kurz um. „Ach das? Das ist dein Vorschuss.“ Er klang fast schon gelangweilt, als hätten sie die Sache schon hundertmal durchgekaut und er wiederholte sie trotzdem noch einmal, damit es auch der Letzte begriff.

„Du meinst…ich hab noch nichts…ähm… dafür gemacht?

Der Mann vor ihm lachte lauthals auf und tätschelte beruhigend Bills rotglühende Wange. „Jedenfalls nichts, was Tausend Euro wert gewesen wäre.“ Er zwinkerte verschwörerisch.

Bill war einerseits erleichtert und andererseits irritiert, denn woher sollte er wissen, was diesem Menschen Tausend Euro wert war? „Und wofür ist dann der Vorschuss?“ wollte er wissen und schlang seine Arme noch enger um seine angezogenen Beine.

„Du hast mir erzählt, du hättest Schulden und wärst überhaupt finanziell ziemlich in der Misere. Dein Vermieter bekommt noch Geld, einen Job hast du auch nicht, aber zu deinen Eltern willst auf keinen Fall zurück. Korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage.“

Bill schüttelte den Kopf, genauso war es, er hatte wiedermal viel zu viel geplappert gestern Abend. Warum stopfte ihm keiner in den entscheidenden Augenblicken das Maul? Und warum hatte Sebastian nicht auf ihn aufgepasst? Das hatte er nun davon!

„Na siehst du! Dieses Geld ist einfach dazu da, dass du dir darum keine Sorgen mehr machen musst. Und das ist ja erst der Anfang. Wenn es so kommt, wie ich es denke, dann schwimmst du bald in Kohle und kannst dir das leisten, was du dir schon immer gewünscht hast.“ Robert machte eine kleine Pause, bevor er eindringlich fortfuhr „Du musst doch auch etwas haben, was du schon immer wolltest, so etwas, wie deinen Traum! Etwas, was dein größter Wunsch wäre, aber noch nie in Erfüllung gegangen ist!“ Robert redete sich fast in Rage und seine Augen glänzten dabei gierig. „Sag mir, was du dir wünschst….schon immer gewünscht hast! Du wirst es bekommen!“

Bill schaute ihn an, er musste nicht lange nachdenken. „Ich wollte immer berühmt sein. Ich will, dass mich die Leute erkennen und mir hinterher schauen, dass sie über mich sprechen. Das wollte ich schon seit meiner Kindheit.“ Bills Gesicht war ernst, als er das sagte, weil es der Wahrheit entsprach. Materielle Wünsche hatte er kaum. Ein Auto wäre schön, aber nicht so wichtig. Das Bekanntsein bedeutete ihm viel mehr. Eine Sache, die man sich für Geld normalerweise nicht kaufen konnte, genau wie die große Liebe, auf die er immer noch hoffte.

Robert schaute Bill nachdenklich an, als er das gesagt hatte. Und dann lächelte er. „Du wirst bekannt sein und man wird über dich sprechen, das garantier ich dir. Morgen Abend geht es los! Du wirst mich begleiten und ich werde dir ein paar wichtige Leute vorstellen.“ Er stand auf und schaute sich Bills schwarzen Kleiderhaufen an, der immer noch fein säuberlich über der Lehne hing. „Aber vorher werden wir dir noch etwas Freundliches zum Anziehen besorgen, du willst dich doch schließlich von deiner besten Seite zeigen, oder?“ Sein Tonfall und auch seine Art ließen keine Widerrede zu und Bill nickte nur stumm dazu, auch wenn tausend Fragen in ihm schwelten.

Doch eine Frage musste er unbedingt noch loswerden, bevor sie wieder mit anderen Sachen zerredet wurde. „Ich weiß gar nichts über dich, warum sollte ich dir trauen? Womit verdienst du dein Geld, dass du mir einfach Tausend Euro herblättern kannst? Was bist du eigentlich?“

Der Ältere blickte abschätzig auf Bill herunter und zog die Brauen hoch. Soviel Dreistigkeit war er scheinbar nicht gewöhnt. „Ich bin Produzent - was dachtest du denn?“

Bill lehnte sich erstaunt zurück. Er wäre lange nicht so erstaunt gewesen, hätte er ihm erzählt, er wäre ein Drogenbaron oder ein Zuhälter, denn was hier so abging hätte das viel besser zu ihm gepasst. Doch woher sollte er wissen, ob das die Wahrheit war?

