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~Jan~
Den Blick, der mir aus seinen Augen entgegen sprang, als ich es schaffte wieder ein wenig Abstand zwischen unsere Gesichter zu bekommen…er war einfach wundervoll und berührte mein Herz so tief, dass sich eine Wärme darin ausbreitete, wie geschmolzenes Gold. Ich versank in diesen tiefen, braunen Augen und sah ihn einfach nur stumm an. Ich hätte ewig so verweilen können. Mir ging es einfach nur gut und ich genoss…ja was eigentlich? ...Einfach alles, dass er bei mir war, den Moment, mein Leben…alles, einfach alles schien perfekt in diesem Augenblick.

~ Bill ~
Hach... mehr konnte ich gar nicht denken... dieser Mann war definitiv gefährlich für mich, für meinen Verstand und für mein Herz. Ich genoss diese wundervolle elektrisierende Spannung zwischen uns, spürte das Knistern in der Luft, das fast mit Händen greifbar war und fühlte, wie mein Magen aufgeregt kribbelte. Noch immer hatte er seine Hand in meinen Haaren vergraben, spielte mit einzelnen Strähnen und brachte mich damit zum Schnurren. Irgendwann war ich nicht mehr in der Lage, mene Augen noch länger offen zu halten, aber sofort fehlte sein wärmender Blick. Blind rückte ich wieder das kleine Stückchen zu ihm ran und suchte seine Lippen.

~Jan~
„Bist du müde“, fragte ich leise, so als würde er bereits schlafen und meine Worte ihn wecken könnten, als ein fast unendlicher Kuss der Zärtlichkeit mich mit so einer Erfüllung beschenkt hatte, wie ich es schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt hatte. Stopp…nicht mehr erlebt? Hatte ich überhaupt schon einmal so geküsst? Das eben war nichts normales, nichts Gewöhnliches…nichts von dieser Welt. Ich hätte fast laut losgelacht, als ich irgendwie an die Prinzessin denken musste, die den Frosch geküsst und danach einen Prinzen vor sich gehabt hatte. Der Froschkönig…wie mir jetzt gerade dieses Märchen in den Kopf kam…ich hatte keinen blassen Schimmer, aber das aus diesem überirdischem Wesen kein Prinz mehr werden konnte war mal klar…der schönste Prinz war noch eine Verschlechterung. „Kommst du eigentlich vom Himmel oder aus der Hölle?“, kam mir der nächste absurde Gedanke, den ich diesmal laut aussprach, noch bevor er meine erste Frage beantworten hatte können.

~ Bill ~
"Von wo hättest du mich denn gern?", grinste ich immer noch völlig benebelt, ohne ernsthaft eine Antwort darauf zu erwarten... mein Gott, wenn er so weitermachte, würde ich die Nacht gar nicht überleben und mich wahrscheinlich einfach auflösen und aufhören zu existieren oder so... ich brauchte dringend wieder ein bisschen festen Boden unter den Füßen, bevor ich am Ende noch vergaß, wer und was ich war. Das alles fühlte sich so ungewohnt an. Mit sanfter Gewalt drängte ich Jan zurück, bis er auf dem Rücken lag und mich einigermaßen verwirrt anstarrte. Ich platzierte meine Arme quer über seiner Brust und legte meinen Kopf auf meinen verschränkten Händen ab. "Und ja, ich bin tierisch müde", kam ich noch mal auf seine Frage von eben zurück, "... ich bin so müde, dass ich schon übermüdet und über den toten Punkt hinaus bin... kennst du das? Ich kann also kann jetzt nicht schlafen", erklärte ich ihm und blinzelte ihn träge an. Ich war viel zu aufgepusht zum Schlafen, voller Adrenalin, und trotzdem forderte mein Körper nachdrücklich nach Ruhe... ein Zustand, den ich zur Genüge kannte. "Du hast ne nette Nachbarin", fiel mir dann plötzlich völlig zusammenhanglos ein, und ich musste schon wieder grinsen, weil ich das wohl kaum beurteilen konnte bei den paar Sekunden, die ich vorhin von der älteren Dame mitbekommen hatte. "Und wer ist Marko?", schob ich gleich die nächste Frage hinterher. Er sollte mir jetzt ganz viel erzählen, ich war neugierig, und ich wollte die Zeit nicht mit Schlafen vergeuden... jedenfalls noch nicht.

