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RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"
in Fanfictions 02.04.2008 07:27von Valentina • Besucher | 1.900 Beiträge
Der Einzige, der mich in letzter Zeit um meiner selbst willen umarmte und der männlichen Geschlechts war, war Tom, aber Tom hatte auch nie den abartigen Wunsch, dass ich ihm einen blasen soll – jedenfalls soweit mir das bekannt war. ... och Billie, ich kenne da so ein paar Geschichten ... also, ich wär´mir da nicht so sicher
ach Gosu, es ist einfach herrlich ... mir geht´s da übrigens wie euch ... ich höre Bushidos Musik auch nicht, aber so als Typ find ich ihn ganz interessant und sympathisch

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"
in Fanfictions 02.04.2008 14:21von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge
Ich hab hier ein kleines Video, wo Bushido beim Kerner war. Es ist nur ein Ausschnitt davon, aber ganz interessant. Ich mag was er sagt und wie er mit den Händen spricht...da ähnelt er Bill. XD
Bushido beim Kerner

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"
in Fanfictions 04.04.2008 17:13von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge
Ich hab nen neuen Teil für euch!
3. Unterwegs
Der Wagen war, gelinde gesagt, schweinegeil. Wir waren seit etwa 10 Minuten unterwegs und ich genoss es mehr, als ich gedacht hatte, in Bushidos Schlitten und natürlich mit ihm über den Asphalt zu gleiten. Denn diese Karre vermittelte einem nicht den Eindruck, nur ganz normal Auto zu fahren, sondern man hatte tatsächlich das Gefühl, als würde man durch die Straßen getragen werden. Könnte an der Sitzpolsterung liegen oder am Fahrgestell – keine Ahnung, so genau kannte ich mich mit Autos auch wieder nicht aus. Vielleicht trugen auch diverse Insassen zu diesem Fahrgefühl bei, alles möglich.
Und überhaupt das Beste an dem Wagen war die geniale Sitzheizung, die meinen Hintern und meinen Rücken auf eine wohlige Körpertemperatur brachte, so dass es mir in der Lederjacke schon bald zu warm wurde. Ich hätte sie gerne noch ein bisschen getragen, darin konnte man sich so schön verstecken, sie war viel größer als meine eigenen und außerdem mochte ich ihren Geruch, der dem des eigentlichen Besitzers sehr ähnlich war. Doch es half alles nichts, irgendwann wurde es unerträglich warm und ich schlängelte meinen Oberkörper nach und nach aus dem Kleidungsstück heraus.
Den Gurt ließ ich bei meiner Aktion brav zu, am Ende brauchte ich wieder fremde Hilfe, um ihn zu schließen und ich wollte doch keine gefährlichen Situationen heraufbeschwören. Ich dachte dabei natürlich ausschließlich an den Fahrer, der sich nur nach vorn auf die Straße konzentrieren sollte. Das tat er bisher auch. Nur jetzt warf er mir einen schnellen Blick zu, als ich mit seiner Jacke auf dem Schoß dasaß und nicht so recht wusste wohin damit.
„Soll ich sie dir abnehmen?“, fragte er mich, ohne seinen Blick von der Straße zu nehmen.
Ich wollte sie ihm schon geben, doch dann überlegte ich es mir anders. Die Jacke gab mir ein Gefühl der Sicherheit und außerdem hatten so meine Hände etwas Vernünftiges zu tun, indem sie sie festhalten mussten. So patschte ich mit beiden Händen darauf, um ihm damit klarzumachen, dass ich sie nicht hergeben wollte.
„Nein, lass nur, sie stört mich nicht“, erwiderte ich ihm und bemerkte, wie sich sein Gesicht für ein paar Sekunden zu mir wandte. Ich blickte konzentriert zur Frontscheibe hinaus und unterdrückte das erneut aufkeimende Verlangen, auf meiner Unterlippe herumzubeissen. Es machte mich definitiv nervös, wenn er mich ständig auf seine ganz eigene Art und Weise musterte. Mir war dann immer, als könne er bis in die tiefsten Tiefen meiner Seele schauen und ich fühlte mich dabei bis aufs Hemd ausgezogen.
Ganz unbewusst hatte ich meine Hände jetzt unter die Jacke geschoben und sie wie ein Kuscheltier an meinen Bauch gedrückt. Wollte ich mir nicht die Stadt anschauen? Mir wurde klar, dass ich zwar die ganze Zeit aus dem Fenster schaute, aber nichts von dem Gesehenen in meinem Kopf hängen blieb. Stattdessen horchte ich in mein Inneres hinein und versuchte zu verstehen, wie ich mich gerade fühlte. Komisch…ich fühlte mich irgendwie komisch und ich wünschte, er würde etwas sagen, um die aufkommende Stille zu unterbrechen und mir keine Zeit zum weiteren Nachdenken zu geben. Er sagte zwar nichts, hielt aber dafür vor einem mehrstöckigen Gebäude an und stellte den Motor ab.
„Wohnst du hier?“, platzte es ein wenig zu schnell aus mir heraus und ich schalt mich selbst über meine unüberlegte Frage. Hatte ich nicht einmal gehört, er wohnt in einer Villa? Das sah hier definitiv nicht danach aus, außerdem war die Gegend auch nicht besonders einladend. ‚Erst denken, dann reden’…um mal wieder ein passendes Sprichwort einzuflechten.
„Nein, hier ist das Büro meiner Immobilienfirma, du wolltest doch was über mich wissen“, stellte er auch gleich richtig und zeigte auf ein paar Fenster im 2. Stock. „Bist du jetzt enttäuscht?“, setzte er schmunzelnd hinterher, weil ich wohl etwas ungläubig erst ihn und dann nach oben starrte.
Der verborgene Sinn seiner Worte drang erst nach ein paar Sekunden zu mir durch und ich spürte daraufhin ein heißes Brennen auf meinen Wangen. War meine Reaktion so missverständlich? Warum hatte ich mich heute nicht im Griff? Warum lag mir das Herz auf der Zunge? Warum war ich überhaupt mitgefahren?
„Nnnnein, wwwieso sollte ich enttäuscht sein?“, stotterte ich drauflos und verhaspelte mich schon mal sehr auffällig bei dem einfachen Wörtchen ‚nein’.
„Du gefällst mir noch besser, wenn du verwirrt bist“, bekam ich zu hören, was nicht gerade dazu beitrug, die Röte aus meinem Gesicht zu vertreiben.
„Ich bin nicht verwirrt, wie kommst du darauf?“, versuchte ich mein Seelenheil mit einer kleinen Lüge zu retten und krallte mich noch mehr in die Lederjacke. Doch meine Stimme klang alles andere als gelassen und auch mein Sprechtempo passte nicht zu dem Gesagten. Mein Blick war stur auf die vor mir liegende Hauswand gerichtet. Es gab keinen Grund, ihn jetzt auch noch anzusehen. Doch dieses Vorhaben währte nicht lange, denn seine warme Hand lenkte mein Kinn mit unmissverständlichem Druck in seine Richtung, bis ich keine Wahl mehr hatte und unsere Blicke sich kurz trafen.
„Bill, jetzt hör mir mal genau zu. Glaubst du, ich krieg nicht mit, dass du mir immer noch nicht vertraust? Deine Körpersprache spricht Bände, falls du das noch nicht weißt. Denkst du etwa im Ernst, ich lock dich mit ner billigen Ausrede hierher, um dich in irgend ne dunkle Ecke zu zerren?“ Er schüttelte verständnislos mit dem Kopf. „So dummdreist bin nicht einmal ich. Ich würde nie was gegen deinen Willen tun, klar?“
Ich wagte nicht, mich zu rühren. Hatte ich wirklich so was in der Art gedacht? Musste ich wohl, sonst würde er das nicht sagen. Er wusste doch sonst auch immer, was ich dachte. Doch er war noch nicht fertig mit seiner Rede.
„Guck mich an, sehe ich wie jemand aus, der hübschen kleinen Jungs wehtut?“ Seine Hand ließ mich nicht los. Er suchte kompromisslos meinen Blickkontakt, was ich ihm erschwerte, da ich den Kragen seines Pullovers anvisiert hatte. Wieso musste er mich immer so bloßstellen? Dieser hundsgemeine Kerl! Ich kam mir ihm gegenüber gerade genauso jung und unerfahren vor, wie ich auch war und das machte mich rasend. Meine Stimmung wandelte sich ins Gegenteil, je länger er mich nötigte, in seine Richtung zu schauen. Ich ließ mir gar nichts vorschreiben, auch nicht von ihm. Und seine bescheuerte Frage konnte er sich sonst wohin schieben! Unwirsch drehte ich meinen Kopf aus seinem Griff heraus. Was bildete der sich eigentlich ein! Jetzt funkelte ich ihn kampflustig an.
„Das hast du dir doch selber zuzuschreiben, was ich von dir denke! Oder hast du das schon vergessen? Ich jedenfalls nicht! Ich kann’s dir auch gerne noch mal vorspielen, ich hab’s auf meinem Laptop abgespeichert, damit ich auch immer daran erinnert werde, falls ich es doch einmal vergessen sollte!“
Mein Blick irrte wild über sein dunkles Gesicht mit den harten Konturen und den schwarzen Augen und mein erster Eindruck, den ich damals von ihm hatte, bestätigte sich jetzt durch sein fremdartiges Aussehen im spärlichen Licht des Luxusschlittens.
