#31

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 02.01.2009 21:37
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von Gosu
Ein Hoch auf denjenigen, der die FF's erfunden hat.



*zustimm*
Ich frag mich gerade, über wen wohl die allererste FF geschrieben wurde... und wann das wohl war. Die würd ich gern mal lesen.

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#32

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 02.01.2009 21:50
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge
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#33

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 07.01.2009 14:22
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Ich hab mal recherchiert...die allerersten FF's gab es wohl schon in den 30er Jahren, als von Fans zusätzliche Episoden zu Arthur Conan Doyles "Sherlock Holmes" geschrieben wurden.
Dann war lange nix und dann kamen sie so richtig in den 70er Jahren mit Star Treck auf. Da wurden auch die ersten Slash-FF's geschrieben mit Spock und Captain Kirk als Pärchen.^^
Ob man die allerding irgendwo lesen kann, hab ich nicht gefunden....und ich weiß auch nicht, ob ich das wirklich will.

Aber jetzt gehts erstmal mit meiner FF weiter.^^



7. Ein Zwergenaufstand und dessen Zerschlagung


Bill stolperte wiederholt über seine eigenen langen Beine und kicherte beschwippst, als Robert ihn gerade noch abfing und weiter Richtung Ausgang bugsierte, indem er ihn fest um die Taille packte und gnadenlos weiter drängte. Es war bereits halb fünf Uhr morgens und ein orangroter Streifen am Horizont kündigte verheißungsvoll den neuen Tag an. Robert schaute zwar im Augenblick ein bisschen genervt drein, doch das bezog sich nur auf die momentane Fortbewegungsunlust von Bill. Im Grunde genommen war er eigentlich mehr als zufrieden mit dem Verlauf des Abends gewesen.

~ * ~

Er konnte sich immer noch auf seinen Riecher verlassen. Wenn ein junger Mensch ein gewisses Talent besaß, dann pickte er denjenigen unter Tausenden heraus und wusste ihn so zu fördern, dass er Gewinn abwarf. Sein neuestes delikates Fundstück hatte bis jetzt alle Erwartungen übertroffen und so hatte er ihm nach einiger Zeit mehr Freiheiten gegönnt, als er eigentlich vorgehabt hatte. Doch um den Erfolg langfristig zu sichern, musste er Bill bei Laune halten und als er merkte, wie Bill unter dem Einfluss der allgemeinen guten Stimmung und einigen Gläschen Champagner nach und nach aufgetaut war und Lust bekam, sich zur Musik zu bewegen, hatte er letztendlich nichts dagegen gehabt und ihn bereitwillig auf die Tanzfläche ziehen lassen. Natürlich nicht, ohne ihn aus der Ferne genauestens zu überwachen.

Es war auch nicht bei der zweiten Flasche Champagner geblieben. Robert hatte mitbekommen, wie es Bill gefiel, sich das teure Krabbelwasser hinter die Binde zu kippen, so wie es alle anderen taten und weil er heute ebenso gut drauf war und weil er Bill einfach gerne dabei zusah, mit welch angeborener Eleganz er das schmale Glas mit seinen grazilen Fingern fasste und es zu seinen weichen, erwartungsvoll gespitzten Lippen führte, wurden aus den zwei Flaschen ganz schnell vier und Bills Alkoholpegel war bereits wieder fast so hoch, wie an dem Abend, als er ihn kennen lernte. Wie schnell doch der letzte Absturz vergessen war. Bills Lernfähigkeit schien auf diesem Gebiet ein wenig unterentwickelt.

Doch heute fehlte die depressive Note, die im Underground Bills Stimmung beherrscht hatte, heute wirkte sich der Alkohol genau gegenteilig aus. Bills Aufgekratztheit hatte mit jedem Glas eine neue Dimension erreicht, fast so, als wäre in den winzigen Bläschen ein gasförmiges Opiat gewesen, welches direkt in sein Hirn gestiegen und dort Kapriolen geschlagen hätte. Robert hatte zugeschaut, wie sich Bill im Glanz der offenen Bewunderung gesonnt hatte, die ihm im Laufe des Abends entgegen geschienen war. Er war artig genug dazu gewesen, nicht hochnäsig darüber hinwegzusehen und doch eitel genug, sich nicht vor lauter Verlegenheit darüber unter dem Tisch zu verkriechen.

Bill war schon ein ganz seltenes Exemplar. Robert blieb fast der Mund offen stehen, als er mitbekam, wie Bill schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit anfing, unbewusst mit seinen zumeist männlichen Bewunderern zu spielen - sich selbstbewusst klare Grenzen absteckte und nur die Nähe zuließ, die nötig war, um sich den Appetit zu holen, dass man unmöglich auf die Hauptspeise verzichten konnte. Wenn das kein Talent war…

Robert brauchte nichts weiter zu tun, als Preise und Termine festzulegen, weil es sich mittlerweile herumgesprochen hatte, wer die Schirmherrschaft über den schwarzhaarigen Jüngling besaß und da er Bill nicht überfordern wollte, gehörte es auch zu seinen Aufgaben, einige Interessenten zu vertrösten. Da bekannterweise die Nachfrage den Preis bestimmt, nannte Robert stets eine stattliche Summe, die man hinblättern musste, wenn man sich mit seinem Schützling verabreden wollte. Kaum jemand ließ sich dadurch abschrecken, genau wie Robert es geahnt hatte. In diesen Kreisen war Geld zweitrangig. Man sprach nicht darüber – man hatte es.

~ * ~

Bill hielt beim Heimgehen immer noch ein halbvolles Glas Champagner in der Hand, wobei sich Robert wunderte, wieso sich bei diesem Geschlenker und Gestolper überhaupt noch Flüssigkeit darin befinden konnte. Bill versuchte im Laufen einen Schluck daraus zu nehmen. Prompt verschluckte er sich und prustete und hustete den Schluck tröpfchenweise wieder aus seinem Mund. Dabei bekam auch Roberts Jackenärmel eine Portion Flüssigkeit ab, was dieser missbilligend registrierte und Bill das Glas abnehmen wollte. Der hielt es prustend und kichernd ganz weit weg von sich, dass Robert es nicht zu fassen bekam und schüttelte, so gar nicht einverstanden mit dieser Aktion, seine langen schwarzen Haare, dass sie wild umherflogen.

„Gib jetzt her!“, befahl Robert und langte erneut erfolglos nach dem Glas.

„Nei-ein!“, giggelte Bill und freute sich das erste Mal, dass er so groß war und so lange Gliedmaßen besaß. Sonst waren sie ihm meist nur im Wege.

„Mit dem klebrigen Glas steigst du nicht in mein Auto ein! Du verschüttest sowieso alles!“, verlegte sich Robert aufs Drohen, weil er nicht an das Glas herankam.

„Na und! Dann nehm ich mir eben ein Taxi!“, konterte Bill aufmüpfig und schaute sich schon einmal auf Zehenspitzen um, ob vielleicht sogar eins in der Nähe stand. Das Glas ließ er jedenfalls nicht los. Geld hatte er ja genug, von seinem ersten Vorschuss war noch genügend übrig geblieben, nachdem er die Summe für seine Mietschulden abgezogen und beiseite gelegt hatte. Es war ein wunderbares Gefühl, einmal nicht auf den Pfennig schauen zu müssen.

„Das wirst du nicht tun, weil du mit mir fährst!“, bestimmte Robert ärgerlich und drängte ihn weiter zu seinem Wagen. Das hatte er jetzt davon, dass er Bill so leichtsinnig an der langen Leine gelassen hatte. Der Kleine wurde sofort wieder rebellisch. Er sollte ihm einen kleinen Dämpfer verpassen, damit er nicht übermütig wurde.

„Wieso denn? Gehört das denn auch zu unserer ’Vereinbahrung’?“, äffte Bill beim letzten Wort den Tonfall Roberts ketzerisch nach und versuchte seinen Körper aus der festen Umklammerung durch den starken Arm herauszuwinden, was ihm nicht gelang, da dieser Griff mit einem Mal noch fester wurde. Und war Bill auch ein wenig größer, so doch viel schmaler und mit wesentlich spärlicheren Muskeln ausgestattet, wie sein Begleiter.

„Jetzt hör mir mal gut zu, Sweetheart!“, Bill fühlte sich abrupt zurückgedrängt und an eine Hausmauer gepresst. Sein Hinterkopf touchierte dabei kurz das harte Mauerwerk, doch ohne dass es wirklich wehtat, aber das langstielige Glas zerschellte beim plötzlichen Kontakt mit der Hauswand, an das es Bill, beim vergeblichen Versuch, sich gegen Roberts Griff zu wehren, geschlagen hatte und es gab ein unnatürlich lautes Geräusch in der morgendlichen Stille. Er konnte nicht noch weiter zurückweichen, obwohl Roberts Gesicht gefährlich nah vor seinem eigenen war und es nicht danach aussah, als wäre er zu Scherzen aufgelegt.

„Ich glaube nicht, dass du auf dem Standpunkt bist, wo man große Töne spucken kann. Ich verlange schließlich nichts Unmögliches von dir und bisher konntest du dich wahrlich nicht beklagen. Ich verlange lediglich, dass du dich an ein paar kleine Regeln hältst, wenn du mit mir zusammen bist, ist das klar? Sonst bist du ganz schnell wieder dort, wo ich dich aufgelesen habe…nämlich ganz unten! Hast du das kapiert?!“

In Bills selig vernebelten Kopf ergossen sich Roberts deutliche Worte in einem ernüchternden Schwall, gleich einem Eimer kalten Wassers. Der Champagner, der bisher hauptsächlich für seine Hochstimmung verantwortlich war, schien sich in Bruchteilen von Sekunden verflüchtigt zu haben und ihm war, als hätte er den ganzen Abend nur blankes Leitungswasser getrunken. Trotzdem weigerte er sich zu glauben, was er eben gehört hatte und schüttelte deswegen langsam mit dem Kopf. Er wollte beides nicht. Er wollte sich nichts vorschreiben lassen, aber er wollte auch nicht wieder in diese biedere Trostlosigkeit zurückkehren, vor allem jetzt, wo er vom prallen Leben gekostet hatte und es ihm schmeckte.