„Produzent?“, kam ihm dann auch ungläubig über die Lippen, während er seine Beine wieder ausstreckte. Seine Knie knackten ein bisschen, er hatte zu lange in dieser zusammengekauerten Stellung verharrt.

Robert lächelte überlegen. „Du darfst mich aber auch gerne als deinen Gönner betrachten.“

„Und warum willst du das alles für mich tun?“, wollte Bill noch nicht ganz überzeugt wissen. Im Leben gab es nichts umsonst, dass wusste sogar er mit seiner geringen Lebenserfahrung.

„Weil ich derjenige sein werde, der dich entdeckt hat. Und du wirst mir immer dafür dankbar sein…dein Leben lang.“



~ Ende Teil 3 ~

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#8

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 29.11.2008 13:36
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Jetzt sitz ich hier und grinse. Seitdem dieser Robert aufgetaucht ist, habe ich ein Bild von David im Kopf, das ich irgendwie nicht abgeschüttelt bekomme... und jetzt behauptet dieser Da... äh Robert, er sei Produzent... hihi.

Hach... du hast es wieder mal sooo herrlich beschrieben bekommen, wie Bill aufwacht #regenbogen *sehr mag, wie du ihn immer zeichnest*

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#9

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 29.11.2008 13:55
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

*hihi*...behalte dieses Bild ruhig im Kopf, ich werde ihn nämlich nicht so genau beschreiben, jeder darf sich seinen eigenen Da...ähh Robert kreieren.^^

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#10

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 29.11.2008 16:00
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

ich weiss ned hab da eher so nen ganz üblen arschkriecher im kopf. .
ich mag den bis jetzt ned sonderlich. .evtl. ändert sich das ja noch aber der letzte satz macht mich nur noch skeptischer. .

einen menschen ein lebenlang dankbar na verpflichtet zu sein den ich noch nicht mal kenn und der es so offen erwähnt is ned gut

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#11

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 29.11.2008 16:17
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Da muss ich dir zustimmen, elodia... sympathisch ist mir Robert auch nicht. Ist sicherlich auch so gewollt^^
*mir David auch gut als Arschloch vorstellen kann* xD

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#12

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 29.11.2008 18:08
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Japp....alles gewollt

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#13

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 04.12.2008 08:59
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

4. Gespräch unter Freunden


Als Bill die Tür zu seiner Wohnung aufsperrte und hineintrat, kam ihm alles absolut schäbig vor. Die Schublade seiner billigen IKEA-Garderobe klemmte, das Bad war so winzig klein und noch dazu mit einer schrägen Wand versehen, weil er direkt unter dem Dach wohnte, dass er den Kopf einziehen musste, wenn er duschte und als er sich schließlich angefressen von all dem Elend auf sein Bett warf, was gleichzeitig auch das Sofa darstellte, gab dieses einen mürrisch knarrenden Ton von sich, als wäre ihm selbst Bills Leichtgewicht schon zuviel.

Das war alles kein Vergleich zu Roberts großzügigem und erlesen eingerichteten Appartement. Bereitwillig hatte der Ältere Bill alles gezeigt und ihm in der riesigen supermodernen Küche einen wunderbar duftenden Cappuccino aus einem vollautomatischen Kaffeeautomaten serviert. Bill hatte andächtig das heiße Getränk geschlürft und einen faszinierenden Ausblick über Berlin dabei genossen. Bei der Gelegenheit hatte er auch erfahren, in welch teurer Wohngegend Robert zu Hause war und er konnte sich endlich ein Bild davon machen, wo er sich befand.

