#286

RE: Killing me softly

in Fanfictions 27.12.2008 16:37
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Jaaa, wir sind hier mal wieder ein bisschen ausgeflippt
aber du hast es ja doch noch mitgeschnitten^^, und ich drück dich gleich nochmal

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#287

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 01:03
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

40.

"Mir ist kalt", höre ich mich unbestimmte Zeit später nölen. Ich weiß gar nicht, warum ich so schlechte Laune hab. Eigentlich müsste sie fantastisch sein. Ist sie aber nicht.
"Shirin, hier drin sind mindestens 40 Grad - wie kann einem da kalt sein?" Toms Unverständnis über mein Genöle ist seiner Stimme mehr als deutlich anzuhören, selbst wenn er nicht so direkte Worte gewählt hätte.
"Aber ihr habt die Bettdecke", beschwere ich mich weiter - zu Recht wie ich finde.

Die folgende Aktion befriedigt mich ziemlich genau eine Minute lang. "Jetzt ist mir heiß", muss ich meinen Unmut erneut kund tun, und ernte genervtes Schnauben aus zwei Mündern. Synchron versteht sich.
Maulend werfe ich die Decke wieder von mir und winde mich zwischen den beiden mehr als warmen Körpern heraus, um mich aufzusetzen.
"Was willst du denn jetzt schon wieder?" fragt Bill matt. Selbst schuld, wenn er sich so verausgabt. "Ne Zigarette", antworte ich prompt.

Kurz darauf ist das Zimmer nicht nur überheizt, sondern auch noch verraucht, weil ich die anderen Zwei natürlich mit meinem Wunsch angesteckt hab. Ist mir persönlich aber relativ egal, ich hab ja jetzt endlich, was ich will. Außer frische Luft. Aber dafür wird sicherlich gleich auch noch jemand sorgen. Wenn ich nur lange genug lamentiere...

"Aufstehen... aber dalli, und zwar alle drei - sofort!"

Erschrocken starre ich Gustav an, der auf einmal mitten im Zimmer steht, er hat nicht einmal angeklopft. Noch bin ich aber zu sprachlos, um mich über diese Unverschämtheit aufzuregen. Einzig und allein die Bettdecke wieder schnellstens nach oben ziehen, das schaffen meine Hände von ganz allein und ohne Anweisung.

"Spinnst du?" übernimmt Bill jetzt glücklicherweise das Anmotzen dieses lautstarken und äußerst unwillkommenen Störenfrieds, während Tom sich neben mir einfach umdreht und das alles ignoriert. Die Nerven möchte ich auch mal haben.

"Ne. Ihr spinnt. Ist das die Abendgestaltung der letzten Nacht hier? Ich beseitige die hinterlassene Verwüstung in der Küche, besorge ne neue Pfanne und hör mir eurer Rumgestöhne an?" regt sich Gustav aber ungerührt weiter auf, rennt zum Fenster und reißt es auf. Wow. Ich kann durchatmen. Und ich musste nicht mal darum bitten.

"Gustav, chill dich mal. Wir kommen gleich..." "... ihr kommt ganz sicher nicht - nicht schon wieder!" Wütend dreht sich Gustav wieder zu Bill um, den er anscheinend nachhaltig unterbrochen hat. Zumindest sagt er vorerst nichts mehr. Dafür fällt mir gerade etwas auf.
"Du hast ne neue Pfanne gekauft? Ich könnt dich knutschen", freue ich mich, was jetzt unweigerlich Gustavs Zorn auf mich zieht. Manchmal sollte ich besser die Klappe halten.
"Sonst wären wir heute ja gar nicht mehr fertig geworden. Du vergnügst dich ja lieber hier oben", mault er mich an.
"Ich kann mich auch unten vergnügen, wenn dir das lieber ist", entgegne ich frech. Auch meine Dankbarkeit kennt Grenzen. Tom fängt neben mir an zu kichern. Leise, und ins Kopfkissen, aber unglücklicherweise laut genug, dass Gustav ihn hören kann.

"Findest du das lustig?", hat er jetzt jemand Neuen gefunden, an dem er seine Wut auslassen kann. Ich tausche einen wissenden Blick mit Bill, der sich aber anscheinend auch nur mit Mühe das Lachen verbeißen kann. Ich glaube, wir müssen hier dringend Schadensbegrenzung betreiben.
Bevor wir allerdings dazu kommen, steht schon wieder jemand im Zimmer. Wird das hier der neue Konferenzraum?

"Gustav! Hast du sie noch alle? Komm sofort da raus und lass sie in Ruhe!"
Hui. Ava kann ganz schön laut werden, hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Gustav zuckt merklich zusammen. Aber nur für eine Sekunde.
"Aber..."
"Nichts aber! Komm jetzt da raus!" Ihr Tonfall duldet keine Widerrede und Gustav trollt sich tatsächlich Richtung Flur.

"Wir sind gleich unten", verspricht Bill noch, bevor die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt mal behaupten, er klingt ein bisschen entschuldigend.

"Du mich auch", höre ich noch durch die Tür brummen, aber danach wird Gustavs weiteres Gemotze im Keim erstickt. Der Arme. Fast tut er mir ein bisschen leid.

"Ich glaube, du solltest mal mit ihm reden", rate ich Bill zu meiner Linken, der nickt, bevor er sich die Haare rauft.
"Aber zuerst sollten wir uns mal hochraffen", meint er wenig begeistert. Ich stöhne genervt. Ich hab nicht die geringste Lust, jetzt aufzustehen. Andererseits ist das hier ja nun wirklich unser letzter Abend, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist es sogar schon fast Nacht. Zumindest ist es bereits dunkel draußen. Und im Bett liegen können wir auch zu Hause.