„Ob das klar ist?!“, verlangte Robert mit Nachdruck nach einer Antwort und nahm Bills Kinn mit einer Hand in die Mangel, so dass das monotone Kopfschütteln zwangsweise ein Ende fand.

„Das Glas ist jetzt sowieso kaputt“, zischte Bill, verärgert über diese grobe Behandlung seinem Gegenüber ins Gesicht und seine Augen funkelten vor innerer Aufruhr. Trotzig starrte er von Robert weg in die langsam aufgehende Sonne und hatte nicht vor, klein beizugeben, auch wenn die Lage nicht gerade für ihn sprach.

Robert stieß ein lautloses Auflachen über Bills erkenntnisreichen Satz durch die Nase und studierte genau Bills verkniffene Miene, welche durch die aufgehende Sonne in ein warmes, orangegelbes Licht getaucht war und sie deswegen weniger entschlossener aussehen ließ, als sie es war. Bills Schminke war kaum verwischt und er sah fast genauso frisch und munter aus, wie vor Stunden, als sie hier angekommen waren. Ein Privileg der Jugend, der eine durchgemachte Nacht nichts ausmachte, im Gegensatz zu Robert, der sich endlich nach Hause sehnte, um sich auszuruhen und seinen Schlaf nachholen zu können. Doch diesem Wunsch stand Bills Sturkopf noch im Wege.

„Da hast du ganz Recht, Trotzköpfchen…das Glas ist sowieso kaputt und wird auch nicht wieder ganz, also wirst du jetzt brav zu mir ins Auto steigen und mit mir nach Hause fahren, denn morgen ist ein wichtiger Tag und ich muss dich darauf noch etwas vorbereiten, denn ich will nicht, dass du ihn verhaust.“

Bill riskierte einen kurzen misstrauischen Blick auf Robert, nur um ihn sofort wieder dem fernen Horizont zu widmen. Er hasste es, so bedrängt zu werden und der Rebell in ihm sträubte sich mit allen Mitteln gegen ein Kleinbeigeben, doch gleichzeitig hatte er Angst davor, sich durch sein Gezeter alles wieder zunichte zu machen. Schließlich war er kein kleines Kind mehr und wollte eigentlich vernünftig sein….eigentlich.

„Ich will aber nicht brav sein!“, muckte der Rebell in ihm trotzdem ein weiteres Mal in ihm auf, ohne dass er es verhindern konnte und die aufgehende Morgensonne spiegelte sich leuchtend in seinen schwarzen Pupillen wider, die unter den unnatürlich langen, künstlichen Wimpern vergebens Schatten suchten. Doch diesmal musste Robert ihm zustimmen.

„Natürlich nicht, du hast vollkommen Recht…natürlich sollst du nicht brav sein“, schmunzelte er ergeben und seine Hand an Bills Kinn glitt sanft nach unten, so dass es wie ein liebevolles Streicheln erschien. Sein Ärger war so schnell verpufft, wie gekommen war, je länger er das puppenhaft schöne Antlitz seines neuen Lieblings betrachtete. Diese verblüffende Symmetrie der Gesichtszüge nahm ihn jedes Mal auf Neue gefangen und ließ ihn besänftigende Worte ans Ohr des Schwarzhaarigen säuseln. „Ich finde dich genau richtig, so wie du bist. Deswegen will ich ja auch, dass du gut behütet nach Hause kommst und dir unterwegs nichts passiert. Du hast ja keine Ahnung, was es für Schurken auf dieser Welt gibt. Die warten nur auf solch ungezogenen Jungs wie dich…“

Bill runzelte ungläubig die dichten Brauen, so dass sich eine steile Falte auf seiner Stirn bildete. Wieso plötzlich dieser Stimmungswandel? Was war denn jetzt wieder passiert?

“Hör auf, dir deine hübsche Stirn zu zermartern…das gibt später Falten“, hörte Bill Robert sagen, doch er war immer noch nicht gewillt, ihn anzusehen oder etwas darauf zu erwidern und außerdem war das Morgenrot überaus faszinierend.

„Schau mich an, Bill!“, wurde er aufgefordert, doch er blinzelte nicht einmal, obwohl die Sonne an Kraft gewann und mittlerweile ziemlich blendete.

„Jetzt schau mich schon an!“ Widerwillig wurde Bills Kopf gerade gebogen, indem er wieder grob am Kinn gepackt wurde und beide guckten sich tief in die Augen. Der eine, weil er wollte und der andere, weil er musste. Ein Kräftemessen mit den Augen, das plötzlich von Roberts Worten unterbrochen wurde:

„Lass uns wieder vertragen, hm?“, schlug er wohlwollend vor und Bill wich schnell dem intensiven Blick aus den graugrünen Augen wieder nach unten aus, mit dem er gerade bedrängt wurde. Aber der Vorschlag war durchaus vernünftig, das merkte auch Bill in seinem immer noch leicht alkoholisierten Zustand und so nickte er nach einer Weile langsam mit dem Kopf, um seine Zustimmung zu zeigen. Das galt für ihn natürlich nur für das Vertragen…wäre das Glas noch ganz, hätte er bis zum bitteren Ende weitergestritten.

„Ich wusste doch, dass du ein vernünftiges Bürschchen bist“, lächelte ein selbstzufriedener Robert in das nah vor ihm schwebendes Gesicht und streichelt dabei sanft über die glatte Wange des jungen Mannes, als wolle er ihn für so viel Einsicht loben. Wie unglaublich zart sich die junge Haut anfühlte …sein Vergleich mit dem Pfirsich war absolut gerechtfertigt. In Bills gesenktem Blick, spiegelte sich etwas Demütiges nieder, was schnell missverstanden werden konnte, denn er hätte genauso gut nach oben schauen können, würde die Sonne jetzt nicht zu sehr blenden. Die künstlichen Wimpern warfen dazu einen langen, falschen Schatten auf die rosig angehauchten Wangen, während die feucht schimmernden Lippen im Falle einer Berührung eine willige Anschmiegsamkeit versprachen und die unheilvolle Anziehungskraft eines Magneten hatten.

Eine äußerst verführerische Körpersprache, der niemand so einfach widerstehen konnte, auch ein Robert W. nicht, der sich durch Bills makelloses Antlitz genötigt sah, unbedingt ein Häppchen davon probieren zu müssen.

„Du bist unglaublich schön… Sweetheart…“

Bill reagierte zu spät, er hatte keine Chance mehr, sich den gierigen Lippen zu entziehen, die ihn von einer Sekunde zur nächsten gefangen nahmen und sich besitzergreifend auf seinen Mund pressten. Er fühlte sich komplett überrumpelt und keuchte nur überrascht, als er spürte, wie wenig er zu seiner Gegenwehr tun konnte. Die fremde Zunge hatte sich schneller zwischen seine Lippen geschoben, als er sie zusammenpressen konnte und jetzt drängte sie sich ihm in unverschämter Weise auf.

Und obwohl er das alles nicht wollte und sich eigentlich dagegen sträubte, brachte er nicht den Willen auf, die ungebetenen Lippen deutlich abzuweißen oder sich einfach wegzudrehen. Gegen sein Zutun entwickelte seine Zunge ein Eigenleben, verbündete sich mit dem Eindringling und rieb sich an ihm. Seine vollen Lippen hingegen empfingen das fremde Paar viel zu nachgiebig, sie büßten nichts an ihrer Geschmeidigkeit ein, die sie dem Betrachter vorher suggerierten.

Bill konnte einfach nichts dagegen tun, damit dieser ungewollte Kuss ein schnelles Ende fand. Sein Körper weigerte sich dagegen, den Kontakt zu unterbrechen, weil es sich einfach nicht schlecht genug dafür anfühlte. Robert war alles andere als ein miserabler Küsser, was Bill schon nach kurzer Zeit resigniert feststellen musste. Und da seine romantische Seele schon viel zu lange auf Zärtlichkeiten verzichten musste, duldete sie diese Attacke mit einer Großzügigkeit, die bar jeder Vernunft war. Seine Muskeln erschlafften spürbar, je länger der Kuss dauerte und er fühlte sich unwirklich leicht und schwerelos.

Er wusste, es war falsch. Er wusste, er würde es bereuen. Und doch öffnete er mit diesem Kuss sein liebeshungriges Inneres einem ihm fast völlig fremden Menschen, den er noch nicht einmal besonders mochte. Es musste ihn der Teufel geritten haben, als er das Zungenspiel auch noch mit wimmernden Seufzern begleitete, die seinem Gegenüber zeigten, wie sehr er nach Liebe und Zärtlichkeit lechzte und wie es ihm fehlte, sich einem Menschen bedingungslos hinzugeben. Natürlich wurden diese Laute falsch interpretiert und Bill durfte es Robert nicht einmal übel nehmen, wenn er ehrlich war. Der gesamte Körperkontakt wurde daraufhin noch enger und es schob sich ein hartes Knie zwischen seine Beine und drängte sie auseinander. Bill fühlte sich immer noch, wie gelähmt, er konnte sich nicht rühren, geschweige denn, dagegen wehren.

Erst als er eine grobe Hand spürte, die sich am Rücken unter seinen Hosenbund geschlichen hatte und verlangend nach seinem Hintern griff, wachte er wieder aus dieser Trance auf und stieß Robert heftig von sich. Er starrte ihn vorwurfsvoll an und wischte sich mehrmals mit dem Handrücken über den Mund. Auch Robert war zurückgewichen und versuchte nicht, seine Eroberung mit Gewalt fortzusetzen. Er selbst sah auch ein bisschen erschrocken aus, als wisse er nicht, was plötzlich in ihn gefahren war.

