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~TOM~
"Willst du jetzt eine genaue Zeitangabe von mir hören?" Ich fühlte mich total unverstanden und gedrängt durch diese Frage...was wollte er von mir wissen? Für mich war das hier alles neu und jetzt, wo meine Erregung etwas abgeklungen war, kam ich auch wieder mehr zum Nachdenken. Das heißt, dass die verschiedensten Gedanken durch meinen Kopf hindurchzogen, ich bekam sie zwar nicht wirklich zu fassen, aber es wurde schon klar, dass die Sache mit Bill einfach nicht so einfach für mich war. Er war mein Bruder und verdammt ich hatte nie gedacht mal so für ihn zu fühlen...das wäre auch so, wenn er jetzt mein bester Freund gewesen wäre...und er ist ein Mann...auch mit sowas hatte ich nie gerechnet. Bislang hatte ich mich nur zu Frauen hingezogen gefühlt...oder? Ein paar Situationen wollten sich zwischen meine Gedanken schieben, doch ich ließ es nicht zu...dafür war jetzt nicht die Zeit. "Du hast so lange gewartet, warum ist es jetzt so schlimm für dich mir ein wenig Zeit zu lassen?...Es kommt mir gerade so vor als würdest du auf "Teufel komm raus" unbedingt Sex haben wollen. Ist es das weswegen du hier jetzt mit mir liegst?"

~Bill~
Das wollte er mir jetzt nicht wirklich vorwerfen, oder? Schon die Art, wie er danach fragte, kränkte mich. "Ich hab überhaupt nicht gesagt, dass es schlimm für mich ist, dir ein wenig Zeit zu lassen", wehrte ich mich aufbrausend, während ich mich aufsetzte und eine der Decken zu mir heranzog, um sie über einen Teil meiner Nacktheit zu ziehen. "Ich wollte nur wissen, was du damit gemeint hast, damit ich mich auf irgendetwas einstellen kann... und ja... ich wollte Sex mit dir... dringend sogar... weil du mich zu fassen bekommen hattest, weil du den Wunsch in mir geschürt hast und weil ich gierig war... auf dich, du Idiot... weil ich dich liebe", schmiss ich ihm ärgerlich entgegen. "Aber das kommt dir natürlich nicht in den Sinn. Es ist ja viel einfacher, zu denken, dass ich dich einfach nur ausnutzen will, um Sex zu bekommen... vielleicht kannst du in dem Punkt ja auch gar nicht anders denken, weil du selbst es nie anders gemacht hast", warf ich ihm vor und zog die Decke schon wieder von mir runter, um aus dem Bett zu krabbeln und meine Shorts vom Boden aufzusammeln. "Jedenfalls brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich werde dich nicht mehr darum bitten... weder heute, noch Morgen, noch irgendwann", redete ich weiter, während ich in meine Shorts schlüpfte. Ich wusste, dass ich überzogen reagierte, aber dass er mir überhaupt zutraute, was er mir in seiner Frage vorwarf, verletzte mich so sehr, dass ich nicht anders reagieren konnte. Kannte er mich denn gar nicht? Den Rest meiner Klamotten sammelte ich zusammen und klemmte sie mir unter den Arm. Ohne ein weiteres Wort, verließ ich den Raum.

~TOM~
Völlig...ja was fühlte ich eigentlich? Entsetztheit...Verwirrheit?...Enttäuschung?...Oder war es einfach nur Traurigkeit? Vielleicht auch von allem ein bisschen, jedenfalls sah ich ihm ziemlich durcheinander hinterher und starrte danach weiterhin auf die geschlossene Tür.
Ich wollte ihm überhaupt nicht vorwerfen, dass er mich ausnutzte...so hatte ich das doch gar nicht gemeint...oh man, scheinbar hatte ich mal wieder nicht die richtigen Worte gefunden. Warum fühlten wir plötzlich so verschieden? Ich verstand es nicht. Aber ich verstand mich auch nicht wirklich selbst...ich wusste nicht genau warum ich so gezögert hatte. Warum ich Zeit brauchte um mich an den Gedanken zu gewöhnen...Ja verdammt, normal war Sex für mich nicht so das Problem, aber dies hier waren doch einfach ganz andere Verhältnisse. Mag ja sein, dass es für Bill normal und völlig okay war sich in seinen Bruder zu verlieben und Sex mit einem Mann zu haben...Für mich war es das aber nicht. Diese intensiven Gefühle...sie verwirrten mich und machten soviel anders. Ich merkte gar nich, dass ich anfing zu weinen, erst als mir Tränen auf meinen Handrücken tropften.

