~ Bill ~

„Ja“, bestätigte ich, „das stimmt. Es gibt jemanden, der mir sogar ganz viel bedeutet“. Warum sollte ich auch lügen, es gab keinen Grund dazu. Hatte Jan eben schon unruhig gewirkt, so wirkte er jetzt auf einmal deutlich nervöser. Diese Tatsache brachte mich im Gegenzug dazu wieder ein Stückchen runter, und ich konnte spüren, wie ich mich etwas entspannte und sich meine Atmung beruhigte, soweit das in seiner Gegenwart überhaupt möglich war. Es war schon allein irgendwie angenehm zu wissen, dass ich nicht allein war mit meinem konfusen Emotionschaos. „Aber du hast doch auch jemanden, der dir etwas bedeutet“, fügte ich noch hinzu, erst dann wurde mir wieder bewusst, was er eben noch gesagt hatte. Ich hatte sein Herz in Besitz genommen? Das klang schon ziemlich... ernst... und obwohl ich Dinge dieser Art nicht zum ersten Mal hörte, löste es gleich wieder so was wie einen Fluchtinstinkt in mir aus – normalerweise. Diesmal war noch ein anderes Gefühl beigemischt, aber ich würde jetzt nicht analysieren, warum das so war, und vor allem, was es war. Und ich würde jetzt auch nicht flüchten, ich wusste, dass es mir damit nicht besser gehen würde. Ich kam mir schon wieder irre verwirrt vor, und versuchte mich jetzt doch noch mal mit aller Macht zu konzentrieren. „Was hast du damit gemeint? Niemals wieder einen Mann in dein Herz zu lassen?“, kam jetzt noch eine andere Frage an die Oberfläche, und ich sah ihn stirnrunzelnd an, weil ich es nicht wirklich verstand. Machte er Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Oder war er in der Vergangenheit eben ausgerechnet von einem Mann verletzt worden?

~Jan~

Ob mir je schon mal ein verschlossenerer Mensch begegnet war? Ich hätte diese Frage mit einem klaren „Nein“ beantwortet, wenn sie mir jemand in diesem Moment gestellt hätte. Es schien mir, als würde ich jedes einzelne Wort aus seiner Nase bohren müssen und fremder Leute Nasen waren ehrlich gesagt nicht so sehr mein Ding, dass es meine Art war darin herum zu pulen. „Männer, ich und mein Herz…wir passen einfach nicht zusammen, es ist einfacher Gefühle dabei aus dem Spiel zu lassen.“, entschied ich mich auch nicht weiter ins Detail gehen zu wollen. Er hatte vorhin schon deutlich gemacht unser Gespräch beenden zu wollen und jetzt war mir irgendwie nicht mehr so wirklich nach reden…es erschien mir für diesen Abend einfach zu mühsam. Wie um das deutlich zu machen entschied mein Körper dass ich laut gähnen musste und ich tat auch nichts um es zu unterdrücken, verbarg es nicht einmal mit meiner Hand.

~ Bill ~

Oh Mann... mit so einer Reaktion hatte ich ja fast rechnen müssen, ich war ja auch nicht wirklich zugänglicher... aber ich konnte gerade auch nicht aus meiner Haut und außerdem hatte mich seine Antwort jetzt wieder einigermaßen verunsichert. Was sollte das für mich bedeuten? Er wollte Gefühle aus dem Spiel lassen? Okay, aber was machte ich dann eigentlich noch hier? In so einer komischen Stimmung würde ich sowieso nicht schlafen können. "Soll ich lieber gehen?", war das Einzige, was mir noch über die Lippen kommen wollte.

~Jan~

„Ich glaube dafür ist es längst zu spät“, gab ich mit einem Lächelversuch zu und stellte mein Bier nachdem ich noch einen Schluck genommen hatte wieder ab, bevor ich die Decke über mich zog und sie einladend mit einem dazu passendem Blick angehoben ließ. Ich befand es jetzt wirklich als genug für heute Abend und wünschte mir zurück in eine angenehme Atmosphäre zu rutschen.

