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Oh Gott, Kim! Ich brauch mindestens eine Woche für das Kapitel! Wie willst du so lange deinen Blick erklären?
Ja, es hat zwar etwas länger gedauert, bis mein zweiter Hauptdarsteller die Bühne betritt, aber ich wollte das von Anfang an so.
Bill sollte bereits voll im "Geschäft" sein, ehe Tom auftaucht. Jetzt muss ich mal schauen, was ich noch so draus mache...

Zitat von BILLowy
hach... das ist schön
*es trotzdem kaum abwarten kann* *schon mal mit bescheuertem Blick durch die Gegend renn*
... aber der Moment seines Auftauchens ist für mein Gefühl absolut richtig platziert... früher hätte es nicht sein dürfen. Du weißt eben wann, wo, was^^
Jep.... Gosu weiss ganz genau wann, wo was....!!! Und ich hab jetzt auch für eine Woche ein nettes Bildchen vor Augen, wann ich an diese Geschichte denke....... he he he........ Kim....... .... insbesondere die Augenpartie hat es mit angetan...... Noch ein bisschen lange, braune Haare dazu..... und schon passt es.........


Hihi, Kim...das beruhigt mich!
Ich hab mich trotzdem extra beeilt!
10. Das Geburtstagskind und sein Geschenk
Bill wusste nicht, wie lange er bereits so dastand und sein potentielles Opfer beobachtete. Wobei beobachten stark untertrieben war, vielmehr saugte er jede kleinste Bewegung, jedes Lachen, jede Mundbewegung Toms in sich auf, als würde er zum ersten Mal einen Menschen ganz aus Fleisch und Blut erblicken. Er merkte nicht einmal, wie sich seine Lippen zu einem seligen Lächeln verzogen und seine Augen anfingen zu glänzen, als hätte er Fieber. Die Umgebung wurde unscharf und rückte in den Hintergrund, erst jetzt verstand er, was der Ausdruck Tunnelblick zu bedeuten hatte. Und ohne, dass er es selbst mitbekam, wurde er selbst zum Opfer. Ein Opfer - unfähig sich zu bewegen, unfähig zu denken und unfähig zu begreifen, was das alles zu bedeuten hatte.
Er war sich plötzlich so unsicher seiner selbst und hatte so überhaupt keine Ahnung, wie er das anstellen sollte, die Aufmerksamkeit des Umschwärmten auf sich zu ziehen, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Seine ganze Abgeklärtheit und Coolness war irgendwo zwischen seinem Stehtisch und Toms illustrer Tischrunde auf der Strecke geblieben und mittlerweile genauso wenig vorhanden, wie seine Jungfräulichkeit. Was wäre, wenn er gar nicht auf ihn stehen würde, sondern ausschließlich dem weiblichen Geschlecht zugeneigt wäre? Wäre doch möglich, dass er ihn sogar abstoßend fand, so wie er sich schminkte und anzog. Vielleicht hätte er sich doch nicht ganz so provokant kleiden sollen. Bill wurde schrecklich nervös und schnell stellte er sein Glas ab, ehe es drohte, ihm an den verschwitzten Fingern abzugleiten und in tausend Scherben zu zerbrechen. Aufmerksamkeit konnte er in seinem Zustand gerade nicht gebrauchen.
Wieso war er bloß so schnell auf Roberts Angebot eingegangen? War er eigentlich total bescheuert? Wie hatte er nur großkotzig denken können, er würde alles und jeden um den Finger wickeln können…nur weil ein paar widerliche, ältere Männer mit eindeutig zu viel Geld auf seinen glatten, jungen Arsch standen? Was bildete er sich nur ein? Sein Bezug zur Realität hatte, seit er in gewissen Kreisen verkehrte, eindeutig gelitten, nur wollte er sich das bisher nicht eingestehen. Sein ganzes Selbstbewusstsein, was er sich in den letzten Monaten mühevoll aufgebaut hatte, verkehrte sich in ein paar läppischen Minuten ins komplette Gegenteil und nur, weil er sich einem Jungen nähern sollte, den er vom ersten Augenblick an absolut anbetungswürdig fand.
Jemand stieß ihn von der Seite an und forderte seine Aufmerksamkeit. Es war Robert, der sich zu ihm gesellt hatte und sein Glas auf Bills Stehtisch abstellte. Bill war froh, über den Beistand. Er musste unbedingt mehr über diesen Tom erfahren, bevor er irgendetwas unternehmen würde. Wie das dann aussehen würde, war ihm allerdings noch völlig schleierhaft. Er fühlte sich in seinem Denken gelähmt und total unkreativ, eigentlich zu nichts zu gebrauchen, außer dumm herumzustehen und zu glotzen, während die Selbstzweifel ihn innerlich zerfraßen.
„Was ist denn mit dir los? Hast du ein Gespenst gesehen?“
„Hä?“ Bill schreckte zusammen, als Robert ihm plötzlich ins Ohr sprach.
„Weißt du jetzt, wer er ist?“
„Äh…ja, ich glaub schon.“
„Und? Was sagst du? Ist doch mal ein ganz netter Auftrag, oder?“
„Ähm…ja, vielleicht.“
„Jetzt tu bloß nicht so, du darfst ruhig ein wenig Begeisterung zeigen, ich merke doch, dass er dir gefällt.“ Robert grinste wissend.
„Hättest du mir auch gleich sagen können, dass er ein heterosexuelles Machoarschloch ist“, blaffte Bill viel zu schnell und übertrieben, als dass es glaubhaft wäre. Insgeheim wünschte er fast, es wäre so, aber Tom sah so gar nicht nach einem Arschloch aus, auch wenn ihm die Rolle als Mittelpunkt der weiblichen Partywelt wie auf den Leib geschneidert schien.
Robert grinste noch breiter. „Als ob das von irgendeinem Belang wäre, wer oder was er ist. Du knackst doch jede Nuss, Sweetheart. Außerdem warst du doch die ganze Zeit völlig unterfordert, ich dachte mir, du brauchst mal eine echte Herausforderung.“
Bill lachte verächtlich. „Aber klar doch! Du meinst sicher, ich brauch mal eine ordentliche Abfuhr, damit du mich wieder mit deinen miesen Aufträgen aufpäppeln kannst!“
„Jetzt sei doch nicht so pessimistisch! Ich glaube, Tom hat noch überhaupt keinen blassen Schimmer davon, wie erfrischend anders es ist, einen straffen Jungenarsch zu vögeln…oder sich von jemandem seinen Schwanz blasen zu lassen, der ganz genau weiß, wie es am geilsten ist, weil er selber einen hat…“
Bill schaute Robert missbilligend an. Wie treffend er sich wieder einmal ausdrückte! Er befürchtete nur, dass ihm heute sein Schwanz im wahrsten Sinne des Wortes im Wege stehen würde. Hätte er keinen, könnte er sich einfach dort unters Weibsvolk mischen und irgendwann wäre auch er an der Reihe, um auf Toms Schoß zu landen und ihm schöne Augen zu machen. Aber heute hieß es: Alles oder nichts. Entweder Tom konnte sich mit seinem Schwanz arrangieren, oder der Auftrag ging gründlich in die Hose und zwar in seine eigene.
