Es war absolut gerechtfertigt, dass Brian diese himmlische Knutscherei beendete, auch wenn mir das im ersten Moment irgendwie falsch vorkam. Oh Gott... ich hätte endlos so weitermachen können und irgendetwas in mir musste sich eingestehen, dass ich nicht nur scharf auf ihn als Sexobjekt war... nein... ich begehrte ihn als den, der sich mir heute den ganzen Tag über gezeigt hatte und meine Neugier auf ihn als Mensch hatte bereits ein von mir selbst festgesetztes Maß überschritten, das ich für gewöhnlich gut abgesteckt nicht übertrat und das hatte auch seine berechtigten Gründe. So war ich ihm dankbar dafür, dass er mich jetzt nicht in die Maßlosigkeit hatte reinfallen lassen, die über mich gekommen war. Dass er seine Augen geschlossen hielt kam mir nur recht. Das gab mir die Möglichkeit den für mich nötigen Abstand wiederzugewinnen... obwohl... wenn ich ihn mir so ansah... ich fühlte, wie mein Herz anfing zu ihm rüberzufließen. 'Nein... halt... stop... Bill... bleib hier bei dir' ermahnte mich eine innere Stimme schnell und ich gehorchte ihr nur widerwillig und nahm meinen Blick von seinem Gesicht. Seine Worte kamen irgendwie zu spät bei mir an. "Hä? Wie bitte?" hakte ich nach, als ich realisierte, dass er mich etwas gefragt hatte, doch etwas verzögert in dem Moment, wo ich nachfragte, kam seine Frage doch noch bei mir an und ich verstand sie im Nachherein. "Ich... ähm," musste ich mich erstmal sammeln und nachdenken. "Mein Flieger geht morgen früh. Meine Agentur hat mir ein Hotel irgendwo in Flughafennähe gebucht," antwortete ich, sobald ich die Infos in meinem Kopf fand und vermied es in sein Gesicht zurückzusehen. Dabei fiel mir auf, dass es draussen schon dunkel geworden war... wow... gab es hier keine Dämmerung oder wohin war die Zeit verschwunden? "Oh hilfe, wie spät ist es denn?" äusserte ich meine spontane Verwunderung und starrte in die Schwärze hinter den Scheiben. Mein Zeitgefühl hatte mich wohl komplett verlassen, doch wenn ich jetzt mal realistisch nachdachte kam das schon irgendwie hin. Wir hatten das komplette Modeshooting durch, das Mittagessen war auch schon lange her und die Shootings danach... und der göttliche Sex... sofort blieben meine Gedanken an diesen geilen Vereinigungen unserer Körper hängen...

Allein schon für die Frage noch nicht zu fliegen musste ich ihn nochmal küssen und setzte kurz meine Lippen auf seinen Mundwinkel und hätte sein Angebot zu gern angenommen. Noch ein weiterer Tag mit ihm war gerade mehr als verlockend. Ich musste unbedingt meine Beine mal strecken und kam von seinem Schoß runter, auf dem ich bei der Küsserei gelandet war, setzte mich neben ihn und lehnte mich, meine Beine streckend zurück. "Ich kann nicht. Ich hab...," setzte ich an, doch verbesserte ich mich sofort. "Wir haben Morgen einen Gig." Das Bedauern in meiner Stimme war nicht zu überhören und im Moment wäre ich zu gern noch den nächsten Tag hier in London geblieben, doch ich war viel zu Gewissenhaft bei solchen Sachen, um das einfach sausen zu lassen. Wir sollten Morgen in einem meiner Lieblingsclubs spielen und ich war nicht nur Tom und dem Geschäftsführer des Clubs, sondern auch unseren Fans verpflichtet, die uns seit zwei Jahren treu begleiteten, ausserdem liebte ich es viel zu sehr auf einer Bühne zu stehen, um ein Konzert ausfallen zu lassen. Ich legte meinen Kopf zur Seite, um Brian anzusehen. Dieser Mann war definitiv gefährlich für mich und ich fragte mich, was wohl die Steigerung von Anziehungskraft war.

