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~Bill~
Freiheit... das war nur eine Illusion, aber das sagte ich Tom nicht. Wenn er es gerade so empfand, war ich sicherlich der Letzte, der ihm dieses Gefühl nehmen wollte. So oft ich auch tief einatmete... von Freiheit spürte ich nichts. Dazu waren viel zu viele Menschen hier, und Menschen waren an sich schon eine Bedrohung. Ich konnte mich einfach nicht entspannen, aber es ging mir sofort ein wenig besser, als Tom mich plötzlich zur Seite in ein kleines Café zog, das mir gar nicht aufgefallen war. In geschlossenen Räumen war es irgendwie erträglicher. Wir fanden einen Platz in einer Ecke, was mir ausgesprochen gut gefiel... genauso wie die Inneneinrichtung, wie mir jetzt, da meine Angst mich schleichend verließ, auch auffiel. "Das ist ja echt gemütlich hier. Wenn jetzt noch der Kaffee schmeckt, könnte ich glatt anfangen, mich wohl zu fühlen." Ich spürte, wie die Anspannung aus mir wich und ich endlich wieder Augen für meinen Bruder fand, anstatt nur auf der Hut vor anderen zu sein.

~TOM~
Oh man, ich seufzte immer wieder unmerklich in mich hinein. Ich hatte gehofft, dass uns dieser Urlaub mehr bringen würde…okay, jetzt musste mein Innerstes tatsächlich schmunzeln, irrsinnig viel hatte dieser Urlaub gebracht und Dinge, die ich niemals für möglich gehalten hätte…aber das meinte ich jetzt nicht, es ging nicht darum, es ging darum, dass nicht viel Erholung für uns heraussprang so im Endeffekt und für Bill, der sich nicht wirklich entspannen konnte würde wohl noch weniger nachhaltiges herausspringen, als für mich. Eine kleine Weile tat er mir Leid…nee, das war nicht der richtige Ausdruck, er tat mir nie Leid…ich fühlte mit ihm. Auch wenn ich mich hier in der Stadt wesentlich freier fühlte, als sonst irgendwo, so wusste ich doch ganz genau wie es ihm gerade ging.
Die Kellnerin, die an unseren Tisch kam und uns freundlich anlächelte, riss mich aus meinen Gedanken und meine Augen blieben an ihr hängen, während ich zurücklächelnd zwei Kaffee für mich und Bill bestellte.

~Bill~
"Ist dir eigentlich bewusst, dass du eigentlich immer, wenn du mit Frauen sprichst, so aussiehst, als würdest du flirten?" fiel mir heute besonders auf. Selbst wenn er in einem intensiven Gespräch mit einem Mann war, sah es so aus, aber das brauchte ich ihm ja nun nicht unbedingt unter die Nase reiben. Diese Ausstrahlung im Kontakt mit Menschen sah man bei wenigen so deutlich wie bei Tom. Das war einer der Punkte, in dem ich ihn schon immer besonders fand... und neuerdings gab es noch ein paar Punkte mehr, die ihn für mich besonders machten... hach. Mir wurde gerade wieder so bewusst, dass ich nun tatsächlich in ihm meine große Liebe gefunden hatte. Das war so merkwürdig und gleichzeitig einfach nur logisch. Wer außer ihm hätte es denn sonst sein können?

~TOM~
„Flirten?“, ich tat unschuldig und so als ob ich gar nicht wüsste was das war, verdrehte dann aber die Augen und wusste selbst nicht, ob das mir selbst galt, oder meinem Gegenüber. Mir, weil ich so blöd tat und ihm, weil es völliger Blödsinn war. Daran mit irgendwem zu flirten dachte ich gerade wohl als letztes…wenn es nicht gerade er war. Der Gedanke ans Flirten…mit meinem eigenen Bruder ließ mich schmunzeln. Wie bescheuert eigentlich, aber…unsere brüderlichen Flirts hat es schon immer gegeben und ich fragte mich, ob das nur bei uns so war, oder ging es auch bei anderen Brüdern so zu? „Das täuscht“, wusste ich nichts anderes darauf zu sagen und griff unter dem Tisch verborgen nach seiner Hand. Ich hätte gern mit ihm über meine Gedanken gesprochen, aber leider war es nicht gerade ein Thema über das sich hier im Cafe locker quatschen ließ.

~Bill~
"Ja, ich weiß... aber es sieht trotzdem so aus", lächelte ich und streichelte sanft über die zärtlichen Finger, die meine so aufregend berührten. Er schaffte es so sehr, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, dass sich fast all meine Anspannung löste, und als die Bedienung den Kaffee brachte, schaffte ich es sogar, ihr auch ein offenes Lächeln zu schenken. "Ich überlege, mir ein neues Tattoo stechen zu lassen", weihte ich Tom nach ein paar Schlucken des guttuenden Getränks in meine Gedanken ein. "Etwas, was eine ganz spezielle Liebe symbolisiert." Ich blieb vage, weil ich selbst noch nicht schlüssig war, was, wie oder wo genau, aber für mich hatte gerade ein ganz gravierender, neuer Lebensabschnitt angefangen. Sowas musste ich irgendwie kennzeichnen.