„Scheiße, ich glaube, ich brauch jetzt was zu Trinken! Aber was Ordentliches!“ Bill atmete tief ein und aus. Ihm war, als würde er gleich vor einem ausgewählten Gremium eine wichtige Prüfung ablegen müssen, für die er versäumt hatte, zu lernen.
„Du gefällst mir, wenn du so nervös bist…warte, ich hol dir etwas!“ Robert entfernte sich immer noch grinsend und ging zur Bar, um Bills Wunsch nachzukommen.
Bill zündete sich indessen die nächste Zigarette an, weil er von der Vorigen nicht viel gehabt hatte. Sie war sinnlos niedergebrannt, währenddessen er Tom durch eine riesige rosa Brille angestarrt hatte. Hektisch rauchte er ein paar Züge, nur um zu merken, dass ihm der Geschmack danach schon wieder vergangen war. Er drückte sie aus, als Robert ein volles Schnapsglas mit einer klaren Flüssigkeit vor ihm hinstellte.
„Was ist das?“
„Wodka.“
Bill stürzte das starke Getränk hinunter, als würde das sein Leben retten und zog hinterher eine angewiderte Grimasse. „Pfui Deibel!“
Doch er spürte schnell die trügerische Wohligkeit und Wärme, die sich in seinen Gliedern breitmachte und fühlte sich tatsächlich etwas besser. Vielleicht sollte er noch einen von diesem Kaliber seine Kehle hinuntersaußen lassen, dann würde er sich vielleicht endlich in der Lage fühlen, sich von diesem Tisch loszueisen und seiner Arbeit nachzugehen. Oh Mann, wenn er jedes Mal erst Alkohol bräuchte, um einem Menschen zu begegnen, dann würde er ganz schnell davon abhängig werden, aber glücklicherweise war dies das erste Mal, das er das Bedürfnis hatte, seine Nervosität mit diesem Mittel zu betäuben.
„Weißt du was, ich lass dich jetzt lieber in Ruhe, nicht das er uns noch zusammen sieht, das wäre ungünstig“, legte Robert fest und machte sich auch sogleich aus dem Staub. Bill blickte ihm ratlos hinterher und klammerte sich mit beiden Händen an der Tischplatte fest. Jetzt war er wieder allein mit sich und seinem Problem namens Tom.
Mein Gott, was machte er plötzlich für ein Problem daraus, einen Kerl anzubaggern? Er war aber heute auch empfindlich! Eigentlich musste er sich nur einreden, Tom wäre irgendein reicher alter Sack, der nur sehnsüchtig darauf wartet, dass sich ihm ein junges, hübsches Bürschlein mit gespreizten Beinen auf den Schoß setzt, an dem er herumtatschen kann. Was soll denn so schwer daran sein? War schließlich scheißegal, ob Tom gut aussah oder nicht! Seit wann ließ er sich durch solche Nebensächlichkeiten ablenken? Hier ging es ums Geschäft und um nichts anderes, also Augen zu und durch!
Das Wort „Feigling!“ geisterte durch seinen Kopf und nagte an seinem Selbstbewusstsein. Er wollte es ausradieren, aber das ging nur, wenn er sich endlich einmal zusammenreißen würde und nicht solch unnützes Zeug denken würde. Überhaupt dachte er viel zu viel und das war, während er seinem Job nachging, gar nicht gut. Und das war es doch am Ende nur: Ein Job, wie jeder andere auch! Nein, war es nicht, säuselte ihm eine lästige Stimme aus dem Inneren seines Herzens zu und er schüttelte ein paar Mal schnell hintereinander seinen Kopf, um die Stimme zu verscheuchen. Doch! War es! Verdammt noch mal! Jetzt oder nie!
Wie von selbst setzten sich seine Füße in Bewegung und steuerten den vollbesetzten Tisch an, an dem es sich Tom mit seinem weiblichen Gefolge gemütlich gemacht hatte. Bills Herz pochte bis zum Hals und am liebsten wäre er wieder umgekehrt, doch seine Beine gehorchten ihm nicht, sie staksten unaufhaltsam weiter direkt ins Epizentrum seines Herzbebens. Ihm blieb nicht einmal die Zeit, sich zu überlegen, was er denn nun eigentlich tun oder sagen sollte, da stand er bereits vor dem Auserwählten und sogleich blickten ihn ein paar vergnügte, samtbraune Augen an, die sich zu fragen schienen, was die schwarzhaarige Erscheinung vor ihm zu bedeuten hatte.
Bill erwiderte standhaft den Blick und zauberte dazu sogar ein zaghaftes Lächeln auf seine Lippen. Es kam ganz automatisch, er musste sich gar nicht dazu zwingen, man musste einfach lächeln, wenn einen dieser Tom mit seinen lustigen Haaren anstrahlte, wie eine kleine Sonne. Von nahem gefiel er Bill sogar noch besser, als von weitem, es war fast zu befürchten gewesen.
„Was bist den du für’n Schätzchen, dich kenn ich ja noch gar nicht!?“ hörte Bill den nicht mehr ganz nüchternen Gitarristen fragen und im selben Moment fragte er sich genau das selbst auch. Als was oder wer sollte er sich am besten vorstellen, um zwar Toms Interesse zu wecken und doch nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Mädels, die um Tom herumsaßen, schienen sich das auch zu fragen und tuschelten eifrig miteinander. Der ein oder andere neidische Blick wanderte zu Bills schlanker Gestalt und zu dem bildhübschen Gesicht, das dazu gehörte. Trotz ebensoviel Schminke und viel zu kurzen Miniröcken sahen sie wohl ihre Felle schneller davonschwimmen, als Tom „Schätzchen“ sagen konnte. Das roch nach echter Konkurrenz und die konnten sie absolut nicht gebrauchen. Bill entschied sich instinktiv dafür, die Frage nach seiner Identität zunächst unbeantwortet zu lassen.
„Ich…ähm…du hast doch heute Geburtstag, hab ich gehört und da gehört es sich so, dass man dem Geburtstagskind auch alles Gute wünscht und das möchte ich hiermit tun.“
Bill sprach mehr mit den Händen, als mit dem Mund, denn er breitete sie bei jedem zweiten Wort aus und faltete sie anschließend wieder ineinander. Zu seinem Entsetzen war er überdies auch noch feuerrot dabei geworden, hoffentlich deckte sein Make up ausreichend gut. Er dachte eigentlich, so etwas würde ihm nie mehr passieren, nach den ganzen perversen Dingen, die er mittlerweile erlebt hatte, doch gerade bei diesem banalen Satz schoss ihm das Blut in den Kopf, als hätte er Tom gerade über diverse Praktiken des Analverkehrs aufgeklärt.
