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~TOM~
"Nein, noch nicht...aber..." ich sah jetzt in die Karte und entschloss mich schnell. "Jetzt ja" klappte ich sie wieder zu und entschloss mich im selben Moment dazu das Thema doch fallen zu lassen. Es würde eh sinnlos sein Bill weiter zu fragen, er würde mir keine Antwort geben und wir würden uns nur streiten. Da hatte ich jetzt echt kein Bock drauf. "Spielst du später ne Runde Billard mit mir?"
Antworten
~Bill~
"Ja, können wir machen." Ich sah direkt einen Vorteil für mich. Wenn Toms Rücken nachher noch weh tat, dann hatte ich vielleicht mal eine bessere Chance, ihn zu schlagen. Er war so ein harter Gegner, dass ich oft schon gar keine Lust hatte, mit ihm zu spielen, doch heute...
Der Kellner kam und nahm unsere Bestellung auf. Durch die Tür kam eine Gruppe lachender Mädchen, vielleicht so um die 17 herum. Ich zog mein Cap noch etwas weiter ins Gesicht. "Ich wette, ich gewinne heute," sagte ich siegessicher zu Tom, um mich selbst abzulenken.
~TOM~
Ich gebe zu, dass ich manchmal etwas unsensibel sein kann, auch meinem Bruder gegenüber, aber ich spürte in diesem Augenblick, dass Bill sich durchaus unwohl fühlte...hier. Irgendetwas stimmte da ganz und gar nicht und mir war nicht danach das zu überspielen. "Lass uns gehen" Ohne auf Bills Gesichtsausdruck zu achten winkte ich dem Kellner zu, damit er an den Tisch kam und wir die Getränke bezahlen konnten, die wir noch nicht einmal bekommen hatten.
~TOM~
Ich erzählte dem Kellner, der kam bevor ich Bill eine Antwort geben konnte, dass uns ein Notfall dazwischen gekommen war und wir dringend nach Hause zu unserer Mutter müssten. Er reagierte ganz freundlich, nahm die Bestellung zurück und erließ uns auch die Getränke. "Komm, ich erklär es dir draußen." stand ich schnell auf und verließ das Gebäude. "Ich will nicht mit dir da drinnen sitzen, wenn du dich so unwohl fühlst." schlug ich umgehend den Weg zum Auto ein. "Du schaust wie ein verängstigtes Kaninchen, wie sollen wir da in Ruhe essen? Außerdem will ich nicht, dass du Angst hast...lass uns einfach zurück fahren und das essen was dort ist...ist ja genug." Ich blieb stehen und schloss das Auto auf. "Ich mach mir Sorgen." sah ich ihn ernst an, in der Hoffnung er würde jetzt nicht doch sauer auf mich werden.
~Bill~
Mir fehlten die Worte, als ich in den Wagen stieg. Einerseits war ich darüber erleichtert, aus dem Restaurant heraus zu sein, aber andererseits hatte ich jetzt ein schlechtes Gewissen Tom gegenüber. Er wollte doch einfach nur raus, und dass er sich nun sorgte, wollte ich ja mal ganz und gar nicht auslösen. Hatte er nicht vorhin gerade erwähnt, dass ich ihn einsperre? Ich kam mir schlecht vor. "Tut mir leid, dass ich dir das versaut habe," sagte ich ein paar Meilen später leise. So richtigen Hunger hatte ich auch irgendwie nicht mehr. Jetzt war mir eigentlich nur noch nach schlafen. Ich legte meinen Hinterkopf an die Lehne und schloss meine Augen.
~TOM~
"Ist schon okay...brauch dir nicht Leid tun. Aber ich wäre froh, wenn du endlich mal mit mir reden würdest. Eigentlich weiß ich immer noch nicht wirklich was passiert ist." sagte ich fast genauso leise wie er eben gesprochen hatte. Ich war unsicher...er war so komisch drauf, dass ich mit jedem Moment damit rechnete, dass er austickt und böse wird, weil ich schon wieder mit meiner Fragerei anfing. Manchmal war es selbst für mich schwer meinen Bruder einzuschätzen. "Ich kann ja gut verstehen, dass du nicht erkannt werden willst. Aber wir sind hier in Las Vegas...hier ist doch alles anders und hier ist niemand wegen uns...hier haben alle was ganz anderes zu tun. Wovor genau hast du Angst...bitte...erklär es mir. Ich möchte dich verstehen."
