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RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 27.06.2008 15:17von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
So jetzt hier langweiliges Übergangskapitel^^
13.
Tom kniff die Augen zusammen, er hatte nicht damit gerechnet, dass draußen die Sonne vom Himmel knallte und ihn derart blendete. Draußen – das war bis eben gerade so weit weg gewesen, wie in einer anderen Welt. Doch jetzt hatte er sich losgerissen und atmete erst einmal tief durch.
Bills letzte Worte hallten immer noch durch seinen Kopf und er konnte sie einfach nicht verscheuchen, so gerne er es auch wollte. Tom konnte damit nichts anfangen, er war immer noch völlig durch den Wind und blieb nach ein paar Schritten erst einmal mitten auf dem Parkplatz stehen, um sich zu sammeln.
Im hellen Tageslicht sah hier alles halb so wild aus, musste er feststellen. Seine Angst von letzter Nacht kam ihm fast lächerlich vor, aber auf jeden Fall unbegründet. Es war einsam hier, kein Mensch weit und breit in Sicht, aber es war nichts unheimliches oder unnormales zu entdecken. Von dem schwarzen Mustang mal abgesehen, den Tom jetzt absichtlich keines längeren Blickes würdigte, so sehr es ihn auch in den Fingern juckte. Nachher stand Bill noch heimlich hinter seinen schwarzen Vorhängen und beobachtete, wie er sein Auto anhimmelte. Verstohlen warf Tom einen Blick nach oben, aber er konnte nichts erkennen, was auf diese Theorie hindeutete.
Langsam schob er wirklich Paranoia. Aber das war ja auch kein Wunder nach dieser Nacht – irgendwie.
Tom straffte sich entschlossen und setzte sich dann erneut langsam in Bewegung. Er wollte jetzt nur noch hier verschwinden und auch wenn er sich nicht in dieser Gegend auskannte, loslaufen war immer noch besser als stehen bleiben.
Er lief eine Weile einfach immer geradeaus und irgendwann kam tatsächlich in einiger Entfernung eine U-Bahn-Station in Sicht. Gott sei Dank kannte er sich mit dem Fahrplan schon ein bisschen aus, so dass es nicht allzu lange dauerte, bis er sich orientiert hatte und sicher sein konnte, heute noch zu Hause anzukommen.
Allerdings musste er noch gute 20 Minuten auf die richtige Bahn warten. Und warten hieß in seinem jetzigen Zustand so viel wie nachdenken. Doch er wollte jetzt nicht nachdenken. Er würde Georg anrufen, um sich die Zeit zu vertreiben. Genau. Gute Idee.
Tom suchte seine riesengroßen Hosentaschen ab, und wurde immer unruhiger dabei. Wo war sein verflixtes Handy denn bloß? Er hatte es doch dabei gehabt, als...
„Verdammte Scheiße“, fluchte Tom lautstark, als ihm klar wurde, wer sein kostbares Handy, seine einzige Verbindung zu Deutschland, noch immer hatte. Die umstehenden Leute bedachten Tom mit verstörten bis bösen Blicken, aber er nahm nur am Rande Notiz davon. Warum hatte er nur sein Handy vergessen? Warum, warum, warum? Er hätte es zurückfordern müssen, bevor er so überstürzt und fluchtartig abgehauen war, aber Bill hatte ihn ja wieder mit irgendwelchen fadenscheinigen Antworten völlig aus dem Konzept bringen müssen, auf die er keine passende Antwort mehr gefunden hatte.
Und mit dem Ergebnis durfte er sich jetzt herumschlagen. Die Welt war wirklich ungerecht.
* * *
Missmutig, müde, kaputt und gefühlte Ewigkeiten später betrat Tom endlich seine Wohnung, setzte sich allerdings gar nicht erst hin, sondern stürmte an seinen Schrank und kramte eilig darin herum. Der Plan, Georg anzurufen, stand immer noch. Jetzt gerade stand er sogar absolut im Vordergrund, er musste unbedingt mit jemandem sprechen, hier allein würde er verrückt werden, das wusste er genau, er durfte jetzt nicht zur Ruhe kommen. Leider hatte er keinen Festnetzanschluss in der Wohnung, aber zwei Straßen weiter gab es eine Reihe Telefonzellen, wovon einige auch mit Münzen bedient werden konnten. Tom klopfte sich innerlich auf die Schulter für seine Angewohnheit, sämtliches Kleingeld in einem Glas zu sammeln. Das konnte er jetzt gut brauchen, und außerdem blieb er so in Bewegung.
Ein paar Minuten später stand er bewaffnet mit genug Münzen für den restlichen Tag vor der Telefonzelle – die natürlich besetzt war. Das dauerte ihm alles viel zu lange jetzt, er stampfte genervt von einem Bein aufs andere, rauchte inzwischen schon die dritte Zigarette und war gerade kurz davor, einfach zu Zoe zu gehen, um von dort aus zu telefonieren, als die junge Frau in der Telefonzelle sich endlich erbarmte und den Hörer auflegte. Tom schoss ihr giftige Blicke hinterher, konnte sich eine unfreundliche Bemerkung aber verkneifen. Dann wurde er sich wieder seine Situation bewusst und sah zu, dass er in die Zelle kam.
