#61

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 16.01.2009 09:23
von Erna

Auch in den Tagen meiner Nachtschicht brachte ich einfach nicht den nötigen Schwung auf mit Vivian zu reden. Schon bei dem Gedanken daran verlor mein Kopf alle Worte, wie bitte hätte ich es da formulieren sollen, wenn ich vor ihm stand?
Ich traute mich auch nicht ihm zu sagen, dass Anna mit dem Gedanken spielte hier auf dem Hof zu bleiben.
Anna…ursprünglich sollte der Umzug am Wochenende stattfinden.
Ich fand nicht einmal den Mut sie zu fragen, ob sie es tatsächlich abgeblasen hatte, oder nicht. Ich wollte es nicht hören und lief fast wie mit Scheuklappen über den Hof, wenn ich nicht gerade schlief. Die Nachtschicht kam mir nur Recht, sie schlauchte mich und ich nutzte die Gelegenheit soviel wie möglich von meiner Zeit zu verschlafen.

Immer wenn ich dachte ihn jetzt doch darauf ansprechen zu wollen, dass er Marei Zeit geben musste…sich selbst Zeit geben musste und endlich aufhören sollte soviel Alkohol zu trinken, erinnerte ich mich daran, wie er mich gebeten hatte ihm Zeit zu geben.
Irgendwie fühlte es sich so an, als wenn ich warten musste…ich dachte, wenn ich jetzt kam und ihn mit all den Sachen konfrontierte, dann würde ich nicht berücksichtigen worum er mich gebeten hatte.
Außerdem hatte ich Angst, dass wenn ich ihm von Annas Bedenken wegzugehen erzählen würde, dass er dann nur noch mehr zu den Betäubungsmitteln griff, die letztendlich gerade sein Leben bestimmten.

Eingefahren…die Situation kam mir irgendwie so eingefahren vor. Weder links noch rechts wollte sich mir ein Weg öffnen und ich spürte, wie ich nah daran war alles aufzugeben.
War es doch ein Fehler gewesen die Amulette in der Elbe zu versenken? Fehlte mir damit der nötige Halt?

Nachdem ich mich ausgeschlafen hatte, nach der letzten Nachtschicht, entschloss ich mich wieder einmal dazu jetzt wirklich Nägel mit Köpfen zu machen. Ich zog mich an und trat aus unserem Schlafzimmer, um den Schwarzhaarigen zu suchen. Meine Finger griffen nervös an meinen Hals, doch sie fanden nichts.
Moah, das nervte mich total…immer wieder suchte ich unbewusst die Kette, die es nicht mehr gab und während ich mich noch über diesen ins leere greifenden angewöhnten Griff ärgerte, hörte ich Vivian zu mir sagen „In einer Stunde is Probe…ich habs mal wieder vergessen zu erwähnen, aber du hast ja früh genug ausgeschlafen, dann ist es ja nicht so schlimm.“

Nicht so schlimm? Ich war echt sauer und entschloss mich dazu als allererstes Max bescheid zu geben, dass entweder bei jeder Probe besprochen wurde wann die nächste stattfindet, oder er gefälligst auch mich anrufen sollte. Es war gar nicht unbedingt die Tatsache, dass er mal wieder vergessen hatte etwas zu sagen, sondern viel eher die Art, wie er es abtat.
„Nein, es ist überhaupt nicht schlimm, warum solltest du mir auch bescheid sagen, so was wie eine Dusche oder so, die brauch ich ja auch nicht…ich werd ja bei der Probe eh wieder dreckig…warum solltest du überhaupt mit mir reden.“ Sagte ich ironisch und drehte mich um.

„Jetzt stell dich nicht an, du brauchst doch sonst auch nicht so lange um dich zu duschen.“ Schüttelte er verständnislos mit dem Kopf und widmete sich dann der Bierflasche, die er in den Händen hielt. Gab es überhaupt noch eine Zeit in der er kein Bier vor sich hatte? Fragte ich mich, als ich mich kurz wieder zu ihm gedreht hatte…ich konnte mich fast nicht daran erinnern.
Wie so oft in letzter Zeit flüchtete ich aus der Wohnung. Ich brauchte frische Luft, um nicht an der Wut zu platzen, die er gerade in mir ausgelöst hatte.

