#181

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 20.08.2008 22:20
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich hab ja nicht gedacht, dass Anis und Bill sich direkt im nächsten Kapitel wiedersehen^^ *so einen superschnellen Zeitsprung gar nicht meinte* xD

und deshalb darf mir das Kapitel auch gefallen

und das tut es auch

hach... mir geht es wie dem Lämmchen... Tom ist toll

und Bill ist kompliziert

wundervoll

Erwähnte ich schon mal, dass ich es liebe, deine Schreibe zu lesen?^^

*ähnlich kommiunfähig bin wie das Lamm*

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#182

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 20.08.2008 22:38
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

jab tom hast du echt gut getroffen. . hehe

aber bill ist doch jetzt ned wirklich davon überzeugt das er bu nicht mehr sehen will. .
das hällt der doch gar ned durch bin ma sicher das er das ned durchziehn kann. .

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#183

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 26.08.2008 20:02
von Erna

ups, jetzt hatte ich doch tatsächlich vergessen hier zu lesen...tz
hihi, das gespräch zwischen den twins hat mir gut gefallen und ich bin mal gespannt wie weit bill kommt

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#184

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 02.09.2008 08:11
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Endlich hab ich mal wieder ein Kapitel geschafft, ich bin voll langsam in letzter Zeit.

Habt ganz lieben Dank für euer Feedback, das lese ich immer sehr gerne, weiß nur immer nichts Anständiges drauf zu antworten #rot


23. Körpersprache

Volle 14 Tage lang hatte ich es bereits durchgezogen und sämtliche Anrufe und SMS von Anis ignoriert. Wobei „ignorieren“ das falsche Wort war. Ich glaube kaum, dass mein drohender Herzinfarkt, den ich jedes Mal erlitt, wenn seine Nummer auf dem Display erschien, unter die Kategorie „ignorieren“ fiel. So konnte das nicht weiter gehen. Wenn mir meine Gesundheit etwas bedeutete, dann musste eine neue Telefonnummer her. Es wurde sowieso mal wieder Zeit für einen routinemäßigen Wechsel.

Ich bekam auf meinen Wunsch hin eine neue Nummer. Niemand wunderte sich darüber, denn ich wechselte sie sicherheitshalber sowieso alle paar Monate. Doch es wurde kaum besser. Jedes Mal, wenn es klingelte, starrte ich mit Herzrasen auf das Display, nur um dann enttäuscht festzustellen, dass es nicht Anis war. Das war paranoid und ich wusste es. Tom beäugte mich zudem die ganze Zeit misstrauisch, ob ich Schwäche zeigen würde. Mir schien es, als würde er geradezu darauf lauern, nur um mir dann selbstgefällig vorwerfen zu können, was ich doch für ein Schwächling war und er es sowieso gleich geahnt hätte. Ich riss mich zusammen, schon wegen ihm und weil ich ihm nicht die Genugtuung geben wollte, wiedermal Recht behalten zu haben.

Doch innerlich litt ich fürchterlich, weil mir etwas Entscheidendes fehlte seit diesem Abend in München. Lust- und energielos schlich ich durch unsere Hamburger Wohnung und erwischte mich des Öfteren dabei, wie ich mich im Spiegel betrachtete und wünschte, Anis stünde wieder hinter mir, genau wie damals und würde mich mit diesem bewundernd-prüfenden Blick anschauen, während ich mich anschmiegsam gegen seinen warmen Körper lehnen, mich ihm mit Leib und Seele ausliefern und trotzdem geborgen fühlen würde. Ich erinnerte mich leider nur zu gut, wie beglückend sich das anfühlte. Das Gefühl wurde vor noch gar nicht langer Zeit geboren und ich hatte es von der ersten Sekunde an genossen. Jetzt versagte ich es mir, weil ich ein braver Junge sein wollte, der keine dummen Sachen mehr macht.

Nein, das war nicht ganz richtig, ich wollte nicht brav sein, aber ich hatte einfach diese beschissene Angst. Angst vor den verschiedensten Dingen, die passieren könnten. Das ich mein nahes Umfeld da nicht mit hineinziehen und auch nicht gefährden wollte, war nur ein Grund, eigentlich der kleinere Grund, mehr so eine Ausrede, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Der andere Grund war die Angst vor enttäuschten Gefühlen. Was wusste ich schon über ihn? Wie gut kannte ich ihn? Was wäre, wenn er weit weg von mir und wieder in seiner gewohnten Umgebung, sich plötzlich darüber im Klaren wurde, was er mit mir getan und mir alles gestanden hatte und er mich nur anrufen würde, weil er mir sagen wollte, dass das alles ein großer Irrtum gewesen war?

So eine Enttäuschung konnte mir echt gestohlen bleiben, lieber litt ich mir jetzt ein wenig das Herz wund, war aber im festen Bewusstsein, derjenige gewesen zu sein, der so einsichtig war und rigoros den Schlussstrich gezogen hatte. Er konnte niemals in die Versuchung kommen zu sagen: ‚Seht her Leute, ich hab ihn ein paar Mal gefickt und dann eiskalt abserviert’, denn das hätte mir echte Schmerzen bereitet nach allem, was zwischen ihm und mir passiert war.

Und so machte ich mir tagein tagaus meine absonderlichsten Gedanken über ihn. Machte aus ihm in meiner Vorstellung ein widerliches Schwein, welches sich einfach nimmt und fickt, was es nicht bei 3 auf den Baum geschafft hatte und am nächsten Tag gedachte ich wieder seiner Tugenden, lobte ihn in den siebten Himmel und sehnte mich nach ihm und seiner Berührung, dass es schon wehtat. Ich musste ehrlich zugeben, dass mich noch nie ein Mensch mehr mental beschäftigte, wie er. Es würde noch eine ganze Weile dauern, bis ich ihn wieder aus meinen Gedanken bekam, ich wünschte, es gäbe irgendein Mittel, um diesen Prozess zu beschleunigen, denn es fiel mir unheimlich schwer, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, wenn seine virtuelle Anwesenheit mein Hirn blockierte.

