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Also diesmal hats zumindest nicht wieder sooo lange gedauert Ich mag die langen Pausen zwischen den Kapiteln ja selber nicht.^^
@ Scooter: Ich guck mir den "Auftrag" immer mal wieder an...vielleicht packts mich mal und ich schreibe die Geschichte noch zu Ende. Unvollendete Geschichten kann ich nämlich auch nicht leiden. Ich weiß ja auch genau, wie der Schluss aussehen soll, aber den Weg bis dahin hab ich noch nicht....
17. Wieder daheim
Es regnete in Strömen, deswegen hatte Bill das Verdeck seines Wagens geschlossen. Das Prasseln der Regentropfen auf das Dach vermittelte eine heimelige Atmosphäre im begrenzten Raumangebot des kleinen Flitzers in dem er sich mit Tom auf der Heimfahrt befand. Sie standen an einer roten Ampel und Tom begutachtete zum ersten Mal aufmerksam die Ausstattung des Wagens. Saß er gestern Abend noch dort, als würde er sich verdammt deplaziert fühlen, so lümmelte er sich heute entspannt in der Sitzschale, fingerte überall dran herum und freute sich seines Daseins.
„Und was passiert, wenn ich hier draufdrücke?“, fragte er zum wiederholten Male und deutete auf eine der vielen Tasten an der Mittelkonsole.
„Der Knopf löst den Schleudersitz aus und du fliegst durchs Dach, wie ne V1“, versuchte Bill seinem neugierigen Beifahrer weiszumachen und schlug ihm dabei belustigt auf die Finger.
Tom verhielt sich wie ein Kleinkind, das gerade seine Welt entdeckt, dachte Bill im Stillen bei sich. Doch es störte ihn kein bisschen. So war es ihm tausendmal lieber, als am gestrigen Tag, als er noch nicht genau wusste, ob das „Vorhaben Tom“ auch so ablaufen würde, wie er das gerne gehabt hätte – gestern, als Tom noch die zu knackende Nuss war, an der er sich durchaus auch die Zähne hätte ausbeißen können. Doch letztendlich war es genauso gekommen, wie er es sich erträumt hatte. Tom war ihm zusehends verfallen und umgekehrt war es nicht viel anders.
Allein Toms lausbübisch grinsendes Gesicht sehen zu können, wenn er ein wenig seinen Kopf nach rechts wandte, war Bill eine heimliche Genugtuung und unheimliche Freude. Wäre es nicht ein bisschen zu abgedreht, dann würde er am liebsten das Fenster herunterlassen und den vorbeilaufenden Passanten ins Gesicht schreien, was er für eine sagenhafte Nacht mit diesem wundervollen jungen Mann an seiner Seite verbracht hatte. Tom war für ihn der bestaussehendste und liebenswerteste Typ, den es auf diesem Planeten gab und das ausgerechnet er ihn verführt hatte, vom anderen Ufer zu probieren, ließ seine Brust vor Stolz und Glück mächtig anschwellen. Er konnte alles schaffen, wenn er wollte. Heute gehörte ihm die Welt.
„Hey! Du willst mich wohl so loswerden?“, stichelte Tom und fing Bills Hand dabei ein, die seine eigene gerade von dem ominösen Knopf vertrieben hatte.
„Wenn ich dich mal loswerden will, dann durch die Tür, nicht durchs Dach – das brauch ich noch“, belehrte Bill seinen Begleiter mit hochgezogenen Brauen und überließ Tom generös seine Hand, damit dieser sie ebenfalls bewundernd betrachten konnte.
„Das könnte dir so passen“, murmelte Tom mehr zu sich selbst, als zu seinem Fahrer und grinste in sich hinein. Bill hatte es trotzdem verstanden und schaute schnell zum Seitenfenster hinaus, um das glückliche Funkeln in seinen Augen zu verbergen. Das würde jetzt so gar nicht zu seinem gespielten Gehabe passen. So spürte er lediglich, wie Tom seine Handinnenfläche streichelte, nacheinander die einzelnen Finger gerade bog und über die lackierten Fingernägel strich.