„Dankeschön, Schätzchen. Du weißt eben noch, was sich gehört!“, freute sich Tom und zwinkerte verschwörerisch mit einem Auge. Bills Hitzewallung verlagerte sich vom Gesicht in den Magenbereich und er begann sich zu fragen, ob er jetzt doch noch krank wurde.
„Okay, und wenn du dann dein Geschenk abgegeben hast, dann kannst du Tom ja wieder in Ruhe lassen, denn der hat jetzt überhaupt keine Zeit, stimmt’s, Tom?!“ Das hellblonde Mädchen links neben ihm sprach mit einem falschen Lächeln im Gesicht und schmiegte sich noch dichter an das Geburtstagskind, um dort ja keine Luft dazwischenzulassen.
„Wow, ein Geschenk bekomme ich auch noch?“ Tom schien ehrlich erfreut und Bills nächste Hitzewallung erreichte sein Gesicht. Ein Geschenk? Was denn für ein Geschenk? Das war doch Roberts Idee gewesen, hierher zu kommen und der hatte das mit dem Geschenk doch bestimmt schon erledigt, oder? Er könnte Robert killen, dass er ihn nicht besser instruiert hatte. Vor Toms erwartungsvollem Blick wäre Bill jetzt am liebsten in den Erdboden versunken und wenn er mit dieser blöden Kuh allein gewesen wäre, dann hätte er ihr richtig giftig das Maul gestopft, aber das konnte und wollte er sich vor Tom nicht erlauben.
Doch diesmal hatte Bill sich schnell wieder im Griff, schon weil er sich vor dieser dummen Gans keine Blöße geben wollte. Und so schlecht war die Idee des blonden Girlies gar nicht gewesen. Es war anscheinend an dem Spruch: Not macht erfinderisch, doch etwas dran. Bill beugte sich zu Tom hinunter und hauchte ihm so leise ins Ohr, dass nur er es verstehen konnte.
„Wenn du unbedingt ein Geschenk willst, dann musst du mich nehmen, etwas anderes hab ich nämlich nicht dabei…“
Er atmete dabei ungewollt Toms reinrassigen Duft, Testosteron versprühender junger Männer ein, dass ihm fast schwindelig dabei wurde, doch er riss sich gerade noch zusammen. Anschauen konnte er ihn hinterher allerdings nicht mehr, der verruchte Augenaufschlag musste auf später verschoben werden, denn seine Selbstbeherrschung hatte soeben den Geist aufgegeben. Er drehte sich postwendend um und lief mit eiskalten Händen und laut pochendem Herzen weg von diesem Tisch. Er spürte die eifersüchtigen Blicke der Mädchen wie kleine Nadelstiche in seinem Rücken, doch auch die verwunderten Augen des Gitarristen, den er in völliger Geschlechterverwirrung zurückgelassen hatte.
~ * ~
~ * ~
Bill hatte hoch gepokert und in Kürze würde sich zeigen, was sein Blatt Wert sein würde. Doch bis dahin musste er unbedingt seinen Kreislauf wieder in den Griff bekommen und da ihm der Wodka vorhin so gute Dienste geleistet hatte, beschloss er erneut auf dieses Hilfsmittel zurückzugreifen. Er kletterte umständlich auf einen der Barhocker und bestellte sich einen doppelten Smirnoff, den er auf Ex hinterkippte. Diesmal nicht ganz so angewidert, schob er das Glas von sich und suchte nach seinen Zigaretten. Scheiße, die lagen noch auf dem Stehtisch an der Tanzfläche…ganz in Toms Nähe. Doch dahin würde er so schnell nicht wieder zurückkehren. Die Droge musste erst einmal in Ruhe einwirken, zuviel davon konnte Halluzinationen verursachen.
Missmutig schielte er über den gesamten Tresen, ob vielleicht der ein oder andere Nikotinsüchtige seine Packung dort abgelegt hatte, an der man sich unauffällig bedienen konnte, aber leider hielten sich die Lasterhaften wohl in einer speziellen Lasterecke auf, denn es herrschte, bis auf ein paar halbvolle Gläser, gähnende Leere vor. In seiner Not fragte er das Mädchen von der Bar, ob sie ihm aushelfen konnte und mit einem schwungvollen Wurf schmiss sie ihm ihre Schachtel zu und forderte ihn auf, sich zu bedienen. Langsam beruhigte er sich wieder.
Was machte er nur für ein Gewese um diesen Tom? Wenn er nicht anbiss, dann sollte er halt bleiben, wo der Pfeffer wächst…dann hatte Robert eben weiterhin ein Problem und musste selber damit klarkommen! Was machte er sich bloß für unnötige Gedanken? Sein Leben lief doch gar nicht so übel, er hatte sich an den Ablauf der Dinge gewöhnt und kassierte eine Menge Geld dafür. Geld, mit dem er sich jede Menge Sachen leisten konnte, von denen er vor ein paar Monaten noch nicht einmal im Traum daran gedacht hatte. Jetzt besaß er nicht nur ein neues Auto, er hatte auch eine neue Wohnung und so viele Klamotten, dass er sich in der neuen Wohnung dafür ein extra Zimmer hat einrichten lassen.
Auf die paar Kröten, die er dadurch verdienen würde, dass er Tom zur Strecke brachte, konnte er auch verzichten. Es warteten genügend andere zahlungswillige Kandidaten auf ihn, die bereits auf sein engelsgleiches Antlitz hereingefallen waren, so dass es auf einen mehr oder weniger überhaupt nicht ankäme. Er würde sich jetzt einfach einen netten Abend machen und alle störenden Gedanken die irgendetwas mit verfilzten Haaren zu tun hatten, einfach ignorieren. Wenn Tom meint, unbedingt blonde Muschis ficken zu müssen, dann soll er doch auch dabei bleiben. Pah!
Er vernichtete innerhalb kurzer Zeit einen dritten Wodka und zwei weitere Zigaretten und schaffte es dabei, sich nicht ein einziges Mal nach diesem vermaledeiten Tom umzudrehen, sondern fing ein unverfängliches Gespräch mit der hübschen brünetten Bardame an, die ihm bereitwillig ihre Schachtel Marlboro überlassen hatte, nachdem er sie noch zweimal angeschnorrt hatte und die übrigens Vicky hieß. Sie hatte nichts mit der ganzen Sippschaft hier zu tun, sondern gehörte zum Partyservice, den man für die Feier beauftragt hatte. Bill fand das sehr beruhigend, so musste er es sich nicht verkneifen, sie über die anwesenden Personen auszufragen, weil sie sowieso keinen von ihnen kannte.
