#256

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 26.08.2009 17:54
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

das stimmt wohl

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#257

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 07.09.2009 16:48
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

28.

Tom geriet ungewollt für eine Nanosekunde ins Schwärmen, als er aus der Tür trat und Bills Auto erblickte, schwarz glänzend und so unbeschreiblich gut passend auf all seine Jungenträume, denen er sich früher in seinem Kinderzimmer hingegeben hatte. Auch wenn das vielleicht albern war. Doch allein schon das Geräusch, das jetzt beim Entriegeln erklang, ließ eine vorfreudige Gänsehaut auf seinen Armen entstehen. Aber dann fiel ihm Georg schlagartig wieder ein, und Tom öffnete entschlossen die Autotür, ließ sich elegant auf dem Fahrersitz nieder und verbot sich, das Ganze jetzt länger als unbedingt nötig herauszuzögern. Er würde sich jetzt auch keine Gedanken mehr an Bill erlauben, das war bestimmt hilfreich für seine Fahrkünste, die, wenn er ehrlich zu sich selbst war, mal wieder aufgefrischt werden könnten. Nicht unbedingt mit seinem Traumauto, dass dann zu allem Überfluss auch noch Bill gehörte, aber das konnte er jetzt wohl auch nicht mehr ändern. Hauptsache, er baute keinen Unfall, alles andere war egal. Nervös drehte er den Schlüssel im Schloss.

„Scheiße“, fluchte Tom laut, als er etwa eine Viertelstunde später bemerkte, dass er soeben falsch abgebogen war, weil er sich eben doch noch nicht so gut auskannte, wie er angenommen hatte. Er ärgerte sich sowieso schon die ganze Zeit, dass er diese Autofahrt so gar nicht genießen konnte, dafür war er viel zu unruhig, und er musste sich höllisch auf den dichten Verkehr konzentrieren. Schließlich kam Tom fast mit den Nerven am Ende auf dem rettenden Flughafengelände an, drehte erfolglos Runde um Runde auf der Suche nach einem Parkplatz, wurde dabei immer hibbeliger, und ging irgendwann doch das nicht einschätzbare Risiko ein, ein Knöllchen zu kassieren oder, noch schlimmer, abgeschleppt zu werden. Er parkte den Wagen kurz entschlossen im absoluten Halteverbot, wenn er jetzt noch länger hier rumkurvte, würde er wahnsinnig werden. Er hatte schon viel zu viel Zeit vergeudet.

Also hoffte Tom das Beste – schließlich musste ja selbst er armer Tropf mal irgendwann Glück haben – und hastete dem Ausgang entgegen.

Er sah Georg schon von Weitem. In seiner typischen, leicht gebeugten Haltung tigerte er mit einer klobigen Reisetasche in der Hand vor dem langläufigen Gebäude auf und ab, warf alle paar Sekunden einen Blick auf seine Armbanduhr, und wirkte alles in allem genervter, als Tom sich gewünscht hatte. Trotzdem spürte er bereits bei Georgs Anblick, dass er seinen Freund ziemlich vermisst hatte. Auch wenn er jetzt wohl erst mal ein Donnerwetter über sich ergehen lassen musste, aber das würde er auch noch überleben. Immerhin hatte er schon ganz andere Dinge überlebt. Tom seufzte unterdrückt, sobald er in Georgs Reichweite kam.

„Hey,“ sprach er seinen Freund schließlich leise an, der ihm gerade den Rücken zugedreht hatte, jetzt aber die Reisetasche fallen ließ und sich schwungvoll zu ihm umdrehte.
„Was hast du so lange gemacht?“, wurde Tom nicht unbedingt freundlich begrüßt, und obwohl er sich schon innerlich darauf eingestellt hatte, machte es ihn irgendwie auf der Stelle wütend. Er war ja nicht derjenige, der überreagierte, statt dessen war er ohne Zögern hierher gerast. Und das auch noch mit einem fremden Auto, mit dem er nebenbei bemerkt allerdings hervorragend zurecht gekommen war.

„Georg, hör zu...“, fuhr Tom schnell dazwischen, als er sah, dass dieser schon wieder den Mund aufriss, um ihn weiter verbal auseinander zu pflücken. „... ich kann verstehen, dass du sauer bist. Aber schneller konnte ich nicht kommen. Außerdem kann ich ja auch nicht damit rechnen, dass du sofort die totale Panik schiebst, ernsthaft die nächste Maschine buchst und mich ohne mich vorher mal zu informieren hierher beorderst!“

Tom holte Luft nach seiner kleinen Schimpftirade, während Georg ihn leicht sprachlos anstarrte.
„Geht’s dir wirklich gut, Tom?“, fragte er dann misstrauisch. Tom nickte nur und bückte sich schnell, um die Reisetasche vom Boden aufzuheben. Er hatte nicht vor, den ganzen Tag hier zu verbringen. Und er musste sich jetzt erst mal Gedanken machen, was er mit Georg die nächsten Tage anstellen sollte. Mit in die Uni konnte er ihn wohl kaum schleppen. Also hieß es sehr wahrscheinlich schwänzen. An die Konsequenzen wollte er in diesem Augenblick lieber nicht denken. Andererseits konnte es wohl kaum noch schlimmer werden.

„Komm jetzt, ich steh im Halteverbot“, forderte er Georg deshalb recht unwirsch auf und setzte sich in Bewegung, ohne diesem noch die Möglichkeit eines Protestes zu geben. Er hörte Georg hinter sich herlaufen, aber nach ein paar Sekunden hatte er Tom eingeholt und hielt ihn am Arm zurück. Ganz kurz tauchte Bill in Toms Kopf auf, der vorhin genau die gleiche Bewegung vollführt hatte, dann riss er sich zusammen und hörte sich an, was Georg zu sagen hatte.

„Tut mir leid, Tom. Vielleicht hab ich wirklich ein bisschen überreagiert“, entschuldigte Georg sich zerknirscht, und fast sofort wurde Tom weich. Georg konnte ja auch nichts für sein verkorkstes Leben. Und er hatte sich schon wirklich reichlich merkwürdig verhalten in letzter Zeit, natürlich nicht ohne Grund, aber auch das war nicht Georgs Schuld. Immerhin war er sein engster Vertrauter, kannte Tom manchmal besser als er sich selbst, da brauchte er sich über eine entsprechend heftige Reaktion im Grunde nicht zu wundern.

„Schon gut, bei mir ist ja auch alles ein wenig durcheinander im Moment“, gab Tom zu. „Der Moment dauert aber schon ziemlich lange, findest du nicht?“, konterte Georg trocken, schickte aber als Freiensangebot gleich ein Lächeln hinterher, was Tom dankbar annahm.

