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RE: From Dusk Till Dawn
in Fanfictions 28.01.2009 17:40von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
Kim, ich hab dich letztes Mal extra ignoriert, weil ich mir so durchschaubar vorkam... mäh
dabei wollt ich dir doch nur deinen Wunsch erfüllen
24.
„Ach du heilige Scheiße!“
Dieser im Grunde mehr erstaunte als ängstliche Ausruf war alles, was Tom im Moment durch den Kopf ging, und alles, was er fähig war zu äußern. Mit offen stehendem Mund hatte er wie erstarrt verfolgt, wie das Etwas, das aus Bills Rücken zu... wachsen schien, Gestalt angenommen hatte. Und jetzt hatte er auch eine Erklärung für das reißende Geräusch.
Tom rieb sich fahrig über die Augen, aber das Bild vor ihm veränderte sich nicht. Er musste das einfach träumen. Es war einfach unmöglich, dass jemandem aus heiterem Himmel Flügel aus dem Rücken wuchsen, große schwarze ledrige Flügel...
„Tom, quatsch nicht, und starr mich nicht an, verflucht noch mal, halt dich lieber fest!“
Bill riss ihn äußerst unbarmherzig aus seiner eigentlich ganz angenehmen Lethargie. Und umgehend sah Tom sich mit einem neuen Problem konfrontiert.
„Du willst, das... nein. Nein, da mach ich nicht mit, das kannst du gleich wieder vergessen, Bill, ich...“, begann Tom sich zu verteidigen, aber er kam nicht weit. Nicht weit genug.
„Tom!“ wurde er am Sprechen gehindert, doch Tom wollte und konnte sich jetzt unter keinen Umständen beirren lassen. Ihn hatte gerade eine derartige Panik erfasst, dass er sie noch gar nicht richtig begreifen konnte.
„Aber ich hab Höhenangst“, platzte es aus ihm heraus, er konnte nichts dagegen unternehmen, die Worte hatten von ganz allein seinen Mund verlassen. Dabei war seine Höhenangst eine Tatsache, die er nur höchst ungern jemandem anvertraute. Und schon gar nicht jemandem wie Bill. Tom rechnete schon halb damit, dass Bill sich jetzt über ihn lustig machen oder ihn provozieren würde.
„Über Höhenangst musst du dir gleich keine Gedanken mehr machen. Wenn du an deinem Leben hängst, und das nehme ich mal an, dann hörst du jetzt sofort auf zu diskutieren, hältst du dich an mir fest und machst die Augen zu. JETZT!“ sagte Bill aber statt dessen mit einem solchen Nachdruck in der Stimme, dass Tom erschrocken zusammenzuckte. Der merkwürdige, noch nie gehörte Unterton war ihm ebenfalls nicht entgangen, und dass Bill schon wieder etwas oder jemanden über seine Schultern hinweg zu fixieren schien, stellte offensichtlich wirklich ein wesentlich größeres Problem als seine Höhenangst dar. Außerdem strahlte Bill eine Unruhe aus, die sich zunehmend auf ihn selbst übertrug. Das alles zusammen gab letztendlich den Ausschlag für Toms folgende Handlung.
Er klammerte sich mit zittrigen Händen am Hals des Schwarzhaarigen fest, ließ sich, wenn auch widerwillig, die Umarmung von Bill gefallen, und spürte nur noch, wie seine Füße den sicheren Halt zum Boden verloren.
* * *
Tom stand am riesigen Wohnzimmerfenster in Bills Wohnung und starrte in die Dunkelheit hinaus. Wobei man den blassrosa Himmel kaum noch als Dunkelheit bezeichnen konnte, doch das registrierte er nur am Rande. In seinem Kopf rotierten die Gedanken wie verrückt und er versuchte verzweifelt, wenigstens ein bisschen Ordnung in das vorherrschende Chaos zu bekommen, doch das war so gut wie aussichtslos. Noch immer fühlten sich seine Knie an wie Pudding und er konnte nicht begreifen, was er eben getan hatte. Obwohl er die ganze Zeit die Augen zugekniffen hatte, war ihm die Höhe und die Geschwindigkeit, mit der Bill unterwegs gewesen war, trotzdem deutlich bewusst gewesen. Am liebsten wollte er sich jetzt einreden, alles nur geträumt zu haben, zugegeben besonders intensiv, aber eben doch nur ein Traum. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm etwas anderes und er konnte kaum verleugnen, dass er jetzt in dieser Wohnung stand. Wobei ihn diese Tatsache gerade am allerwenigsten störte. Tom wusste, dass er in Gefahr gewesen war, noch immer hatte er das Gefühl, verfolgt zu werden.