~ Bill ~

Für einen Moment musste ich wirklich ernsthaft mit mir kämpfen, jetzt nicht den Zicken-Modus einzuschalten und mich mit Händen und Füßen zu wehren. Gegen was auch immer. Was wollte er mir denn damit schon wieder sagen? Und obwohl wieder so etwas wie ein Lächeln sein Gesicht zierte, konnte ich mich noch nicht entscheiden, einfach auf meinen Bauch zu hören und zu ihm unter die Decke zu kriechen. Dafür stand mir mein Kopf zu sehr im Weg. Wäre das nicht zu einfach gewesen, jetzt einfach so nachzugeben? Aber war es andererseits nicht schon kompliziert genug? Wie waren wir überhaupt in dieses vertrackte verfahrene Gespräch geraten? Wobei Gespräch vielleicht auch noch übertrieben ausgedrückt war. Ich seufzte lautlos und zuppelte die Bettdecke zwischen meinen Fingern, während ich ihn immer noch wortlos anstarrte.

~Jan~

„Nun komm schon“, lud ich ihn sanft jetzt auch mit Worten ein, nachdem ich sein kindliches Zögern als solches hatte deuten können. „Oder möchtest du lieber gehen?“, prüfte ihn mein Blick erneut.

~ Bill ~

"Nein", entschied ich und ließ mich einfach vornüber kippen. "Aber ich kann jetzt nicht einfach schlafen", warnte ich ihn schon mal vor, während ich das letzte Stück hoch rutschte, bis ich wieder neben ihm lag. Gott, war das alles anstrengend. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie ich jetzt abschalten sollte.

~Jan~

„Du musst ja jetzt auch gar nicht einfach schlafen, zwingt dich doch niemand zu“, legte ich zärtlich den Arm um seinen Körper und zog ihn dicht an mich heran. Ich könnte dieses Gefühl gar nicht mit Worten beschreiben, dass sein Duft, der mir in die Nase zog, in mir und meinem Herzen auslöste. Es war so wunderschön, dass es mein Herz schmerzhaft zusammenzog. Dieser einzigartige Geruch, er war so wundervoll und weckte so etwas wie meinen Urinstinkt und ich musste innerlich über mich selbst schmunzeln, während ich eigentlich damit kämpfte mit dem klar zu kommen was mit mir durch seine so dichte Nähe passierte. „Außerdem würde dich wohl eh niemand auch nur zu irgendetwas gezwungen bekommen, was du nicht selbst auch willst.“

~ Bill ~

"Das hast du gut erkannt", hatte er mich jetzt endlich wieder zum Grinsen gebracht. Plötzlich konnte ich seine Nähe wieder genießen, obwohl noch so viele Dinge ungeklärt waren. Aber für den Moment war mir nur wichtig, dass ich hier sein konnte, und wenn er mir so nah war, konnte ich sowieso nicht mehr denken. Leise seufzend versteckte ich mein Gesicht an seinem Hals.

~Jan~

Mit ihm kroch eine wohltuende Wärme unter die Decke und ich genoss seinen warmen Atem an meinem Hals. Ich fühlte tatsächlich, dass eine müde Schwere meine Glieder einnehmen wollte und versuchte jetzt das Gähnen zurück zu halten, das sich allerdings unweigerlich nahm, was mein Körper forderte. „Ich will noch gar nicht schlafen“, moserte ich mehr an mich selbst gerichtet und versuchte meine Aufmerksamkeit absolut auf diesen wunderschönen Menschen zu richten. Mit einem gespielten Ächzen schob ich seinen Körper so auf mich, dass er auf meinem Bauch und zwischen meinen Beinen lag. So ähnlich wie er noch vor ein paar Minuten auf mir gelegen hatte, die Position hatte mir irgendwie ganz besonders gefallen und ich wollte dahin zurück, hier im Schutz der warmen Decke.

