~Jan~

Atemlos und für den Moment am Ende all meiner Kräfte legte ich den Kopf gegen seine Schulter. Meine Augen waren geschlossen und mein Herz war voller Wärme, während mein Körper und mein Geist noch in den Gefühlen hingen und ich nur langsam zurück fand aus dieser bunten Welt der Hochgefühle. „Schön, dass du da bist“, flüsterte ich grinsend gegen seine Haut, so als hätte ich jetzt erst bemerkt, dass er hier war.

~ Bill ~

Ich fühlte mich, als hätte ich mir kleine bunte Glückspillen eingeworfen, ich merkte sogar nur nebenbei, dass mein Hals schmerzte und mir alle Knochen weh taten, und musste jetzt erst Recht grinsen, als seine leisen Worte zu mir durchdrangen. Mühsam drehte ich mich halb in seinen Armen um und zwang ihn so, den Kopf zu heben. "Find ich auch", erwiderte ich mit krächzender Stimme, und realisierte gleichzeitig, dass ich ihn vorhin nichtmal begrüßt hatte. "Hi", holte ich das jetzt leise glucksend nach. Ich verhielt mich schon wieder ziemlich bescheuert, aber nicht einmal das störte mich im Moment.

~Jan~

Jetzt, wo sein Gesicht meinem so nahe war, grinste ich ihn ganz offen an. Das hatte schon etwas göttliches, so wundervoll, mit einem so spontanen Fick, war ich wohl noch niemandem begegnet. „Ich glaube du hast dich an meiner Wand verewigt“, konnte mich nicht einmal das schocken auch wenn ich vergeblich versuchte meiner Stimme einen gewissen Ernst zu verleihen.

~ Bill ~

Nicht einmal diese Tatsache war mir jetzt noch peinlich. Dafür war ich einfach schon viel zu weit gegangen, und außerdem hörte er sich so gar nicht vorwurfsvoll an, eher so, als müsse er sich das Lachen verbeißen. Und überhaupt war er ja nicht ganz unschuldig daran... immerhin hatte er mich ja... egal. "Dann hast du ja ne nette Erinnerung an mich", bemerkte ich dreist. "Und jetzt will ich in dein Bett", setzte ich gleich noch eins drauf. So schön es in seinen Armen auch war, jetzt beruhigte sich so langsam mein Herzschlag und ich begann mit dem Zurückkehren in das Hier und Jetzt zu realisieren, wie unbequem meine Haltung war.

~Jan~

„So, so…in mein Bett also…“, grinste ich und fand ihn einfach nur süß in diesem Augenblick, wie er da stand und mich ansah. Die Art wie er sprach…irgendwie hatte es etwas von einem trotzigen Kind und er wirkte gleichzeitig überheblich und zerbrechlich. Und kindlich war er in Wahrheit bei Leibe nicht rückte ich mir das eben erlebte ins Gedächtnis, während ich ihn frei ließ und schmunzelnd Platz machte. „Du kennst ja den Weg“, sagte ich grinsend und suchte meine Klamotten zusammen…halt, Moment mal…stutzte ich. „Heißt das du schläfst heute Nacht hier…hier bei mir?“

~ Bill ~

Mitten in der Bewegung hielt ich inne und suchte seinen Blick. Ich kannte ihn einfach noch nicht lange und vor allem nicht gut genug, um einschätzen zu können, ob seine Frage jetzt freudig, entsetzt oder vielleicht doch nur überrascht geklungen hatte. Und irgendwie hatte ich ihn ja auch ein bisschen überfallen mit meinem Besuch... "Wenn du nichts dagegen hast", sagte ich vorsichtig. Im Moment konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als neben ihm einzuschlafen.