Zu allem Überfluss, lief ich direkt in Annas Arme. „Jetzt sag du mir auch noch, dass du bleiben wirst, dann ist mein Chaos perfekt.“ Flaumte ich sie fast an und es tat mir im selben Moment schon Leid.
„Ich weiß es immer noch nicht.“ Seufzte sie „Ich kann mich einfach nicht dazu entschließen den Umzug abzublasen…aber ich kann auch nicht einfach so gehen.“ Es klang so verzweifelt, dass es das Chaos in meinem Kopf trotzdem noch perfekter machte. Doch ich zwang mich dazu eine Weile mit ihr auf der Bank zu sitzen und noch einmal zu versuchen sie davon zu überzeugen, dass wir schon irgendwie klar kommen würden.

Natürlich schaffte ich das nicht, doch als ich mit Vivian auf dem Weg zur Probe war, hatte ich zumindest das Gefühl es versucht zu haben.
Der Schwarzhaarige war immerhin noch so gut zu Wege, dass das Proben richtig gut hinhaute und ich fühlte mich in der Zeit fast gänzlich entspannt.
Es war, als würde ich meine Anspannung durch die Töne, die meinen Mund verließen verlieren. Ich hätte ewig weiter singen können und auch den anderen schien das Musik machen heute nicht genug zu werden.
Mit kleinen Pausen in denen wir uns draußen frische Luft holten oder eine Zigarette rauchten, verbrachten wir den ganzen Nachmittag im Proberaum.

Irgendwann rutschten wir langsam in den Abend und die Pausen wurden länger und öfter, doch das störte mich überhaupt nicht. Die harmonische Stimmung in der Band tat mir so gut, dass ich es einfach nur genoss hier zu sein. Endlich einmal achtete ich nicht darauf wie viele Flaschen Bier durch Vivians Hände liefen…es war mir egal. Ich dachte nicht daran, bemerkte nicht wie der Schwarzhaarige immer tiefer in seinen Rausch fiel.

Ich stand mit Paul und Jonah draußen, rauchte eine Zigarette und genoss ihre Aufmerksamkeit. Am liebsten wäre ich für den Rest des Abends hier stehen geblieben, hätte mir keine Gedanken darüber gemacht, dass es besser wäre den Schwarzhaarigen zu überreden nach Hause zu fahren und hätte mich nicht um ihn kümmern wollen. Doch auch wenn ich nicht daran denken wollte, je später es wurde, umso mehr wusste ich tief in meinem Inneren, dass es besser war auf den Hof zurück zu fahren…bald.

Die beiden anderen waren es letztendlich, die unsere kleine Runde auflösten und vorschlugen für heute Schluss zu machen und während wir wieder hinein gingen, willigte ich ein mit Vivian auch Richtung Heimat fahren zu wollen.
Der Raum war gut davor geschützt Geräusche nach draußen dringen zu lassen und als Paul die Tür öffnete, traf uns das Gebrüll Max und Vivians aus heiterem Himmel.

Eindeutig stritten die Beiden lauthals…ich begriff nicht worum es ging, doch das wurde mir auch egal, als sie in mein Blickfeld gelangten. Erschreckt sah ich die Scherben auf dem Boden, nahm Max hilfloses Gesicht wahr und sah in das des Schwarzhaarigen, dass so voller Hass schien, dass es mir einen eiskalten Schauer den Rücken hinunter jagte.
Alles ging plötzlich furchtbar schnell, Vivian trank aus einer der Flaschen, brüllte „Du kannst mich mal…du Schwein.“ Und holte aus…klirrend zersprang das grüne Glas an der Wand, traf genau das Stück, an dem unser Bandmitglied kurz davor noch gestanden hatte und ich konnte es nicht glauben, dass Vivian ihn scheinbar tatsächlich hatte treffen wollen.

Max brüllte irgendetwas zurück, doch ich achtete nicht darauf. In meinem Kopf war nur der Wunsch Vivian aufzuhalten…ihn zu stoppen in diesem Irrsinn und ich lief los. Keine Ahnung was genau ich wollte….einfach nur zu dem Schwarzhaarigen hin…

Ich wusste nicht wie es geschah, aber irgendetwas zog mir den Boden unter den Füßen weg…ich rutschte aus, hörte das Poltern, dass mein Körper auf dem harten Boden verursachte und spürte im selben Moment Schmerzen, die mir für einen Augenblick jegliches Denken entzogen.
„Theon…oh Gott Theon.“ War es Vivians schreien, das mich im Grunde zurück holte in die Gegenwart und mich selbst begreifen ließ, dass ich ausgerutscht war. Er war sofort bei mir, versuchte mir vom Boden zu helfen, doch es gelang ihm erst mit Hilfe der anderen.