Er musste sich eingestehen, beeindruckt gewesen zu sein von dem, was er zu sehen bekam. Robert war anscheinend ein Mann, der es im Leben geschafft hatte. Sein Einkommen schien nicht gerade unerheblich zu sein, auch wenn darüber natürlich nicht gesprochen wurde. Wie auch über Einiges andere, was Bill gerne gewusst hätte, Robert aber geschickt umging. Doch Bill war heute auch nicht besonders hartnäckig, sein jämmerlicher Allgemeinzustand hatte sich durch die Schmerztablette nur unwesentlich gebessert und versagte ihm eine geschicktere Gesprächsführung.

Immerhin wusste Bill jetzt, dass sein nächtlicher Abschleppdienst in der Musikbranche als Produzent tätig war und dass das hier nur sein Zweitwohnsitz war. Eine Familie schien er nicht zu haben, doch so ganz blickte Bill da immer noch nicht durch, denn einmal ging Robert ans Telefon und redete jemanden mit „Schätzchen“ an, bevor er aus Bills Hörweite verschwand. Bill nutzte den Moment und besah sich die großzügig designte Küche etwas näher und stellte fest, dass alles relativ neu und unbenutzt aussah, als ob hier nie jemand hinterm Herd stehen und sich ein Spiegelei brutzeln würde. Er zog ein paar Schubladen auf, die fast alle leer waren, nur eine war mit dem nötigsten Besteck belegt gewesen.

Gedanken hatte er sich darüber kaum gemacht, vielleicht lebte Robert nicht viele Wochen im Jahr hier oder er ging einfach immer essen, weil es bequemer war. Leisten konnte er sich das jedenfalls bestimmt. Bill suchte nach Dingen, die sein Misstrauen gegenüber diesem Menschen wecken sollten, doch er fand keine eindeutigen Beweise und was noch schlimmer war, er fand den Kerl gar nicht mehr so unsympathisch, wie noch am Anfang. Der Ältere hatte ein einnehmendes Lachen und eine Art, die Dinge zu erzählen, dass man gespannt zuhörte und am Ende völlig überzeugt von der Sache schien.

Nun lag Bill wieder in seinem eigenen Bett und ihm wurde nach und nach bewusst, dass Robert immer geschickt um den heißen Brei herumgeredet hatte, wenn Bill ihn nach ihrer angeblichen Vereinbarung befragt hatte. Er hatte ihn ständig abgelenkt, indem er ihm irgendetwas Unbezahlbares aus seiner Wohnung gezeigt hatte und in ihm das Bedürfnis geweckt hatte, auch einmal so leben zu wollen und sich das alles leisten zu können, wonach einem der Sinn gerade stand.

Und diese simple Taktik war bei Bill voll aufgegangen. Schon so lange träumte er davon, den Durchbruch zu schaffen und aus seinem persönlichen Dilemma herauszukommen. Jetzt hatte er scheinbar die Chance dazu, davon war er heute jedenfalls fest überzeugt, als er aus dem schwarzglänzenden Mercedes ausgestiegen war, in dem Robert ihn nach Hause gebracht hatte. Morgen Vormittag würde er ihn wieder abholen, um mit ihm shoppen zu gehen. Bill freute sich darauf, das war ganz nach seinem Geschmack.

Den restlichen heutigen Tag konnte er eigentlich getrost abhaken. Er musste einfach liegen bleiben und sehen, dass er dieses miserable Katergefühl in den Griff bekam. Im Liegen strampelte er sich die Hosen von den Beinen und zog sich die Zudecke über. Er hatte sich eine Flasche Cola und eine Tüte Salzstangen auf das Nachtschränkchen gestellt und sein Handy daneben gelegt. Er hatte nicht vor, noch einmal das Bett zu verlassen, es sei denn, er musste auf Toilette.

Hunger hatte er sowieso keinen mehr, er hatte am frühen Nachmittag bei Robert auf dessen Drängen hin einen Toast gegessen, den er schon kaum hinuntergebracht hatte, so unwohl war ihm gewesen. Jetzt würde er es nur noch mit Salzstangen und Cola versuchen, das half eigentlich immer bei ihm. Gerade spürte er einen kleinen Aufwärtstrend bei seinem Befinden, da klingelte sein Handy und die Nummer seines besten Freundes leuchtete auf dem Display. Sebastian schien erleichtert, als er Bills Stimme vernahm.