Keiner sagte ein Wort. Keiner getraute sich zuerst die unsägliche Stille, die entstanden war, zu durchbrechen. Sie standen sich gegenüber, wie zwei Duellanten und atmeten so schwer, als hätten sie eine ungeheure Anstrengung hinter sich.

Dann löste sich Bill von seiner Mauerwand, strich sich die Kleidung glatt und ordnete sich die Haare. Wortlos und erhobenen Hauptes schritt er auf den schwarzen Mercedes zu, der ein paar Meter weiter geparkt war und stellte sich daneben. Die schmale Gestalt wirkte fast ein bisschen verloren neben dem protzigen großen Wagen und doch strahlte sie eine völlig neue Entschlossenheit aus, die sie vor einer Weile noch nicht an sich gehabt hatte und man hatte keine Mühe zu glauben, dass er der Eigentümer dieses Luxusschlittens sein könnte.

Der eigentliche Besitzer des Wagens griff schließlich in seine Tasche und holte den Autoschlüssel heraus, um mit einem Klick die Türen zu entriegeln. Er sah mit unbewegtem Gesicht zu, wie Bill sich auf die Beifahrerseite setzte und sich anschnallte, um dann gerade zur Frontscheibe hinauszublicken, als müsse er auf den Verkehr achten. Dann ging Robert selbst zu seinem Wagen und startete ihn.

Die Fahrt verlief schweigsam. Robert wollte ein paar Mal zum Sprechen ansetzen, doch ein Blick aus Bills vor Kälte funkelnden Augen ließ ihn wieder verstummen und so beließ er es dabei, sich auf den spärlichen Verkehr zu konzentrieren, der in diesen frühen Morgenstunden schon unterwegs war. Nach zwanzig Minuten parkte er den Mercedes in seiner Tiefgarage und stellte den Motor ab. Bill blieb angeschnallt auf seinem Platz sitzen und bewegte sich immer noch kein Stück.

„Warum hast du mich belogen?“, hörte Robert mit einem Mal Bills bohrende Frage und mit genau so einem bohrenden Blick fühlte er sich von der Seite festgenagelt.

„Belogen? Wann sollte ich dich belogen haben und aus welchem Grund?“, Robert wusste nicht, worauf Bill hinauswollte. Er hatte ihm zwar ein paar Sachen verschwiegen, aber bewusst gelogen hatte er bisher nicht. Ihn überraschte diese Frage ein wenig. Eigentlich dachte er, dass es um den vermaledeiten Kuss ging, doch den erwähnte Bill mit keiner Silbe.

Er hörte Bill bitter auflachen und ihn mit den Schuhsohlen auf dem Schmutzfang im Fußbereich herumscharren. „Jetzt tu doch nicht so oder glaubst du, ich bin wirklich so dumm? Du hast gesagt, dass du mich reich und berühmt machst und die Leute über mich reden werden. Aber das Einzige worüber sie reden werden, ist mein Arsch, hab ich Recht?“

Robert seufzte laut. Er hatte sowieso vor dem kommenden Abend offen mit ihm reden wollen und da Bill jetzt von ganz allein damit anfing, konnten sie es gut und gerne auch gleich tun.

„Bill…hör mir zu…so eng darfst du das nicht sehen…“, er stockte, um nach den richtigen Worten zu suchen, „…als ich vorhin sagte, dass du unglaublich schön bist, dann hab ich das ernst gemeint. Glaube mir, dein Arsch ist zwar auch recht hübsch, aber der wird nicht im Vordergrund stehen. Und es wird ganz bei dir selbst liegen, worüber man erzählen wird.“ Er machte wieder eine Pause. „Sie wollen dich…und was du ihnen gibst, damit sie zufrieden sind, ist allein deine Sache.“ Bill bewegte sein Gesicht zur Seite und schaute ihn mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung an.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Er klang dabei so leise und kindlich hell, dass Robert zum ersten Mal Skrupel bekam und darüber nachdachte, die Sache abzublasen. Dieser verfickte Kuss war nicht spurlos an ihm vorübergegangen, er verfluchte sich für seine Schwäche für den Schwarzhaarigen.

„Wenn du denkst, dass du damit nicht zurecht kommst, dann lassen wir es lieber.“ Es fiel ihm komischerweise nicht schwer, das zu sagen, obwohl es um eine Menge Geld ging. Doch dieser sensible Junge neben ihm machte es ihm einfach. Er konnte es nicht erzwingen…es sollte halt doch nicht sein.

„Du meinst, du sagst allen ab und ich geh wieder nach Hause und lebe weiter so, wie bisher?“ Er schaute ungläubig und schien zu überlegen. „Aber was ist mit dem Geld, das du mir gegeben hast?“

Robert winkte lässig ab. „Das kannst du behalten…für die Unannehmlichkeiten.“

„Und die ganzen Klamotten? Die waren doch teuer…“

„Was soll ich damit? Glaubst du, mir passen sie?“ Robert lachte amüsiert auf und zeigte auf seinen robusten Körperbau. „Behalte sie, du siehst wirklich sehr sexy darin aus.“ Er zwinkerte Bill verschwörerisch zu.

Bill lächelte schwach. Eigentlich müsste er jetzt erleichtert sein und sich auf sein Zuhause freuen, doch irgendetwas hielt ihn zurück und hinderte ihn daran, jetzt aus dem Wagen zu steigen und aus Roberts Leben zu verschwinden. Es war kein rationeller Entschluss, den sein Hirn in mühsamer Denkarbeit zusammengebraut hatte, sondern er kam direkt aus dem Bauch heraus. Und wieder führte seine Zunge ein Eigenleben und er fing an zu sprechen.

„Ich will nicht zurück in mein altes Leben und ich will nicht, dass du absagst. Ich will einfach nur genau wissen, was mich erwartet, das ist alles.“

Robert drehte sich zu Bill und glaubte, sich verhört zu haben. Was hatte er gesagt? War das jetzt sein Ernst? Der Junge war und blieb ihm ein Rätsel.

„Bist du dir sicher? Aber dir ist schon klar, dass Händchenhalten nicht reichen wird…zumindest bei den meisten Kunden.“

„Das weiß ich. Wenn es sein muss, dann sollen sie meinen Arsch bekommen…wenn sie ordentlich dafür bezahlen, hab ich kein Problem damit, aber ich habe eine Bedingung…“

„Und die wäre?“

„Ich werde NIEMANDEN von ihnen küssen…um kein Geld der Welt!“


~ Ende Teil 7 ~

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#34

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 07.01.2009 16:15
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

moah... Bill... krass
Der kann sich doch nicht freiwillig dafür entscheiden, anschaffen zu gehen
Ich glaube, Bill macht `nen Rückzieher, wenn es soweit ist *jetzt einfach mal glaub*^^
... und irgendwie hatte Robert in diesem Teil das erste Mal sympathische Züge an sich. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das gut finde^^

Herrlich geschrieben der Teil, Gosu ... ein Lesegenuss

Cool, dass du recherchiert hast... sehr interessant
Stephan hat gerade herrlich sein Gesicht verzogen, als ich im von Slash Spock und Kirk erzählt hab xD

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#35

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 07.01.2009 22:44
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

was soll ich noch sagen. .
glaub ja das bill das jetzt voll durchzieht und so nee kleine camelion dame wird. .
die allen den kopf verdreht bis einer kommt der ihm den kopf verdreht. .
woahh du treibst mich echt noch in wen wahnsinn jetzt überleg ich wieder die ganze zeit was als nächstes kommt. .grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr

na kirk und spock muss ich a ned grad lesen. .brrrrrrrrrrrrrrrrrr
ahhhhhhh ned vorstellen tina. .is des eklig. .igitt igitt

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#36

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 08.01.2009 02:05
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Zitat von BILLowy
moah... Bill... krass
Der kann sich doch nicht freiwillig dafür entscheiden, anschaffen zu gehen
Ich glaube, Bill macht `nen Rückzieher, wenn es soweit ist *jetzt einfach mal glaub*^^
... und irgendwie hatte Robert in diesem Teil das erste Mal sympathische Züge an sich. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das gut finde^^

Herrlich geschrieben der Teil, Gosu ... ein Lesegenuss

Cool, dass du recherchiert hast... sehr interessant
Stephan hat gerade herrlich sein Gesicht verzogen, als ich im von Slash Spock und Kirk erzählt hab xD



mich einfach nur anschließen kann

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#37

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 12.01.2009 11:26
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Kirk und Spock zusammen kann sich irgendwie keiner so richtig schön vorstellen.

Da lob ich mir doch die Vorstellung von Bill und Tom...

@ Kim: Joa, Bill gehören Popoklitsche für seine Dummheit, darauf einzusteigen.^^ Aber ICH will es sooooo!

@ elodia: Der Vergleich mit der Kameliendame ist aber schön und passend, bin ich noch gar nicht darauf gekommen. Ich hab ds Buch mal vor ewigen Zeiten gelesen, war ich bestimmt noch minderjährig.^^

@schäfchen:


Jetzt geht es weiter und ich glaube, damit habt ihr nicht gerechnet...es gibt nämlich einen Zeitsprung! *tralalalalaaaa*



8. Business as usual


Ein glänzender Schwall dichten schwarzen Haares ergoss sich über das reine, weiße Bettlaken und die längsten Strähnen davon fielen im rechten Winkel über die Bettkante bis weit hinunter. Seine Haare waren lang geworden, sie wuchsen und wuchsen, doch er sah keine Notwendigkeit, sie kürzen zu lassen. Mittlerweile waren sie so etwas wie sein Markenzeichen geworden und außerdem liebte er es, alles, so weit es nur ging, auszureizen. Ob es nun seine langen lackierten Fingernägel oder seine künstlichen Wimpern waren, es gehörte dazu, es machte die Sache erträglicher und manchmal sogar recht reizvoll. Doch darüber dachte er im Moment nicht nach, er dachte bereits an morgen, während er geduldig ausharrte, bis das Heute vorbei sein würde.