Blind wählte er Georgs Nummer, um dann ungeduldig in dem kleinen Glaskasten hin und her zu zappeln. Warum ging der Idiot denn nicht ans Telefon? „Nimm ab, nimm ab, nimm ab“, betete Tom immer wieder herunter.
„Ja?“, meldete sich sein bester Freund endlich und Tom atmete erst einmal erleichtert aus, froh, überhaupt jemanden erreicht zu haben. Und die Aussicht auf ein Gespräch beruhigte ihn jetzt schon ungemein, ließ sein Herz wieder in einen regelmäßigen Rhythmus finden.
„Hallo? Wer ist denn da?“, nörgelte Georg in sein Ohr und Tom beeilte sich, zu antworten.
„Ich bins, Tom“, nuschelte er in den schwarzen Hörer und hörte Georg genervt aufseufzen, so als hätte der schon eine Ahnung gehabt.
„Du weißt schon, dass ich jetzt gerade ölverschmiert unter einem Auto liege?“, hakte Georg nach, aber er klang nicht halb so verärgert wie er offensichtlich beabsichtigt hatte. Noch nie hatte er Tom lange böse sein können, egal, welche Eskapaden er sich wieder mal anhören oder noch viel schlimmer, mitmachen musste.
„Scheiße ja, du arbeitest ja noch, tut mir leid, ich hab nicht dran gedacht“, entschuldigte Tom sich pflichtbewusst nach einem hektischen Blick auf die Uhr. Er hatte Georg beim letzten Mal schon verärgert, man musste es ja nicht auf die Spitze treiben.
„Schon gut. Was hast du denn auf dem Herzen, Herzchen?“ Georg klang amüsiert und Tom fragte sich eine Sekunde lang, warum das so war. Doch dann schob er den Gedanken beiseite.
„Das ist ne lange Geschichte“, wich Tom aus, jetzt plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob er Georg erzählen wollte, was letzte Nacht passiert war. Er würde sich erklären müssen, er würde Entschuldigungen erfinden müssen, und er konnte es doch nicht mal rational erklären. In Bills Umfeld war rationales Denken völlig ausgeschlossen. Aber wenn er das jetzt sagte, dann hörte er sich an wie ein verliebter Gockel, das war ja lachhaft...
„Tom, ich hab jetzt keine Zeit für lange Geschichten, das müssen wir auf heute Abend verlegen. Jetzt rückst du mit der Kurzfassung raus, bevor mein Chef mich lyncht, okay?“, forderte Georg und Tom schloss die Augen. Wenn er es jetzt nicht über die Lippen brachte, würde er sich spätestens dann ärgern, wenn er den Hörer aufgelegt hatte, und dann war er wieder ganz allein mit sich und seinen Gedanken. Unvorstellbar.
„Ich hab mit Bill geschlafen letzte Nacht“, platzte es ohne Vorwarnung einfach aus ihm raus.
„MIT Bill oder BEI Bill?“, wollte Georg wissen und Tom fluchte unterdrückt.
„MIT Bill“, wiederholte er dann noch einmal langsam und deutlich. Es fühlte sich schrecklich an, diese Worte mehrmals laut aussprechen zu müssen. Bilder in seinem Kopf wurden wieder präsent, die er lieber für immer gelöscht hätte.
„Aha. Und war`s gut?“, fragte Georg jetzt, der nicht halb so schockiert wirkte, wie Tom es erwartet hatte. Irgendwie verwunderte ihn Georgs Verhalten, und ganz besonders die Frage danach, ob es gut gewesen sei. . Warum interessierte ihn das? war das nicht völlig unwichtig?
„Ja, es war gut. Bist du denn gar nicht entsetzt?“, forschte Tom nach, das war doch alles reichlich merkwürdig.
„Ich weiß nicht. Nein. Eigentlich nicht“, gab Georg zurück und Tom runzelte die Stirn. „Und uneigentlich?“, konnte er sich nicht verkneifen zu fragen.
„Hör mal Tom, natürlich ist es ungewöhnlich, vor allem für dich, aber was du mir bisher über deinen mysteriösen Bill erzählt hast, da wundert mich ehrlich gesagt gar nichts mehr. Das muss ja echt ne Granate sein... Wie dem auch sei. Ich geh mal nicht davon aus, dass du ihn morgen heiraten willst?“, sagte Georg und Tom schüttelte entsetzt den Kopf, bis er merkte, dass Georg das ja gar nicht sehen konnte.
„Um Gottes Willen, nein! Bist du verrückt geworden? Ach fuck...“, gab er lautstark zu Protokoll.