~Jan~
Als ich begriffen hatte welches Ziel Bill anstrebte mit seinem Gedrängel, entspannte ich mich wieder und stopfte mir das Kissen im Nacken zurecht, so dass ich ihn ohne Anstrengung ansehen konnte. „Übermüdung“, stellte ich nüchtern fest. „Das kenn ich nur zu gut“, legte ich meine Hände auf seine Oberarme und streichelte spielerisch an ihnen herum.
Himmel diese Augen…ich konzentrierte mich schnell auf meine nächste Antwort, um nicht wieder in so absurde Traumgedanken zu verfallen. „Marco ist der Sohn einer ehemaligen Nachbarin, ein Überbleibsel sozusagen“, grinste ich schief und musste Schlucken um die Wut nicht aufkommen zu lassen, die mich immer noch bei den Gedanken überkommen wollte. „Er lebt auf der Strasse und wenn ich hier bin lasse ich ihn des Öfteren hier übernachten. Bin ich nicht hier, kommt es vor, dass er bei Ilse anklingelt, aber die Blöde macht die Tür nicht auf, wenn ich sie nicht eingehend darum bitte. Erst wenn Marco verzweifelt Sturmgeklingelt hat und dazu ist er meistens viel zu stolz. Ja, Ilse ist ne Liebe, aber auch ziemlich verkorkst und leider tut sie immer so, als würde sie Marco nicht ausstehen können, dabei hat sie nur Angst, dass sie ihr Herz zu sehr an den Bengel hängt.“

~ Bill ~
"Oh", sagte ich erstaunt, mit so einer Geschichte hatte ich jetzt irgendwie nicht gerechnet. "Dann schläfst du ja gar nicht oft allein", lächelte ich dann und und musste unweigerlich daran denken, dass ich auch nicht oft allein schlief, wobei man das ganz bestimmt nicht miteinander vergleichen konnte. Und ich fragte ganz bewusst jetzt nicht weiter nach, allerdings musste ich mir sofort bildlich vorstellen, wie da jemand nachher vor Jans Tür stand und nicht hereingelassen wurde... darüber wollte ich jetzt nicht näher nachdenken. Ich konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt, auf die gänsehautbringenden Hände an meinen Armen, und musste schlucken, als unsere Blicke sich erneut ineinander verfingen.

~Jan~
„Quatsch, ich schlaf auch allein wenn Marco hier ist“, benötigte ich einen Moment um zu verstehen worauf Bill hinaus wollte, beziehungsweise, was er unweigerlich denken musste. Hätte ich sicherlich an seiner Stelle auch getan. „Er schläft auf meinem Sofa, ich würde ihn niemals in mein Bett lassen, hör mal, er ist fast noch ein Kind…“, bei den Worten stockte ich, als mir einfiel, dass Bill nicht gerade Jahrzehnte älter war. „Und auch überhaupt nicht mein Typ“, fügte ich schnell hinzu. „Außerdem kommt er nur, wenn er keine andere Möglichkeit findet…um genau zu sein, wenn ihn seine Freier vor die Tür setzten, oder er niemanden findet, zumindest vermute ich das…böse Geschichte.“ Auch wenn mir Markos Schicksal nahe ging benutzte ich jetzt meine Hand um eine abwinkende Bewegung zu machen, ich fand, dass dieses Thema hier und jetzt einfach nicht zu unserer Situation passte. „Und du? Schläfst du oft nicht allein?“ Sprang ihm meine Neugierde sicherlich aus meinen Augen direkt entgegen, ich hoffte nur, dass ich die Anspannung verbergen konnte, in die mich das warten auf seine Antwort zwang….ich wollte eigentlich nichts verkehrtes hören. Gott, dabei ging mich das doch wirklich nichts an!