"Was grinst du so blöd?" werde ich aus meinen Tagträumen gerissen. Ich begegne Bills Blick, der mich nachsichtig lächelnd betrachtet. Wenn er meine Gedanken lesen kann, warum fragt er mich dann so dummes Zeug?
Ich bleibe ihm eine Antwort schuldig, statt dessen gehe ich jetzt mit gutem Beispiel voran und klettere aus dem Bett.
Ich habe allerdings schon mal beeindruckendere Mienen für irgendwelche Aktionen geerntet. Toll.

"Tom!"
"Shirin!"
"Bill!"
"Shirin!"
"Moah", gebe ich auf und verschwinde unter die Dusche. Danach mache ich einen Abstecher in Toms und mein Zimmer, um mir neue Klamotten zu genehmigen. Als ich schließlich zurückkomme, ist Bills Zimmer leer. Soll mir auch Recht sein. Warte ich eben unten. So lange Ava da ist, wird Gustav mich schon nicht anfallen.

Mit gemischten Gefühlen betrete ich die Küche. Aufgeräumt. Es glänzt. Am meisten glänzt die niegelnagelneue Bratpfanne.
"Die zieh ich dir gleich über deinen Schädel, wenn du noch ein bisschen so dämlich weitergrinst", droht Gustav mir zur Begrüßung und ich zucke erschrocken zusammen.
"Ach komm, sei nicht sauer, wir wollen doch heute noch ein bisschen Spaß haben", versuche ich ihn auf andere Gedanken zu bringen. Wo ist denn Ava? Hilfesuchend sehe ich mich um, aber keine Spur von ihr.
"Spaß hattest du ja wohl heute genug, meinst du nicht auch?" Meine Güte, so verstimmt hab ich Gustav glaub ich noch nie erlebt. Ich könnte jetzt sarkastisch werden, wahlweise auch zickig oder ihm Vorhaltungen machen, es gibt hunderte Möglichkeiten.
"Tur mir leid", entschuldige ich mich statt dessen. Es klang nicht nur aufrichtig, ich hab es auch so gemeint.

"Schon gut", brummt Gustav, aber ich weiß, dass ich gewonnen hab.
"Und danke", füge ich noch hinzu, aber Gustav winkt ab. Das ist ihm wohl zu viel des Guten. Und zu viel des Ungewohnten. Ich weiß es nicht.

"Wo hast du denn die anderen beiden Wahnsinnigen gelassen?" will er jetzt von mir wissen.
"Hier", meldet Tom sich wie auf Kommando zu Wort. Ich muss mir ein Grinsen verbeißen. Und ein Schnurren. Er riecht gut. Und da fällt mir noch etwas ein. Aber es würde wohl kaum einen unpassenderen Zeitpunkt geben, um das laut zu sagen, was mir gerade durch den Kopf schwirrt.

"Wo ist Bill?" Ich kann mich nicht entscheiden, ob Gustav mit mir gesprochen hat, oder mit Tom, der anscheinend beschlossen hat, mich schon wieder konfus zu machen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er viel zu dicht hinter mir steht und die Arme um meine Taille schlingt.
"Der macht sich noch schön", erwidert Tom belustigt, und zieht mich dann noch enger an sich. Kurz bevor wir uns einen ironischen Kommentar von Gustav einfangen, der uns wenig begeistert betrachtet, macht Bill sich mit einem Räuspern bemerkbar. Warum war ich gleich noch mal schon wieder Wachs in Toms Händen? Weil sie so geschickt sind. Oder so.

"Hui. Wen willst du denn heute noch abschleppen?" rutscht es Tom raus, kaum dass er sich von mir gelöst und zu seinem Zwilling umgedreht hat. Der sonnt sich mal wieder sichtlich in der ungeteilten Aufmerksamkeit. Elender Narzisst.
"Mal sehen, wer so rumläuft", meint er locker und ignoriert das folgende dreistimmige Schnauben.

* * *

Stunden später sind alle Gemüter wieder bestens gelaunt. Ich, weil ich den mittlerweile dritten Cocktail schlürfe, und Gustav, weil Bill sich mindestens eine ganze Stunde lang nur mit ihm beschäftigt hat und wir uns alle noch mal lang und breit entschuldigt haben. Jetzt ist er endlich zufrieden und hockt uns mit Ava gegenüber, beachtet uns aber kein Stück. So viel dann zu gemeinsamen letzten Abend. Ich kichere unverhohlen in mich hinein.
"Möchte ich wissen, was du denkst?" Tom zieht eine Augenbraue hoch, während er mir diese Frage stellt - und wieder fällt mir etwas ein, was vorhin so unpassend war, aber jetzt für mich um so dringender in die Tat umgesetzt werden müsste.

* * *


tihihihi
ich hab Wein getrunken ihr Lieben, und ich werde jetzt noch weiterschreiben *sich ins Fäustchen lacht*

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#288

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 10:50
von Erna

Aaaaaaaah, du olle Nuss *dich köpfe* wie kannst du da aufhören und dann auch noch schreiben, dass du gleich weiter schreibst
kann ja wohl nicht angehen

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#289

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 16:03
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

haaaaaaach herrliches Kapitel ... so Killing me softly typisch xD
Du schreibst wundervoll, wenn du gesoffen hast *griiiins*

*dir ganz viel Wein hinstell*

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#290

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 16:17
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Ich hab nicht gesoffen - ich hab zelebriert
und Erna, ich bin NICHT fertig geworden, ich sags dir gleich^^

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#291

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 16:28
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von schäfchen
Ich hab nicht gesoffen - ich hab zelebriert



ach soo xD
Du schreibst wundervoll, schäfchenschatz, wenn du zelebriert hast

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#292

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 16:36
von Erna

Zitat von schäfchen
Ich hab nicht gesoffen - ich hab zelebriert
und Erna, ich bin NICHT fertig geworden, ich sags dir gleich^^