„Und...ja! Wenn du es genau wissen willst, du siehst genau so aus, als wenn du jemanden wehtun könntest! Guck dich doch mal an!“, beendete ich meinen kleinen Ausbruch und fixierte schnell atmend das glänzende Wurzelholz des Armaturenbretts. Oh man, auf was hatte ich mich nur eingelassen? Vielleicht sollte ich jetzt Tom anrufen, damit sie mich hier abholen konnten. Aber der ruhte sicher immer noch ahnungslos und Fern von allem Bösen auf dem Sofa im Club.
Ich erwartete eine Reaktion von ihm, irgendwas Fieses oder Gemeines, irgendwas, das mich in meiner eingeschworenen Meinung über ihn bestätigen sollte. Soll er mich doch hier rausschmeißen und dann wegfahren. Mir doch egal, ich brauchte den Arsch doch nicht! Doch stattdessen begann er zu lachen. Er lachte nicht nur ein bisschen, nein, er kriegte sich gar nicht mehr ein. Das ganze Auto wippte irgendwie mit unter seinem Gelächter und ich musste zwangsläufig mitwippen. Irritiert beobachtete ich ihn dabei. Seine weißen Zähne blitzten im Halbdunkel des Wagens auf und um seine Augen hatten sich zahlreiche Lachfältchen gebildet. Eigentlich sah er jetzt eher weniger furchteinflößend aus, wenn ich mich recht besann. Nach einer Weile hatte er sich soweit beruhigt, dass er wieder sprechen konnte.
„Oh man Bill, und das aus deinem Mund! Ich dachte ja, dass gerade du die Menschen nicht nach ihrem Aussehen beurteilst. Also wenn ich das bei dir machen würde, dann…“, und schon wieder prustete er los und musste seinen Satz unvollendet lassen. Was wohl auch besser so war, wenn er nicht wollte, dass ich ihm mit meinen scharfen Fingernägeln ein kleines Andenken in seinen teuren Lack kratze.
Ich kniff nur beleidigt die Augen zusammen, zu einer spontanen Erwiderung war ich im Moment nicht spontan genug. Vor allen Dingen – und das störte mich am meisten - hatte er wiedermal Recht. Wer hingegen Unrecht hat, reagiert meist ziemlich mürrisch und genauso tat ich es dann auch.
„Also was jetzt? Willst du mir dein tolles Büro zeigen oder fahren wir weiter?“, schnauzte ich ihn an und beschloss, mich von nun an nicht weiter von ihm provozieren zu lassen. Sonst ließ ich mich doch auch nicht provozieren, noch nicht mal von Tom, der darin einen Meistertitel innehatte.
„Ich will nur was aus dem Büro holen, was ich vergessen hab. Du kannst mitkommen oder hier warten, ganz wie du willst. Es dauert nicht lang“, erwiderte er immer noch höchst belustigt und schnallte sich ab. Er ließ sich jedenfalls von mir nicht aus der Ruhe bringen, wie ich gerade feststellen musste. Das bestätigte mich in meinem Entschluss endlich damit aufzuhören, so mädchenhaft unsicher zu sein und immer wieder Nahrung für sein Amüsement zu liefern. Statt einer Antwort schnallte ich mich ebenfalls ab und öffnete die Beifahrertür. Ich würde mitkommen. Einen Schritt in Bushidos heiliges Reich setzen und mir und ihm damit beweisen, dass mir das alles gar nichts ausmachte.
Hoch erhobenen Hauptes schritt ich an ihm vorbei und wartete vor der Eingangstür, bis er nachkam. Bushido öffnete mit einem Code die Tür und wir traten ein. Das Licht ging automatisch an und er bedeutete mir mit einer Handbewegung die Treppen hochzugehen. Ich tänzelte mutig vor im die Treppen hinauf, wobei ich am Ende immer schneller wurde, weil ich das Gefühl nicht loswurde, ständig seinen Blick im Nacken oder auch eine Etage tiefer zu haben. Als ich glaubte, im 2. Stock angekommen zu sein, blieb ich vor einer Tür stehen, hinter der ich sein Büro vermutete.
Wir traten ein, wobei er diesmal voran ging und liefen in ein geräumiges Zimmer, in dem ein riesiger Schreibtisch stand und sich an der Wand mehrere Regale mit Aktenordnern befanden. Dann gab es noch einen runden Tisch, um den eine moderne Sitzgruppe platziert war. Das ganze sah sehr aufgeräumt und ordentlich aus, fast schon steril und ich wunderte mich ein bisschen darüber. Ich hätte eher etwas Chaotisches erwartet, etwas Buntes und Unaufgeräumtes, doch hier traute ich mich gar nichts anzufassen, aus Angst, ich könnte schmutzige Fingerabdrücke hinterlassen. Der Raum stand tatsächlich in krassem Gegensatz zu seinem Besitzer und ich hatte so die Ahnung er hatte mich absichtlich hierher geführt, um mir zu zeigen, wie sehr der äußere Schein trügen konnte.
So schlich ich mit aufmerksamen Augen in dem Raum herum, während Bushido in seinen Schubladen nach etwas suchte. Er knipste dafür nur eine kleine Schreibtischlampe an, die den Raum aber nicht ausreichend erhellte. An den Wänden hingen große Graphiken, die meist weibliche Akte darstellten. Ich betrachtete sie eine Weile und trat dann näher an eins heran, weil ich die Bildunterschrift lesen wollte, konnte sie aber beim besten Willen nicht entziffern. Bedauernd trat ich wieder einen Schritt zurück und drehte mich nichtsahnend um. Überrascht schnappte ich nach Luft und fasste mir im ersten Reflex ans Herz, denn Bushido stand sehr dicht vor mir, er hatte anscheinend bereits gefunden, wonach er gesucht hatte.
„Ich frag mich wirklich, was ich noch tun muss, damit du dich nicht mehr vor mir erschreckst“, war sein einziger Kommentar, worauf ich ihn empört anfunkelte.
„Dann könntest du vielleicht als Erstes damit aufhören, dich von hinten an mich heranzuschleichen“, schlug ich ihm immer noch aufgebracht vor und meine Hand rutschte langsam von meinem Herzen wieder in tiefere Regionen.
„Das war nicht meine Absicht, tut mir Leid, Kleiner. Erschrecken wollte ich dich ganz bestimmt nicht“, entschuldigte er sich bei mir, machte aber keine Anstalten einen Schritt zurückzutreten, um wieder den nötigen Abstand zwischen uns herzustellen. Sein inzwischen vertrauter und doch verstörend aufregender Geruch, verbunden mit dem viel zu geringen Abstand zu ihm, hatte eine unerwartet lähmende Wirkung auf mich, denn ich blieb auch einfach so stehen und sagte nicht mal was zu dem wiederholten ‚Kleiner’. Wie betäubt stierte ich eine zeitlang auf das Muster seines dicken Wollpullovers und hörte, wie von Ferne, seine dunkle Stimme, die mich vor eine schwere Entscheidung stellte.
„Ich hab alles. Wollen wir weiterfahren oder möchtest du noch bleiben? Ich könnte dir natürlich noch paar interessante Sachen zeigen, aber nur, wenn du auch möchtest.“
„Was für Sachen?“, stieß ich viel zu hastig hervor und mein Kopf fühlte sich wie leergefegt an.
„Hm, sehr schöne Sachen. Sachen, die dir bestimmt auch gefallen würden“, vernahm ich seine verschwommenen Worte. Worte, die mich nicht mehr und nicht weniger im Unklaren ließen, als sie es auch beabsichtigten, während ich das Gefühl nicht loswurde, er war mir in der Zwischenzeit noch näher gekommen, denn die Maschen seines Pullovers wurden immer deutlicher und größer.
Spätestens jetzt sollte ich den Rückzug antreten, mich selbst wachrütteln und mich endlich von ihm wegdrehen, endlich abhauen. Doch die alles erfassende Lähmung hatte auch meine Füße erreicht und sie gehorchten keinesfalls dem winzigen Klecks Restverstand, den ich noch irgendwo besaß.
„Ich weiß nicht“, war alles, was ich imstande war zu erwidern, doch es war wahrscheinlich genau die Antwort, die er von mir erwartete hatte, denn ich hörte ein leises Glucksen, was sich wie ein unterdrücktes Lachen anhörte.
„Aber ich weiß es“, entschied er für mich und ich glaubte sogar, dass er wiedermal Recht behalten könnte.