Nachdem er ihre Zigaretten aufgeraucht hatte, wurde es ihm aber doch zu langweilig, sich noch weiter über die ungemein interessanten Tätigkeiten im Rahmen des Partyservice zu unterhalten und er verließ sie mit einem zuckersüßen Lächeln und der Ausrede, einen Bekannten entdeckt zu haben, den er unbedingt begrüßen müsse. Als er aufstand, spürte er die Wirkung des puren Wodkas in seinen Beinen aufsteigen und er hangelte sich erst ein Stück an der Bar entlang, ehe er zur freien Gangart überging. Vielleicht waren Erdbeeren als Grundlage doch nicht gehaltvoll genug gewesen, kam ihm in den Sinn. Aßen die Russen nicht vorher fettigen Fisch, ehe sie sich mit Wodka vollaufen ließen? Er schüttelte sich bei dem Gedanken und konzentrierte sich lieber auf die dunkelroten Fußbodenfließen, deren Fugen er zu folgen versuchte, ohne korrigierende Ausfallschritte machen zu müssen.
Er merkte gar nicht, wo er hinlief, so hatte er mit seinem Gleichgewicht zu tun und stand mit einem Mal vor einer Glastür, die zu einer Terrasse hinausführte, die ziemlich groß war und auf der vereinzelt Tische und Stühle herumstanden, über die große Sonnenschirme gespannt waren. Vom Geländer aus hatte man allerdings keine so schöne Aussicht, wie aus Roberts Wohnzimmer, sondern man blickte auf die gegenüberliegende Häuserzeile und dazwischen auf gut frequentierte Hauptstraße.
Nicht gerade idyllisch, aber die kühle Brise tat Bill gut. Er lehnte sich an das Geländer und ließ den Wind durch sein Haar streichen. Es flatterte unruhig über seinen Rücken und sein halb geöffnetes Rüschenhemd flatterte eifrig mit. Er schloss die Augen, um den Moment der Ruhe zu genießen und einmal kurze Zeit keine Rolle spielen zu müssen und atmete tief ein und aus. Er glaubte mittlerweile nicht mehr daran, dass das mit Tom noch etwas wurde. Warum sollte der eine Horde williger Mädchen im Stich lassen, nur um sich einem völlig Fremden zuzuwenden, bei dem er nicht einmal wissen konnte, ob er sich nicht nur einen Spaß mit diesem Satz erlaubt hatte?
Wäre er Tom gefolgt, wenn es umgekehrt gewesen wäre? Blöde Frage…natürlich er wäre das Risiko eingegangen, denn er fand Tom nicht nur wunderschön, sondern er hatte auch so etwas Sympathisches an sich, so dass er gar nicht hätte anders reagieren können. Aber er wusste ja nicht, wie Tom von ihm dachte und merkwürdigerweise interessierte es ihn aber. Im Gegensatz zu seinem sonstigen Klientel machte er sich etwas aus Toms Meinung. Wie hatte er wohl in der ersten Sekunde auf ihn gewirkt, als er so halb verstört vor ihm stand und ihm zum Geburtstag gratulierte? Fand er ihn vielleicht auch schön…oder sympathisch? Hatte er etwas an sich, was Toms Interesse wecken konnte? Und zwar so sehr, dass er dieses Risiko einging? Oder dachte Tom nur: Was für ein Freak! Bill hätte es gerne gewusst, selbst auf die Gefahr hin, dass es ihm nicht gefallen würde.
Das Metall des Geländers fühlte sich kalt an und ihm selbst wurde auch ein wenig kühl. Er wollte sich doch ursprünglich heute amüsieren…tanzen, sich unterhalten, ein wenig flirten. Und was war daraus geworden? Er machte sich Gedanken darüber, wie er auf andere wirkte…und der Wodka war auch nicht mehr das, was er einmal war…scheiße!
Er konnte ja Robert Bescheid sagen, dass er den Auftrag hinschmiss, dann würde der Abend vielleicht doch noch ganz erfreulich werden, obwohl er tief im Inneren daran zweifelte. Vielleicht brauchte er auch nur einfach einmal Abstand zu allem. Er sollte mit Sebastian in den Urlaub fliegen. Er würde ihn einladen…blendende Idee! Die Blitzidee zwang ihn zu einem kleinen Lächeln, weil er da schon eher darauf hätte kommen können. Jeder hatte einmal Urlaub von seinem Job. Es war so gut, wie geplant. Er drehte sich frohen Mutes herum und wollte wieder hineingehen, als sich die Schiebetür erneut öffnete und eine große, schlanke Gestalt, mit einem ungewöhnlich dicken Zopf auf die Terrasse trat. Eine unverkennbare Silhouette, obwohl er das Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.
Bill erstarrte in der Bewegung und hielt sich rücklings an der Querstrebe des Geländers fest. Mit einem Schlag war er wieder stocknüchtern. Oh Gott, er kam auf ihn zu! Der Wind wehte jetzt von hinten und blies ihm die schwarzen Haare ins Gesicht. Sie verwirbelten vor seinen Augen, kitzelten ihn an den Wangen und verfingen sich in seinen langen Wimpern. Er müsste eine Hand loslassen, um sie zu bändigen, aber das ging im Moment nicht, er brauchte den sicheren Halt.
Tom blieb dicht vor ihm stehen. Es sah nicht so aus, als wenn er zufällig hier war. Er grinste unbeholfen, aber unheimlich süß und wirkte überhaupt nicht mehr so selbstsicher, wie noch vorhin inmitten seiner weiblichen Gesellschaft. Es war für Bill eine Wohltat zu hören, dass nicht nur er selbst stotterte, wenn er aufgeregt war.
„Ähm…was du vorhin …äh… gesagt hast…gilt das noch?“ Tom knetete seine linke Hand durch, als hätte er darin Verspannungen.
Bills Augen irrten unruhig über Toms verlegenen Gesichtsausdruck. Er registrierte kaum, was Tom gefragt hatte, allein, dass er hier zu ihm gekommen war, empfand er als ein kleines Wunder. War Tom doch risikofreudiger, als er angenommen hatte? Oder hatte es doch ganz andere Gründe? Er schluckte seine Befangenheit hinunter und schaute auf die Uhr.
„Da hast du Glück, es ist erst halb zwölf. Du hast immer noch Geburtstag.“
Und wenn es halb vier Uhr morgens gewesen wäre, hätte er Tom immer noch mit Freuden zur Verfügung gestanden, doch eine blödere Antwort fiel ihm so schnell nicht ein. Und außerdem war das cooler, als wenn er gesagt hätte, dass er ihn immer und zu jeder Zeit haben könne. Das entspräche dann zwar eher der Wahrheit, aber die musste Tom ja nicht unbedingt gleich auf die Nase gebunden bekommen.
„Wenn das so ist, dann hätte ich jetzt gerne…mein Geschenk…“
~ Ende Teil 10 ~



au ja... Geschenke ^^
wundervoll ... hach
Du hast es herrlich hinbekommen, wie dieser inzwischen ziemlich "abgefuckte" Bill mit Blick auf Tom völlig von ihm gefangen wird und all seine antrainierten Mechanismen in sich zusammenkrachen... hach... so wollte ich das lesen
Ich hab den Teil sehr genossen... danke
... und das war eeeecht schnell... ganz sehr schnell sozusagen xD ... yeah

Öhm....es geht schon weiter *im Moment ziemlich fix bin*
Ich hoffe, ich bin euch nicht zu schnell.^^ Und...ähm dankeschön, für eure süßen Kommis!