Pffft

Ich find du schreibst immer wundervoll, ob zelebriert oder sonstiges^^

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#293

RE: Killing me softly

in Fanfictions 28.12.2008 16:57
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von thErnaRex

Ich find du schreibst immer wundervoll, ob zelebriert oder sonstiges^^



Da muss ich dir zustimmen, Erna...
aber die zelebrierten Kapitel haben immer noch ne Spur mehr von dem herrlichen Chaos

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#294

RE: Killing me softly

in Fanfictions 29.12.2008 01:09
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Zitat von BILLowy

Zitat von thErnaRex

Ich find du schreibst immer wundervoll, ob zelebriert oder sonstiges^^



Da muss ich dir zustimmen, Erna...
aber die zelebrierten Kapitel haben immer noch ne Spur mehr von dem herrlichen Chaos




Japp...*einfach mal faul allem zustimm*

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#295

RE: Killing me softly

in Fanfictions 19.01.2009 16:51
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Lasst euch alle mal drücken
Ich betone: Nur am Anfang des Kapitels hatte ich Wein getrunken^^


40.

"Ja, du möchtest das bestimmt wissen", grinse ich noch breiter. Tom scheint zu überlegen, ob er sich auf dieses Spielchen einlassen soll. Nur leider überlegt er ein wenig zu lange, der Gute, wie immer halt.
„Also ich will definitiv wissen, was du denkst“, kommt Bill ihm zuvor. Geduld war noch nie seine Stärke. Tom schaut seinen Bruder etwas bedröppelt an, und ich muss mir fest auf die Lippe beißen, weil ich das schon wieder irrsinnig komisch finde. Ich sollte weniger Alkohol konsumieren.

„Hm. Ich denke, Gustav kommt auch ganz gut ohne uns klar. Er ist ja auch nicht allein. Also könnten wir ja auch gehen, oder?“ bringe ich mein Gedankenwirrwarr einigermaßen konkret auf den Punkt. Worauf ich damit hinaus will, ist bis jetzt noch unerwähnt.
„Wo willst du denn hingehen?“ fragt Tom, und es ist mehr als offensichtlich, dass er das Ganze nicht nachvollziehen kann. Er fühlt sich hier wohl, das ist sogar bei mir angekommen.

„Nach Hause“, sage ich unschuldig. Bill fängt an zu grinsen, Tom sieht immer noch ahnungslos aus. Wie begriffsstutzig ist der denn heute wieder?
„Was willst du denn zu Hause? Da kennt dich doch jeder“, amüsiert sich Bill und wirft Tom einen vielsagenden Blick zu. Der beginnt jetzt ebenfalls zu grinsen. Manchmal hasse ich die beiden einfach.

„Mir ist aufgefallen, dass ich den ganzen Urlaub noch keinen Sex im Pool hatte. Und am Strand auch nicht“, gehe ich in die Vollen und muss mich dabei schon beherrschen, nicht in den Zicken-Modus zu schalten. Tom sieht aus, als würde er meinem „Vorschlag“ gar nicht mal so abgeneigt gegenüber stehen, Bill dagegen zieht jetzt ein betont gelangweiltes Gesicht. Ich ahne Fürchterliches.
„Da hast du dir ja ne Menge vorgenommen – für eine einzige Nacht“, kommentiert er trocken und rutscht von seinem Stuhl. Was genau soll das jetzt werden? Ich bin gar nicht zu irgendwelchen Lautäußerungen fähig, starre Bill nur mit offenem Mund an und warte auf die nächste Abfuhr. Oder was immer er vorhat.

„Also ich kann ja nur für mich sprechen – aber ich hab jetzt keine Lust auf Pool. Ich geh tanzen“, versetzt er mir keine Sekunde später den Todesstoß, und ehe ich reagieren kann, ist er abgerauscht.
„Warte, ich komm mit“, beeilt sich Tom, ebenfalls von seinem Stuhl zu kommen und sprintet Bill hinterher, als er meinen Blick bemerkt. Toll. Jetzt sitze ich hier. Allein. Na ja, fast allein.

„Idioten“, schimpfe ich vor mich hin, leere den Cocktail vor meiner Nase in einem Zug und bestelle mir sofort Nachschub. Was denken die sich eigentlich? Denken die überhaupt? „Das gibt Rache, da ist man schon mal ehrlich, und...“ „Shirin, komm mal wieder runter“, unterbricht mit Gustav. Ich bemerke erst jetzt, dass er mich anscheinend die ganze Zeit beobachtet hat.
„Halt du lieber die klappe“, fahre ich ihn ungehalten an. Auch wenn das ungerecht ist und ich mir wahrscheinlich gleich wieder einen Monolog über freundliches Benehmen seinen Mitmenschen gegenüber anhören darf.

„Shirin. Du lässt dich so leicht provozieren... und da wunderst du dich, wenn das dann auch ausgenutzt wird?“

Hat er den Satz laut gesagt oder hab ich das grad geträumt?
„Ich muss irgendwas mit den Ohren haben... hast du das gerade wirklich gesagt?“ wundere ich mich lautstark, was Gustav umgehend zum Grinsen bringt. Ich bin ja wieder die Erheiterung des Abends. Kurz huscht mein Blick auf die kleine, gerammelt volle Tanzfläche. Nein, das will ich nicht sehen. Aber es ist wie bei einem Autounfall – ich kann einfach nicht weggucken. Müssen die denn vor meinen Augen... und so verdammt eng... und –
„Hey Shirin, du solltest mal aus deinen Verhaltensmustern ausbrechen. Das ist doch schon wieder das beste Beispiel jetzt: Du starrst sie an, und das ist genau das, was sie wollen“, holt Gustav mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“ Ich klinge unwirsch, und das ist mir sogar unangenehm. Aber irgendwie scheint Gustav immer meine Gedanken lesen zu können und die der Zwillinge gleich mit. Und das nervt mich gerade ganz gewaltig.