Irgendwie brachten sie mich auf das Sofa…ich spürte nur die Schmerzen an meiner Hüfte und befürchtete mir irgendetwas gebrochen zu haben, als der Schwarzhaarige erneut aufschrie und an mein Shirt griff. „Du blutest…oh Scheiße Engel…oh Gott das ist alles meine Schuld...es tut mir so Leid…es tut mir so Leid…“ begann er zu weinen, doch ich begriff nicht was er meinte, bis Paul ihm half das Shirt hochzuziehen und ich realisierte, dass meine Brust und mein Bauch blutbeschmiert waren.

„Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen“ hörte ich irgendwen sagen und wollte protestieren, als mir einer der Jungs ein Tuch auf die Wunden drückte und mir damit erst zeigte, dass es noch mehr Schmerzen gab, als die in meiner Hüfte.
Eine Weile versuchte ich dann doch mich dagegen zu wehren zu irgendeinem Arzt geschleppt zu werden, doch vor allem Paul ließ nicht nach. Er verfrachtete uns alle in seinem Auto und Vivian wich nicht von meiner Seite.
In seinem Alkoholrausch schien er von Schuldgefühlen zerfressen und beteuerte mir immer wieder, dass er das nicht gewollt hatte.

Die beiden Wunden waren nicht so schlimm, wie es schien. Der Arzt versorgte sie und verklebte sie mit Pflastern, die die Schnitte zusammenhalten sollten und als die Schmerzmittel wirkten, ging es mir auch schon wieder wesentlich besser. Meine Hüfte würde grün und blau werden, aber auch dort war nichts, was nicht in den nächsten Tagen wieder verheilen würde und eine halbe Ewigkeit später, konnte ich bereits wieder zu den Jungs und damit nach Hause.
Ich war froh, dass ich nicht hier bleiben musste…die Luft in diesem Krankenhaus schien mir bedrückend den Sauerstoff zu rauben und ich wollte einfach nur weg.

„Wo ist Vivian?“ vermisste ich den Schwarzhaarigen sofort, als ich zu den auf dem Flur wartenden Jungs stieß.
„Kotzen.“ Kam es knapp von Max und dann wollte jeder erstmal wissen was los war und was der Arzt gesagt hatte. Von den Fragen abgelenkt berichtete ich knapp und sah dann meinen Freund aus einer der Türen kommen.
‚Oh Gott’ flog es erschreckt durch meinen Kopf, wie sah er denn aus?
Leichenblass und völlig fertig hielt er sich mehr an der Tür fest, als dass er hindurch trat und sein weißes Shirt sah aus, als hätte er gerade irgendwelche Tiere abgeschlachtet, oder jemanden kaltblütig ermordet.

„Ich glaube du bringst uns besser so schnell wie möglich nach Hause.“ Wandte ich mich an Paul, aber ließ dabei Vivian nicht aus den Augen. Eben noch war ich entschlossen gewesen vorher unsere Sachen aus dem Proberaum zu holen und vielleicht sogar mit meinem Motorrad von dort aus zum Hof zu fahren, doch jetzt wollte ich nur noch, dass Viv ins Bett kam.

Er war ganz still, sagte kein Wort, bis wir im Auto saßen und er meine Hand griff. „Es tut mir so Leid.“
„Jetzt hör auf, Engel. Es war meine eigene Dummheit.“ Sah ich ihn an und auch wenn ich wusste, dass das nicht ganz stimmte, ich gab ihm keine Schuld an dem kleinen Unfall. „Gott, dein Shirt ist total voller Blut…ist das alles meines?“ versuchte ich ein wenig abzulenken und griff etwas angewidert an den rot gefärbten Stoff.
„Alles deins.“ Nickte er und drückte zart meine Hand. Das Lächeln, das jetzt zwischen uns entstand war ein Lächeln, von dem ich geglaubt hatte, dass es verloren gegangen war.
Ich spürte so tief seine Liebe, dass es mir Tränen in die Augen jagte und ich wusste in diesem Moment, dass mein Engel zurück war.

„Willkommen“ grinste ich ihn an, weil ich einfach nicht anders konnte. „Schön, dass du wieder da bist…ich hab dich vermisst.“
„Ich liebe dich.“ War seine geflüsterte Antwort und die weichen Lippen, die den schönsten Worten dieser Welt folgten gaben mir das Gefühl von innen gewärmt zu werden.
Es wird alles wieder gut…es war alles wieder gut.