Tom versuchte mich indessen aufzuheitern, was ihm auch ab und zu gelang, einfach weil er am besten wusste, welche Saite er bei mir zupfen musste, damit ich mich nicht mehr gegen das Lachen erwehren konnte. Er lenkte mich bewusst von meinen Grübeleien ab, wann immer ich in ihnen zu versinken drohte. Er gab sich redlich Mühe, das musste ich ihm lassen. Gerade war er wieder mal kurz mit seinem schwarzen Tankwagen weggefahren. Er nutzte jede Gelegenheit dazu, selbst kürzeste Strecken mussten mit dem Auto zurückgelegt werden. Zu mir hatte er gesagt, dass er unseren DVD-Vorrat um ein paar lustige Filmchen erweitern wollte. Wo er das zu tun gedachte, hatte er mir nicht gesagt. Da ich gerade dabei war ein paar alte T-Shirts auszusortieren, hatte ich ihn allein ziehen lassen. Meine Beschäftigungstherapie sollte mich vor folgenreichen Dummheiten bewahren. Er wollte sowieso nicht lange wegbleiben, was ich inständig hoffte, denn es war eindeutig zu ruhig in der Wohnung seit er gegangen war.

Ich saß, gemütlich in meinen Freizeitklamotten gekleidet, im Schneidersitz auf meinem Bett. Um mich herum waren mehrere Stapel T-Shirts aufgeschlichtet, die ich zu sortieren gedachte. Ich hielt versonnen ein ehemals weißes T-Shirt mit schwarzem Aufdruck hoch, welches ich immer sehr gern angezogen hatte, aber irgendein Trottel hatte es das letzte Mal falsch gewaschen. Der leichte rosa Stich zeugte von nachlässig sortierter Wäsche, infolge akuter Farbenblindheit. Ich hatte Tom im Verdacht, doch hatte ich keine Beweise dafür. Vielleicht würde er es ja selbst zugeben, ich würde ihn damit konfrontieren, sobald er zurückkam. Er sollte nur mal versuchen, es zu leugnen.

Ein Geräusch an der Tür unterbrach meine Sortiererei. Mit dem verfärbten T-Shirt in der Hand lief ich zur Wohnungstür. Ich würde Tom das Teil brühwarm unter die Nase reiben, wenn er gleich mit DVD’s bepackt hereinkam und sich nicht dagegen wehren konnte. Statt seinen Schlüssel zu benutzen, klingelte er. Ich nehme an, er hatte alle Hände voll und traf das Schlüsselloch nicht beim Aufsperren. Schwungvoll und mit triumphierendem Gesichtsausdruck öffnete ich die Wohnungstür, um mich sogleich auf Tom zu stürzen, doch stattdessen sah ich mich direkt mit dem Grund allen Übels konfrontiert. Und das Übel hieß nicht Tom, sondern Anis.

„Kannst du mir mal sagen, was diese Scheiße soll?“ Die Begrüßung war nicht sehr nett und er sah auch gar nicht nett aus. Ich hatte ihn ganz anders in Erinnerung. Im Moment sah er aus, als wenn er unter chronischer Schlaflosigkeit leiden würde. Ein dunkler Schatten lag über seinem Gesicht und er wirkte älter, als er in Wirklichkeit war. Irgendetwas hatte ihm in der letzten Zeit zu schaffen gemacht. Es war nicht allzu schwer zu erraten, was das war. Ich fühlte mich unfähig etwas zu sagen, stattdessen machte sich ein laues Schuldgefühl in meinem Magen breit, als er so vor meiner Tür stand.

Er stützte sich mit einer Hand an der Wand ab, von der anderen Hand baumelte sein Autoschlüssel herab. Es war nicht sehr weit von Berlin nach Hamburg, er hatte es mir prophezeit. Jetzt stand er vor mir, wie der Leibhaftige und forderte eine Erklärung, die ich ihm nicht geben wollte.

„Wie bist du denn hier rein gekommen?“, startete ich versuchsweise mit einer Gegenfrage, um Zeit zu gewinnen. Aber Zeit für was? Für eine fadenscheinige Ausrede? So wie er aussah, würde er sich nicht mit Halbwahrheiten abspeisen lassen. Seine schwarzen Augen loderten mich drohend an und verschafften mir weiche Knie. Ich verfluchte den Tag, an dem ich das erste Mal in sein Auto gestiegen war und hielt das blassrosa T-Shirt fest umklammert, als könnte ich daraus eine Ausrede herauspressen, die ich ihm gleich servieren konnte. Vielleicht würde er einfach wieder verschwinden, wenn ich die Augen schloss und langsam bis 3 zählte. Er verschwand nicht. Dunkel und übermächtig stand er im Türrahmen und schüttelte nur verächtlich mit dem Kopf, statt auf meine Frage zu antworten. Ausgekocht, wie er war, war es sicher ein Klacks für ihn gewesen, an unserem Pförtner vorbeizukommen und eigentlich wollte ich es auch gar nicht so genau wissen, wie er das wieder angestellt hatte.

„Warum verarschst du mich, Bill?“

Ich wollte gerade die nächste Gegenfrage stellen, bis mir im letzten Moment einfiel, wie albern das war. Wollten wir uns gegenseitig mit Fragen löchern, die wir sowieso nicht beantworten würden? Das war lächerlich. Ich schaute ihn wie ein trotziges, unartig gewesenes Kind an, das partout nicht zugeben wollte, dass es was ausgefressen hatte, obwohl die Beweislast erdrückend war. Meine Hände malträtierten derweil unablässig das blassrosa T-Shirt. Er sah wirklich zum Fürchten aus, zum ersten Mal passte sein Aussehen zu seiner „Ghetto“-Tätowierung an seinem Unterarm, doch gleichzeitig erregte er auch mein Mitgefühl. Die senkrechte Furche in der Mitte seiner Stirn schien tiefer wie sonst und die schwarzen Bartstoppeln wirkten noch kratziger. Sein Frisör schien auch schon vor Tagen in Ungnade gefallen zu sein.

War das wirklich alles wegen mir? Litt er am Ende noch schlimmer unter unserer Trennung, wie ich oder hatte er nur zur Zeit sehr viel Stress? Meine Theorie mit dem großen Irrtum drohte zu zerplatzen, wie eine Seifenblase und ihre kalten Spritzer trafen mich mitten ins Gesicht. Ich war mir plötzlich bewusst, wie ungerecht ich ihm gegenüber gewesen war. Er hatte mir nie etwas getan, zumindest in den letzten Wochen nicht und ich brachte nicht den Mut auf, um ihm die Wahrheit zu sagen. Das war unfair von mir und ich ließ meinen Blick daraufhin beschämt zu Boden gleiten.

„Warum?“, wiederholte er und ich spürte, wie seine Frage heiß auf meinen Wangen brannte. Hier kam ich nicht einfach so wieder raus, vielleicht hätte ich schon mal früher darüber nachdenken sollen, statt mich völlig hirnlos in ein Abenteuer zu stürzen, bei dem ich schon frühzeitig das Ruder aus der Hand gegeben hatte. Gefühle können so unberechenbar sein, wie das Wetter im April. Ich war ja so schlau…doch leider erst als es bereits zu spät war.