„Ignorieren“, ist das einzige Wort, das Gustavs Mund entwischt. Aber wirklich überzeugt sieht er dabei nicht aus. Ich will schon zu neuerlichen Begründungen ansetzen, warum alles scheiße ist, was er sagt, da hellt sich seine unvermittelt Miene auf. „Ich weiß was besseres“, strahlt er mich an, beugt sich dann zu Ava rüber, damit sie als Erste erfahren kann, was den nun „was besseres“ sein soll. Ich schnaube genervt. Aber ich starre wenigstens nicht mehr auf die Tanzfläche. Allein dafür sollte ich Gustav dankbar sein. Bin ich aber nicht.

„Komm mit“, reißt er so plötzlich an meinem Arm, dass ich erschrocken quieke. „Musst du mich so erschrecken? Was soll das überhaupt werden, wenn’s fertig ist?“ löchere ich ihn, während ich unbeholfen hinter ihm herstolpere. Mann, hat der einen festen Griff. Und einen schnellen Schritt. Er läuft auf die Tanzfläche zu. Also mitten ins Verderben.

„Ich will nicht tanzen“, versuche ich meinen Standpunkt klar zu machen, als wir inmitten sich verrenkender Menschen stehen. Bill und Tom sind irgendwo hinter mir, das hat Gustav geschickt angestellt. Aber trotzdem... „Ich will nicht tanzen“, wiederhole ich wie ein bockiges Kleinkind.
„Doch, willst du“, grinst Gustav, und urplötzlich sieht er aus wie der Teufel persönlich. Und genau so plötzlich geht mir ein Licht auf. Und diabolisch grinsen kann ich auch. Wie heißt denn eigentlich die Frau des Teufels?

„Na siehst du, geht doch“, lobt mich Gustav, als ich brav die Arme um seinen Hals schlinge und mich fester von ihm in den Arm nehmen lasse als jemals zuvor. Wenn man mal von der Motorradfahrt absieht, die schon... ach Gott, tausend Jahre muss das inzwischen her sein. Ich schließe genüsslich die Augen und lasse mich einfach treiben.

„Du bist gut“, stelle ich nach einer Weile fest und weiß selber nicht genau, was ich damit meine.
„In was genau bin ich denn gut?“ will Gustav auch prompt wissen. Ich lehne mich ein Stück zurück, damit ich ihn ansehen kann. „Du bist gut im tanzen. Und du bist gut im ablenken“, grinse ich ihn an. Von meiner schlechten Laune ist gar nicht mehr viel übrig geblieben. Und die beiden Schwachmaten hinter mir hab ich wirklich ganz gut ausgeblendet die letzten Minuten.
„Danke“, erwidert Gustav schlicht und wir grinsen uns beide selig ins Gesicht.

Ich bin gerade wieder in einer anderen Welt, in einer Welt, in der ich einfach genüsslich über irgendwelche Tanzflächen schweben kann und... okay, jemand wie ich wird niemals schweben. Außer in anderen Sphären. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen. Und in meiner Welt existieren momentan zwei ganz bedeutende Menschen gar nicht, und das gefällt mir von Minute zu Minute besser. Wenn ich Gustav nicht hätte, dann wäre ich den beiden bestimmt schon an den Hals gesprungen. Aber sie existieren ja gar nicht.
„Wir kriegen Besuch“, zerstört Gustav genau in diesem Augenblick mein heiles Weltbild. Ich funkele ihn wütend an, aber er zuckt nur mit den Achseln. Er kann ja auch nichts dafür, der Gute. Er ist schon gestraft genug, dass er Tom und Bill überhaupt kennt. Bill und Tom.

“Du weißt schon, mit wem du da tanzt?” mischt sich eine Stimme unter meine Gedanken. Ich hole tief Luft. Tom hat noch genau drei Sekunden zu leben. Doch Gustav streicht mir beruhigend, fast beschwörend über den Rücken und ich schaffe es, mich nicht umzudrehen und ihm statt dessen das Gespräch zu überlassen. Vorerst.

„Ja... wenn ich mich nicht irre, dann tanze ich mit Shirin“, bemerkt Gustav, und die Ironie in seiner Stimme ist nur zu merken, wenn man ihn gut kennt. Und ich weiß, wer ihn am besten kennt.
Ich kann die Anwesenheit von allen beiden spüren, auch wenn ich mich immer noch weigere, mich umzudrehen.
„Und hast du sie auch gefragt ob sie das will, oder hast du sie einfach überfallen?“ Da war er ja, der geistreiche Kommentar von unserer Diva. Wieder hole ich Luft, und wieder streichelt Gustav beruhigend meinen Rücken. Menno, der soll mich mal ausflippen lassen jetzt!

„Möchtest du mit mir tanzen, Shirin?“ Gustav fragt mich übertrieben freundlich und genau so übertrieben deutlich spricht er die Worte dabei auch aus. Ich nicke bloß wie eine wild gewordene Irre. Wenn das nicht überzeugt, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.
„Aber Shirin ist unser Mädchen“, beschwert sich Tom daraufhin. Jetzt platzt mir aber der Kragen. Da nützen auch Gustavs Streicheleinheiten nichts mehr.
„Ich bin kein Mädchen!“ schreie ich Tom an, noch während ich mich umdrehe. Ich sehe genüsslich dabei zu, wie er zusammenzuckt. Und nicht nur er. Ein paar Leute um uns herum starren mich verwirrt an. Ich grinse entschuldigend.