~Jan~

„Machst du Witze?“, machte ich den Schritt auf ihn zu, der uns trennte und zog sein Gesicht mit meiner Hand in seinem Nacken dicht an meines heran. „Ich hab mir schon an unserem letzten Abend nichts mehr gewünscht, als dass du hier bleiben würdest“, gab es in diesem Augenblick einfach gar keine Frage, die Ehrlichkeit platzte einfach nur so aus mir heraus und ich war auch völlig damit einverstanden. Obwohl auch für einen Sekundenbruchteil der Gedanke in mir auftauchte, dass ich ein wundervolles Spiel daraus hätte machen können, doch ich schob die kleine Trauer über das Verpasste schnell weit von mir weg, schließlich hatte ich es eh nicht steuern können und jetzt war es zu spät. Stattdessen lächelte ich ein Lächeln, das meine Gefühle zeigte und flüsterte gegen seine Lippen. „Ich freu mich wahnsinnig dass du die Nacht bei mir verbringen willst und der Gedanke morgen früh neben dir aufzuwachen…er ist wunderschön“, waren die letzten Worte nur noch ein Hauch, bevor meine Lippen seine berührten.

~ Bill ~

Es war fast zu viel an Gefühl, was jetzt auf mich einströmte, doch obwohl ich seinen Worten glaubte, und obwohl es mir genau so ging, jetzt wieder halbwegs bei Verstand piesackten mich trotzdem diverse Fragen, zum Beispiel, warum er sich dann nicht einfach früher gemeldet hatte, bis mir wieder einfiel, dass ich mich selbst nicht anders verhalten hatte. Irgendwie wollte ich das geklärt haben, und noch so einiges mehr, und ich konnte mich nicht wirklich auf den Kuss einlassen, mit dem er mich schon wieder halb eingelullt hatte.

~Jan~

Irgendetwas war hier nicht so, wie es hätte sein sollen, beziehungsweise wie ich es mir gewünscht hätte. Ich wusste nicht genau warum, aber der Wunsch in mir das Leben gerade um nur ein paar Sekunden vorspulen zu können, wie in einem Film, war groß. Irgendwie war mir bange davor, dass gleich wenn ich diesen Kuss beenden würde, weil er sich so anfühlte als gehöre er nicht hier her…nicht in diesen Augenblick, dass dann eine peinliche, unangenehme Stille entstehen würde. Mir war nichts peinlich und doch glaubte ich in diesem Moment vielleicht doch lieber nicht das gesagt zu haben, was ich so ehrlich von mir gegeben hatte. Ich war ein Spieler und spielen hätte deutlich mehr zu mir gepasst. „Willst du ein Bier?“, fragte ich um in irgendetwas zu flüchten, was in diesem Fall dann die Küche war, in die ich mich bereits begeben hatte, bevor für ihn weder die Möglichkeit einer Antwort noch die eines Blickes gewesen war…zumindest nicht in meine Augen. Sie hätten meine Unsicherheit verraten, da bin ich mir sicher.

~ Bill ~

Was war das denn jetzt? Ich ließ meine Klamotten unbeachtet liegen wo sie waren und stolzierte ihm nackt wie ich war hinterher. Mich einfach so hier stehen lassen nach dieser absurden Frage... das verwirrte, ärgerte und amüsierte mich gleichermaßen. Vielleicht war er genau so durcheinander wie ich, ich hatte keine Ahnung, aber ich würde es herausfinden. Als ich die Küche betrat, sah ich ihn fahrig im Kühlschrank herumwühlen, und irgendwie rührte sein Anblick etwas tief in mir an... ich konnte es selbst nicht erklären, aber ich handelte einfach, wie es mein Bauchgefühl in diesem Moment verlangte. "Hey", sprach ich ihn leise, aber mit fester Stimme an, und er wirkte überhaupt nicht erschrocken, sondern klappte tatsächlich die Kühlschranktür zu und drehte sich zu mir um. "Wollten wir nicht ins Bett gehen?", fragte ich als erstes, bevor ich den Blick in seine Augen suchte.