Wenn ich jetzt behaupten würde, dass gerade Funken flogen, die schon mit bloßem Auge sichtbar waren, so war das nur einen Hauch übertrieben. Tatsächlich überfiel mich eine plötzliche Schwerelosigkeit und mein Körper überkam das dringende Bedürfnis, sich an den anderen Körper anzulehnen, der da so verlockend anlehnungsbereit vor mir stand und mich sicher auffangen würde, wenn sich der Boden unter mir in Luft auflösen würde. Und das ganz ohne irgendeine Berührung, nur mit bloßen, an sich bedeutungslosen Worten. Ich fragte mich, wie das erst werden würde, wenn er…
…zu spät, die Antwort erhielt ich in der gleichen Sekunde, während ich es immer noch nicht wahrhaben wollte, was ich im Begriff war, gerade zuzulassen. Seine Finger gruben sich hinter dem Ohr in mein Haar, hielten es fest und lenkten mein Gesicht so, dass sich unsere Nasen fast berührten. Willenlos, wie ein neugeborenes Kätzchen, was sich in Tragestarre befindet, ließ ich mich von seiner Hand führen.
Sein warmer Atem streifte unheilvoll meinen Hals und sorgte dafür, dass sich bei mir die winzigen Nackenhärchen aufrichteten. Meine Lippen fühlten sich ungewöhnlich trocken an und ich schluckte geräuschvoll. War das jetzt der Anfang vom Ende? Ich blinzelte ihn aus gesenkten Lidern an, um sein Gesicht zu studieren. Ich sah seine dunklen, fast schwarzen Augen, die mich aufmerksam und wohlwollend betrachteten, als wollten sie sich jedes noch so kleine Detail einprägen und ich sah seinen leicht geöffneten Mund, den ein ganz feines, zufriedenes Lächeln umspielte.
Mein Atem setzte gefährlich lange aus, als die Finger seiner freien Hand langsam die Konturen meiner Lippen nachzogen, sanft meine Brauen berührten, kurz meine Wimpern streiften und ganz leicht die Haut meine Wangen streichelten.
„Du hältst tatsächlich, was die Bilder von dir versprechen“, verkündete er als Ergebnis seiner Begutachtung und der feste Griff in meinem Haar lockerte sich wieder. Mein Kinn fiel mir auf die Brust und ich erwachte ernüchtert aus meiner Starre. Schnell trat ich einen Schritt zurück, bis mir die Wand in die Quere kam. Ich blickte ihn entgeistert an, während sich mein Brustkorb aufgeregt hob und senkte.
„War’s das jetzt? Dann können wir ja endlich gehen!“, fuhr ich ihn schärfer als geplant an und ordnete mir übertrieben eifrig das nur mäßig durcheinander gekommene Haar. Statt zurückzukeifen lächelte er mal wieder und schloss mit einem schnellen Schritt die entstandene Lücke zwischen uns.
„Da macht man dir ein ehrlich gemeintes Kompliment und du zickst herum, wie eine 12jährige. Was hast du denn erwartet? Wolltest du mehr?“ Seine Hand legte sich besitzergreifend auf meine Wange, während sein Daumen sich mit sanftem Druck auf meine Lippen legte.
Fein, er hatte es wieder einmal geschafft, dass mein Gesicht vor Scham glühte und fragte mich nicht zum ersten Mal, ob ich nicht einen dekadenten Hang zur Selbstzerstörung hatte, dass ich mich hatte breitschlagen lassen, mit ihm mitzufahren. War doch klar, dass er mich nur verarschen wollte. Ich schlug unwirsch seine Hand weg.
„Du kannst mich mal!“, giftete ich weiter und suchte mit einer Hand nach meinem Handy, um Tom anzurufen, dass er mich abholen lassen soll. Keine Minute länger würde ich mehr mit diesem……diesem Typen in einem Raum verbringen! Ich hielt mein Telefon endlich in der Hand und drehte mich seitlich weg, um Toms Nummer anzuwählen. Bushido schaute mir wortlos dabei zu, wie meine Finger über die Tastatur flogen. Kurz bevor ich auf “anrufen“ drücken konnte, packte er plötzlich meine Hand und nahm mir das Handy weg. Mit einer Mischung aus Trotz, Wut und Überraschung funkelte ich ihn an.
„Gib mir das wieder…sofort!“, rief ich erbost und langte erfolglos danach. Er hielt es hinter seinem Rücken und ließ mir keine Chance heranzukommen. Ich versuchte, ihn herumzudrehen, doch selbst Felsen würden sich besser bewegen lassen. Ich zerrte und zeterte und tobte, aber mein Handy bekam ich deswegen nicht wieder. Er spielte genüsslich seine körperliche Überlegenheit mir gegenüber aus und brachte mich damit noch mehr auf die Palme. Wie konnte er es wagen! Ich fasste einen anderen Plan.
Auf dem Schreibtisch stand noch ein Telefon, wie mir bei meinem Rundgang nicht entgangen war. Ich tat, als ob ich aufgebe und wollte mich eilig an ihm vorbeiquetschen, um das Telefon auf dem Schreibtisch zu ergattern. Doch ich musste wohl einmal zu oft dahin geschielt haben, denn zwei Arme links und rechts von mir an die Wand gestützt, vereitelten meinen Fluchtplan. Blitzschnell versuchte ich, darunter hindurch zu tauchen, doch auch das wurde mir verwehrt, indem er sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen die Wand drückte.
„Lass mich sofort gehen!“, keuchte ich, denn das Gerangel forderte mehr Sauerstoff für meine Muskeln, als ich im Moment zur Verfügung hatte.
„Ich lass dich nicht gehen“, hörte ich ruhig von ihm, was mich keineswegs überraschte. Was mich allerdings überraschte, war die Schnelligkeit, mit der er jetzt auch noch meine Handgelenke umklammert hielt und gegen die Wand presste.
„Du sollst mich…loslassen!“, jappste ich mit angespannten Muskeln und versuchte erfolglos, meine Hände zu befreien.
„Warum?“
„Weil du…mich nicht…anfassen sollst!“
„Das glaub ich dir nicht“, war seine trockene Antwort, die mich wieder sehnsüchtig an dieses Schwerelos-Gefühl von vorhin erinnerte.
Mein Widerstand ließ allmählich nach, was daran liegen konnte, dass auch meine Kräfte nachließen oder auch einfach daran, dass ich die Sinnlosigkeit meines Unterfangens eingesehen hatte. Schnaufend verharrte ich ein paar Sekunden, bis ich einen letzten Versuch startete.
„Lass mich… los“, bettelte ich schon fast. Das wütende Funkeln in meinen Augen wich einem flehenden Blick, der im Normalfall das Polareis zum Schmelzen gebracht hätte. Ich setzte ihn nur im Notfall ein und wusste nur zu gut um seine Wirksamkeit. Er schüttelte langsam mit dem Kopf.
„Du willst doch gar nicht, dass ich dich loslasse“, murmelte er leise in mein Haar und ich merkte erst jetzt, wie weich meine Knie geworden waren.
„Doch, will ich“, gab ich mich trotzig, doch meine Stimme war viel zu brüchig, als das sie überzeugend klang, denn etwas unendlich Weiches, Sanftes streifte gerade in dem Moment meinen Kiefer und hinterließ einen warmen, zärtlichen Abdruck, ehe es sich seinen Weg bis zu meinem Ohrläppchen bahnte und dort abwartend verharrte. Ich atmete mit einem langen, wohlig knurrenden Geräusch aus, um gleich wieder tief Luft zu holen. Das Gefühl war leider viel zu gut, als das ich das Geräusch hätte unterdrücken können.
Er gluckste leise in mein Ohr. „Siehst du, du willst nicht.“
„Das ist unfair“, stieß ich atemlos aus, immer noch beseelt von der federleichten Berührung seiner Lippen auf meiner Haut. Scheiße, das war gut gewesen, ‚noch mal’…’noch mal’…’noch mal’, tönte es in meinem Kopf und ich sah keine Chance, diese innere Stimme endlich zum Schweigen zu bringen.
„Ich hab nur das getan, was du wolltest“, raunte er mir zu und beugte sich etwas zurück, um mir ins Gesicht zu sehen. Meine Wangen glühten immer noch und hinzu kam jetzt noch dieses brennende Gefühl dort, wo mich seine Lippen berührt hatten.
„Nein, das wollte ich nicht“, protestierte ich schwach und lehnte meinen Kopf zurück an die Wand.
„Hör doch endlich auf, dich zu belügen.“
„Nein…“, war mein letzter verzweifelter Versuch, ihn und mich selbst anzuflunkern, bevor mein kleines Lügenmaul kurzerhand durch den Druck seiner Lippen zum Schweigen gebracht wurde.
Würde er mich nicht mit seinem Körper gegen die Wand pressen und somit in aufrechter Position halten, wäre ich wahrscheinlich kraftlos in mich zusammen gesunken und könnte mich später vom Fußboden aufkratzen. Er war sanfter, als ich gehofft hatte und doch bestimmender, als mir gut tat. Ich tat fast nichts, reagierte lediglich, ließ mich von ihm treiben und lenken und so weit fallen, wie ich es schon seit ewiger Zeit nicht mehr getan hatte. Viel zu kurz, wie mir schien, war dieser Kuss, der mir meine geheimen Wünsche nach Zärtlichkeit und körperlicher Nähe in aller Deutlichkeit aufzeigte.
