~Vivian~

Ich nahm Theons Hilfe an und ließ mich bis zu seinem Gleiter führen, in dessen Sitz ich mich mehr reinlegte als -setzte. Normalerweise hätte ich mir sein Gefährt erstmal angeguckt, doch dafür hatte ich gerade gar keine Augen. Ich kämpfte einfach nur damit, so zu atmen, dass ich meinen Zustand noch einen Moment irgendwie aushielt. In mir sträubte sich alles dagegen, jetzt mit ihm zu einem Kunden zu fahren. Auf der Straße waren mir die Menschen, die mich so sehen konnten, egal… doch dieser Kunde, wer auch immer er war, würde mich möglicherweise danach auch noch mal irgendwie sehen… und ich wusste, dass es mir dann megapeinlich sein würde… so wie es mir jetzt auch schon megapeinlich war, dass Theon mich so mitbekam. Theon startete den Gleiter und ich schloss wieder meine Augen. Ich konnte es nicht verhindern, dass ein Ächzen oder Stöhnen meine Kehle verließ, wenn der Gleiter um eine Kurve flog oder abbremste… oh Hilfe… mir war so wahnsinnig übel… und ich hatte dauerhaft Angst, versehentlich Theons Gleiter vollzukotzen, doch ich schaffte es, mich zurückzuhalten und als er endgültig stoppte, öffnete ich vorsichtig die Augen.

~Bill~

"Wenn du meinst,“ sagte ich mit einem Schulterzucken, setzte die Pfeife an meinen Mund an und inhalierte den schmackhaften Rauch. "Ich glaube ja, dass du einfacher klettern könntest, wenn du vorher etwas rauchst,“ verkniff ich es mir doch nicht, nachdem ich ausgepustet hatte. "Aber ich will dich ja zu nichts zwingen.“ Tom war so viel näher an sich selbst dran, wenn er etwas geraucht hatte, dass ich wirklich davon überzeugt war, dass es gerade beim Klettern gut für ihn kommen würde. Seine Selbstzweifel könnten ihm an der Kletterwand Probleme machen. Es war einfacher, wenn man beim Klettern nicht so viel nachdachte und es einfach tat… aber ich akzeptierte trotzdem seine Entscheidung, es mit ‚klarem Kopf’, so wie er es dachte, probieren zu wollen. Ich zog ein weiteres Mal an der Pfeife, legte sie dann zur Seite und erhob mich vom Bett. Ich war mir sicher, dass es ihn nicht störte, wenn ich mich vor ihm umzog, und so befreite ich mich von meinem Hemd und meiner Jeans, während sich die warme, weiche Wirkung des Flex über mich legte, und zog die Ringe von meinen Fingern, entfernte auch meine Armbänder und die Ketten. Schmuck war einfach hinderlich beim Klettern. Als ich die Bauchkette gelöst hatte, fiel mir Toms bedauernder Blick auf, der schon wieder so süß war, dass er mich anzog. Ich krabbelte zu ihm aufs Bett und schmunzelte ihn an. "Du darfst sie mir wieder anlegen, wenn wir vom Klettern zurück sind,“ setzte ich einen aufreizenden Blick auf und küsste ihm auf seinen Mundwinkel, so dass ich sein herrliches Piercing dabei unter meine Lippen bekam. "Mmmh," schnurrte ich. "Du bist so lecker." Sofort trafen meine Lippen erneut auf seine.

~Vivian~

"Oh Gott… danke,“ stieß ich aus, als ich seine Worte hörte und empfand dabei so eine tierische Erleichterung, dass mir die Tränen kamen. Auf meine Lippe beißend, schluckte ich sie schnell wieder herunter und nahm erneut Theons stützenden Arm an, als er ihn mir anbot. "Tut mir leid,“ sagte ich tief empfunden, als er mich zur Tür führte und meinte damit eigentlich alles… dass er mich so sehen musste und mich jetzt so an der Backe hatte, dass ich von meinem Frust nicht ordentlich runtergekommen war, dass ich ihn heute Nacht ohne wirkliche Klärung gehen lassen hatte, dass ich im Streit schlimme Dinge zu ihm gesagt hatte… alles einfach.