~Jan~

Die paar Sekunden, die ich mir Vorsprung verschafft hatte und genutzt meine Sinne wieder auf den Boden zu bringen, hatten mir genügend Festigkeit gegeben um ihn jetzt zumindest wieder ohne Scheu ansehen zu können. „Doch, klar“, versicherte ich ihm, aber meine Stimme klang erschreckend heiser, so dass ich mich räusperte bevor ich weiter sprach. „Ich hab nur schrecklichen Durst und wollte uns ein Bier mitnehmen…willst du keins?“

~ Bill ~

Kritisch musterte ich sein Gesicht auf der Such nach irgendwelchen Anzeichen, ob ich ihn vielleicht doch lieber alleine lassen sollte, aber entschied mich spontan dagegen. Ich würde das jetzt durchziehen, was auch immer ich eigentlich durchziehen wollte, so richtig schlau wurde ich gerade nicht mal aus mir selbst. "Nein danke", erwiderte ich langsam, griff mir aber dafür die Wasserflasche, die ich neben ihm auf der Küchenzeile fand und leerte den halben Inhalt in einem Zug. "Ich hätte jetzt lieber ne Zigarette", hatte ich sofort ein neues Bedürfnis. Mit meinen Fragen würde ich ihn erst überfallen, wenn ich getestet hatte, ob sein Bett auch meinen Ansprüchen genügen konnte.

~Jan~

Spätestens in diesem Moment war ich wieder ich selbst und bevor ich auf ihn und seine indirekte Bitte einging, vollendete ich meinen Plan und nahm mir ein kaltes Bier. Erst als ich es geöffnet hatte und den schlimmsten Durst mit einem Zug gelöscht, griff ich zu meiner Zigarettenschachtel und hielt sie ihm hin, während ich mich nackt auf einem Stuhl niederließ auf dem ich zuvor meine Klamotten geworfen hatte. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Hälfte davon bereits auf den Boden gefallen war, ich hatte nicht wirklich auf Sorgfalt geachtet, als ich Hals über Kopf den Raum betreten hatte. Egal, ich kümmerte mich auch jetzt nicht drum, stattdessen sah ich lieber zu, wie Bill die Zigarette in der Flamme anzündete, die ich ihm mit meinem Feuerzeug entgegen hielt. Gott, er war wirklich wunderschön…viel zu schön. Unglaublich.

~ Bill ~

Einen Augenblick bestaunte ich gedankenverloren und schmunzelnd das Klamottenchaos, was er veranstaltet hatte und fragte mich, ob es noch jemanden gab, dem solche Dinge so egal waren wie mir. Einerseits war mir so wichtig, wie ich aussah, andererseits war ich zu faul, dann auch entsprechend mit meinen Sachen umzugehen. Irgendwann schüttelte ich den Kopf über meine absurden Gedanken und kehrte wenigstens ein Stück weit in die Realität zurück. Wahrscheinlich hatte ich doch zu viel getrunken vorhin... oder Jan hatte einen Teil meines Verstandes eben im Flur unwiderbringlich ausgelöscht... jetzt dachte ich schon wieder so bekloppte Sachen. Fahrig nahm ich einen weiteren tiefen Zug der Zigarette und begegnete seinem Blick, der so intensiv war, dass meine Knie sich urplötzlich wie Gummi anfühlten. "Was?", fragte ich, eigentlich nur, um überhaupt irgendwas zu sagen, aber ich klang viel herausfordernder, als ich beabsichtigt hatte.

~Jan~

„Nichts“, begann ich zu lachen, er klang irgendwie herrlich empört und obwohl er mich aus einer tiefen Bewunderung vermischt mit einem Tagtraum gerissen hatte, fühlte ich mich doch auch hier in der Realität ziemlich wohl. Wie könnte es auch besser sein, ein kaltes Bier, eine Zigarette, die ich mir in diesem Augenblick aus der Schachtel nahm und ebenfalls anzündete, himmlische Ruhe um mich herum ja und…einen Engel vor mir…nackt, wie Gott ihn schuf, wohl bemerkt. Obwohl war Gott in der Lage so ein Wesen zu schaffen?...schweiften meine Gedanken bereits wieder gefährlich in Traumebenen und ich zwang mich nicht weiter zu denken. „Was sollte denn sein? Magst du es nicht, wenn ich dich anseh, Bill?“ Ich fand sein Name klang wundervoll aus meinem Mund und ich hätte ihn am liebsten tausendmal wiederholt.