„Ich weiß. Aber du bist bestimmt nicht zum Streiten hergekommen. Und wir haben uns noch nicht mal richtig begrüßt“, lenkte Tom ein und gleichzeitig vom Thema ab, und es dauerte nur ein paar Sekunden, da hatte Georg ihn in eine freundschaftliche Umarmung gezogen. Tom atmete erleichtert auf, irgendwie war er plötzlich froh, jemanden hier zu haben, mit dem er reden konnte. Jemanden, dem er im Prinzip alles sagen konnte, der ihn schon ewig lange kannte und ihn verstand. Der Gedanke ließ ihn etwas entspannter werden.

„Na los jetzt, sonst bekommst du am Ende noch Ärger, wenn du ewig im Halteverbot parkst“, löste sich Georg schließlich von ihm. „Sag mal, seit wann hast du denn eigentlich hier ein Auto?“, kam aber gleich die nächste Frage hinterher, kaum dass sie ein paar Meter zurückgelegt hatten.

„Ich hab kein Auto, das... – Scheiße!“

Scheiße war ein Wort, das Tom zur Zeit immer öfter einfiel, weil aber auch einfach immer öfter alles Scheiße war. Und der Anblick der sich ihm gerade bot, war sogar Oberscheiße. Doch so kopflos Tom normalerweise in solchen Situationen wurde – zumindest seit ein paar Wochen – so souverän blieb er jetzt. In seinem besten Schulenglisch bezirzte er die korpulente Politesse älteren Semesters nach allen Regeln der Kunst, die offensichtlich gerade den Abschleppdienst antelefonierte. Zuerst ließ sie sich alles andere als beeindrucken, aber irgendwie schaffte es Tom mit Georgs nicht ganz so sprachgewandter Unterstützung letztendlich, sich aus der Affäre zu ziehen.

Und er selbst wusste am allerwenigsten, warum das so war oder wie er das geschafft hatte, er nahm es jetzt einfach als gegeben hin.


* * *


„Geile Karre, das muss ich schon sagen. Und die lässt dich dein Bill so mir nichts, dir nichts fahren?“, riss Georg Tom eine Weile später aus seinen Gedanken. Er blickte Georg verwundert von der Seite an. Bisher hatten sie sich die ganze Fahrt über nur gewundert und gleichzeitig darüber gefreut, dass sie relativ unkompliziert und ohne eine Geldbuße oder dergleichen davongekommen waren. Und dann hatten sie geschwiegen und Tom war wieder nahtlos in seinem Gedankenkarussell versunken.

„Er ist nicht mein Bill“, erwiderte Tom und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Noch zehn, vielleicht fünfzehn Minuten, dann hatten sie seine Wohnung erreicht und er konnte duschen und etwas Essen. Georgs Lachen ließ ihn erneut einen irritierten Seitenblick auf seinen Freund werfen.

„Also ich kann dir nur sagen, wenn ich so ein Auto mein Eigen nennen könnte, würde ich dich bestimmt nicht ans Steuer lassen“, redete Georg weiter, immer noch sichtlich amüsiert. „Na danke“, schnappte Tom beleidigt. So ein schlechter Autofahrer war er nun wirklich nicht. Zugegeben, ein bisschen aus der Übung, aber ansonsten...

„Tom, beruhig dich wieder, ich hab dich doch nur aufgezogen. So schlecht fährst du ja gar nicht. Mein Gott, seit wann verstehst du denn keinen Spaß mehr?“, wollte Georg wissen und sah ihm prüfend ins Gesicht. Tom verschwieg seine wahren Gedanken, das war jetzt weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt, um ein umfassendes Geständnis abzulegen. Wobei er hier ja auch nicht vor Gericht stand. Aber Tom wusste, er würde behutsam vorgehen, sich langsam vortasten müssen, er konnte Georg nicht mit all den verrückten Einzelheiten überfallen und ihm gleich jedes Detail erzählen. Seine Geschichte musste häppchenweise, mit gut überlegten Worten und vor allem langsam erzählt werden.

„Ich verstehe immer noch Spaß. Aber ich will jetzt erst mal zu Hause ankommen, und mich in Ruhe hinsetzen, okay?“, sagte Tom deshalb nur und nahm erleichtert zur Kenntnis, dass Georg nickte und sich offensichtlich vorerst damit zufrieden gab. Für ein paar Minuten kehrte wieder Stille ein.

„Sag mal, Tom... hab ich dich eigentlich vorhin bei was Bestimmtem gestört?“, fragte Georg dann völlig unvermittelt.

Toms Kopf schoss so alarmiert herum, als hätte Georg ihn angeschrieen. Dabei hatte der eine ganz normale Lautstärke an den Tag gelegt. Aber die Frage verwirrte Tom nicht nur, sie regte ihn auch auf. Doch bevor er sich auch nur eine geeignete Ausrede einfallen lassen, geschweige denn etwas antworten konnte, kam Georg ihm schon wieder breit grinsend zuvor.

„Scheiße, Tom! Hab ich dich etwa beim Vögeln unterbrochen?“

Tom spürte, wie sein Gesicht unter Georgs deutlichen Worten heiß wurde. Das passierte ihm nur äußerst selten, und gerade jetzt konnte er so eine Peinlichkeit am allerwenigstens gebrauchen.

„Was redest du bloß für einen Quatsch“, wehrte er sich halbherzig, aber er hätte es genau so gut auch einfach zugeben können. Aufgebracht starrte er auf die Straße, und versuchte krampfhaft, Georg komplett zu ignorieren. Aussichtslos.

„Jetzt wird mir so einiges klar. Bist du dann jetzt mit Bill zusammen oder wie soll ich das interpretieren? Das wär ja verrückt. Oder ist das nur ne Bettgeschichte? Aber das wiederum wäre ja total untypisch für dich, na ja, wobei, ein Kerl ist ja schon untypisch genug für dich. Aber am Telefon war er ja sehr nett, das muss man ja sagen, und wenn er in Wirklichkeit auch so ist und nur halb so gut aussieht wie ich mir das vorstelle, dann könnte...“ „GEORG!“, platzte Tom der Kragen. „Reiß dich mal zusammen! Ich werd dir das alles erklären, aber in Ruhe und nicht Holter die Polter zwischen Tür und Angel, verstanden?“

„Ist ja gut“, mokierte sich Georg, und klang dabei zur Abwechslung sogar eine Spur eingeschnappter als Tom noch vor ein paar Augenblicken.
„Außerdem lernst du Bill heute Abend sowieso kennen, wir müssen ihm das Auto zurück geben“, merkte Tom schon wieder etwas versöhnlicher an.

„Warum ist er nicht gleich jetzt selbst gefahren? Dann hätte er dir nicht sein Goldstück anvertrauen müssen“, hakte Georg nach, was Tom umgehend einen siedend heißen Adrenalinstoß verpasste.
„Er war verhindert“, murmelte er dann so ruhig wie möglich. Georg war aber auch neugieriger als alle seine Nachbarn zusammen.