Wir mussten ein grausiges Bild abgeben, als wir in den frühen Morgenstunden aus dem Hof aus Pauls Auto stiegen. Weder Vivian noch ich waren gefestigt auf unseren Beinen und kletterten mühevoll aus der hinteren Autotür.
Ich war froh, dass es noch so früh war und uns niemand sah.
Ich bedankte mich bei Paul und den anderen und wir verabredeten irgendwann am Nachmittag zu telefonieren.

„Na, komm…lass uns schnell ins Bett.“ Griff ich liebevoll Vivians Arm, als das Auto bereits vom Hof war und wollte mit ihm zur großen Tür gehen, als plötzlich eine mir völlig fremde Stimme voller Panik schrie.

„Papa….Papa….nein….“ kam etwas auf uns zugeschossen und klammerte sich an Vivians Beine. „Papa…du…du darfst nicht weggehen…nein…nicht sterben, geh nicht weg…bitte…“



ENDE

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#62

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 17.01.2009 00:48
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Das war so klar, dass die Geschichte enden würde, wenn Marei was sagt^^

Danke für die Geschichte, Schatz
Jetzt sollte ich noch irgendetwas sagen, oder?^^

Ähm...

also äh...

Ich mochte die Idee mit den Amuletten sehr... und die Charaktere mochte ich auch.
Ich kann leider das komische Gefühl, das bei mir immer wieder aufkam, nicht annähernd bei mir so deuten, dass ich dir erklären könnte, woran das lag.
Ich fand es jedoch echt lesenswert *deshalb auch immer weiter gelesen hab*
und es gab schön kribbelnde Momente dabei
*das Pairing sehr mag*

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#63

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 17.01.2009 11:50
von Erna

Danke fürs lesen, Engel

Klar war ja für dich vieles schon vorher^^ insofern wundert mich das jetzt nicht

Ich find s allerdings ein wenig schade, dass du deine Gefühle nicht deuten kannst, hier würde es meine neugierde natürlich auch gern wissen aber ist schon okay, ein wenig kann ich es ja sogar verstehen...war eben nicht so ganz für deine...äh "Vorstellungen" *jetzt einfach mal so nenn* geeignet.

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#64

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 17.01.2009 15:16
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von thErnaRex

Ich find s allerdings ein wenig schade, dass du deine Gefühle nicht deuten kannst, hier würde es meine neugierde natürlich auch gern wissen


Ja... das tut mir auch leid. Wenn ich es könnte, hättest du nicht dauerhaft solche sprachlosen Kommentare hier bekommen.

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#65

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 20.01.2009 09:34
von Erna

Es gibt noch ein kleines Nachwort und ich will es auch hier reinsetzten.



„Marei, jetzt sei doch bitte mal still und versuch dich hierauf zu konzentrieren.“ Tippte ich auf das Heft was vor ihr auf dem Tisch lag. „Oder möchtest du den ganzen Tag damit zu tun haben?“
Sie schüttelte ihre blonden Locken und begann endlich ihre Aufgaben zu erledigen, während meine Gedanken wie so oft, wenn ich sie ermahnte endlich mal den Mund zu halten, sich an den Morgen zurück erinnerten, als ich ihre Stimme das erste Mal gehört hatte.

Es hatte mir so wehgetan und gleichzeitig war es das schönste, was es hätte geben können. Wie wunderschön war es gewesen, dass ihre Stimme auf dem Hof erklang. Aus Vivians Augen war so sehr die Freunde darüber gestrahlt, dass er trotz seiner Mitgenommenheit unheimlich glücklich aussah. Ein Glück, das gleichzeitig getrübt war und unsere Herzen bluten ließ, denn ihrer Worte trafen direkt hinein, wie ein Pfeil.
Es war fast unmöglich gewesen sie davon zu überzeugen, dass es ihrem Vater gut ging, die Angst in ihr, auch er könnte ihr genommen werden, saß so tief, dass sie scheinbar unsere Worte gar nicht hörte.

Sie weinte und schrie bitterlich und ihr kleiner Körper zitterte und erst als sie sich nach ewig erscheinender Zeit einigermaßen beruhigt hatte, war es uns möglich ihr klar zu machen, dass das Blut auf seinem Shirt gar nicht von Vivian stammte.
Ich erklärte ihr genau was passiert war und zeigte ihr die Pflaster auf meinem Oberkörper.