„Okay pass auf, ich krieg hier gleich wirklich Ärger. Ich ruf dich heute Abend auf dem Handy an und dann reden wir in Ruhe, ja?. Von wo telefonierst du eigentlich? Es wird gar keine Rufnummer angezeigt“, versuchte Georg ihn abzuwürgen und klang für einen Moment weiter weg, als würde er neugierig das Display seines Telefons studieren.
„Ich steh in einer Telefonzelle. Und du kannst mich nicht auf dem Handy anrufen, das hab ich bei Bill vergessen“, gab Tom kleinlaut zu. Er bereute es jetzt schon, Georg so zwischen Tür und Angel mit seinen Neuigkeiten überfahren zu haben. Wobei Georg alles andere als überfahren wirkte.
„Oh, das erklärt einiges. Das bist ja so typisch du....“ Georg konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen, Tom hörte es ganz genau. Wurde er hier an- oder doch ausgelacht? Es fühlte sich eher nach letzterem an und Tom ballte die linke Hand zur Faust. Da hatte er sich Mitgefühl erhofft, Verständnis – und was bekam er statt dessen?
„Ich meld mich bei dir, so bald ich es wieder hab, danke für deine Aufmerksamkeit“, knurrte Tom ins Telefon und hängte auf, bevor Georg auch nur zu einer Erwiderung ansetzen konnte.
Toll. Ganz toll. Das hatte ihm jetzt ja viel gebracht...
Vielleicht reagierte er über, vielleicht war er sogar unfair, aber Tom war gerade viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich auch noch Gedanken um Georg machen zu können.
* * *
Wieder zu Hause verschwand Tom postwendend unter der Dusche. Er musste sich den imaginären Dreck abwaschen, auch wenn das natürlich völliger Quatsch war. Seltsame Gefühle verschwanden nicht einfach so im Abfluss, nur weil man sich das einreden wollte. Das musste Tom schneller feststellen, als ihm lieb war.
Anschließend verbrachte er einen ereignislosen Abend vor dem Fernseher, versuchte krampfhaft, nicht an Bill und den Club zu denken und verbot sich, auch nur eine Sekunde zu überlegen, ob er einfach ins Number 6 gehen und sich sein Handy wiederholen sollte. Doch das brachte er momentan nicht übers Herz. Seine Verfassung war nicht gerade die beste, und es würde nicht besser werden, wenn er sich jetzt schon wieder mit Bill konfrontiert sah. Er würde morgen mit Jared reden, vielleicht konnte der ihm ja weiterhelfen. Er musste einfach.
Der ereignislose Abend ging über in eine noch ereignislosere Nacht, in der Tom sich schlaflos im Bett herumwälzte und kein Auge zubekommen konnte. Es machte ihn rasend zu wissen, dass er mit niemandem über seine verquere Lage sprechen konnte, dass Bill im Besitz seines Heiligtums war und er nicht einschätzen konnte, was noch alles auf ihn zukommen würde. Und er dachte immer und immer wieder an das merkwürdige Gefühl, dass ihn sowohl auf dem Parkplatz als auch in Bills Schlafzimmer heimgesucht hatte. Tom konnte es nicht einordnen, aber jetzt in der Dunkelheit machte es ihm wieder mehr zu schaffen als noch heute Vormittag im hellen Tageslicht.
Letztendlich schlief er doch noch ein paar Stunden, aber er warf sich unruhig von einer auf die andere Seite und hatte vorsichtshalber seine Nachttischlampe eingeschaltet. Das hatte er als Kind immer getan, wenn er Monster unter seinem Bett vermutete. Aber er war kein Kind mehr und im Grunde genommen benahm er sich total daneben, aber es sah ja niemand und er fühlte sich irgendwie sicherer damit.
Am nächsten Morgen erwachte Tom lange bevor es wirklich hell draußen wurde. Sonst ließ er sich immer von seinem Handy wecken, aber das fiel ja heute flach. Und sein Unterbewusstsein funktionierte offensichtlich bestens.
„Wenigstens etwas, das noch funktioniert“, brummte Tom mürrisch vor sich hin, stand dann auf und vertrieb sich die Zeit bis zur Uni mit rauchen. So viele Zigaretten in so kurzer Zeit wie in den letzten paar Tagen hatte er sein ganzes Leben nicht geraucht. Wenn er Lungenkrebs bekam, war es ganz allein Bill Schuld.
Eine Stunde später saß Tom auf dem Unigelände in der Sonne. Die letzten Tage schien andauernd die Sonne, das war schon fast bemerkenswert. Schon wieder hatte er sich eine Zigarette angezündet, er hatte noch massig Zeit, bis seine erste Vorlesung begann. Aber zu Hause in seinen vier Wänden hatte Tom es keine Minute länger ausgehalten. Die sowieso schon minikleine Wohnung hatte heute noch viel beengter auf ihn gewirkt und je länger er untätig darin herumsitzen musste, um so schlimmer war es geworden.
„Hey, Tom“, riss ihn unvermittelt eine bekannte Stimme aus seinen Grübeleien. Tom sah auf und blickte in Jareds Gesicht.
Na, der kam ihm ja gerade Recht...


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