„Na ja, ist ja auch nicht so wichtig. Aber schön, dass ich ihn wenigstens heut Abend kennen lerne, der war am Telefon so nett, ich bin ganz gespannt“, freute sich Georg wie ein kleines Kind an Heiligabend vorm Weihnachtsbaum. Von eingeschnappt konnte keine Rede mehr sein. Und von neugierig anscheinend auch nicht.
Tom zog vielsagend eine Augenbraue nach oben, ersparte sich aber jeden weiteren Kommentar. Es war überflüssig, Georg darauf hinzuweisen, dass Bill alles war, aber ganz sicher nicht das, was Georg so offensichtlich von ihm erwartete.

Aber das würde er den guten lieben Georg schön selbst herausfinden lassen.


* * *

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#258

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 08.09.2009 16:11
von Erna

Hihi, da bin ich dann ja mal gespannt was Georg herausfindet^^

Ich kann nicht erklären warum, aber diesen Satz
Ganz kurz tauchte Bill in Toms Kopf auf, der vorhin genau die gleiche Bewegung vollführt hatte, dann riss er sich zusammen und hörte sich an, was Georg zu sagen hatte.
fand ich am allerschönsten.

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#259

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 09.09.2009 08:48
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Was ist Tom denn für ein Freund, ey?^^
Das Erste, das ich Georg an Toms Stelle erzählen würde, wäre diese Vampirgeschichte^^ xD
Sowas lasse ich doch meinen Freund nicht selbst herausfinden. Ein Tzzzz an Tom...
allerdings macht das die Story natürlich interessanter xD

Cool wäre doch, wenn Tom Georg mitnimmt und Bill Georg direkt aussaugt, ohne ihn überhaupt zu begrüßen^^
Dann könnte Georg auch nicht zu so unpassenden Zeiten am Handy nerven xD

Spannend hätte ich es auch gefunden, wenn das Auto von Bill tatsächlich weg gewesen wäre... *Toms Erklärungsversuch an Bill da gern gelesen hätte* ... hihi

Das war mein Hätte/Könnte/Wäre-Kommentar zu diesem Kapitel^^ *mir gerade auffällt*


*edit* ... ich muss dir ja noch etwas erzählen xD
Erna war vorgestern bei mir... und als "ihr"^^ Vater sie abgeholt hat, da sagt er zu mir "Na, Adoptivtochter" und umarmt mich *tralala* ... und dann hat er sogar noch gesagt, er soll noch Grüße von meiner Adoptivmutter bestellen *griiiins*
Ich bin "offiziell" adoptiert

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#260

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 09.09.2009 16:45
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge
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#261

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 18.09.2009 22:20
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

29.

„Hier kann man`s ja aushalten,“ kommentierte Georg Toms doch etwas bescheidene Behausung. Das Wort Wohnung wäre wirklich ein bisschen übertrieben, das sah sogar Tom ein.
„Hm,“ nuschelte er deshalb nur, warf seine Jacke auf die Garderobe und Georgs Tasche im Wohnzimmer auf die Couch. „Ich war auf Besuch nicht eingestellt... du kannst dir also aussuchen, ob du auf dem Sofa oder mit in meinem Bett schlafen willst, breit genug ist es jedenfalls,“ überlegte Tom dann weiter.
„Selbst wenn du Besuch erwartet hättest – mehr Platz wäre dann auch nicht vorhanden,“ bemerkte Georg richtigerweise, aber Tom schnaufte nur als Antwort. Er hatte es nur gut gemeint, wollte seine Gereiztheit von eben wieder ein bisschen ausbügeln, und verspürte nicht den leisesten Drang, jetzt sinnfreie Diskussionen anzufangen.

„Tom, ich hab ne bessere Idee,“ rief Georg auf einmal enthusiastisch. Tom wunderte sich über seine plötzliche gute Laune, und gleichzeitig befiel ihn eine dunkle Ahnung. Georgs Ideen waren des Öfteren reichlich merkwürdig. Und Tom war sich gerade nicht sicher, ob er die neuesten Hirngespinste seines Freundes jetzt hören wollte. Aber er wurde nicht nach seiner Meinung gefragt.

„Du schläfst einfach die nächsten Tage bei Bill, dann hab ich das Bett für mich allein,“ freute Georg sich auch schon unbarmherzig weiter, und Tom glaubte für einen Augenblick, sich verhört zu haben.
„Was ist das denn für ein bekloppter Vorschlag?“ ärgerte er sich dann lautstark, und als Georg wieder zum Sprechen ansetzen wollte, fuhr er ihm sofort über den Mund. „Du solltest dir vielleicht erst mal dein eigenes Urteil bilden. Über Bill, und auch noch über einige andere Leute. Und dann reden wir weiter. Aber so viel kann ich dir versprechen: Du wirst dir den Platz hier mit mir teilen müssen.“ Tom atmete hörbar aus, aber er war noch nicht fertig mit seinem Vortrag. „Und wenn du jetzt noch einmal sagst, dass Bill ja am Telefon soooo nett war, dann kastrier ich dich!“

„Hör auf zu grinsen!“, wetterte Tom nur Sekunden später weiter, denn Georgs Reaktion auf seinen Ausbruch beschränkte sich auf genau das: Grinsen. Er grinste breiter und breiter, während ein wissender Ausdruck in seinen Augen lag, und Tom machte es jetzt schon wahnsinnig. Wie sollte er die nächsten Tage bloß überstehen, wenn er sich nicht nur mit Bill, Jared, Zoe, und Gott wer weiß was noch für Verrückten, und jetzt auch noch mit Georg auseinander setzen musste?

„Na, so egal, wie du immer tust, kann dir Bill ja gar nicht sein,“ ließ sich Georg schließlich doch noch zu einer Aussage herab. Leider beschleunigte diese Toms Puls nur noch. Trotzdem zwang er sich zur Ruhe.
„Georg, ich hab dich echt gern. Und wenn das so bleiben soll, wechseln wir jetzt sofort das Thema,“ machte er einen letzten Versuch, Georg irgendwie zur Vernunft zu bringen. Dieser ließ sich jetzt aufseufzend auf die Couch krachen. „Na gut,“ murrte er endlich, und klang schon wieder eine Spur eingeschnappt.

* * *

`Showtime`, dachte Tom im Stillen, als er den Mustang vor dem Club parkte und nach einer kurzen Verschnaufpause aus dem Wagens stieg.
Georg war den Rest des Tages ungemein anstrengend gewesen, hatte immer und immer wieder um Informationen gebettelt, die Tom ihm noch nicht zu geben bereit war, und letztendlich war ihm nichts anderes übrig geblieben, als sich unter die Dusche zu flüchten und Georg danach auch noch ins Bad zu treiben, damit er ihn wenigstens für diese kurze Zeitspanne in Ruhe ließ.
Die Autofahrt über war Georg auffallend schweigsam gewesen, während Tom in Gedanken versunken überlegt hatte, wie viel und was genau er ihm denn jetzt erzählen sollte. Und wann. Natürlich musste er mit Georg reden, eher früher als später. Und mittlerweile war Tom sich auch nicht mehr so sicher, ob es klug gewesen war, Georg jetzt einfach ins offene Messer rennen zu lassen. Schließlich war Bill immer für Überraschungen gut.

