Ich sah auf und schaute in sein Gesicht. Sein Blick irrte aufgeregt und erwartungsvoll über mich, sein ganzer Körper zuckte vor überschäumender Energie und seine feuchte Zunge tänzelte unruhig über seine glänzenden, vollen Lippen. Obwohl wir einige Meter Abstand zwischen uns hatten, konnte ich seine Glut bis zu mir spüren, er war heiß auf den Auslöser, ich konnte seine Gier fühlen. Mein Mundwinkel verzog sich zu einem leichten Grinsen, ich bekam Lust, ihn noch ein wenig zu quälen.
Ich stand nur da und tat gar nichts, außer ihn zu beobachten, dabei sog ich ihn mit meinen Blicken auf, ließ meine Augen langsam über seinen Körper wandern und versuchte mir vorzustellen, wie er wohl ohne diese Klamotten aussah. Ob er wohl über all so schöne glatte Haut hat, wie im Gesicht? Ich wollte es unbedingt herausfinden.
Zwischen uns wuchs eine unmerkliche Spannung, die sich bei Bill darin äußerte, dass ich sehen konnte, wie sich sein Brustkorb unter seiner beschleunigten Atmung immer stärker hob und senkte. Außerdem schloss er manchmal für Sekunden seine Augen, wie um sich selbst zu beruhigen. Eine Weile genoss ich noch unser erregendes Spiel, genoss es, wie er sich unter meinen Blicken wand und sich verführerisch präsentierte, bevor ich die Stille durchbrach. „Du willst es, stimmt’s? Du hältst es kaum noch aus, hab ich recht? Du willst es unbedingt klicken hören und du würdest alles dafür tun…los, sag mir, dass du geil darauf bist!“

„Na endlich ist die kleine Zicke mit ihrem frechen, vorlauten Mundwerk zurück…ich hab sie schon vermisst“, grinste ich ihn belustigt an. Ich liebte seine selbstbewusste Art, er ließ sich nicht so schnell in die Ecke drängen. Zwar wirkte er auf den ersten Blick zart und zerbrechlich, doch sollte niemand seine innere Stärke unterschätzen. Ich kannte ihn erst seit wenigen Stunden, doch erkannte ich bereits jetzt, dass dieser junge Mensch ganz genau wusste, was er wollte und zu was er fähig war. Ich bedauerte bereits jetzt, dass das Shooting irgendwann zu Ende sein würde, ich würde ihn ein klein wenig vermissen.
„Okay Baby, dann bleib so, das Kinn etwas höher…ja genau“, klick klick klick klick…“Die Beine weiter auseinander und dreh dein rechtes Knie mehr nach außen…gut so“ klick klick klick…
Es machte Spaß mit ihm und Lust auf mehr. Mir kam gerade eine Idee, ich ließ ihn stehen, wo er stand und ging in einen Nebenraum, wo ich einige Requisiten aufbewahrt hatte. Dort lagerte auch eine riesige Anzahl verschiedenster Kabel. Nacheinander schleppte ich die einzelnen Leitungen in den Aufnahmeraum und türmte sie wahllos übereinander. Erst, als ich keine mehr finden konnte, war ich zufrieden und machte mit wenigen Handgriffen aus den Leitungsrollen eine gewollte Unordnung. Rote und schwarze Kabel türmten sich nun, in sich verschlungen, zu einem wirren Haufen auf. Zufrieden betrachtete ich mein Werk. Bill hatte mir die ganze Zeit fassungslos zugeschaut und schaute mich jetzt mit hochgezogenen Brauen an. „Ich hoffe du magst Kabelsalat“, blickte ich ihn verschmitzt an. Seine großen dunklen Augen wurden noch größer, als er erfuhr, dass ich es für ihn aufgebaut hatte. Mit in die Hüfte gestemmten Fäusten stand er fassungslos da und blickte ungläubig auf den Kabelberg.
„Hopp, schwing deinen hübschen Arsch da rauf“, rief ich ihm mit seitlichem Kopfnicken zu und begab mich hinter das Stativ