Er hatte Recht gehabt, ich hatte mich nach so etwas gesehnt, doch dass ich es gerade mit ihm hier erlebte, hätte ich mir nie träumen lassen. Benommen und auch etwas verstört, versuchte ich wieder zur Realität zurückzufinden, aus der er mich gerade auf so unglaublich überwältigende Art und Weise herauskatapultiert hatte. Ich wagte einen Blick in sein Gesicht und erkannte ein spöttisches Grinsen um seinen Mund herum, was mich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen stellte. Wir hatten uns geküsst! Ach du Scheiße! Nein! Er hatte mich geküsst! Er hatte meine Situation schamlos ausgenutzt! Er hatte…! Wie sollte ich das je wieder rückgängig machen? Eine plötzliche Verzweiflung übermannte mich.
Entrüstet schob ich ihn von mir weg und wunderte mich überhaupt nicht darüber, wieso ich meine Hände wieder bewegen konnte. Meine Augen schlugen Blitze, als ich ihn anfuhr:
„Was fällt dir ein, du…!“
Ende Teil 3


hmmm, ich hatte grad eine herrliche reise...hach
ich mochte deine bill und bushido storys ja alle, aber diese hier scheint mir fast noch eine spur aufregender...mir ist ganz kribbelig und dass obwohl ich gar nicht mehr so hinter dieses paring hinterher bin
wie bill sich ziert und bushido ihn um den finger wickelt...wundervoll

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"
in Fanfictions 08.04.2008 23:06von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge
Hallo Mädels!^^
Ich hab nen neuen Teil fertig! *mich selber drüber freu*
@ Erna: Jaja, die Bu/Bi-Stories sind und bleiben mein Steckenpferd . Ich freu mich, dass du wieder mitliest.
4. Rette mich
Ohne mich noch einmal von ihm aufhalten zu lassen und ohne auch nur einmal nachzudenken fand ich irgendwie den Weg nach unten. Ich musste raus hier, weg aus diesen Räumen, die ihm gehörten. Mit einer Hand hielt ich mich am Geländer fest, mit der anderen betastete ich immer wieder meine Lippen, als würde ich einen Fremdkörper berühren. Es brannte und kribbelte und es fühlte sich an, als wären sie mit Silikon aufgespritzt worden.
Scheiße, bestimmt sah man mir das an, dass mit mir was nicht stimmte. Ich hastete zur Tür hinaus und rannte ein paar Meter, ehe mir die Kälte der Nacht eindrucksvoll ins Gedächtnis rief, dass ich immer noch keine Jacke anhatte. Abrupt blieb ich stehen und verschränkte fröstelnd die Arme. Das hatte ich wirklich toll hinbekommen, wo wollte ich eigentlich hin? Ich wusste nicht, wo ich war, hatte keine Jacke an und …. Mist, mein Handy hatte ich auch nicht dabei!
Das steckte bestimmt schön warm und sicher in Bushidos Hosentasche, sollte ich es deswegen beneiden? Es wäre ein völlig sinnloses Unterfangen, jetzt planlos loszulaufen. Ich kannte mich hier nicht aus und wüsste auch nicht, wie ich allein zurück in den Club finden sollte. Da hatte ich mich ja ganz fein abhängig von einem gewissen Jemand gemacht. Ich fluchte verhalten vor mich hin. Laut zu werden, getraute ich mich dann doch nicht, die Gegend war ungemütlich und finster, wer weiß, was für ein Gesinde sich hier nachts herumtreibt.
Wäre ich doch niemals mit ihm mitgefahren, ich könnte mich ohrfeigen. Warum hatte ich mich nicht gepflegt im Club abgeschossen? Dann würde ich jetzt gemütlich an Tom gelehnt auf diesem Sofa schlummern und hätte nicht diese bescheuerten Sorgen. Die Aussicht auf ein weiches, warmes Sofa. verziert mit Toms Dreadlocks erschien mir gerade sehr verlockend und ich fing langsam an, mich selbst zu bemitleiden. Ich stand unter einer Straßenlaterne, die langweiliges, gelbliches Licht verbreitete und fror sinnlos vor mich hin. Ich hatte kein Geld, keine Jacke und nicht mal ein Telefon, um jemanden von meinen Leuten anzurufen. Und das hatte ich alles diesem…diesem Typen zu verdanken!
Wenn mir nicht gleich was ganz Tolles einfiel, dann blieb mir nichts anderes mehr übrig, als reumütig umzukehren und den Tatsachen, sprich Bushido, ehrlich ins Auge zu sehen. Aber soweit war ich noch nicht. Suchend blickte ich mich um, ob ich nicht doch etwas erkannte - mir nicht irgendwas bekannt vorkam, an dem ich mich hätte orientieren können. Aber da waren nur dunkle Geschäfte, dunkle Häuser und dunkle Straßen. Es sah nicht gut für mich aus….gar nicht gut.
Um wenigstens dem leidigen Wind zu entkommen, der erbarmungslos um die Ecken pfiff, setzte ich mich auf die Stufen in einem schmutzigen Hauseingang. Wieder einmal tastete ich an meinen Lippen herum. Obwohl ich sonst eher fror, waren sie heiß… ziemlich heiß und irgendwie praller als sonst. War das normal? Ich könnte Tom fragen, der knutscht öfters herum….doch bestimmt nicht mit kratzbärtigen Typen, die einem die zarte Haut wundscheuern. Ich hätte jetzt gerne einen Spiegel gehabt, um mir die Sache genauer anzusehen, doch natürlich hatte ich auch keinen Spiegel….aber in dem 7er war einer….verflucht!
Langsam setzte mein gesunder Menschenverstand wieder ein, den er mit seiner überraschenden Knutschaktion pulverisiert hatte. Ich musste zu ihm zurück, sonst würde ich mir langsam aber sich hier den Arsch abfrieren. Was mein Kopf bereits beschlossen hatte, wollte mein restlicher Körper aber noch lange nicht. Man bedenke nur die Scham, wenn ich wieder angekrochen käme. Erst stürmte ich davon, wie ne hysterische Diva und dann bettel ich ihn kleinlaut darum an, dass er mich wieder zurückfährt. Oh Gott, wie peinlich! Was wird er nur von mir denken?
Unentschlossen hockte ich weiter auf den kalten Stufen und fror inzwischen erbärmlich, als eine große, schemenhafte Gestalt vor dem Hauseingang stehen blieb. Ich riss meinen Blick von den Steinstufen los und hob langsam meinen Kopf.
„Hier versteckst du dich also“, schlug mir eine wohlbekannte Stimme entgegen.
Nach der ganzen Friererei war ich jetzt schon fast erleichtert, ihn zu sehen. Ich schaute ihn von unten herauf an und merkte zu spät, dass meine Fingerkuppen schon wieder prüfend über meine Lippen tasteten. Ohne eine Antwort abzuwarten, hockte er sich vor mich hin und hielt mir mein Handy entgegen.
„Ich glaube, das wirst du noch brauchen.“
„D…danke“, stieß ich bibbernd hervor und streckte die Hand aus, um es zu mir zu nehmen. Ein Problem hatte sich gerade gelöst.
„Oh Gott Kleiner, du frierst ja total“, bemerkte er auch gleich, als er mit meinen klammen Fingern in Berührung kam. „Noch ne Jacke hab ich aber nicht dabei, wenn du dich aufwärmen willst, dann musst du schon mit mir ins Auto kommen.“
„Ich fahr nicht mehr mit dir mit“, hörte ich mich sagen, bedauerte aber im gleichen Augenblick meine alberne Sturheit, die verhinderte, dass ich schnell ins Warme kam.
„Dir wird nichts anderes übrig bleiben“, gab er ungerührt zurück und schaute sich ein wenig nach links und rechts um, als wären wir hier auf dem Mond und er hätte das einzige Raumschiff, das zur Erde zurückfliegt.
„Ich ruf meine Leute an, die holen mich ab“, beharrte ich auf einer Entscheidung und umklammerte mein Telefon, wie einen kostbaren Schatz.
„Du weißt ja nicht einmal, wo du hier bist.“ Er atmete schnaufend durch die Nase, was wie ein freudloses Lachen klang.
„Das krieg ich schon raus, es wird ja wohl irgendwo ein Straßenschild geben in diesem elenden Drecksviertel!“, zischte ich ihn kampflustig an, weil ich mir sicher war, dass er es mir nicht sagen würde…gemein wie er nunmal war.
Er schüttelte wiedermal den Kopf über mich. „Oh man Bill, mit dir hab ich mir echt was aufgeladen. Ich versteh eigentlich gar nicht, was du für einen Aufstand wegen einem einzigen Kuss machst. War der denn so schlimm? Bist du jetzt gebrandmarkt oder so? Steht es auf deiner Stirn, dass ich dich geküsst habe?“ Er presste kopfschüttelnd seine Lippen zusammen, um seinem Unverständnis Ausdruck zu verleihen.
‚Auf der Stirn nicht, aber meine Lippen fühlen sich so komisch an’, wollte ich schon beinahe sagen, konnte mich aber gerade noch stoppen. Das geht ihn einen Scheißdreck an. Mich ärgerte maßlos, dass er es für total normal hinzunehmen schien, dass er mich geküsst hatte und ich stand seitdem völlig neben mir. So sollte das eigentlich nicht sein. Hier lief etwas total schief. Ich sollte mich wirklich beherrschen, war ja langsam kindisch zu nennen, was ich hier abzog. Wenn ich es schon selbst merkte, dann war ich meist schon ganz nah an der bitteren Wahrheit dran.