Gedämpfte klassische Musik schwebte durch das abgedunkelte Zimmer, in dem nur eine kleine Nachttischleuchte brannte, doch sie diente nur als Hintergrundgedudel, denn keiner der Anwesenden hörte wirklich zu. Vielmehr konnte man ein heiseres Ächzen vernehmen und mittendrin ein melodisches Klirren, was einem gleichmäßigen Rhythmus unterworfen war. Auf dem Tisch standen die Überreste eines erlesenen Dinners samt einer leeren Flasche edlen französischen Weines und vor dem breiten Doppelbett lagen verstreut einige Kleidungsstücke, die bei näherem Hinsehen zwei Personen gehörten und sich in ihrer Größe und ihrem Stil deutlich unterschieden.

Der Mann kniete nackt hinter der gebückten, schlanken Gestalt Seine großen Hände lagen auf dem hellen Gesäß desjenigen, dem er gerade mit verklärtem Gesicht seinen Schwanz in den Hintern geschoben hatte und nun mit Hingabe vögelte. Seine Hände blieben nicht ruhig liegen, er massierte das junge, zarte Fleisch, streichelte den lang gestreckten Rücken und umfasste genüsslich die schlanken Schenkel. Er ließ sich Zeit, man erkannte es an seinen langsamen, zeitlupenartigen Bewegungen. Das war kein schneller Fick mal eben zwischendurch, sondern er war sehnsüchtig erwartet und lange vorbereitet. Zumindest von einem der Beteiligten.

„Weißt du noch…“, bemühte sich der Ältere in seiner Erregung zu sprechen und gleichzeitig im Takt zu bleiben, „…in diesem Bett hier hab ich dich zum allerersten Mal gefickt.“ Seine heisere Stimme vibrierte im Angesicht der delikaten Erinnerung. „Ich war dein Erster damals und du hast mich viel Geld gekostet.“ Der Gesichtsausdruck des älteren Mannes widerspiegelte Triumph und Stolz in gleichem Maße.

Die schmale Gestalt vor ihm antwortet nichts darauf, sondern drehte nur den Kopf auf die Seite, um besser lauschen zu können, falls dieser ihm hinreichend bekannten Tatsache noch weitere Ausführungen folgen sollten. Er entsann sich nur zu gut an dieses Ereignis, doch hatte er eigentlich nicht vor, diese Erinnerung wieder aufzufrischen, denn sie war alles andere als angenehm. Aber dieser Gefallen wurde ihm leider verwehrt.

„Damals warst du noch genauso unschuldig, wie du aussiehst…Gott, war das geil“, ein raues Aufstöhnen war zu hören, „…und jetzt hat dich schon die Hälfte der lokalen Society durchgevögelt und siehst trotzdem noch genauso unschuldig aus, wie damals. Du bist ein Phänomen, Sweetheart.“

„Wenn du das sagst…“ Der Angesprochene verzog sein hübsches, stark geschminktes Gesicht zu einer verächtlichen Grimasse, ohne das sein Hintermann etwas davon mitbekam und krallte seine Fingernägel noch tiefer in die weiche Matratze unter ihm. Es war ihm ein Rätsel, wieso immer alle beim Sex solch bescheuertes Zeug quatschen mussten, Peter S. eingeschlossen. Als ob man nicht vor oder hinterher über etwas reden konnte. Ob sie das zu Hause bei ihren Frauen auch so machten? Er wusste es nicht und es war ihm auch egal. Solange sie redeten, konnten sie mit ihrem Mund nichts anderes anstellen, was ihm eigentlich nur Recht sein konnte.

“Natürlich sag ich das, weil es die Wahrheit ist…und jetzt dreh dich wieder herum, ich will dich dabei ansehen.“ Peter S. zog sich plötzlich aus ihm zurück und wartete mit dem steil erigierten Schwanz in der Hand ungeduldig auf Bills Stellungswechsel. Träge wie eine Katze, die man gerade aus dem Schlaf erweckt hatte, wälzte sich Bill herum und zog die Beine an. Aus einem schmalen Augenspalt beobachtete er den Mann, der sich über ihn beugte und sich wieder an ihm zu schaffen machte. Das breite schwarze Lederhalsband mit den silbernen Plättchen am einmalig langen Hals des Schwarzhaarigen störte das trügerische Bild des devoten Lustknaben, das der erste Eindruck vermitteln konnte.

Zu intelligent blitzten die dunklen Augen unter den rauchig geschminkten Lidern hervor, zu sicher war die Körpersprache des schmalen Jungen mit dem konträren, derben Silberschmuck am Arm. Beginnend bei den grazilen Handgelenken zog sich eine deutliche Spur kurzer, dunkler Härchen über den gesamten Unterarm bis zum Ellenbogen und betonte die Männlichkeit des nackten Jungen, der sonst, bis auf sein Geschlechtsteil so ausgesprochen androgyn und uneindeutig wirkte. Er verhätschelte gerne seine intensiv ausgeprägte weibliche Seite, ohne jedoch jemals das Maskuline zu verleugnen. Es war für viele zunächst verwirrend, wie er sich gab, doch die, die sich darauf einließen, wurden von der erotischen Explosivität dieser Mischung knallhart erwischt und kamen nicht mehr davon los. Daraus ließ sich eine Menge an Profit schlagen und genau das wurde soeben praktiziert.

„Kannst du es nicht mehr aushalten?“, spöttelte der unten Liegende mit übertrieben lieblichem Grinsen und bog sein Rückrat durch, um dem Knienden seinen straff angespannten Leib entgegenzurecken.

„Du bist ganz schön ungezogen, mein Süßer….ich weiß wirklich nicht, ob ich das noch länger durchgehen lassen kann, bei dem Preis, den ich für dich zahle. Ich sollte demnächst besser verhandeln.“ Peter S. klang keineswegs verärgert, sondern vielmehr amüsiert über sich selbst und seine Nachgiebigkeit gegenüber dem faszinierenden Jungen unter sich.

„Vergiss es, Peterchen…du weißt genauso gut wie ich, dass ich jeden Cent wert bin…oder willst du künftig auf mich und meinen Arsch verzichten müssen? Das wäre doch jammerschade…“ Bills Beine spreizten sich provozierend langsam und präsentierten mit schamloser Offenheit, was er zwischen den schlanken, wohlgeformten Schenkel zu bieten hatte, während seine Lippen zu einer bedauernden Schmollschnute geschürzt waren. Er wusste, dass die Masche genauso billig war, wie sie aussah, doch wenn jemand so plump an seinem Marktwert zweifelte, dann schoss er mit doppeltem Kaliber zurück. Er konnte es sich leisten und das wusste auch sein treuester Stammkunde.

„Du freches Ding, dafür müsste ich dir eigentlich den Hintern versohlen“, keuchte Peter S. hörbar erregt und verschlang dabei den Schwarzhaarigen mit der hell schimmernden Porzellanhaut, für den selbst das als so makellos dargestellte Schneewittchen aus Grimms Märchen keine Konkurrenz darstellte, mit gierigen Blicken.

„Das kostet aber extra!“, warf Bill mit lasziv angehauchter Samtstimme ein und legte seine gepflegten, frisch manikürten Hände auf den Bauch, um sich selbst provokativ zu streicheln. Er wusste mittlerweile genau wie weit er gehen konnte und es machte ihm sogar einen gewissen Spaß, die Grenzen immer weiter auszuloten. Er hatte sich in diesem miesen Spiel um Geld, Gier und Besessenheit besser arrangiert, als er zunächst angenommen hatte und versuchte das Beste daraus herauszuholen….nämlich die Moneten.

„Das Geld wäre gut angelegt.“ Peter S. klatschte mit der flachen Hand seitlich auf Bills feste Hinterbacke. Er traf nicht richtig und doch gab es ein deutliches Geräusch im ruhigen, abgedunkelten Zimmer des Berliner Nobelhotels.

„Aua! Lass das!“, kam es scharf von Bill und seine Augen funkelten ärgerlich. „Davon krieg ich rote Flecken und die kann ich nicht gebrauchen!“

Peter S. konnte sich ein belustigtes Grinsen nicht verkneifen. „Oh Süßer, du weißt ich liebe es, wenn du zickig wirst…das macht dich noch schärfer!“

Bills ärgerliches Funkeln wich ebenfalls einem bösen kleinen Lachen. „Bei dir kann ich so sein, wie ich wirklich bin, wie überaus praktisch…“ Der Satz triefte vor Sarkasmus, doch er versuchte nicht, den Spott zu verbergen. Peter S. kannte ihn und seine Art mittlerweile gut genug und er kannte im Gegenzug die Schmerzgrenze seines Kunden, er brauchte sich nicht zu verstellen.

„Deswegen magst du mich auch am liebsten von allen, hab ich Recht?“

„Genauso wird es sein! Das ich nicht schon früher darauf gekommen bin…“ Bill unterstrich seine gekünstelte Stimmlage mit einer theatralisch anmutenden Geste, indem er beide Hände auf sein Herz presste und Peter S. mit flimmernden Augenlidern anblinkerte. Das Ankleben der künstlichen Wimpern beherrschte er nach all den Monaten mit der Perfektion eines Profis, doch er benutzte sie nur, wenn er seiner Arbeit nachging. Privat hatte er so gut wie aufgehört, sich zu schminken, nur ab und zu benutzte er ein wenig Wimperntusche und malte sich einen sparsamen Strich mit dem Kajal um die braunen Samtaugen. Aber nur, wenn er wirklich Lust darauf hatte, was immer seltener vorkam.

Dafür war das aufwendige Schminken, bevor er seine Kunden besuchte, zu einem festen Ritual geworden, bei dem er sorgfältig Schicht für Schicht seine Träume und Sehnsüchte unter dem Make up verbarg. Es gelang ihm besser, als er am Anfang gedacht hatte. Alles war möglich, wenn man ein paar simple Regeln beachtete und niemanden zu nah an sich heran ließ. Nicht so nah, wie bei diesem unseligen Kuss mit Robert ganz am Anfang, der eine einmalige Sache geblieben war. Seitdem hatte er sich strikt daran gehalten, dass Küsse tabu waren. Und das machte er auch jedem als erstes klar, der sich Bills erlesene Liebesdienste erkaufte.