„Verdammt!“
Erschrocken, und aus seinen zusammenhanglosen Gedanken gerissen drehte Tom sich zu Bill um, der ungehemmt weiter fluchte wie ein Rohrspatz und dabei Dinge von sich gab, die Tom allein vom Zuhören rote Ohren bescherten. Stumm verfolgte er den Wutausbruch, dessen Ursache er immer noch nicht ausmachen konnte.
Nachdem sie sicher in der Wohnung angekommen waren, hatte Bill zuerst sorgfältig die schwere Eingangstür verschlossen, und Tom dann sich selbst und seinen Gedanken überlassen, indem er, ohne ihm noch weitere Beachtung zu schenken, wie ein Wilder die Treppe zu seinem Schlafzimmer hoch gestürmt war. Tom war das in dem Moment nur Recht gewesen, dieses Schlafzimmer wollte er nie wieder von innen sehen, und außerdem konnte er immer noch nicht fassen, wie unglaublich schnell sie... geflogen waren. Der Gedanke war so irre, dass Tom jetzt trocken auflachte. Geflogen...
„Findest du das komisch?“ hatte er auch sofort wieder die vollste Aufmerksamkeit von Bill. Tom brauchte einen Moment, um den Sinn der Frage zu erkennen.
„Irgendwie schon“, gab er dann zu und merkte gar nicht, dass sie gerade im Begriff waren, total aneinander vorbei zu reden.
„Du findest es komisch, dass ich mir schon wieder neue Klamotten besorgen muss?“ Wütend starrte Bill ihn an. Er schien das Ganze alles andere als lustig zu finden. Doch Tom verstand nur Bahnhof.
„Hä?“ bewies er eindrucksvoll seine Intelligenz, was ihm nur ein völlig entnervtes Schnauben seitens Bill einbrachte. Im nächsten Augenblick hatte der Schwarzhaarige sein T-Shirt über den Kopf gezogen und hielt es Tom anklagend entgegen.
„Sag nicht „hä“! Mein Lieblings-T-Shirt ist kaputt! Von meiner Jacke will ich gar nicht erst anfangen!“ Bill hatte für Toms Empfinden viel lauter gesprochen als nötig, und als er jetzt das Objekt der Begierde mit einer theatralischen Geste vor die Nase gehalten bekam, musste er sich wirklich das Lachen verkneifen. Deswegen machte Bill so einen Aufstand? Da waren zwei riesige Löcher drin, okay, aber gab es nicht weitaus schlimmere Dinge auf dieser Welt? Ausgesetzte Katzen zum Beispiel...
„Das kannst du wohl getrost wegwerfen“, bemerkte Tom trocken, was für ihn selber überraschend war. Aber wahrscheinlich war Ironie im Moment das einzige Mittel, um nicht hier und jetzt und auf der Stelle wahnsinnig zu werden.
„Ich werf dich gleich aus dem Fenster, wenn du nicht sofort die Klappe hältst! Wegen dir hab ich ja den ganzen Ärger“, keifte Bill weiter. Das machte Tom jetzt doch stutzig. Nicht einmal Bills nackter Oberkörper konnte ihn mehr ablenken.
„Was soll das denn heißen?“ fragte er gereizt. Immer ungeduldiger werdend verfolgte er anschließend mit den Augen, wie Bill sein anscheinend heiß geliebtes T-Shirt erst zerknüllte und dann mit voller Wucht in eine Ecke warf, wo es vorerst unbeachtet auf dem blank gewienerten Parkett liegen blieb. Dann machte er einen Schritt auf Tom zu, baute sich bedrohlich vor ihm auf und stemmte die Hände in die Hüften.
„Das soll heißen, dass ich nicht hätte fliegen müssen, wenn du nicht da gewesen wärst. Ich fliege nur im äußersten Notfall“, zischte Bill ungehalten. Und obwohl schon allein sein Anblick angsteinflößend war, verursachten die Worte nur eine weitere Lachsalve bei Tom. Bills Augen verengten sich zu gefährlichen Schlitzen, aber Tom war zu beschäftigt mit sich selbst, um das zu bemerken.