Erst weit nach der Mittagszeit ging es der Kleinen wieder einigermaßen gut, sie ging mit Oma Helli zu ihren Tieren und stimmte zu mit ihr gemeinsam ein Stück mit Herkules zu gehen.
Vivian und ich waren mittlerweile völlig kraftlos und wenn Anna uns nicht gedrängt hätte…wir hätten es nicht gepackt ins Bett zu gehen, viel zu sehr saß die Sorge um Marei in uns.
Sie brauchte uns jetzt, wie konnten wir da schlafen gehen… doch Anna versprach uns zu wecken, wenn irgendetwas sein sollte. Sie beteuerte uns, dass sie sich gemeinsam mit Helli um die Kleine kümmern würde und sobald sie das Gefühl bekäme Marei würde einen von uns sehen wollen, dann würde sie uns wecken.

Nur dieses Versprechen und ihre Art uns in Richtung Schlafzimmer zu schieben brachte uns letztendlich zu der Ruhe, die wir dringend benötigten.
Ich dachte, dass ich niemals würde einschlafen können, viel zu aufgewühlt war mein Innerstes und ich wusste nicht mehr was ich fühlen oder denken sollte.
Die Kleine hatte zwar gesprochen, doch würde das auch so bleiben? War es vielleicht nur die Situation, die ihr die paar Worte entlockt hatte? Viel mehr als „Papa“, was sie allerdings immer wieder wiederholt hatte, war nicht aus ihr herausgekommen.
Ob sie morgen schon wieder stumm sein würde?

Eigentlich hätten wir eine Dusche benötigt, sowohl an mir, als auch an Vivian klebten noch so einige Spuren meines Blutes. Doch der Anblick des weichen Bettes schien uns beide so anzuziehen, dass zumindest ich gar nicht darüber nachdachte. Das einzige was ich tat war mir ein frisches Shirt und eine Boxer anzuziehen.
Ich wollte nur noch liegen, auch wenn ich mir sicher war nicht einschlafen zu können.
Irgendwie hätte ich gern noch mit Vivian gesprochen, hätte wissen wollen, wie er jetzt empfand, ob er auch Angst hatte, dass die Kleine nur für heute Worte hinausgebracht hatte, doch als wir in den Kissen lagen und uns in die Augen sahen verging dieses Gefühl und ich wollte einfach nur noch wortlos in seinen Armen liegen.

Ich schlief viel schneller ein, als ich es jemals für möglich gehalten hatte und als mich eine Hand weckte, die sanft über meine Wange strich, fühlte sich meine Verfassung fast wieder richtig gut an.
„Marei?!“ war das erste was mir durch den Kopf schoss und ich sprach es unbemerkt aus, während ich verschlafen in die dunklen Augen des Schwarzhaarigen sah.
„Keine Sorge, sie schläft tief und fest. Ich war gerade bei ihr.“ Versicherte er mit einer beruhigt klingenden Stimme und als seine Augen mir immer näher kamen, war es, als würde auch meine Seele immer ruhiger und die Sorge um das Kind wich für den Moment dem Gefühl für meinen Liebsten.

Im Bruchteil einer Sekunde legte sich ein prickelndes Gefühl über meinen Körper und als seine Lippen auf meine trafen seufzte ich leise und wohlig auf. Endlich…endlich konnte ich seine Nähe wieder genießen.
Oh Gott, wie sehr hatte ich dies vermisst…ihn vermisst, obwohl er doch so nah bei mir gewesen war hatte ich jetzt das Gefühl er war von ganz weit weg, wieder in meine Nähe gekommen…ich kam endlich wieder an ihn heran.

Mit fest geschlossenen Augen ließ ich mich fallen in das sanfte Spiel seiner Zunge, die wie streichelnd an meiner entlang fuhr und jegliche Anspannung fiel von mir ab.
Die Schwere in meinem Herzen wich einer beflügelnden Leichtigkeit, in der ich warm zu schwimmen schien.

Bei der Wärme blieb es nicht lange, seine Hände zogen mich so schnell in eine brennende Hitze und als sich seine Lippen von meinem Mund aus auf Wanderschaft begaben und jede Stelle meiner Haut küssten, zog es mich so schnell in die heiße Glut, dass ich lichterloh brannte und nur noch daran dachte ihn spüren zu wollen.

Wir liebten uns den Rest der Nacht, so Zärtlich und doch von einer Leidenschaft geprägt, die es so überwältigend noch nie gegeben hatte.
Alles wich aus meinem Kopf, selbst meine Wunden vergaß ich völlig, im Gegensatz zu Vivian, der mich nicht ein einziges Mal schmerzhaft berührte.