~Bill~
Seufzend öffnete ich wieder meine Augen und sah Tom an. "Ich weiß nicht. Ich hab einfach Angst. Ich hab Angst, plötzlich angesprochen zu werden oder berührt zu werden, ohne gefragt worden zu sein... und ich kenne mich überhaupt nicht mehr aus in der realen Welt. Das ist beängstigend für mich. Ich weiß nicht, wie ich die Menschen einschätzen soll... und ich hab das Gefühl, mich nicht selbst beschützen zu können, weil ich überhaupt nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Ich fühle mich so allein da draußen wie Freiwild." Wir kamen gerade an der Villa an und Tom öffnete mit der Fernbedienung im Auto das große Tor, und als es sich hinter uns wieder schloss, war es, als würde eine Last von mir abfallen. Innerhalb dieser Mauern fühlte ich mich wesentlich freier als außerhalb. Das war zu Hause auch nicht anders.
~TOM~
Ich konnte sehr gut nachvollziehen, wovon Bill redete, war ja nicht so dass ich genau diese Gefühle nicht auch kannte und eigentlich fand ich es ja auch selbst komisch, dass es mich so sehr nach draußen zog im Moment. Für mich war das alles von mir abgefallen, als wir hier ankamen und ich sehnte mich einfach nur danach ein paar Tage ganz "normal" leben zu können. "Bei dir scheint es hier fast noch schlimmer zu werden, hm?" legte ich meinen Arm um seine Schulter und zog ihn mit in Richtung Tür. "Da müssen wir dann wohl irgendwie einen Weg finden mit dem wir beide um können."
~Bill~
Dass Tom so verständnisvoll war, erleichterte mich, und als er seinen Arm um meine Schulter legte, hatte ich ihn richtig lieb. "Vielleicht muss ich einfach erstmal ankommen. Möglicherweise zieht es mich ja Morgen schon raus hier," überlegte ich mit etwas Hoffnung. "Sonst musst du dir jemanden suchen, mit dem du unterwegs gehen kannst. Du hast damit ja nicht so die Probleme," spielte ich auf seine vielen Frauengeschichten an, die zugegebenermaßen in den letzten Monaten echt rückgängig waren. Wir steuerten direkt die Küche an. "Ich koche," bot ich mich sofort an, schließlich hatte ich Wiedergutmachung zu leisten. "Setz dich dahin," platzierte ich meinen Bruder auf so eine Mischung aus Stuhl und Barhocker und öffnete den Kühlschrank. Ich las vor, was dort alles zu finden war. "Und?" fragte ich schließlich. "Was willst du?"
~TOM~
"Ich möchte eigentlich nur ein paar Spagetti...gibts die hier auch?" Plötzlich fühlte ich mich völlig ausgelaugt und am Liebsten hätte ich Bill jetzt auch von meinen Problemen erzählt, denn auch wenn es mich hinauszog und ich mir wünschte das hier ausleben zu können, er ahnte scheinbar nichts von meinen mittlerweilen doch Problemen mir irgendwen anders zu suchen mit dem ich um die Häuser ziehen könnte. Wenn ich ehrlich war, dann fühlte ich mich hier nur sicher, wenn er an meiner Seite war, schließlich konnte nur er verstehen was in mir vorging. Doch ich hielt es nicht für den richtigen Zeitpunkt, er hatte ja so schon ein schlechtes Gewissen, sonst würde er nicht freiwillig kochen. Außerdem empfand ich es für heute als genug...ich wollte jetzt wirklich genießen, dass wir hier Urlaub hatten. Ich freute mich jetzt auf eine Runde Billard und darauf, dass Bill gewinnen wollte...niemals.