„Bei dir sind sogar die Hände schön“, fiel Tom auf. „So wie alles an dir“, ergänzte er sichtlich beeindruckt und berührte die schmalen Fingerkuppen vorsichtig mit seinen Lippen. „Wie kann man nur so wundervolle Hände haben?“, staunte er und hob die Hand an, um damit seine Wange zu berühren. „Kein Scheiß jetzt, ich hab noch nie bei jemandem die Hände schön gefunden…nur bei dir.“ Bill ließ sich das alles widerstandslos und nur zu gerne gefallen. Er schloss genießerisch die Augen und suhlte sich in Toms schmeichelhaften Erkenntnissen. Er öffnete sie erst wieder, als sein kleiner Finger von einem feuchtwarmen Milieu umhüllt wurde und schielte zu Tom hinüber.
„Wow! Du übst wohl schon mal für das unser nächstes Date?“, zog er Tom auf, der tatsächlich ganz selbstvergessen an seinem kleinen Finger lutschte und zog verschmitzt die Unterlippe zwischen die Zähne. Sexistische Bilder drängten sich vor sein Auge, die ihm bereits wieder das Blut in die Lenden trieben. Tom machte ihn noch wahnsinnig.
Zu einer Antwort kam es nicht, weil ein lauter Hupton hinter ihnen Bill daran erinnerte, dass die Ampel auf grün gesprungen war und sie trotzdem noch untätig im Leerlauf herumstanden. Ein wenig perplex, so unsanft aus seinen illustren Träumen in die Realität zurückgehupt worden zu sein, entzog Bill Tom schnell seine Hand und schaltete in den ersten Gang. Gerade jetzt, wo es spannend wurde, ärgerte er sich. So entging ihm leider Toms verlegene Röte auf den Wangen, als dieser bemerkte, was er da eigentlich getan hatte und zu welchen Assoziationen dies führte. Ein wenig verlegen rückte er sich im Sitz gerade und räusperte sich in die geballte Faust. Bill machte ihn komplett verrückt.
~ * ~
Der Rest der Fahrt wurde mit anzüglichen Neckereien versüßt, die selbst dann nicht aufhörten, als sie schließlich vor Toms Appartement den Wagen zum Stehen brachten. Es war in einem kleinen Reihenhaus mit Vorgarten in einem abgelegenen Stadtteil untergebracht. Eigentlich recht ruhig und beschaulich hier, wenn man den kläffenden Nachbarhund außer Acht ließ.
„Hier wohnst du? Ich wusste doch, dass du eigentlich ein kleiner Spießer bist!“, spöttelte Bill, der mit aufmerksamen Augen die gepflegte Buchsbaumhecke betrachtete, die den Weg zum Haus einzäunte.
„Ja, hast du das noch nicht gewusst?“, stieg Tom mit betrübter Miene darauf ein. „Ich werde jetzt erst einmal mein weißes Unterhemd anziehen, um dann darin den Rasen zu mähen, anschließend werde ich die Hecke stutzen und am Abend werfe ich den Grill an und zieh mir meine täglichen zwei Halben rein.“
„Uhhh…wie unglaublich sexy!“, bemerkte Bill mit aufreizend klimpernden Wimpern und schnallte sich ab, um sich weit zu Tom rüberzulehnen. „Darf ich dir dabei zugucken? Ich glaube, so ein hautenges Feinripp steht dir unheimlich gut, wenn es sich schweißgetränkt um deine männliche Brust spannt“, schnurrte er mit angerauter Stimme in Toms Ohr und zupfte mit den Lippen an der warmen, samtigen Haut von Toms Ohrläppchens herum, der voll Wollust anfing zu knurren.