„Ich denke, Shirin gehört nur sich selbst. Und im Übrigen denke ich, den Rest kriegt ihr auch allein hin“, redet Gustav dazwischen und löst sich von mir. Wie jetzt? Das war es schon an Hilfe und Beistand? Dieser Bastard, dieser... „Gute Nacht, ich wünsch dir noch viel Spaß. Und ich weck euch morgen früh, keine Sorge“, flüstert mir Gustav ins Ohr, und erstickt meine weiteren bösen Beschimpfungen im Keim. Was denken die sich denn hier nur alle? Fassungslos sehe ich zu, wie er sich geschickt einen Weg durch die Menge bahnt und dann aus meinem Blickfeld verschwindet. Und mich mit den beiden... mir fällt auf die Schnelle kein passendes Schimpfwort ein, allein lässt. Verräter, der.

* * *

Im nächsten Kapitel gibt’s... ähm, weiß ich auch noch nicht^^

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#296

RE: Killing me softly

in Fanfictions 19.01.2009 21:05
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

haaaach

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#297

RE: Killing me softly

in Fanfictions 19.01.2009 22:07
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Ja genau! *hach*

Wein beflügelt dich scheinbar.^^

Schade finde ich nur, dass Shirin die Zwillinge so schnell ignorieren konnte und sich nicht weiter darüber ausgelassen hat, was die beiden auf der Tanzfläche alles treiben *gerne gewusst hätte*.... aber eigentlich kann ich es mir auch denken ....nur mit deinen Worten wäre es schöner formuliert gewesen. *es so gerne lese - hach*

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#298

RE: Killing me softly

in Fanfictions 20.01.2009 07:51
von Erna

*gelesen hab*
*herrlich find* wie immer

und was auch immer es im nächsten Kapitel gibt...ich freu mich drauf

ich mag shirin...kannst du mir die nicht mal vorstellen?

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#299

RE: Killing me softly

in Fanfictions 09.09.2009 16:46
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Heute in Extra-Large als kleine Entschädigung für die lange Wartezeit, und weil ich nicht aufhören konnte zu schreiben^^

41.

Ich habe innerhalb von Sekundenbruchteilen beschlossen, jetzt keine sinnlose Diskussion mehr anzufangen und tanze einfach weiter, ohne noch groß jemanden um mich herum zu beachten. Meine beiden Herzallerliebsten stehen für einen kurzen Moment etwas belämmert in der Gegend herum, und gerade als ich denke, sie verschwinden jetzt wieder zu Gustav und Ava an den Tisch, weil ihnen mein echauffiertes Gehabe auf den Geist geht, werde ich wieder einmal eines Besseren belehrt.

Von einer Sekunde auf die andere kann ich mich nicht mehr bewegen, bin eingeklemmt zwischen zwei heißen Körpern und weiß für einen langen Augenblick weder, was ich davon halten, geschweige denn, wie ich darauf reagieren soll. Jetzt hab ich ja im Grunde was ich will, aber ich wäre nicht ich, wenn ich das alles so einfach sang- und klanglos hinnehmen, und vor allem zugeben würde, dass es genau das ist, was ich will. Und außerdem war eine Aktion wie diese nur wieder möglich, weil sie ihr nonverbales Zwillings-Kommunikations-Dings in Perfektion beherrschen. Unfair.

Forschend suche ich Toms Blick, der mir wissend und absolut dreist ins Gesicht grinst, während ich unter Bills sanften Küssen in meinem Nacken unfreiwillig erschauere. Noch mal unfair. Doppelt und dreifach unfair, ich kann ja jetzt schon kaum noch meine Augen offen halten.

„Was?“ frage ich Tom schließlich überfordert, als wir uns schon längst wieder im Rhythmus der Musik wiegen. Tanzen kann man das wohl nicht unbedingt nennen, ich würde es eher als Trockenübung eines Paarungsrituals oder so was in der Art bezeichnen. Und ich bin gerade echt unfähig, mich gegen die Attacken der beiden zu wehren. Vielleicht will ich es auch in Wahrheit gar nicht.
„Beschwer dich nicht, Shirin. Du kriegst jetzt und auf der Stelle all deine frommen Wünsche erfüllt. Also sei zufrieden, halt die Klappe und genieße“, erklärt mir Tom, keine Widerrede duldend, und grinst dabei noch breiter als eben.

Na ja. Gustav hat erreicht, was er wollte, ich ja auch, aber... nein. Das wäre doch alles entschieden zu einfach für meinen Geschmack, wenn ich das jetzt so sang- und klanglos hinnehmen würde. Ich kann nicht einfach mal so zufrieden sein, kann Dinge nicht einfach annehmen, das liegt mir eben nicht.

„Und ihr zwei Helden meint jetzt, nur weil ihr euch vielleicht endlich mal herablasst, muss ich sofort spri...“

Mein restlicher Protest wird umgehend und sehr effektiv schon im Keim erstickt. Idioten, Arschlöcher, Saftsäcke, denke ich im Stillen, denke mir noch allerlei andere möglichst nette Schimpfwörter aus, weil ich es einfach so verdammt ungerecht finde, was hier passiert, und dann denke ich gar nichts mehr, denn es fällt mir schwer mich zu entscheiden, auf welche meiner Empfindungen ich mich zuerst konzentrieren soll.

Da ist zum einen die Tatsache, dass Tom mich immer noch mit aller Hingabe küsst, die er aufbringen kann. Heute verfügt er über eine ganze Menge Hingabe. Und auch wenn ich seine Bemühungen bis jetzt nicht erwidere, reicht es dennoch aus, um meinen Widerstand langsam aber sicher bröckeln zu lassen. Zum anderen schnurrt Bill leise in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken treibt. Als dann auch noch seine Hände in aller Seelenruhe über meinen Körper zu wandern beginnen, beschließe ich im Stillen, mich morgen darüber zu ärgern, wie leicht ich mal wieder zu kriegen war. Fordernd küsse ich Tom zurück und lasse mich fallen.