"Hinter einer der vielen Türen in diesem Haus gibt es bestimmt einen Raum, in dem es sich schön spielen lässt," stimmte ich ihm lächelnd zu und besah mir die meine Finger, die durch das Wasser inzwischen schon aufgeweicht waren und kleine Falten an den Spitzen zeigten. "Wird auch Zeit, dass ich hier rauskomme, bevor ich mich auflöse," fiel mir dabei auf. Brian stieg zuerst aus dem Pool und warf mir ein Handtuch zu, als ich auch rauskam. Ich wickelte es mir um meine Hüften, als ich mich damit abgetrocknet hatte. Zumindest für einen Moment konnte ich ja mal wieder sowas wie halb angezogen sein. Brian stand vor dem Spiegel und zupfte sich an seinen Haaren herum, präsentierte mir damit auf herrlichste Weise seinen knackigen Hintern. Ich ging auf ihn zu und griff mit jeder Hand eine seiner Pobacken. "Meinst du, die Mühe mit deinen Haaren lohnt sich gerade?" grinste ich ihn durch den Spiegel hindurch an, als er versuchte eine offenbar schwer zu bändigende Strähne zu bearbeiten und küsste seine Schulter. "Ich bin gespannt auf dein Bett." Tatsächlich war ich ziemlich neugierig, nachdem was ich hier bereits gesehen hatte, wie er sein Schlafzimmer eingerichtet hatte, doch ich war natürlich noch schärfer darauf, ihn darin zu erleben.

"Klingt ausgezeichnet," gefiel mir sein Vorschlag auf Anhieb. Ich kannte London nicht und eine Tour durch das Nachtleben dort mit jemandem, der sich auskannte, war verlockend, vor Allem, wenn er so gut aussah wie dieser eitle Schönling vor mir. "Dann werde ich mich mal zurechtmachen gehen," sagte ich und wuschelte Brian frech durch seine gerade geordneten Haare und sprang aufgescheucht und lachend vor ihm weg, als er mich daraufhin grollend versuchte zu fassen zu bekommen und schnell wie ein Wiesel hüpfte ich aus dem Raum und schubste die Tür hinter mir zu. Wenn er nochmal anfangen musste seine Haare zu sortieren, dann verschaffte mir das ein wenig mehr Zeit mich selbst zu stylen. Mark war wie erwartet weg, als ich in die Garderobe kam und ich schlüpfte wieder in meine eigenen Klamotten und meinen eigenen Schmuck, bevor ich mich daran machte meine vom Wasser verlaufene Schminke zu entfernen und mein Gesicht neu zu bemalen. Ich fönte meine Haare und richtete sie, indem ich sie ein ganz klein wenig antoupierte, fast schon unauffällig, aber doch so, dass es nach etwas mehr Volumen aussah. Ich fühlte mich wieder ganz nach mir an, als ich mich am Ende zufrieden im Spiegel betrachtete und als ich ins Atelier kam, war Brian noch gar nicht da. Gab es das, dass jemand noch länger brauchte als ich, um sich zu stylen? Das war ja mal eine ganz neue Erfahrung. Für gewöhnlich saßen alle schon bereit, wenn ich soweit war. Also holte ich den Sekt aus dem Raum mit dem Whirlpool und schenkte mir etwas ein. Gemütlich in einen Sessel gefletzt und an meinem Glas nippend wartete ich auf Brian.

"Für jede Schandtat zu haben," grinste ich und stand auf. Brian sah geil aus und mein Blick wanderte einmal über seinen Körper. Das Warten auf ihn hatte sich definitiv gelohnt. Wir fuhren mit seinem Wagen, der genauso protzig wie sein Haus war, in die Stadt und als wir das Restaurant betraten, das er ausgewählt hatte, folgte ich ihm einfach. Bei jedem zweiten Schritt wurde er von irgendjemandem begrüßt und ich hatte das Gefühl, dass ihn einfach jeder hier kannte. Alle Blicke schienen in unsere Richtung zu gehen und das fand ich ziemlich geil. Der Abend fing gut an. Völlig entscheidungsunfähig betrachtete ich mir die Speisekarte, als wir an unserem Tisch saßen. "Was empfiehlst du mir?" fragte ich schließlich.