„Weil…weil das… wir können das nicht machen…“, stammelte ich bedrückt und ließ mutlos die Schultern hängen. Ich sah ihn nicht an, doch hörte ich, wie er tief ein und ausatmete, ein Geräusch, das man auch gut und gerne als Seufzen auslegen konnte. Ein vertrauter Laut, welchen ich stets bei ihm vernahm, wenn ich ihm eine Antwort gab, die ihn nicht zufrieden stellte oder manchmal auch nur amüsierte. Die gerade schien ihn nicht zu amüsieren.

„Bill, ich…ich dachte wirklich, du vertraust mir soweit, dass du auch mal mit mir sprichst, wenn du ein Problem mit uns hast. Du redest doch sonst wie ein Wasserfall.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe er fortfuhr. „Schade eigentlich, weil du…weil ich… Scheiße mann!“, fluchte er ungehalten. „Wegen dir hab ich meine Kumpels sitzen lassen! Und das nicht nur einmal! Wegen dir hab ich heute meinen Produzenten wieder nach Hause geschickt, weil das sowieso wieder nichts mit der Aufnahme wird und wegen dir hab ich gerade mein Auto fast zu Schrott gefahren! Also sag mir jetzt endlich, was du für ein Problem hast! Diese Scheiße macht mich krank!“

Ich blickte ihm nach seinem Ausbruch erschrocken ins Gesicht. So emotional hatte er noch nie zu mir gesprochen. Wie weggeblasen waren all die gewohnte Selbstsicherheit und Abgebrühtheit. Für einen Moment hatte er mir seine tiefe Verzweiflung über mein stures Verhalten offenbart und ich verwünschte augenblicklich all die Tage, an denen er versucht hatte, mich zu erreichen und ich nicht in der Lage war, mich ihm zu stellen. Wieso dachte er, ich wäre mutig? Wie zum Geier kam er denn da drauf? Ich war so ein Feigling. Aber das musste er doch wissen, dass ich einer war! Er hatte es mir doch damals im dunklen Gang hinter der Bühne ins Ohr geraunt. Er wusste doch sonst auch immer, was mich beschäftigte, warum konnte er sich diesmal nicht die Antwort selbst zusammenreimen?

Er schaute mich ebenso erschrocken an, wie ich ihn, dann rieb er sich entschuldigend mit der Hand über das Gesicht. Er realisierte, dass er zu viel gesagt hatte und das auch noch zu laut und versuchte das mit dieser Geste wieder wegzuwischen.

„Sag mir einfach, dass ich ein Arschloch bin, du mich nie wieder sehen willst und ich verschwinde wieder. Dann weiß ich wenigstens Bescheid und kann wieder in Ruhe arbeiten.“ Seine Stimme klang jetzt müde und resigniert, als hätte er seine letzte Energie in seinem spontanen Ausbruch verpulvert. Die Sache mit mir musste ihm ganz schön zugesetzt haben, doch ich war diesmal kein bisschen stolz darauf. Ich hatte mir wenig Gedanken darüber gemacht, ob ich ihn mit meinem Verhalten eventuell verletzen könnte, ich hatte nur an mich gedacht, ich hatte nicht geahnt, dass es ihn so treffen würde. Das ihn überhaupt irgendetwas treffen könnte. Er erschien mir immer so unantastbar, so unverletzlich, doch es war nur die äußere Schale, die aus Beton war, das Dahinter war anscheinend viel sensibler, als ich geahnt hatte.

So war das nicht gewollt gewesen, ich wollte meinen stolzen Anis zurück. Den, dem niemand etwas anhaben konnte, der über den Dingen stand und der zu allem und jedem die große Klappe hatte, auch wenn es manchmal hart an der Grenze des guten Geschmacks war. Den Anis, dem ich blind gefolgt war, der mich in seine Welt entführt hatte und mir zeigte, wie süß die Sünde schmecken konnte. Ich wollte ihn unbedingt zurück. Wenn möglich sofort. Hatte Tom nicht gesagt, es gäbe immer einen Weg? Mir würde schon was einfallen, alles war besser, als dieses beschissene Steck-den-Kopf-in-den-Sand-Spiel.

„Geh nicht…“ Das blassrosa T-Shirt fiel lautlos auf den Boden und ich streckte den Arm nach ihm aus, um ihn vom Treppenhaus in unsere Wohnung zu ziehen. Ich war ihm eine Erklärung schuldig.

Die Wohnungstür rastete mit einem leisen Klicken ein, nachdem ich ihr mit dem Fuß einen Tritt verpasst hatte. Ich zog ihn weiter hinter mir her bis zu meinem Zimmer. Er stand reglos mitten im Raum und beobachtete mich finster, wie ich auch diese Tür schloss. Ich lehnte mich von innen dagegen und suchte seinen Blickkontakt. Sobald ich ihn erhascht hatte, schnaufte er verärgert und schaute woanders hin.

Wie gerne hätte ich ihm alles erzählt, was mir in den letzten Tagen und Wochen durch den Kopf gegangen war, aber von meinem üblichen Drang zum Sprechen, verspürte ich im Moment leider überhaupt nichts. Vor allem wusste ich nicht, wie ich es anfangen sollte, ihm die Sachlage zu erklären, ohne dass es zu kitschig klingen würde oder was noch schlimmer war, ich ihm Angriffsfläche für seelische Verletzungen bieten würde. Doch jetzt stand er hier und erwartete von mir, dass ich etwas sagen würde und ich wusste nicht, was und vor allem wie.

Dann tat ich das, was mir mein Gefühl zuflüsterte und wonach es mich die ganze Zeit am meisten gesehnt hatte. Ich ging langsam auf ihn zu, bis ich ganz dicht vor ihm stand, hob meine Arme und schlang sie ihm um seinen Hals. Da er sich noch immer nicht rührte, überwand ich auch die letzte Distanz und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Da er auch dies zuließ, inhalierte ich voller Zuversicht eine tiefe Prise seines lang entbehrten Geruches, der sich aus einer Spur Parfüm, einer Spur abgetragener Lederjacke und ganz viel nach ihm selbst zusammensetzte. Ich wog mich in trügerischer Sicherheit, als ich zaghaft mit den Lippen seine Haut streifte und ihm winzige, entschuldigende Küsse an den Hals hauchte, um ihn seinen Ärger über mich vergessen zu lassen. Sein Herz pochte dicht an meinem und mit jeder Berührung meiner Lippen schien seine raue Schale weicher und nachgiebiger zu werden. Mein heißer Atem traf seine Haut und erwärmte von außen seine verletzte Seele. Ich wurde mutiger und meine Küsse wurden inniger.