Auch Peter S. wusste natürlich um diese Vertragsklausel, die er jedes Mal aufs neue unterschrieb, indem er das Geld für die kostbaren Stunden mit Bill hinblätterte und doch hieß das nicht, dass er nicht schon des Öfteren versucht hätte, dieses Verbot zu untergraben. Zu unwiderstehlich lockte die zarte Versuchung, der er sich unweigerlich ausgesetzt sah, wenn er beim Sex auf Bills halbgeöffnete Lippen starrte.

Bill hatte sich jedes Mal, unter Androhung des sofortigen Abbruchs des Liebesspiels, vehement geweigert und Peter hatte zwar jedes Mal nach- aber niemals aufgegeben. Eine trügerische Hoffnung, die ihn immer wieder zu dem begehrten Knaben trieb. Die Illusion, von ihm geliebt zu werden, war gleich einer berauschenden Droge und ihm jedes Mal eine Summe wert, von der sich andere ein ganzes Jahr lang ernährten.

Glücklicherweise musste er sich als Geschäftsführer einer privaten Bankkette um das nötige Kleingeld keine Sorgen machen. Genauso wenig, wie um die Diskretion, die ebenso zu diesem Stelldichein gehörte, wie die Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse. Seine Frau zu Hause wusste nichts von alledem und glücklicherweise konnte er jedes Mal berufliche Termine vorschieben, wenn es ihn wieder einmal nach dem schönen Schwarzhaarigen mit der hellen, seidigen Haut gelüstete.

Dieser lag scheinbar willig und reglos unter ihm, hatte die Unterlippe zwischen die Schneidezähne gezogen und biss ruhelos darauf herum, während Peter S. schwitzend und ächzend seinem Orgasmus zusteuerte und dabei ein Gesicht zog, als wäre er bereits wochenlang in einer trostlosen Wüste unterwegs und kroch nun auf allen Vieren und mit letzter Kraft auf die ersehnte grüne Oase zu. Bill schloss angewidert die Augen und dachte an sein neues Cabrio, welches er sich morgen endlich abholen konnte. Im Moment war es die Erniedrigung nicht wert und er schalt sich selbst, diesem materiellen Trieb nachgegeben zu haben, doch morgen, wenn er damit losfahren und sich den Fahrtwind um die Nase blasen lassen konnte, würde er ganz anders darüber denken. Es war immer wieder dasselbe…

~ * ~



~ * ~


„Hier, dein Anteil.“ Robert knallte im Vorbeigehen einen dicken Briefumschlag auf den niedrigen Tisch, der vor dem ausladenden Ledersofa stand, auf dem Bill, die riesige Sonnenbrille auf den Kopf geschoben, rauchend herumlümmelte und sonst nichts weiter tat, als Roberts morgendlichem Treiben zuzuschauen. Seine spitzen Cowboystiefel schabten auf dem feinen Leder, doch anscheinend interessierte es hier niemanden, ob es dadurch Schaden nehmen könnte. Er schielte aus den Augenwinkeln auf den braunen Umschlag, als wolle er an der Dicke des Papiers abschätzen, ob die Summe darin auch stimmte und nahm ihn dann lässig zu sich, um ihn in der Innentasche seiner schwarzen Lederjacke zu versenken.

„Und was machst du mit deinem?“ Bill fragte jedes Mal, obwohl er wusste, dass er darauf keine befriedigende Antwort erhalten würde. Er tat es trotzdem, um Robert daran zu erinnern, dass er ihm nie gesagt hatte, was er für sich behielt und welchen Teil Bill abbekam. Er sollte wissen, dass dieses Thema für ihn immer noch nicht erledigt war. Doch diesmal kam der Angesprochene, der zu dieser frühen Stunde barfuß, in T-Shirt und Jogginghose in seiner Wohnung herumtigerte, tatsächlich zu ihm und kniete sich vor Bill, als wolle er endlich zu einer allumfassenden Erklärung ansetzen.

„Warum gibst du nicht endlich auf? Da kriegt man ja das Gefühl, du wärst unzufrieden mit deinem Verdienst, dabei kenn ich keinen anderen, der mit so geringem Zeitaufwand so eine Menge Kohle macht.“

„Geringer Zeitaufwand? Ich hab die ganze Nacht durchgearbeitet!“, entrüstete sich Bill und drückte an Robert vorbei seine Zigarette im Aschenbecher aus. Bevor Robert etwas darauf sagen konnte, fuhr er fort: „Kannst du mir einen Kaffee bringen?“ Seine Stimme hatte urplötzlich in die sanftmütige Variante umgeschlagen und auch sein Mund zeigte ein kleines gewinnendes Lächeln. „Ja, mach ich, ich könnte auch einen gebrauchen.“ Der Mann vor ihm stand seufzend wieder auf und bewegte sich Richtung Küche, um nach ein paar Minuten mit zwei dampfenden Tassen Kaffee zurückzukommen. Er stellte beide auf den kleinen Tisch.

„Wenn du das nächste Mal wieder die Nacht durchmachen musst, dann weck mich aber bitte nicht vor zehn“, bat der Ältere und schlürfte mit müdem Gesicht von dem heißen Getränk. Bill hatte gegen acht Uhr Sturm geklingelt und Robert damit förmlich aus dem Bett gehauen.

„Ja, schon klar, kommt nicht wieder vor, aber ich brauche das Geld gleich nachher.“ Bill verdrehte genervt die Augen und langte ebenfalls nach seiner Tasse.

„Warum?“

„Ich kauf mir ein neues Auto.“

Robert verschluckte sich fast an seinem Kaffe und stellte schnell die Tasse weg. „Aber du kannst doch mit meinem fahren, wenn du möchtest. Ich hab dir das oft genug angeboten.“

„Ich will aber ein Cabrio.“

Robert winkte ab. „Cabrios sind unpraktisch.“

„Ich weiß, ich finde sie aber geil.“

„Oh Gott, Bill! Das ist kindisch!“

„Na und, das passt doch zu mir!“

Robert schüttelte den Kopf. Jetzt eine Diskussion vom Zaun zu brechen, würde zu nichts führen. Wenn Bill sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab er nicht eher Ruhe, als bis er es sich erfüllt hatte. So erwiderte er nur: „Von mir aus, du kannst mit deinem Geld machen, was du willst. Du bist schließlich alt genug und normalerweise nicht kindisch.“ Er betonte das normalerweise dabei besonders deutlich. „Soll ich wenigstens mitkommen?“

„Nein, lieber nicht, ich treff mich mit Sebastian.“

„Aha. Gut. Bestell ihm schöne Grüße.“

Bill grinste verächtlich und schüttelte den Kopf. „Das werde ich ganz sicher nicht tun.“

Es hatte einige Wochen und endlose Gespräche gedauert, bis sein gutes Verhältnis zu seinem besten Freund einigermaßen wieder hergestellt war, nachdem dieser erfahren hatte, mit was Bill seit Neuestem sein Geld verdiente. Sebastian hatte gebrüllt und getobt und gab allein Robert die Schuld daran. Einmal waren er und Robert heftig aneinander geraten, als sie sich zufällig in einem Club getroffen hatten. Seitdem vermied es Bill, die Zwei in irgendeiner Weise zusammenzuführen, weil Sebastians Beschützerinstinkt seinem Freund gegenüber immer noch allgegenwärtig war und er geschworen hatte, Bill diesem Halsabschneider wieder zu entreißen.

Bills beschwichtigende Worte, dass er genau dieselbe Schuld in sich trug, wie Robert, stießen bei Sebastian auf taube Ohren. Für ihn hatte Robert seinen Freund verhext und mit unlauteren Mitteln gefügig gemacht, anders konnte er es sich nicht vorstellen, dass sich Bill für Geld an andere Männer verkaufte. Bill vermied daraufhin dieses Thema weitestgehend und Sebastian beobachtete argwöhnisch Bills nähere Umgebung, um negative Veränderungen sofort zu erkennen und auszumerzen. Doch da er nebenbei ein umfangreiches Studium zu bewältigen hatte, blieb für Bill genug freie Zeit, um seinem einträglichen Broterwerb wie gehabt nachzugehen und sich genügend Ausreden für Sebastian einfallen zu lassen, woher der plötzliche Geldsegen kam.

Natürlich fand er es sehr ritterlich von seinem Kumpel, wie er sich für seine Ehre ins Zeug legte, doch es war seine Entscheidung gewesen und er allein musste damit klarkommen und sein bester Freund konnte ihm höchstens Ratschläge erteilen, doch eine direkte Einmischung duldete er nicht. Wenn es zu Ende sein würde, würde er ganz allein entscheiden und es hatte doch gerade erst begonnen.

~ * ~

Bill bezahlte das nagelneue weiße BMW 3er Cabrio bar aus der Westentasche. Der Verkäufer staunte nicht schlecht, als Bill das Geld für das bestellte Fahrzeug auf seinen Schreibtisch blätterte. Sechzigtausend Euro waren nicht gerade ein Pappenstiel und der braungebrannte Verkäufer, der laut Namensschild, Herr Mergner hieß, hielt glücklich lächelnd einen der einhundertzwanzig roten Fünfhunderter gegen das Licht und erfreute sich sichtlich an diesem lukrativen Geschäft. Endlich einmal jemand, der nicht auf Pump kaufte, sondern die Kaufsumme ohne lange zu feilschen auf den Tisch packte. Solche Kunden hätte er gerne öfters, doch dass würde wohl bei einem frommen Wunsch bleiben.