Oh ja, mein Geschleppe hatte sich gelohnt. Allein zu sehen, dass Bill um die Kabel herumschlich, wie die Katze um den heißen Brei, war die Mühe wert. Mit funkelnden Augen beobachtete ich ihn und seinen pikierten Blick. Die Kabel waren nicht besonders sauber, sie hingen schon sehr lange in dem Raum und wiesen eine ordentliche Staubschicht auf. Er würde sich seine gepflegten Fingerchen schmutzig machen und vielleicht würde auch ein sorgfältig manikürter Nagel dabei draufgehen. Doch schließlich entschloss er sich, den Kabelberg zu erklimmen. Geschmeidig kroch er rauf, darauf bedacht, nicht mehr Kontakt, als nötig mit den Kabelsträngen zu haben. Ein herrliches Motiv, ich machte sofort einige Fotos von ihm in dieser Haltung. Als er merkte, dass ich besonders viele Fotos in dieser Art machte, begann er sich merklich zu räkeln, drückte sein Kreuz durch und flirtete mit dem Objektiv. Ich nahm die Kamera daraufhin vom Stativ und ging näher auf ihn zu, machte Fotos von der Seite, von schräg oben und von unten. Mir drängte sich wieder der Vergleich mit einer Katze auf, wie elegant er sich bewegte. Es hätte nur noch gefehlt, er würde anfangen zu schnurren. Aber vielleicht faucht er auch, wenn er merkt, wie schmutzig seine Hände geworden waren. Doch auf einmal schien ihm der Schmutz egal, er nahm sich ein Kabel und legte es sich um den Hals, kniete mit gespreizten Schenkeln auf dem Kabelberg und richtete sich dabei auf. „Hey klasse Baby…wickel es noch einmal herum“, rief ich ihm zu und machte weitere Bilder. Die Kabelidee von ihm gefiel mir und ich wollte sie gerne noch ausbauen. „Warte mal, hast du was dagegen, wenn ich dir das Kabel um den ganzen Oberkörper wickel?“

„Duschen? Ich hätte da noch einen viel besseren Vorschlag, aber jetzt wirst du erstmal dreckig gemacht, bevor wir schon übers Saubermachen reden“, ließ ich ihn wissen und legte die Kamera weg. „Kommst du mal runter von deinem Berg, damit ich dir die Kabel rumwickeln kann, denn zu zweit passen wir da nicht drauf“, forderte ich ihn auf, als er immer noch mit neugierigem Blick auf den Kabeln hockte und mich von oben interessiert anblickte. „Ja klar“, erwiderte er kurz und krabbelte rückwärts wieder herunter. Als er es schon fast geschafft hatte, verfing sich sein linker Fuß in einer Kabelschlaufe und er verlor das Gleichgewicht. Halt suchend ruderte er mit den Armen und stieß dabei einen erschreckten Laut aus. Reflexartig sprang ich auf ihn zu und griff nach seinem Oberarm. Gerade noch rechtzeitig konnte ich damit verhindern, dass er rückwärts zu Boden fiel und sich vielleicht noch verletzte, doch dafür flog er geradewegs und mit Schwung in meine Arme und krallte sich mit den Fingern in meinem Hemd fest. Verwirrt und erschrocken starrten wir uns an, es ging alles so schnell, dass wir erst realisieren mussten, was passiert war.
„Oh man Bill, hast du mich erschreckt. Ist alles in Ordnung?“, fragte ich ihn besorgt, als mich seine großen dunklen Augen schockiert anstarrten.

Nachdem der erste Schreck verflogen war, fing ich an, die Situation mit Bill zu genießen. Es war einfach schön, seinen warmen Körper zu fühlen und im Gesicht von verirrten Strähnen seines schwarzen Haares gekitzelt zu werden. Kurz, dafür aber intensiv sog ich seinen Duft in mich ein. Meine Riechzellen signalisierten mir, dass es genau die richtige Mischung zwischen Parfüm und körpereigenem Geruch war, die gerade meine Sinne berauschte und nach mehr verlangte. Mit Bedauern ließ ich zu, dass er sich wieder von mir löste und zu unserer Arbeit zurückkehren wollte. Er wollte weitermachen und ich schaute kurz planlos drein. Mein Gott, der Kleine hatte es drauf, mich ganz schön zu verwirren, ich musste aufpassen. Mit neu geschärftem Blick sah ich auf die Kabel und wusste wieder, was wir machen wollten…alles klar. „Natürlich machen wir weiter…warte“, antwortete ich ihm hastig, griff betont geschäftig nach einer schwarzen Leitung und zerrte sie ganz herunter. Meine Fassung kehrte allmählich wieder zurück und die Situation entspannte sich wieder. „Setz dich hier auf den Stuhl, damit du nachher nicht hilflos umkippst, wenn ich dich eingewickelt habe“, sprach ich weiter. „Und vielleicht bin ich dann zu weit weg, um dich wieder aufzufangen“, zwinkerte ich ihm mit einem zwei deutigem Lächeln zu und begann das Kabel um seinen schmalen Körper zu schlingen.