Ich konnte mich doch unmöglich so getäuscht haben, er kam mir doch spürbar entgegen, atmete tiefer und geräuschvoller ein und aus, als ich ihn umschlang, sogar den Schatten seiner Hand spürte ich für den Bruchteil einer Sekunde an meinem Rücken, ehe er meine Arme ruppig von sich löste, indem er meine Handgelenke fest umklammert hielt und mich auf Armlänge wegstieß.

„Was soll das Bill? Die nächste Verarsche?“

Ich war völlig überrascht von seiner festen, kalten Stimme und seinem unbarmherzigen Händedruck. Mein grobgliedriges Silberarmband schnitt mir hart in das Fleisch und tat mir weh. Doch gleichzeitig fühlte ich mich noch wie betrunken von seiner Nähe und seinem Duft und so hauchte ich ihm nur ein klägliches, „Aua!“, entgegen, während ich ihn mit großen, weit geöffneten Augen von der Ehrlichkeit meiner Umarmung überzeugen wollte. Er ignorierte meinen durchaus ernst gemeinten Schmerzenslaut, sondern funkelte mich nur drohend an.

„Warum tust du das? Du glaubst wohl, mit einem gezielten Bambiblick kannst du alles einfach wieder so hinbiegen, wie du es gerade brauchst?“

Ich nickte hoffnungsvoll mit dem Kopf, während meine Lippen schmerzgepeinigt zusammengepresst waren. Er ließ immer noch nicht locker, seine Finger drückten mein Handgelenk wie eine Zange zusammen, so dass die Glieder des Armbandes bösartig an meiner Haut rieben.

„Du machst es dir sehr leicht…Rehkitz“, bemerkte er spöttisch grinsend. Er fixierte mich eindringlich, doch ohne das drohende Funkeln im Blick, welches mich vorhin noch so verunsichert hatte und vergaß dabei völlig, wie hart er meine Gelenke immer noch umklammerte. Ich sog scharf die Luft durch die Zähne vor Schmerz, während meine Augen einen flehenden Ausdruck bekamen. Sollte er plötzlich immun gegen meine wirkungsvollste Waffe geworden sein? Das wäre fatal für mich und meine Knochen.

„Das tut weh…“, jammerte ich leise und lenkte seinen Blick auf unsere Hände. Er registrierte endlich den Grund meiner Jammerei und ließ locker. Mein Armband verrutschte ein Stück und zeigte ein rotes Druckmuster, welches die schweren Kettenglieder auf meiner Haut hinterlassen hatten. Es tat immer noch weh und ich massierte das Gelenk vorsichtig mit der anderen Hand.

„Tut mir Leid, ich wollte dir nicht wehtun“, sprach er mit einer wesentlich sanfteren Stimme, als noch vorhin und nahm vorsichtig meine Hand. Ich überließ sie ihm vertrauensselig, denn ich glaubte seinen Worten. Hinter seinem grob fahrlässigen Verhalten steckte keine böswillige Absicht…genau wie bei mir.

„Ich dir doch auch nicht…“, antwortete ich leise und ohne aufzublicken. Stattdessen verfolgte ich mit den Augen, wie zärtlich er sich um mein gepeinigtes Handgelenk kümmerte. Sein zufriedenes Lächeln konnte ich so nicht sehen, doch ich spürte es in Form seiner streichelnden Hände.

„Du hast aber auch schmale Handgelenke, Kleiner.“ Erst fuhr er sanft mit den Fingerkuppen über die geröteten Stellen, dann hob er die Hand zu seinem Mund und küsste sie ganz vorsichtig, so wie ich vorhin seinen Hals. Ein gegenseitiges Wundenlecken, das zeigen sollte, dass die Verletzungen nur die Folgen unüberlegter Dummheiten waren. Ich spürte schon keine Schmerzen mehr und ich hoffte, meine Medizin hatte ihm ebenfalls geholfen. Wenn nicht, dann würde ich gerne noch etwas nachhelfen, um die Wundheilung zu beschleunigen.

Ich hatte auch schon ein paar Ideen, wie ich das anstellen könnte…



~ Ende Teil 23 ~



Fortsetzung folgt…

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#185

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 02.09.2008 09:58
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Ich muss es ja zugeben... ich liebe deine sexlosen Kapitel

woah, ey... du hast das wieder so herrlich geschrieben, dass ich bereits nach den ersten paar Sätzen völlig eingetaucht war *ein neidvolles Kopfschütteln hinterherschieb*^^

Hach... wieder so geniale Vergleiche. Ich bin immer wieder fasziniert, wie du die zusammenbastelst.

... und Tom... er ist soooo lieb

Und du hast mit der Nebenbemerkung über Anis Friseur ein breites Grinsen in mein Gesicht gebastelt

Was mir als Einziges nicht so ganz gefällt ist das Ende des Kapitels. Ich hätte Anis gern noch ein wenig länger in seiner Enttäuschung und Wut erlebt... und Bill noch ein wenig länger in Erklärungsnot xD
Das ging mir ein wenig zu schnell der Umschwung.

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#186

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 02.09.2008 10:22
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Danke Kim!

Endlich mal ne Kritik!^^
Mit der ich auch völlig einverstanden bin, mir ist es im Nachhinein auch etwas zu schnell. Aber ich muss zu meiner Entschuldigung sagen, dass ich diesmal unendlich froh war, das Kapitel nach Tagen endlich abschließen zu können.

Ich hatte in den letzten 14 Tagen kaum Ruhe und Zeit mich da mal länger als eine halbe Stunde am Stück hineinzudenken. Es ist schrecklich, wenn man immer wieder aus dem Storyfluss herausgerissen wird, ich musste immer wieder von vorn anfangen *nerv nerv nerv*.