„Mensch ey! Kannst du mir mal sagen, wohin du gestern auf einmal verschwunden warst? Ich hab dich überall gesucht!“, musste Bill sich gleich als Erstes anhören.

Bill seufzte tief und hielt sich mit einer Hand die Stirn. Das Gleiche müsste er eigentlich seinen Freund fragen und er tat das auch mit einer Stimme, aus der Vorwurf und Trotz gleichermaßen herauszuhören waren.

„DU warst doch plötzlich weg!“, warf er ihm im Gegenzug vor, um gleich noch eins draufzusetzen: „Wenn du mal schön bei mir geblieben wärst, dann wäre das alles gar nicht passiert!“

Wenn Sebastian bis jetzt noch kein schlechtes Gewissen hatte, dann spätestens jetzt. „Passiert? Was ist denn passiert?! Was Schlimmes? Los, erzähl schon!“

„Ach vergiss es! Ist schon gut. Ich bin ja jetzt wieder zu Hause und mir geht es auch wieder besser“, antwortete Bill, was Sebastian erst recht neugierig machte.

„Jetzt erst? Und wo warst du die ganze Nacht über?“, schrie dieser fast ins Telefon und Bill konnte sich nur zu gut das entsetzte Gesicht seines Freundes dabei vorstellen. Zur Strafe, dass dieser ihn mit Robert ganz allein gelassen hatte, machte er es absichtlich ein wenig spannend, weil er ganz genau wusste, wie das seinen Freund zermarterte, der schon immer das Bedürfnis verspürte, Bill vor allem Möglichen beschützen zu müssen, was diesem manchmal ganz schön auf den Geist ging.

„Ich sagte doch, es ist alles wieder gut und mir ist auch nichts Schlimmes passiert, komm mal wieder runter!“, beruhigte er seinen Freund aber doch ein bisschen, ohne zu erläutern, welch sonderbare Erlebnisse er in den letzten 24 Stunden gehabt hatte. Es bereitete ihm trotzdem eine ungeahnte Freude, seinen Kumpel so auf die Folter zu spannen.

„Sag mal, du Vollidiot…vielleicht verrätst du mir mal sofort, was gestern los war? Sag bloß, es hat was mit diesem fremden Kerl zu tun, der dir den Drink spendiert hat? Hat das Schwein dich etwa ausgenutzt? Du musst mir das sagen!“

Bill kicherte und schüttelte seinen Kopf. „Nein! Hat er nicht! Mit mir ist auch alles okay….außer, dass ich einen mörderischen Kater habe von diesem ekligen Gesöff.“

„Eklig? Das hat doch lecker geschmeckt!“, widersprach Sebastian. „Ich hab danach auch noch zwei davon getrunken, nachdem ich den bei dir gekostet hatte.“

„Ja?“, staunte Bill. „Und wie geht es dir heute? Hast du auch solche Kopfschmerzen?“

„Nee, gar nicht! Mir geht’s richtig gut heute, das Zeug war doch nicht sehr stark, ich bin nur ein bisschen müde, weil ich so spät ins Bett bin. Ich habe immer gehofft, du tauchst wieder auf. Dann hab ich versucht dich auf dem Handy zu erreichen, aber das hattest du wahrscheinlich nicht mal mitgehabt, es hat nur immer endlos geklingelt, aber keiner ist rangegangen.“

„Stimmt, das hatte ich gestern zu Hause vergessen“, entsann sich Bill und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare.

„Na klasse! Du würdest auch deinen Kopf vergessen, wenn der nicht angewachsen wäre!“, stichelte Sebastian und lachte das erste Mal ins Telefon seit Beginn dieses Gesprächs.

