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~TOM~
„Und ich verstehe jetzt, dass du es dir für jemanden den du liebst aufheben wolltest“, sagte ich sanft. „Es ist so anders…so viel mehr irgendwie“, versuchte ich vergeblich innerlich dafür Worte zu finden und gab es letztendlich auf. „Ich mag es, wenn du so mit meinen Haaren spielst“, flüsterte ich stattdessen und begann mit meinem Finger Kreise auf seinem Bauch zu ziehen, wobei mir wieder einmal auffiel, dass meine Hände ohne Zwang gar nicht mehr von ihm lassen wollten. Niemals würde ich genug bekommen von diesem Gefühl seiner wundervollen Haut unter mir.

~Bill~
Wir lagen noch eine ganze Weile beieinander, streichelten uns, genossen uns gegenseitig. Obwohl ich Toms Gesicht nicht sehen konnte, fühlte ich das Lächeln, das seine Lippen nicht verließ. Es war so wundervoll, zu spüren, dass er genau so fühlte wie ich. Irgendwann zogen wir uns an und frühstückten ausgiebig, und dann hatte ich das Vergnügen, seine Haare kämmen zu dürfen. Ich band sie zu einem Zopf zusammen, bevor wir das Haus verließen, um endlich unsere Hochzeitsklamotten bezahlen zu gehen. Tom fuhr wieder den Wagen, was mir die Gelegenheit gab, ihn einfach ausgiebig von der Seite anzuhimmeln. Dieses Gefühl, das alles nicht fassen zu können, lag eigentlich die ganze Zeit auf mir. Irgendwie verstand ich es nicht, warum ich es jetzt nicht mehr schaffte, meinen Blick von ihm zu nehmen... von dem Menschen, dessen Gesicht ich schon mein gesamtes Leben vor mir hatte. Tom war plötzlich noch viel hübscher, als er eh schon war, und in jeder auch noch so unbeabsichtigten Regung sah ich die Erotik, die mein Zwilling ununterbrochen versprühte. Irgendwie war nichts mehr normal. So selig ich gerade war... der Gedanke ängstigte mich doch ein wenig.

~TOM~
Obwohl ich mich ziemlich auf den Verkehr konzentrieren musste, bekam ich durchaus mit, dass Bill mich fast die ganze Zeit ansah. Es war irgendwie ungewohnt so von meinem Bruder angesehen zu werden und irgendwie verunsicherte es mich seinen Blick so deutlich zu spüren. Vor allem da mir kein Freiraum blieb um sein Gesicht einzuschätzen zu können, es waren nur kurze Blicke, die mir möglich machten zu sehen was seine Augen sagten. „Was ist los?“, fragte ich deshalb irgendwann, als ich zusätzlich spüren konnte, dass sich irgendetwas veränderte und legte meine Konzentration einen Augenblick zu lange auf ihn, so dass ich scharf bremsen musste um nicht auf das plötzlich vor uns haltende Auto aufzufahren.

~Bill~
Zeitgleich mit dem Schreck, der sich mit einem kleinen Aufschrei über meinen Mund entlud, stieß mein Körper eine Ladung Adrenalin aus, das all meine Muskeln in Hochspannung versetzte. "Uff... das war knapp", keuchte ich, als Tom den Wagen zum Stehen gebracht hatte und das Geräusch und Gefühl von zerberstendem Blech ausblieb. Mein Herz schlug drei Mal so schnell wie sonst, und bevor ich wieder richtig zu Atem kam, hatte Tom schon ein Stück zurückgesetzt und fuhr auf der linken Spur an dem stehenden Auto vorbei und sah dabei aus, als wäre gar nichts gewesen. "Wie kannst du nur so cool sein?" schnaufte ich immer noch, während er mich wieder einmal mit seiner Lockerheit in brenzligen Situationen überraschte.

~TOM~
„Wieso, is doch nix passiert“, erwiderte ich lächelnd. Natürlich hatte ich mich auch erschreckt, doch nachdem ich ein paar Meter weitergefahren war, war der Schreck bei mir schon fast wieder vergessen. Allerdings dachte ich auch nicht mehr daran, dass ich Bill eine Frage gestellt hatte. Meine Konzentration lag jetzt darauf irgendwo ein Loch für dieses Auto zu finden und verdammt…hier war nirgendwo ein freier Parkplatz in Aussicht. „So ein Mist“, schimpfte ich lauthals und drehte in einer Nebenstrasse um, um nochmals an dem Laden vorbei zu fahren.