...ähm, und ich hoffe, dir gefallen auch die sexhaltigen Kapitel, denn da kommt definitiv noch was

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#187

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 02.09.2008 14:19
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

hach für mich wars genau richtig. .

ich bin wieder mal begeistert. .

hach seh bu direkt vor im stehn so fertig und hach. .
einfach zum anspringen. .

sehe wie er sich nach den ungewollten geständnis seiner gefühle übers gesicht fährt und wie bill sich an ihn schmiegt in der hoffnung um vergebung seiner dummheit. .

hach ich kann nur noch hachen hach

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#188

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 04.09.2008 06:52
von Erna

äh ja, also ich glaub die beiden sollten unbedingt reden^^
du hast es wie immer toll geschrieben, aber irgendwas fehlt mir dort, aber nicht weil ich bushidos enttäuschung gern länger erlebt hätte, oder bills erklärungsnot...sondern weil mir in dieser begegnung gerade komplett erklärungen fehlen...ich meine, die beiden haben sich im endeffekt nicht viel gesagt
keine ahnung ob du verstehst was ich meine und ich kanns mal wieder auch nicht so erklären *einfach drauf hoff, dass da vielleicht noch was kommt*

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#189

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 04.09.2008 08:22
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Zitat von thErnaRex
...ich meine, die beiden haben sich im endeffekt nicht viel gesagt
keine ahnung ob du verstehst was ich meine und ich kanns mal wieder auch nicht so erklären *einfach drauf hoff, dass da vielleicht noch was kommt*



Ja, da hast du Recht, viel gesagt haben die beiden auch nicht, das Kapitel hieß auch Körpersprache ^^

Aber ich denke schon, dass da noch was kommt in Sachen echtes Reden

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#190

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 04.09.2008 08:28
von Erna

ich hab auch keine körper sprechen gehört, oder gesehen
ich bin gespannt was noch kommt...wie gsagt, das kapitel hat mir schon gut gefallen, aber reden mit dem mund würd ich schon noch für angebracht finden^^

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#191

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 21.09.2008 20:06
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Das Kapitel heisst zwar "Erklärungsnot", aber vielleicht wird doch noch etwas mit dem Mund geredet.^^


24. Erklärungsnot


„Jetzt möchte ich aber echt mal wissen, was in deinem hübschen Köpfchen alles so vorgeht, dass du nicht mal mehr mit mir reden wolltest. Ich dachte eigentlich, dass du mich mittlerweile ganz gut leiden kannst.“ Er grinste schwach und kratzte sich dabei an der Schläfe, als ob er sich gerade an bestimmte Szenen aus unserer jüngsten Vergangenheit erinnerte. „Woher also der plötzliche Sinneswandel? Erklär mir das bitte, ich würde es gerne verstehen wollen.“

Er setzte sich auf den Rand meines Bettes und streckte den Arm nach mir aus. Ich sollte zu ihm kommen, doch ich war mir immer noch nicht sicher, wie ich mich am geschicktesten ausdrücken sollte, um nicht gleich die ganze Karte zu verraten und seinen Wissensdrang trotzdem zu befriedigen. Und so täuschte ich hektische Betriebsamkeit vor, indem ich die gröbste Unordnung in meinem Zimmer zusammenräumte und dabei so geschäftig tat, als würde ich dafür bezahlt werden.

„Ist das jetzt ein Verhör?“, stellte ich möglichst beiläufig die Frage in den Raum hinein und hob einen Stapel bunt durcheinander gewürfelter Illustrierter vom Boden auf, um sie ordentlich auf den Schreibtisch zu legen. Als ich sie akkurater als notwendig übereinander geschlichtet hatte, strich ich mir mit kalten Fingern eine Haarsträhne hinter das Ohr. Er machte mich so furchtbar nervös. Hibbelig, aufgeregt und verdammt nervös.

„Nenn es wie du willst. Ich kann nur so schlecht Gedanken lesen, deswegen bin ich hier. Und jetzt komm endlich her und lass den Scheiß da in Ruhe, du hast dich zwei Wochen vor mir gedrückt, jetzt gibt’s keine Ausreden mehr!“ Seine Hand winkte mich abermals unwirsch zu sich heran und seine Stimme ließ erkennen, dass er wegen meines unerklärlichen Verhaltens immer noch ziemlich angepisst war. Das klang eigentlich nicht sehr einladend, doch er wusste schon immer genau, auf welch liebevoll-ruppige Art er mich anfassen musste, so dass ich einfach nicht widerstehen konnte.

„Ich fand, du konntest meine Gedanken immer sehr gut lesen“, widersprach ich unschuldig lächelnd, gab mir einen Ruck und ließ mein Chaos Chaos sein, um seinem rauen Lockruf zu folgen. Sein finsterer Gesichtsausdruck ließ mich unwillkürlich erschaudern, doch er schreckte mich keineswegs ab, im Gegenteil, er zog mich in seinen unseligen Bann und ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Wie in einem Magnetstrahl gefangen, trieb es mich in seine Arme, nach links oder rechts ausweichen war nicht möglich. Sobald ich in seiner Reichweite war, zerrte er mich ungehalten auf seinen Schoß, dass ich so unsanft gegen seinen Oberkörper prallte, dass mir die Haare wild ins Gesicht flogen.

Ich jappste erschrocken und wollte im Affekt gegen die rüde Behandlung aufmucken und mich mit den Händen gegen ihn stemmen, doch er erstickte meinen aufflammenden Widerstand sofort im Keim, indem er mir einen überraschend leidenschaftlich Kuss aufzwang. Eine derbe Hand umklammerte meinen Nacken und seine kräftige Zunge nötigte mich dazu, meinen Mund zu öffnen und ihm das Feld zu überlassen. Völlig überrumpelt von seiner ungestümen Attacke, hatte ich überhaupt keinen Zeit zu überlegen, wie und ob ich mich überhaupt dagegen auflehnen sollte, denn meine Muskeln erlahmten augenblicklich und ich verwandelte mich in sekundenschnelle in ein wehrloses, verschmustes Etwas, was sich schnurrend an seine Brust schmiegte und kläglich ächzende Laute von sich gab. Er antwortete mit einem rauen Knurren tief aus seiner Kehle und seine besitzergreifende Hand umfasste mein Hinterteil mit unmissverständlicher Bestimmtheit. Ich konnte völlig loslassen und wurde doch in meiner Position gehalten. So geborgen und sicher fühlte ich mich nur bei ihm. Ich musste doch bescheuert gewesen sein, darauf freiwillig zu verzichten, wer war eigentlich auf diese absurde Idee gekommen? Bestimmt war es Tom, der hatte ja sowieso keinerlei Ahnung…

Aus dem Kuss holte ich mir alles, was mir in letzter Zeit so gefehlt hatte und wünschte, die Zeit würde für eine Weile anhalten, um es gebührend zu genießen. Es war so erfüllend, ihn endlich wieder bei mir zu wissen, es war, als würde seine Anwesenheit mir neue Energie zum Leben einhauchen. Und das, obwohl er so schlimm kratzte, wie noch nie zuvor, doch es war mir egal, denn meine neueste Erkenntnis war, dass ich rote Flecken rings um meinen Mund herum durchaus akzeptierte, wenn sie nur von ihm und seinem unvermeidlichen 3-Tage-Bart stammten. Ich war leicht umzustimmen, wenn es triftige Gründe dafür gab. Irgendwann, nach langer, langer Zeit, machte er sich von mir los, was gar nicht so einfach war, weil ich mich an ihm festgesaugt hatte, wie ein hungriger Putzerfisch an einer Glasscheibe.