Bill lachte nicht, weil ihn das wieder an die fehlenden Stunden erinnerte, an die er überhaupt keine Erinnerung mehr hatte. So einen üblen Blackout hatte er noch nie gehabt. Zudem machte es ihn stutzig, dass Sebastian ungefähr dasselbe getrunken hatte, wie er und bei ihm der Abend und der folgende Morgen ganz normal verliefen….nämlich ohne Gedächtnisverlust, Kater und Kopfschmerzen.

„Du, Sebastian…kannst du mir vielleicht noch sagen, seit wann ich weg war? Ich hatte nämlich auch keine Uhr bei mir.“

Sein Freund stöhnte genervt durchs Telefon. „Das war mir sonnenklar, Herr Vergiss-mein-nicht! Nee, kann ich dir nicht sagen, ich kam irgendwann vom Tanzen zurück und da warst du schon weg…müsste aber kurz nach Mitternacht gewesen sein.“

„Aha.“, resümierte Bill nachdenklich. Dafür, dass sie erst um halb elf dortgewesen waren, hatte er seinen alkoholgetränkten Untergang ganz schön forciert. Aber er war gestern auch schlecht drauf gewesen, dass konnte natürlich auch eine Rolle gespielt haben.

„Du hast mir immer noch nicht verraten, wo du die Nacht verbracht hast“, riss ihn Sebastian aus seinen Gedanken.

„Was?! Oh…ich ähm…“

„Sag bloß, das weißt du auch nicht mehr!“, kam es spöttisch aus dem Telefonhörer, als Bill zögerte.

„Doch! Natürlich weiß ich das! Was glaubst du denn?“, beeilte er sich zu sagen und bemühte sich um einen sicheren Tonfall, der jeden Zweifel von vorn herein ausräumen sollte.

„Ich glaube ja, dass dich dieser komische Kerl besoffen gemacht und dann abgeschleppt hat … ganz einfach“, kam es von Sebastian zurück und Bill errötete ungewollt. Da hatte sein Freund nicht ganz Unrecht.

Bill schnaufte empört in den Hörer, brachte es aber nicht übers Herz, den Verdacht seines besten Freundes zu bestätigen.

„Also hab ich Recht!“, triumphierte dieser, als immer noch keine Antwort kam.

Bill seufzte. „Ja, er hat mich mit zu sich nach Hause genommen. Aber da war nichts! Also wir hatten nichts miteinander!“, gab Bill schließlich gezwungenermaßen zu und war sich im gleichen Augenblick gar nicht mehr so sicher, ob er sich da nicht gewaltig etwas vormachte. Immerhin hatte er die fünf gelben Scheine in der Hosentasche seiner Jeans stecken. Hastig tastete er danach, ob sie immer noch da waren oder ob er sich dass alles nur eingebildet hatte…doch sie waren an Ort und Stelle.

„Ja, schon klar…und ich bin der Kaiser von China“, konterte Sebastian ohne mit der Wimper zu zucken. „Der hat dich doch schon im „Underground“ mit seinen Blicken ausgezogen…wenn du mir jetzt erzählst, der hat seine Finger von dir armen, hilflosen und obendrein stockbesoffenem Geschöpf gelassen, dann fall ich vom Glauben ab…ehrlich!“

„Er hat mich nicht angerührt! Das wüsste ich noch!“ ‚Jedenfalls müsste ich das doch gemerkt haben’ – dachte er gleichzeitig bei sich und wurde immer unsicherer. „Und außerdem ist er sehr nett“, versuchte er zu retten, was zu retten war, auch wenn der letzte Satz ohne große Überzeugung aus ihm herauskam.

„Jaja…die sind immer erst nett und dann, wenn sie dich an der Angel haben, zeigen sie ihr wahres Ich. Hat dir deine Mutter denn gar nichts beigebracht?“

„Ach halt doch die Fresse! Ich weiß schon, was ich mache!“, schnauzte Bill ungehalten in sein Handy, weil ihm schlicht und einfach die Argumente ausgingen er langsam merkte, wie Recht sein Kumpel haben könnte.