„Klar…mir steht alles“, bestätigte Tom mühsam grinsend und schlüpfte mit seinen Händen unter Bills steife Lederjacke, um an die samtweiche Haut zu gelangen, die sich darunter verbarg. Ihr Abschied stand kurz bevor und noch einmal wollte er das irre Gefühl in sich aufnehmen, Bill so intim berühren zu dürfen.
„Oah…das du immer so furchtbar angeben musst!“, seufzte Bill, zufrieden über die begehrlichen Berührungen von Toms Händen, die er unter seiner Jacke spürte. „Aber selbst das steht dir irgendwie…mein kleines Großmäulchen...“
Halb rutschte er, halb wurde er immer weiter zu Tom hinübergezogen, bis er irgendwie über ihm hing und seine langen, glatten Haare beide Gesichter gleichermaßen verdeckte, die sich so nah waren, wie sie es nur bei einem verzehrenden Abschiedskuss sein konnten. Tiefe Seufzer durchbrachen die knisternde Stille im Inneren des Wagens und mischten sich mit dem leisen Knarzen von Bills Lederjacke.
Dieser Kuss wäre wahrscheinlich als längster Kuss der Welt in die Geschichte eingegangen, würde nicht ein Störenfried einen einprägsamen Rhythmus gegen das Fenster der Beifahrerseite klopfen und die zwei damit brutal auseinanderreißen. Bill drehte benommen den Kopf in die Richtung des ungebetenen Gastes und starrte ihn mit einer Mischung aus Neugier und Unwillen an. Das schadenfrohe Grinsen in dessen Gesicht fiel abrupt in sich zusammen und wurde durch ungläubiges Staunen ersetzt, bevor er sich stolpernd und mit entschuldigenden Gesten zurückzog, um hektisch nach irgendetwas in seiner Hosentasche zu suchen. Wahrscheinlich nach dem Haustürschlüssel, den er kurz darauf gefunden zu haben schien, denn er schloss eilig die Haustür auf, verschwand dahinter und schlug sie schnell wieder zu, als wolle er damit böse Geister aussperren.
„Was war denn das für ein Komiker?“
„Scheiße, das war Georg“, hörte er Tom unwillig sagen, der sich im selben Moment zu versteifen schien und krampfhaft versuchte, in eine aufrechtere Sitzposition zu gelangen, indem er Bill abrupt losließ und sich an der Sitzauflage hochdrückte.
„Und wer ist Georg?“, fragte Bill weiter, doch im selben Moment erinnerte er sich, das Gesicht am gestrigen Abend schon einmal gesehen zu haben und ihm dämmerte, dass er zu Toms Band gehören musste. Das Aussehen passte jedenfalls. Er erfüllte mit seinen halblangen Haaren und den abgewetzten Jeans auf das Eindrucksvollste das Klischee eines energiegeladenen Jungrockers.
„Ein Kumpel von mir. Wir machen zusammen Musik“, bestätigte Tom daraufhin gepresst und sah mit einmal Mal ziemlich betreten drein.
Bill ahnte, dass sich Tom gerade etwas überrumpelt vorkommen musste, von seinem Bandkollegen, der ihn als Aufreißertyp per excelence kannte, knutschend mit einem Kerl erwischt worden zu sein. Bill krabbelte langsam von Tom herunter und sortierte seine langen Beine wieder im Fonds der Fahrerseite ein.
„Hm, ich glaube, der braucht jetzt erst einmal ein Beruhigungsmittel, so verschreckt, wie der aussah“, versuchte Bill die Situation aufzulockern und grinste schief.
Tom sah ihn betreten von der Seite an und atmete einmal tief durch „Oh Mann, mit dir hab ich mir was eingebrockt.“
„Bereust du es?“ Bills dunkel schimmernde Augen blickten ihn ruhig und besonnen an, als würde er die Antwort bereits kennen und im Prinzip tat er das auch. Toms Körpersprache verriet ihm eine Menge, damit kannte er sich aus.