~Bill~
"Na klar gibt's die. Hab ich doch gleich zu Anfang vorgelesen," griff ich direkt zu der Verpackung, die ich brauchte, und öffnete sie. Neugierig hielt ich meine Nase darüber. "Mmmh... riecht schon mal lecker," fand ich. Die Portion reichte locker für uns beide und so stellte ich das Essen in die Mikrowelle. Soweit so gut. Jetzt müsste ich nur noch wissen, wie dieses Hochleistungsteil an ging. Viele Knöpfe gab es nicht, doch so richtig erkennbar, worauf ich nun drücken musste, war es trotzdem nicht. Ich probierte einfach mal irgendetwas... und die Anzeige am rechten, oberen Rand sprang an. Schon mal ein Fortschritt. Mit ein wenig Rumprobiererei bekam ich das Ding schließlich zum Laufen... und als es fertig war, verteilte ich unsere Mahlzeit auf zwei Teller, und wir setzten uns damit raus auf die Terasse. Die Sonne sank tiefer, was hier definitiv auch angenehmer war. Sie ließ das Wasser auf dem steinumrandeten Pool glitzern. Dieses wahnsinns Grundstück nahm mich für sich gefangen. "Sowas wie hier in der Art sollten wir uns auch irgendwo schaffen, wenn wir genug Geld gescheffelt haben," träumte ich in die Zukunft. Ich sah schon unsere Hunde über unser eigenes Reich toben. Es war einfach schön, hier mit Tom zu sitzen und in Ruhe zu essen. Genau das brauchte ich im Augenblick. Mir ging es wesentlich besser als noch vor Kurzem, ja gut sogar. Ich genoss es hier.
~TOM~
"Hmm" brummte ich nur und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Dass ich mich jetzt auch noch satt gegessen hatte machte mich noch kaputter und ich hätte so einschlafen können. Ich mochte in diesem Augenblick nicht einmal meine Mundwinkel bewegen, obwohl ich eigentlich hätte schmunzeln müssen. Ich fand es immer wieder schön, dass es so selbstverständlich war, dass Bill und ich immer zusammen bleiben würden. Noch nie hätte ich mir vorstellen können irgendwo ohne ihn zu leben und ich war überzeugt davon, dass dies auch niemals passieren würde. Wozu auch, wir waren einander so wichtig, dass wir uns einfach brauchten und selbst wenn bei uns mal die Fetzen flogen, kam mir nie der Gedanke mich mal in irgendeiner Form von meinem Zwilling zu trennen.
Wir saßen eine ganze Weile noch so da und genossen die Ruhe und den Anblick des schönen, bunten Gartens. Irgendwann war es bereits schummrig und ich bekam das Gefühl mich wieder bewegen zu wollen. "Bist du zum Verlieren bereit?" sah ich herausfordernd in das Gesciht meines Bruders.
~Bill~
"Du hast keine Chance," prophezeite ich ihm augenbrauenzuckend und streckte mich beim Aufstehen. Ich war ausgeruht und bereit, Tom als Verlierer dastehen zu lassen, außerdem hatte ich wirklich alle Vorraussetzungen zum Gewinnen, denn wie hieß es so schön? Glück im Spiel, Pech in der Liebe. Demnach lag mir die Spielewelt zu Füßen... und mit genau der Haltung ordnete ich zwei Minuten später auch die Kugeln auf dem Tisch und brachte sie in die richtige Position. "Du darfst anstoßen," ließ ich meinem Bruder den Vorrang und trat ein paar Schritte zurück.
~TOM~
"Okay" Ich suchte mir einen Queue aus und konzentrierte mich genau auf den ersten Stoß. "Hab die Halben" ließ ich ihn wissen, nachdem ich festgestellt hatte, dass es die halbe, gelbe Kugel gewesen war, die mein Anstoß im Mittelloch versenkt hatte. Auch beim nächsten Stoß gelang es mir eine der halben Kugeln zu versenken, der dritte allerdings ging voll daneben. "Mist" konnte ich mir das Fluchen nicht verkneifen.
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