„Ich versteh’s eigentlich immer weniger, was du dir da geleistet hast, Kleiner“, raunte er mir mit schwerer Stimme entgegen. „Und jeder anderen Person würde ich dafür ordentlich den Hintern versohlen, das kannst du mir glauben, aber bei dir…“, er verzog bedauernd den Mund und seufzte, „…kann ich das einfach nicht. Eigentlich müsste ich mich von dir fernhalten, statt umgekehrt.“ Er schmunzelte in sich hinein und schüttelte dann bedächtig sein unrasiertes Haupt, als wenn er über eine nicht mehr rückgängig zu machende Dummheit nachgrübelte.

„Du bist mir also nicht mehr böse?“, schmeichelte ich mich bei ihm mit seidenweichgespülter Stimme ein und fächerte ihm dabei mit ein paar wohldosierten, langwimprigen Augenaufschlägen beruhigend Luft zu.

„Wie kommst du denn darauf? Ich bin sogar noch ziemlich sauer auf dich“, gab er mir deutlich zu verstehen und versuchte, wieder genauso finster und unnahbar auszusehen, wie vorhin, als er plötzlich in der Tür stand. Es gelang ihm nicht mehr hundertprozentig. Er war nicht immun gegen meine Waffen und ich nicht immun gegen seine. Wir waren gleichberechtigt, wie beruhigend.

Mein Blick flackerte ruhelos über sein Gesicht und mich beschlich wieder diese Unsicherheit, im Bezug darauf, was ich jetzt sagen sollte. In meinem Kopf hörte sich das alles so abgedroschen und klischeebeladen an, dass sich mein Mund weigerte, auch nur eine Silbe davon preiszugeben. Doch ich wusste, dass er auf eine Erklärung wartete.

„Anis, ich…“, begann ich zaghaft und spielte nervös mit dem Kragen seiner abgewetzten Lederjacke, „…ich weiß, dass das nicht….naja…okay von mir war, aber…“

Weiter kam ich nicht, denn vor meiner Tür polterte es laut und eine Tür fiel unsanft ins Schloss. „So eine Scheiße!“, hörte man einen angesäuerten Tom wettern, dem wahrscheinlich, dem Geräusch nach zu urteilen, der Stapel DVD’s aus der Hand gerutscht und scheppernd zu Boden gepurzelt war. Ich saß, augenblicklich zur Salzsäule erstarrt, auf Anis’s Schoß, der wiederum nur gespannt die Augenbrauen hob. Mein Bruder fehlte mir jetzt gerade noch. Den hatte ich völlig vergessen, doch war ja eigentlich klar, dass der auch mal wieder auftauchen würde, er wohnte schließlich auch hier. Wenn ich nur einmal von Zwölf bis Mittag denken könnte, wenn Anis bei mir war.

„Bill! Jetzt hilf mir doch mal!“, hörte ich Tom verzweifelt rufen und schaute daraufhin mit schreckgeweiteten Augen auf Anis, als ob der mir sagen könne, was jetzt am besten zu tun sei. Doch der deutete nur mit einem breiten Grinsen und vielsagendem Achselzucken zur Tür, was mir aber auch nicht weiterhalf.

„Wo bleibst du denn? Los mann, mach wenigstens das Popcorn, ich hab auch paar schöne traurige Liebesfilme für dich mitgebracht! Da kannst du dabei wieder in dein Kissen weinen!“ Man hörte ein Ächzen und dann wieder ein Poltern, während ich stocksteif so sitzen blieb und merkte, wie ich knallrot anlief. Konnte Tom nicht ein einziges Mal sein vorlautes Verräter-Maul halten? Ich bring ihn um…

„Bi-hill!? Wo bist du denn?“, rief Tom erneut, während ein Schlüssel klirrte, als würde er achtlos auf die Kommode geworfen und es polterte erneut.

„Hier!“, rief ich zögerlich und spürte Anis höchst amüsierten Blick auf mir brennen, was den dezenten Rotton meiner Gesichtsfarbe noch verstärkte.

„In deinem Zimmer?“, hörte ich Tom fragen, doch ehe ich darauf antworten konnte, gab schon die Klinke nach und ein mit unzähligen Filmen bepackter Tom schneite unaufgefordert zur Tür herein. Panisch wollte ich aufspringen, um die Situation wenigstens etwas zu entschärfen, doch zwei starke Hände hielten mich genau dort fest, wo ich die ganze Zeit schon saß, auf Anis’ Schoß.

„Du bleibst schön bei mir, Kleiner!“, zischte er mir so leise zu, dass nur ich es hören konnte.

„Oh…!“, war Toms erster Kommentar, als er meinen Besuch und unsere Stellung zueinander bemerkte, doch ansonsten blieb er erstaunlich gefasst, sogar die DVD’s behielt er alle in seiner Hand und ließ sie nicht vor Überraschung wieder zu Boden fallen, so wie ich es an seiner Stelle getan hätte.

„Mann Tom, kannst du nicht anklopfen?“, murrte ich sichtlich verlegen, versuchte dabei aber so gelassen wie möglich zu wirken, was relativ schwierig war bei meiner körperlichen Nähe zu Anis.

„Tschuldigung, konnte ich ja nicht wissen, dass du Besuch bekommen hast“, verteidigte sich Tom und ich hatte das Gefühl, dass ihm die Situation jetzt auch ein wenig unangenehm war. Vielleicht wurde ihm gerade bewusst, dass er uns auch in weitaus prekärerer Lage hätte erwischen können, als das Anis lediglich seine Hände auf meinem Hintern liegen hatte.

„Na jetzt weißt du’s jedenfalls“, blaffte ich über meine Schulter zu Tom, der ein wenig hilflos dastand und nicht wusste, wohin mit seinem Stapel Liebesfilme und seiner Verlegenheit.

„Ihr kennt euch ja bereits…“, nickte ich zuerst in Richtung Anis, dann zu Tom, um wenigstens irgendetwas zu sagen und vermied es dabei tunlichst, einem der beiden in die Augen zu blicken. Ich glaube, Anis war der Einzige, dem die Situation nicht peinlich war. Ich würde gerade ein Königreich gegen seine Coolness in solchen Angelegenheiten eintauschen.