11. I’m your Baby tonight
Bills depressive Stimmung, die ihn noch vor ein paar Minuten beherrscht hatte, war wie vom Winde verweht, als Tom ihm mit leiser Stimme seinen Wunsch offenbarte und stattdessen machte sich ein flatterhaftes Glücksgefühl in ihm breit. Er schien doch interessant genug für ihn zu sein, um das Wagnis einzugehen, eine sichere Beute sausen zu lassen und sich auf fremdes Gebiet vorzuwagen. Natürlich war Bill klar, dass er nicht unbedingt der gängigen Norm entsprach, sonst wäre er wohl auch nicht so erfolgreich in seinem Geschäft dabei, aber das er damit auch bei einem wie Tom landen konnte, bescherte ihm direkt einen kleinen emotionalen Höhenflug.
Ob Tom allerdings nur außerordentlich neugierig war, was sich hinter Bills geflüstertem Angebot verbarg oder lediglich auf Bills nach außen hin coole Masche angesprungen war, war Bill dabei in erster Linie egal. Sein Hauptaugenmerk bestand im Moment darin, Toms Interesse auf einem hohen Level zu halten und es nicht durch unüberlegte Worte zunichte zu machen. Zu zerbrechlich erschien Toms wagemutiger Entschluss, ihm hierher zu folgen, denn er schaute sich wiederholt nach der großen Glasschiebetür um, die er so sorgfältig wieder hinter sich geschlossen hatte, dass ihm auch ja niemand auf die Schliche kam.
Jetzt wo Bill mitbekommen hatte, dass Tom genauso linkisch sein konnte, wie er es vorhin gewesen war, fiel es ihm viel leichter, sich von seiner gewohnt selbstsicheren Seite zu zeigen. Auch hoffte er, Tom damit ein wenig Mut zu machen, nicht doch wieder den Rückzug anzutreten, wenn ihm klar wurde, wie fremd das Gebiet tatsächlich war, was er soeben betreten hatte. Er hatte so die leise Ahnung, dass Toms Blick vorhin ein wenig vernebelt gewesen war und der arme Junge im Grunde überhaupt nicht wusste, auf was für ein Angebot er sich gerade einlassen wollte.
Bills Stimmungshoch drohte in Übermut umzuschlagen und ihm lag auf der Zunge, Tom geradewegs ins Gesicht zu sagen, dass sein „Geschenk“ so einige Überraschungen für ihn bergen würde, doch im letzten Moment konnte er es sich verkneifen. War das Blut nicht auf der richtigen Temperatur, konnte so eine Entdeckung ganz schnell die Stimmung verderben. Er beschloss Tom zunächst mit Samthandschuhen anzufassen und abzuwarten, zu welcher Sorte Mensch Tom gehörte. Die Samthandschuhe verpasste er zunächst seiner Stimme, die fast tonlos und nur ein Flüstern im Wind war.
„Hey, du kannst ja auch richtig schüchtern sein…eben warst du doch noch ganz anders drauf, hatte ich den Eindruck. Oder suchst du immer noch nach der roten Schleife?“ Bill schmunzelte über Toms zögerliches Verhalten. Jetzt war er wieder in seinem Element, hier kannte er sich aus, hier fühlte er sich sicher. Der Fisch zappelte bereits am Haken und musste nur noch mit einem Netz an Land gehievt werden. Jetzt konnte er auch das kalte Geländer loslassen und sich endlich die wirren Strähnen aus dem Gesicht streichen. Er bewegte sich auf bekanntem Terrain.
Dafür nahm Tom das Geländer für sich in Anspruch, indem er sich links und rechts neben Bills Körper daran festhielt und ihn damit quasi an der Flucht hinderte. Umgekehrt wäre es wohl besser, überlegte sich Bill im Stillen, fügte sich aber nur zu gerne seinem Schicksal. Tom lachte zuerst leise, dann schaute er zur Seite und griente vor sich hin. „Ich weiß auch nicht, es ist irgendwie alles seltsam heute…du bist seltsam – auch ohne rote Schleife.“
„Du findest mich seltsam? Warum bist du dann hergekommen?“ Bill spürte Toms Unsicherheit und die gab ihm die Kraft, die Sache in die Hand zu nehmen. Dass Tom auch alles seltsam fand, beruhigte ihn, es ging also nicht nur ihm so.
„Nein, nicht direkt seltsam, du bist…nur so…so anders irgendwie. Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll…du hast mich halt neugierig gemacht.“
„Neugierig auf was?“ Bill legte den Kopf schief und schaute Tom mit einem lauernden Blick von unten herauf an.
Tom schreckte fast ein wenig zurück, als er seinen Kopf wieder zu Bill drehte, weil er so dicht vor ihm stand, hielt sich aber weiter tapfer am Geländer fest. „Siehst du! Das meine ich! Du bist…du bist so anders! Ich hab einfach so jemanden wie dich noch nie gesehen. Ich will wissen, ob es so jemanden wie dich überhaupt geben kann…das ist doch nicht normal…“
„Was ist nicht normal?“ Bill freute sich, wie er Tom durcheinander gebracht hatte und seine Schneidezähne nagten erwartungsfroh an seiner Unterlippe. Wieso hatte er sich eigentlich so einen Kopf darum gemacht? Die Droge wirkte immer gleich…
„Du siehst aus, als wenn du überhaupt nicht hierher gehören würdest, sondern als wenn du…als wenn du von nem anderen Stern wärst.“
„Also so was wie ein Alien?“, wollte Bill wissen. Er stellte eine Gegenfrage nach der anderen, aber Tom schien das nicht zu bemerken.
Der lächelte nur mit verklärtem Blick. „Nein, eher so was wie ein Engel…“
„Wenn du dich da nicht mal täuschst…“ Bills Mund zierte ein kleines teuflisches Lächeln, als er Toms Hände ergriff und ihn ganz ans Ende der Terrasse mitzog, die am weitesten von der Glastür entfernt war und ihn dort rücklings auf einen Gartenstuhl platzierte. Er nahm zwar Toms selig-faszinierten Gesichtsausdruck wahr, ließ ihm aber keine Zeit, über irgendetwas nachzudenken, sondern setzte sich, ohne zu fragen, breitbeinig auf seinen Schoß, so dass er ihm zugewandt war.
„Guck…so was tun Engel normalerweise nicht…und sie bieten sich auch niemandem als Geschenk an. Das gehört sich nämlich nicht.“ Die letzten Worte flüsterte er ihm wieder ins Ohr, wobei er hauchzart mit den Lippen Toms warme Haut streifte.
