~Bill~

Oh wow... Tom sah aus, als wäre er aus einer Calvin Klein Werbung entsprungen... nur mit Klamotten irgendwie. "Lächeln, Schatz," spielte ich amüsiert die Braut. Sein gequältes Gesicht sprach Bände. "Das ist perfekt," entschied ich. "Glaubst du, du hälst das die nächsten Stunden durch?" kicherte ich, tatsächlich nur scheinbar besorgt.

~Bill~

"Das solltest du mal für ein Covershooting anziehen," fand ich. "Hast du überhaupt schon mal in den Spiegel geschaut?" Das musste ich ihn fragen. Verdammt... Tom sah sowas von geil aus. Ich konnte kaum meinen Blick von ihm lösen... musste ich auch zum Glück nicht. Tom trat vor einen Spiegel und ich stellte mich neben ihn, um mit hineinzuschauen... und sah uns das erste Mal als Braut und Bräutigam. "Was für ein hübsches Paar," kicherte ich über uns. Fehlte nur noch die Kutsche, Marilyn Monroe und eine Kapelle. Ich fragte die Verkäuferin, wo wir das alles organisieren konnten. Sie erzählte uns, dass sie das für ein Aufgeld alles vom Laden aus für uns erledigen könnte... genial. Etwa eine viertel Stunde später standen wir vor dem Eingang und warteten auf die Kutsche, die uns abholen sollte. "Hörst du auch schon Hufgetrappel?" fragte ich Tom, um zu checken, ob ich akkustische Halluzinationen hatte, oder ob da tatsächlich gleich unser Mietgefährt um die Ecke kommen würde.

~Bill~

"Nur zu gern," stieg ich schmunzelnd mit in das Spiel ein und hob, inklusive der Rose in der Hand, einen Teil meines Kleides an, um überhaupt auf die Stufe zu kommen. Herrje... waren Kleider aufwendig in der Handhabung. Ich war froh, als ich unbeschadet auf den Sitz plumste, und kaum dass Tom neben mir saß, ließ der Kutscher die Pferde auch schon loslaufen. Die Menschen guckten von den Bürgersteigen aus auf uns... und ich kam mir vor wie eine Königin... nur blöde Gesichter blieben irgendwie aus. "Ich glaube, von denen checkt niemand, dass ich keine Frau bin," wusste ich nicht, ob ich das amüsant oder ärgerlich finden sollte.

~Bill~

"Dir hätte mein Kleid auch ohne Abstecken gepasst," stellte ich mir Tom in der Brautrolle vor und musste schon wieder grinsen. "Aber mir steht es natürlich besser," richtete ich mich direkt noch mal mit meinem Oberkörper auf. Er hatte ja Recht. Mich hielten die Menschen ja schon in meinen normalen Klamotten oft genug für eine Frau. Wie konnte ich erwarten, dass wir in unserer Aufmachung irgendjemanden schocken konnten? Und plötzlich fühlte ich mich so... so frei inmitten von vielen Menschen. "Das ist die perfekte Verkleidung," fiel mir mit Erstaunen auf. "So erkennt uns tatsächlich niemand, weil uns echt niemand so erwartet." Diese Erkenntnis fühlte sich geil an.

~Bill~

"Ja... was immer wir wollen... hach," stieg ich ins Schwärmen mit ein. "Wir machen bereits, was wir wollen," kam mir dann in den Kopf. Herrlich. Alles war herrlich. Einfach herrlich. "Hier nach Vegas zu kommen, war die beste Idee, die du jemals hattest," strahlte ich meinen Bruder an... dabei war mir erst gar nicht danach, für nur ein paar Tage wieder durch die Gegend zu fliegen. Wie gut, dass Tom mich überzeugt hatte. Die Kutsche hielt plötzlich, und erst jetzt fiel mir diese kleine... äh... Kapelle passte irgendwie nicht so gut... das Gebäude hatte eher etwas Orientalisches... so mit weißen, abgerundeten Türmchen... jedenfalls fiel mir dieses wunderschöne Ding erst jetzt auf. Jetzt ging es wirklich los. Wie auf Knopfdruck, war ich plötzlich irgendwie ganz schön aufgeregt.