~ Bill ~

"Ich will schon", nuschelte ich gegen seine warme Haut. Alles war gerade irgendwie warm... und gemütlich, und ich beschloss, das jetzt zu genießen. Ich wollte tatsächlich schlafen, und ich spürte, dass Jan jetzt auch wirklich müde war, und wie seine Ruhe auf mich übersprang. "Aber vorher will ich noch einen Gute-Nacht-Kuss", bestimmte ich, war aber viel zu faul, um auch nur den kleinen Finger zu rühren, geschweige denn meinen schweren Kopf.

~Jan~

„Sind wir hier bei `Wünsch dir was´?“, gluckste ich leise. „Dann wünsch ich mir, dass ich überhaupt kein Stück müde bin und die Zeit hier mit dir auskosten kann solange bis ich dich doof finde und kein Gefallen mehr daran habe dich in meinen Armen zu halten“, entschied ich mal so ganz spontan und fragte mich, ob es so eine Ewigkeit überhaupt geben konnte, verhungern würden wir dann jedenfalls allemal. Gott, ich hielt mich selbst für bescheuert und fragte mich wo bloß immer diese irren Gedanken herkamen.

~ Bill ~

„Du findest mich bestimmt ganz schnell total doof, ich bin nämlich furchtbar anstrengend und eigentlich gar nicht zu ertragen. Ein Wunder, dass du das überhaupt schon das zweite Mal aushältst... aber ich hab mich auch extra für dich ein bisschen zusammengerissen“, sinnierte ich vor mich hin, immer noch ein Grinsen im Gesicht, und immer noch zu faul, wenigstens die Augen zu öffnen, um seine Reaktion zu beobachten. Statt dessen drückte ich mich noch ein kleines Stück näher in seine Umarmung, die mir ausgesprochen gut gefiel gerade. Jetzt passte nicht einmal mehr ein Blatt Papier zwischen unsere Körper. Schlafen würde ich so zwar nicht können, aber ich wollte mich hier im Moment auch nicht wegbewegen. Unter meiner flachen Hand spürte ich deutlich sein Herz schlagen, und konnte mir gerade gar nichts Schöneres vorstellen... obwohl... „Du schuldest mir immer noch einen Gute-Nacht-Kuss. Oder willst du verantworten, dass ich die ganze Nacht nicht schlafen kann?“, erinnerte ich ihn, und musste mich arg zusammennehmen, um nicht albern loszukichern. Insgeheim war ich tierisch erleichtert, dieser unangenehmen Atmosphäre und dem noch viel unangenehmeren Gespräch von eben fürs Erste entflohen zu sein.

~Jan~

Ich lachte spontan und laut, so dass mein Körper ihn ein klein wenig durchschüttelte. „Ich schulde dir einen Gute Nacht Kuss…ja nee, is klar!“ , musste ich noch weiter kichern. „Du bist echt die reinste Diva und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man dich nicht ertragen kann…kein Stück, keine Sekunde und schon gar nicht für ein Leben, nicht wenn du es nicht willst. Aber weißt du, ich denke, dass die Menschen die du ertragen willst, auch dich ganz gut aushalten können. Vielleicht nicht immer und nicht für jede Sekunde, aber dafür für ein ganzes Leben.“ Sanft nahm ich sein Kinn in meine Hand und küsste behutsam seinen Mundwinkel. Ich hatte keine Ahnung ob er meine Worte verstanden hatte, aber ich glaube das war auch nicht von Nöten. „Und wer sagt denn überhaupt, dass ich dich schlafen lassen will?!“

~ Bill ~

"Ich sag das", entgegnete ich frech, obwohl ich schon wieder kaum denken konnte. So nachdrücklich hatte mich schon lange niemand mehr durcheinander gebracht, wie er das so mühelos schaffte. "Und außerdem wirst du gar nicht gefragt, ob du das willst", redete ich trotzdem weiter, und bekam es immerhin auf die Reihe, ihm wieder in die Augen zu sehen. "Und nenn mich nie wieder Diva", versuchte ich wieder ernst zu werden, aber ich hätte meinen Tonfall nicht mal selbst ernst genommen.