~Bill~
Unentschlossen stand ich in der Mitte der riesigen Eingangshalle und wusste nicht wohin. Ich war viel zu aufgebracht, um schlafen zu gehen und viel zu durcheinander, um mich für irgendetwas entscheiden zu können. Meine trockene Kehle trieb mich schließlich in die Bar, und frustriert, wie ich war, kippte ich mir die Reste unseres Hochzeitsdrinks herunter. Unsere Hochzeit... für diese bescheuerte Idee hätte ich mir gerade in meinen Allerwertesten beißen können. So blöd konnte auch nur ich sein. Auf dem Tresen lag der Zylinder... dass es Tom jetzt auch nicht gut ging, war mir mehr als klar... verdammt. Ich suchte mir wieder ein paar Flaschen zusammen. Dieses Mal achtete ich darauf, dass es die hässlichsten Farben waren, die ich zusammenkippte. Meine Klamotten ließ ich hier liegen, nur das Glas mit der braunen Brühe nahm ich mit mir, als ich mich auf dem Weg zum Pool machte. An mir klebte Toms Geruch wie eine böse Erinnerung. Ich wusch ihn mir erst ab, als ich ins Wasser gestiegen war, und suchte mir dann eine Ecke im Pool, in der ich sitzen, nachdenken und trinken konnte. Ich probierte meinen Drink. Er schmeckte ganz, ganz scheußlich. Genau so wollte ich ihn haben.

~TOM~
Ich wusste überhaupt nicht was ich jetzt machen sollte. Mir war schon klar, dass ich nochmal zu Bill gehen musste...so konnte der Abend niemals für mich enden nur...ich wusste auch nicht was ich ihm sagen sollte. Sicherlich ging es ihm genauso schlecht wie mir und ich hatte das ganz bestimmt nicht beabsichtigt. Noch eine ganze Weile lang blieb ich auf der Bettkante sitzen und machte mir Gedanken über die letzten Stunden, versuchte zu verstehen was und wieso das alles passiert war. Ich versuchte meine Gefühle zu ordnen und Worte zu sammeln mit denen ich Bill erklären konnte was ich fühlte und wie es mir dabei ging. Doch als mir klar wurde, dass es vergeblich war mir irgendetwas zurecht zu legen, stand ich einfach auf und begab mich auf den Weg zu Bills Zimmer.
Leise klopfte ich an die Tür und merkte dabei, dass mein Herz noch lauter klopfte, als ich es getan hatte...oh man, wo sollte dieser Tag noch hinführen. Ich war fast so aufgeregt wie in der Minute, als sich unsere Lippen das erste Mal berührt hatten heute...nur war es jetzt voller Schmerz und Unwohlsein. Bill gab keine Antwort...nichts tat sich. Wollte er mich nicht sehen? Sollte ich zurück gehen...ihn in Ruhe lassen?
Nach kurzem Überlegen war mir klar, dass ich auf jeden Fall jetzt mit ihm sprechen musste, also öffnete ich einfach seine Tür...er kam schließlich auch meistens einfach bei mir herein...und ich tat es sonst auch, wenn ich nicht gerade vorsichtig war, weil ich mich in ihn verliebt hatte und alles durcheinander lief...uff.
Niemand da. Entschlossen ihn so schnell wie möglich zu finden lief ich los und überlegte dabei wo ich ihn finden könnte. Erst dachte ich vielleicht draußen....dort wo wir...nein, ich versuchte mein Glück in der Bar, aber auch dort fand ich ihn nicht. Mir würde also nichts anderes übrig bleiben, als jedes Zimmer abzusuchen und ich machte mich sofort daran jede Tür zu öffnen.