* * *


„Wie spät issn das eigentlich?“, nuschelt Tom. Er klingt so müde, wie ich mich fühle, aber wir sind alle drei nicht bereit, in dieser letzten und ereignisreichen Nacht auch nur eine Minute mit Schlaf zu vergeuden. Schlafen kann ich auch im Flugzeug. Oder zu Hause. Oder in meinem nächsten Leben. Ich für meinen Teil werde ihm jetzt jedenfalls keine Antwort geben. Mir ist egal, wie spät es ist, das hier ist mein persönliches Paradies, und ich bin nicht bereit, es eher zu verlassen, als unbedingt notwendig. Mit anderen Worten, bis Gustav mich beziehungsweise uns daraus vertreibt. Und das wird schneller sein, als mir lieb sein kann.
Aber wie gesagt, mir ist es gleichgültig... Meine Klamotten sind nass aber ich hab sie ja auch gar nicht an. Dafür wärmt der Sand und der warme Körper, auf dem ich liege, und ich bin so ziemlich wunschlos glücklich. Ein bisschen Durst hab ich, eine Dusche könnte ich eventuell auch vertragen, aber wer will sich schon an Kleinigkeiten hochziehen... Ich nicht. Nicht heute Nacht.

„Keine Ahnung, Tom. Ist doch auch egal. Es wird bald hell, und irgendwann wird uns schon jemand holen“, murmelt Bill höchst unwillig zurück. Ich weiß genau, wen er damit meint. Gustav wird leicht hysterisch werden, wenn wir nicht bald im Haus auftauchen, aber auch das ist mir herzlich egal. Wer weiß schon, wie es nach diesem Urlaub zu Hause weiter geht. Wenn uns erst mal der Alltag wieder hat... immerhin ist jetzt alles anders als noch vor ein paar Wochen. Aber positiv anders, das ist mir inzwischen klar geworden. Irgendwie. Ich weiß nur noch nicht so richtig, wie ich das für die Zukunft umsetzen soll.

„Aber...“, fängt Tom wieder an, wird jedoch schon nach diesem einen Wort von seinem Bruder unterbrochen. „Wenn du jetzt nicht sofort die Klappe hältst, bring ich dich höchstpersönlich ins Haus. Du zerstörst die Stimmung“, droht Bill, und ich muss ein Kichern unterdrücken. Dass ausgerechnet er von Stimmung redet...
„Welche Stimmung?“, fragt Tom auch prompt. Mittlerweile halte ich mir die Hand vor den Mund, das hier will ich bis zum Ende auskosten. „Die Stimmung halt. Hörst du nicht das Meer? Und du quatscht die ganze Zeit!“ Bill klingt jetzt schon genervt, und er hat die Streicheleinheiten in meinem Nacken unterbrochen, aber Tom fängt laut an zu lachen, und zerstört die Stimmung damit erst recht. Aber selbst das ist mir jetzt wurscht, ich find die beiden gerade herrlich.

„DU redest vom Meeresrauschen, dass ich das noch erleben darf“, wird Tom theatralisch, aber Bill reagiert anders, als ich erwartet habe. Ich hatte mit Prügel oder bestenfalls mit einer Aktion wie vorhin gerechnet. Bei dem Gedanken daran wird mir immer noch heiß. Aber statt dessen schnauft Bill laut, und schiebt dann ein mühsam herausgequetschtes „Ich weiß ja auch nicht, wann ich so ein Scheiß Romantiker geworden bin“ hinterher. Jetzt bin ich platt. Aber das darf ich mir unter keinen Umständen anmerken lassen.

„Vorhin warst du nicht romantisch“, beruhige ich ihn also. Leider scheint ihn das alles andere als zu beruhigen. Unsanft schiebt er sowohl Tom als auch mich von seinem Oberkörper runter, setzt sich auf und starrt ins Meer. Oder das, was man davon sehen kann, es wird wohl doch noch eine Weile dauern, bis uns die ersten Sonnenstrahlen beglücken.

„Was is denn jetzt kaputt?“, wundert sich Tom, und da er mich dabei ansieht, und Bill ihn gekonnt ignoriert, versuche ich zu retten, was zu retten ist. Obwohl ich selbst nicht verstehe, was hier abgeht.
„Halt einfach die Klappe“, rate ich Tom. Nicht sehr geistreich, aber wohl am Besten für uns alle. Und Tom hört sogar auf mich. Er schnaubt zwar für einen Moment frustriert wie eine alte Dampflok, aber dann ist er tatsächlich still.

Wir alle sind still. Wir sind so lange still, bis ich das Meeresrauschen als entsetzlich laut empfinde, wir sind so lange still, bis ich mich zum hunderttausendsten Mal gefragt habe, was genau hier eigentlich passiert ist und noch passiert, wir sind so lange still, bis Bill die unerträgliche Stille endlich durchbricht.

„Ich wollte jetzt einfach mal ne Stunde nicht reden. Die so ziemlich letzte Stunde, die wir hier haben, nebenbei bemerkt. Und dann fängst du wieder an zu nerven. Kannst du dir nicht mal für ein paar Minuten das verfickte Meeresrauschen geben, Herrgott noch mal?!“ Bill sieht echt bedrohlich aus. Aber Tom wäre nicht sein Zwilling, wenn er sich davon einschüchtern lassen würde.
„Oh, jetzt ist es schon das verfickte Meeresrauschen, hört, hört. Eben war es noch romantisch“, gibt er mit vor Sarkasmus nur so triefender Stimme zurück, und ich kann förmlich spüren, wie die Gemüter der beiden sich gegenseitig erhitzen und anstacheln. Und das innerhalb von Sekunden.

