~Bill~

Tom kam mit so viel Schwung herein, dass es kaum zu glauben war, dass ich ihm vorhin noch beim Ausziehen helfen musste. "Du willst immer noch essen gehen, was?" zog ich eine Augenbraue hoch. Wir waren gerade erst angekommen, und mir war so gar nicht danach, direkt wieder aufzubrechen, doch Tom sah so nach Aufbruch aus, dass ich ihm nicht widersprechen konnte. Bevor wir gingen, nahm ich jedoch noch eine Sonnenbrille und setzte mein Cap auf. So ganz ungeschützt war mir dann doch nicht wohl. Tom tat es mir gleich und so saßen wir etwas später in dem Wagen, der uns in den nächsten Tagen zur Verfügung stand. Dass er fuhr, war mir nur recht, so konnte ich mir die Umgebung angucken. "Ob wir hier auch irgendeinen Italiener finden?" kräuselte sich meine Stirn skeptisch. Hier sah eher alles so mexikanisch aus.

~Bill~

"Ich sprech doch hier jetzt nicht irgendwelche fremden Menschen an," empörte ich mich und zeigte Tom direkt einen Vogel. Mein Englisch war zwar inzwischen ganz gut, aber ich war nicht hier hergekommen, weil ich Konversation betreiben wollte. "Fahr einfach weiter. Irgendwann wird ja wohl mal etwas Passendes kommen," schlug ich vor und dachte dabei an das fertige Essen, das in der Villa bereitstand. So ein Quatsch, dass wir jetzt hier durch die Stadt fuhren, aber ich hielt dazu weiter meinen Mund. Wenn Tom essen gehen wollte, dann sah ich mal gar nicht ein, dafür extra nach dem Weg zu fragen. Wahrscheinlich war der Typ auch nur ein Tourist, der sich nicht auskannte. In dieser Stadt gab es ja sowieso eigentlich nur Touristen.

~Bill~

Na also. Ging doch. "Du brauchst gar nicht so doof grinsen. Fahr lieber los," bemerkte ich sein überhebliches Gesicht. So langsam wurde ich tatsächlich hungrig.

~Bill~

Ich bestellte auch Cola und sah mich um. Irgendwie war es hier schon gemütlich, aber das würde ich jetzt nicht zugeben. Es war ein komisches Gefühl, so allein mit Tom unter fremden Menschen zu sein. Daran war ich gar nicht mehr gewöhnt, und jetzt, da ich daran dachte, bekam ich ein mulmiges Gefühl. Was, wenn wir doch jemandem auffielen? Es reichte, wenn uns ein einziger Fan erkannte. Sowas konnte sich nur allzu schnell rumsprechen, und dann saßen wir ohne Beschützer ganz schön in der Klemme. Ich schluckte und schaute mich noch mal um. Warum hatten wir bloß den Platz hier am Fenster, wo auch noch alle von außen hier hineinsehen konnten? Mir fehlte gerade zumindest eine Wand im Rücken. Mein Magen wurde immer enger. Hilfesuchend sah ich zu Tom. "Kannst du mir mal sagen, dass alles gut ist?" bat ich ihn verunsichert.

~Bill~

"Hä?" verwirrte er mich. Ich wusste überhaupt nicht, was Tom meinte. "Was hat das denn jetzt mit dir zu tun? Und wann hast du dich grausig verhalten?" Das Fragezeichen in meinem Gesicht konnte wohl nicht größer sein. Wofür zum Teufel entschuldigte er sich denn gerade?

~Bill~

Bis zu seiner letzten Frage hatte Tom mich eigentlich mit seiner Verwirraktion ganz gut von meiner Angst abgelenkt, doch jetzt sprach er mich drauf an, und sie war wie auf Knopfdruck wieder da. Sollte ich ihm wirklich davon erzählen? Bis zu dem Zeitpunkt, als mir dieses Ausgeliefertsein der Öffentlichkeit bewusst wurde, hatte ich mich fast schon wohl gefühlt. Was, wenn ich Tom das erzählte und ihn damit ansteckte? Sein Lächeln hatte so gar nichts von Angst, und das beruhigte mich auch ein wenig... allerdings... ich saß immer noch hier... mit dem Rücken zur Tür... das war nicht gut. "Können wir die Plätze tauschen?" fragte ich, während ich schon aufstand. Eigentlich war es keine Frage. Ich konnte, wenn ich mich hier schon so auslieferte, auf keinen Fall auch nur eine Sekunde länger mit dem Rücken zur Tür sitzen.

~Bill~

"Nichts ist los. Ich fühl mich nur ein wenig unbestimmt verfolgt. Das geht bestimmt gleich weg," spielte ich herunter und fühlte mich tatsächlich jetzt auf Toms Platz ein klitzekleinwenig sicherer. Ich holte ein Mal tief Luft und riss mich zusammen. Vielleicht sollte ich mich einfach endlich mal der Karte widmen. Ich schnappte sie mir und klappte sie auf.

~Bill~

Dass Tom jetzt auf dem Thema herumritt, nervte mich. "Ja. Ist ja gut jetzt," blaffte ich ihn an. "Ich hab doch gesagt, dass es schon gut ist. Können wir einfach das Thema wechseln?" knurrte ich ihn an und senkte meinen Blick, um die Karte zu studieren. Hätte ich nur gar nichts gesagt. Ich entschied mich schnell für ein Gericht, damit wir hier schnell wieder weg konnten. Ich verstand Tom nicht. Hatte er nicht selbst schon öfter erlebt, wie aus einem harmlosen Fanereignis eine gefährliche Situation geworden war? Und wir waren hier in Amerika. Es war ja schließlich nicht so, dass uns hier niemand kannte. Dass er meine Ängste so runterspielte, fand ich ziemlich doof, aber wenn es ihm damit gut ging... bitte. Ich wollte ja sowieso nicht, dass er mit auf meinen Zug aufsprang. "Okay. Ich hab mich entschieden," sagte ich und versuchte dabei, einen normalen Tonfall anzuschlagen. Mir war nicht danach, mich mit Tom jetzt auch noch zu streiten. "Du auch?"