~Bill~
Mein Drink war zwar wirklich furchtbar, aber er verfehlte seine Wirkung immerhin nicht und stieg mir gedankendämpfend zu Kopf. Das war auch ganz gut so, denn ich hatte keine Lust, noch mal aus dem Wasser zu steigen, um mir noch einen ekeligen Cocktail zu mixen. Ich hatte überhaupt keine Lust, mich zu bewegen... und zu denken hatte ich erst recht keine Lust, doch das konnte ich mir leider nicht aussuchen... noch nicht mal worüber ich nachdenken wollte, konnte ich selbst entscheiden, selbst, wenn ich es versuchte. Tom, Tom und noch mal Tom. Etwas Anderes hatte weder Platz in meinen Gedanken noch in meinem Herzen. Seufzend griff ich erneut nach meinem Glas. Es war nur noch etwa ein Viertel der matschfarbenen Flüssigkeit darin... das war auch irgendwie unbefriedigend.

~TOM~
Irgendwann fand ich ihn und fühlte eine Art Erleichterung. Zum Einen weil ich keine Lust mehr hatte nach ihm zu suchen und zum Anderen, weil ich jetzt irgendwie seine Nähe brauchte. Egal was jetzt passieren würde, es war in diesem Moment einfach nur schön ihn zu sehen. Ich zog mein Shirt und die Jeans ebenso nebenbei aus, wie ich mir die Sachen vorhin übergezogen hatte und begab mich in Boxershorts an den Pool. Leise setzte ich mich neben ihn an den Rand und sagte genauso wenig etwas wie Bill....ich war mir aber Sicher, dass er mich bemerkt hatte. Wir sahen uns nicht an und blieben eine ganze Weile still, bis ich es dann doch geschafft hatte ein paar Worte in meinem Kopf zu sortieren. "Eigentlich ist das genau das was ich vorhin gemeint hatte...das ist meine Angst. Merkst du wie kompliziert es plötzlich zwischen uns ist? Das ist kein gewöhnlicher Streit zwischen uns...wir verletzten uns mehr, als wir es jemals als Brüder getan haben. Wir kennen uns vielleicht besser als es zwei Menschen normalerweise tun, aber macht es das einfacher? Das was wir jetzt so plötzlich fühlen...ich halte das einfach für gefährlich....gefährlich für uns. Ist es zu spät bevor es überhaupt begonnen hat? Ich bin zeimlich durcheinander...und ich wollte dir niemals weh tun." Meine Stimme versagte ein paar Mal und ich wusste am Ende nicht mehr wirklich womit ich begonnen hatte...mein Kopf war so irre mit allem gefüllt ich endete seufzend und sah auf das klare Wasser vor mir.

~Bill~
Im Gegensatz zu Tom, fehlten mir gerade ziemlich die Worte. Mein Groll auf ihn war schon längst Geschichte, dafür war mir die Problematik unserer plötzlich auch körperlichen Verbindung in der Zeit, in der ich hier nachgedacht hatte, viel deutlicher geworden, als ich es in Toms Armen vorher vermutet hatte, und mir war dabei ein gravierender Unterschied zwischen ihm und mir aufgefallen, aber mein Kopf war noch nicht imstande, das jetzt auch irgendwie verständlich auszudrücken. "Ich glaube, inzwischen bin ich auch durcheinander", hatte ich mich jetzt langsam dem Zustand angeschlossen, dem Tom offenbar schon viel früher beigetreten war. "... und ich wollte dir auch nicht weh tun", sah ich ihn nun an und reckte ihm mein Glas entgegen. "Hier... willst du meinen letzten Schluck Matsch?" bot ich ihm meinen Restdrink als Friedenspfeife an. "Ekelig, aber hilfreich", beschrieb ich mit zwei Worten noch schnell die Eigenschaften meiner Mixtur.

~TOM~
Etwas zögernd nahm ich ihm das Glas aus der Hand. Das Zeug sah nicht so aus, als sollte ich vorm Trinken daran riechen, also legte ich es direkt an meine Lippen und lehrte es so schnell es ging. "Igitt...wüäh" schüttelte sich mein ganzer Körper. "Wie scheußlich!" Ich stellte das leere Glas auf den Beckenrand und rutschte ins Wasser, um mich neben ihn zu setzten. "Wir bräuchten eine Sortiermaschiene, hm?" stubste ich liebevoll gegen seinen Arm. "Ich hab keinen Plan was wir jetzt machen sollen...Sowas kann auch echt nur uns passieren!"