„Kein Mensch weiß es und es wird auch keiner erfahren…okay?“, redete er weiter auf mich ein und legte dabei seine Hand beschwichtigend auf meine Knie.
Wie er mich so ernst anschaute, hatte ich das Gefühl, ich könne ihm grenzenlos vertrauen. Dabei kannte ich ihn eigentlich gar nicht, ich wusste fast gar nichts über ihn, außer wenn mal was in der Bravo stand, die ich zufällig auch besaß, weil auch ein Artikel über uns darüber stand, dann hatte ich auch die anderen Artikel kurz überflogen und hatte das eine oder andere mitbekommen. Ich wusste lediglich sicher, wie er roch und wie sich seine Lippen anfühlten. Reflexartig drückte ich schon wieder an meiner Unterlippe herum, als mir diese Gedanken kamen. Das geschwollene Gefühl war immer noch da.
„Was hast du denn da, zeig mal!“, wollte er wissen und nahm meine Finger von meinem Mund.
Ich ließ es mir widerstandslos gefallen. Wenn er jetzt aufschrie: ‚Ach du Scheiße, wie sieht denn das aus!’, dann wusste ich, dass ich Recht hatte mit meiner Vermutung, doch er grinste nur und bemerkte: „Was du nur hast, Küssen steht dir ausgezeichnet, deine Lippen sind der blanke Wahnsinn…nur sollte ich mich beim nächsten Mal vielleicht gründlicher rasieren.“
Beim nächsten Mal!? Was sollte denn das heißen? Natürlich würde ich mich NIE wieder von ihm….! Nein! Einmal reichte ja wohl! Ich setzte mich aufrecht hin und wollte gerade meinem Unmut Luft machen, als ich ein Stimmengewirr vernahm, das schnell immer lauter wurde. Der Tonlage nach, schien es sich um eine Gruppe junger Männer zu handeln, die in unsere Richtung kamen. Sie grölten und lachten und waren offensichtlich auch nicht mehr ganz nüchtern.
Mir drehte sich der Magen um vor Schreck. Das musste jetzt wirklich nicht sein, dass mich irgendjemand in dieser gottverlassenen Gegend zusammen mit Bushido erwischte. Warum war ich nur so verdammt auffällig? Warum war Saki nicht da? Panisch sprang ich auf und rüttelte rücklings an dem Türknauf hinter mir, um ins Treppenhaus dieses Mietshauses zu flüchten. Doch es war natürlich abgesperrt, wie könnte ich auch nur einmal Glück haben heute? Ich blieb wie erstarrt stehen und hoffte nur noch auf ein Wunder, denn der Lautstärke nach, müssten sie uns gleich erreicht haben.
Das Wunder kam, wie so oft, von unerwarteter Seite.
„Schnell! Umarm mich!“, flüsterte Bushido mir hastig zu Er war inzwischen auch aus seiner Hocke hochgekommen und zog an meinem Arm.
„Was?“ Ich begriff gar nichts.
„Leg endlich deine Arme um mich! Los mach schon!“, forderte der mich in einem herrischen Tonfall auf, der keine Widerrede zuließ.
In meiner Panik gehorchte ich ihm schließlich, auch wenn mir sein Plan immer noch nicht ganz klar war. Kaum hatte ich meine Arme um seinen Nacken geschlungen, drückte er mich auch schon fest an sich und drehte uns mit einem Schwung herum, so dass ich mit dem Rücken zur Straße stand. Ich ließ alles mit mir machen, ich hoffte nur, er wusste was er tat. Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig. Die grölende Meute zog dicht an uns vorbei und Bushido küsste mich innerhalb von einer viertel Stunde zum zweiten Mal.
Um es so echt, wie nur möglich aussehen zu lassen, umfasste eine Hand von ihm meinem Hinterkopf und die andere spürte ich über meinen Hintern kreisen. Sobald er mich küsste, wurden die fremden, lauten Stimmen im Hintergrund gedämpfter und ich hörte sie nur, wie durch eine dicke Glaswand.
„Ey guck mal! Habt ihr die Kleine gesehen? Die war voll heiß ey!“
„Ich glaub, die kenn ich!“
„Du kennst doch nur hässliche Schlampen, du Wichser!“
„Halts Maul du Arsch! Klar kenn ich die!“
Die Stimme entfernte sich nicht schnell genug, was mir sagte, dass der Besitzer der Stimme langsamer geworden oder sogar stehen geblieben war. Prüfende Blicke brannten auf meinem Rücken. Mir blieb das Herz fast stehen und ich klammerte mich noch mehr an Bushidos Hals. In was für ne Situation hatte ich mich hier eigentlich reingeritten? War ich eigentlich noch zu retten? Ich fing an, nicht mehr vor Kälte, sondern vor Anspannung zu zittern. Das waren mindestens 5 Leute, wenn nicht noch mehr.
„Jetzt komm schon du Heini, du siehst doch, die hat schon jemanden. Wahrscheinlich knallt der sie eh gleich, so wie die rummachen!“
Lautes Gelächter und johlende Zustimmung.
“Ja genau! Nen geilen Arsch hat sie ja!“
„Ey Alter, lass noch was von ihr übrig, wir komm’ gleich wieder, dann sind wir dran!“
Die Stimmen wurden wieder leiser und das Gelächter auch. Nur mein Herz wurde nicht leiser, es hämmerte wie wild in meiner Brust herum und konnte sich überhaupt nicht beruhigen. Ich ließ Bushido auch nicht los, ich brauchte jemanden zum Festhalten, einen Beschützer, jemand der mich hielt und wärmte und mir unangenehme Dinge vom Leibe hielt. Anscheinend hatte ich in ihm genauso jemanden gefunden, jedenfalls vermittelte er mir gerade dieses Geborgenheitsgefühl, in dieser bösen, kalten Welt.
Doch irgendwann ließ die Spannung nach und sein Griff wurde wieder lockerer. Auf der Straße war es wieder so ruhig, wie vor dieser Notaktion und es gab keinen Grund mehr, für eine Umarmung. Er löste seine Lippen von meinen und beugte sich zurück. Mein Kopf fiel ermattet auf seine Schulter und ich atmete ihm immer noch sehr schnell gegen den Hals. Sein Geruch war mir inzwischen so vertraut und ich sog ihn ein, wie ein Lebenselixier in dieser für mich fremden und feindlichen Gegend.
„Alles in Ordnung?“, fragte er mich leise und streichelte dabei sanft über mein Haar und über mein Genick.
Ich nickte nur, ohne etwas zu sagen, drückte mich aber weiter an den warmen, starken Körper, der mir Halt und Schutz bot.
„Komm, lass uns hier abhauen, ich zeig dir was Schöneres“, versuchte er mich zum Fortgehen zu bewegen und drückte mir einen kurzen Kuss aufs Haar.
Ich wollte plötzlich gar nicht mehr weg, jetzt hier mit ihm zu stehen und von ihm gehalten zu werden, dass war eigentlich das Beste, was mir an diesem seltsamen Tag bis jetzt passiert war und ich hatte keine Lust, dieses Gefühl schon wieder loszulassen.
„Ist doch schön hier“, nuschelte ich in seinen Pullover und hörte ihn daraufhin leise lachen.
„Klar doch, ich bin hier aufgewachsen.“
„Ja?“, ich schaute jetzt doch mal auf und schielte in der Gegend umher. Sie war noch genauso dreckig und dunkel wie vorhin, einzig und allein er gab mir dieses Gefühl, dass es hier nicht ganz so trostlos war, wie es mir erschien.
„Ich bin in Magdeburg aufgewachsen und danach aufm Land“, hatte ich das Bedürfnis ihm mitzuteilen, obwohl ich glaubte, dass er das bereits wusste.
„Weiß ich doch“, hörte ich auf folgerichtig aus seinem Mund und ich lehnte mich zufrieden wieder gegen seine Schulter.
„Erzählst du mir auch irgendwann mal was, was ich noch nicht von dir weiß?“, fuhr er fort und strich mir mit seinen großen, warmen Händen über meine kalten Oberarme.
„Vielleicht“, murmelte ich so leise, dass er Mühe hatte, mich zu verstehen und kuschelte mich noch tiefer in seine Umarmung. Wenn er noch ein paar solcher Tricks auf Lager hatte, könnte das durchaus der Fall werden.
Ende Teil 4

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"
in Fanfictions 09.04.2008 00:10von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge
ooaah ... #drück ... Gosu ... wie sag ich`s am besten? ... ähm ...
ich liebe dieses Kapitel
Eigentlich wollte ich ein paar Zeilen zitieren, die mir besonders gut gefallen haben ... aber ... geht nicht, musste ich dann feststellen.
Also ich hab den Eindruck, du bist in absoluter schriftstellerischer Hochform gerade und ich genieße jeden Satz so herrlich ... es ist ein absoluter Genuß, dich zu lesen. Deine Formulierungen sind wundervoll... hach ... danke
Ein sooo herrlicher Abschluss dieses Tages, der streckenweise für mich so seltsam war ... das hier konnte ich gerade absolut gebrauchen #danke

hach gosu...hach was für ein tolles kapitel...ich weiß gar nicht was ich sagen soll, ich bin grad total hin und weg...so kuschelig...japp das war sogar für mich kuschelig, nicht nur für bill
oh himmel mach weiter so
klar les ich wieder mit, was denkst n du???? oh gott das wäre ja schrecklich, wenn mir sowas wunderbares entgeht

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"
in Fanfictions 13.04.2008 09:50von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge
Morgen Mädels!