Wie ich es immer geahnt hatte und doch nicht zu glauben traute wurde alles gut. Ich hatte Vivian zurück gewonnen und er blieb…es gab keinen übermäßigen Alkoholkonsum mehr von diesem Tag an und ein stärkeres Vertrauen von beiden Seiten, wie es dies je für mich gegeben hatte. Die Ereignisse hatten uns nur tiefer zusammengeschweißt und unsere Liebe gefestigt.

Mareis Sprache blieben nicht bei „Papa“, langsam aber doch stetig begann sie wieder mit Worten zu kommunizieren und als der Tag kam, dass sie die Schule besuchen musste, erinnerte nichts mehr daran, dass ihre Stimme für lange Zeit von niemandem gehört wurde.

„Hallo…Erde an Theon.“ Riss mich Marei aus meinen Gedanken. „Ich denke du willst mir helfen und jetzt sitzt du da und träumst vor dich hin…aber wenn ich mal nicht aufpasse, dann bin ich gleich eine Träumerin.“ Grinste sie mich frech an. Eins musste man ihr lassen, auf den Mund gefallen war sie nun wirklich nicht.
Ich boxte ihr liebevoll auf den Arm und fuhr dann erschreckt zusammen als die Tür aufflog.

„Hallo ihr Lieben.“ Ertönte eine freudige Stimme und Marei sprang sofort auf, um Anna um den Hals zu fallen.
„Anna, was machst du denn hier?“ war ich mehr als überrascht und zog sie freudig und fest in meine Arme, als die Kleine sie irgendwann wieder losließ.
„Ich dachte mir, wenn du nächste Woche soviel arbeiten musst, dann könnte ich ja Oma Helli unterstützen kommen, dann muss sie nicht den Bus nehmen um die kleine Maus hier in die Schule zu bringen.“ Kitzelte sie Marei und zog sie nochmals in ihre Arme. „Und außerdem habe ich euch etwas mitzuteilen…sind alle da? Ich möchte es allen gemeinsam erzählen… aber ich kann auch nicht lange damit an mich halten“ kicherte sie und schürte damit sofort meine Neugierde.

Anna hatte damals ihren Auszug um eine Woche verschoben, war dann aber zuversichtlich zu Jonas gezogen und hatte es bis heute nicht bereut. Er war wirklich toll, wir alle sahen uns so oft es ging und wenn ich sie zusammen sah, dann erinnerten sie mich ganz stark an meine Träume in denen ich Alina und Vivian zusammen gesehen hatte.

„Nanu, was ist den jetzt los?“ ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was sie uns zu sagen hatte. „Ja, Viv hat heute frei, er muss irgendwo draußen mit Herkules rumschwirren.“
Vivian hatte mittlerweile eine gut bezahlte Anstellung bekommen und ich hatte mich darauf eingelassen von seinem Geld zu leben. Nur noch ab und zu, wenn ich dringend gebraucht wurde, übernahm ich ein paar Schichten für die Tankstelle.
Oma Helli war natürlich trotzdem auf dem Hof geblieben, keiner von uns hätte sie auch wieder gehen lasen wollen, viel zu sehr gehörte sie einfach bereits zu unserer kleinen Familie.

Als hätte eine Stimme sie geführt, sprang plötzlich erneut die Tür auf und Helli kam gefolgt von Vivian und dem Hund herein, zu dem mittlerweile sein Name besser passte als jeder andere. Aus dem kleinen Wurm war bald ein halbes Kalb geworden und es wurde mir gerade in dem Moment mal wieder mehr als bewusst, als er unwirsch die Pfoten auf Annas Schultern platzierte und sie umgeworfen hätte, wenn Viv nicht hinter ihr gestanden hätte.

„Hey, hey, junger Mann, das geht aber bald nicht mehr…zügle dein Temperament…du hast eine werdende Mutter vor dir.“ Lachte Anna und sie selbst schien erst hinterher zu merken, dass sie ihre Überraschung damit gesagt hatte, als alle aufgeregt und voller Freude durcheinander sprachen und sie stürmisch umarmten.


So, jetzt ist aber entgültig vorbei.

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#66

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 20.01.2009 23:09
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Immer diese Nachworte^^ ... fängst du da auch schon mit an^^ hihi

Friede, Freude, Eierkuchen... so, wie es sein soll

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#67

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 21.01.2009 06:32
von Erna

Nö, ich höre damit auf^^

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#68

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 22.01.2009 08:10
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge
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#69

RE: Engel reden nicht

in Fanfictions 22.01.2009 08:19
von Erna
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