~Jan~

„Diva, Diva, Divaaa“ sang ich ganz leise und küsste ihn immer wieder sanft, doch bevor er in irgendeiner Weise reagieren konnte hatte ich ihn bereits in einen Kuss gezogen, der wie es schien jeglichen Boden von dieser Welt entfernte. Es war komisch wie sehr dieser Mensch die Schwere von allem nehmen konnte und das, obwohl sie vor ein paar Minuten noch diesen Raum fast ausgefüllt hatte. Extreme Gegensätze, etwas, was mich immer wieder irgendwie anzog. Mein Leben war extrem, ich war extrem…war es da nicht klar, dass ich unbewusst immer wieder zu Menschen tendierte die mir irgendwie ähnlich waren? In einer Art ähnlich und dafür in der nächsten so anders, dass Missverständnisse vorprogrammiert sein mussten. Ob ich jemals den Frieden behalten könnte. Oh Gott ey, ich dachte schon wieder jeglicher Zeit voraus…mir war es gegeben innerhalb von wenigen Sekunden ein ganzen Leben zu erdenken. Irgendwann würde dieser Kopf noch zerplatzen. Bevor ich weiter grübeln konnte ließ ich den Gedankenfaden los und schwebte mit in der zeitlosen Ebene, auf der dieser innige Kuss mich trug.

~ Bill ~

Ich genoss eine gefühlte Ewigkeit, wie wir uns küssten, bis mein Denken fast komplett abgeschaltet war. Aber nur fast... irgendwo in den Tiefen meines Verstandes blinkte immer wieder ein kleines Lämpchen auf, und und ich brauchte nochmals eine gefühlte Ewigkeit, bis mir wieder einfiel, warum das so war. Ich hatte ihn ja gewarnt... wenn auch nicht ganz ernst zu nehmend, aber das war mir gerade ganz egal. Langsam löste ich den Kuss und grinste schon mal voller Vorfreude gegen seinen Mund. Niemand nannte mich ungestraft Diva, auch wenn da vielleicht was Wahres dran sein mochte... manchmal zumindest. Trotzdem hatte er ein bisschen Schmerz dafür verdient, fand ich, und mein schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen, als ich jetzt so tat, als würde ich ihn erneut küssen, und ihn dann voller Absicht in seine Unterlippe biss.

~Jan~

„Aaaahhhmmm“, war es ein seltsamer Schmerzenslaut, der viel mehr in ein Stöhnen überging, als Bills Lippen sich nicht von meinen trennten und seine Zunge wie trostgebend den Weg zurück in meinen Mund fand. Auch wenn sein Grinsen dabei, wie ich wohl bemerkte, nicht verschwand und es sicher nicht in seiner Absicht lag meine „Wunden“ zu heilen. Alles geschah in einer fast nicht wahrnehmbaren Geschwindigkeit und das Zucken meines Körpers, der sich ungesteuert erschreckt hatte und den Schmerz im ersten Moment gar nicht wahrnahm, ging in meiner Verwunderung unter und ich begann zu genießen, als die süße Bitterkeit an meinen Lippen immer mehr Geschmack annahm und letztendlich nur die Süße übrig blieb, die sich in mein Blut legte und mit ihm in meinem gesamten Körper Einzug fand. „Du Biest“, zischte ich so bissig wie es mir gelang gegen seine weichen Lippen, die ich niemals hätte beißen können wie es mir mal ganz nebenbei auffiel, als sich mir kurz die Möglichkeit dazu bot etwas außer untergehender Laute von mir zu geben.

~ Bill ~

"Das war für die Diva", erklärte ich ihm immer noch grinsend, als ich es endlich geschafft hatte, mich mal für einen kurzen Augenblick von seinen Lippen zu trennen. "Und jetzt muss das Biest sich dringend ne Mütze Schlaf abholen, sonst kann es sein, dass du morgen ne böse Überraschung erlebst", nuschelte ich weiter und ließ meinen Kopf ermattet auf seine Brust sinken. Jetzt musste ich mich eigentlich nur noch umdrehen, und hätte die perfekte Schlafposition gefunden.