Ach seid ihr süß, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll *rotwerd smilie nicht finde*
@ Kim: *nichts zu sagen weiß, nur rotwerd*
@ elodia: hähä, ja ne, das wäre ein untrügliches Indiz. Aber es gibt ja auch Schminke und Puder.^^
@ Valentina: hach...gern geschehen
@ schäfchen: echt? na du erst wieder *gg*
@ Erna: Ja, ich empfand es auch als schön kuschelig *es kuschelig mag*
Ich danke dir!
Ich hab ein neues Kapitel fertig:
5. Sightseeing ala Bushido
Irgendwie und irgendwann landeten wir dann doch wieder in seinem Auto. Er brachte mich persönlich bis zur Beifahrertür und öffnete sie mir auch noch galanterweise. Ich fühlte mich sicher in seiner Gegenwart, fast so, wie wenn Saki dabei wäre. Nur fehlte mir in Sakis Gegenwart dieses neue, aufregende Gefühl, was sich jetzt unaufhaltsam in meinem Körper breitmachte. Voller innerer Unruhe saß ich also doch wieder neben ihm in seinem Auto, auch wenn ich vor ein paar Minuten noch getönt hatte, keinen Fuß mehr in dieses Fahrzeug zu setzen. Jetzt war nicht nur mein Fuß hier drin, sondern mein ganzer heißkalter Körper, der sich gemütlich in den ergonomisch geformten Sitz lümmelte und gleichmal, der angeborenen Eitelkeit frönte und den Schminkspiegel herunterklappte, um das ganze Ausmaß der, nach meinem Empfinden, fürchterlich entstellten Lippen zu begutachten.
Sie waren röter als normal und sahen irgendwie voller aus, total ungewohnt, doch könnte ich nicht sagen, dass sie deformiert oder gar hässlich aussahen. Das Einzige war, dass auch die Haut außen herum, die sonst makellos weiß und glatt war, ebenfalls eine leichte Rötung aufwies, die ich eindeutig den kratzigen Bartstoppeln meines nächtlichen Begleiters zu verdanken hatte. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir ein wenig Make up aus meiner Schminktasche mitgenommen, aber wer kann das schon ahnen, dass man gleich bei der ersten Ausfahrt derart abgeknutscht wird? Nun ja, ganz so abwegig war es ja auch wieder nicht gewesen, wenn ich mal ganz ehrlich mit mir war.
Eine gleichmäßig gebräunte Hand beendete meine Lippenschau, indem sie den Spiegel ungefragt wieder hoch klappte und mir damit die Sicht auf mich selbst verwehrte.
„Was guckst du denn schon wieder da rein? Du siehst geil aus und deine Schminke sitzt auch noch da, wo sie hingehört: Frag doch mich, ich sag’s dir schon, wenn was nicht stimmt.“ Er schaute mich mit hochgezogenen Brauen an und ich wusste jetzt nicht, ob ich das als unflätig dahin geschmissenes Kompliment auffassen oder doch lieber eingeschnappt sein sollte, weil er mich nicht das tun ließ, was ich gerne wollte. Ich rang noch mit einer Entscheidung, als er fortfuhr:
„Schnall dich lieber an oder soll ich das wieder für dich machen?“
Jetzt warf ich ihm doch einen beleidigten Blick zu und zog dabei betont lässig den Gurt quer über meinen Oberkörper. Ihm jetzt zu erläutern, dass ich vorhin den Gurt nur wegen seiner störenden Lederjacke nicht zubekommen hatte, erschien mir überflüssig und außerdem wollte er mich sowieso nur damit aufziehen. Und ich ließ mich ja von ihm nicht mehr aufziehen, nie wieder…so hatte ich es beschlossen. Punkt. Aus. Basta.
Mit leicht forciertem Tempo glitten wir durch die Straßen der Hauptstadt und es machte mir mit zunehmender Dauer immer mehr Spaß. Bushido zeigte mir Straßen und Häuser, die für ihn eine besondere Bedeutung hatten und erzählte mir was dazu. Ich erfuhr in der kurzen Zeit eine ganze Menge über ihn und sein Leben und ich lauschte dem mit großem Interesse. Dazwischen stellte ich ihm Fragen dazu, die er mir auch bereitwillig beantwortete. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass er mir gegenüber sehr mitteilungsbedürftig war, eigentlich eine Eigenschaft, die ich sonst für mich gepachtet hatte.
Er zeigte mir aber auch allgemeine Sehenswürdigkeiten, von denen er glaubte, sie könnten mich interessieren. Sie interessierten mich auch. Ich war zwar nicht zum ersten Mal in Berlin, aber viel Zeit hatten wir nie gehabt, um uns irgendetwas anzusehen. Meist hetzten wir von Termin zu Termin, um dann abends in unseren Hotelzimmern abzumatten und uns höchstens noch ne DVD reinzuziehen.
Ganz selten blieb Zeit zum Shoppen, was ganz speziell ich immer sehr bedauerte, weil ich es zugegebenermaßen ziemlich gerne machte. Aber dabei sah man die Geschäfte auch mehr von innen, als von außen und lernte die Stadt nicht wirklich kennen. Jetzt hatte ich also meinen ganz persönlichen Fremdenführer und ich fand die Idee, des Nachts mit ihm durch die Straßen zu tigern, ausgesprochen gut. So gut, dass ich völlig die Zeit vergaß, wie lange wir schon unterwegs waren. Ich wurde erst daran erinnert, dass es so was wie verrinnende Zeit gab, als mein Handy piepte und mir signalisierte, dass ich eine Nachricht erhalten hatte.
Mist! Ich hatte mich noch gar nicht bei meinen Leuten gemeldet. Keine Sau wusste, wo ich war und bestimmt fing man langsam an, sich Sorgen zu machen. Ich sah ihre ratlosen, besorgten Gesichter praktisch vor mir. Kein Wunder, von mir waren sie es nicht gewohnt, dass ich mit irgendjemandem einfach so verschwand. Bei Tom kam das schon eher mal vor, aber der hatte immer noch den Anstand einem von uns mitzuteilen, wohin und mit wem er verschwand (sofern er ihren Namen wusste). Ich musste überlegen. Wo ich war, das konnten sie ja wissen, nur mit wem…das würde ich dann doch gerne irgendwie im Dunkeln lassen, wenn es sich ermöglichen ließ.
Ich öffnete die Mitteilung und sah, dass es Georg gewesen war, der mich angeschrieben hatte. Er wollte wissen, wann ich endlich zurückkäme, um die Wachablösung bei meinem immer noch pennenden Bruder zu übernehmen. Es würde ihm tierisch auf den Sack gehen, die ganze Zeit den Babysitter zu spielen. Ich musste schmunzeln, als ich an Tom dachte, der schlafenderweise verhinderte, dass Georg genügend Spaß abbekam. Ich schrieb zurück, dass es nicht mehr lange dauern würde und er sich ja keinen Zentimeter von Tom wegbewegen soll, wenn ihm sein Leben lieb wäre. Tom so ganz schutzlos dort zu wissen, machte mich unruhig und ich erwog langsam zurückzukehren. Georg war nicht unbedingt der Zuverlässigste in meinem Freundes- und Bekanntenkreis.
Immer dieses Gedrängel…heute hatte ich mal meinen Spaß und schon sollte es wieder zu Ende sein. Ich stutzte…hatte ich Spaß? Verstohlen schielte ich zu meinem Chauffeur, der lässig mit der linken Hand lenkte und mit der Rechten an den Knöpfen der Mittelkonsole herumdrückte. Er suchte einen anderen Sender und er fluchte dabei leise vor sich hin, weil keiner seinen Ansprüchen genügte. In seinem Mundwinkel steckte ein Zahnstocher, der sich bei seinen leise dahin gesprochenen Flüchen tanzend auf und ab bewegte. Sein Schädel war am Hinterkopf und an den Seiten fast kahl rasiert, nur das Deckhaar war eine Spur länger und genauso schwarz, wie mein eigenes. Das große, verschlungene „B“ an seinem Hals schaute zur Hälfte heraus und ließ ihn verwegen und auch ein bisschen unnahbar wirken. Mein Glück, sonst hätten uns diese Kerle vorhin vielleicht nicht so einfach in Ruhe gelassen. Ich durfte gar nicht daran denken.
Hm, je länger ich ihn mir betrachtete, desto mehr kam ich zu dem Schluss, dass ich zweifelsfrei mit nem waschechten Kerl unterwegs war, den ich eigentlich gar nicht leiden konnte, zumindest bis vor ca. 2 Stunden. Und trotzdem fühlte ich mich wohl. Wie sollte ich das den anderen erklären? Die würden mich sowieso für völlig bekloppt halten, wenn sie herausfanden, mit wem ich mich auf den nächtlichen Straßen Berlins herumtrieb. Noch dazu, weil ich ihnen bei jeder Gelegenheit klargemacht hatte, was Bushido doch für ein bescheuertes Arschloch sei und was ich ihm alles für Schimpfwörter an den Kopf werfen würde, wenn ich ihn mal persönlich treffen täte.
