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RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 19.08.2008 16:48von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
16.
Tom kochte innerlich, er fühlte sich so ohnmächtig vor Wut wie noch nie in seinem Leben, und er vergaß in diesem Augenblick sämtliche Vorsicht. Jareds Blicke bohrten sich unangenehm in seinen Rücken, als er sich so schnell wie möglich bis zu Bill durchquetschte und ihn grob am Arm zu sich herumriss.
„Wann, wie und wo hast du mit Georg gesprochen?“, schrie er einfach drauflos, die jetzt fast mitleidig wirkende Miene des Schwarzhaarigen regte ihn nur noch mehr auf. Wie konnte er es wagen, mit seinem Freund zu telefonieren?
„Lass mich mal kurz überlegen...“, sagte Bill betont nachdenklich und machte eine bedeutungsschwangere Pause, in der Tom fast zu platzten drohte. All seine guten Vorsätze hatte er auf einen Schlag vergessen. Wie sollte er sich denn auch nichts anmerken lassen? Wie sollte er sich nicht aufregen bei all dem, was hier schon wieder passierte? Einmal mehr fühlte er sich wie in einem schlechten Film gefangen und ein kleiner Rest seines Verstandes weigerte sich weiterhin vehement zu glauben, dass das hier gerade wirklich und wahrhaftig stattfand.
„Ach jaaa... jetzt fällt`s mir wieder ein, das war heute. Heute hab ich mit Georg gesprochen. Das WIE ist eine blöde Frage, Tom, mit dem Handy natürlich. Und wo... ich glaube, ich stand in meiner Küche... ja, die Küche“, stellte Bill dann seine Geduld erneut auf eine harte Probe. Tom knirschte mit den Zähnen und widerstand nur mit Mühe dem Drang, Bill jedes schwarze Haar einzeln rauszurupfen.
„Warum verdammt noch mal hast du ihn angerufen? Hast du denn noch nicht genug angerichtet?“, fragte er mühsam beherrscht und ging absichtlich nicht auf die Provokationen ein, denn dann konnte er für nichts mehr garantieren. Bill zog überrascht eine Augenbraue hoch.
„Wie kommst du darauf, dass ich einfach wildfremde Leute anrufe? Dein Telefon hat geklingelt und Georg war dran“, erklärte er achselzuckend und Tom klappte die Kinnlade herunter. Bill klang ehrlich, und er sah auch ehrlich überrascht aus. Aber Georg wusste doch, dass er sein Handy bei Bill vergessen hatte. Warum dann der Anruf? Fragen über Fragen wirbelten in Toms Kopf durcheinander, eine drängender als die nächste. Doch ein Gedanke kristallisierte sich schließlich am deutlichsten heraus.
„Und meine Mutter?“, keuchte Tom atemlos. Allein die Vorstellung, wie seine in manchen Dingen doch sehr konservative Mutter ausgerechnet mit dem durchgeknallten Bill telefonierte, ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Georg hatte er schon fast wieder vergessen, das hier war jetzt viel wichtiger.
„Ein kleines bisschen spießig vielleicht, aber alles in allem eine... nette Frau“, gab Bill bereitwillig und augenzwinkernd Auskunft. Tom musste seine gesamte Willenskraft aufbringen, um ihm nicht einfach eine zu verpassen.
„Das weiß ich selbst! Warum hast du einfach meine Telefongespräche angenommen? Hast du sie noch alle? Schon mal was von Privatsphäre gehört? Du kannst doch nicht allen Ernstes mit meiner Mutter telefonieren! Ich glaub das einfach nicht“, quietschte Tom wieder viel lauter als geplant. Schon mehr als ein neugieriges Gesicht hatte sich mittlerweile zu ihnen umgedreht, einige Leute hatten sogar aufgehört zu tanzen. Doch das nahm Tom gar nicht wahr.