~TOM~
„Darf ich dabei sein, wenn du es dir stechen lässt?“, sprach ich meinen ersten Gedanken sofort aus, realisierte dann aber was er eben gesagt hatte. „Du willst unsere Liebe…also…meinst du uns beide und was…was willst du denn da für ein Symbol machen?“, ich stotterte mehr als dass ich sprach, mein Gehirn hatte noch nicht wirklich gecheckt wie es Bills Idee finden und was es davon halten sollte. Ein wenig entsetzte es mich, doch ich wusste nicht annährend warum das so war und versuchte es zu verbergen, obwohl mich mein Stottern längst verraten hatte. „Erzähl mir mehr davon“, forderte ich ihn einfach auf und trank dann erstmal vorsichtig einen Schluck des heißen Kaffees…zumindest war er mir zu heiß, deswegen hatte ich meinen bislang noch nicht angerührt.

~Bill~
Ich musste über die verschiedenen Gefühlsregungen, die sich in Toms Stimme und seinen Augen widerspiegelten, schmunzeln. Ich wusste ja, dass er kein großer Fan von Tattoos war, trotzdem war ihm anzumerken, dass ihn daran jetzt doch etwas reizte. Das gefiel mir. "Ich kann dir noch nicht mehr erzählen. Du bist sozusagen bei der Geburtsstunde meiner Gedanken dabei. Ich hab noch gar nichts Konkretes im Kopf, nur, dass es an eine Stelle muss, die außer dir niemand sieht. Und es sollte etwas sein, das nur wir beide verstehen können... falls es doch mal irgendwer unbeabsichtigt sieht", überlegte ich während des Sprechens weiter.

~TOM~
„Also ich hätte da keine Idee“, gab ich gleich zur Kenntnis um Bill nicht die Hoffnung zu geben, dass er von mir irgendeinen Anstoß geliefert bekam. Selbst wenn ich irgendeine Idee dazu gehabt hätte, ich wollte nicht Schuld sein an irgendetwas das Bills Körper zierte. Seine Tattoos waren seine Sache. Ich mochte sie zwar eigentlich, aber ich würde auch nie etwas damit zu tun haben wollen, nicht einmal indirekt. Irgendwie hatte ich es bei seiner Idee aber von Vornherein schon, zumindest indirekt, wahrscheinlich löste das auch mein Entsetzten darüber aus. Trotzdem reizte mich der Gedanke dabei sein zu können wenn er sich etwas stechen ließ.

~Bill~
"Vielleicht lasse ich mir noch ein paar kleinere Sterne von meinen Großen aus runter über meine Leiste stechen und lege darunter unsere Anfangsbuchstaben, die so miteinander verschlungen sind, dass sie für andere einfach wie ein verschnörkelter Hintergrund aussehen", ging ich gar nicht auf Tom ein, von dem ich eh keine Vorschläge erwartet hatte, außerdem gefiel mir mein eigener Einfall gerade gar nicht so schlecht. Mir reichte es völlig, dass Tom hier gerade saß, damit ich meine Gedanken mit ihm teilen konnte, und da ich das, was ich in meinem Kopf sah, nicht richtig beschreiben konnte, zog ich nach langer Sucherei einen Stift aus den Tiefen meiner Tasche und malte eine ungefähre Skizze meiner Vorstellung auf eine Serviette. Ich wollte sie ihm gerade richtig erklären, als plötzlich eine Gruppe Mädchen miteinander tuschelnd das Café betrat. Es vielleicht sechs oder sieben. Ich zählte nicht, aber mich beunruhigte sofort, dass das eine Mädchen dabei war, das ich bereits gesehen hatte, nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen waren. Noch während ich unter dem Tisch nach Toms Bein trat und seinen Namen dabei warnend aussprach, entdeckten sie uns... und steuerten schamlos direkt auf uns zu. Panik stieg in mir auf.

~TOM~
Im ersten Moment wollte ich Bill anfahren, empört darüber, dass er mich getreten hatte. Weil ich es darauf schob, dass er mehr Aufmerksamkeit verlangte, ehrlich gesagt waren meine Gedanken nämlich gerade dabei gewesen völlig abzuschweifen. Doch als ich aufblickte sah ich ihn neben mich starren, direkt an mir vorbei und ich folgte seinem Blick um direkt in die Augen eines Mädchens zu sehen. Freundlich und etwas schüchtern fragte sie nach einem Autogramm und ich sah die neugierigen Blicke der anderen Mädchen hinter ihr, doch bevor ich mich auf irgendetwas von ihnen konzentrieren konnte, schaute ich prüfend zurück zu meinem Bruder. Panik war in seinen Augen zu erkennen und ich sah, dass er kurz davor war aufzustehen und fortzulaufen. Keine Ahnung ob er es wirklich tun würde, aber den Wunsch dazu las ich ganz deutlich. In Sekundenschnelle musste mir etwas einfallen um dies zu verhindern…es würde im Chaos enden und ich betete, das meine Worte, die ich leise und ruhig an das Mädchen wendete auch Bill irgendwie beruhigen würde. Hier gab es nur diese paar Mädchen und keine Fanmassen die hinter ihnen auftauchen konnten und ich hoffte, dass auch er das erkannte. „Klar kriegt ihr das…auch wenn wir ganz privat hier sind…für unsere Fans haben wir doch immer Zeit“, ich schenkte ihr ein breites Lächeln und zog Bill seinen Stift aus den Fingern. „Wohin denn?“ sah ich zu ihr zurück, aber nicht ohne vorher schnell einen warnenden Blick bei meinem Bruder zu hinterlassen.

