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~Jan~
„Okay“, hörte ich mich selbst sagen. Es klang zweifelnd und doch irgendwie erleichtert, aber eins war mal klar, okay war hier eigentlich nichts und mein Grinsen wurde noch ein Stückchen breiter als ich realisierte, dass hier gerade zwei ziemlich verwirrte Gestalten in meinem Bett saßen und nicht sparten mit der Verwirrtheit, die den Raum gänzlich einzunehmen schien. Ich musste hier raus…wir mussten hier raus! Nicht aus diesem Raum, nicht aus meiner Wohnung, aber aus dieser verfahrenen Situation. „Was essen!?“, entschied ich mich und ließ es gleichzeitig einladend klingen, bevor ich ihn ein wenig zur Seite schob und mit viel Mühe des Gleichgewichtes das Tablett zurück auf meinen Schoß holte. Ja, zuerst würde ich mich um den Teil kümmern, vielleicht konnte ich mit etwas im Magen wieder klarer denken.

~ Bill ~
Wie in Trance ließ ich mich von ihm ein Stück wegschieben, als hätte ich gar keinen eigenen Willen mehr, und erst als ich beobachtete, wie er das Tablett etwas ungeschickt auf seinen Beinen balancierte, kamen seine letzten Worte wirklich bei mir an. "Was essen", wiederholte ich monoton, und kam mir schon wieder irgendwie total bescheuert vor. Gott, ich benahm mich doch sonst nicht so merkwürdig, und normalerweise war ich auch nicht so sprachlos oder völlig konfus. Jedenfalls nicht in der Art und Weise, wie ich es hier momentan zum Besten gab. Fahrig rieb ich mir über die Augen. Vielleicht war es echt ganz gut, wenn ich mich jetzt erst einmal mit so etwas Banalem wie Frühstück beschäftigte, eventuell brachte das sogar mein Denkvermögen wieder ein bisschen auf Trab. Einzig und allein die Tatsache, dass es ihm nicht viel anders zu gehen schien, ließ mich jetzt einigermaßen ruhig bleiben. "Was hast du denn da alles Nettes?", brachte ich wenigstens mal einen halbwegs vernüftigen Satz zustande und inspizierte genauer, was er für Köstlichkeiten auf dem Tablett angehäuft hatte. Und plötzlich knurrte mein Magen.

~Jan~
Ich holte Luft und wollte ihm gerade antworten, als mir bewusst wurde, dass er schließlich selbst Augen im Kopf hatte und es wohl mehr als bescheuert rüber kam, wenn ich ihm aufzählte was direkt vor ihm auf dem Tablett war. Stattdessen griff ich zu einem der Brötchen, die ich vor wenigen Minuten vom Bäcker nebenan besorgt hatte und schob ihm danach mehr gestenhaft als Zentimeter machend entgegen was auf meinen Beinen stand, denn eigentlich stand das Tablett danach noch immer dort wo es vorher auch gewesen war, anders hätte es auch gar nicht gehalten. Puh, ich hatte Glück gehabt, stellte ich fest, als meine Augen hoffend an den Kaffeebechern hingen. Es stand noch alles und war gut gegangen. Welch wagemutige Aktion und wie bescheuert ihm so, etwas anzubieten, wo ich nur ein Hand frei hatte und gar nicht klar gekommen wäre, wäre alles aus dem Gleichgewicht geraten.

~ Bill ~
Gott, wir stellten uns wirklich beide an wie die letzten Menschen, und gerade begann mich das ein bisschen zu nerven. Und meine Kopfschmerzen machten sich auch in diesem Moment wieder bohrend bemerkbar, was nicht eben zur Verbesserung meiner Laune beitrug. Irgendwie wollte ich mich leichter fühlen, unbeschwerter, und ich musste kurz mal aus dieser verkrampften Situation entfliehen. Umständlich pulte ich mich aus der Bettdecke und stand unter Jans erstaunten Blicken schließlich auf. "Bin gleich wieder da", informierte ich ihn und verschwand mit langen Schritten aus dem Schlafzimmer.