Hätte er Georg doch das ein oder andere Geheimnis verraten sollen? Aber hätte er ihm geglaubt oder ihn ausgelacht? Tom war sich einfach nicht sicher, konnte sich nicht entscheiden, was das Richtige war, sie hatten sich ja auch eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Und sehr wahrscheinlich gab es auch schlicht und ergreifend keine richtige oder falsche Entscheidung.
Und jetzt standen sie vor dem Eingang und er war immer noch keinen Schritt weiter mit seinen Überlegungen. Am liebsten wollte er Georg bitten, jetzt einfach nach Hause zu verschwinden, oder Bill nur kurz den Schlüssel reinzubringen, aber er wusste selbst, dass er damit niemals durchkommen würde. Weder bei Georg, noch bei Bill.

„Stehen wir hier jetzt nur dumm rum? Ich will da rein, das sieht interessant aus,“ riss Georg ihn aus seinen Gedanken. Tom verdrehte die Augen, verbiss sich aber eine scharfe Erwiderung. Georg konnte nichts dafür, er wusste nicht, worauf er sich hier einließ, er war neugierig, und das zu Recht. Und wer war Schuld daran?

„Okay. Dann komm,“ überwand Tom sich endlich und steuerte die Treppe an, wappnete sich innerlich und stellte sich einfach auf alles ein, was er sich nur vorstellen konnte. Er musste jetzt Haltung annehmen und sein Gesicht wahren. Wie auch immer. Und vor allem musste er Bill immer einen Schritt voraus sein, egal was dieser auch vorhatte.

Wie immer empfingen sie dröhnende Bässe und grelle Lichter. Tom bahnte sich einen Weg nach unten, drängte sich durch Menschenmassen und blieb im Innenraum erst mal stehen, um auf Georg zu warten.

„Ganz schön stickig hier drin, aber gefällt mir,“ meinte Georg anerkennend, als er Tom eingeholt hatte. Dieser nickte nur und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Den ersten, den er an der Bar sitzen sah, war Jared. Das war ja klar gewesen. Tom wollte sich seinen Unmut nicht anmerken lassen, und zog Georg hinter sich her, bis sie an der Theke standen. Dahinter bediente wie so oft der blonde Nick, nur von Bill war weit und breit nichts zu sehen. Aber auch das hatte Tom unterschwellig schon erwartet.

„Hey,“ grüßte er Jared vorsichtig. Dieser sah ihn überrascht von der Seite an, so als hätte er nicht damit gerechnet, Tom noch einmal wiederzusehen. Irgendwie jagte es Tom einen kleinen Schauer über den Rücken.

„Tom,“ antwortete Jared, hob sein Glas und nickte kurz, offensichtlich hatte er sich wieder gefangen. Oder was auch immer, Tom konnte es gerade nicht einschätzen. Und im Blicke deuten war er auch schon immer miserabel gewesen.
„Das ist Georg, er kommt mich aus Deutschland besuchen,“ setzte er schnell hinterher. Warum er unbedingt ein Gespräch in Gang bringen wollte, konnte er selbst nicht beantworten. Aber er hatte sich mit Jared ja mal wirklich gut verstanden. Und ernsthaft gestritten hatten sie sich auch nicht. Das alles war kompliziert, sogar mehr als kompliziert, aber Tom hoffte, das heute Abend beiseite lassen zu können. Sonst würde ihm Georg am Ende noch Löcher in den Bauch fragen.

„Herzlich Willkommen, Georg,“ unterbrach Jared jetzt ungewohnt freundlich Toms Gedanken. Tom stutzte kurz, folgte aber dann schweigend den üblichen Kennenlern-Floskeln, die Georg und Jared austauschten, und vermied es dabei, Ausschau nach schwarzen Haaren zu halten. Schon eine Weile nachdem die beiden über den Spruch `Ich hab ja schon so viel von dir gehört` hinaus waren, sah Tom, wie Bill sich einen Weg durch die Menge bahnte – genau in seine Richtung. Auf der Stelle fühlte er sich noch angespannter als eben, registrierte verwundert, dass Bill sich heute mit seinem Aussehen mal wieder selbst übertroffen hatte, und dann stand er auch schon genau vor ihm.

Und Tom reagierte einfach, dachte nicht über seine nächsten Handlungen nach. Er ließ weder sich selbst noch Bill Zeit für eine verbale Begrüßung, sondern packte ihn grob im Nacken, um ihm einfach einen fordernden Kuss aufzudrücken. Bill wehrte sich nicht, und er schien auch nicht überrascht von Toms ungewohnter Forschheit zu sein, im Gegenteil. Er presste seine Lippen ebenso stürmisch auf die von Tom, und erst als sich jemand neben ihnen vernehmlich räusperte, zuckte Tom zurück. Jetzt doch etwas erschrocken über sich selber sah er in Georgs feixendes Gesicht, das Bände sprach. Er würde ihm nie wieder abkaufen, dass Bill ihm völlig egal war. Aber was machte das schon, plötzlich war es Tom selbst gleichgültig.

„Was haben sie dir denn heute in den Tee getan?“, lenkte Bill ihn ab, und Tom war froh, sich vorerst von Georg abwenden zu können. Verhalten grinsend zuckte er mit den Achseln, aber Bill störte sich nicht daran, dass er keine Antwort erhielt.

„Und du hast Georg mitgebracht...,“ wendete Bill sich jetzt statt dessen Georg zu. Der hielt ihm höflich die Hand entgegen, und Tom musste unfreiwillig grinsen. So etwas war er von seinem Freund gar nicht gewohnt.
„Freut mich, dich endlich persönlich kennen zu lernen,“ sagte Georg mit einem anerkennenden Blick in Bills Gesicht. Tom seufzte innerlich, so ähnlich hatte er sich das erste Zusammentreffen schon vorgestellt.

„Freut mich auch. Wir hatten ja bisher nur telefonisch das Vergnügen. Hat Tom dich denn heile hergebracht?“, erwiderte Bill lächelnd. In Georgs Augen funkelte es auf einmal verräterisch, aber Tom bemerkte es leider einen Tick zu spät.
„Na ja, um ehrlich zu sein... Dein Auto ist wohl doch etwas zu viel für den guten Tom, er war ein bisschen überfordert damit. Nachdem wir am Flughafen schon fast abgeschleppt wurden, hat er jetzt auch noch nen Kratzer reingefahren,“ erzählte Georg sehr überzeugend. Bills Lächeln fiel in sich zusammen und machte innerhalb von Sekunden Platz für ein mehr als bestürztes Gesicht.

„Was?“, rief er entsetzt.