„Also hör mal Tom, ich wollte nur nett sein. Nicht, dass sich noch jemand Sorgen macht, weil du nicht zu erreichen bist. Kein Grund zur Panik, und erst recht kein Grund, sich hier so künstlich aufzuregen. Und außerdem war ich neugierig, wer sich hinter dem Namen „Drachen“ auf dem Display verbirgt“, verteidigte Bill sich, jetzt wieder breit lächelnd, während Tom bei dem Wort Drachen merklich zusammenzuckte. Daran hatte er jetzt gar nicht mehr gedacht. Er war aber auch zu blöd. Es war aus einer dummen Laune heraus entstanden, dass er seiner Mutter diesen nicht gerade charmanten Namen in seinem Telefonbuch verliehen hatte. Aber mit so einer Situation wie jetzt hatte ja auch niemand rechnen können.
„Ich glaub nicht, dass ich dir Rechenschaft ablegen muss“, knurrte Tom nur und hoffte innerlich, sich nicht weiter mit diesem Thema beschäftigen zu müssen.
„Natürlich nicht“, sagte Bill zu seinem Erstaunen. Dass er so schnell nachgab und nicht weiter bohrte, war so völlig untypisch und schürte Toms Misstrauen nur noch mehr. Aber Bills Gesichtsausdruck blieb weiterhin freundlich und nichts deutete darauf hin, dass er seine letzten Worte ironisch gemeint haben könnte.
„Was hast du ihr denn so alles erzählt?“, versuchte Tom, etwas aus Bill herauszuquetschen, ohne seiner Stimme einen allzu neugierigen Klang zu geben. Schwieriges Unterfangen. Und so wie Bill jetzt begann zu grinsen, kam sich Tom schon wieder verarscht vor, obwohl er bisher noch nicht einmal eine Antwort erhalten hatte.
„Ach, so dies und das. Weißt du Tom, sie macht sich Sorgen um ihren Sohn. Ihr armes, kleines Baby in der ach so bösen, großen Stadt... aber ich konnte sie weitgehend beruhigen, keine Sorge“, erwiderte Bill und verursachte damit genau dies in Tom: Er machte sich augenblicklich Sorgen.
„Ich möchte nicht wirklich wissen, wie genau du sie beruhigt hast?!“ Dieser Ausruf von Tom schwankte zwischen Frage und Feststellung, aber letztendlich war es auch egal – er wollte es tatsächlich nicht wissen.
"Was hältst du davon, wenn wir jetzt einfach ne Runde tanzen, so wie geplant? Um so schneller bist du hier raus", lenkte Bill das "Gespräch" wieder in seine eigentlichen Bahnen. Tom schüttelte überrumpelt den Kopf. Auf so schnelle Themenwechsel war er nicht eingestellt. Und er wollte nicht tanzen. Er wollte schlicht und ergreifend sein Handy zurück und dann nach Hause ins Bett.
„Willst du jetzt wirklich die ganze Nacht so weiter machen? Ich muss gleich mal wieder an die Arbeit zurück, weißt du...“ Bill grinste überlegen, während er sich leicht im Takt der Musik wiegte.
„Na und? Dann geh doch wieder arbeiten, was hab ich damit zu tun?“, begehrte Tom erneut auf und fragte sich im gleichen Moment, warum er das tat. Theoretisch hatte er den Kampf oder was immer das hier werden sollte, sowieso schon verloren. Und seine rhetorischen Fragen halfen ihm da auch nicht weiter.
„Na komm schon, Tom, stell dein Licht nicht so unter den Scheffel. So viel Naivität auf einmal besitzt nicht mal du.“ Tom riss empört die Augen auf, doch als Bill anfing glucksend zu lachen, begriff er endlich den Sinn des Gesagten.
„Wieso nennst du mich naiv? Ich will nicht mit dir tanzen, Punkt“, versuchte er trotzdem, sich irgendwie ungeschoren aus dieser Situation herauszuwinden. Dass Bill ihn für naiv hielt, war definitiv das kleinere Übel.
„Vielleicht bist du ja auch genau das Gegenteil von dem, was ich denke... Ha, Tom, ich hab dich durchschaut!“ Bills bis jetzt nachdenkliche Miene machte wieder Platz für ein triumphierendes Lächeln, von dem Tom unmöglich sagen konnte, ob es echt oder nur gespielt war.
