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~Bill~
"Ich glaube, das Kleid ist in Ordnung. Nur hier oben muss es irgendwie noch enger," zupfte ich an dem zu weiten Stoff herum. Netterweise holte unsere Verkäuferin ein paar Sicherheitsnadeln und steckte mir das Kleid so ab, dass es mir am Ende fast wie angegossen passte. Um dieser Schlichtheit etwas entgegenzusetzen, nahm ich noch eine weiße Federboa dazu, die ich mir über meine Oberarme warf. Auf das blaue Strumpfband verzichtete ich, da ich ebenfalls auf die Strümpfe verzichtete. Als ich mich im Spiegel betrachtete, musste ich wieder lachen. "Wenn das mit der Musik nicht mehr läuft, dann werde ich Drag-Queen," erkannte ich mein Potential als Frau, und hätte ich es selbst nicht besser gewusst, hätte ich glatt auf meinen Anblick reinfallen können. "Was ist denn nun die Überraschung?" hakte ich neugierig nach, nachdem ich beschlossen hatte, das Kleid direkt anzubehalten.
Antworten
~TOM~
"Siehst du gleich...aber ich muss dich einen Moment allein lassen." sagte ich, als wir auf die Strasse traten. "Meinst du du packst das hier allein einen Kaffee zu trinken?" fragte ich und zeigte auf das kleine Kaffee, dass mir beim Hergehen direkt aufgefallen war. Und das, obwohl es gar nicht auffällig wirkte, aber ich hatte durch das kleine Fenster geschaut und mir hatte sofort die Gemütlichkeit gefallen, die der Anblick der Tische und Stühle ausstrahlte. Es wirkte alles ziemlich dunkel und klein und doch hatte es irgendetwas.
~Bill~
Ich spürte, wie mir die Farbe aus meinem Gesicht wich. Wusste Tom, worum er mich da bat? Ich sollte mich allein, bekleidet mit einem Brautkleid, hier mitten in dieser riesigen Stadt in ein Café setzen, und wir hatten noch nicht mal unsere Handys dabei. Der hatte sie ja wohl nicht mehr alle. Ich schluckte, bevor ich antwortete. "Bitte beeil dich," krächzte ich und beeilte mich selbst, zur Tür des Café's zu gehen. Wenn nicht sofort, dann würde ich Tom nachlaufen, um hier nicht ohne ihn allein sein zu müssen. Ich setzte mich in die hinterste Ecke des Raumes und betete, dass Tom wirklich nicht länger als einen Kaffee brauchen würde.
~TOM~
In diesem Moment war ich wirklich froh darüber, dass mir auf dem Weg zu dem Laden all das begegnet war, was ich für meinen Plan benötigte und dass es mir komischer Weise aufgefallen war. Ich wusste, dass ich mich beeilen musste um meinem Bruder nicht noch mehr anzutun, als ich es jetzt schon mit meinem Weggang tat. So bedacht darauf keine Zeit zu verschwenden bemerkte ich erst, als ich wieder vor dem Kaffee stand, dass meine Gefühle zu meinem Vorhaben gar nicht so waren, wie ich es erwartet hatte. Sollte ich nicht eigentlich zumindest innerlich schmunzeln? Nicht mal auf diese Weise kam ein amüsiertes Gefühl auf...ich war einfach nur aufgeregt. Am liebste hätte ich meine Besorgungen irgendwo entsorgt und all das vergessen, doch ich hatte Bill eine Überraschung angekündigt und das gab mir den Antrieb das auch durchzuziehen. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich es über mich brachte die Tür zum Kaffee zu öffnen.
Relativ schnell entdeckte ich meinen Bruder in einer extrem dunklen Ecke. Ohne weiter nachzudenken schritt ich mit der roten Rose in der Hand auf ihn zu und kniete übertrieben vor ihm nieder, während ich die Schachtel mit den silbernen Ringen öffnete...was gar nicht so einfach war mit einer Hand. "Willst du mich heiraten?"
~Bill~
Bis eben, bevor Tom das Café wieder betreten hatte, war mir vor lauter Nervosität mein Puls fast zersprungen... jetzt, wo er vor mir kniete, blieb mir mein Herz stehen. Sein Antrag wirkte so verdammt echt, dass es mir den Hals zuschnürte, weil er mich gefühlsmäßig so zu fassen bekam, wie ich es nicht erwartet hätte. Tom... seine Tonfall... die Rose... die Ringe... ich war gerührt bis zum Anschlag und kämpfte mit den Tränen... oh mein Gott. "Ja," bekam ich beinahe ohne Stimme irgendwie heraus und begriff überhaupt nicht, wie die Rose plötzlich in meine Hand gekommen war. Irgendwie hatte ich für einen Moment das Gefühl, in ein Märchen hineingeworfen worden zu sein, und erst, als ich Toms Atem ganz nah an meinen Lippen fühlte, wurde mir bewusst, dass ich gerade kurz davor war, ihn zu küssen... anders als sonst. Erschrocken über mich selbst zog ich schnell meinen Kopf zurück, und mein Mund erlebte ein verlegenes Lächeln. "Oh Gott... komm hoch," bat ich Tom, weil es mir unangenehm wurde, dass er so vor mir kniete.
