~Bill~

Er sagte, dass er traurig war, doch was ich auch mitbekam war, dass er wütend schaute. Wütend? Hatte ich ihm etwas damit angetan, dass ich verletzt war? War ich derjenige, der auf seinen Gefühlen rumgetrampelt war, oder wie? "Sag mir, was ich hätte denken sollen, Tom... sags mir," forderte ich aufgewühlt. Ich fragte mich, wofür er sich entschuldigt hatte. Etwa dafür, dass ich in seinen Augen so falsch dachte? Ich konnte nicht verstehen, warum er mich mit meinen Gefühlen nicht verstand. Waren die etwa so irreal? Durfte ich mich nicht verletzt fühlen, wenn er auf Kosten meiner Gefühle seinen sogenannten Spaß machte? Spaß... pfff. Hatte er gelacht über seinen Spaß? Hatte ich gelacht? Wo bitte war denn da der Spaß? Die ersten Male, als er mir erklärt hatte, dass er es nicht gut fand, dass ich mir den Typen nicht klar gemacht hatte, hatte er mich schmollend angesehen und selbst sein Tonfall war enttäuscht dabei. Was für ein Spaß, oder? Und selbst das hätte ich mühelos wegstecken können... aber als er einfach nicht aufgehört hatte, tat es mir einfach nur weh... wie wenn... "Wenn mir jemand auf den Arm boxt, dann kann ich es als freundschaftliches Ärgern verstehen. Wenn er das direkt danach noch mal macht, dann auch... aber wenn er nicht aufhört mir immer auf die selbe Stelle zu schlagen, dann tut es irgendwann weh," sagte ich, keine Ahnung habend, ob Tom checken würde, was ich ihm damit zu erklären versuchte. Ich fühlte mich unverstanden und konnte auch Tom nicht verstehen. Das tat weh.

~Vivian~

Plötzlich fing mein Gegenüber an zu lachen und verwirrte mich damit noch mehr. "Ja... das ist sogar total verboten," lachte er laut und mir fiel auf, dass er ja recht hatte. Ich brachte nur ein etwas verlegenes Grinsen zustande. "Ich bin Tekin," streckte er mir plötzlich seine Hand entgegen, die ich automatisch ergriff... uff... fester Händedruck. "Herzlich Willkommen im Team," grinste er. "Vivian," reagierte ich ebenso automatisch, wie meine eingequetschte Hand es gerade getan hatte und ich rieb sie mit meiner anderen Hand, als er sie wieder los ließ. "Mir scheint, mit dir kann man Spaß haben," kicherte er immer noch. "Komm, lass uns loslegen. Die ersten Gäste kommen bald," nahm er mich mit und kurze Zeit später war ich damit beschäftigt, die Theken mit fehlenden Flaschen zu befüllen... und dann kam auch schon der erste Schwung des feierlustigen Volkes, das ich zu bedienen hatte.

~Bill~

Ich gab dem Kellner ein großzügiges Trinkgeld, als ich bezahlte... so als Wiedergutmachung. Erst, als wir wieder auf der Straße waren, reagierte ich auf das, was Tom noch im Restaurant gesagt hatte. "Du hast gesagt, dass du nicht verstehst, was mich verletzt. Vielleicht fehlt mir der Humor... aber ich konnte einfach nichts Lustiges in deinem Schmollen entdecken. Lustig war es, als wir auf dem Weg hierher waren... du hast gesagt, dass du mich da auch schon provoziert hast... äh... womit hast du mich denn da provoziert? Das check ich ehrlich gesagt nicht... aber die Situation mit dem Typen... du hast einfach nicht aufgehört, darauf rumzupochen... so lange, bis ich das Gefühl bekam, dass du es mir noch den Rest des Tages vorwerfen würdest, dass ich nicht das getan habe, was du dir gewünscht hast. Ich fühlte mich, als würdest du es mir übel nehmen, dass ich nicht wollte. Es tut mir leid... aber ich konnte den Spaß an dem Spielchen einfach nicht sehen. Was ist der Spaß daran, Tom?" Ich fand es schrecklich, dass wir uns nicht verstanden und ich wollte wirklich gern verstehen, was Tom darin gesehen hatte.