~Bill~
Ich registrierte schmunzelnd, wie sich Toms Gelassenheit bei der Parkplatzsuche verabschiedete. Er war eben doch mein Zwilling, stellte ich dabei beruhigt fest. "Ähm... wenn ich das eben richtig gesehen hab, dann war da sowas wie eine Einfahrt," deutete mein Finger in die Richtung, in der ich meinte etwas entdeckt zu haben. "Könnte ein Parkdeck oder sowas gewesen sein. Dafür müsstest du aber noch mal wenden", duckte ich mich bereits bei meinen letzten Worten ein wenig, weil ich die nächsten Flüche aus Toms Mund erwartete.

~TOM~
„Oder so was“, äffte ich ihn lachend nach, “na du bist gut! Dafür dreh ich jetzt nicht noch mal, vielleicht ist ja doch noch was zu finden hier.“ Doch letztendlich musste ich doch noch einmal umdrehen und fuhr dann in die besagte Einfahrt, auf die mich Bill noch einmal genau hinweisen musste, weil ich nicht genau wusste wo er gemeint hatte und parkte dort das Auto. „Moah, für so etwas müsste es auf der ganzen Welt eine Art Promibonus geben. Damit der liebe Tom immer und überall einen Parkplatz zur Verfügung hat.“ Ich grinste Bill breit an, während ich auf ihn wartete und nebenbei auf den Knopf drückte, der die Zentralverriegelung aktivierte und als er bei mir ankam, legte ich liebevoll den Arm um seine Schulter.

~Bill~
Für einen brüderlichen Moment genoss ich es, wie Tom mich an sich nahm, doch schneller als mir selbst lieb war, entzog ich mich ihm wieder und lief neben ihm her, ohne ihn zu berühren. Schließlich befanden wir uns in der Öffentlichkeit, und ich wollte bestimmt nicht, dass wir noch mehr auffielen, als wir es sowieso schon taten. Das eine Mädchen auf der anderen Straßenseite sah verdächtig neugierig zu uns herüber. Wieder kamen mir Zweifel, ob es wirklich so eine gute Idee war, ohne Bodyguards hier aufzutauchen. Ich war es einfach nicht mehr gewohnt, und auf öffentlichen Straßen hatte ich einfach Angst. Automatisch beschleunigte ich meine Schritte und als wir die Ladentür erreichten, war es wie ein kleiner Etappensieg für mich, dass wir es unbeschadet bis hierher geschafft hatten. Tom hingegen wirkte schon wieder total cool. "Über Straßen laufen ist irgendwie nichts für mich", musste ich mich mitteilen, als wir hineingingen. "... absolut nichts."

~TOM~
Ich bemerkte sehr wohl, dass Bill sich mir vorschnell entzog und beobachtete ihn aufmerksam. Auf seine Aussage nickte ich nur nachdenklich und überließ ihm erst einmal das Bezahlen der Klamotten. Gedankenversunken bekam ich gar nicht mit was Bill mit der Verkäuferin sprach und ich war erst wieder im Hier und Jetzt, als mein Bruder mit einem Lächeln auf den Lippen vor mir stand. „Sorry“, lächelte ich zurück und sah mich um, so als wisse ich gar nicht mehr wo ich war. „Ich war ganz weit weg gerade und hab darüber nachgedacht wie krank wir doch eigentlich sind…hättest du das je gedacht, dass es einmal Probleme bereitet in einem fremden Land auch nur über eine Strasse zu laufen?“

~Bill~
"Früher zumindest nicht", antwortete ich. In den letzten Jahren, mit ansteigendem Erfolg war mir das natürlich immer klarer geworden... ich hatte unsere eigene Entwicklung ja schließlich mitbekommen. "Da kannst du mal sehen, wohin uns unser Freiheitsdrang geführt hat. Wir haben uns direkt in den goldenen Käfig katapultiert, unfreier, als wir es uns überhaupt vorstellen konnten", seufzte ich und reichte Tom wie nebenbei die Tüte mit unseren Klamotten, die noch von vorgestern hier rumlagen. "In unserem nächsten Leben sollten wir uns vielleicht dafür entscheiden, unbekannte Genies zu werden", schlug ich vor.