~ Bill ~
Während seines kleinen Vortrags hatte ich ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und gehofft, dass man mir meine Erleichterung nicht all zu sehr anmerkte, obwohl das völlig bescheuert und überzogen war. Bei seiner letzten Frage allerdings war ich instinktiv seinem Blick ausgewichen und überlegte inzwischen fieberhaft, ob ich dieses Gespräch jetzt wirklich führen wollte, während ich abwesend meinen Finger fixierte, der angefangen hatte, kleine Kreise auf seiner Brust zu malen. Verdammt. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr so richtig wohl in meiner eigenen Haut und irgendwie von ihm in die Enge getrieben, etwas, worauf ich gar nicht klar kam. Das hatte er bestimmt nicht beabsichtigt, trotzdem war ich überfordert, und auf Überforderung reagierte ich meistens ziemlich unangemessen. Als ich endlich den Blick zurück in seine Augen fand, war es schon zu spät, um mich oder meinen Tonfall noch zurückzuhalten. "Das fragt mich ausgerechnet jemand, der verheiratet ist?", hörten sich die Worte aus meinem Mund genau so herablassend an, wie ich befürchtet hatte.

~Jan~
„Entschuldige, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“, konnte ich seine Gegenfrage nach einer kurzen Verwirrung nur so deuteten, dass er nichts von sich Preis geben wollte. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, so musste ich zugeben, dass seine Reaktion mich ziemlich traurig machte…aber was hatte ich auch schon erwartet. Mit Sicherheit hatten wir alle unser Los zu tragen.

~ Bill ~
Schnaubend rückte ich ein Stück von ihm ab, bis ich aufrecht im Bett saß. Das machte meine Abwehrhaltung wahrscheinlich ziemlich perfekt, es fehlten eigentlich nur noch die verschränkten Arme, aber ich konnte gerade nicht anders reagieren. Jan sah nicht glücklich aus, und auf einmal hatte ich das Bedürfnis, mich zu erklären. Gott, war das alles kompliziert. Aber warum war es so kompliziert? Am meisten regte ich mich über mich selbst auf, warum war mir das überhaupt alles so wichtig? Wäre nicht jetzt spätestens der passende Zeitpunkt, in meine Klamotten zu steigen und zu gehen? Ich raufte mir die Haare und schloss kurz die Augen, um irgendwie wieder zu mir selbst zu finden, ich wollte dieses Gefühl, das seine Nähe in mir erzeugte, jetzt gar nicht näher ergründen. "Weißt du, ich glaub ich hab die letzten Jahre einfach verlernt, jemandem zu vertrauen", brachte ich erst mal das Wichtigste für mich auf den Punkt, aber dann verselbständigten sich die Gedanken schon wieder in meinem Kopf. "Hast du deiner Frau von mir erzählt?", sprang mir der nächste Satz einfach so von den Lippen. Warum mich das plötzlich interessierte, wusste ich selbst nicht.

~Jan~
Erschreckender Weise erinnerte mich Bill gerade an mich selbst…in einer längst vergangenen Situation und mit seiner sicherlich keinesfalls vergleichbar…oder doch? Woher sollte ich wissen was ihn zu diesem ja…krankhaftem Misstrauen trieb und auf eine bestimmte Art war das auch gerade völlig egal…und zwar auf die Art, dass es ganz egal war was ihm dieses Misstrauen gebracht hatte, ich musste es verstehen und berücksichtigen…völlig egal woher es rührte. Anders herum hatte ich nicht vor ihn mit Samthandschuhen anzufassen, auch das wäre nicht der richtige Weg. Ich musste überlegt handeln in meinen Fragen und Antworten, aber nicht zu sehr. Gott worüber ich hier schon wieder nachdachte…ich sollte ihm erst einmal antworten. „Ja und nein“, machte ich es direkt kompliziert, bevor ich ihm nach einer kurzen Pause die Erklärung bot. „Ich habe ihr von Jemandem erzählt, ein Stück meiner Verwirrung mit ihr geteilt, sie weiß aber nicht wer du bist. Irgendjemand musste reichen, auch wenn sie natürlich neugierig war und sie eigentlich auch mein vollstes Vertrauen besitzt…wer nicht wenn sie…sie hat es natürlich akzeptiert.“

