So... ich hab mich entschlossen mal eine Erklärung für meine Abwesenheit der letzten Tage zu verfassen. Ich glaube, das wird ein wenig anstrengend... deshalb versuch ich es so kurz wie möglich zu halten.

Ich geh gerade ein vor Sorge um Shari.
Shari ritzt sich seit etwa 1,5 Jahren ... sie redet ziemlich offen mit mir darüber und bisher habe ich immer versucht da einigermassen mit umzugehen ... na ja ... ich versuch es noch.
Die therapeutische Hilfe, die wir letztes Jahr versucht haben in Anspruch zu nehmen, ist qualvoll nach hinten losgegangen. Shari hat sich aufgrund dessen, dass sie sich von der Therapeutin nicht verstanden gefühlt hat, erst recht geritzt. Das war sowohl für sie als auch für mich ein Grund, nicht sofort noch weitere Therapeuten auszuprobieren, zumal das Geritze sich nach dem Therapieversuch auch erstmal wieder gebessert hat ... und sie hat sich halt auch nicht sehr tief geritzt.
Jetzt hat sie sich in der letzten Woche allerdings so tief geritzt, dass die Wunde eigentlich hätte genäht werden müssen und ich war einfach total geschockt.
Im Moment ist ihr selbstverletzendes Verhalten gerade echt krass ... und sie ritzt sich eigentlich täglich.
Dann hat sie sich mir am Freitag noch offenbart, dass sie sich übergibt, wenn sie ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie zu viel gegessen hat und hat mir ihre Abführkapseln, die sich sich im Supermarkt besorgt hat, in meine Obhut übergeben.
Ich habe gerade das Gefühl, einfach alles falsch gemacht zu haben... na ja... zumindest alles, was dazu geführt hat, dass sie so ein niedriges Selbstwertgefühl hat, dass sie sich das antun muss.
Wir haben ein ausgesprochen gutes Verhältnis zueinander ... das bestätigt sie mir auch immer und äussert es auch ihren Freunden gegenüber ... aber an mir nagt dennoch die Schuld.
Sie hängt an ihrer Ritzerei und möchte das nicht aufgeben ... trotzdem hat sie eingewilligt, es nochmal therapeutisch zu versuchen, wenn auch mit großer Skepsis. Wir waren jetzt beim Hausarzt, der uns seine ganze Unterstützung versichert hat und uns die Hürden nochmal aufgezeigt hat, die es kämpferisch zu bewältigen gibt auf dem Weg in eine Fachklinik. Shari war zumindest mit dem, was der Hausarzt zu ihr gesagt hat, einverstanden ... nur den Satz "und die Eltern sind halt auch scheiße" als er ihre Situation zusammengefasst hat, fand sie nicht gut ... obwohl ich den Satz ganz gut fand^^. Er weiß ja nicht, wie es da aussieht.
Eine Klinik ist zur Zeit das Ziel.
Dazu brauchen wir allerdings erstmal wieder eine Therapeutin, die für den Weg mit kämpft und die suchen wir gerade ... eine, mit der Shari auch zurecht kommt.

Soweit zu der Sorge um Shari, die mich gerade keine Minute in Ruhe lässt.

Unser Sohn musste gestern auch aus der Schule abgeholt werden, weil es ihm schlecht ging. Er bekommt von den Gesprächen gerade nichts mit, aber die sorgenvolle Stimmung hier schlägt natürlich auch bei ihm ein *seufz*

Zu allem Überfluss musste ich am Samstag dann auch noch erfahren, dass ich eigentlich ein Zwilling gewesen wäre ... und dass mein Zwillingsbruder während der Schwangerschaft abgegangen ist.
Wenn ich gerade nicht an Shari denke oder an Melvin, dann drängt sich dieser Gedanke in meinen Kopf und in meinen Bauch. Für mich erklärt sich damit dieses besondere Gefühl der Zerrissenheit, das ich habe, seitdem ich denken kann ... und ich habe so viele Gedanken dazu ... und so viele Gefühle, die eh nichts an der Situation ändern können. Es ist, wie es ist. Trotzdem habe ich dabei solche "was wäre wenn" Gedanken ... und ich bin einfach auch gerade ziemlich traurig wegen der Geschichte. Ich habe das Gefühl, um jemanden zu trauern, den ich nie kennenlernen konnte. Das fühlt sich alles so komisch an.
Wenn ich die Twins sehe, kommt so ein Gefühl von "das hätte ich auch haben können" auf.

Mein Kopf und mein Bauch veranstalten gerade ein ziemliches Chaos wegen all dem, was in den letzten Tagen über mich drübergerollt ist... und ich kann mich auf nichts wirklich konzentrieren, wobei es mir heute etwas besser geht.

Ich habe etwas damit gerungen, mich hier vor euch zu offenbaren, doch hab mich jetzt dazu entschlossen, wie ihr gerade lest.

Ich weiß nicht, wie das bei euch ankommt, aber ich hatte das Bedürfnis, euch zu erklären, warum ich gerade hier nicht so mitmachen kann und warum ich gerade neben der Spur bin...

und jetzt gehe ich mal lesen, was ihr so geschrieben habt, was ich noch nicht gelesen habe^^

Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll.

Danke euch allen fürs "zuhören" ... oder wie sagt man?^^

Ich habe meinen Beitrag hier geschrieben, weil ich, ohne die meisten von euch zu kennen, doch ein gewisses Vertrauen zu euch habe und ich mir Gedanken darüber gemacht hatte, was Tabu ist ... und für mich beschlossen habe, dass es hier auch für eigentliche Tabuthemen Platz geben müsste. Ich wollte einfach nicht so ohne Erklärung wegbleiben und euch die Wahrheit erzählen *so ein verfluchter Wahrheitsfanatiker bin*.

An euren Reaktionen sehe ich, dass ich das auch schreiben durfte ... und dafür bin ich euch sehr dankbar.
Dass ihr mir Kraft, Mut und Zuversicht schickt und wünscht tut mir echt gut... und eure Umarmungen fühlen sich schön an.
Ich erwarte übrigens gar keine Ratschläge oder Hilfe oder so... ich wollte einfach ehrlich sein und es tut mir einfach nur gut, dass ihr mich mit der Situation, wie sie gerade ist, einfach so nehmt.

Ich erhalte gerade viel Unterstützung durch meine Schwester, die Heilpraktikerin ist und mich auf ihre Liege nimmt ... und mein lieber Mann zeigt gerade mal wieder, wie eigentlich immer, all seine Fähigkeiten, Halt zu geben. Es ist schön zu wissen, dass, auch wenn es echt Probleme gibt, unsere kleine Familie hier an sich wunderbar funktioniert.


Ich knuddel euch alle

"Die Polizeiruferin" ... lol ... warst du es nicht letztlich, die die Polizei gerufen hat?^^

oh stimmt... jetzt, wo du es sagst fällt mir auch auf, dass ich ja mit einem Beamten telefoniert hab xD *nur noch diesen verwirrten Autofahrer vor uns im Kopf hatte*