„Bist du verrückt? Keine einzige Sekunde! Und außerdem…“, er machte eine bedeutungsvolle Pause, „… hab ich dich echt gern…sehr gern, weißt du?“ Da war es wieder, dieses etwas unbeholfene Grinsen, was Bill in den letzten Stunden schon öfters zu Gesicht bekommen hatte und was ihm ausnehmend gut gefiel.
„Dann werden wir uns wiedersehen, wenn du Zeit hast?“ Auch Bills Stimme war immer leiser geworden und seine Hände etwas schwitzig. Er wischte sie sich unauffällig an seiner Hose ab.
„Darauf kannst du Gift nehmen, wie wäre es mit morgen Abend?“ Tom schnallte sich ab und griff zum Türöffner. Bill nickte enthusiastisch und sie strahlten sich eine Weile lang verzückt an. Kein Gestammel, kein unnötiges Überlegen, sie wollten es beide gleichermaßen und schämten sich dessen nicht. Es erschien alles so einfach für den Moment.
„Aber jetzt muss ich los, sonst denkt Georg noch sonst was“ unterbrach Tom schließlich die wortlose Stille. Er verdrehte bedeutungsvoll die Augen, blieb aber weiterhin sitzen, als würde er noch auf etwas warten.
„Na und…lass den doch denken, was er will…“ Bill beugte sich erneut zu Tom rüber und versteckte sein Gesicht in seiner warmen Halsbeuge. Noch ein letztes Mal seinen unvergleichlichen Duft einatmen, noch ein letztes Mal, seine Haut von den weichen Dreads kitzeln lassen. Die Stunden bis zu ihrem Wiedersehen würden sich endlos hinziehen, er wusste es schon jetzt.
„Machs gut und sei schön brav…ich denk an dich…“ flüsterte er an Toms Ohr. Kaum konnte er die Traurigkeit in seiner Stimme verstecken, die plötzlich auf ihn hereinbrach. So viel Gefühl zu zeigen, war er nicht gewohnt und doch war es seltsam befreiend, als würde etwas in ihm aufbrechen, was viel zu lange zugemauert gewesen war.
Mit einem melancholischen Gefühl im Bauch sah er Tom nach, der in dem unscheinbaren Haus verschwand. Dann erst startete er den Motor und düste in seine Welt davon.
~ * ~
Tom wurde von einem argwöhnisch lauernden Georg in Empfang genommen, der mit den Händen in den Hosentaschen im Vorraum ihrer kleinen Studiowohnung an der Wand lehnte.
„Ach, ist der Herr auch schon da?“, waren die ersten Worte, die er von ihm hörte. Es klang vorwurfsvoll. Genauso hatte sich seine Mutter immer angehört, wenn er mal etwas später, als geplant, nach Hause kam.
„Hm.“
„Wieso kommst du jetzt erst? Die Probe fängt gleich an!“
„Jetzt bin ich ja auch da.“
„Tom, ich will ja nichts sagen, aber das war kein Mädchen eben in dem weißen BMW. Ich hoffe, du hast das mitgekriegt.“
„Hab ich.“
Toms einsilbige Antworten, während er sich die Schuhe auszog, schienen Georg nicht zu befriedigen. Er schüttelte verärgert den Kopf und ging einen Schritt auf ihn zu.
„Tom! Du hast dich gerade mit nem Kerl rumgeknutscht! Ihr habt euch fast aufgefressen! Und du warst die ganze Nacht weg!“ Er war sichtlich empört, ja fast schon außer sich und Tom fast ein wenig amüsiert, seinen Freund so aufgebracht zu erleben, doch das Rumoren in seinem Inneren war nicht zu ignorieren. Er hätte nie gedacht, einmal in eine solche Situation zu geraten. Er wusste echt nicht, ob er jetzt schon zu einer Erklärung in der Lage war, auch wenn er Georg grenzenlos vertraute.