~TOM~
"Äh...ja" kam es aus meinem trockenen Mund, aber ich machte keine Anstallten mich zu erheben. Irgendwie traute ich mich nicht, meine Beine fühlten sich so komisch an und im Ganzen zog so ein unangenehmes Gefühl durch mich hindurch. Ich konnte nicht einschätzen was Bill dachte...so überhaupt nicht. So wenig, wie ich es kaum kannte. Wo war unsere Zwillingsverbindung hin...sie erschien mir in diesem Augenblick so wenig vorhanden wie noch nie und das gab mir so ein komisches einsames Gefühl. Hatte ich wirklich so sehr übertrieben...aber es passte doch und ich hatte es witzig gemeint...logischer Weise. Doch ich fragte mich, wo war der Spaß hin? Warum lachte Bill nicht und warum reagierte er so komisch. War ich zu lang weg gewesen? Ging es ihm schlecht? Es brachte nichts weiter darüber nachzudenken und außerdem musste ich irgendetwas gegen meinen Zustand, den ich mir nicht erklären konnte unternehmen. Erstmal aufstehen...mühsam zog ich mich am Tisch hoch und setzte mich sofort auf den Stuhl, während ich die Schachtel mit den Ringen unbeachtet auf den Tisch legte. "Es tut mir Leid, dass ich so lang weg war." sagte ich schuldbewusst und zwang mich meinen Bruder anzusehen. Ich hätte gern mehr gesagt, doch ich wusste nicht was.
~Bill~
In diesem Moment war ich echt froh, dass ich Sekt anstatt Kaffee bestellt hatte. Ich trank erstmal einen Schluck und schob Tom das Glas rüber. Der sah so aus, als könnte er das auch gebrauchen. Meine Gefühle auf diesen Heiratsantrag verwirrten mich noch immer. Das lag bestimmt an diesem Kleid, das ich trug, versuchte ich mir einzubilden, doch wusste ich nicht, was ich jetzt dazu sagen sollte, deshalb erzählte ich Tom erstmal, was mir in der Zeit, als er unterwegs war, passiert war. "Ich saß hier kaum eine Minute, da hat mich der Typ da drüben..." Ich zeigte auf den einzigen Mann, der an der Theke saß. "... schon angemacht," berichtete ich ihm den Schockmoment der letzten Minuten. "Zum Glück war der höflich dabei und hat sich genau so höflich wieder verzogen, als ich ihm einen Korb gegeben hab," erzählte ich ihm nätürlich auch vom guten Ausgang der Geschichte, und musste irgendwie auch schon darüber schmunzeln, denn das war tatsächlich zwar beängstigend, aber auch schmeichelhaft gewesen. Das musste ich schon eingestehen. "Ich kann mich also sehr gut selbst verteidigen," sagte ich mit einer gewissen Portion Stolz auf mich selbst, dass ich die Situation so gemeistert hatte, auch wenn mir die Zeit ohne Tom wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Die Ablenkung auf dieses Thema half mir tatsächlich, meine Verwirrung wieder in den Griff zu bekommen.
~TOM~
Es verwirrte mich noch ein Stück mehr, dass es nicht die Situation, hier allein zu sein, gewesen zu sein schien, die Bills Verhalten ausgemacht hatte. Es war mir klar, dass es trotz seiner Worte nicht einfach für ihn gewesen war hier zu warten und doch hatte ich den Anschein, dass es nicht der Grund für seine Verwirrung des letzten Moments war, die von ihm ausgegangen war. War es tatsächlich dieser blöde Heiratsantrag, der ihn aus der Bahn geworfen hatte? Oh Gott, ich hatte aber auch manchmal bescheuerte Ideen. Ich wusste doch, dass mein Bruder sich oft einsam fühlte und dass er sich oft wünschte in Romantik zu schwimmen. Mit Sicherheit hatte ich seine Sehnsüchte erweckt und ihn hineingeworfen in etwas, dass er sich ganz bestimmt nicht von mir erhoffte. Wie konnte ich nur so unsensibel sein. Ich schämte mich dafür und wollte mich gerade bei ihm entschuldigen, als mir etwas auffiel, was mir unweigerlich ein Lächeln entlockte. „Kann es sein, dass dem Kerl vielleicht auffiel was für Schuhe unter deinem Kleid hervorschauen?“ zeigte ich schmunzelnd auf seine Füße.
~Bill~
Ich folgte Toms Blick und streckte einen Fuß nach vorn. "Meine Stiefel meinst du? Die passen doch ganz hervorragend zu dem Kleid," sah ich kichernd zu Tom zurück. "Außerdem sieht man die gar nicht... zumindest wenn ich stehe." Ich mochte Toms Lächeln, das er mir gerade zeigte. "Willst du auch noch was trinken oder sollen wir gleich weiter?" wollte ich wissen, ob er schon einen Plan hatte.