~Jan~
Okay, formulierte ich dieses Wort nur in meinen Gedanken und sah ihm kurz hinterher, bevor ich tief ein und ausatmete. Gott, was war nur los hier an diesem Morgen, ich konnte mich nicht daran erinnern je in so einer Situation gesteckt zu haben…wie verrückt das hier alles war und es wurde wirklich Zeit, dass ich zur Entspannung zurück fand. Wie albern wir uns verhielten, warum konnten wir nicht einfach diesen Morgen genießen??? Ob es daran lag, dass es sich so anfühlte als müsste noch so wahnsinnig viel zwischen uns geklärt werden? Aber wenn ich ehrlich war, dann hätte ich nicht sagen können was. Es fühlte sich so richtig an mit ihm zusammen in meinem Bett, so richtig, dass es schon wieder falsch zu sein schien. War es normal, dass so eine Unsicherheit im Raum lag, wenn etwas richtig war? Aber was schon sollte dabei herauskommen wenn zwei Menschen so voller Unsicherheiten steckten, wie es bei uns beiden zu sein schien? Eigentlich war ich bei Leibe kein unsicherer Mensch, zumindest gelang es mir fast immer die Kontrolle darüber zu behalten und nur zu zeigen was ich auch zeigen wollte. Hier in diesem Raum, in der Atmosphäre dieser Luft, gelang mir irgendwie gar nichts und ich spürte, dass es ihm ähnlich ging. Bewusst, all meine Gedanken vertreiben zu wollen, schüttelte ich mehrfach meinen Kopf und zwang mich dann an das Brötchen zu denken, das ich noch immer vergessen in meiner Hand hielt. Mit größtem Bedacht schnitt ich es auf und tat etwas Butter und Marmelade drauf, bevor ich hinein biss und mich komplett auf den Geschmack konzentrierte, der sich auf meiner Zunge bildete.

~ Bill ~
Ich atmete einmal tief durch, als ich das Zimmer verlassen hatte, dann stattete ich dem Bad einen kurzen Besuch ab, wo mein Blick direkt auf die Dusche fiel. Der Anblick brachte Erinnerungen in meine Gedanken, die ich sofort wieder aus meinem Kopf zu vertreiben versuchte. Vielleicht sollte ich Tom anrufen. Tom wusste immer, was zu tun war und behielt noch einen klaren Kopf, wenn ich schon längst hysterisch zu werden drohte. Andererseits sollte ich gerade diese Situation vielleicht auch mal ganz alleine auf die Reihe kriegen, gerade weil sie so ungewohnt und nicht alltäglich war. Ich schnaufte unwillig, wahrscheinlich war mir einfach gar nicht mehr zu helfen. Warum konnte ich denn nicht einfach mal abschalten und genießen, dass ich mich hier so wohl fühlte... einfach so, ohne immer alles gleich in Frage zu stellen... ich wusste es selbst nicht. Kurze Zeit später stand ich immer noch gedankenverloren vor dem Waschbecken und betrachtete eingehend mein Gesicht, während ich das Wasser über meine Hände laufen ließ. "Du bist echt bescheuert", erklärte ich meinem Spiegelbild und musste wider Willen grinsen. Ich war wirklich bescheuert. Komplett bescheuert sogar... aber war das nicht im Grunde völlig egal? Ich war ja nicht der Einzige, der sich bescheuert benahm, und endlich schaffte ich es, mein eigentliches Vorhaben in die Tat umzusetzen und steuerte nach einem letzten Blick in den Spiegel meine Klamotten im Flur an. In irgendeiner Tasche flogen noch Kopfschmerztabletten herum, und als ich sie gefunden hatte, stieß ich ein erleichtertes Seufzen aus. Gleich würde es besser gehen, und plötzlich hatte ich das Bedürfnis, mich zu beeilen. Schell suchte ich in der Küche nach etwas zu Trinken und stand nur kurze Zeit später wieder vor der Schlafzimmertür. Ich fühlte mich wirklich ein bisschen entspannter, und als ich zurück ins Zimmer trat, sah ich, dass es mir offensichtlich nicht alleine so ging. "Hunger", sprach ich schneller aus, als ich denken konnte und kletterte zurück ins Bett, zog die Decke über meine Beine und setzte mich diesmal quer auf die Matratze, so dass ich Jan gegenüber saß. "Das sieht voll unbequem aus", kommentierte ich seinen Balanceakt mit dem dösigen Tablett, denn er musste es immer noch mit einer Hand festhalten, obwohl er schon längst in sein Brötchen gebissen hatte. "Gib mal her", nahm ich ihm das Ganze kurzerhand ab und verstaute das beladene Teil sicher zwischen uns auf dem Bett. Wenn wir uns jetzt nicht all zu hektisch bewegten, würde auch nichts umkippen. Ich bemerkte erst jetzt bewusst, dass er schon ohne mich angefangen hatte zu essen, aber sparte mir ausnahmsweise einen bissigen Kommentar. Statt dessen griff ich mir ebenfalls ein Brötchen, und grinste über sein leicht verdattertes Gesicht.