Bill bemerkte mit Genugtuung, wie Tom beschleunigt durch die Nase atmete, so dass sich die Nasenflügel blähen und sich sein Brustkorb unter diesem weiten T-Shirt schnell hob und wieder senkte.
„Hast du Angst? Willst du lieber wieder reingehen?“ Bills dunkle Augen reflektierten die sparsame Beleuchtung, die aus dem Gebäude schien und funkelten wie zwei schwarze Edelsteine. Bis auf den Kontakt zwischen Bills Hintern und Toms Oberschenkeln gab es keine Berührungspunkte zwischen ihnen. Eine unsichtbare Mauer schien jegliche Annährung an den anderen Körper zu verhindern. Eine Mauer, die keiner von beiden zuerst durchbrechen wollte. Es war wie in einem Spiel: wer es zuerst tat, hatte verloren.
„Nein, ich will nicht reingehen, ich will mehr über dich wissen.“
Bill gefiel sich in der Rolle des geheimnisvollen Fremden. Er lächelte nachsichtig. „Was möchtest du denn wissen?“
„Wer du bist und was du jetzt vorhast.“
Bill lachte laut auf und warf seinen Kopf zurück, dass die Haare flogen. „Ich bin das Schätzchen, das weißt du doch! Und ich hab gar nichts vor, denn du hast Geburtstag, du darfst dir etwas wünschen.“ Er beugte sich dicht vor zu Toms Gesicht. „Na los, sag schon…was würde dir denn gefallen? Sei nicht so schüchtern, da drin warst du auch nicht so.“
Ein Windstoß von hinten wirbelte Bills lange Strähnen nach vorn, dass sie sein Haupt umflatterten, wie schwarze Flammen. Tom verdrehte die Augen. „Die da drin, die sind auch nicht so wie du. Die sind alle gleich…“
„Tom…“, raunte Bill, „Tom, du kennst mich doch gar nicht…vielleicht bin ich ganz genauso.“ Er verkniff sich zu sagen: „…ganz genau so eine Sch*lampe.“
Tom schüttelte den Kopf. „Ganz bestimmt nicht.“
„Wieso bist du dir da so sicher?“
„Keine Ahnung, hab ich so im Gefühl.“ Dann runzelte er die Stirn, als ob ihm plötzlich etwas einfiele. „Woher kennst du eigentlich meinen Namen?“
Bill schalt sich selbst für seine Unbedachtheit, doch er fing sich schnell wieder. „Ich hab jemanden nach dir gefragt.“ Was ja sogar fast der Wahrheit entsprach.
„Hast du dich für mich interessiert?“, hellte sich Toms Gesicht wieder auf. Bills Schrecksekunde schien er nicht bemerkt zu haben.
„Klar, ich hab doch gesagt, dass ich nicht viel anders bin“, grinste Bill. „Ich wollte wissen, wie ich dich am schnellsten ins Bett kriege.“
„Du mich?“ In Toms erhellte Miene mischte sich ein ungläubiges Staunen. „Aber du bist doch…ich meine, eigentlich müsste ich doch…“
„Stotterst du immer so viel herum? Oder mache ich dich nervös?“, unterbrach Bill Toms Gefasel und nestelte beiläufig an Toms T-Shirt herum. Dabei zog er es unauffällig ein wenig höher. Stoff berühren galt nicht, er hatte trotzdem das Spiel noch nicht verloren.
Tom verstummte verblüfft und schien eine schnelle Erwiderung hinunterzuschlucken. Er überlegte erst und kratzte sich an der Stirn, ehe er antwortete: „Nein und ja.“
Bill war kurz vor der Entblößung erster nackter Haut auf Toms Bauch, hielt aber in seiner Entdeckungsreise inne. „Du bist wenigstens ehrlich, das gefällt mir.“ Bill empfand Toms Gesellschaft mehr als angenehm. Er sah verdammt gut aus, duftete aufregend und hatte ein umwerfendes Lächeln. Das war nur der erste Eindruck, den er von ihm hatte und er hatte vor, noch viel mehr Positives an Tom zu entdecken. Er hätte gerne gewusst, wie er sich anfühlte, doch er hatte gelernt, sich zurückzuhalten. Er würde Tom noch ein bisschen mit Fragen löchern, bis er nackte Tatsachen sprechen ließ.
„Verrätst du mir auch, was du gedacht hast, als ich so plötzlich vor dir stand und dich angemacht habe?“
Toms weiße Zähne blitzten im Dämmerlicht auf und er schaute schnell zur Seite, um sein ertapptes Grinsen zu verstecken. „Zuerst habe ich überlegt, wie ich es anstelle, so’n Schätzchen wie dich am schnellsten ins Bett zu kriegen.“
Bill schmunzelte. „Dann sind wir uns ja einig.“ Er hatte soeben Toms T-Shirt angelupft und schob es bis zur Brust nach oben. Sein Wunsch nach körperlicher Vereinigung mit Tom erhärtete sich beim Anblick des durchtrainierten Oberkörpers. Toms Bauchnabel war appetitlich zwischen klar definierten Bauchmuskeln eingebettet und lockte Bill förmlich zu sich hinunter, um seine Zunge darin zu versenken. Er kam kurzzeitig aus seinem Konzept, Tom mit seiner Fragerei aus der Fassung zu bringen.
„Und dann war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob du ein Mädchen oder ein Junge bist.“
Bill löste seinen Blick abrupt von Toms wundervollem, zart gebräuntem Bauch. Jetzt wurde es ernst und er brauchte seine volle Konzentration für das Gespräch. „Ist das für dich von Bedeutung?“
Tom zuckte mit den Achseln. „Ich weiß auch nicht…normalerweise schon. Aber jetzt… bin ich mir nicht mehr so sicher.“ Er wischte sich mit der flachen Hand mehrmals über die Nasenseite, ein Zeichen dafür, dass ihn die Frage schon die ganze Zeit beschäftigte und er sich unschlüssig über eine Antwort war. Aber vielleicht wollte er die Antwort, die er sich bereits gegeben hatte, auch überhaupt nicht hören.
„Hast du denn gar nicht gesehen, dass bei mir etwas fehlt?“ Bill beugte sich wieder näher zu Tom, er wollte so leise, wie möglich sprechen, damit wenigstens seine Stimme einen weichen Klang hatte. Die Erkenntnis allein, sollte für Tom hart genug sein. „Ich hab keine Brüste, Tom…hast du das denn nicht bemerkt?“ Er ließ Toms Shirt in Ruhe und knöpfte sich stattdessen die letzten drei Knöpfe auf, die sein Rüschenhemd noch vorn zusammenhielten. Langsam zog er es mit den Fingerspitzen auseinander und präsentierte den festen Oberkörper eines fast erwachsenen Jungen, der sich aus Sport und auch aus vielem Essen nicht allzu viel machte und deswegen sehr schmal und grazil gebaut war. Und auch wenn der üppige Schmuck ein wenig davon ablenkte, so war da absolut nichts, was nur im Entferntesten auf etwas Weibliches hindeutete. Die hellbraunen, winzigen Knospen der Brustwarzen, waren die einzige Erhebung auf diesem flachen Oberkörper, der so gar keine Spuren von Fettgewebe unter der Haut aufzuweisen hatte.