~Bill~

Tom wurde so schnell, dass ich das Gefühl bekam, er wäre am Liebsten vor mir weggelaufen. Nichts war mehr übrig von dem Strahlen, das er den Nachmittag über gehabt hatte. Ich glaubte ihm, dass er nicht vor hatte mir weh zu tun, auch wenn ich den Witz an seinem Spielchen immer noch nicht verstand... aber war denn das so wichtig? Musste ich etwa alles verstehen? Ich wusste, dass ich ihn liebte... so sehr... und ich wollte nicht, dass weiterhin diese Stimmung zwischen uns herrschte. Ich hielt ihn an einem Arm fest und zwang ihn so stehenzubleiben. "Ich weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Ich weiß, dass du mir nicht weh tun wolltest und ich will nicht, dass du dich jetzt so schlecht fühlst, Engel. Wir sind so unterschiedlich und ich bin so unerfahren, was Beziehungen angeht. Bestimmt verstehe ich noch oft irgendetwas falsch und reagiere dann unangemessen. Ich bin alles andere als einfach... das ist mir ja klar." Ich musste seufzen. "Ich liebe dich, Tom und ich wünschte, ich hätte jetzt eine Idee, wie ich dich wieder zum Lächeln bringen könnte."

~Bill~

Seine Augen waren so... ich konnte es nicht richtig deuten... als wäre Leben aus ihnen herausgeflossen. Es tat weh, ihn so zu sehen. Mir fehlte wirklich jegliche Idee, wie ich sie wieder mit Leben füllen sollte und so tat ich nur das, was mein Gefühl mir sagte. Ich nahm ihn in den Arm... liebevoll... und ließ ihn einfach nicht wieder los.

~Bill~

Arm in Arm liefen wir zurück zum Hotel, doch wir sprachen kein Wort. Auch wenn ich seine körperliche Nähe spürte, hatte ich das Gefühl, dass er sich sehr zurückgezogen hatte und ich machte mir ernsthafte Sorgen. Hatte ich ihn jetzt vollkommen verschreckt? Ich begriff nicht, was an der Situation jetzt bei ihm so tief ging, dass er so zu machte und mit jedem Schritt wuchs in mir die Angst, dass er sich nicht wieder öffnen würde. "Hab ich jetzt irgendetwas kaputt gemacht zwischen uns?" fragte ich leise, als die Hotelzimmertür hinter uns zu war und hatte Angst vor der Antwort.

~Bill~

Ich war erleichtert über Toms Antwort und mit seiner Erklärung konnte ich gleich viel besser damit umgehen, dass er so zurückgezogen war. "Das ist gut, dass du das sagst. Dann weiß ich jedenfalls, was los ist, wenn wir noch mal in so eine Situation kommen und bitte mach dich nicht dafür fertig. Du hast mir doch nichts angetan. Es war ein Missverständnis," sagte ich und zog dabei vorsichtig Toms Cap und das Tuch von seinem Kopf und löste das Band aus seinem Haar. "Wir fangen gerade erst an, uns kennenzulernen. Wir haben beide so viel emotionales Gepäck mitgebracht... ich denke, da brauchen wir eine Weile, um herauszufinden, wie wir ticken und wie wir damit umgehen sollen... aber weißt du was? Ich glaube an uns, auch wenn es Momente gibt, in denen ich unsicher bin... so wie eben." Ich fuhr zärtlich mit meinen Fingern durch Toms Haar, während ich sprach. Für mich war schon alles wieder gut... und jetzt wusste ich, dass es für Tom nur etwas länger dauerte, seine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Das war völlig in Ordnung für mich und in mir herrschte gerade nur diese Zärtlichkeit für meinen sensiblen Engel. "Du bist mein Engel, Engel."