~Bill~
Mir war es unbegreiflich, wie Tom so ruhig bleiben konnte. Ich selbst fühlte mich wie erstarrt. Am liebsten hätte ich meine Sonnenbrille aus meiner Tasche gekramt und sie schnell aufgesetzt, aber das würde jetzt wahrscheinlich noch schräger wirken, als ich es wahrscheinlich sowieso schon tat. Fragen wie 'was, wenn sie nicht gleich wieder weggehen?' oder 'was tun wir, wenn sie uns folgen... wenn sie rausfinden, wo wir uns aufhalten?' schossen beängstigend durch meinen Kopf. Ich war schlichtweg überfordert ohne unsere Aufpasser. Plötzlich sprach das Mädchen mich auch an. Ich brachte kein einziges Wort heraus und schaffte es auch nicht, sie länger als einen Bruchteil eines Moments anzusehen, und nachdem Tom mir einen Stift in die Hand gedrückt hatte, kritzelte ich wie automatisiert irgendetwas damit auf irgendetwas. Ich hätte noch nicht mal sagen können, worauf ich nun unterschrieben hatte... wenn man das so nennen konnte. Scheiße. Ich wollte hier weg.

~TOM~
Das hier war eigentlich reine Routine und genauso verhielt ich mich auch, unterschrieb routiniert alles was mir hingehalten wurde, nur dass ich noch nie so gebetet hatte, dass die ungebetene Autogrammstunde vorbei war. Ich hoffte darauf, dass diese Mädchen hier von selbst ein Ende fanden…an etwas anderes wollte ich jetzt auch gar nicht denken, allein schon weil es nichts genützt hätte, wenn auch ich noch der Panik verfallen wäre. Es war schon schlimm genug zu sehen was sich hinter Bills Augen abspielte. Auch hier war er professionell genug, dass niemand etwas gemerkt hätte von seiner inneren Angst, doch mir blieb es natürlich nicht verborgen. Es gelang mir keinerlei Furcht zu empfinden indem ich mir immer wieder sagte, dass wir es schließlich locker mit sechs Mädchen aufnehmen konnten wenn wir zusammen hielten und es hier so gut wie unmöglich war, dass noch mehr von ihnen auftauchten. Und ich atmete doch erleichtert aus, als die Meute irgendwann befriedigt scheinend abzog, wenn sie auch eine scheinbare Ewigkeit brauchten um letztendlich durch die Tür zu verschwinden, weil sich jede von ihnen immer wieder zu uns umdrehte.

~Bill~
Als die Tür sich hinter den Mädchen schloss, war ich zumindest schon mal halb erleichtert... und dankbar. "Du bist der Allerbeste", stieß ich meine Dankbarkeit aus. "Der Allerallerbeste." Das Problem, das ich jetzt hatte... nun wollte ich hier weg, aber hier raus traute ich mich auch nicht mehr. "Ob es hier wohl eine Hintertür gibt?" überlegte ich.

~TOM~
Ein klassisches „Hä?“ zog sich durch meine Miene und ich sah Bill fragend an. „Warum willst du eine Hintertür?“, mir wurde aber sofort klar, dass meine Frage dumm war und ich sie anders formulieren musste. „Ich meine was nützt die, wir müssen doch sowieso zum Auto und wir trinken doch wohl noch den Kaffee aus…Bill, hier kommen nicht mehr von denen…oh man…“ Ich wusste, dass es keinen Sinn machte zu reden und dass wir nicht hier blieben, also brach ich ab und trank so schnell ich konnte den letzten Kaffee, bevor ich jetzt fragte was ich eben so gar nicht verstanden hatte und dabei nach der Kellnerin Ausschau hielt um sie zu uns zu winken. „Und wieso bin ich der Allerbeste?“

~Bill~
"Na, weil du da bist und das tust, was ich nicht kann. Ich weiß nicht, was ich eben ohne dich getan hätte." Mein Herz klopfte ja jetzt noch schneller, als es eigentlich sollte. "Vielleicht sollten wir einfach aus der Stadt rausfahren... ganz weit in die Wüste hinein, wo niemand ist", sprach ich das aus, was mir gerade in den Kopf kam. Nach diesem Erlebnis gerade war mein eigentlich kaum vorhandener Durst nach Öffentlichkeit bereits wieder gestillt. Ich war einfach nicht für die normale Welt geschaffen.

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