~ Bill ~
Wann hatte die Situation eigentlich ihre Leichtigkeit verloren? Oder war sie niemals leicht gewesen? Ich wusste gerade gar nichts mehr so wirklich, aber ich realisierte zwischendrin, dass ich mit so einer Antwort irgendwie gerechnet hatte - warum auch immer. "Okay", nuschelte ich vor mich hin, weil es das auch für mich war, aber ich fand mein Verhalten gerade trotzdem völlig verrückt. "Können wir aufhören, darüber zu reden?", sah ich ihn bittend an. Vielleicht sollte ich einfach erst mal zur Ruhe kommen und ein bisschen schlafen, bevor ich mich mit so schwerer Kost auseinander setzte und am Ende jetzt noch, konfus wie ich war, durchdrehte.

~Jan~
In mir tummelten sich die Fragen und ich bekam langsam das Gefühl, dass er sich wie ein Aal wandte und auch nicht nur ein Fünkchen seiner Gedanken und Sorgen mit mir teilte. Aber war das ein Wunder? Wir kannten uns fast gar nicht. Auch wenn es sich für mich mal wieder nicht so anfühlte, als hätte ich genauso viel Zeit wie mein Gegenüber, so blieb mir doch nichts, als ihm die benötigte Zeit zu lassen. „Was möchtest du stattdessen tun?“, fragte ich sanft und verkniff mir ein Seufzen, dass ganz tief aus mir hochkommen wollte und griff nach der Flasche Bier.

~ Bill ~
Seine Reaktion verleitete mich zu einer Art Übersprungshandlung. Einerseits konnte ich ihn verstehen, andererseits auch so überhaupt gar nicht. Und sein sanfter Tonfall bewirkte gerade bei mir das Gegenteil von dem, was er wahrscheinlich bewirken sollte, und als er sich jetzt auch noch, scheinbar die Ruhe in Person, die Bierflasche schnappte, verlor ich völlig die Kontrolle. „Ich vögel nicht jeden Tag mit irgendwelchen Leuten durch die Gegend, wenn es das war, was du eben wissen wolltest. Natürlich kommt das hin und wieder mal vor, aber... niemand kommt in mein Bett, von irgendwelchen anonymen Hotelbetten vielleicht mal abgesehen. Verstehst du? Das ist nichts von Bedeutung für mich, von einer einzigen Ausnahme abgesehen, aber das kann man nicht vergleichen. Und jetzt kommst du einfach in mein Leben geschneit, stellst von jetzt auf gleich alles auf den Kopf und bringst mein ganzes Weltbild durcheinander. Ich wusste ja, dass so was irgendwann passieren würde, aber... verdammt noch mal, ich kann mit so viel Chaos grad nicht umgehen!“ Ich war während meines Ausbruchs ganz schön laut geworden, und das war mir zwar unangenehm, aber nicht peinlich. Vielleicht verstand er ja wenigstens ein bisschen, was er für ein Gefühlswirrwarr in mir veranstaltete.

~Jan~
Also doch reden, verbuchte ich innerlich und konnte mir ein liebevolles Lächeln gerade noch so verkneifen, es wäre jetzt sicherlich ziemlich unpassend gewesen, auch wenn es noch so ehrlich war. „Glaubst du, dass es mir so sehr viel anders geht?“, blieb ich meinerseits in einem sanften, ruhigen Ton. „Glaubst du, ich habe mir gewünscht was hier mit mir passiert? Meinst du ich finde es leicht? Ich habe mir nichts fester vorgenommen, als niemals wieder einen Mann in mein Herz zu lassen und was machst du? Kommst daher spaziert und nimmst es direkt und ohne irgendwelche Fragen in deinen Besitz!“ Ich klammerte mich regelrecht an die Bierflasche. „Und nein, ich wollte nicht wissen wie oft du dich durch die Gegend vögelst…ich wollte wissen ob es jemanden gibt mit dem du aufwachst.“, langsam verlor ich meine Ruhe und atmete einmal tief durch. „Und scheinbar gibt es ja jemanden der dir etwas bedeutet.“

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