~Jan~
Die extreme Verwirrtheit schien sich in Sekundenschnelle in wohlige Wärme umzuwandeln, als er den Raum wieder betrat. Er trug irgendetwas mit sich und ich hatte das Gefühl endlich genießen zu können, was ich schon so lange hätte sollen. Auch die Befreiung von der wackeligen Tablettgeschichte tat etwas zum Wohlfühlen hinzu und ich wunderte mich, dass ich nicht schon selbst darauf gekommen war es einfach so zu platzieren, wie Bill es gerade getan hatte und sein jetziges Grinsen tat mir noch obendrein gut. Ich lächelte ihn an und verlor dabei aber nicht die Kontrolle mich weiterhin auf mein Brötchen zu konzentrieren. Ich hatte wirklich ziemlichen Kohldampf und es tat mir gut, dass sich mein Magen langsam etwas füllte. „Die schmeckt lecker“, zeigte ich kauend auf die Marmelade, die ich selbst zum ersten Mal aß.

~ Bill ~
Sein Lächeln tat mir gut, und ich bekam es irgendwie hin, mir ebenfalls ein Brötchen zu schmieren, ohne ihn wirklich aus den Augen zu lassen. Ich nickte stumm, denn er hatte Recht, die Marmelade schmeckte lecker und ich merkte erst jetzt so richtig, dass ich ziemlichen Hunger hatte. Für eine Weile herrschte Stille zwischen uns, ich konzentrierte mich auf die Vernichtung meines Brötchens und darauf, ihn nicht die ganze Zeit anzustarren.

~Jan~
Als ich satt war und auch genügend Kaffee in meinen Körper geflossen war, hatte sich das Wohlgefühl soweit ausgebreitet, dass ich gar nicht mehr daran zurück dachte, wie eingefahren die Situation noch vor wenigen Minuten gewesen war. Das Lächeln schien auf meinen Lippen festgewachsen und es fühlte sich gut an. Meine Augen beobachteten ihn genau dabei, wie er noch aß, während meine Hand zärtlich über sein Knie fuhr. Oh Gott, ich hatte es gar nicht verdient, dass so ein liebes, wundervolles Wesen hier am Morgen bei mir war und es schien mir, als fasse ich erst jetzt, dass er wirklich die ganze Nacht neben mir gelegen hatte.

~ Bill ~
Er ließ mich eben so wenig aus den Augen wie ich ihn, und ich musste meinen gesamten Willen aufbringen, um nicht zu Schnurren, als er mich jetzt auch noch berührte. Ich konnte nicht gleichzeitig Essen und das wundervolle Kribbeln ignorieren, dass seine warme Hand auslöste, also beeilte ich mich, mit dem Brötchen fertig zu werden, damit ich mich nur noch auf ihn konzentrieren konnte.

~Jan~
Ich spürte, dass er zusehends nervös wurde, obwohl ich lediglich sein Knie behutsam berührte und ich überlegte einen Wimpernschlag lang, ob ich ihn nicht in Ruhe essen lassen sollte. Schließlich hatte mich die Nahrungsaufnahme ein Stückweit der Realität zurück gebracht und ich wollte nichts weniger, als dass wir nicht wieder hinein fielen in diese absurde Situation, die uns vor dem essen gefangen genommen hatte. Viel lieber war mir das freie Genießen und ich machte es irgendwie von dem Brötchen abhängig, das er zum Glück nicht vergaß und es sogar relativ schnell aufaß. Nur kurz wurde mir bewusst, dass meine Gedanken schon wieder in eine Richtung liefen, die der Absurdität mehr als nahe kamen und ich konnte es einfach nicht fassen wie sehr seine Gegenwart mich ganz einfach verwirrte. Wo sollte das nur hinführen? ...In die Irrenanstalt! ...Zwangsweise verließ ein leises Kichern meinen Hals, während ich das Tablett jetzt zwischen uns weg nahm und auf den Fußboden stellte.