„Ach wirklich? Deine Beobachtungsgabe ist bewundernswert.“ Tom versuchte ruhig zu bleiben, auch wenn es ihm schwer fiel. Er probierte es mit Sarkasmus.
„Hast du etwa was mit dem gehabt?“ Georg ging auf direkte Konfrontation. Jetzt wollte er es genau wissen, nachdem der erste Schock verflogen war.
„Und wenn es so wäre?“ Tom schmiss betont gelangweilt seine Schuhe in die Ecke und baute sich in seiner vollen Größe vor Georg auf. Er überragte ihn um einen halben Kopf. Georg gefiel das nicht und genau deswegen tat er es so provokativ.
„Dann…dann fall ich vom Glauben ab. Echt ey…das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“
Tom schnaufte und blickte an einem entsetzten Georg vorbei an die Wand. Er wusste, das war jetzt hart für seinen besten Kumpel, aber da musste er durch, genauso wie er selbst ersteinmal damit klarkommen musste.
„Georg, denk was du willst und mach was du willst, aber ich habe gerade die beste Nacht meines Lebens hinter mir…und das kann mir niemand mehr nehmen.“
Georg fasste sich an die Stirn, begriff aber, auf Grund Toms ungewöhnlicher Ernsthaftigkeit, dass irgendetwas Entscheidendes passiert war. Nachdem er sich wieder einigermaßen im Griff hatte, stürmten tausend Fragen auf ihn ein, die er Tom am liebsten alle auf einmal stellen wollte.
„Aber…aber wer ist das? Boah, ich kann das gar nicht glauben! Wer, um Himmels willen hat es geschafft, dass du mit nem Kerl abziehst und deine hübschen Bunnys sitzen lässt? Was hat der mit dir gemacht? Ich meine…hat er dir irgendwas in den Drink gemixt? Oder hast du was geraucht, was du nicht gekannt hast? Hat er dich gezwungen?“
Georg lief hin und her, wie ein aufgeschrecktes Huhn.
Tom ging kopfschüttelnd an ihm vorbei in die Küche und holte sich eine kalte Cola aus dem Kühlschrank. Er hatte einen mörderischen Durst. Sex machte einen trockenen Hals.
„Nein, nein und nochmals nein! Er hat gar nichts gemacht! Ich wollte es.“
„Aber Tooom! Er hat keine Titten! Und dafür einen Schwanz!“ Georg klang reichlich angewidert, was sich auch in seinem Gesichtsausdruck widerspiegelte. Er war Tom in die Küche gefolgt und lief jetzt hinter ihm her, wie ein Pudel an einer zu kurzen Leine.
„Das ist doch egal.“ Tom fühlte sich nach anfänglicher Befangenheit immer überlegener. Er war sich seiner Sache sicher. Er hatte eine Erfahrung, die Georg nicht hatte und insgeheim bedauerte er Georg darum. Nicht, dass er Bill je mit ihm würde teilen wollen. Nein! Soweit ging die Freundschaft dann doch nicht.
„Seit wann ist dir das egal!?“ Georg rang verzweifelt mit den Händen.
„Seit ich Bill kenne.“
„Aha…Bill heißt er also.“ Georg ließ resigniert die Arme hängen. „Na ja…hübsch ist er ja, das muss man ihm lassen“, fügte er noch an, denn dieser geheimnisvolle Bill schien Tom schon sehr wichtig zu sein. Meistens kannte der die Namen seiner Bettgenossinnen am nächsten Tag schon nicht mehr. Dabei hatte Georg nicht einmal vor, sich mit einer halbwegs positiven Äußerung über Bill bei Tom wieder lieb Kind zu machen, im ersten Moment war er selbst fasziniert von der schwarzhaarigen Erscheinung gewesen, bis er nach einem Toilettenbesuch, bei dem ihm Bill aus der Tür mit dem kleinen Männlein drauf entgegenkam, festgestellt hatte, dass er dem gleichen Geschlecht angehörte, wie er selbst. Das war für ihn zuviel des Guten gewesen.