Nach der Probefahrt entließ er die zwei jungen Herren mit einem herzlichen Händedruck und trollte sich wieder zufrieden in sein Büro. Durch die Schlitze des heruntergelassenen Sonnenschutzes beobachtete er, wie das weiße Auto langsam vom Hof des Autohauses rollte. In ihm saßen zwei glücklich wirkende Jugendliche, die sich gerade einen Traum erfüllt hatten, den sich die Meisten nie in ihrem Leben würden leisten können. Ehe er sich anfing zu wundern, woher diese Menge an Bargeld stammen konnte, waren sie schon seinen Blicken entschwunden und ein schrilles Klingeln des Telefons brachte ihn bereits wieder auf andere Gedanken, noch ehe sein Gehirn alle Möglichkeiten durchgespielt hatte.


~ Ende Teil 8 ~

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#38

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 12.01.2009 16:47
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

ich find ja die kameliendame sehr passent für das hier. .
hoffe nur das ned das selbe ende hat sonst heul ich ma im vorhinein schon mal die augen ausn kopf. .

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#39

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 12.01.2009 17:06
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

hm.
also... hm.
Deine geniale Schreibe hält mich davon ab, mich zu übergeben, aber dei gruseligen Schauer bleiben^^
war das jetzt zu theatralisch ausgedrückt?
Woah, aber echt mal, das ist... widerwärtig, aber dabei so geil geschrieben, wie machst du das nur? Und ich kann sogar Bills Gedankengänge nachvollziehen, obwohl das total absurd ist. Moah

Übrigens fand ich den Zeitsprung richtig klasse und perfekt gerade irgendwie...
manno ey, musst du mich immer so sprachlos hier sitzen lassen?

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#40

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 13.01.2009 13:33
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Also ich bin erstmal froh, dass du Sebastian mit eingebaut hast. An den musste ich merkwürdigerweise ganz am Anfang des Kapitels denken und hätte nicht erwartet, dass der dann doch noch auftaucht.

Bill als Edelhure kann ich mir übrigens gut vorstellen. Phantastisch geschrieben, Gosu

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#41

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 20.01.2009 12:43
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Ich drück euch alle. Schön das ihr mitlest!

In Kommiantworten bin ich miserabel, deswegen gebe ich euch kollektiv Recht und poste lieber das nächste Kapitel.^^


9. Und jetzt knallst du in mein Leben


„Kannst du mir mal bitte verraten, wo du steckst? Ich warte seit über einer Stunde auf dich!“

Roberts Stimme glich einem ohrenbetäubenden Schnarren durch die Freisprechanlage des weißen Cabrios. Bill verzog gepeinigt das Gesicht und drückte mehrmals auf die Taste, die den Ton nach unten regulierte. Jetzt klang Robert eher wie ein handzahmes Meerschweinchen und Bill pustete erleichtert aus.

„Reg dich ab, ich war bei Karl shoppen. Hat ein bisschen länger gedauert, als geplant, er hat so viele neue Sachen da gehabt.“

Ein missbilligender Laut war zu vernehmen. „Beweg sofort deinen Arsch hierher, ich hab heute noch etwas Wichtigeres vor, als auf dich zu warten!“

Bill konnte sich genau vorstellen, wie Robert bei sich zu Hause im Viereck sprang und schaltete absichtlich einen Gang herunter, um mit gedrosseltem Tempo die Chaussee entlangzuschleichen. Er war heute schon den ganzen Tag rebellisch drauf und tat genau das Gegenteil von dem, was andere von ihm erwarteten. Vielleicht lag es am Vollmond, vielleicht aber auch an diesem miesen Gefühl, dass sein Leben immer noch genauso unvollkommen war, wie vor der Zeit des materiellen Wohlstandes. Die Unzufriedenheit hatte sich lediglich auf andere Bereiche verschoben, sie war nicht verschwunden, so wie er einmal irrtümlich gehofft hatte.

„Jaja, ich bin gleich da“, antwortete Bill mit gleichgültiger Stimme und drückte mit seinem beringten Zeigefinger auf den kleinen roten Hörer, womit man jedes Gespräch, was man für sich als beendet betrachtet, auch ohne viel Federlesens beenden kann.

Nach einer Viertelstunde parkte er seinen Wagen in der Tiefgarage neben Roberts schwarzem Mercedes und nahm den Lift, um in die Penthousewohnung seines Geschäftspartners zu gelangen. Im Fahrstuhl schüttelte er noch einmal gewohnheitsmäßig die Haare nach hinten und schaute im glänzenden Lack der Fahrstuhlkabine nach seinem Aussehen. Die dunkle Armani-Sonnenbrille versteckte seine ungeschminkten Augen und seine schwarzen Haare standen in hartem Kontrast zu seinem knappen, weißen Lederjäckchen, was er sich nur deswegen gekauft hatte, weil es so gut zu seinem neuen Flitzer passte.

~ * ~



~ * ~

„Mensch Bill! Kannst du nicht ein einziges Mal pünktlich sein? Ich hab dir doch erzählt, dass ich heute noch weg muss!“ Robert war immer noch verärgert, klang aber weit weniger aufbrausend, als noch am Telefon. Bills unwiderstehliches Berufslächeln, welches er automatisch aufsetzte, sobald sich eine Wohnungstür vor ihm öffnete, schien Robert besänftigt zu haben. Jetzt lief er mit seinem Organizer aufgeregt durch den Raum und blätterte sich durch die kommenden Tage.

„Hab ich vergessen“, kam es lapidar von Bill, der es sich auf seinen Lieblingsplatz auf dem breiten XXL-Sessel gemütlich gemacht hatte, wovon er einen famosen Ausblick über die Dächer der Stadt genoss. Geistesabwesend wühlte er in seiner monströsen Handtasche nach seinen Zigaretten, fand sie aber nicht und blickte sich daraufhin suchend im Zimmer um.

„Falls du es nicht vergessen hast, habe ich tatsächlich noch so etwas wie einen ernsthaften Job und nachher einen wichtigen Termin bei der Plattenfirma!“, polterte Robert, gereizt durch Bills offensichtliches Desinteresse an seiner Arbeit, erneut los.

„Hast du auch Zigaretten da?“

Robert stöhnte unwillig auf und rang die Hände, schmiss dann aber eine Schachtel von seinen Vorräten in Bills Schoß. „Hörst du mir überhaupt zu?“

„Ja, du hast einen ernsthaften Job.“ Bei dem Wort ernsthaft deutete Bill mit der Schachtel und einem Feuerzeug in der Hand Gänsefüßchen in der Luft an und fischte sich anschließend eine Zigarette heraus, die er seelenruhig anzündete. Was ging ihn fremdes Elend an, bei ihm ließ auch nicht alles rund.

Robert schaute ihn kurz ungläubig an, ließ es aber bleiben, Bill weiterhin schulmeisterlich belehren zu wollen, weil es sowieso ein sinnloses Unterfangen war. Bill hatte heute auf stur geschalten und Robert hatte mittlerweile gelernt, nicht wie Don Quichotte, vergeblich gegen Windmühlen anzurennen, denn genau darauf würde die Konfrontation hinauslaufen.

„Ich sag dir jetzt deine Termine für die kommende Woche und ich würde dir raten, sie lieber zu notieren, denn das sind einige. Ich glaube nicht, dass du dir alle merken kannst.“

Bill paffte kleine Dampfwölkchen in die Luft, machte aber sonst keine Anstalten, sich irgendetwas aufzuschreiben. „Kann ich doch, denn ich bin noch jung.“ Eine immer wiederkehrende Anspielung auf ihren Altersunterschied, den aber Robert diesmal ungerührt an sich abprallen ließ.

„Von mir aus. Also am Dienstag musst du 22 Uhr bei Dr. Stadler sein. Du müsstest ja inzwischen wissen, wo seine Praxis ist. Es wäre schön, wenn du diesmal pünktlich wärst, er hat letztens Andeutungen gemacht, du hättest dich verspätet und wärst auch früher gegangen. So einen unkomplizierten Kunden wie ihn, solltest du dir nicht verscherzen, denk also darüber nach!“

Bill blies mit rollenden Augen den Rauch an die Decke. „Unkompliziert? Der Kerl ist eine absolute Lusche! Normalerweise müsste ich einen Langeweile-Zuschlag verlangen!“

Robert musste ungewollt grinsen. „Übertreib es nicht, ich weiß doch genau, was da abgeht: Du kommst erstmal viel zu spät, um ihn mürbe zu machen. Spielst dann so lange die unnahbare Diva, bis er auf allen Vieren gekrochen kommt und dir gnädigerweise einen blasen darf und dann ist er davon so geschafft, dass er hinterher einschläft, weil er auch noch einen langen, anstrengenden Tag hinter sich hatte. Und du brauchst nicht einmal deine Hosen komplett runterzulassen und trinkst zum Dank auch noch seinen Schampus aus.“

„Woher weißt du das alles? Bill zeigte sich ehrlich erstaunt.

„Der Idiot hat es mir selbst erzählt.“

Jetzt musste Bill auch kichern. Oh Gott, ja! Genauso war es gewesen und Bill hatte sich die halbe Nacht lang fürchterlich gelangweilt und war irgendwann in den ganz frühen Morgenstunden heimlich verschwunden. Er hatte schon die seltsamsten Menschen während seiner zweifelhaften Karriere getroffen und dieser Dr. Stadler gehörte mit Gewissheit dazu.

„Am Mittwoch hat dich wieder dieser Rechtsanwalt Michel gebucht. Er will mit dir schick essen gehen und dann hat er irgendeine Überraschung für dich. Was das sein wird, hat er mir nicht verraten, er tat äußerst geheimnisvoll, aber seine Augen haben geleuchtet wie zwei kleine Sternlein, als er davon erzählte.“

Bill zog anzüglich eine Augenbraue nach oben und sprach mit übertrieben tuntigem Touch: „Vielleicht macht er mir ja einen Heiratsantrag.“

„Ach du Scheiße! Der arme Kerl ist wirklich zu bedauern!“ Robert prustete laut los über die absurde Vorstellung, wie der Rechtsanwalt vor Bill auf die Knie ging.