~ Bill ~
Ich fragte ihn nicht, warum er lachte, ich war im Augenblick nur froh, dass ich zumindest fürs Erste einigermaßen satt geworden war, und er mir jetzt einen kurzen Moment Atempause gönnte, indem er mich losgelassen hatte, aber trotz alledem verfolgten meine Augen wie automatisch jede seiner Bewegungen, ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte. Wahrscheinlich wollte ich es auch nicht, aber das war ja auch irgendwie egal. Zumindest jetzt gerade. Ich schlug mir mental auf den Hinterkopf und versuchte, meine Gedanken nicht schon wieder so konfus abschweifen zu lassen... das würde mich nur noch mehr durcheinander bringen. Als Jan sich wieder aufrichtete, bemerkte ich einen kleinen Klecks Marmelade an seinem Mundwinkel. Ohne etwas zu sagen, streckte ich den Finger danach aus.

~Jan~
Im ersten Moment konnte ich es nicht erkennen, was Bills überaus behutsame, ja fast scheue, zaghafte Berührung meines Mundwinkels zu bedeuten hatte, doch dann handelte ich ziemlich schnell. Mir kam es zwar eher wie in Zeitlupe vor und es blieb mir genügend Zeit zu realisieren, dass er eigentlich nur irgendetwas wegmachen wollte, was ja irgendwie nur Marmelade sein konnte….Himmel, musste ich denn gerade jetzt nicht vernünftig essen können, aber vielleicht war es ja sogar ein Geschenk des Himmels, denn es gelang mir in kürzester Zeit alles zu fassen, sogar sein Handgelenk und noch bevor er etwas tun konnte um seine Hand wieder zurück zu nehmen, die bereits den Schaden so unendlich sanft behoben hatte, hatte ich meine Hand schon hinauf zu seinen Fingern geschoben und küsste sanft seine Fingerspitze, die genauso süß zu sein schien, wie die Marmelade, die an ihr klebte. In diesem Augenblick, während ich ihm zusätzlich in die Augen sah, hätte ich ihn einfach nur fressen können und genau das sagte ich ihm, bevor irgendetwas die Worte stoppen konnte, die über meine Lippen kamen.

~ Bill ~
Wie benebelt erwiderte ich den Blick in seine Augen und registrierte nur ganz am Rande meines Bewusstseins, dass schon wieder diese elektrisierende Spannung zwischen uns lag, sie schien inzwischen den ganzen Raum einzunehmen und ließ mein Herz immer schneller schlagen, obwohl er doch nichts weiter tat als mich anzusehen und meinen Finger zu küssen... aber das reichte schon aus, um meinen ganzen Körper in helle Aufregung zu versetzen. Als dann noch seine Worte mit rauer Stimme an mein Ohr drangen, erschauerte ich sichtbar, während ich das Gefühl hatte, hypnotisiert zu werden. "Dann tus doch", dachte ich, war mir aber alles andere als sicher, ob ich das Ganze nicht vielleicht doch laut ausgesprochen hatte.

~Jan~
Zeitlos erschien dieser Raum und nichts in mir blieb, als das warme Gefühl, dass ich für ihn fühlte. Jegliche Verwirrung und alle Gedanken über irgendwelche Situationen waren im Nebel verschwunden und es blieb nur mein klopfendes Herz und unser beider leises Atmen, was die unendliche Stille dieser Luft brach. „Dann tus doch“, war das letzte, so leise geflüstert, dass man es kaum als gesprochen wahrnehmen konnte, was vielleicht lauter war als der Einklang unserer Atemgeräusche und es erschien mir bereits in weiter Ferne, als ich behutsam seine Fingerspitze in den Mund nahm. Mich gar nicht trauend mehr zu nehmen und auch nur meine Zähne ganz leicht an seiner Haut anstoßend, verlor ich nicht eine Sekunde den Blick in seine wunderschönen Augen. Wie ein endloses Meer, ohne Grund und ohne Ende erschien mir die Verbindung, die unsere Augen mit dem Blick teilten und es war, als erzählte ich ihm mein ganzes Leben. Ich wollte ihn küssen, ihm viel näher kommen, ihn streicheln, berühren, doch ich konnte mich einfach nicht lösen aus diesem Blick.

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