~Jan~

„Noch böser?“, rieb ich mir die schmerzende Stelle an meiner Lippe und grinste ebenfalls. Während meine Miene sich allerdings eher wieder in ein liebevolles Lächeln umwandelte, schob ich ihn sanft von mir herunter und drehte mich dabei, so dass wir jetzt nebeneinander lagen. „Willst du dich umdrehen?“, fragte ich leise, als meine Hand die Situation mal direkt ausnutzte und über seine gesamte Seite fuhr, soweit sie reichen konnte.

~ Bill ~

"Noch böser", versicherte ich ihm, als ich mich unerwartet neben ihm liegend wiederfand. Er hatte mich ja auch noch nicht verschlafen und müde und gerade mal so ansprechbar erlebt, aber das würde sich morgen Früh wohl eindrucksvoll ändern. Und ich hatte nicht vor, mich extra wegen ihm zusammenzureißen, das wäre selbst mit gutem Willen ziemlich hoffnungslos. Jetzt allerdings kommentierte ich seine Streicheleinheiten nur mit einem zufriedenen Schnurren und drehte mich tatsächlich um, so dass ich meinen Rücken an ihn schmiegen konnte. Ja, so ließ sich definitiv schlafen, es fühlte sich schon beinahe perfekt an. "Mach mal Licht aus", nuschelte ich gähnend.

~Jan~

Belustigt über seine erneut divenhafte Art griff ich schmunzelnd zum Lichtschalter und löschte das Licht. Komisch, dass ich mich so fast überhaupt nicht an dieser Verhaltensweise störte, wo ich es nicht einmal an mir selbst mochte, wenn denn mal durchkam was ein Mensch nicht sein sollte. Ob es daran lag, dass Bill einfach nur menschenähnlich war? Menschenähnlich, genau das war es…die Bezeichnung Mensch war einfach viel zu wenig für dieses Wesen und seine Verhaltensweise einfach perfekt zu seiner Erscheinung passend. Aber würde ich auf Dauer mit dieser Art klar kommen?
Gott, Jan, so langsam reicht es wirklich, wies ich mich innerlich selbst zur Ordnung, wie schon so häufig wenn es um Bill ging und die Frage wo dies noch hinführen sollte und würde, stach erneut ein angsterfülltes Loch in mein Herz. Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich auf den Geruch seiner Haut, während ich mich noch ein wenig dichter an ihn schmiegte, obwohl das gar nicht mehr ging.

~ Bill ~

Hach... Ich hatte jetzt keine Lust mehr zu denken, nur dieses eine Wort schwirrte wie ein Mantra immer wieder durch meinen Kopf. Seine Nähe tat unglaublich gut, und ich fühlte mich unglaublich wohl und... geborgen. Ich grinste in die Dunkelheit, seit wann war ich denn so sentimental? Ich sollte es wohl doch bei "Hach" belassen, das traf meinen Zustand wohl auf den Punkt. Normalerweise wurde ich verrückt, wenn mir jemand in den Nacken atmete, aber selbst das störte mich gerade nicht im Geringsten... aber ich würde es jetzt dabei belassen, dass alles wunderbar passte. Mit einem wohligen Seufzen zog ich seinen Arm um enger um meinen Körper, bis seine Hand auf meinem Bauch ruhte. Ja, so war es gut, wobei gut noch weit untertrieben war. "Schlaf schön", murmelte ich, jetzt wirklich müde, und war jetzt schon gespannt, wie lange ich dieses nahe Zusammenliegen aushalten würde.

~Jan~

„Du auch“, flüsterte ich fast unhörbar und danach brach nur unser Atem die Stille des Raumes. Eine unendlich wohltuende Stille und ich genoss, ohne schlechte Gedanken und Tagträume die mein Wohlgefallen störten. Endlich einmal konnte ich in seiner Gegenwart entspannen, ohne Erregung und ohne rasend klopfendem Herzen. Es war schön und ich hätte nicht sagen können wie lange ich noch so dalag, bis der Schlaf in den Wänden Einzug hielt.