~Bill~

Wieder musste ich mein Kleid anheben, um aussteigen zu können. So langsam fand ich diese Prozedur irgendwie gut. Ich fühlte mich immer wohler in meiner Rolle als Frau, und Tom machte einen auf Gentleman, als hätte er dafür die ganzen Preise abgeräumt, die sich bei uns zu Hause stapelten. "Das hier ist doch Spaß," ging ich auf seinen Satz ein. "Ernst wird es erst, wenn die Hochzeitsnacht anfängt," zog ich grinsend eine Augenbraue hoch und musste sofort loslachen, als Tom mich daraufhin mit einem völlig verpeilten Gesichtsausdruck ansah. "Haha... komm," zog ich ihn einfach mit mir.
Bevor wir in den eigentlichen Raum der Trauung kamen, mussten wir den Leuten dort erstmal erklären, dass wir nicht wirklich heiraten wollten und nach einigen, kleineren Verständigungsschwierigkeiten hatten wir dann glücklicherweise alles geregelt, und wir wurden zu der schön geschwungenen Tür geleitet. Mein Herz klopfte ganz schön stark, als sie sich öffnete und ich hakte mich bei Tom ein. Ich konnte fühlen, wie aufgeregt auch er war. Der Raum, den wir betraten, war total kitschig... und irgendwie wunderschön... und als ich entdeckte, dass Marilyn Monroe bereits auf uns wartete, musste ich mich zusammenreißen, nicht laut loszulachen. Das war so skuril, dass ich mir vorkam, als würden wir gerade unseren eigenen Trashfilm drehen... nur irgendwie ohne Kameras... sehr schräg... genau nach meinem Geschmack. Ich war echt bemüht, mein Dauergrinsen aus meinem Gesicht zu bekommen.

~Bill~

"Die brauchen wir erst später, glaube ich." Warum ich flüsterte, wusste ich nicht, doch mir blieb auch gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Marylin fing jetzt an zu sprechen, und ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Ich hatte eigentlich so eine sexy Stimme erwartet, stattdessen klang sie eher wie David... so fiepsig und stimmbrüchig. Es war schon spürbar, dass Marylin ihren vorgefassten Text schon oft gesagt hatte, aber sie gab sich Mühe und über den Inhalt ihrer Worte gab es wirklich nichts zu meckern. Es ging eben um Liebe... mein absolutes Lieblingsthema... und selbst, wenn Tom und ich kein Liebespaar waren, so traf doch jeder der Sätze, den sie sagte, auch auf uns zu, und je länger sie sprach, desto zauberhafter fand ich diese Zeremonie, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie uns sagte, dass es jetzt Zeit für die Ehegelübde wäre. Ein wenig geschockt sah ich erst Marylin und dann Tom an. Ehegelübde... sowas gab es hier ja auch. Daran hatte ich gar nicht gedacht. "Ich... ähm... ja", fiel mir versehentlich aus meinem Mund, doch dann fand ich die Idee gar nicht so schlecht. "Okay... ich fang an", entschied ich, nahm Toms Hand und lächelte ihn an. "Also... äh... ich verspreche dir, dass ich immer in deiner Nähe sein werde, und dass ich dich..." Das Räuspern von Marylin lenkte mich ab und sie machte mir ein Zeichen mit den Händen. "Ach so... ich brauche den Ring, Tom," deutete ich ihre Zeichensprache, und nachdem er ihn mir gegeben hatte, setzte ich mein Gelübde fort. "Ich verspreche dir, immer für dich da zu sein und dich zu achten. Du bist mein Zwilling... das Allerbeste in meinem Leben. Ohne dich wäre ich unvollständig. Ich liebe dich, Tom", sagte ich es so, wie ich es tatsächlich empfand und schob ihm den Ring auf seinen Finger. Vorher hätte ich noch gedacht, dass ich gerade diesen Moment witzig finden würde, doch jetzt war es gar nicht so. Es war ernst, so wie Tom es vorhin noch an der Kutsche gesagt hatte. Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Es war nicht nur ernst... es war magisch... so wie unsere Verbindung zueinander... und ich konnte in Toms Augen sehen, dass er das genau so empfand.