Tom schluckte auffällig, verhielt sich aber sonst seltsam reglos, während sein Blick scheu über Bills nackten Oberkörper irrte. Dann schüttelte er langsam seinen Kopf. Seine Stimme klang kratzig, als hätte der Anblick von Bills glatter, weißer Haut seine Stimmbänder ruiniert. „Nein.“ Er räusperte sich. „ Nein, ich hab es nicht bemerkt. Du bist auch die…äh… der Erste, dem ich nicht zuerst auf die Titten geschaut habe, sondern in die Augen, denn die sind nämlich einfach…einfach sagenhaft.“
Das war beileibe nicht das erste Kompliment, was Bill über seine bombastisch geschminkten Augen erhalten hatte, doch es rührte ihn gerade bis tief ins Herz, weil es so herrlich resigniert und ehrlich aus Toms Mund kam. Und das in einer Phase, in der Tom gerade in seinem ganzen Ausmaß begriff, dass auf seinem Schoß kein schwarzhaariges Supergirl, sondern ein Geschlechtsgenosse, mit verwirrend stark ausgeprägten femininen Attributen saß.
Toms Ehrlichkeit verleidete Bill jegliche Spielchen und außerdem tat er ihm fast ein wenig Leid, dass er ihn ungewollt so getäuscht hatte. Es war von seiner Seite keine böse Absicht gewesen. Er hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Für ihn war es normal, sich so zu schminken, sich die Nägel zu lackieren und viel Schmuck zu tragen und wenn er damit irgendeinen seiner Kunden zuerst auf eine falsche Fährte lockte, dann war ihm das bisher scheißegal gewesen. Aber der Anblick des leicht verstört wirkenden Tom, den er jetzt damit vielleicht überfordert und in eine tiefe Identitätskrise gestürzt hatte, war ihm ganz und gar nicht egal.
Bill machte schnell einen Knopf wieder zu, um Tom den Blick auf seine hügellose Jungenbrust zu verwehren. „Bist du jetzt enttäuscht?“ Er wusste nicht so recht, wie er den hilflosen Ausdruck in Toms samtbraunen Augen deuten sollte, zudem dieser auch noch stumm, wie ein Fisch unter ihm saß und völlig in sich gekehrt schien. Die alte Unsicherheit bemächtigte sich seiner wieder. „Soll ich dich lieber allein lassen?“
Toms fassungsloser Blick erreichte ihn. „Nein! Neinnein, du musst hier bleiben! Ist doch eh schon viel zu spät.“
Bill zog seine rechte Braue nach oben, dass seine Stirn widerstrebend ein paar Falten warf. Jetzt war es an ihm, verständnislos zu gucken. Für wen oder was war es zu spät? Waren seine Mädels etwa schon gegangen?
„Jetzt guck nicht so!“ blaffte Tom plötzlich los und riss die Arme in die Höhe, dass Bill erschrocken zurückwich. „Jaaa, Gratulation, du hast es geschafft! Jetzt bin ich scharf auf einen…Scheiße! …auf einen KERL!“ Er schüttelte dazu fassungslos den Kopf.
Bill schaute immer noch erschrocken drein, bis Toms Soft-Outing langsam zu seinen Gehirnzellen durchdrang. Seine Mundwinkel bog es daraufhin unaufhaltsam nach oben, er konnte gar nichts dagegen tun. Toms Erkenntnis hatte trotz allem etwas Belustigendes für ihn, auch wenn es für Tom selbst sicher nicht ganz so lustig war. Schmunzelnd rückte er auf Toms Oberschenkeln wieder näher an ihn heran.
„Ja und? Ich auch, da ist doch nichts dabei. Aber ich verrate es auch niemanden, wenn es dich beruhigt.“
Tom schaute ihn verständnislos an, als hätte er ihm gerade vorgeschlagen, heute noch öffentlich ihre Verlobung bekannt zu geben und nuschelte irgendwas von „…möchte ich auch geraten haben.“
Bill bekam das Bedürfnis Tom zu beruhigen. „Mach doch kein Drama draus! Du hättest es doch fast gar nicht gemerkt, also kann es doch gar nicht so viel anders sein.“
Tom wand sich unter ihm, wie eine verwundete Schlange, es fiel ihm schwer, die Erkenntnis zuzulassen. „Na klar ist das anders!“
„Quatsch! Du würdest es nicht einmal gemerkt haben, dass ich ein Junge bin, wenn du mich geküsst hättest, also mach nicht so ein Theater!“ Bill war halb amüsiert, halb verärgert über Toms sinnlosen Widerstand.
„DAS hätte ich auf jeden Fall gemerkt!“, protestierte Tom und hob abwehrend die Hände.
„Hättest du nicht!“
„Doch!“
Bill reichte es jetzt, er packte Toms Handgelenke, riss sie auseinander und verschaffte sich mit sanfter Gewalt Zugang zu seinem Gesicht. Ohne zu überlegen presste er energisch seinen Mund auf Toms aufmüpfige Lippen, dass dieser mit weit aufgerissenen Augen überrascht die Luft einsog. Toms panisch versteifter Körper muckte noch ein paar Mal erfolglos auf, ehe er ermattete und wie leblos auf das Gartenmöbel zurücksank. Seine Augäpfel verdrehten sich gefährlich weit nach oben, bis man nur noch das Weiße sah, ehe sie von den zufallenden Lidern verdeckt wurden. Würde man es nicht besser wissen, könnte man meinen, er hätte soeben den Todesstoß erhalten und war dabei, sein Leben auszuhauchen.
Doch er war sehr wohl am Leben, alle Organe arbeiteten auf Hochtouren, alles was er aushauchte, war das letzte bisschen Verstand, was ihn noch davon abgehalten hatte, diesen Jungen genauso zu berühren, wie er es normalerweise mit seinen weiblichen Artgenossen zu tun pflegte. Bills anschmiegsamer Kussmund änderte das in Sekundenschnelle. Er machte seine Hände los, die Bill immer noch umklammert hielt und schlang sie dafür um den schmalen Rücken des Schwarzhaarigen, der über ihm thronte und ihm gerade mit begnadeter Zunge seine fest einbetonierte Weltanschauung zerstörte.
Toms Finger glitten begehrlich durch das glatte schwarze Haar und zerwühlten es, als könnten sie nicht genug davon bekommen. Der einzig noch geschlossene Knopf des Rüschenhemdes fiel Toms anderer Hand zum Opfer. Zaghaft, als könnten sie sich verbrennen, streiften Toms Fingerspitzen die einzigartig zarte Haut, die sich unter dem dünnen Stoff verbarg. Er atmete schwer und geräuschvoll durch die Nase, und doch reichte der zugeführte Sauerstoff nicht aus, um alle Sinneseindrücke in seinem Hirn zu verarbeiten. Zu viel Wundervolles und zugleich Fremdartiges auf einmal strömte auf ihn ein und versuchte sich ihm zu offenbaren.