Ich hatte in der Tat einen ziemlichen Hunger und ging auf Brians Vorschlag ein, wiederholte vor dem Kellner das, was er mir gerade gesagt hatte und bestellte mir ein Wasser dazu. Kaum hatte Brian seine Bestellung abgegeben und der Kellner war abgezischt, ließ sich ein schlacksiger Typ neben Brian auf den Stuhl sinken und fing sofort an ihn übersprudelnd zuzutexten. Ich fand das Bild, das sich mir bot, sehr amüsant. Der Typ gestikulierte wild mit seinen Armen beim sprechen und war so zappelig in seiner Art, sprühte über vor dem Drang seine Neuigkeiten loszuwerden und daneben Brian, der kaum eine Miene verzog, ruhig da saß und dabei fast unbeteiligt wirkte... nur seine Mundwinkel spielten auf eine Art, die mich total faszinierte. "Hast du schon von der Party gehört, die übernächste Woche im 'Friendly Society' läuft?" plapperte der Fremde aufgeregt und strahlte dabei übers ganze Gesicht. "Eine Schokoladenparty," sagte er langgedehnt und betonte dabei jede Silbe. "Ooh, das wird der Knüller schlechthin. Da kann man sich flüssige Schokolade über seinen Körper gießen lassen... weißt du, was das heißt? Uiiiii... ich freu mich schon... da müssen wir unbedingt alle hingehen... vielleicht bekommt..." Sein Blick fiel auf mich und er unterbrach seinen Redeschwall. "Heyyy... wen hast du denn da mitgebracht?" fragte er Brian, ohne seinen Blick von mir zu nehmen und musterte mich schamlos.

Robin gefiel mir in seiner überschäumenden, seine Klappe nicht haltend könnenden Art. "Ich komme aus Deutschland und bin nur eines seiner zahllosen Models," antwortete ich ihm bereitwillig, weil er mir auf Anhieb sympathisch war. "... nur dass er dieses Mal ein besonderes Glück hat in... ups... ich meine auf mich gestoßen zu sein, weil ich einfach aussergewöhnlich talentiert und geil bin," fügte ich mit einem breiten Grinsen in Brians Gesicht hinzu, der mir daraufhin einen coolen 'Na-wenn-du-meinst-Blick' rüberschickte, den ich unglaublich süß fand, wusste ich es doch genau, was ich für Qualitäten hatte und dass ich selbst für Mister Oberarrogant hier eine besondere Eroberung war. Ich wendete mich wieder Robin zu, der nach wie vor seinen sabbernden Blick auf mich gerichtet hatte. Herrlich dieser Typ... genau so liebte ich es angeguckt zu werden. "Du bist also ein Freund von Brian. Wie lange kennst ihr euch denn schon?" fragte ich ihn in der Hoffnung, aus seinem losen Plappermaul direkt Brians ganze Lebensgeschichte in einer nichtendenwollenden Antwort herauszubekommen.

"Was... ehrlich?" fragte Robin und musterte den Typen an der Bar. "Was für ein Schnuckelchen... na dann..." er sah uns kurz an. "Schönen Abend, ihr Süßen... und wüscht mir Glück." "Viel Glück," lächelte ich. "Ja ja... zisch ab," kam es von Brian trocken und Robin stiefelte galant auf die Bar zu. "Ihr kennt euch ja schon mein ganzes Leben lang," konnte ich mir nicht verkneifen zu bemerken und erntete dafür einen herrlich grimmigen Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen von Brian. "Dreißig also," grinste ich und hatte gerade Spaß daran ihn damit aufzuziehen, weil es offensichtlich war, dass er da so seine Probleme mit hatte. "Und? Wird es eine große Party geben?" Ich war scharf drauf, ihn aus der Reserve zu locken. Er sah einfach toll aus, wenn er so grummelig dreinschaute.