„Ey Tom! Na, wie geht’s, Atze?“, hörte ich Anis freundschaftlich zu Tom sprechen.

„Joah, geht so. Und selber? Auch alles…frisch?“ Tom antwortete in einem bemüht lockeren Tonfall und schielte dabei argwöhnisch auf meine Kehrseite, auf der sich Anis’ Hände breitgemacht hatten und sich anscheinend dort sehr wohl fühlten, wie ich an den stetig wechselnden Druckstellen bemerkte.

„Ging schon mal besser, aber wie du siehst, arbeite ich dran“, ließ Anis in unmissverständlicher Zweideutigkeit vernehmen und wippte einmal kurz mit den Knien, so dass ich einmal ungewollt auf und ab hopste. Ich runzelte ärgerlich die Brauen, ich duldete es eigentlich nicht, wenn man über mich sprach, als wäre ich gar nicht anwesend.

„Dann lasst euch mal nicht dabei stören. Ich geh dann mal…ähm…Bills Filme gucken“, verabschiedete sich Tom schnell, ging rückwärts zur Tür hinaus und tastete mit seiner freien Hand nach der Türklinke, um sich selbst den Blick auf uns und unsere immer noch ungeklärte Verbindung zueinander zu versperren. Die Tür schloss sich, während ich mit klopfendem Herzen, roter Birne und gesenkten Augen auf Anis’s Oberschenkeln hockte und mir wünschte, es würde sich irgendwo ein Loch auftun, indem ich unauffällig versinken könnte.

„Dein Bruder ist schon korrekt“, nickte Anis Tom wohlwollend hinterher, was ich diesmal nur bedingt bestätigen konnte. Er hatte das einmalige Talent, mich mit seinem losen Mundwerk ständig in peinliche Situationen hineinzumanövrieren, die ich dann ausbaden konnte. Als ob ich ständig heulen würde beim Filme gucken…eine hundsgemeine Unterstellung war das!

„Und man erfährt so viel Interessantes durch ihn“, fuhr Anis in einem Tonfall fort, der mir überhaupt nicht behagte, denn er machte sich nicht die Mühe, den leisen Spott zu unterdrücken, der darin mitschwang.

„Tom erzählt viel, wenn der Tag lang ist“, konterte ich deswegen schnippisch und setzte eine beleidigte Miene auf. Die schien ihn allerdings noch mehr zu amüsieren, als Toms Aussagen über meine emotionalen Ausbrüche beim Filme anschauen.

„Also ich glaub ihm aufs Wort, ich kann mir das schon gut vorstellen“, stichelte Anis weiter und als ich nichts darauf sagte, sondern nur missmutig zur Seite schielte, wurde er plötzlich wieder ernster.

„Hey Kleiner, deswegen brauchst du doch nicht gleich Rumschmollen.“ Er umfasste mein Kinn und bog meinen Hals so zu ihm, dass ich ihn anschauen musste. „So was ist mir jedenfalls lieber, als wenn man überhaupt nicht erfährt, was in jemandem vorgeht.“

Ich verstand seine Anspielung auf mein Schweigen natürlich, doch ich beharrte auf meinem Recht, beleidigt zu sein. Anis zeigte sich trotz meiner Verstocktheit ungewöhnlich geduldig mit mir, eine Tatsache, die mich langsam aber sicher innerlich weich kochte. Es schmeichelte mir, wenn er sich bei mir von seiner selten zu Tage tretenden, verständnisvollen Seite zeigte, denn ich glaubte ein Anrecht darauf zu haben. Ich war eben ein besonders sensibler Fall, der auch entsprechend zu behandeln war.

„Wir können ja auch mal zusammen Filme gucken, statt immer nur zu ficken, hm? Was sagst du?“ Er streichelte mit seinem Daumen an meinem Kiefer entlang und ich entdeckte bei einem kurzen Blick in seine Augen ein schelmisches Blitzen, was auch mein Gemüt wieder zum Strahlen brachte, ich hatte gar keine andere Wahl. Da war er wieder, der mir wohlvertraute Anis und seine ungenierte Wortwahl. Ich atmete tief durch, um mir selbst ein Startsignal zu geben, unsere Unstimmigkeiten endlich aus der Welt zu schaffen. Mein Bedürfnis, ihm ein gewisses Verständnis für mein Handeln zu entlocken, war unendlich groß geworden, meine Angst, mich lächerlich zu machen, dagegen immer kleiner. Tom hatte das bereits mit Bravur erledigt, schlimmer konnte es sowieso nicht mehr werden.

„Weißt du…das mit dem zusammen Filme gucken…“, ich seufzte und kratzte all meinen ganzen Mut zusammen, „…ich würde das schon gerne machen, das ist auch nicht das Problem, aber…“, wieder stockte ich. Oh Gott, war das schwer. Welcher Idiot hatte nur das Geständnis erfunden?

„Was denn ‚aber’?“, ermutigte er mich und streichelte dabei so zärtlich über meine Haut, dass er mir eine Gänsehaut praktisch aufzwang. Ich holte noch einmal tief Luft.

„Aber was ist dann nach dem Filme gucken? Denkst du eigentlich manchmal darüber nach? Ich meine…unser Verhältnis zueinander…du und ich…wir…was wird das hier eigentlich?“, brach es aus mir heraus und ich hob hilflos meine Hände.

Er schaute mich erwartungsvoll an. „Wie würdest du es denn nennen?“

Ich schüttelte den Kopf, er war auch mal an der Reihe. „Sag du es mir.“

Er schniefte und zupfte sich an der Nase, so wie er es immer tat, wenn es ihm mal nicht so locker flapsig über die Lippen ging. „Beruhigt es dich, wenn ich es eine hübsche kleine, ausbaufähige Romanze nenne? Oder klingt dir das zu kitschig?“

Ich musste lächeln. „Nein, es beruhigt mich zwar nicht, aber zu kitschig finde ich es auch nicht.“

„Warum beruhigt dich das nicht? Hast du Schiss?“

Ich nickte zaghaft. Er war auf dem richtigen Weg.

„Nur wegen mir oder wegen dem, was die anderen dazu sagen?“

„Beides. Nein, eigentlich sind mir die anderen egal“, berichtige ich schnell.

„Also nur wegen mir?“ Er seufzte. „Du traust mir nicht…immer noch nicht. Oh mann Bill, wolltest du mich deswegen nicht mehr sehen? Hast du gedacht, ich verarsche dich nur? Ich hatte bisher eher den
Eindruck, dass du mich verarschst.“

Ich warf ihm einen schnellen Blick zu.