~TOM~
Genauso selbstverständlich wie mein Bruder mir die Tüte reichte nahm ich sie auch an, um fast noch im selben Moment über mich selbst den Kopf zu schütteln. Aber ich regte mich weder nach außen hin, noch in mir drinnen darüber auf und ließ es einfach so geschehen und empfand es gerade irgendwie als völlig unwichtig, dass er mich mal wieder als Träger auserkoren hatte. Auch das Gespräch über unsere Freiheit oder viel mehr Nichtfreiheit und die daraus entstandenen Ängste mussten zumindest kurz warten, denn ich fand es gerade ziemlich blöd hier im Laden stehen zu bleiben und während ich die Tür öffnete um wieder hinaus auf die Strasse zu gehen, wollte ich von Bill wissen, was wir jetzt machen wollten. „Möchtest du direkt wieder zum Auto, oder wollen wir es noch einmal wagen irgendwo hin zu gehen?“, meine Stimme klang deutlich vorsichtig.

~Bill~
"Kommt drauf an...", trat ich einen Schritt hinaus und lugte um die Ecke. Dass das komisch guckende Mädchen nicht mehr zu sehen war, empfand ich zumindest als gutes Zeichen. "Worauf hättest du denn Lust?" sah ich kurz zu meinem Zwilling, bevor ich wieder die Menschen auf der Straße beobachtete, wie sie es sonst mit mir taten.

~TOM~
„Äh…ja…Lust…“ stotterte ich verpeilt vor mich her, um festzustellen, dass ich soweit noch gar nicht gedacht hatte und…völlig ungewöhnlicher Weise war mir das eigentlich auch total egal. Ich hatte so ziemlich Lust auf alles was bedeuten würde nicht wieder eingesperrt zu sein, beziehungsweise mir so vorzukommen. „Musst du nicht noch irgendwas shoppen?“, grinste ich ihn etwas schief an…mir war klar, dass ihn mein Vorschlag jetzt ziemlich verwirren oder zumindest erstaunen würde. „Oder wir gehen halt irgendwo einen Kaffee trinken?“, bereute ich sofort meinen etwas unüberdachten Vorschlag.

~Bill~
Dass Tom als Allererstes Shoppen vorschlug, fühlte sich an wie eine Liebeserklärung, und mir wurde ganz warm ums Herz. "Okay... versuchen wir es mit Kaffee trinken", gab ich ihm meine Liebeserklärung zurück, indem ich auf die Shoppingidee noch nicht mal einging, wobei ich gestehen musste, dass mir Kaffee trinken auch harmloser und sicherer vorkam als shoppen. Am liebsten hätte ich jetzt Toms Hand genommen, aber das ging hier ja nicht. Direkt neben uns lag das Café, in dem ich vor unserer Hochzeit auf meinen Bräutigam gewartet hatte, aber da wollte ich nicht unbedingt noch mal rein. "Rechts oder links?" ließ ich Tom die Richtung entscheiden, die wir einschlagen würden und atmete noch mal tief durch. Ich musste mich innerlich auf den folgenden Straßenkampf einstellen.

~TOM~
„Komm“, forderte ich ihn sanft auf mir zu folgen und schlug aus einem Bauchgefühl heraus den rechten Weg ein in der Hoffnung, dass er es auch war und irgendwo ein kuscheliges Cafe auf uns wartete. Ich war unendlich froh, dass Bill sich gegen meinen Vorschlag entschieden hatte, obwohl ich wirklich für alles bereit gewesen wäre. Meine egoistische Ader hatte erleichtert aufgeatmet darüber, dass mir noch mehr Taschen erspart blieben. Zumindest Vorerst, vielleicht entschied Bill sich ja nach dem Kaffee noch zu dergleichen und ich würde auch dann noch dazu bereit sein. „Vertrau mir Bruderherz…es wird uns nichts passieren“, versuchte ich ihm Mut zu geben, weil seine Unsicherheit fast unerträglich spürbar war und ich konnte mich nur schwer zurückhalten ihn an mich zu ziehen. „Versuch mal die Freiheit zu spüren….sie liegt hier in der Luft…atme mal tief ein“, flüsterte ich ihm mit kleinen Pausen dazwischen zu.

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