~Bill~

Ich hatte ja schon vorher gemerkt, wie gut Tom küssen konnte, doch sein Angriff auf meine Mundhöhle überraschte mich jetzt und ich fands einfach nur geil und stieg freudig in den Kampf unserer Zungen ein, als ich sein Grinsen spürte... Gott, wie süß. Ich versuchte, mein Piercing vor seiner Zunge zu verstecken, doch er gab nicht auf und fand immer wieder einen Weg, um damit zu spielen. Es machte mich tierisch an, wie stürmisch er mich eroberte und brachte mich ziemlich schnell dazu, ihm erregt in den Mund zu stöhnen. "Woah... guck dir an, was du angerichtet hast," sah ich gespielt entsetzt auf die ausgeprägte Beule in meiner Boxer, als wir uns aus diesem genialen Kuss lösten. "Langsam machst du mir Angst," blickte ich ihm grinsend in die Augen und rutschte rückwärts von ihm weg, bis ich automatisch vom Bett klettern musste. Ich beeilte mich, in meine hautengen Kletterklamotten zu schlüpfen. Noch ein weiterer Kuss, und ich hätte komplett über ihn herfallen müssen. "Bist du aufbruchbereit oder brauchst du noch etwas?" fragte ich Tom, während ich meine Kletterschuhe aus meinen Sachen fischte.

~Vivian~

Ich setzte sofort neu an, nachdem ich den Rauch des ersten Zuges ausgepustet hatte und zog den Pfeifenkopf leer. "Oh Gooooooott,“ ließ ich leise meine Erleichterung heraus, noch während der Rauch aus meiner Kehle kam und lehnte mich mit geschlossenen Augen zurück, legte meinen Kopf hinten ab. Langsam, aber stetig stieg der Rausch an und genauso langsam entkrampfte sich mein Magen und auch der Schmerz in meinem Kopf ließ nach, aber vor Allem meine Psyche glitt in die Entspannung und entleerte meine Gedanken von dem lästigen Müll, der mich fertig machte. Ich genoss es, als ich einfach wieder tief durchatmen konnte, öffnete meine Augen und sah Theon an. "Hi,“ begrüßte ich ihn, weil ich das Gefühl hatte, ihn jetzt erst wieder richtig zu sehen. "Oh man,“ kam ein Seufzen hinterher, weil ich daran dachte, was für ein Mist hinter uns beiden lag.

~Bill~

Ich packte zwei Rucksäcke mit den Sachen, die wir gebrauchen konnten und legte zwei Flaschen Wasser dazwischen. "Also da, wo wir jetzt hinfliegen, gehen viele Leute klettern... also verhältnismässig zumindest. Es gibt insgesamt eher wenig Menschen, die überhaupt klettern... kann ich gar nicht verstehen," plapperte ich los, als wir im Gleiter saßen. "Das, was du brauchst, ist Kraft in den Fingern. Die werden dir nachher vielleicht etwas weh tun, weil du es nicht gewohnt bist... und mach deine Schuhe fest zu und versteck die Schnürsenkel. Es ist kaum etwas blöder, als wenn man am Berg auf seinen eigenen Schnürsenkel tritt. Ich werde dich an einem Seil sichern... und keine Sorge... wenn du ausrutscht oder fällst, dann hängst du sofort im Seil. Ich werde dir keine Chance geben, so abzurutschen, dass du dich verletzt. Achte darauf, dass du immer nur mit einem Arm oder einem Bein greifst oder steigst... drei Gliedmassen müssen immer am Berg sein. Das ist wichtig für den Halt... und guck nie weiter runter als bis zu deinen Füßen... am Besten guckst du gar nicht runter und prägst dir die Wand beim Hochklettern ein, damit du weißt, wo du deinen Fuß beim nächsten Schritt abstellen kannst. Dir Sachen einprägen kannst du ja gut... ach und... kletter immer erst weiter, wenn du mit der Hand oder deinem Fuß, je nachdem, was du gerade bewegst, richtig festen Halt hast. Hast du beim Greifen oder Treten das Gefühl, dass du keine komplette Stabilität hast, dann such dir eine andere Stelle aus, nach der du greifen kannst," quatschte ich Tom voll, während ich mit einem Teil meiner Gedanken bereits an dem Bergzug hing, wo der Gleiter uns gerade hinbrachte. Ich freute mich. Ich war recht lange nicht mehr hier gewesen und ausser, dass dieser Berg Spaß machte, war es dort einfach wunderschön und ich war gespannt, wie er darauf reagieren würde. Auf mich wirkte es immer so herrlich kraftauftankend und ich war so froh, dass Tom jetzt mit mir kam. Ich erklärte ihm noch einiges zur Seiltechnik und was er sonst noch wissen musste. Als ich raussah, fiel mir auf, dass wir schon fast da waren und es fing an in meinen Fingern zu kribbeln... hach. Ich sah Tom wieder an und beugte mich zu ihm rüber. "Ich finde übrigens, dass du total scharf aussiehst in meinen Klamotten," flüsterte ich ihm grinsend ins Ohr.