„Im Notfall, hahaha...“, kicherte er munter weiter, das war ja lustiger als jede Comedysendung. „Soll das heißen, ich war ein Notfall?“ Tom brachte die Frage nur mit Mühe heraus, er musste sich mittlerweile den Bauch vor Lachen halten.
„Ich glaub, du hast den Ernst der Lage noch nicht ganz erkannt“, brachte Bills eisige Stimme ihn wieder unsanft auf den Boden der Tatsachen zurück. Tom blieb das Lachen auf einmal im Hals stecken.
„Reden wir immer noch von deinem T-Shirt?“ hakte er sicherheitshalber noch einmal nach, woraufhin Bill derartig böse knurrte, dass Tom lieber erst mal gar nichts mehr sagte. Wo war er hier nur wieder reingeraten? Das war alles eindeutig zu viel, zu schnelle Stimmungswechsel und nicht genug Zeit, um das Geschehene zu verarbeiten. Und plötzlich wurde er wieder wütend.
„Sag mal Bill, findest du das nicht ein bisschen ungerecht? Du lauerst mir ständig auf, du lässt mich im Unklaren über diverse Dinge, du zerrst mich mehrmals ins Bett, du provozierst mich am laufenden Band, du wolltest anscheinend, dass ich dein... Geheimnis erfahre – und dann bin ich Schuld, dass du jetzt ein Problem hast?“ Von seinen eigenen Problemen wollte Tom lieber gar nicht erst anfangen. Dann wären sie morgen noch nicht fertig mit dieser bescheuerten Diskussion.
„Das Problem hatte ich vorher schon“, sagte Bill und wirkte schon eine Sekunde später so, als wolle er sich am liebsten die Zunge abbeißen für diesen Satz.
„Um so schlimmer. Warum lässt du mich dann jetzt nicht einfach in Ruhe?“ sah Tom seine Chance, doch noch irgendetwas Positives aus der Situation zu machen.
„Dafür ist es jetzt zu spät“, raubte Bill ihm seine Illusion sofort wieder. In Tom begann es zu brodeln. Er wurde hier in Dinge hinein gezogen, von denen er nicht einmal die Hälfte verstand, und auch wenn seine Augen schon wieder magisch von Bills alabasterfarbener nackter Haut angezogen wurden, auf der kein einziges Härchen das Gesamtbild zerstörte, so überwog dennoch die Wut in ihm.
„Dann“, sagte Tom entschlossen, und machte seinerseits einen Schritt auf Bill zu, „reden wir jetzt Tacheles.“ Alles oder nichts. Er musste es wenigstens versuchen. Und er hielt tapfer dem durchdringenden Blick stand, mit dem Bill ihn jetzt zu durchleuchten schien.
„Okay... du bist mutiger, als ich dir zugetraut hätte“, erwiderte Bill. Er ließ Tom keine Zeit für eine Antwort und begann jetzt, geschäftig hin und her zu wuseln, drückte hier und da diverse Knöpfchen und hatte es innerhalb weniger Minuten geschafft, elektrische Rolläden vor die Fenster fahren zu lassen, dafür aber ein stimmungsvolles Licht zu zaubern und gedämpfte Musik anzustellen. Dann verschwand er ohne ein weiteres Wort wieder die Treppe nach oben. Doch kaum hatte Tom begonnen sich zu fragen, was das nun wieder bedeuten sollte, stand Bill schon wieder vor ihm. Mit einem T-Shirt in der Hand und dem Tom so verhassten verschlagenen Grinsen auf den Lippen.
„Ich geb dir später ein Passfoto von mir mit, dann kannst du mich auch zu Hause in Ruhe anstarren, wann immer du willst“, folgte auch gleich der provokante Kommentar. Tom verdrehte die Augen. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie schnell Bill in seine alte Form zurück fand. „Nicht, dass du noch ne Latte kriegst“, setzte Bill noch hintendran und schlüpfte mit einer geschmeidigen Bewegung in sein T-Shirt.
„Bill ist wieder der Alte, man höre und staune“, kommentierte er in nicht minder provokantem Tonfall. Doch Bill entlockte er damit nur ein müdes Lächeln.
„Komm jetzt, setz dich dahin“, kommandierte er nur einen Augenblick später und schob Tom energisch vor sich her, bis dieser sich etwas perplex auf der großzügigen Couch wiederfand. Bill setzte sich neben ihn und redete schon weiter, bevor Tom auch nur den Mund geöffnet hatte.
„Also gut. Reden wir. Und diesmal mein ich es ernst.“
* * *


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