„Was?“, fragte er verstört. Dieser Typ würde ihn im Laufe des Abends mit Sicherheit noch ins Grab bringen. Vor allem, wenn er ständig in Rätseln redete. Erneut fragte sich Tom, warum er sich das überhaupt antat. Er könnte auch einfach die Polizei rufen.
„Ach Tom... und deshalb machst du so ein Theater? Das kannst du doch wirklich einfacher haben“, plapperte Bill weiter munter vor sich hin. Tom begann langsam ernsthaft an seinem Verstand zu zweifeln. Ob an Bills oder an seinem eigenen, hätte er nicht beantworten können, doch den Gedanken mit der Polizei verwarf er vorerst wieder.
„Klärst du mich jetzt auf oder muss ich erst einen Kurs in Billinesisch, oder wie immer deine Sprache heißt, belegen? Wovon zum Teufel redest du?“ wollte Tom wissen und klang dabei genau so ungeduldig, wie er war.
„Da machst du hier so einen Aufstand... von wegen, du willst nicht tanzen. Du willst einfach nur länger in meiner Nähe sein, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin... das ist wirklich süß!“ Bills verklärter Gesichtsausdruck machte Tom für einen Augenblick sprachlos. Was ging hier nur vor sich? Der war wirklich noch verrückter, als er bisher angenommen hatte.
„Ja ne, is klar“, kommentierte Tom trocken und gab sich kurz der absurden Illusion hin, hier gerade der Überlegene zu sein.
„Kein Problem, Tom, ich spiel mit. Ich geh jetzt erst mal Nick helfen, dann kannst du noch ein bisschen länger bleiben, ohne dass du es zugeben musst“, sagte Bill unbeeindruckt von Toms Sarkasmus und entfernte sich mit schnellen Schritten aus seinem Blickfeld. Für einige Sekunden stand Tom völlig verdattert da, nicht fähig zu begreifen, was hier abging. Dann fing er einen Blick von Jared auf und lief wie ferngesteuert zurück zur Bar, hinter der Bill jetzt eifrig und mit immer noch strahlendem Lächeln seine Gäste bediente.
„Ich weiß nicht genau, was ihr hier in England für Drogen nehmt, aber ihr solltet eurer Gesundheit zuliebe den Konsum drastisch einschränken“, entfuhr es Tom, als er sich geschafft neben Jared auf einen freien Barhocker fallen ließ. Das alles ermüdete ihn unglaublich und der Abend schien einfach kein Ende zu nehmen.
„Du sprichst in Rätseln“, kommentierte Jared und Tom konnte nicht anders, er brach in schallendes Gelächter aus.
„Geht’s dir gut?“, hakte Jared besorgt nach, als Tom sich endlich wieder etwas beruhigt hatte. Toms gerade erst wieder so mühsam aufgebaute Fassung drohte erneut zusammenzufallen wie ein Kartenhaus.
„Ich bin mir nicht ganz sicher...“, brachte er albern kichernd hervor, „...und vielleicht solltest du diese Frage lieber Bill stellen.“
„Warum Bill? Auf mich wirkt er ganz normal“, sagte Jared sichtlich irritiert. Tom folgte seinem Blick und beobachtete Bill eine Weile, der völlig selbstzufrieden wirkte und gestenreich mit einer hübschen blonden Frau schäkerte. Tom schüttelte den Kopf. Auf einen Schlag war er wieder ernüchtert.
„Er ist aber nicht normal. Ihr seid hier anscheinend alle nicht ganz dicht“, wandte er sich wieder Jared zu. Der bedachte ihn mit einem absolut undeutbaren Blick, sagte aber nichts. Nach ein paar Sekunden hielt Tom dem Blickkontakt nicht mehr stand und starrte statt dessen lieber Löcher in die Luft. Wenn er das Georg erzählte... doch beim Gedanken an seinen Freund wurde er wieder sauer. Den würde er nachher erst mal anrufen und ihm die Hölle heiß machen. Egal, wie spät es war. Noch immer verstand Tom nicht, warum Georg auf seinem Handy angerufen hatte, obwohl er doch gewusst hatte, dass es bei Bill war. Bill...