~Bill~
"Vielleicht sollten wir das Ganze mal sachlich betrachten", sagte ich ernst, doch als ich mich selbst diesen Satz sagen hörte, musste ich plötzlich darüber loslachen, dass gerade ich das gesagt hatte... ich... der Gefühlsmensch, der von Sachlichkeit so weit entfernt war, wie die Sonne von der Erde, deshalb korrigierte ich mich kichernd. "Ich meine... vielleicht solltest DU das Ganze mal sachlich betrachten." Irgendwie tat es mir schon gut, dass Tom einfach hier bei mir war, doch bei der Frage, die ich an meinen Zwilling hatte, wurde ich wieder ernst. "Wenn du jetzt entscheiden könntest... mit allem, was jetzt ist... würdest du den Tag rückgängig machen wollen?" wollte ich von ihm eine ehrliche Antwort hören.

~TOM~
"Nein", kam es direkt aus meinem Bauch noch bevor mein Kopf sich überhaupt einschalten konnte, doch auch der kam zu dem selben Ergebnis. "Nein, auch wenn ich noch so sehr Angst habe meinen Bruder zu verlieren...ich glaub ich habe heute das Schönste erlebt...gefühlt, was es je in meinem Leben gegeben hat. Ich....ich denke...also...ich fühl ganz schön viel für dich... Und du? Bereust du es?" Ich hätte gern noch mehr Fragen hinterher geschickt, aber dafür musste Zeit sein. Ich wollte Bill nicht noch mehr verwirren.

~Bill~
Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein... überhaupt nicht", antwortete ich, erleichtert darüber, dass es für Tom nicht anders war und nahm seine Hand, verschlang meine Finger mit seinen. "Es ist komisch... aber ich glaube, ich habe dich schon immer so geliebt. Auch wenn das alles total neu ist... so richtig neu fühlt sich das für mich gar nicht an... und irgendwie erstaunt es mich noch nicht mal", versuchte ich ihm zu beschreiben, was in mir vorging und worüber ich nachgedacht hatte. "Kennst du das, wenn du irgendeine Erkenntis über irgendwas hast, etwas, was dir in deinem Leben vorher noch nicht aufgegangen war... und dann geht es dir auf... und dann denkst du darüber nach und bemerkst, dass du das eigentlich schon immer wusstest, es aber irgendwie nicht wirklich in deinem Bewusstsein war? So geht es mir mit dir jetzt. Ich hab das Gefühl, es warst immer schon du, auf den ich gewartet habe."

~TOM~
Bei seiner Frage kam mir wieder in den Kopf, dass ich nie daran gedacht hatte, dass ich einen Mann anziehend finden könnte. Doch jetzt im Nachhinein war mir klar, dass es einige männliche Wesen in meinem Leben gab, die ich immer gern beoabachtet hatte und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann hatte ich dies auf eine Art getan, die so etwas wie eine Sehnsucht enthielt...schwer zu beschreiben. Aber tief in mir konnte ich jetzt erkennen was das zu bedeuten gehabt hatte und auch viele Situationen mit Bill...eigentlich ganz besonders mit ihm, ließen sich jetzt erklären. Obwohl vieles einfach so normal gewesen war und ich es immer für dieses Zwillingsding gehalten hatte...ich fühlte auch schon lange so wie ich jetzt fühlte, nur dass es heute so besonders aufgegangen war...so real wurde und irgendwie greifbar. "Du meinst die Erkenntnis darüber, warum ich deine Lippen schon immer gern angesehen habe? Zum Beispiel", fuhr ich mit der Fingersitze meiner freien Hand über seine Unterlippe, um dann direkt danach einen zaghafte Kuss auf die Stelle zu setzten. "Und jetzt genau weiß, dass ich sie schon immer küssen wollte?" berührte ich seine Lippen nocheinmal mit meinen, doch jetzt intensiver und länger.

~Bill~
Bereits die zarte Berührung seines Fingers, hatte mir wieder dieses Kribbeln eingepflanzt, das sein Kuss nur verstärkte. "Genau sowas meinte ich", nuschelte ich unter seinen Lippen, bevor ich ihnen entgegenkam. Oh... seine Küsse waren so süß, so liebevoll und gleichzeitig so vereinnehmend, doch bevor ich mich wieder kopflos ganz in meinen Gefühlen verlieren würde, löste ich mich von ihm... schließlich hatten wir heute nicht nur ein Mal erfahren, was diese Kopflosigkeit mit uns anstellen konnte. "Was ist es, das dir Angst macht?" versuchte ich herauszufinden. Mir schien, dass wir das erstmal miteinander lösen sollten, um vielleicht weiteren Konflikten vorbeugen zu können.

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