„Mach dir keine Sorgen, alles halb so wild. Tom kann ja sehr charmant sein, wenn er will. Er hat die Politesse becirct, das hättest du dir mal ansehen müssen,“ lachte Georg, und Tom boxte ihm wütend in die Seite. Konnte dieser Idiot nicht einmal seinen vorlauten Schnabel halten? Merkte er nicht, dass die Stimmung gerade kippte?

„Scheiße,“ fluchte Bill, „und wie und wo hast du den Kratzer reingemacht?“, überging er jetzt schon sichtlich gereizt Georgs Ausführungen, und Tom sah sich mit einem bitterbösen Blick aus glühenden dunklen Augen konfrontiert.

„Ich hab doch gar nichts...,“ versuchte Tom sich aus der Affäre zu ziehen, aber er konnte den Satz nicht einmal zu Ende bringen, denn Bill hörte ihm offensichtlich gar nicht zu.
„Wenn du meinem Baby auch nur ein Haar gekrümmt hast, dann kannst du dich schon mal warm anziehen,“ wetterte er unbeherrscht weiter, raufte sich dabei die Haare und Tom wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Jared sich köstlich über die kleine Szene amüsierte, und Georg wohl endlich einsah, dass er solche Scherze in Gegenwart von Bill lieber nicht bringen sollte. Er machte ein geknicktes Gesicht und ließ die Schultern hängen. Ein bisschen spät, wie Tom fand, aber für Zurechtweisungen war jetzt keine Zeit. Entschlossen wandte er sich erneut an Bill.

„Georg hat nur lustig sein wollen,“ begann er sich wieder zu rechtfertigen, aber Bill unterbrach seine Erklärungsversuche mit einer herrischen Handbewegung.
„Du bist der Erste und der Letzte, der mein Auto fahren durfte. Hast du eigentlich ne Ahnung, wie teuer das wird?“ keifte er Tom an, der wiederum so langsam aber sicher die Geduld verlor. Er holte Luft, um Bill die Meinung zu sagen, aber Jared ließ es sich in diesem Moment nicht nehmen, das Ganze auch noch zu kommentieren. „Du kannst die Rechnung dann ja auf Tom ausstellen lassen!“
Bills Kopf fuhr herum, als hätte er einen Stromschlag bekommen. „Darauf kannst du aber Gift nehmen,“ keifte er wie ein Waschweib. Georg wurde immer kleiner und kleiner, Jared brach in schallendes Gelächter aus, und Tom reichte es jetzt endgültig.

„Mein Gott, was machst du für einen Aufstand? Wenn du mich vielleicht auch mal zu Wort kommen lassen würdest, dann könnte ich es dir plausibel erklären!“ Tom war lauter geworden als geplant, aber es hatte endlich den gewünschten Effekt. Irgendwie fror die Szenerie vor seinen Augen ein, alle verstummten auf einmal und selbst die laute Musik hörte er nur noch wie durch eine Wattewand. Bill sah ihn wieder herausfordernd an, die Hände in die Hüften gestemmt, aber er hatte immerhin aufgehört, alles und jeden nieder zu stampfen wie ein wütendes Nashorn.

„Gut, ich bin ganz Ohr. Rede,“ forderte er schließlich mit lauerndem Unterton von Tom.

„Es ist nichts gar passiert, Georg hat dich nur aufgezogen, okay? Es ist nicht der kleinste Kratzer an deinem Baby,“ erklärte Tom in ironischem Tonfall, und betonte das letzte Wort dabei besonders. Was für ein bescheuerter Kosename für ein Auto. Und wenn es noch so geil war.
„Davon überzeug ich mich lieber selbst,“ schnaubte Bill, Toms Worte schienen ihn keineswegs beruhigt zu haben. Ohne noch eine Antwort abzuwarten, marschierte er hoch erhobenen Hauptes Richtung Ausgang. Tom starrte ihm augenrollend hinterher. Das war ja extremst toll gelaufen.

„Hui,“ rutschte es Georg trocken heraus und Tom zwang sich, jetzt nicht wütend zu werden. Die eigentliche Diva war gerade auf dem Weg nach draußen, Georg hatte sich immerhin nur einen Spaß erlauben wollen. „Lass gut sein, und uns ein Bier trinken. Der kriegt sich schon wieder ein,“ sagte er deshalb nur, klopfte Georg versöhnlich auf die Schulter und wandte sich der Theke zu. Er spürte, dass Jared ihn anstarrte, aber Tom versuchte krampfhaft, jetzt alles um sich herum auszublenden.

Die nächsten Minuten kühlten die Gemüter wieder ab. Georg entschuldigte sich wortreich und wunderte sich im gleichen Atemzug noch wortreicher über Bill und seinen seltsamen und seiner Meinung nach leicht überzogenen Auftritt. Tom hörte sich alles geduldig an, und verkniff sich Sprüche wie `Ich habs dir ja gesagt`oder `Findest du Bill immer noch nett?`

Schneller, als Tom gedacht hatte, kam Bill zurück. Er sah ein bisschen entspannter aus, aber das konnte auch täuschen, bei ihm wusste man einfach nie, woran man war.

"Ich hab nichts gefunden," verkündete er hoheitsvoll. "Da gibts ja auch nichts zu finden," knurrte Tom. War da der Anflug eines Lächelns auf Bills Gesicht? Nein, das musste er sich einbilden.
"Es ist ja auch dunkel draußen," meldete sich jetzt Jared wieder zu Wort, aber ein einziger Blick von Bill genügte, um ihn vorerst zum Schweigen zu bringen.

"Ich versteh echt keinen Spaß bei meinem Wagen," redete Bill weiter. Sollte das jetzt versöhnlich klingen? Tom beschloss, Georg in Schutz zu nehmen, vor was auch immer.
"Sag mal Bill, hat dich heute noch keiner Gassi geführt oder warum bist du so bissig?", fuhr er den Schwarzhaarigen an. Für eine gefühlte Ewigkeit herrschte Stille. Bill starrte ihn ungläubig an, während Tom beobachten konnte, wie Georgs Munwinkel verräterisch zuckten. Am Ende war es aber Jared, der in schallendes Gelächter ausbrach und damit ein erneutes Hochkochen der kleinen Auseinandersetzung verhinderte.

"Das war mir jetzt zu viel Aufregung. Ich geh was essen," wechselte Bill dann ohne Vorwarnung das Thema, drehte sich um und verschwand in der Menge. In Tom schrillten sämtliche Alarmglocken auf einmal los. Jetzt fehlte nur noch die passende Frage von Georg, oder aber ein entsprechender Kommentar von Jared, und das Chaos würde perfekt sein.