„Hübsch? Untertreib mal nicht so schamlos!“ Tom lächelte verträumt, wenn er an das ebenmäßige Porzellangesicht mit den betörend schönen Augen dachte, dem er schon so nahe sein durfte. Georg hatte doch überhaupt keine Ahnung. Bill war sein kleines, verführerisches Teufelchen in der Hülle eines anbetungswürdigen Engels, doch das wollte er seinem Kumpel jetzt nicht ganz so ausführlich erklären. Er würde sowieso nicht die richtigen Worte dafür finden, zu facettenreich waren seine Empfindungen, die auf ihn einströmten, wenn er Bill nur ansah. Doch Georg verstand anscheinend mehr, als es Tom bewusst war.
„Du wirst ihn wieder sehen, stimmts?“, stellte er stirnrunzelnd fest.
Tom nickte, während er an seiner Cola nippte. „Ja, morgen.“ Georg nickte ebenfalls. Es sah fast schon verständnisvoll aus, was Tom für sich zu nutzen wusste.
„Tust du mir einen Gefallen?“ Tom stellte seine Colaflasche ab und streckte seine Knochen, dass es knackte. Die gesamte restliche Nacht, in der sie wirklich geschlafen hatten, hatte Bill schwer in seinen Armen und halb auf ihm drauf gelegen und er hatte nicht gewagt, sich zu bewegen, aus Angst, er könne seinen erschöpften Liebling aufwecken. Sein Genick hatte ein wenig darunter gelitten, wie er gerade bemerkte. Ein geringfügiges Opfer, wenn man dagegen die angenehmen Seiten in die Waagschale warf.
Georg nickte noch einmal. „Brauchst du was von mir? Kondome? Gleitmittel?“ Es sollte ein Scherz sein, doch Tom bekam direkt heiße Wangen bei Georgs Angebot.
„Deinen Scheiß brauch ich nicht, denkst du im Ernst, mir passen deine Fingerhüte?!“, schlug er verbal zurück und machte eine anschauliche Geste mit seiner Fingerspitze, deren unterer Teil von seiner Faust verdeckt wurde. „Du sollst einfach nur deine Klappe halten, wenn’s möglich ist. Wenn ich es jemandem sagen will, dann tu ich es selber, klar?“
Georg verdrehte die Augen. „Soll mir Recht sein. Glaubst du, ich hab Lust herumzuerzählen, dass du neuerdings Kerle fickst?“
„Tu ich nicht!“, fuhr er Georg scharf an. „Bill ist ne Ausnahme!“
„Okay, ich hab verstanden!“ Georg hob beschwichtigend die Hände und murmelte dann mehr zu sich selbst, als zu Tom. „Ist schon nicht einfach, wenn man so verschossen ist…und dann noch in den Falschen…“
Tom fuhr herum, wie eine Furie. „Wieso Falschen? Er ist zwar kein Mädchen, aber er ist trotzdem nicht falsch!“
„Was weißt denn du? Du kennst ihn doch überhaupt nicht! Ihr habt euch gestern das erste Mal getroffen!“, gab Georg richtigerweise zu bedenken.
„Na und? Irgendwann trifft man sich immer das erste Mal!“, trotzte Tom Georgs wohlgemeinten Einwänden.
„Aber du weißt absolut nichts über ihn, hab ich Recht? Oder willst du mir jetzt erzählen, ihr habt die ganze Nacht lang geredet?“
„Das geht dich einen Scheißdreck an!“, fauchte Tom wütend. Ein bisschen Wut hatte er auch auf sich selbst und Bill, weil Georg damit leider Recht hatte, dass er absolut nichts über Bill wusste, außer wie er hieß und wie alt er war. Und dass er anscheinend absolut keine Geldsorgen zu haben schien, was Tom zunächst sehr willkommen war, war er doch selbst stets knapp bei Kasse.