Meine Güte. Unsere letzte Nacht, die bisher wirklich unvergesslich war, wird doch wohl nicht im Desaster enden...? Das wär ja zu schade. Eine Katastrophe. Dass die beiden überhaupt noch die Kraft für derartige verbale Kabbeleien finden, wundert mich ernsthaft.
„Jungs...“, werfe ich lieber schnell dazwischen, bevor es noch eskaliert, aber niemand beachtet mich. Warum auch.

„Du bist so bescheuert, Tom!“
„War ja klar, jetzt bin ich bescheuert!“
„Du bist sogar komplett bescheuert!“
„Wer hat dich eigentlich gebissen?“
„ICH beiß DICH gleich, wenn du so weitermachst!“
„Genau, Bill, so wird es sein.“
„Sag mal, hast du noch alle Latten am Zaun?“
„Ich denk schon, ja.“
„Tom, es klatscht gleich, aber keinen Beifall!“
„Herzlichen Glückwunsch, Bill. Deine Eloquenz ist echt nicht zu überbieten.“
„Du kannst mich mal!“
„Sag ich doch. Komm schon, Bill, jetzt sei nicht so zickig.“
„Zickig?“ Bills Stimme wird gefährlich leise, und wieder wage ich, ein „Juuungs!“ dazwischen zu rufen, diesmal etwas lauter. Mit genau so viel Erfolg gekrönt wie eben.

„Komm mal wieder runter, Bruderherz. Kein Mensch versteht, was du willst, und dann mutierst du zum Dank zur Oberzicke“, bleibt Tom immer noch ruhig.
„Ich geb dir gleich Oberzicke“, wird Bill jetzt ernsthaft sauer.
„Warum bin ich eigentlich mit dir verwandt?“, fragt sich Tom derweilen kopfschüttelnd, und wieder versuche ich, auf mich aufmerksam zu machen. Aber ich scheine unsichtbar zu sein. Oder meine Stimmbänder verloren zu haben.

„Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, red ich nie wieder ein Wort mit dir!“ Bills Augen blitzen, aber er würde mit seinem Auftritt maximal Gustav beeindrucken. Tom jedenfalls nicht im Geringsten, das kann sogar ich sehen.
„Die Nummer ist langsam ausgelutscht, Bill.“ Tom ist inzwischen die Ruhe selbst, und ich weiß, dass genau das ein Problem ist.
„Okay. Weißt du was, Tom?“, schaukelt Bill sich wie erwartet weiter hoch, aber Tom fällt ihm mit einem provozierendem „Na? Was weiß ich denn?“ ins Wort. Bill knüllt irgendeins von unseren überall verstreuten Kleidungsstücken in seiner Faust zusammen.

„Leck mich“, faucht er dann böse und ich frage mich langsam, ob ich die beiden doch noch mal im Kindergarten anmelden muss.
„Liebend gern, Schatz“, nimmt Tom die Vorlage dankend an, und das reicht mir jetzt endgültig. Bills Antwort warte ich gar nicht mehr ab, sondern springe, nackt wie ich bin, auf die Füße.

„Von mir aus schlagt euch die Köpfe zu Brei, ich hab keine Lust mehr auf dieses Affentheater, das ich obendrein nicht verstehe“, verkünde ich, und mache Anstalten zu verschwinden. Und endlich habe ich alle Aufmerksamkeit, die man sich nur wünschen kann. Für den Moment zumindest.

„Shirin! Warte“, schallt es mir synchron entgegen. Na bitte, geht doch.
„Worauf soll ich denn warten? Ihr könnt einem echt alles versauen. Habt ihr verdammt noch mal den Verstand verloren?“ Meine eigene Stimme dröhnt unangenehm in meinen Ohren, aber ich kann einfach nicht glauben, dass eine Situation so schnell schief laufen kann. Eben noch war alles eitel Sonnenschein, und jetzt drehen die beiden durch. Aber es sind eben auch Tom und Bill, mit denen ich hier sitze. Oder gesessen habe. Ich sollte mir das Ganze vielleicht doch noch mal in Ruhe überlegen.

„Was kann ich denn dafür, wenn Bill mit irgendwelchen romantischen Gefühlen nicht klar kommt?“ Tom guckt mich treuherzig an, aber die nächste Schimpftirade seitens seines Bruders lässt natürlich nicht lange auf sich warten.
„Ich komm sehr wohl mit meinen Gefühlen klar, Arschloch!“
„Das sieht man. Deshalb flippst du jetzt also so aus und beleidigst deine unschuldigen Mitmenschen.“ Tom lässt sich noch immer nicht beirren.
„Unschuldig? Dass ich nicht lache“, wütet Bill, und jetzt wird er langsam laut. Ich sollte gehen.
„Jaa, komm schon, Bill, gib`s mir so richtig!“ Tom kann das Provozieren einfach nicht lassen, und ich weiß nur noch ein Mittel, um mir zu helfen. Ich schreie. Ich schreie, so laut ich kann.

„Scheiße“, kommentiert Tom meinen Ausbruch, während Bill an meinem Arm reißt und mich allem Anschein nach zum Hinsetzen bewegen will. „Warum gebe ich mich eigentlich mit euch zwei Vollidioten ab? Ich muss verrückt geworden sein“, motze jetzt zur Abwechslung mal ich.
„Na komm, so schlimm sind wir nun auch wieder nicht“, versucht Bill mich weiterhin zu beruhigen. „Nein. Schlimmer“, brumme ich mit Grabesstimme. Aber hingesetzt hab ich mich immerhin wieder. Ich bin wirklich verrückt, ich sag`s ja.