* * *

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#262

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 19.09.2009 10:09
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

hach... das ist soooo toll, dass du zur Zeit so viel schreibst

Ich würde Bill jetzt am Liebsten direkt zum Essen begleiten

Toms Begrüßungskuss fand ich auch verschärft

*gern direkt weiterlesen würde*

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#263

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 19.09.2009 11:17
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Wir begleiten ihn zusammen, was hältst du davon tihihi

Und ja, ich wunder mich über mich selbst zur Zeit, ich hoffe, das bleibt jetzt erst mal wieder so, dass ich wirklich Bock aufs Schreiben hab

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#264

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 19.09.2009 12:44
von Lowy • Besucher | 28.932 Beiträge

Zitat von schäfchen
Wir begleiten ihn zusammen, was hältst du davon tihihi



gern xD
Ich würde mich auch als Mahlzeit zur Verfügung stellen

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#265

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 22.09.2009 19:04
von Erna

Hm, dass Bill sich da jetzt so über sein Auto aufregt find ich für ihn in dieser Story voll unpassend irgendwie.
Ich hätte es besser gefunden, wenn er da cooler drauf reagiert hätte.
Und warum küsst Tom Bill plötzlich so zur Begrüßung? Will er jetzt vor Georg angeben, oder was? Das verwirrt mich gerade alles^^

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#266

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 23.09.2009 20:02
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

Er liebt halt sein Auto^^
Tom weiß am allerwenigsten, warum er das getan hat
Dich verwirrt ja öfter mal was gell

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#267

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 08.10.2009 18:29
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

30.

Tom war wie erstarrt, und konnte sich für einen langen Moment nicht entscheiden, ob er Bill hinterher gehen oder das Ganze einfach auf sich beruhen lassen sollte. Sein Blick wechselte in schneller Abfolge von Bill auf Georg und wieder zurück. Was sollte er nur machen? Oder dramatisierte er das alles, war es am Ende vielleicht noch auffälliger, jetzt wie ein aufgescheuchtes Huhn zu reagieren?

„Ich...,“ machte Georg sich bemerkbar, und Tom beeilte sich, ihn zu unterbrechen. „Du willst noch ein Bier trinken – das trifft sich gut, ich bestell uns Nachschub.“ Tom hatte hektischer gesprochen, als beabsichtigt, und Georgs Gesichtsausdruck wurde noch irritierter. Er öffnete den Mund, um erneut etwas zu sagen, aber Tom wandte sich so schnell er konnte von ihm ab und brüllte Nick seine Bestellung entgegen. In der nächsten Sekunde kassierte er einen bösen Seitenblick von Jared. „Hör auf, Nick so anzuschreien. Der kann überhaupt nichts dafür,“ bemerkte er angriffslustig. Tom sah entsetzt, wie Georg beide Augenbrauen hochzog. Jared sollte sich verdammt noch mal nicht so anstellen, er würde alles nur noch schlimmer machen...

„Wofür kann er nichts?“, fragte Georg auch schon interessiert nach, kaum dass Tom den Gedanken zu Ende gedacht hatte.
„Weißt du Georg, Tom regt sich ein bisschen über Bill auf, weil der euch hier einfach so stehen lässt,“ erklärte Jared lächelnd. Tom erstarrte erneut. Bill war inzwischen endgültig aus seinem Blickfeld verschwunden, es war also zu spät, um zu überlegen, ob er ihm hinterher gehen sollte. Und was zum Teufel erzählte Jared denn da? Was genau sollte das werden?

„Macht doch nichts... wenn er Hunger hat, soll er halt was essen gehen,“ zuckte Georg ahnungslos mit den Achseln. Jareds Lächeln wurde breiter.
„Bill hat immer Hunger,“ fuhr Tom dazwischen und wollte sich im nächsten Moment schon auf die Zunge beißen. Was redete er bloß schon wieder so gedankenlos daher... Manchmal sollte er lieber einfach die Klappe halten, das war wohl besser für alle Beteiligten.
„Das sieht man ihm aber nicht an,“ bemerkte Georg trocken. Ihn schien die ganze Aktion recht kalt zu lassen, während Jared jetzt in schallendes Gelächter ausbrach.

„Tja, wir wären alle gern so schlank wie Bill, nicht wahr? Vielleicht ernähren wir uns nur zu ungesund,“ grinste Jared, nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Irgendetwas an seinem Unterton schien Georg jetzt doch zu verwirren. Er schenkte Jared einen undeutbaren Blick, äußerte aber nichts mehr dazu. Tom beschloss, einzugreifen und das Schlimmste zu verhindern. Aber vielleicht machte er es gerade damit noch schlimmer? Oh Gott, seine Gedanken würden ihn eines Tages noch umbringen.

„Wollen wir lieber gehen?“, fragte er Georg so unverbindlich wie möglich. „Nein. Wir haben vor einer Minute ein Bier bestellt, das würde ich schon gern noch in Ruhe austrinken, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast. Aber ich will nachher was mit dir besprechen, Tom,“ verkündete Georg unheilvoll und strafte ihn mit einem entsprechenden Blick.

„Das hatte ich befürchtet,“ seufzte Tom laut und setzte sich auf den freien Barhocker neben seinem Freund. Zum einen würde er dadurch eventuell ein bisschen ruhiger werden, zum anderen musste er so Jared und seinem bescheuerten Grinsen im Gesicht nicht mehr länger zusehen. Der Abend würde noch in einer Katastrophe enden, irgendwie hatte er so ein vages, unbestimmtes Gefühl.

„Wie läuft es denn so in der Werkstatt?“ fasste Tom sich jetzt ein Herz und hoffte, jetzt wirklich mit Georg über so etwas unverfängliches reden zu können. Die sensiblen Themen konnten sie sich auch getrost für später zu Hause aufheben. Anscheinend fand das auch Georg, denn er stieg ohne Zögern auf Toms Ablenkungsmanöver ein und recht bald waren sie in ein Gespräch vertieft, das immer wieder von herzhaftem Lachen unterbrochen wurde. Tom konnte es selbst kaum glauben, aber er wurde von Minute zu Minute erleichterter. Georg erzählte alle möglichen Anekdoten von seinem Chef, ihren gemeinsamen Freunden zu Hause in Deutschland, und Tom schaffte es erstaunlicherweise irgendwie, sich darauf einzulassen und das unwohle Gefühl in seinem Magen nicht mehr länger zu beachten. Jared war irgendwann mit einem kurzen Gruß in ihre Richtung verschwunden, aber das hatte Tom nur am Rande wahrgenommen. Inzwischen trank er mit Georg das fünfte Bier.

Mittlerweile konnte Tom sogar behaupten, dass er Spaß hatte. Wie er das schaffte, war ihm zwar schleierhaft, aber er verbot sich, weiter darüber nachzudenken. Er hatte jetzt Spaß. Und er hatte tatsächlich Spaß, er hatte Spaß bis zu dem Moment, in dem sich eine schlanke Hand auf seine Schulter legte, dann war plötzlich wie auf Knopfdruck alles wieder da, die komischen Gedanken, die einfach ungefragt Karussell in seinem Kopf fuhren, das ungute Gefühl in seinem Bauch, das heftiger bohrte als zuvor, und all die unangenehmen Fragen, die ihm wohl heute unweigerlich noch gestellt werden würden.