„Mann ey, glaubst du wirklich, ich würde dich nur mal schnell...“, er suchte nach einem etwas milderen Ausdruck, resignierte dann aber, „…ficken wollen? Und warum glaubst du, bin ich dann hier?“

Ich zuckte hilflos mit den Schultern, während er mich ungläubig musterte.

„Scheiße Bill…weil ich dich total vermisst hab! Ey, du hast mir einfach gefehlt! Ist das so schwer zu verstehen?“

Er hatte mich vermisst, ich hatte ihn vermisst, wir hatten uns vermisst…und wir hatten eine Romanze zusammen, es war alles ganz einfach, wieso hatte ich darum nur so einen Heckmeck gemacht? Wenn er bei mir war, schmolzen meine Probleme zu einem unscheinbaren Nichts zusammen, so dass ich sie kaum noch erkennen konnte. Vielleicht war das die Lösung, ich musste einfach öfters mit ihm zusammen sein. Ich rutschte nach seiner eindringlichen Botschaft so dicht an ihn heran, dass er Mühe hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und schlang meine Arme fest um seinen Hals. Ich legte meinen Kopf vorsichtig auf seine Schulter, schloss meine Augen und flüsterte ihm all meine Gedanken, Sorgen und Ängste ins Ohr und sie sprudelten so eifrig aus mir heraus, als hätte jemand ein Ventil geöffnet.

„Ich hab dich auch vermisst! Ganz sehr sogar! Ich hatte aber Angst davor, dass du das alles nicht so ernst meinst, weil ich dich ja noch nicht so lang und genau kenne und irgendwie ich konnte dich nicht so richtig einschätzen. Ich wusste doch nicht, wie du darüber denkst. Und da hab ich mir eine neue Telefonnummer geben lassen, damit du mich nicht mehr anrufen kannst und ich gar nicht erst in die Versuchung komme, wieder mit dir zu schlafen, weil ich wusste, dass es dann noch schlimmer wird. Ich hatte einfach keinen Bock drauf, verletzt zu werden….nicht von dir, denn das wäre echt Scheiße gewesen…absolute Scheiße…“

Die letzten Worte nuschelte ich blind an seinen Hals und hoffte fast, dass er sie nicht verstand, doch das tat er sehr wohl.

„Hey Bill…schau mich mal an. Glaubst du wirklich, ich würde das tun?“ Ich drehte ein wenig den Kopf und schielte zu ihm nach oben. Seine dunkelbraunen Augen ruhten auf mir und mir kamen all meine Zweifel, die ich ihm gegenüber hatte, völlig absurd vor. Ich schüttelte leicht mein Haupt, um seine Frage zu beantworten.

„Würde ich auch nicht. Und jetzt hör auf, dir so einen Kopf zu machen, das brauchst du nicht. Ich bin zwar manchmal ein Schwein, aber du weißt doch, dass du für mich was ganz Besonderes bist…hab ich dir doch schon mal gesagt. Ich würd’s nicht sagen, wenn’s nicht stimmt.“ Seine Finger verwoben sich mit meinen Haarsträhnen und verstärkten die wohlige Stimmung, die seine Worte bei mir verursachten. „Du bist doch mein kleines Rehkitz und stehst unter meinen Schutz, klar?“

Diesmal nickte ich mit seligem Lächeln auf den Lippen und ließ mich noch eine Weile von seinen kraulenden Händen verwöhnen, bis ich merkte, dass der Körper, der mir Halt und Wärme gab, nachgab und langsam mit mir nach hinten sank. Ich stützte mich auf, dass ich ihm in die Augen blicken konnte und ich sah, wie das Angespannte, was noch vor ein paar Minuten seinen Gesichtsausdruck dominierte, völlig verschwunden war und einer entspannten Zufriedenheit Platz gemacht hatte. Ich befürchtete, mein Lächeln war ähnlich verklärt wie seins und wäre ich eine Trickfigur, dann hätte mir mein Zeichner in dieser Szene sicher rosarote Herzchenaugen reingemalt.

„Bleibst du bei mir über Nacht?“, säuselte ich ihm verlockend süß an die Lippen, so dass er eigentlich gar keine andere Wahl hatte, als zuzustimmen.

„Aber morgen früh muss ich zeitig wieder fort.“

„Ich mach dir Kaffee…“

Er lachte leise und zog mich wieder zu sich hinunter, Filme gucken konnten wir auch noch später …viel später.


~ Ende Teil 24 ~

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#192

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 21.09.2008 20:55
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

weil ich mich an ihm festgesaugt hatte, wie ein hungriger Putzerfisch an einer Glasscheibe
... hihi... was für ein süßer Vergleich xD

hach... Anis ist lieb

und Bill ein Trottel

*mir Beide in real ganz genau so vorstell*^^

Ich fands schön, dass Tom ins Zimmer gestolpert ist...

und jetzt will ich die Nacht

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#193

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 21.09.2008 21:32
von elodia • Besucher | 4.103 Beiträge

hach. . ich kann mich nur BILLowy anschliesen diue hat schon alles gesagt. .

besonders dem letzten satz zustimm. .frei mich auch auf die nacht

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#194

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 24.09.2008 16:37
von Erna

oh, ich hätte jetzt ja definitiv nicht gedacht, dass du das ruder nochmal so rumreißt, dass tatsächlich noch eine klärung stattfindet...hut ab, hast du prima hinbekommen und ich bin jetzt voll und ganz zufrieden mit dir

nein im ernst, tolles kapitel...mir gefällt alles daran
aber *mal kim wiedersprechen muss^^* trottelig find ich bill eigentlich gar nicht...ich kann ihn schon verstehen^^ er is eben verliebt



Ich befürchtete, mein Lächeln war ähnlich verklärt wie seins und wäre ich eine Trickfigur, dann hätte mir mein Zeichner in dieser Szene sicher rosarote Herzchenaugen reingemalt.
haha, den satz find ich geil...ich weiß genau wie bill schaut

*dich knuddel gosu*

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#195

RE: "Was fällt dir ein, du...!!!"

in Fanfictions 24.09.2008 18:22
von Gosu • Besucher | 2.584 Beiträge

Ohhh...ich knuddel euch auch alle. Hatte schon befürchtet, ihr findet es zu schmalzig, aber ich konnte einfach nicht anders.^^

Bill finde ich jetzt auch nicht richtig trottelig, nur ein bisschen neben der Spur ...und jaaa, so stell ich mir die beiden in Wirklichkeit auch vor...so muss es einfach sein

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