~Vivian~

"Ääähm... das kommt ganz drauf an, wie du darauf reagierst, wenn ich dich jetzt frage, was das Tütchen da kostet," deutete ich mit einem Finger auf das Flex, das auf dem Tisch lag. "Theon... ich weiß, dass du das alles gut gemeint hast, ganz ehrlich," sah ich ihn an und redete schnell weiter, bevor er wieder alles in den falschen Hals bekommen würde. "Aber bitte versuch auch meine Haltung zumindest ein wenig zu verstehen. Das wäre einfach kein vernünftiger Tausch. Ich meine... du musst zugeben, dass du selbst meinen Stoff als Müll bezeichnet hast. Man tauscht nichts gegen Müll... es sei denn, es ist Müll. Und auch wenn ich verstehen kann, wie du es gemeint hast, käme es mir vor, als würde ich Almosen annehmen... gut... Almosen ist vielleicht das falsche Wort, aber mir fällt nichts besseres ein... und auch wenn ich nicht mehr sauer bin und du nicht mehr sauer bist... wäre es jetzt wegen der ganzen blöden Situation ein doofes Gefühl für mich, das anzunehmen. Du kannst mir ja einen guten Preis machen... meinetwegen auch einen sehr guten Preis, aber bitte schenk mir jetzt nichts, okay?" sah ich ihn fragend an und setzte trotzdem noch schnell etwas hinterher. "Wenn du mir irgendwann mal irgendetwas schenken möchtest, dann verpack es irgendwie als Geschenk und überreich es mir auch wie ein Geschenk... dann kann ich es vielleicht auch annehmen."

~Bill~

Toms Worte und die Tiefe, mit der er sie aussprach, waren genau das, was ich von ihm hören wollte… schön, wie er sich immer wieder selbst verriet. "Wenn dir das schon gefällt, dann wird dich der Blick von oben umhauen,“ lächelte ich zufrieden und schob meine Arme von hinten unter seinen Armen hindurch, legte meine Hände auf seinen Bauch und mein Kinn auf seine Schulter, blieb einen Moment hier mit ihm stehen und genoss mit ihm zusammen diesen unglaublichen Fleck Natur mit seiner Magie. "Das ist einer der Gründe, warum ich das Klettern so liebe,“ atmete ich noch mal tief ein, als ich den ersten, stimmungsbelebenden Blick in mich aufgesogen hatte. "Komm… ich zeig`s dir,“ hob ich unsere Rucksäcke auf, drückte einen davon in Toms Hand und führte ihn zu dem Bergstück, das ich ihm vom Schwierigkeitsgrad her zutraute. Ich würde ihn nicht über Felsen führen, mit denen die meisten Anfänger begannen. Das war für mich höchstens anstrengenderes Wandern und nicht mal ein Gedanke wert. Ich war der Meinung, man lernte am besten Klettern, wenn man es auch gleich richtig machte. Ich holte für Tom einen Klettergurt aus dem Rucksack. "Hier musst du mit den Füßen durch,“ zeigte ich ihm. "Und dann wirst du schon sehen, wie es zugemacht werden muss. Ich geh kurz mal ein Stück hoch und guck mal, ob uns jemand noch ein paar Klemmkeile in der Wand gelassen hat, die wir benutzen können,“ schnappte ich mir ein Seil und kletterte schnell mal ein Stück hinauf und fand wie vermutet einen vergessenen Keil in bereits etwa 10 Metern Höhe, wo ich das Seil schon mal einklinkte, um mich dann wieder auf den Weg zu Tom zurück zu machen.