~TOM~
"Lass uns gleich weiter und nach was passendem für mich gucken." entschied ich mich dafür dieses Kaffee so schnell wie möglich zu verlassen und ließ die Ringe in meiner Hosentasche verschwinden. Irgendwie lag ein schweres Gefühl auf mir, an dem auch mein Lächeln nichts ändern konnte, dass dann auch wieder verschwand, als wir den Laden verließen.
~Bill~
Auf den paar Metern zurück zu dem Geschäft, aus dem wir vorher gekommen waren, konnte ich spüren, dass ich Tom den Spaß an unserer Aktion genommen hatte, deshalb fasste ich seine Hand und hielt ihn zurück, bevor wir erneut durch die Tür traten. "Tom... warte... ich muss dir noch was sagen." Ich hatte das Gefühl, ihm eine Erklärung zu schulden. "Eben... da drin..." deutete ich zurück in Richtung Café. "... das war... das war das Romantischste, was jemals jemand mit mir gemacht hat. Ich wollte nicht anfangen zu heulen... ich war viel zu gerührt," gab ich zu. "Danke, dass du sowas für mich tust. Du bist echt der beste Bruder der Welt," musste ich einfach loswerden. "Ich möchte dich jetzt noch viel mehr heiraten, als sowieso schon," lächelte ich ihn an. "Willst du auch noch?"
~TOM~
"Du willst mich jetzt noch viel mehr heiraten?" Jetzt nochmehr verwirrt sah ich ihm in seine Augen. "Ich dachte, dass es dich verletzt hat....ich meine...so etwas will man doch nicht...ich habe es übertrieben Bill...ich wollte dich nicht...ach Scheiße man, es tut mir Leid...ganz bestimmt wollte ich dich nicht zum Weinen bringen...es sollte lustig sein...und gleichzeitig...man...lass uns das einfach vergessen, ja?...Lass uns einfach einen ganz unpassenden, passenden Anzug für mich aussuchen und dann ziehen wir diese verrückte, durchgeknallte Aktion durch." Ich boxte ihm freundschaftlich auf die Schulter und lächelte ihn kurz an, bevor ich ihn mit mir in das Geschäft zog. Ich wollte jetzt gar nicht mehr an eben denken...ich wollte einfach nur, dass der Spaß an der Sache zurück kehrte.
~Bill~
Ich wusste zwar, dass Tom gern das Thema wechseln wollte, doch so, wie er das gerade gesagt hatte, stimmte das einfach nicht. "Du hast überhaupt keinen Grund dich zu entschuldigen. Du hast mich nicht verletzt," sagte ich deshalb mit Bestimmtheit, während ich ihm quer durch den Laden hinterherlief. "Ich fand's toll, Tom. Du weißt doch, dass ich auf sowas stehe." Irgendwie konnte ich gar nicht verstehen, warum er seinen Antrag jetzt so negativ sah. Dann sprang mir etwas ins Auge, was mich spontan von dem, worum es gerade ging, ablenkte. "Oh... guck mal hier," blieb ich stehen. "Ein Frack wäre doch für dich das absolut Passende," fasste ich den Stoff des guten Stückes an. "Dazu passt auch super ein Zylinder," schmunzelte ich vorfreudig. Ich war schon so gespannt, wie mein Zwilling nachher aussehen würde.
~TOM~
Meinen Bruder breit angrinsend, nahm ich ihm das Kleidungsstück aus der Hand ab, das er mir mittlerweile auffordernd hin hielt. Okay, ich gab mir selbst gegenüber zu, dass ich dieses Teil direkt schon aus Dankbarkeit anprobiert hätte, weil es Bill vom Thema ablenkte. Ich wollte einfach nicht mehr über diesen Antrag nachdenken, sondern jetzt einfach wieder Spaß haben. Doch andererseits musste ich auch ehrlich sagen, dass ich selbst schon an einen Frack gedacht hatte. Ich grinste noch breiter...war ja klar, dass Bill direkt nach sowas griff. Wenn es darum ging aus dem Rahmen zu fallen, dann hatten wir schon meist den selben Geschmack. "Und?" fragte ich, mich vor ihm drehend, als ich den Frack einfach so über mein T´shirt gezogen hatte.
~Bill~
Toms T-Shirt quoll an seiner Brust und unten zusammengeknäult hervor... und dann diese viel zu weite Hose dazu... das war sowas von Stilbruch, dass es weh tat. Oh Gott... dieses Bild würde ich nie wieder aus meinem Kopf bekommen. "Du siehst aus wie ein Clown in einem viel zu kleinen Frack", prustete ich los und verlor dabei fast meine Federboa, die ich gerade noch so zu fassen bekam. Ich packte Tom am Arm und zog ihn mit zu den Hosen, von denen ich ihm ein paar vor den Körper hielt. "Probier die," drückte ich ihm das perfekte Gegenstück zu dem Frack in die Hand und schob ihn in eine der Umkleidekabinen. "Ich hol dir noch ein Hemd," sagte ich, während ich den Vorhang von außen wieder zuzog, und machte mich auf Hemdsuche. Als ich es gefunden hatte, gab ich es Tom noch mit in die Kabine und wartete davor... mit wachsender Spannung.
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