„Da gibt es gar nichts zu lachen, letztens hat er mir diesen Ring hier geschenkt!“ Bill hielt seine linke Hand hoch und präsentierte stolz einen breiten, silberglänzenden Ring an seinem Mittelfinger. „Aus 750er Weißgold! Damit ich immer an ihn denke…“

„Dem ist nicht mehr zu helfen.“ Robert resignierte angesichts der hell funkelnden Tatsache und schüttelte nur noch mit dem Kopf.

Bill zuckte lässig mit den Schultern und zog an seiner Zigarette. Bis Mittwoch konnte er sich ja noch eine Taktik einfallen lassen, um den Rechtsanwalt, trotz dessen eindeutiger Avancen, bei Laune zu halten. Er war zwar lästig, aber gehörte genauso zur eher harmlosen Kundschaft und sollte deswegen nicht mit deutlicher Abneigung vergrault werden.

„Na okay, weiter geht’s! Wenn du ihn erfolgreich abgewimmelt hast, dann ist am Donnerstag dein’ Lieblingskunde’ wieder einmal dran. Du sollst 21 Uhr im Ritz Carlton, Zi. 691 sein, er erwartet dich dort.“

Bills Gesicht versteinerte sich von einer Sekunde auf die andere und er rutschte in eine aufrechte Sitzposition. „Schon wieder im Ritz? Ich hatte letztens schon Probleme, dass sie mich dort reinlassen, die kennen mich mittlerweile alle – vom Concierge bis zur Putzfrau.“

„Hab ich dir nicht prophezeit, dass du berühmt wirst?“

„Ha ha ha! Sehr witzig!“ Im Gegensatz zu Robert fand Bill das alles andere als komisch. Beleidigt schaute er zum Fenster hinaus.

„Och Bill, komm schon! Seit wann verstehst du keinen Spaß mehr?“ Robert grinste zu Bill, der ihn aber nur zornig anfunkelte.

„Seit du mich an diesen Kerl verschachert hast! Ich kann den nicht ausstehen, das weißt du ganz genau! Ständig versucht er mir viel zu nah zu kommen und obwohl ich es ihm schon tausendmal verboten habe, er hat beim letzten Mal schon wieder versucht, mich auf den Mund zu küssen.“ Bill verzog angewidert das Gesicht. „Ich will das nicht, das ist so ekelhaft! Warum kapiert er das nicht endlich?!“

„Das Ritz ist also nicht das Problem, sondern Peter, hab ich Recht?“

„Natürlich ist das Hotel kein Problem, ich komm überall rein!“ Bill schnipste mit dem Finger und lachte verächtlich. „Sonst könnte ich ja gleich zu Hause bleiben.“ Doch in seinem Gesicht waren deutliche Spuren des Unbehagens zurückgeblieben und er schien mit sich zu kämpfen. „Kannst du ihm noch absagen? Ich habe echt keinen Bock auf ihn.“ Er klang leiser als sonst, fast schon geknickt. Absolut ungewohnt für den sonst so vorlauten Jungen.

„Bill! Er hat schon bezahlt!“

„Scheiße…“

Es war nur ein Flüstern, aber Robert verstand es trotzdem und reagiert sofort. „Bill, hör mal…“, er kam auf Bill zu und hockte sich direkt vor dessen breiten Sessel. „…wenn du den Donnerstag überstanden hast, dann hab ich auch was ganz Einfaches für dich. Es wird dir gefallen, glaube mir!“ Er versuchte Blickkontakt zu Bill aufzubauen, was ihm nach einiger Zeit auch gelang. „Ich verspreche dir sogar, dass es dir gefallen wird, denn da kannst du dein ganzes Können ausspielen und wirst auch noch Spaß dabei haben“! Er beschwor Bill mit Blick und Ton. Er hatte das Gefühl, seinen Schützling aufmuntern zu müssen, damit dieser nicht völlig die Lust verlor. Gerade jetzt, wo alles wie am Schnürchen lief.

Gleichzeitig schwang eine schwerlich zu verdrängende Ahnung mit, Bill irgendwann zu verlieren, wenn er ihn immer wieder Grenzen überschreiten ließ, die auf Dauer unzumutbar waren. Er wusste, dass er Peter seit den ersten gemeinsamen Stunden hasste, aber er war einer der am besten zahlenden Kunden. Seine Gier gestattete es ihm nicht, Peter abzusagen und außerdem hatte dieser zuviel Einfluss in der Welt der Schönen und Reichen der Hauptstadt. Mit ihm wollte er es sich keinesfalls verscherzen.

„Und was soll das sein?“ Bill klang gelangweilt und immer noch frustriert, aber in seinen Augen glomm bereits wieder ein Funken Tatendurst.

Robert freute sich insgeheim. Er hatte Bill schon fast am Haken. Es wäre doch gelacht. Mit seiner unwiderstehlichen Überredungskunst würde Bill das Wochenende kaum noch abwarten können.

„Hm…du weißt doch, dass ich so eine junge Truppe Musiker aufgegabelt habe, die meiner Meinung nach recht viel versprechend klingen. Ich denke wirklich, dass sie das Zeug dazu haben, ordentlich im Musikgeschäft mitzumischen und ich hab jetzt endlich die Plattenfirma soweit, dass sie einen Vertrag unterschreiben könnten…wenn es da nicht ein kleines Problem gäbe…“ Er druckste mutwillig etwas herum, um Bills Neugier zu wecken.

„Was willst du ihnen denn unterjubeln?“ Bill seufzte wissend. War klar, dass Roberts Anliegen nicht ganz uneigennützig war. Die Katze lässt das Mausen nicht.

„Was!? Ich will gar niemanden etwas unterjubeln!“ Robert hob abwehrend die Hände und tat entrüsteter, als er es im Inneren war.

Bill legte den Kopf schief und verzog geringschätzig seine schön geformten Lippen. „Mir brauchst du nichts mehr vorzumachen. Lass es einfach. Also…was soll ich tun?“

Robert war schnell wieder bei der Sache und sprach hastig und mit maßgeblicher Unterstützung der Hände.

„Eigentlich ist alles geregelt, aber dieser eine da in der Band, dieser Gitarrist, der hat fast genau so einen Sturkopf wie du und stellt sich noch quer…obwohl es dafür gar keinen echten Grund gibt. Na jedenfalls ist er der Einzige, der nicht mit unterschreiben will, wegen Unabhängigkeit und eigenen Songs und Blablabla. Und ich dachte, du könntest dich vielleicht ein bisschen um ihn kümmern…ihn ein bisschen gefügiger machen…du hast das doch so gut drauf. Wenn ich mir so ansehe, wer dir alles aus der Hand frisst, dann dürfte das eigentlich gar kein Problem sein“, schmeichelte Robert munter drauflos und Bill hörte ungerührt zu, ehe er fragte:

„Wie weit soll ich gehen?“

„Soweit, wie es nötig ist, dass er dir folgt, wie ein kleines Hündchen und genau das macht, was du ihm sagst…das ist doch nicht schwer für dich, oder?“ Robert kratzte bewusst am Ego seiner unwiderstehlichen Allzweckwaffe, um ihn seinen Plan schmackhaft zu machen.

„Und wer bezahlt mich?“

„Das Geld bekommst du von mir.“

Bill zeigte sich ein wenig erstaunt. „Du bezahlst mich? Die Sache muss dir ja sehr am Herzen liegen, aber wo der Haken dabei ist, finde ich nebenbei auch noch heraus, du wirst schon sehen.“

Robert verdrehte die Augen. „Da gibt es keinen Haken, tu einfach so, als wäre er einer deiner Kunden, der von mir bezahlt wird - aber lass es ihn nicht wissen.“

„Gut.“ Bill zog die Schultern hoch.“ Meinen Stundensatz kennst du ja selbst am besten.“ Bill stand auf und hängte sich seine Tasche um. Das klang wirklich nicht sehr schwierig und versprach tatsächlich ein wenig Spaß. Einen Kunden erst erobern zu müssen war mal etwas Neues, zumal dieser gar nichts davon wusste, dass ihm Berlins höchstbezahlter Callboy höchstpersönlich umgarnen würde. Eigentlich konnte sich dieser bockige Gitarrist glücklich schätzen, so überaus geschmackvoll reingelegt zu werden, es gab sicher auch unschönere Methoden, um jemanden zu einer Unterschrift zu bewegen. Außerdem waren Musiker doch sehr interessante Menschen, er wollte schon immer mal einen kennen lernen.

„Warte! Am Samstag steigt eine Party, weil dieser Gitarrist Geburtstag hat. Tom heißt er übrigens und ist nicht viel älter als du. Die Plattenfirma spendiert diese Party als Willkommensgeschenk an die Jungs und ich bin natürlich auch eingeladen und darf jemanden mitbringen. Derjenige wirst natürlich du sein, also mach dich hübsch und benimm dich! Wenigstens so lange, bis du ihn an der Angel hast!“

Bill stolzierte bereits dem Ausgang zu und präsentierte Robert seine nicht minder passable Kehrseite. „Aber klar doch! Du wirst stolz auf mich sein!“ Ein breites, siegessicheres Grinsen zierte sein Gesicht, als er die Haustür hinter sich schloss und den Knopf für den Fahrstuhl betätigte. Manchmal musste der Job ja auch ein bisschen Spaß machen dürfen.

~ * ~

Bill probierte mindestens schon das zehnte Outfit an und konnte sich immer noch nicht entscheiden, was er am besten anziehen sollte. Robert hatte gemeint, er könne ruhig etwas dicker auftragen, womit er meinte, er solle sich noch schräger als sonst kleiden, damit ihn dieser ominöse Tom überhaupt nicht übersehen konnte. Bill freute sich, weil heute nach seinen Regeln gespielt werden würde. Dieser Tom konnte nichts von ihm fordern oder verlangen, weil er absolut ahnungslos war. So gefiel ihm das.