„Wie ich sehe, amüsierst du dich bestens,“ flüsterte Bill ihm ins Ohr und Tom versteifte sich augenblicklich auf seinem Sitz. Bills Atem prallte warm an seiner Wange ab, und auch von seiner Hand ging nicht so eine Kälte aus wie sonst. Es jagte Tom einen Schauer über den Rücken, und er hätte nicht einmal beantworten können, ob es ihm gefiel oder ihn doch eher abstieß.

„Mit Georg hab ich immer Spaß,“ blaffte er schließlich und ärgerte sich darüber, dass man ihm ohne große Mühe anhören konnte, dass er wütend auf Bill war. Warum konnte er seine Gefühle auch nie im Zaum halten? Er war so durchschaubar wie eine Glasscheibe.

„Deine Begrüßung vorhin hat mir wesentlich besser gefallen, Tom... warum bist du denn so angepisst?“, fragte Bill betont unschuldig und schob sich jetzt komplett in Toms Blickfeld. Seine Bewegungen waren noch katzenhafter als sonst und Tom wusste auf der Stelle, was das zu bedeuten hatte. Er musste jetzt unter allen Umständen Ruhe bewahren, er durfte sich nichts anmerken lassen und sich einreden, dass Georg die Veränderung nicht bemerken würde, koste es, was es wolle.
„Hast du dich wieder beruhigt?“, überging Tom Bills Frage, und er konnte nicht verhindern, dass es sich wie ein Vorwurf anhörte.

„Ich hab mir den Wagen noch mal angesehen. Es ist offensichtlich wirklich kein Kratzer dran. Da hast du ja noch mal Glück gehabt,“ sagte Bill. Eine Entschuldigung für seinen erst kurz zurückliegenden unnötigen Ausbruch hielt er anscheinend nicht für angebracht.
„Es ist nicht mein Problem, wenn du kein Gespür für Scherze hast,“ schnaubte Tom empört. Er hasste Bills Provokationen.

„Ach, deshalb warst du so lange weg,“ mischte Georg sich jetzt ein, und sofort hatte er Bills vollste Aufmerksamkeit.
„Auch. Aber um diese Uhrzeit was anständiges zu Essen aufzutreiben, war auch nicht gerade einfach,“ erklärte Bill nonchalant. Tom verschluckte sich an seinem Bier und wurde von einem derartigen Hustenanfall geschüttelt, dass er um ein Haar das Gleichgewicht verlor und beinahe vom Stuhl kippte. Nur mit Mühe konnte er sich an der Theke festhalten, während er nach Atem rang.
„Was hast du denn?“, wollte Georg besorgt wissen. Tom winkte schnell ab, alles was er jetzt von sich geben würde, hätte fatale Folgen. Vorausgesetzt natürlich, er konnte überhaupt sprechen, noch war er eher mit Röcheln beschäftigt und würde sowieso kein Wort herausbringen. Wahrscheinlich war es Glück für ihn und alle anderen, dass er hier mit dem Tod rang.

„Tut mir übrigens leid, dass ich vorhin so ausgeflippt bin. Du hast echt einen etwas seltsamen Humor für meinen Geschmack,“ redete Bill einfach unbeirrt mit Georg weiter. Tom mobilisierte gerade all seine Kraftreserven, damit er sich lautstark darüber aufregen konnte, dass Bill sich lieber mit Georg beschäftigte, anstatt mit ihm, da spürte er, wie eine schmale Hand beruhigend über seinen Rücken strich. Erbost wischte er sie beiseite, sprang von seinem Barhocker und war sich nicht im Mindesten darüber bewusst, wie sehr seine Gedanken im Widerspruch zu seinen Handlungen standen.

„Meinst du nicht, du solltest dich vielleicht auch mal bei mir entschuldigen? Immerhin hast du MICH wegen dem scheiß Auto angemacht,“ fuhr Tom aus der Haut, auf einmal fiel es ihm wieder leicht, sich zu artikulieren. Es kratzte zwar noch immer ein bisschen in seinem Hals, aber er war so wütend, dass er diese Tatsache mit Leichtigkeit beiseite lassen konnte.

„Oh, ich mach dich doch gerne an, Tom,“ raunte Bill, und konnte schon wieder seine Finger nicht bei sich behalten. Diesmal wanderten sie über Toms Schulter aufreizend langsam den Arm nach unten, bis es Tom irgendwann reichte und er etwas rabiater als nötig Bills Handgelenk festhielt.
„Hör auf damit!“, fauchte er unbeherrscht, was Bill umgehend zum Grinsen brachte. „Ist er zu dir auch immer so?“, wandte Bill sich an Georg, der jetzt ebenfalls grinste, wie Tom aus den Augenwinkeln wahrnahm. Er war unfähig, zu reagieren. Noch immer hielt er Bills Handgelenk umklammert, aber gerade das machte ihm auch wieder die Nähe des Schwarzhaarigen mehr als deutlich bewusst. Es war einfach zum verrückt werden.

Plötzlich trat in Bills bis eben noch belustigt wirkende Augen ein Ausdruck, der Tom zutiefst verstörte, doch er war so schnell wieder verschwunden, dass er fast glaubte, es sich nur eingebildet zu haben.
„Lauf nicht weg, ich bin gleich wieder da.“ Bill flüsterte fast, so dass Tom die Worte mehr von seinen Lippen ablesen musste, als dass er sie wirklich hörte. Im gleichen Moment beugte Bill sich ein Stück nach vorn und drückte Tom einen zarten Kuss auf den Mund, und hatte anschließend keine Schwierigkeiten, seine Hand aus Toms Griff zu befreien, denn Toms Wut war verraucht, hatte sich praktisch in Luft aufgelöst. Dafür war er jetzt völlig verwirrt. Keinen klaren Gedanken fassen könnend starrte er Bill sprachlos hinterher, der es plötzlich eilig zu haben schien und sich schon fast rücksichtslos einen Weg durch die Menschen bahnte, bis er in dem angrenzenden, wesentlich ruhigerem Raum, in dem er Tom vor nicht all zu langer Zeit mit diesem Zombie-Getränk überfallen hatte, verschwand.

„Sag du mir noch mal, da ist nichts zwischen dir und Bill.“ Georg war neben ihn getreten und Tom zuckte jetzt erschrocken zusammen, weil er es nicht bemerkt hatte.
„Papperlapapp,“ versuchte er Georg vom Gegenteil zu überzeugen, aber das war wohl aussichtslos.
„Genau, Tom. Deswegen sprühen hier auch die Funken. Du müsstest euch mal zugucken...,“ lächelte Georg, und unter normalen Umständen hätte Tom jetzt mitgelächelt, oder vielleicht einen ironischen Spruch abgelassen. Zumindest hätte er mit Georg darüber geredet. Aber die Umstände waren nicht normal und Toms Nerven zum Zerreißen gespannt.
„Du begreifst nicht mal die Hälfte von dem, was hier abgeht,“ platzte es nur den Bruchteil einer Sekunde später aus ihm heraus.