Und was war letztlich daraus geworden? Ich biss mir beschämt auf die Unterlippe. Ich konnte ihnen ja wohl schlecht erklären, dass er mich innerhalb von nur ganz kurzer Zeit dazu gebracht hatte, ihm soweit zu vertrauen, dass ich mutterseelenallein mit ihm mitgefahren war und mich auch schon zweimal – ich unterstreiche: zweimal! von ihm küssen ließ. Wobei das zweite Mal ja eher so ne Verzweiflungstat war und nicht etwa, weil ich Spaß daran gefunden hatte. Hatte ich ja auch nicht…wie könnte ich! Pah! Meine Hand bewegte sich automatisch zu meinen geschwollenen Lippen. Das Kribbeln in ihnen würde mich noch ne ganze Weile daran erinnern und mir wurde erneut ungewollt warm.
„Ich glaub, ich muss zurück“, eröffnete ich ihm als Resultat meiner neuesten, beunruhigenden Erkenntnisse.
„Glaubst du oder musst du?“, erwiderte er und lehnte sich wieder an. Er hatte einen für ihn akzeptablen Sender gefunden und schaute wieder ohne Unterbrechung auf die vor ihm liegende Straße, wobei er leise eine Melodie mitsummte.
Das er immer solche komischen Gegenfragen stellen musste. Machte er das eigentlich nur bei mir, um mich zu ärgern? Ich presste die Lippen aufeinander, schob sie leicht nach vorn und erzeugte damit einen filmreifen Schmollmund.
„Ich WILL zurück!“, betonte ich daraufhin meinen Wunsch. Ich musste gar nichts, auch wenn das manche glaubten. Ich war schließlich 18 und kein Kind mehr und auch niemandes Marionette.
„Warum? Gefällt’s dir plötzlich doch nicht mehr bei mir?“ Schon wieder ne Gegenfrage. Der Kerl machte mich noch schwach.
„Doch, aber ich mach mir Sorgen wegen Tom“, antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und er blickte mich daraufhin lange an. Zu lange für meine Begriffe. Ich spürte, wie er mein Profil scannte und wieder dachte ich, dass ihn anzulügen keine Punkte bringen würde.
„Dein Bruder ist doch auch schon groß, der kommt auch mal ne zeitlang ohne dich zurecht.“
„Ja…Nein...das verstehst du nicht!“, startete ich händeringend den Versuch einer Erklärung und sagte dann aber doch nichts mehr, sondern schaute zu ihm rüber, in der Hoffnung, er würde einfach das machen, was ich von ihm verlangte, nämlich mich zurück fahren.
Er schien zu überlegen, jedenfalls runzelte er die Stirn, was ihn noch etwas düsterer aussehen ließ. Wieso vertraute ich ihm eigentlich? Er sah alles andere als vertrauenswürdig aus. Ganz davon zu schweigen, für welche verbalen Entgleisungen er schon verantwortlich war.
„Fährst du mich zurück?“, versuchte ich erneut mein Glück und hoffte auf keine weitere Gegenfrage.
„Natürlich fahr ich dich zurück“, überraschte mich seine schnelle, positive Antwort, um danach sofort eines Besseren belehrt zu werden: „Wenn ich dir alles gezeigt hab.“
Ich sank in mich zusammen, ich hätte es wissen müssen, dass er mich nicht einfach so gehen ließ. War er doch gerade auf dem besten Weg, mich geschickt um den Finger zu wickeln, er glaubte wohl, ich merke das nicht? Er war doch eigentlich bisher viel zu nett gewesen, ich hätte schon viel früher stutzig werden müssen. Oh man, wie leichtgläubig war ich eigentlich? Ich wusste doch ganz genau, was er von mir wollte, er hatte es damals klar und deutlich ausgedrückt, nicht nur einmal. Und er hatte es auch nicht direkt zurückgenommen, nur gesagt, dass er ein wenig übertrieben hat und dass ich ihm die Chance geben soll, ihn doch zu mögen. Na fein, das hat er ja auch fast geschafft. Er war ja noch durchtriebener, als ich….äußerst bemerkenswert.
Er merkte scheinbar, wie ich mit mir rang und wie ich mir überlegte, ihn umstimmen zu können, denn er sprach weiter:
„Jetzt komm schon, dein Bruder ist doch nicht allein dort. Es wird sich doch bestimmt noch jemand anderes finden, der ihm das Händchen hält. Ich hab doch bei euch in der Nähe auch eure zwei Bulldoggen gesehen, das ist doch schließlich ihre Aufgabe, euch zu bemuttern. Die kriegen doch sicher auch genug Kohle dafür.“ Er schaute zwischendurch immer wieder zu mir rüber und ich sah aus den Augenwinkeln, wie sich der Zahnstocher in seinem Mund bewegte.
Ich atmete tief ein und aus. Natürlich könnte ich Georg Bescheid sagen, dass er Saki informiert oder gleich Saki anrufen und ihm die Lage schildern (natürlich nicht die volle Lage, sondern nur das Nötigste).
Aber wollte ich das? Wollte ich wirklich noch mehr Nähe zwischen ihm und mir provozieren, indem ich weitere Zeit mit ihm verbrachte? War das nicht eigentlich schon viel zu viel, was ich hier tat? Konnte mir nicht irgendjemand diese Entscheidung abnehmen? Ich war hin und her gerissen und drehte angespannt an meinen Ringen herum.
„Tom ist mir sehr wichtig. Ich hätte ihn da nicht einfach schlafen lassen sollen. Ich mach mir wirklich Gedanken. Selbst wenn ich Saki Bescheid sage und der sich um ihn kümmert, könnte ich jetzt nicht mehr total sorglos mit dir hier rumfahren, es geht einfach nicht, ich kann da nichts machen. Echt nicht.“ Es war nichtmal ne Ausrede, der Gedanke an Tom drückte mir auf den Magen, seit Georg mir mitgeteilt hatte, dass er keine Lust mehr hatte, auf ihn aufzupassen.
Jetzt hörte ich ihn tief seufzen. Es passte ihm ganz und gar nicht, dass er unsere Fahrt wegen Tom abbrechen sollte, aber ich merkte auch, dass er versuchte, auf mich einzugehen und eine für uns beide akzeptable Lösung zu finden. Eine zeitlang sagte keiner etwas, bis er mit einer neuen Idee ankam:
„Pass auf, ich mach dir einen Vorschlag. Wir fahren jetzt zurück und holen deinen Bruder ab. In welchem Hotel wohnt ihr?“
„Im Ritz Carlton.“
„Hm, war klar. Also dann fahren wir deinen Bruder ins Hotel, bringen ihn ins Heia-Bettchen und dann hast du wieder Zeit für mich. Abgemacht?“ Er zwinkerte siegessicher, in Anbetracht seiner grandiosen Idee, als er sich mir zuwandte und meine Antwort abwartete.
Ein einfaches Aufgeben war also genauso wenig was für ihn, wie für mich. Er war hartnäckiger, als ich anfangs glaubte. Ihm lag scheinbar doch was an meiner Gegenwart, sonst würde er sich nicht solche Gedanken darüber machen, wie er das Zusammensein mit mir noch länger hinausziehen konnte. Ein bisschen schmeichelte mir das schon, musste ich mir eingestehen und so dachte ich auch ernsthaft über seinen Vorschlag nach. Unmöglich war das nicht, es war durchaus ne machbare Sache. Tommilein würde in Sicherheit sein und ich wäre beruhigt und bereit für die zweite Runde.
Ein bisschen neugierig darauf, was er mir noch so zeigen wollte, war ich außerdem. Ich konnte mir nicht helfen, ich war tatsächlich gerne mit ihm zusammen. Ich tat noch ne Weile so, als würde ich abwiegen, ob die Sache durchführbar sein, doch mein Bauch hatte sich bereit für seine Variante entschieden.