Nur eine Meinung verfestige sich gerade in ihm. Er hatte Recht gehabt. Er hätte den Unterschied gemerkt. Es war anders, als alles, was er bisher erlebt hatte. Es war besser. Vorsichtig machte er sich von Bill los, der jetzt so berauscht aussah, als hätte er irgendwelche Glückspillen eingeschmissen. Eine Weile funkelten sie sich mit glühenden Augen und völlig atemlos an, ehe Tom sein sonniges Lächeln wieder fand und Bill damit anstrahlte. Seine Fingerspitzen streichelten immer noch über Bills halbnackten Oberkörper, nur die Haare hatte er loslassen müssen, um ihm nicht weh zu tun. Seine Hände vermissten schon jetzt das seidige, kühle Gefühl.
~ * ~
~ * ~
„Was ist?“, fragte Bill mit viel dunklerer Stimme, als noch vor dem Kuss.
„Nichts…“ Tom lächelte unbeirrt weiter und betrachtete dabei entzückt den schönen Jungen mit den anmutigen Gesichtszügen und diesen Wahnsinnsaugen, die ihn von der ersten Sekunde an, ganz gegen seinen Willen, in ihren Bann gezogen hatten.
Bill war besorgt. „Ist wirklich alles okay mit dir?“
Tom nickte. „Ich frag mich nur, wie du eigentlich heißt. Ich kann dich ja nicht ständig Schätzchen rufen.“
Bill lachte leise. „Warum nicht? So lange du mich nicht gerade Sweetheart rufst, kannst du mich auch Honey oder Baby nennen, aber du kannst auch gerne Bill zu mir sagen.“
„Bill…“, wiederholte Tom gedankenverloren, „…das Schätzchen heißt also Bill. Oh Mann, das ist so abgefahren.“ Er schüttelte langsam sein Haupt, als wäre das alles zuviel für sein kleines bisschen Verstand.
Ein schleifendes Geräusch war plötzlich ganz in der Nähe zu vernehmen und ließ beide aufblicken.
„TOOOOM?!?! Bist du hier?“
Der schrille Ruf riss beide aus ihrem Techtelmechtel und Tom erstarrte. „Runter!“, befahl er hektisch und zog Bill unsanft zu sich heran, dass er direkt auf ihm lag. Nur mit den Fußspitzen stützte er sich noch ein bisschen auf dem Boden ab. Bill begriff augenblicklich und bedeckte Toms Körper mit seinem eigenen. Seine dunkle Kleidung sollte ihnen helfen, nicht entdeckt zu werden.
„Wer ist das?“, flüsterte Bill leise in Toms Dreads.
„Schhhhhhhhhht…“, flüsterte Tom zurück und legte einen Finger auf Bills Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Gleichzeitig rutschte er noch ein Stückchen tiefer in seinem Stuhl, so dass sie fast waagerecht aufeinander lagen. Der Tisch, der zwischen ihnen und dem Terrassenausgang stand, half ihnen zusätzlich, sich zu verbergen.
Als sie so dicht aufeinander lagen, konnte Bill ihre beiden Herzen im Einklang pochen hören. Er fühlte sich, durch die Wärme und Lebendigkeit, die Tom ausstrahlte, so geborgen wie noch nie und statt sich zu ärgern, freute er sich über die kleine Störung, die ihm jetzt dieses bisher unbekannte Gefühl bescherte.
Die Tür wurde, dem Geräusch nach zu urteilen, wieder zugeschoben und sie waren wieder ungestört, doch Bill konnte sich nicht dazu entschließen, die gemütliche Unterlage, die Tom ihm bot, wieder zu verlassen. Er kuschelte sich immer noch auf den nicht gerade weichen, aber doch sehr einladend breiten Oberkörper und hielt sich an den Stofffalten des weiten T-Shirts fest. Seinen Kopf hatte er in Toms Halsbeuge gebettet und er steckte seine Nase so tief es ging zwischen Hals und herumschlingernden Dreads, um Toms aufregenden Duft in sich aufzunehmen.
„Sie ist wieder weg“, bemerkte Tom erleichtert, machte aber auch keine Anstalten, sich wieder aufzurichten, stattdessen spielte er bereits wieder mit Bills langen Haarsträhnen, die sich über seinen Schultern kringelten.
Bill schloss lächelnd die Augen und gab sich dem tiefen Geborgenheitsgefühl hin, was sich ständig weiter zu verstärken schien, je länger er hier mit Tom herumlag und seine Nähe einatmete. Er verschwendete keinen einzigen Gedanken an gestern oder morgen. Alles, was zählte, hatte er gerade hier auf dieser windigen Terrasse, mehr brauchte er nicht. Er hatte vergessen, warum er Tom unbedingt kennen lernen sollte und dass er sogar Geld dafür bekam. Und er wunderte auch kein Stück darüber, dass er von sich aus und ganz ohne Zwang jemanden so tief innig geküsst hatte, dass ihm jetzt noch die Lippen davon brannten.
Für ihn stand die Zeit still.
~ Ende Teil 11 ~


was soll das das du es wagen kannst so früh schon nen neuen teil zu posten. .hehe
dadurch wegst du nur den drang ständig neue teile zu wollen. .
nee quatsch ich freu mich tierisch darüber. .
hach ich war von den teil so verzaubert das ich erst zum schluss hin als dus erwähnt hast bemerkt hab das bill sein tabu gebrochen hat. .
viel zu gefangen war ich von der atmosphäre die sich da zwischen den beiden aufgebaut hat und viel zu selbstverständlich war es das er ihn leidenschaftlich küsst. .
uff solche küsse machen süchtig was bills verklärter blick und momentane vergesslichkeit genau zum ausdruck bringen. .
was soll ich sagen das bild passt a so gut dazu. .
ich bin einfach hin und weg. .uffi uff

Denkt bloß nicht, dass das jetzt in dem Tempo weitergeht. *Warpgeschwindigkeit erstmal abschalte*
Ich war nur gerade in Schreiblaune und wollte das selbst, dass sie sich endlich näher kommen.^^
Siehste, elodia, da haste auch nicht drangedacht, dass Bill sich eigentlich Kussverbot auferlegt hat, aber Tom kann man eben nicht so leicht wiederstehen

Zitat von Gosu
Denkt bloß nicht, dass das jetzt in dem Tempo weitergeht
Wenn das in dem Tempo weitergehen würde, würde ich auch ganz schnell mit dir rummeckern xD
... also jetzt als Leserin zwar nicht... aber als Autorin, die nichts recht auf die Reihe kriegt^^
Das mit dem Kuss ist mir glücklicherweise beim Lesen auch aufgefallen... hach *direkt noch mal hachen muss*

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