~ Bill ~


Seine immer ruhiger und gleichmäßiger werdenden Atemzüge machten auch mich schläfrig, und ich spürte, wie ich genau so ruhig atmete wie er. Es war so still um uns herum, aber keine unangenehme Stille. Und ehe ich noch großartig meine Gedanken schweifen lassen konnte, war ich eingeschlafen.

~Jan~

Immer wieder wurde ich wach in dieser Nacht, nur für ein paar Sekunden und es raubte mir auch nicht die Erholung des Schlafes, dafür aber schenkte es mir immer wieder das Bewusstsein den Menschen an meiner Seite zu haben, nachdem sich seit Tagen alles in mir gesehnt hatte. Schon bald lagen wir nicht mehr so dicht beieinander und ich sah mal in sein Gesicht und mal entzückte mich sein schöner nackter Rücken, wenn ich meine Augen in der Dunkelheit öffnete, die nur vom winzigen Strahl des Mondes, der durchs Fenster schien, gebrochen wurde. Es war der wundervolle Schimmer des ungewöhnlichen Lichts, das sich auf diese ungewöhnlich samtige Haut legte, dessen Erinnerung mir beim Augenöffnen am Morgen ein Lächeln auf die Lippen zauberten, noch bevor ich realisieren konnte, das diese genauso ungewöhnliche Erscheinung noch immer real neben mir lag. Noch ungewöhnlicher war vielleicht, dass überhaupt jemand neben mir lag. Es war eigenartig und so anders, wie die letzten Male, die locker an einer Hand zählbar waren in den letzten Jahren, wenn ich tatsächlich mal am Morgen erwachte und jemand das Bett mit mir teilte. Einen Augenblick lang, nachdem ich mich eigentlich wach genug zum Aufstehen fühlte, überlegte ich noch liegen zu bleiben und die Situation zu genießen, aber…ich steckte wie in so vielen anderen Dingen einfach viel zu sehr in meiner Gewohnheit und es hätte meinen Knochen einfach nicht gut getan nicht aufzustehen. Also warf ich nur noch einen kurzen Blick auf den schlafenden Bill und war froh mein Gesicht dabei nicht selbst sehen zu können und noch viel froher, dass er es auch nicht sah. Ich fühlte fast körperlich spürbar die Verliebtheit, die aus meinen Augen strahlte…gefährliche Strahlungen, zogen bereits wieder die Gedanken durch meinen Kopf und ich konnte sie erst vertreiben, als ich unter der Dusche stand und das heiße Wasser über meinen Körper floss.

~ Bill ~

Das erste, was ich bewusst registrierte, als ich erwachte, war der fiese Sonnenstrahl, der genau in mein Gesicht schien und mich unangenehm an der Nase kitzelte. Grummelnd drehte ich mich um, es war definitiv noch keine Zeit zum Aufstehen, auch wenn ich nicht mal ansatzweise wusste, wie spät es war. Aber ich hatte so gut geschlafen wie schon lange nicht mehr, und... irgendetwas fehlte. Es dauerte, bis ich meine kleinen grauen Zellen wenigstens so weit aus dem Stand by-Modus geholt hatte, dass ich zumindest träge ein Auge öffnen konnte, nur um festzzustellen, was ich unterbewusst sowieso schon geahnt hatte. Warum hatte er mich einfach allein hier liegen lassen? Vielleicht war er ja nur kurz im Bad... aber die Betthälfte neben mir strahlte keinerlei Körperwärme mehr aus, und irgendwie hielt sich meine Begeisterung darüber gerade echt in Grenzen. Ich wusste nicht mal zu sagen, was ich mir denn statt dessen vorgestellt hatte, aber diese Situation war es nicht gewesen. "Moah", motzte ich wütend die Decke an, und zog mir dann frustriert das Kopfkissen über den Kopf. Vielleicht fand ich ja noch ein bisschen Ruhe, schlafen konnte ich eigentlich immer, außer in fremden Betten - und selbst das war heute Nacht anders gewesen, und das brachte meine Laune noch weiter in den Keller. Alles war jetzt besser, als aufzustehen und Jan mit meiner Bissigkeit, die am frühen Morgen schnell in Bösartigkeit umschlug, zu konfrontieren, dann würde ich wahrscheinlich schneller vor der Tür stehen, als ich denken konnte.