Ich kann mich täuschen, doch hatte ich das Gefühl, er liebte es, so von mir eingeschnürt zu werden. Seine Stimme klang anders, als vorhin…dunkler, samtiger und sie vibrierte irgendwie, als er sich mit einem Schmetterling in seinem Kokon verglich. Ich fragte mich gerade, wie seine Stimme wohl klang, wenn er morgens gerade erst aufgewacht war und noch verschlafen, mit kleinen Augen und verwuscheltem Haar zwischen den Kissen lag. Das Bild, was sich mir daraufhin aufdrängte gefiel mir ausnehmend gut und ich bekam tierisch Lust darauf, es einmal live zu erleben.
Die Spannung zwischen uns nahm wieder merklich zu, je weiter ich ihn verknotet hatte, was wohl auch an den leichten, wie unabsichtlichen Berührungen lag, die sich daraus ergaben. Ich betrachtete mein Werk und nahm wahr, wie absolut hilflos er in dieser Lage war. Selbst die kleine Strähne, die ihn störte, vermochte er nicht allein aus dem Gesicht zu pusten. Fasziniert sah ich seinen erfolglosen Bemühungen zu, ehe ich einschritt. „Und…wie fühlt es sich an, mir derart ausgeliefert zu sein?“ Und noch ehe er antworten konnte, streckte ich die Hand aus, und strich ihm die Strähne betont langsam aus dem Gesicht, nicht ohne dabei federleicht seine unglaublich weiche, zarte Haut mit meinen Fingern zu streifen.

„Es geht um Beides meine kleine Zicke“, erwiderte ich ihm ruhig auf seine erste Frage, als ich seinen gereizten Unterton heraushörte. Scheinbar brachte ich ihn zeitweise genauso aus dem Konzept, wie er mich und es gefiel mir, es noch etwas weiter zu treiben. „In gewisser Weise bist du mir auch ausgeliefert, wenn du nicht gefesselt bist“, sprach ich weiter und schnappte mir den Fotoapparat. „Kannst du selbst aufstehen und dich hier auf den Boden vor die Kabel setzen, oder soll ich dich tragen?“, fragte ich ihn mit einem provozierenden Ton in der Stimme. Stolz und mit erhobenem Haupt stand Bill auf und ließ sich vor den Kabelberg plumpsen. „Ach schade, ich hatte den Eindruck, du lässt dir gerne von mir helfen“, stichelte ich weiter und stellte die Kamera ein. Ich liebte sein wütendes Funkeln in den Augen, wenn er sich ertappt fühlte und gerade durfte ich es wieder erleben. „Lehn dich an die Kabel, aber versuch bitte etwas hilfloser auszusehen, sonst muss ich dabei nachhelfen“, neckte ich ihn weiter und machte bereits ein paar Aufnahmen.

Ich musste in den Sucher schmunzeln, als er mich ‚Arsch’ nannte, wusste ich doch, wie er es meinte und es störte mich nicht, ich nannte ihn ja auch manchmal ‚Zicke’. Immerhin hatte sich sein wütendes Funkeln im Blick verflüchtigt und stattdessen schaute er auf Kommando in die Kamera wie ein scheues Reh, was sich seinem Jäger gegenübersah. „Ich glaube, du würdest auch einen erstklassigen Schauspieler abgeben“, bemerkte ich zwischendurch und sein Mund verzog sich kurz zu einem überheblichen Grinsen. „Was ist, bist du das etwa schon? Oder was machst du sonst so, außer dich gerne von mir ärgern zu lassen?“