Beim Wühlen in seinen Stapeln von T-Shirts, bemerkte er ein Knäuel im hinteren Bereich, welches sich als zusammengeknautschtes Oberteil entpuppte, was er schon ewig nicht mehr in Händen gehalten, geschweige denn getragen hatte. Neugierig entfaltete er es vor seinen Augen und erkannte das zerlöcherte Netzhemd wieder, was er vor Monaten von Robert gekauft bekommen hatte. Erst wollte er es wieder zurücklegen, besann sich dann aber doch und probierte es vor seinem großen Spiegel an.

Oh Gott, er sah aus, wie die Jungfrau im Netz, die es aber faustdick hinter den Ohren hatte. Das Teil bewegte sich haarscharf an der Grenze zum schlechten Geschmack und genau deshalb zog Bill es in Erwägung, es doch zu tragen. Aber nur mit dem Netzteil allein konnte er auch wieder nicht erscheinen, schließlich gingen sie nicht zu einer Schwulenparty, sondern zu einer Geburtstagsfeier. Wählerisch stand er vor seinem Kleiderständer mit den ganzen Lederjacken, die sich während unzähliger Shoppingtouren angesammelt hatten.

Er nahm eine superenge und genauso kurze Jacke in glänzendem Schwarz heraus und zog sie darüber. Zu würde er die Jacke nicht bekommen, selbst bei seiner schmalen Figur nicht. Sie war ursprünglich aus einem Secondhand-Laden und hatte höchstwahrscheinlich mal einem Biker-Kind gehört. Auch die Arme waren etwas zu kurz und so streifte er sie bis zum Ellenbogen hoch, damit das nicht auffiel. Aber sonst war sie für seine Zwecke ideal. Sie versteckte das Nötigste und zeigte doch noch genügend Haut am Bauch und an der Brust.

Das sah rattenscharf aus. Aber war es das Richtige, um einen völlig unvoreingenommenen jungen Mann an dessen Geburtstagsfeier um den Finger zu wickeln? Wohl eher nicht. Seufzend zog er es wieder aus und langte letztendlich doch wieder nach dem schmal geschnittenen schwarzen Rüschenhemd, dessen Stoff ebenfalls durchsichtig genug war, um die typischen Merkmale eines zarten Jungenkörpers andeutungsweise durchscheinen zu lassen. Er konnte ja zur Not ein paar Knöpfe mehr offen lassen, wenn die Stimmung es zuließ.

Zufrieden mit sich und seiner Kleiderwahl schickte er seinem Spiegelbild einen Luftkuss zu und komplettierte anschließend sein Outfit mit allerhand schwerem Schmuck und mit einer dunkelblauen, ebenfalls sehr knappen Jeans, die extrem tief in den Hüften hing und ihm trotzdem ellenlange Beine bescherte. Sein übliches Schminkritual hatte er bereits hinter sich gebracht. Er erneuerte nur noch einmal das Lipgloss und sprühte sich einen Hauch seines erlesenen Parfüms hinter die Ohrläppchen. Wenn dieser Tom nicht gänzlich unter Sinnesstörungen litt, dann würden seine Augen schon bald auf Bills außergewöhnlicher Erscheinung kleben und er würde sich nichts anderes mehr wünschen, als diesen verruchten Körper in irgendeine dunkle Ecke zu zerren und über ihn herzufallen.

~ * ~

Robert wollte Bill eigentlich abholen, doch der hatte darauf bestanden selbst zu fahren. Wer wusste schon, was der Abend so bringen würde und außerdem liebte er es, unabhängig zu sein. So holte er Robert ab und ließ sich von ihm die Strecke zur Partylocation erklären. Als sie ankamen, war die Feier bereits in vollem Gange und ein paar Mutige tanzten sogar bereits. Das Buffet war schon teilweise geplündert worden und man stand in überschaubaren Grüppchen zusammen, rauchte und lachte und ließ sich von lauter Discomusik beschallen.

Bill schaute sich interessiert um und versuchte herauszufinden, ob er das Geburtstagskind ohne Roberts Hilfe erkennen würde. Ein Gitarrist und nicht viel älter als er selbst…das durfte doch nicht so schwer sein. Sahen die nicht alle gleich aus? Er suchte nach abgewetzten Jeans, T-Shirt und langen Haaren. Aber hier waren alle relativ jung und trugen abgewetzte Jeans, was Bill für sehr erfrischend befand, hatte er doch in der vergangenen Woche, außer einem kurzen Treffen mit Sebastian, nur Kontakt zu Personen gehabt, die mindestens doppelt so alt waren, wie er selbst.

Mit einem vorfreudigen Rumoren im Bauch strich er sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und nahm sich einen Teller vom Buffet, um ihn mit diversen Appetithäppchen zu bestücken. Er hatte zwar keinen besonderen Hunger, aber er brauchte eine unauffällige Beschäftigung, um dabei ungestört die Leute beobachten zu können. Mit langen, spitzen Fingern pickte er sich die Erdbeeren von seinem Teller und steckte sie sich nacheinander in den Mund, als sich Robert zu ihm gesellte.

„Du hast ihn noch nicht entdeckt, hab ich Recht? Soll ich ihn dir zeigen?“

„Nein, ich will ihn selber finden.“ Bill war gut gelaunt und frohen Mutes. Einem vorbeilaufenden Kellner nahm er geschickt ein Glas Sekt vom Tablett und genehmigte sich einen erfrischenden Schluck. Da er jetzt keine Hand mehr zum Essen frei hatte, suchte er nach einer Abstellmöglichkeit für seinen Teller. Ein Stehtisch nahe der Tanzfläche erschien ihm dazu genau richtig und er lief schnurstracks darauf zu, ehe er von anderen Gästen besetzt werden konnte.

Es gefiel ihm hier, der Ort war okay, die Musik war gut und er wippte dazu im Takt, während er genüsslich seine Häppchen vertilgte, der Sekt war trocken genug und ausreichend gut gekühlt und die Leute hier schienen nett zu sein. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, verschränkte die Arme darauf und streckte seinen kleinen Hintern raus. Ab und zu schüttelte er sein dichtes schwarz schimmerndes Haar nach hinten, damit es seine Sicht nicht behinderte und nachdem sein Teller geleert war, zündete er sich in Ruhe eine Zigarette an.

Er entdeckte Robert auf der anderen Seite der Tanzfläche, der sich mit einem Unbekannten unterhielt und der nach einer Weile zu Bill herüberschaute und Blickkontakt suchte. Er machte merkwürdige Zeichen mit seinem Kopf und versuchte Bill etwas mitzuteilen, aber Bill zuckte nur mit den Schultern. Er wusste nicht, was er meinte, zu undeutlich war Roberts Mienenspiel. Roberts Gestiken wurden indes immer auffälliger, er schien hinter Bill zu deuten und Bill drehte sich langsam um, um zu sehen, was es dort Interessantes zu sehen gäbe.

In ein paar Metern Abstand entdeckte er einen Tisch, der mit lauter jungen Mädchen besetzt war, die auffällig laut lachten und durch ihre affektiertes Gehabe auffielen. Mittendrin und halb verdeckt saß breitbeinig und selbstgefällig der einzig männliche Gast dieses Tisches und ließ sich gerade von einem der Mädchen Feuer geben. Zu beiden Seiten hatte er jeweils eine Gespielin im Arm, die sich eng an ihn schmiegte und deswegen hatte er wahrscheinlich auch keine Hand frei. Sie hatten ihn fast vollständig in Beschlag genommen und himmelten ihn offen an, während es ihm zu gefallen schien. Er erzählte etwas anscheinend sehr Lustiges und alle lachten, wie auf Kommando und er selbst lachte am lautesten von allen und warf dabei anmutig den Kopf in den Nacken, dass ihm seine dunkelblonden Dreads wie wild gewordene Schlangen um die Schultern wirbelten und man ohne viel Mühe seine makellos weißen Zahnreihen bewundern konnte.

Und auch sonst erschien er Bill absolut vollkommen und noch viel mehr als das. Es war ihm sonnenklar, wieso dieses Weibsvolk um ihn herumschwirrte, wie die Bienen um den Honigtopf und jedes Wort von ihm aufsaugten, wie kostbaren Nektar. Er ertappte sich dabei, wie er das Rauchen vergaß und den Typen mit offenem Mund anstarrte, als wäre er ein Wesen von einem anderen Stern. Wieso hatte er ihn nicht schon früher entdeckt? War er blind? Hatte er etwa schon den Blick für das wirklich Schöne in dieser Welt verloren? Und noch etwas wurde ihm schlagartig bewusst und beschleunigte auf beunruhigende Art und Weise seine Atmung.

Das Schicksal meinte es diesmal gut mit ihm…oh Gott, das musste er sein! Das war Tom!


~ Ende Teil 9 ~

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#42

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 20.01.2009 23:30
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

tralala Tom ist da

hach... das find ich toll *freu*

... auch wenn ich jetzt das nächste Kapitel nicht abwarten kann... schreib loooos, Gosu *anfeuer*

Ich bin total gespannt, wie du Bill auf ihn ansetzen wirst.

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#43

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 20.01.2009 23:38
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

bill ruhig atmen. .ja das is tom. .
und du wirst dich hoff ich ..lassen
und dich verlieben und hach. .
schreib weiter schnell
viel zu nervös bin für ein kommi

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#44

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 20.01.2009 23:47
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Ja mann, ich versuch schon, mich zu beeilen!

Bin ja selber geil drauf, die beiden endlich zusammenzuführen.

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#45

RE: "Küssen verboten"

in Fanfictions 20.01.2009 23:57
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von Gosu

Bin ja selber geil drauf, die beiden endlich zusammenzuführen.



hach... das ist schön

*es trotzdem kaum abwarten kann* *schon mal mit bescheuertem Blick durch die Gegend renn*

... aber der Moment seines Auftauchens ist für mein Gefühl absolut richtig platziert... früher hätte es nicht sein dürfen. Du weißt eben wann, wo, was^^

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