„Hast du dich eigentlich mal gefragt, wieso er sich so ein Auto leisten kann? Das war nagelneu, wenn du mich fragst!“ Aufgeregt gestikulierte Georg mit den Armen. „Hat er auch so eine aufgemotzte Wohnung? Dann würde ich mich schon mal ein bisschen wundern!“
„Wir waren nicht in seiner Wohnung, sondern in einem Hotel. Er hat gesagt, das ginge nicht. Vielleicht wohnt er ja noch bei seinen Eltern, er ist ja erst neunzehn und das Auto ist gar nicht seins“, mutmaßte Tom. Und obwohl er es gar nicht wollte, schlich sich ein ungutes Gefühl in seinen Hinterkopf. Doch es war viel zu schwach und unscheinbar, um ernsthaft Schaden anrichten zu können.
„Träum weiter, Tom! Das kannst du mir nicht erzählen! Ich meine…guck doch mal, wie der aussieht! So einer wohnt nicht bei den Eltern! Niemals!“ Er tippte sich höhnisch an die Stirn.
Tom ging Georgs misstrauisches Gemotze tierisch auf den Sack. Er war doch nur neidisch auf ihn, weil er diesmal anscheinend allein nach Hause gehen musste.
„Weißt du was…ich frag ihn morgen, damit du beruhigt bist! Und ich werd ihn auch schön von dir grüßen und ihm erzählen, dass du dir auf seinen Anblick einen runtergeholt hast!“
„Ach leck mich doch, Tom! Du willst es nicht begreifen!“
„Nee, dich leck ich ganz bestimmt nicht!“ Angeekelt wandte sich Tom ab und suchte ohne Umwege sein Zimmer auf. Er hatte keine Lust mehr auf das Gespräch, dessen Wendung ihm überhaupt nicht gefallen hatte. Er wusste selbst, dass er nichts wusste, das brauchte ihm Georg nicht noch genüsslich unter die Nase zu reiben. Außerdem wollte er noch dringend duschen, ehe er die anderen traf. Er hatte den Eindruck, aus jeder kleinsten Pore nach Sex mit einem Jungen zu riechen und es hatte ihm gereicht, dass es Georg so leicht aus ihm herausbekommen hatte. Die anderen konnten darüber ruhig noch etwas im Ungewissen bleiben.
Und morgen würde er seinen schwarzen Engel wiedertreffen…und dann würde sich alles aufklären.
~ Ende Teil 17 ~

HACH
Das ist schon wieder so ein herrliches Kapitel .
Ich mag jeden Moment darin, jeden Gedanken, jedes Gefühl, jede Berührung, jede Äußerung...
Ich ahne kleine Konflikte auf die frisch Verliebten zukommen^^ ... aber nichts, was nicht zu schaffen wäre xD
Georg hatte doch überhaupt keine Ahnung. Bill war sein kleines, verführerisches Teufelchen in der Hülle eines anbetungswürdigen Engels, doch das wollte er seinem Kumpel jetzt nicht ganz so ausführlich erklären.
^^ süß xD
hach... das war jetzt einfach richtig schön zu lesen... danke, Gosu




RE: "Küssen verboten"
in Fanfictions 07.07.2009 08:24von Valentina • Besucher | 1.900 Beiträge
Hach Gosu ... du machst meinen ohnehin tollen Morgen zu einem einzigartigen .... Danke schön
ich liebe alles an deiner Story ..... jeder einzelne Satz ist ein hochgenuss
ich liebe deinen Tom .... er ist so süß in seiner Verlegenheit und Verliebtheit .... ich könnte die ganze Zeit vor lauter entzücken quitschen
ich freu mich schon jetzt auf's nächst Kapitel .... und jetzt geh ich nochmal lesen und weiterquitschen



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