~Jan~

Mein Herz klopfte aufgeregt und ich wusste nicht einmal genau warum es das tat. War es weil ich nicht wusste was ich zu erwarten hatte, oder waren es einfach nur meine Gefühle, die es auslösten? Auf jeden Fall war ich voller Spannung, als ich mit dem Tablett in der Hand vor meiner eigenen Schlafzimmertür stand und dann doch nicht den Türgriff in die Hand nahm, sondern stattdessen nach einer Möglichkeit suchte meine Hände noch einmal frei zu bekommen. Nach mehrmaligen planlosem Wenden meines Kopfes, stellte ich das liebevoll hergerichtete Frühstück auf den Fußboden und begann ungeschickt meine Hose zu öffnen. Irgendwie fand ich es unpassend jetzt in voller Montur meinen Schlafbereich zu betreten, in dem Bill hoffentlich noch seelenruhig schlief. Es dauerte mir viel zu lange, aber letztendlich schaffte ich es doch in ein paar Sekunden mich aus jeglichen Klamotten zu pulen und warf sie unbeachtet in die Flurecke, bevor ich nackt wieder nach dem Tablett griff und jetzt leise die Tür öffnete und hinter mir wieder schloss. Wie starr vor einem Schock blieb ich kurz vor dem Bett stehen und rührte mich nicht mehr, nur dass es kein Schreck war, der mich lähmte sondern dieser so tief in mein Herz bohrende Anblick…so wunderschön, wie gemalt. Was nur war das für ein Künstler gewesen, der so etwas schaffen konnte. Ich starrte ihn einfach nur an und klammerte mich dabei regelrecht an das Holz des Tabletts in meinen Händen.

~ Bill ~

Ich war wirklich noch mal eingeschlafen, aber jetzt hatte mich irgendein Geräusch geweckt. Diesmal schaffte ich es schneller, meine Augen aufzubekommen, aber ich presste sie direkt wieder zusammen, weil es viel zu hell im Zimmer war. Außerdem hatte ich Kopfschmerzen, das war gar nicht gut... und ich lag immer noch allein im Bett, das war noch weniger gut. Ich murrte ein bisschen vor mich hin, aber schließlich bemerkte ich, wie sich verlockender Kaffeeduft im Raum verteilte. Hmmm... etwas besänftigt öffnete ich erneut die Augen und erblickte Jan, der mit einem Tablett vor dem Bett stand. Sein Anblick verursachte eine eindrucksvolle Erinnerung daran, dass ich irgendwann heute Nacht aufgewacht war, die Nase an seinem Rücken vergraben, und es hatte sich so gut angefühlt, und... oh Gott, ich wollte das noch mal haben, und noch mal, und... erst jetzt bemerkte ich, wie verkrampft er dastand, und das riss mich wieder ins Hier und Jetzt. "Was machst du da?", stützte ich mich halb auf meinen Ellenbogen, um ihn besser sehen zu können. Was hatte er denn bloß?

~Jan~

„Ich?“ hörte ich mich selbst erstaunt fragen und es hätte nur noch gefehlt, dass ich mich suchend im Raum nach mehr Personen umgeschaut hätte und als ich realisierte wie ich mich verhielt, hätte ich mir am Liebsten meine Hand an meine Stirn gehauen, wovon mich zum Glück das Tablett an meinem Bauch abhielt. „Ich hab uns Frühstück gemacht“, war das nächste was unendlich „intelligent“ über meine Lippen kam und ich fühlte mich direkt an eine Szene aus…in welchem Film war es doch gleich…muss Dirty Dancing gewesen sein, wenn ich mich recht erinnerte…jedenfalls da wo das Mädel sagt „Ich habe eine Wassermelone getragen“…geistreicher gings nicht. Ich atmete einmal tief durch um zurück zu mir selbst zu finden und konzentrierte mich darauf das Tablett sicher abzustellen, bevor ich mich neben ihm auf mein Bett setzte. „Kaffee?“, sah ich ihn fragend an und war mir nicht sicher, ob ich es als Ablenkung von mir selbst benutzte, oder einfach nur Höflich sein wollte.