„Na gut…ich bin einverstanden. Aber dann gleich, ja?“
Statt einer Antwort musste ich mich am Türgriff festkrallen, denn er drehte postwendend auf der breiten Chaussee und mit quietschenden Reifen fuhren wir zurück in den Club. Auf der Rückfahrt rief ich Georg an, dass er mit Tom zum Ausgang kommen soll, weil ich ihn abholen und ins Hotel bringen würde. Wenn es nötig sein sollte, dann soll Gustav ihm helfen. Irgendwie hatte ich keine Lust auf Saki, es würde ihn nur beunruhigen, wenn er mitbekam, wer mein ungewöhnlicher Begleiter und Schöpfer dieser glorreichen Idee war. Saki sollte auch mal einen sorglosen Abend verleben. So machte ich Georg klar, dass er nach getaner Arbeit einfach Saki sagen soll, dass wir schon im Hotel seinen, weil wir eben müde waren. Ein Bekannter hat uns gefahren, weiter brauchte er nichts zu wissen. Georg war einverstanden, er war froh, Tom loszuwerden, egal auf welche Art und Weise. Schöne Freunde…
Als wir vor dem Club hielten, sahen wir bereits 3 Gestalten vor dem Eingang stehen, von denen die mittlere Gestalt mit dem hängenden Kopf eindeutig mein heißgeliebter Bruder Tom war, der sich schwer an die anderen beiden drangehängt hatte. Ich sprang aus dem Fahrzeug, riss die hintere Tür auf und half den beiden, Tom durch die schmale Öffnung auf den Rücksitz zu hieven. Bushido blieb derweil im Auto sitzen, den Motor hatte er gleich angelassen. Tom war ungewöhnlich kooperativ und ließ Gott sei Dank alles widerstandslos mit sich geschehen. Er fragte auch nicht nach, was das für ein Auto war und wem es gehörte, sondern nuschelte nur paar unverständliche Worte des Unwillens, die aber keiner wirklich ernst nahm. Es genügte ihm wahrscheinlich, dass ich dabei war, alles andere ging schon irgendwie in Ordnung. Ich war mir sicher, morgen würde er sich auch nicht mehr daran erinnern, wie er überhaupt zurückgekommen war.
Darauf baute ich auch, denn ich hatte keine Lust darauf, mich ihm gegenüber erklären zu müssen, er würde sich nicht mehr einkriegen, das wusste ich ganz genau. Fürs nächste halbe Jahr hätte ich dann ausgesorgt, was Spott und Häme anbelangt. Gustav und Georg würde ich schon irgendwas auftischen, bis morgen fiel mir bestimmt was Passendes ein und heute wagte sowieso keiner mehr, mich danach zu fragen, was natürlich daran liegen konnte, dass der Gedanke an mich und Bushido zusammen in einem Auto sowieso total hirnverbrannt war. Wir hielten uns auch nicht länger auf, als nötig, sondern starteten sofort wieder, um den Weg zum Potsdamer Platz einzuschlagen.
Ich wies Bushido an, ja nicht direkt vor dem Haupteingang zu parken, sondern die Tiefgarage anzusteuern, denn wir mussten ja nicht mehr Aufsehen erregen, als unbedingt notwendig. Mit meiner Keycard kamen wir problemlos überall durch und glücklicherweise waren wir die Einzigen, die um diese Zeit die Tiefgarage mit unserer Anwesenheit beehrten. Das alles bis hierher so glatt lief, konnte ich fast nicht glauben, wir stiegen unbemerkt in den Fahrstuhl und hielten unbehelligt in unserer Etage, wo sich die Zimmer von Tom und mir befanden. Das hieß, Tom hatte ein Zimmer, ich hatte natürlich eine Suite. Irgendeinen Vorteil musste man ja als Bandleader und ungekrönter Prince of Rock haben und wenn es nur ein größeres Zimmer ist.
Umständlich nestelte ich an Toms weiter Hose herum, denn ich wusste, dass er seine Keycard irgendwo darin versenkt hatte. Wir standen inzwischen zu dritt vor seinem Zimmer und Bushido hielt Tom von hinten fest, damit ich mit zwei Händen suchen konnte. Tom fing an, sinnlos zu herumzukichern und sich zu ungeschickt wehren und erschwerte damit meine Sucherei.
„Tom! Mensch, jetzt halt doch mal still!“, meckerte ich mit ihm, was ihn aber nicht hinderte, weiter herumzuzappeln. Ich sah beim Hochschauen Bushidos Gesicht hinter Tom, was wieder einmal höchst amüsiert dreinschaute aber sonst ganz still war, um Tom nicht zu unnötigen Fragen zu animieren.
Endlich hatte ich sie gefunden und wir konnten Tom in seinem Zimmer entsorgen, indem wir ihn auf sein Bett legten. Ich half ihm noch beim Ausziehen der Schuhe und der Jeans, legte sein Cap auf den Nachttisch und öffnete das Fenster, damit er genügend Sauerstoff abbekam. Tom blieb liegen, wie ich ihn hingelegt hatte und schon bald verriet mir sein gleichmäßiger Atem, dass sein durch uns schmählich unterbrochenen Schlaf, eine Fortsetzung gefunden hatte. Leise und zufrieden über unsere Aktion zog ich mich schnell zurück. Bushido hatte in der Zwischenzeit auf dem Gang auf mich gewartet und kam auf mich zu, als ich aus dem Zimmer meines Bruders herauskam.
„Goldig, dein kleiner Bruder, fast so wie du“, sinnierte er nachsichtig lächelnd und ich sah keinen Grund, ihm darin zu widersprechen. ‚Goldig’ war richtig und ‚kleiner’ war er auch als ich…ein rundherum stimmiger Satz, denn er beinhaltete auch, dass es noch eine Steigerung zu ihm gab.
„Du solltest ihn mal total verschlafen am Morgen sehen, da reicht ein einfaches ‚goldig’ gar nicht mehr“, reihte ich mich in den Lobgesang auf meinen Bruder ein und wusste eigentlich gar nicht, wieso ich das tat. Wegen ihm mussten wir schließlich unsere schöne Stadtrundfahrt unterbrechen.
Bushido grinste mich verschlagen an. „Viel lieber noch würde ich dich mal total verschlafen am Morgen sehen wollen“, sagte er mir mitten ins Gesicht und brachte mich damit zum x-ten Mal an diesem Abend zum Erröten. Immer wenn ich glaubte, dass im Moment keine Annäherungsgefahr von ihm drohte, dann tat er etwas oder kam irgendetwas aus seinem Mund, dass meinen naiven Glauben Lügen strafte. Und das eigentlich Schlimme für mich war, dass ich regelrecht auf so was wartete. Es schmeichelte meinem Selbstbewusstsein und schickte aufregende Schauer durch meinen Körper. Ich schaute ihn groß an und vermisste meine sonstige Schlagfertigkeit, um ihm etwas Entsprechendes zu erwidern.
„Schau mich nicht so entsetzt an. Sei froh, dass ich mich so vornehm ausgedrückt habe“, plauderte er gutgelaunt weiter und trat einen Schritt auf mich zu.
Obwohl ich nicht wollte, musste ich über seine Erklärung lächeln. Klar, er hätte es auch wesentlich weniger elegant umschreiben können, dass er nicht übel Lust hätte, mit mir in die Kiste zu springen. Er riss sich in meiner Gegenwart zusammen, eine Sache, die ich ihm hoch anrechnete.
„Seit wann nimmst du solche Rücksicht auf mich?“, wollte ich trotzdem wissen und mischte eine Prise Ironie in meine Stimme, um der Frage die ungewollte Schärfe zu nehmen.
Er kam mir noch näher und ich vernahm wieder seinen Geruch, der so vertraut und gleichzeitig so aufregend für mich war. Seine schwarzen Augen fixierten mein Gesicht und suchten meinen Blickkontakt. Ich hörte mein Herz unruhig hämmern, weil ich wieder mit ihm und seiner fatalen Wirkung auf mich allein war. Musste ich es immer wieder provozieren? Mir war scheinbar auch nicht mehr zu helfen.
„Immer schon nehm ich Rücksicht auf dich“, raunte er mir zu. „Ich tu immer nur das, was du willst…schon die ganze Zeit. Ist dir das nicht aufgefallen? Du wolltest aus diesem stickigen Club raus und ich hab dich mitgenommen, dann wolltest du etwas über mich wissen und ich hab es dir gezeigt, du wolltest geküsst werden und ich hab dich geküsst, dann du hast dich um deinen Bruder gesorgt und ich hab dir geholfen. Ich frag mich gerade, wann du auch mal irgendwas tust, was ich will.“
Reglos hörte ich mir seine Aufzählung an. Ich registrierte zwar, dass er maßlos übertrieb, z.B. wollte ich ursprünglich nie aus dem Club raus, es war seine Schuld, dass mich der Wunsch überkam und auch zum Thema Küssen könnte ich sofort ne hitzige Diskussion vom Zaun brechen, doch eigentlich war mir der Inhalt seiner Antwort gar nicht so wichtig. Ich nahm sie sowieso nur am Rande war, denn meine eigentlichen Sinne waren darauf gerichtet, dass er mich langsam rückwärts mit seinem Körper an die Wand drückte. Hastig schaute ich mich nach links und rechts um, ob sich auch niemand auf dem langen Gang befand, doch meine Sorge war unbegründet, es war keiner da.
Ihn schien es weniger zu stören, ob wir Zuschauer hatten, denn er hatte seinen Blick noch keine Sekunde von mir genommen.
„Zeigst du mir jetzt was von dir?“, fuhr er unbeirrt fort und berührte beim Sprechen meine Wange hauchzart mit seinen Lippen.
Wie schon die beiden Male zuvor, war die Wirkung seiner sanften Berührung jedes Mal die Gleiche. Sie machte mich schwach und willenlos und er nutzte das schamlos aus.
„Was…willst du denn…sehen?“, stieß ich hervor und reckte ihm meinen Hals entgegen. Oh Gott war ich leicht zu rumzukriegen…das war ja schon beschämend.
„Zeig mir dein Zimmer“, murmelte er an meinen Hals, während sich seine Hände schon längst unter mein T-Shirt geschoben hatten.
Ende Teil 5

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