„Warum genau habt ihr euch jetzt gestritten? Ich hab das irgendwie nicht so ganz mitgeschnitten“, mache ich einen letzten Versuch, das Ganze aufzuklären und die Gemüter unter Umständen wieder auf eine normale Betriebstemperatur zu bringen. Es war doch alles so toll bisher...

„Ich hab genervt, und Bill hat überreagiert. Wir sind halt beide blöd“, fasst Tom zusammen. Schlauer bin ich deswegen aber auch nicht.

„Ihr macht unsere letzten Minuten kaputt“, nöle ich vor mich hin, wenn ich schon nichts verstehe, muss ich wenigstens leiden. Und melancholisch werden. Das ist mein gutes Recht. Jetzt ist sowieso schon alles ruiniert.

„Na toll. Jetzt zerfließt Shirin auch noch im Selbstmitleid“, schnauft Bill entnervt und kassiert von mir einen bösen Blick dafür. „Bin ich jetzt auf einmal Schuld oder wie?“, kann ich es nicht fassen.
„Hier geht’s nicht um Schuld, Shirin“, erklärt mir Tom, aber von der Schiene komm ich jetzt so schnell nicht wieder runter.
„Ich will, dass ihr euch wieder vertragt“, jammere ich weiter. Jammern kann ich immerhin gut. So gut, wie die zwei sich streiten können.

Bill greift sich an den Kopf, von ihm kann ich wohl keine Entschuldigung oder zumindest einen Einlenkversuch an seinen Bruder erwarten. „Ach Bill, ich find das süß, wenn du romantisch bist“, bemerkt Tom, und wenn er es ernst gesagt hätte, wäre Bill eventuell drauf angesprungen. Leider hat Tom amüsiert geklungen und ich fürchte, er wird damit genau das Gegenteil erreichen.
„Gott Tom, sag nicht süß, sonst vergess ich mich gleich wirklich!“ Da haben wir`s ja, jetzt ist das Chaos perfekt.

„Okay, schon gut. Es tut mir leid.“ Tom ist wenigstens so schlau, das Ganze jetzt nicht weiter auszureizen. Beinahe falle ich ihm vor Dankbarkeit um den Hals, aber ich will lieber nicht wissen, was das dann wieder für ungeahnte Reaktionen auslöst, und beherrsche mich gerade noch.
„Was tut dir leid?“ Bill lässt jetzt mit Absicht die Diva raushängen, aber damit hat Tom offensichtlich schon gerechnet.
„Es tut mir leid, dass ich die Stimmung zerstört hab“, konkretisiert er seine Entschuldigung. Obwohl ich persönlich mir ja nicht sicher bin, wer sich nun beim anderen entschuldigen sollte. Aber lassen wir das.

„Das ist keine angemessene Entschuldigung“, findet Bill.

Tom seufzt unterdrückt, aber er spielt das Spiel mit. Oder was auch immer das jetzt schon wieder werden soll. Schwungvoll setzt er sich auf Bills Schoß, während ich synchron dazu die Augen aufreiße. Die beiden bieten einen überaus netten Anblick, Tom so anmutig und wie hingegossen auf Bills Becken, und Bill mit nach hinten abgestützten Armen, den Kopf genießerisch in den Nacken gelegt, und seinen Bruder aus dunklen Augen anblitzend. Tom wiederholt leise seine Entschuldigung von eben, jedes einzelne Wort dabei untermalt von kleinen gehauchten Küssen an Bills Mundwinkel. Ich kann kaum noch atmen.

„Reicht nicht“, kommt es lapidar von Bill. Ich schnappe nach Luft, als ich bemerke, wie alle beide von jetzt auf gleich ihr so typisches Funkeln in den Augen haben. Und dann geht alles ganz schnell, die Stimmung kippt erneut, und ehe ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, küsst Tom seinen Zwilling mit aller Leidenschaft. Irgendwie fühle ich mich gerade benachteiligt.

Ich bin gelähmt bis zu dem Augenblick, als ich sehe, wie Bill seine rechte Hand vom Boden löst, Tom energisch am Nacken noch näher zu sich zieht und Tom ein erstes Keuchen von sich gibt, als Bills Zunge in seinem Mund verschwindet.

„Äh...“, höre ich mich abgehackt krächzen. So schön das ja auch ist, die beiden zu beobachten, es reicht mir jetzt gerade nicht. Dafür sieht es viel zu einladend aus. Als hätte Bill trotz all der Ablenkung meine Gedanken gelesen, zieht er mich unerwartet am Arm näher. Oh Gott, die beiden werden mich heute noch fertig machen, aber das ist mir jetzt auch egal. Mir ist heute schließlich alles egal...







* * *


Bevor ihr euch jetzt in Liga der Meckerfreudigen einreiht: Es wird einen ausführlichen Rückblick der bisherigen Nacht geben. Das war auch mein ursprünglicher Plan, aber dann hat es mich beim Schreiben mitgerissen, und ich hatte so viel Spaß dabei... aber ich werd das Ganze später, wenn’s irgendwann mal reinpasst, nachreichen^^ aber dafür brauch ich glaub ich mal einen freien Abend und eine Flasche Wein dazu *jedes Detail schon im Kopf hab tihihi

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#300

RE: Killing me softly

in Fanfictions 09.09.2009 22:21
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von schäfchen
aber dafür brauch ich glaub ich mal einen freien Abend und eine Flasche Wein dazu



Für den Wein zu sorgen ist ja nicht so das Problem... ich überlege nur... wie verschaffe ich dir jetzt unauffällig einen freien Abend?^^

Ich liebe diese Geschichte... weil alle darin so wahnsinnig doof sind *alle voll mag*

Superschön nach den Monaten mal wieder ein Kapitel davon zu lesen... hach

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