Bill hörte lediglich ein rauschendes Geräusch aus seinem Hörer dringen. „Sebastian?“ fragte Bill nach eine Weile, weil das andere Ende stumm blieb. Der hatte doch nicht etwa aufgelegt? Aber das konnte eigentlich nicht sein, sein bester Kumpel war hartgesotten, ihn konnte man nicht so leicht verschrecken.

„Du weißt schon, dass ich mir ein paar Sorgen um dich gemacht habe“, sprach sein Freund plötzlich weiter. Seine Stimme klang ruhig und ohne irgendwelche ironischen Hintertöne.

Bill stöhnte genervt auf. „Mann ey…bist du meine Mutter oder was?“

„Nein, aber dein bester Freund – hoffe ich jedenfalls.“

Die Pause, die nun folgte war stiller und länger, als die Vorherige.

„Das bist du.“ Bill tat es jetzt Leid, dass er so unbeherrscht gewesen war. Er wusste auch nicht, was heute mit ihm los war. Er war ein bisschen durcheinander und auch irgendwie aufgekratzt. Er hatte den Luxus geschnuppert und Gefallen daran gefunden, es passte ihm nicht, dass sein Freund plötzlich wieder Zweifel säte. Vorhin war alles noch viel klarer gewesen und auch verheißungsvoller.

„Ich will doch nur, dass du auf dich aufpasst…ich kenn dich doch, du bist manchmal so…so...“

„Gutgläubig?“, fiel Bill seinem Freund ins Wort, der das Wörtchen „naiv“ nicht hören wollte und ihm deshalb zuvorkam.

Sebastian lachte ein kurzes helles Lachen. „Nein, nur zu gut für diese Welt.“

„Also doch gutgläubig“, stellte Bill resigniert fest. Er wusste von seiner Schwäche und nahm sich wiederholt vor, dagegen schleunigst etwas zu unternehmen. Er musste viel härter werden und vor allem skrupelloser, sonst würde er es zu nichts bringen und seine Eltern würden Recht behalten, als sie sagten, er hätte lieber etwas ordentliches Lernen sollen, statt einem Traum nachzujagen, bei dem die Chance sehr gering war, dass er sich jemals erfüllen würde.

„Ach Bill, du weißt doch genau, was ich damit meine“, versuchte Sebastian zu erklären.

„Ist ja schon gut, ich weiß es und ich werde auf mich aufpassen, versprochen.“

„Wieso ‚werde’? Du willst dich doch nicht weiter mit diesem Typen treffen, oder?“ sein Kumpel klang ehrlich entsetzt, als er das kleine Wörtchen richtig interpretierte.

„Doch, werde ich.“ Hätte Sebastian durch den Hörer sehen können, würde er Bills trotzigen Blick und die zusammengekniffenen Lippen bemerkt haben, doch er hörte lediglich die bestimmte Entschlossenheit, mit der Bill sprach. Er wusste, davon würde er ihn trotz allen guten Zuredens nicht abbringen können. Bill war genauso stur, wie zu gut für diese Welt. Es würde überhaupt nichts bringen, ihm ins Gewissen zu reden, war einmal ein bestimmter Punkt überschritten, machte Bill gerade das Gegenteil davon, was er machen sollte. Und so schwieg er lieber und hob sich seine Vorwürfe für später auf.

„Du hast nen Knall!“, jetzt klang Sebastian resigniert, doch Bill sah diesen Ausspruch eher als Kompliment an.

„Ja, vielleicht. Aber vielleicht ist das auch meine Chance.“

„Hat er dir das versprochen?“

„Er wird meine Eintrittskarte für die große weite Welt. Du hattest mir gestern doch selber geraten, mich an ihn zu hängen, weil er eventuell einen Job für mich hat.“ Bill erinnerte sich komischerweise noch daran, währenddem alles andere eine trübe, undurchdringliche Suppe war.

„Da wusste ich auch noch nicht, dass du gleich mit ihm in die Kiste springst“, antwortete prompt sein Freund.

„Das bin ich nicht! Wie oft denn noch!“, empörte sich Bill über Sebastians wiederholte Unterstellung.