„Da hast du Recht. Du verschweigst mir ja offenbar auch eine ganze Menge. Aber weißt du was, Tom? Ich bin dir nicht böse deswegen. Du wirst deine Gründe haben... wie lange kennen wir uns jetzt schon?“, reagierte Georg komplett entgegen Toms Erwartungen, so dass er zum wiederholten Mal an diesem Abend ein bisschen baff war.
„Seit dem Kindergarten,“ quietschte er endlich als Antwort, als wäre er immer noch ein Kindergartenkind und würde jeden Tag mit Georg Sandburgen bauen. In diesem Moment eine extrem verführerische Vorstellung, und auch Georgs Lächeln wurde noch breiter, wahrscheinlich hatte er gerade einen ähnlichen Gedankengang.

„Exakt. Und was schlussfolgern wir daraus? Ich denke, wir kennen uns ganz gut, Tom,“ sagte Georg.
„Das ist wohl noch untertrieben. Und ich bin echt froh, dass du da bist,“ erwiderte Tom und atmete einmal tief ein und aus. Er musste mit Georg über das alles sprechen, sonst würde er platzen, zumal Bill heute einen ominösen Auftritt nach dem anderen hinlegte. Und wer wusste schon, was er noch in petto hatte...

„Wenn du reden willst – ich bin da,“ betonte Georg noch einmal und Tom musste sich zusammenreißen, um jetzt nicht rührselig zu werden. Er nickte nur stumm, und hoffte einfach, dass Georg ihn auch so verstand.

„Was meinst du, wann Bill wiederkommt?“, fragte Georg nach einer kurzen Weile, in der sie geschwiegen hatten.
„Keine Ahnung,“ zuckte Tom mit den Schultern. Seine Augen schweiften automatisch zum Durchgang in den Nebenraum, aber er konnte Bill nirgendwo entdecken.
„Ich glaube, wir sollten so langsam gehen, wenn er wiederkommt – wenn du nichts dagegen hast,“ sagte Georg.

„Ich hab nichts dagegen,“ gab Tom seine Zustimmung. „Wir können ihn auch eben suchen gehen, nebenan ist noch so eine Art Kneipe, ein bisschen ruhiger als hier. Ich denke, da ist er hingegangen,“ fiel ihm dann noch ein, und als Georg nickte, machte Tom einen Schritt vorwärts. Wahrscheinlich war es wirklich das Beste, sich jetzt zu verabschieden und den Abend in Ruhe zu Hause ausklingen zu lassen. Falls Bill da mitspielte. Aber den würde er gar nicht erst fragen, sondern ihn einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Die Überrumpelungstaktik funktionierte wohl noch am ehesten, beschloss Tom im Stillen.

Langsam bahnte Tom sich einen Weg durch den immer noch mehr als vollen Club und warf ab und zu einen Blick hinter sich, um sich zu vergewissern, dass Georg nicht im Getümmel verloren ging. Aber da brauchte er sich keine Sorgen zu machen, sein Freund klebte dicht an seinen Fersen. Gerade als Tom den Eingang zum Nebenraum erreichte, stürmte Bill ihm unverhofft entgegen und blieb dann so dicht vor ihm stehen, dass Tom erschrocken einen Schritt zurückwich und gegen Georg prallte. Georg hielt ihn fest, damit er nicht stürzte. Tom wollte schon losfluchen, doch Bill kam ihm zuvor.
„Raus mit euch,“ verlangte er in einem Ton, den Tom noch nie an ihm gehört hatte. Überrascht starrte er sein Gegenüber an und registrierte nach ein paar Augenblicken verwirrt, dass Bill in heller Aufregung zu sein schien.

„Wie bitte?“, fragte Georg an Toms Stelle, er litt offensichtlich nicht an Funktionsbeeinträchtigungen seines Sprachzentrums. Bill beachtete Georgs Frage trotzdem nicht, sondern blickte statt dessen Tom so eindringlich in die Augen, dass ein kalter Schauder über seinen Rücken fuhr. Irgendwas war hier los. Und das bedeutete nichts Gutes, so viel war Tom sofort klar. Aber reagieren konnte er immer noch nicht, er war wie gelähmt.

„Tom, hör mir zu! Hörst du zu?“ Bill war so aufgeregt, dass sich seine Anspannung sofort auf Tom übertrug. Er brachte nur ein schwaches Nicken zustande. Zuhören würde er wohl noch hinkriegen.
„Es ist keine Zeit für Erklärungen, und erst recht keine Zeit für Diskussionen. Hast du das verstanden?“ Bill hielt ihn an den Schultern fest und Tom sah die Panik in seinen Augen. Wieder nickte er.
„Okay. Es gibt einen Hinterausgang. Ihr geht durch die Kneipe, am Ende durch die Tür und die Treppe nach oben. Bleibt nicht stehen und denkt nicht nach,“ ratterte Bill herunter, so dass Tom Mühe hatte, seinen Worten zu folgen. Dafür nickte jetzt Georg heftig an seiner Seite, auch er schien das Ganze ernst zu nehmen. Tom merkte erst jetzt, dass er die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Er bemühte sich, wieder normal zu atmen und seinen donnernden Herzschlag auszublenden, doch es wollte ihm nicht gelingen.

„Tom?“

Toms Kopf ruckte hoch, irgendwie hatten sich seine Gedanken schon wieder selbständig gemacht, und auch jetzt, wo er sich Mühe gab, war er nicht richtig anwesend.

„Geht jetzt! Schnell,“ hörte er Bill zischen, und es klang so bedrohlich in seinen Ohren, dass er, Georg mit sich ziehend, sich einfach in Bewegung setzte, ohne weiter darüber nachzudenken.

* * *

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#268

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 08.10.2009 19:22
von Erna

Ach du scheiße...was geht denn jetzt ab?
Boah, bitte gestern das neue Kapitel!!!!
Ich hasse das ey...das ist wie bei einem guten Buch...so als wenn der erste Teil zuende ist und man noch Ewigkeiten auf den zweiten Teil warten muss


Damit du mal weißt wie das is hier mit dir

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#269

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 08.10.2009 19:26
von schäfchen • Besucher | 3.541 Beiträge

ach Erna
ist ja nicht so, dass ich das Gefühl nicht kenne^^

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#270

RE: From Dusk Till Dawn

in Fanfictions 08.10.2009 19:30
von Erna

Schlimm genug, dass du so ein scheiß dann trotzdem machst.
Ich kenn übrigens so maches Gefühl von Tom und kann ihm so viel so endlos nachempfinden. Aber das erwähnte ich glaub ich schon mal, nüch^^

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