Wieder wanderten Toms Augen zu dem schwarzhaarigen Geschöpf hinter der Theke. Bill beachtete ihn nicht, hüpfte inzwischen furchtbar geschäftig auf und ab und wieder einmal bestaunte Tom insgeheim seine geschmeidigen Bewegungen. Das war ja schon fast unheimlich, dass er die Bewegungen eines Kerls irgendwie anziehend fand. Oder war es doch eher unheimlich, dass sich ein Kerl überhaupt so bewegen konnte? War das nicht eher den Frauen vorbehalten? Tom schloss genervt die Augen. Er musste dringend hier weg, sein Verstand schien ernsthaft in Gefahr zu sein.
„Warum kommst du nicht doch mit tanzen? Du darfst mich auch die ganze Zeit anstarren, das machst du doch sowieso schon ununterbrochen“, ertönte plötzlich Bills Stimme an seinem Ohr, und Tom fiel vor Schreck fast von seinem Hocker. Entsetzt riss er die Augen wieder auf und zuckte prompt ein Stück zurück. Bill stand direkt vor ihm und hatte sich nur gerade so weit von seinem Ohr entfernt, dass er ihm jetzt ungehindert ins Gesicht blicken konnte.
„Ich starr... dich nicht an“, widersprach Tom viel zu langsam. Fehlte nur noch, dass er stotterte. Er war so eine erbärmliche Lachnummer, im Grunde war es doch kein Wunder, dass Bill ihn so behandelte. Oder redete er sich das alles nur ein?
„Natürlich starrst du. Ist ja kein Verbrechen, ich weiß, dass ich faszinierend bin“, schnurrte Bill und kam Tom dabei so nah, dass ihre Lippen sich fast berührten. Starr, fast wie gelähmt saß Tom da, die Gedanken überschlugen sich förmlich in seinem Kopf, und doch tat er nichts, um Bill in seine Schranken zu weisen. Weder verbal, noch körperlich.
* * *

hach... so ein herrlich typisches schäfchenkapitel
Ich lese voller Faszination, wie du es immer wieder schaffst, so geile Dialoge hinzuzaubern... das hast du echt drauf... vor Allem mit so einem Verwirrungseffekt für eine deiner Figuren... in diesem Fall Tom^^ hihi
Absolut herrlich zu lesen... und geile Ideen, lämmchenschatz ... superschönes Kapitel

sorry^^ wollte dich nicht überfordern xD ... aber du hast das dicke, fette Lob schon richtig empfunden
... brauchst auch eigentlich nichts dazu zu sagen... zu spät^^
Ich kenn das selber *schon mit harmlosen Kommis zu meiner FF auch nicht umgehen kann, bzw. keine Ahnung hab, wie ich darauf reagieren soll* xD

menno schon wieder zu ende dabei könnt ich doch grad ewig so weiterlesen *schnüff*
ich find die story irre spannend
ich bin neugierig drauf, was bill wieder hinbekommt^^ *deinen bill mag*
und ich bin auch gespannt, was georg zu seiner verteidigung zu sagen hat.
schneeeeell mach weiter...schreib schatz...schreib
für miiiiich



RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 19.08.2008 22:48von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
Erna:
Kim: Ich weiß das doch, dass ich dazu nichts sagen muss, wollte ich aber in dem Moment^^ klingt das logisch? Egal, war halt so und normalerweise freu ich mich einfach nur über euch, aber im Moment ist einfach nichts normal für mich
ach und Erna, mir fällt doch noch was ein, wo ich das grad mit dem Smily lese^^: Deine Konsequenz ist echt bemerkenswert

Ich schließe mich Kim und Erna mal einfach an, ich fand das Kapitel auch superschön
Hab dir schon auf ff.de ein Kommi dagelassen....bin aber zu faul, es jetzt rüberzukopieren.^^
Drück dich
PS: Deine Lebenskrise scheint deiner Schreiblust und deinen tollen Ideen keinen Abbruch zu tun. Ich hatte übrigens mit 30 auch einen krassen Lebenseinschnitt, damals hab ich mich von meinem ersten Mann getrennt und hab nochmal ganz von vorn angefangen....ging aber dann schlagartig wieder bergauf :)


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