„Du weißt es nur nicht mehr, weil du besoffen warst!“, kam es triumphierend zurück und Bill schnaubte vor Entrüstung.

„Ach glaub doch, was du glauben willst, ist mir auch egal. Du wirst schon sehen, meine Zeiten als Aushilfskellner sind jetzt vorbei! Ich verdien ab jetzt richtig Kohle! Und Robert wird mir dabei helfen!“

„Ohhhh, entschuldige nur, dass ich deinem neuen Freund solche bösen Sachen unterstelle! Du kennst ihn doch ganz bestimmt viel, viel besser als ich, so nach…ähm, lass mich überlegen…nach ein paar gemeinsam verbrachten Stunden, von denen du den Großteil noch dazu verschlafen hast!“ Sebastians Stimme triefte vor Sarkasmus und verursachte damit eine weitere Trotzreaktion von Bill.

„Wetten, dass ich mir bald alles leisten kann, was ich will? Das ist die Wahrheit, ich erzähl dir keinen Scheiß! Ich werde endlich richtig viel Geld verdienen und ich werde dir das auch beweißen, wenn du mir nicht glauben willst!“

„Bill, du musst mir nichts beweißen! Ich will nur nicht, dass du in irgendetwas hineingerätst, was du eines Tages bereuen wirst.“

Bill wiegte seinen Kopf hin und her. Das Gespräch hatte ihn aufgewühlt, aber auch in seinem Entschluss bestätigt, unbedingt etwas selbst auf die Reihe bringen zu wollen, um seinem mittellosen Zustand zu entfliehen. Er würde das packen, egal wie. So schwer konnte das doch nicht sein.

„Ich schaff das schon. Ich will nur genügend Kohle verdienen, um endlich aus diesem Loch ausziehen zu können, dann hör ich damit wieder auf.“

„Aber womit denn? Womit hörst du dann wieder auf? Bill, das gefällt mir nicht. Können wir uns nicht morgen mal treffen und noch mal über alles reden?“

Bill atmete schwer und sein Herz klopfte ihm laut in seiner Brust. Der Gedanke an sein zukünftiges Tun machte ihn nervös, weil er nur ahnte, was auf ihn zukommen würde. Angeblich hatten er und Robert alles genau besprochen, doch davon wusste er leider nichts mehr. Sebastian würde das nicht verstehen, er konnte es ihm nicht sagen…noch nicht.

„Morgen kann ich nicht, da hab ich schon etwas vor“, redete er sich heraus. „Und hör endlich auf, dir wegen mir Sorgen zu machen, ich komm schon allein damit klar!“

Sebastian seufzte wieder einmal. „Versprich mir einfach, keine Scheiße zu bauen, Kleiner und ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst, okay?“

Kleiner nannte er ihn eigentlich nur, wenn er ihn ärgern wollte, denn das konnte Bill nicht leiden, doch jetzt klang es anders. Als wenn es das letzte Mal sein würde, dass er ihn so nannte, weil Bill von nun an kein „Kleiner“ mehr sein würde. Bill hatte zu entschlossen geklungen, als hätte er von etwas genascht, was er nun unbedingt ganz haben wollte, egal, wie es zu bekommen war. Sebastian legte nachdenklich auf, als Bill es ihm versprochen hatte, ihn wieder anzurufen, doch er bekam dieses Gefühl nicht los, nicht überzeugend genug gewesen zu sein. Er nahm sich vor, ein wachsames Auge auf Bill zu werfen und sofort einzuschreiten, wenn es Anzeichen dafür gab, dass sein Freund dabei unglücklich wurde.


~ Ende Teil 4 ~

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#14

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 04.12.2008 15:14
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich mag Sebastian

*gespannt bin, wie es weitergeht*

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#15

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 04.12.2008 23:24
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

ich steh ja voll aufs sebastians seite. .

oh ich trau diesen robert nicht die bohne und wehe ihm der tut den kleinen bill was an. .
dann kommt big tina und rettet ihn

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